Lade Inhalt...

Personalbeschaffung in KMU vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung: Die Gewinnung von Fach- und Führungskräften durch einen Nachwuchsführungskräfte-Pool

©2012 Bachelorarbeit 63 Seiten

Zusammenfassung

Unsere Gesellschaft altert: immer weniger Kinder werden geboren und gleichzeitig werden wir immer älter - eine unumkehrbare Entwicklung! Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft, sondern auch einen gravierenden Einfluss auf die zukünftige Personalarbeit in Unternehmen.
Heutzutage gehören der demografische Wandel und der Fachkräftemangel zu den wichtigsten Themen in der Personalbeschaffung des deutschen Mittelstandes. Die Unternehmen stehen vor diesem Hintergrund vor der Herausforderung geeignete Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen. Durch die demografische Entwicklung verschärft sich die Situation zunehmend. Viele Unternehmen unterschätzen jedoch den Handlungsbedarf und haben noch immer keine geeigneten Strategien, um High-Potentials zu akquirieren. Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wird zukünftig zunehmend über die Verfügbarkeit ausreichend qualifizierten Personals definiert werden. Personalpolitische Herausforderungen bestehen darin, Mitarbeiter zu rekrutieren und langfristig an das Unternehmen zu binden. Auch der Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente gerät immer mehr in den Fokus der Betrachtungen.
In diesem Buch wird der Handlungsbedarf erläutert, der durch die demografische Entwicklung entsteht. Hierbei werden die Herausforderungen für Unternehmen dargestellt. Des Weiteren werden der Personalbeschaffungsprozess sowie die Strategien und Instrumente betrachtet. Die externe Personalbeschaffung in KMU tritt dabei besonders in den Fokus der Betrachtung.
Ziel des Buches ist es, die Dringlichkeit der Personalbeschaffung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, insbesondere für KMU, zu veranschaulichen. Außerdem wird überprüft, ob ein Nachwuchsführungskräfte-Pool in Kooperation mit Hochschulen eine geeignete Möglichkeit für KMU wäre, um zukünftig entsprechende Nachwuchsführungskräfte für das Unternehmen zu akquirieren. Das Buch eignet sich daher für interessierte Studenten sowie Personalverantwortliche und Unternehmen, die sich einen umfassenden und gut verständlichen Überblick über diese Thematik verschaffen möchten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


II Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland, West- und
Ostdeutschland,1960-2010.
... 5
Fehler! Textmarke nicht d
Abb. 2:
Wanderung zwischen Deutschland und dem Ausland.
... 7
Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abb. 3:
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 1910-1950.
... 10
Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abb. 4:
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 2008-2060.
... 10
Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abb. 5:
Bevölkerung nach Altersgruppen.
... 11
Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abb. 6:
Hauptaufgaben der Personalwirtschaft.
... 18
Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abb. 7:
Methoden und Maßnahmen der Personalbeschaffung
... 19
Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abb. 8:
Strategien der Personalbeschaffung.
... 22
Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abb. 9:
Prozess der Personalbeschaffung.
... 24
Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abb. 10: Umsetzung Nachwuchsführungskräfte-Pool.
... 38
Fehler! Textmarke
nicht definiert.
Abb. 11: Möglichkeiten der Förderung während des Studiums.
... 44
Fehler!
Textmarke nicht definiert.

III Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Definition von Unternehmensgrößen. ... 31
1
Tab. 2: Vor- u. Nachteile bei der Teilnahmen
am Nachwuchsführungskräfte- Pool für KMU. ... 45
1

1
1
Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
Im Jahr 2012 zählen der Demografische Wandel und der Fachkräftemangel zu den
Top-Themen in der Personalbeschaffung des deutschen Mittelstandes.
Die Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung geeignete
Nachwuchskräfte zu akquirieren, da sich die Situation durch den Demografischen
Wandel weiter verschärfen wird.
1
,,1,3 Millionen Fachjobs sind monatelang unbesetzt." (WELT)
2
,,Deutschland: Wir werden immer weniger." (FOCUS)
3
,,Gute Mitarbeiter werden ,,händeringend gesucht"". (FOCUS)
4
,,Demographie: Alarmierende Zahlen, die wir gerne verdrängen." (FOCUS)
5
,,Personal verzweifelt gesucht." (FAZ)
6
Obwohl der Handlungsbedarf anhand dieser Schlagzeilen nicht abgestritten wer-
den kann, erkennen viele Unternehmen noch immer nicht die Dringlichkeit zum
Handeln.
7
Unsere Gesellschaft altert: es werden immer weniger Kinder geboren
und gleichzeitig werden wir immer älter ­ eine unumkehrbare Entwicklung!
Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesellschafft und Wirtschaft, sondern
auch einen gravierenden Einfluss auf die zukünftige Personalarbeit in Unterneh-
men, Organisationen, sowie in den Verwaltungen und Betrieben des öffentlichen
Dienstes.
Die Wettbewerbsfähigkeit in Unternehmen wird zukünftig nicht nur über das
Preis-Leistungs-Verhältnis und innovative Produkte, sondern immer öfter über die
Verfügbarkeit ausreichend qualifizierten Personals definiert werden. Viele Unter-
1
Vgl. Recruiting Trends im Mittelstand 2012, S.4.
2
welt.de 2012.
3
focus.de 2011a.
4
focus.de 2011b.
5
focus.de 2012.
6
faz.net 2012.
7
Vgl. pt-magazin.de 2012.

2
nehmen, dazu zählen insbesondere die kleinen- und mittelständischen Unterneh-
men (KMU), haben den bereits vorherrschenden Handlungsbedarf noch nicht er-
kannt. Zwischen der Konzeption personalpolitischer Maßnahmen bis zum Einritt
einer nachhaltigen Wirkung vergehen meist mehrere Jahre. Seit dem Jahr 2010
sind Verknappungsprobleme bei qualifizierten Fachkräften zu verzeichnen.
Heute besteht die personalpolitische Herausforderung daher nicht mehr in der Per-
sonalreduzierung, sondern in der Beschaffung und Bindung von Mitarbeitern, so-
wie dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis hin zum Eintritt in die Rente.
8
Laut der empirischen Untersuchung ,,Recruiting Trends im Mittelstand 2012",
wollen 91,2 % der befragten 1.000 mittelständischen Unternehmen im kommenden
Jahr neue Mitarbeiter einstellen, halten jedoch jede zweite Vakanz für nur schwer
oder gar nicht besetzbar.
9
Vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels erlangt das Personalmanage-
ment, und damit insbesondere die Personalbeschaffung in den Unternehmen, eine
immer größere Bedeutung. Die Mitarbeiter stellen zunehmend einen strategischen
Erfolgsfaktor dar. Wollen sich KMU zukünftig gegenüber Großunternehmen be-
haupten, müssen diese die Qualifikationen der Mitarbeiter schnellstmöglich an die
sich ändernden Anforderungen anpassen. Gleichzeitig müssen rechtzeitig geeigne-
te Maßnahmen zur Personalbeschaffung eingeleitet werden, um das für KMU cha-
rakteristische Ausbleiben von qualifizierten Bewerbungen, sowie das Fehlen von
Fach- und Führungskräften ausgleichen zu können.
10
8
Vgl. Flato / Reinbold-Scheible 2008, S.7.
9
Vgl. Recruiting Trends im Mittelstand 2012 , S.3f.
10
Vgl. Claaßen 2008, S.4.

3
Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist es daher, die Dringlichkeit der
Thematik der Personalbeschaffung vor dem Hintergrund des Demografischen
Wandels, insbesondere für KMU, zu veranschaulichen. Außerdem soll überprüft
werden, ob ein Nachwuchsführungskräfte-Pool in Kooperation mit Hochschulen
eine geeignete Möglichkeit für KMU ist, zukünftig entsprechende Nachwuchsfüh-
rungskräfte für das Unternehmen zu akquirieren.
Dazu sollen im ersten Teil der Arbeit der Demografische Wandel, Einflussfaktoren
und daraus resultierende Herausforderungen für Unternehmen dargestellt werden.
Daran anschließend wird im dritten Kapitel die Personalbeschaffung in Unterneh-
men mit ihren Zielen, Aufgaben und Methoden erläutert. Danach wird auf die
möglichen Strategien zur Beschaffung eingegangen, bevor der Prozess der Perso-
nalbeschaffung eingehend erläutert wird. Abschließend werden speziell die Bedeu-
tung der externen Personalbeschaffung und die Herausforderungen bei der Perso-
nalbeschaffung in KMU dargestellt.
Im vierten Kapitel findet das Konzept des Nachwuchsführungskräfte-Pools Be-
trachtung. Hierbei wird zunächst die Idee vorgestellt, bevor die genaue Umsetzung
und Vorgehensweise erläutert wird. Es werden spezifische Möglichkeiten der Zu-
sammenarbeit zwischen KMU und Studenten, sowie die Möglichkeiten der Förde-
rung der Studenten während des Studiums betrachtet. Danach wird eine Bewertung
des Konzepts mit möglichen Vor- und Nachteilen für KMU vorgenommen.
Im Schlussteil werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Aus-
blick gegeben.

4
2 Demografischer
Wandel
Der Begriff Demografie im engeren Sinn stammt aus dem Altgriechischen und be-
deutet so viel wie ,,Volk" (Demos) ,,beschreiben" (graphein). Unter der Bevölke-
rung versteht man die Gesamtheit der Menschen, die zu einem bestimmten Zeit-
punkt in einem Gebiet leben. Mittels Zahlen und Kennziffern soll dargestellt wer-
den, wie sich diese numerisch und strukturell (z. B. Alter, Geschlecht, Nationalität
oder Kinderzahl) durch demografische Ereignisse (z. B. Geburt, Tod, Umzug) ver-
ändert.
11
Der Demografische Wandel bezeichnet die Veränderung der Zusammensetzung
von Größe und Struktur einer Bevölkerung. Er wird von den Faktoren Geburtenra-
te, Lebenserwartung und Wanderungssaldo beeinflusst.
12
Dabei ist dem Begriff
grundsätzlich keine positive oder negative Wertung zu entnehmen, da die Verän-
derung in der Zusammensetzung der Bevölkerung sowohl eine Zunahme als auch
Abnahme dieser bedeuten kann.
In diesem Kapitel sollen zunächst die Einflussfaktoren des Demografischen Wan-
dels, sowie die jeweiligen Auswirkungen auf die Bundesrepublik Deutschland
(BRD) erläutert werden. Anschließend wird auf die Entwicklung der Bevölke-
rungsstruktur in der BRD bis zum Jahr 2060 eingegangen. Zum Schluss des Kapi-
tels sollen die daraus resultierenden Herausforderungen für Unternehmen darge-
stellt werden.
11
Vgl. Günther 2010, S.4.
12
Vgl. Ebenda, S.4.

5
2.1 Einflussfaktoren
Die Veränderung der Bevölkerungsentwicklung
13
wird im Wesentlichen von den
drei Determinanten Fertilität (Geburtenhäufigkeit), Mortalität (Sterblichkeit) und
Migration (Wanderung) bestimmt.
Unter Fertilität ist die Geburtenhäufigkeit
14
zu verstehen. Sie umfasst die Anzahl
der Lebendgeburten und wird durch kulturelle, soziale, wirtschaftliche, sowie ge-
sundheitliche Faktoren beeinflusst.
15
Abbildung 1:
Zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland,
West- und Ostdeutschland, 1960-2010.
16
In Deutschland ist ein Sinken der Geburtenrate bereits seit Ende der 60er-Jahre zu
beobachten. Nach 1975 stieg die Geburtenhäufigkeit vorübergehend an, bevor
nach der deutschen Wiedervereinigung in den neuen Ländern zunächst wieder ein
Geburtentief entstand. Ab Mitte der 1990er-Jahre konnte dieses Tief wieder abge-
13
Eine Veränderung der Bevölkerungszahl ergibt sich aus der Summe des Wanderungssaldo sowie
des Geburten-oder Sterbeüberschusses.
14
In der Literatur oft auch als Geburtenrate beschrieben.
15
Vgl. Günther 2010, S.7.
16
Darstellung in Anlehnung an BMI 2012, S.14.

6
baut werden. Im Jahr 2010 ist eine Geburtenhäufigkeit von 1,39 in den früheren
Bundesgebieten, sowie 1,43 in den neuen Ländern zu verzeichnen. Im internatio-
nalen Vergleich gehört Deutschland seit 1980 zu den Ländern mit einer sehr nied-
rigen Geburtenrate.
17
Um eine bestandserhaltendes Geburtenniveau in Deutschland
zu gewährleisten, müsste jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringen.
18
Auch die Mortalität (Sterblichkeit bzw. die Lebenserwartung der Menschen) be-
einflusst die Bevölkerungsentwicklung. Diese wird unter anderem durch Kennzah-
len und Faktoren wie Alter, Geschlecht oder soziale Schicht beeinflusst. Außerdem
ist die Mortalität ein Indikator für den Lebensstandard, sowie die gesundheitliche
Versorgung einer Bevölkerung.
19
Seit der zweiten Hälfte des 19., sowie am Anfang des letzten Jahrhunderts ist vor
allem ein starker Rückgang der Sterblichkeit bei Säuglingen und Kindern zu be-
obachten. Ab 1950 ist diese Tendenz auch bei älteren Menschen zu verzeichnen.
Zu dieser Entwicklung haben bspw. ein Anstieg des Wohlstands, verbesserte Ar-
beitsbedingungen, Fortschritte in der Medizin, Hygiene, sowie in der Ernährung
beigetragen. Laut der ,,12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung"
20
des
statistischen Bundesamtes kann von einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung
in Deutschland ausgegangen werden. Im Jahr 2010 lag die Lebenserwartung Neu-
geborener für Jungen bei 77,5 und für Mädchen bei 82,6 Jahren. Laut Statisti-
schem Bundesamt würde sich für das Jahr 2030 für Männer bereits eine Lebenser-
wartung bei Geburt von 81 Jahren und für Frauen von 85,7 Jahren ergeben.
Außerdem verringert sich die Differenz in der Lebenserwartung zwischen Män-
nern und Frauen.
In einer zweiten, etwas optimistischeren Variante geht man von einem höheren
Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt aus. Hierbei würden Männer, die ab dem
17
Vgl. BMI 2011, S. 14f.
18
Vgl. Günther 2010, S.8.
19
Vgl. Ebenda 2010, S.8.
20
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht in Zusammenarbeit mit den Statistischen Ämtern der
Länder, inzwischen regelmäßig koordinierte Bevölkerungsvorausberechnungen. Die ,,12. Koor-
dinierte Bevölkerungsvorausberechnung" erstreckt sich bis zum Jahr 2060 und umfasst dabei
mehrere Varianten. Dadurch können bereits heute absehbar künftige Entwicklungen aufgezeigt
werden. Zum anderen besteht so die Möglichkeit, über den Einfluss der einzelnen demografi-
schen Komponenten auf die Bevölkerungsentwicklung zu urteilen.

7
Jahr 2030 geboren werden, bereits ein Alter von 82,3 Jahren und Frauen von 86,7
Jahren erreichen.
Fest steht, dass die Anzahl der in Gesundheit verbrachten Lebensjahre der Men-
schen zunehmend wächst und diese nicht nur immer älter werden, sondern auch
immer länger gesund bleiben.
21
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für die demografische Entwicklung ist die
Migration bzw. Wanderung. Unter Migration versteht man eine auf Dauer ange-
legte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes. Hierbei kann man in
Binnenwanderung über die Grenzen von Teilgebieten eines Landes, sowie die Au-
ßenwanderung über die Grenze eines Landes unterscheiden.
22
Abbildung 2:
Wanderung zwischen Deutschland und dem Ausland..
23
In Deutschland fanden und finden Grenzüberschreitungen aus vielfältigen Gründen
statt. Dazu gehören unter anderem Aus-, Ein- und Transitwanderungen
24
, Arbeits-
21
Vgl. BMI 2011, S.21f.
22
Vgl. Günther 2010, S.9.
23
Darstellung in Anlehnung an destatis.de 2012.

8
wanderungen, sowie Flucht- und Zwangswanderungen. Laut dem Demografiebe-
richt der Bundesregierung vom Jahr 2011 sind in Deutschland zwischen den Jah-
ren 1991 und 2010 18 Millionen Menschen eingewandert, wobei der Höhepunkt
mit 1,5 Millionen Zuzügen im Jahr 1992 lag. Seit diesem Höhepunkt nahm die
Anzahl der Zuzüge pro Jahr jedoch stark ab. Beispielsweise lag im Jahr 2009 die
Zuwanderung nach Deutschland bei ca. 721.000 Personen, also etwa bei der Hälfte
wie 17 Jahre zuvor. Nach 2009 ist allerdings wieder ein Aufwärtstrend zu ver-
zeichnen.
25
Im Zeitraum von 1991 bis zum Jahr 2010 gab es in Deutschland eine Abwande-
rung von ca. 13,7 Millionen Personen. Die Fortzüge liegen laut Demografiebericht
bei rund 700.000 Personen pro Jahr.
26
Aus den beiden Faktoren der Zu- und Abwanderung ergibt sich der Wanderungs-
saldo. Dieser kann im Ergebnis positiv oder negativ sein. Im Zeitraum von 1991
bis 2010 ist in Deutschland insgesamt ein Wanderungsüberschuss von 4,3 Millio-
nen Personen zu verzeichnen. Allerdings lässt sich für Deutschland keine Aussage
darüber treffen, ob die internationale Migration einen Verlust oder Gewinn an
Hochqualifizierten Arbeits- und Fachkräften darstellt. Um dies zu beurteilen,
müsste die Aus- und Abwandernden Personen entsprechend ihrer Qualifikationen
verglichen und gegenüberstellt werden. Laut Bericht ist der Wanderungssaldo nach
Bildungsniveau sowie nach Berufsqualifikation, zumindest innerhalb der EU, rela-
tiv ausgeglichen. Es kann also zu diesem Zeitpunkt weder von einem großen Ge-
winn für Deutschland im Sinne eines ,,brain gain" noch von einem signifikanten
Verlust von Hochqualifizierten im Sinne eines ,,brain drain" gesprochen werden.
27
24
Transitwanderung beschreibt die Situation bei der sich Migranten zwischen verschiedenen Ziel-
ländern bewegen, ohne die Notwendigkeit in ihr Ursprungsland zurückkehren zu müssen.
25
Vgl. BMI 2011, S.25f.
26
Vgl. Ebenda, S.26.
27
Vgl. Ebenda, S.28.

9
2.2
Veränderung der Bevölkerungsstruktur bis 2060
Das Statistische Bundesamt hat im Jahr 2009 die ,,12. koordinierte Bevölkerungs-
vorausberechnung" für Deutschland vorgelegt. Die Vorausberechnung deckt den
Zeitraum von 1950 bis 2060 ab und basiert auf Annahmen zur Geburtenhäufigkeit,
Lebenserwartung und zum Wanderungssaldo in Deutschland.
Nachfolgend soll auf einzelne Bereiche der Veränderung in der Bevölkerungs-
struktur bis 2060 eingegangen werden. Aufgrund der umfangreichen Ergebnisse
der Vorausberechnung können in dieser Arbeit nur ausgewählte Trends grafisch
dargestellt werden.
Rückgang der Bevölkerungszahl
Seit 2003 ist in Deutschland ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Es ist zu
erwarten, dass dieser Rückgang anhalten und sich bis 2060 verstärken wird. Selbst
wenn man die optimistischste Variante der Berechnung des Statistischen Bundes-
amtes betrachtet, würden im Jahr 2060 in Deutschland nur noch ca. 77 Millionen
Menschen leben. Ursachen hierfür sind, dass die Zahl der Sterbefälle die der Ge-
burten übersteigt und dies durch die Nettozuwanderung
28
nicht ausgeglichen wer-
den kann.
29
28
Die Nettozuwanderung beschreibt den Saldo der Zuzüge nach-und der Fortzüge aus der BRD.
29
Vgl. Statistisches Bundesamt 2009, S.12f.

10
Veränderung der Bevölkerungspyramide
Abbildung 3:
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 1910-1950.
30
Durch die abnehmende Zahl der Geburten und das Altern stark besetzter mittlerer
Jahrgänge kommt es zu erheblichen Veränderungen in der Alterststruktur der Be-
völkerung. Beim Vergleich der Bevölkerungspyramiden von 1910 und 1950 sind
diese bereits zu erkennen. Gründe hierfür sind der Erste und Zweite Weltkrieg,
sowie die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1930.
Abbildung 4:
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 2008-2060.
31
30
Darstellung in Anlehnung an das Statistische Bundesamt 2009, S.16.
31
Darstellung in Anlehnung an das Statistische Bundesamt 2009, S.16.

11
Heute gleicht der Bevölkerungsaufbau Deutschlands eher einer ,,zerzausten Wet-
tertanne". Dies ist darauf zurückzuführen, dass momentan besonders die mittleren
Altersklassen bevölkerungsstark sind. Bis zum Jahr 2060 werden sich diese stark
besetzten Jahrgänge weiter nach oben verschieben und ausdünnen. Diese werden
von zahlenmäßig kleineren Jahrgängen ersetzt.
32
Bis zum Jahr 2060 wird sich das
Bild der Bevölkerungspyramide zunehmend ändern und vielmehr dem einer Urne
gleichen.
Veränderung der Altersgruppen innerhalb der Bevölkerung der BRD
Abbildung 5:
Bevölkerung nach Altersgruppen.
33
Im Jahr 2060 werden 3 % weniger Kinder und Jugendliche den Anteil der Bevöl-
kerung ausmachen. Auch die Altersgruppe von 20 bis 65 Jahren wird um 11 % ab-
nehmen. Es lässt sich jedoch deutlich erkennen, dass der Anteil der älteren Men-
schen deutlich zunehmen und einen Großteil der Bevölkerung ausmachen wird.
Im Jahr 2060 werden demnach 34 % mindestens 65 Jahre und älter sein.
32
Vgl. Statistisches Bundesamt 2009, S.14.
33
Eigene Darstellung in Anlehnung an das Statistische Bundesamt 2009, S.17.
Die Vorausberechnung erfolgte hierbei auf der Annahme der ,,mittleren" Bevölkerung

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783955496340
ISBN (Paperback)
9783955491345
Dateigröße
978 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Harz - Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH)
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,1
Schlagworte
Demografischer Wandel Nachwuchsführungskraft Fachkräftemangel Personalgewinnung Personal

Autor

Kerstin Lüdecke wurde 1986 in Wernigerode geboren. Die Autorin entschied sich 2008 für das Bachelorstudium der Betriebswirtschaft/Dienstleistungsmanagement an der Fachhochschule Harz, in Wernigerode. Dabei wählte sie die Vertiefungsrichtungen Consulting, Personal und Organisation. Während des Studiums absolvierte sie ein Praktikum im Personalbereich und konnte erste Erfahrungen in der Personalbeschaffung und im Bewerbermanagement sammeln. Motiviert durch die Eindrücke des Praktikums, die Schwerpunkte im Studium und der aktuellen Brisanz des demografischen Wandels im Mittelstand, entschied sich die Autorin diese Themen in dem vorliegenden Buch zu vertiefen.
Zurück

Titel: Personalbeschaffung in KMU vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung: Die Gewinnung von Fach- und Führungskräften durch einen Nachwuchsführungskräfte-Pool
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
63 Seiten
Cookie-Einstellungen