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Persönlichkeitsmerkmale und Beziehungszufriedenheit: Eine empirische Analyse zum Einfluss der Persönlichkeit auf die Zufriedenheit in Paarbeziehungen

©2013 Bachelorarbeit 69 Seiten

Zusammenfassung

Eine dauerhaft glückliche Paarbeziehung zu führen ist in allen Gesellschaften und Kulturkreisen stets von großer Bedeutung gewesen. Für den überwiegenden Teil der Menschen stellt eine zufriedene und von Liebe geprägte Partnerschaft ein sehr erstrebenswertes Ziel in der individuellen Lebensplanung dar, da diese einen zentralen Beitrag zum individuellen Wohlbefinden und zur Lebenszufriedenheit leistet. So berichten im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage des Wohlfahrtssurveys etwa 70 Prozent der deutschen Befragten, dass Liebe und Zuneigung eine sehr wichtige Quelle für ihre Lebensqualität sind. Dieser Lebensbereich wurde von den befragten Personen sogar über Erwerbstätigkeit, finanzielle Absicherung oder religiöse Werte gestellt. Als wichtiger eingestuft wurden in dieser Studie lediglich die Lebensbereiche wie Familie und Gesundheit (Statistisches Bundesamt 2003). Neben den Auswirkungen auf das individuelle Lebensglück übt eine partnerschaftliche Zufriedenheit ebenfalls einen Einfluss auf die Gesundheit der Partner aus. In diesem Zusammenhang liefert eine Untersuchung von Gottman und Notarius empirische Evidenz dafür, dass die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen einen generell gesundheitsfördernden Effekt hat und dass diese als äußerst prädiktiv für die Lebenserwartung und Krankheit anzusehen ist (Gottman/Notarius 2002).
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der Beziehung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Zufriedenheit in partnerschaftlichen Beziehungen. Da das recht umfassende und komplexe Phänomen der Partnerschaftszufriedenheit mit unterschiedlichen persönlichkeits-, sozialpsychologischen sowie ökonomischen Aspekten einhergehen kann, erscheint deshalb die theoretische Auseinandersetzung mit dieser Thematik aus zwei verschiedenen Sichtweisen sinnvoll, d.h. aus individueller und dyadischer Sichtweise. Dafür wird in dieser Arbeit zum einen der Frage nachgegangen, welche Persönlichkeitseigenschaften generell, d.h. unabhängig von denen des Partners, förderlich, hinderlich oder bedeutungslos für das individuell erlebte Beziehungsglück sind, wobei zur Klärung dieser Frage psychologische Modelle herangezogen werden. Der Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit richtet sich außerdem auf die Frage nach der Passung der beiden Partner in Bezug auf ihre Persönlichkeitsmerkmale, wobei sich diese in Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit äußern kann. Dementsprechend wird in dieser Analyse weiterhin die Frage untersucht, ob und in […]

Leseprobe

2.2.2 Kognitionen und Attributionsstile in Paarbeziehungen

Neben den Komponenten Belastungen und Strategien zu deren Bewältigung kommt im Vulnerabilitäts-Stress-Adaptations-Modell auch der Art der im Stresskontext getätigten Kausalattributionen, d.h. der Art der Ursachenfaktoren, auf die das Partnerverhalten zurückgeführt wird, eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Beziehungszufriedenheit zu. Dabei wird in diesem Modell ein unmittelbarer Einfluss von bestimmten Attributionsmustern auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft postuliert (Fincham/Bradbury 1993). Als Attributionen werden die Ursachenzuschreibungen und kausale Erklärungen für bestimmte Handlungsmotive oder Verhaltensabsichten und ihre Auswirkungen auf emotionales Erleben und Verhalten bezeichnet (Kelley/ Michela 1980: 460). Dabei gehören bestimmte Attributionsmuster in Partnerschaften zu den entscheidenden Denkprozessen (Kognitionen), um die Verhaltensweisen des/der Partners/-in zu verstehen und vorhersagen zu können.

In mehreren empirischen Untersuchungen konnte eine enge Beziehung von spezifischen Attributionsmustern und partnerschaftlicher Zufriedenheit belegt werden (z.B. Fincham/ Bradbury 1993; Fincham/ Bradbury 1992; Bradbury/ Fincham 1990; Bodenmann 1995: 146). Bradbury und Fincham (1990) beispielsweise konnten in ihrer Untersuchung zum Einfluss von partnerbezogenen Attributionen auf die Ehezufriedenheit zeigen, dass glückliche Ehepartner die Bedeutung positiver Ereignisse in der Ehe verstärken und zugleich den Einfluss negativer Partnerschaftserfahrungen verringern, indem sie günstige, die Partnerschaft unterstützende Attributionsmuster zeigen. So werden bei Personen, die ihre Beziehung als positiv bewerten, die Gründe für das positive Ereignis vorwiegend beim Partner und nicht in den äußeren Umständen gesucht (interne Attribution). Außerdem werden positive Eheerfahrungen als stabil (zeitlich überdauernd) und global angesehen, d.h. als etwas, das Einfluss auf sämtliche Partnerschaftsbereiche haben könnte. Die Auswirkungen negativer Erfahrungen werden hingegen dadurch verringert, dass das negative Partnerverhalten auf externe, variable bzw. instabile und spezifische Ursachen zurückgeführt wird. Im Gegensatz dazu würden die weniger glücklichen Paare dazu tendieren, die Auswirkungen von negativen Ereignissen in der Ehe durch interne, stabile und globale Kausalattributionen zu maximieren und die des positiven zu minimieren, indem das positive Verhalten des Partners als situativ, variabel und spezifisch attribuiert wird. Die Studie von Bradbury und Fincham deutet in diesem Zusammenhang darauf hin, dass vor allem ungünstige, den Partner belastende, Kommunikationsstile bei negativen Erfahrungen, d.h. internale, stabile und globale Kausalattributionen als Ursache einer geringen Partnerschaftszufriedenheit betrachtet werden können (Bradbury/ Fincham 1990: 29).

Bevor die für die vorliegende Arbeit relevanten Hypothesen zum allgemeinen Einfluss von Persönlichkeitsattributen auf die Zufriedenheit in der Beziehung formuliert werden, soll vor dem Hintergrund der eingangs vorgestellten theoretischen Annahmen zunächst einmal der in dieser Arbeit postulierte Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und partnerschaftlicher Zufriedenheit veranschaulicht werden. So lässt sich aus dem sozialpsychologischen Erklärungsmodell die folgende Schlussfolgerung ziehen: Die Persönlichkeit beeinflusst erstens die Einschätzungen der Partner bezüglich des Ausmaßes der Belastung, zweitens die Art und Weise, wie mit der Belastung umgegangen wird bzw. welche Strategien zu deren Bewältigung eingesetzt werden und drittens die Art, in der das Partnerverhalten vor allem bei negativen Beziehungsereignissen interpretiert wird. Diese Komponenten stehen wiederum in engem Zusammenhang mit der Zufriedenheit in der Partnerschaft. Dieser Zusammenhang kann der folgenden Abbildung entnommen werden.

Abbildung 1: Beziehung zwischen Persönlichkeit und Zufriedenheit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung

Nun werden die aus den theoretischen Erklärungsmustern Hypothesen zum Zusammenhang zwischen den einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen und der partnerschaftlichen Zufriedenheit abgeleitet. Im Hinblick auf die Persönlichkeitsdimension Extraversion kann aufgrund der oben geschilderten theoretischen Ausführungen angenommen werden, dass sich dieser Persönlichkeitsbereich grundsätzlich positiv auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft auswirken dürfte, weil die damit assoziierten Merkmale wie Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit oder Aktivität sich als günstig für die Stresswahrnehmung, Wahl und Effektivität von Bewältigungsstrategien sowie Auslegung des negativen Partnerverhaltens erweisen sollten. So lässt sich in Bezug auf die entsprechenden Bewältigungsprozesse annehmen, dass Personen, die besonders gesprächig, heiter und personenorientiert sind, im Gegensatz zu den ruhigen Introvertierten, über ein größeres soziales Netzwerk verfügen und somit eher nach sozialer Unterstützung als adäquater Bewältigungsressource im Stresskontext suchen als introvertierte Personen. Darüber hinaus lässt sich im Hinblick auf bestimmte Attributionsstile die Vermutung aufstellen, dass extravertierte, optimistische Individuen ihre Umwelt in der Regel positiv interpretieren und damit eher funktionale Erklärungsmuster für negative Ereignisse in der Partnerschaft aufweisen. Dies dürfte sich weiterhin günstig auf die Interaktionsqualität zwischen den Partnern auswirken. Der hier postulierte positive Effekt von Extraversion auf die Beziehungszufriedenheit wird durch die erste zu überprüfende Hypothese ausgedrückt:

Hypothese 1: Extraversion übt einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit in Paar-beziehungen aus.

Hinsichtlich des Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus (emotionale Labilität) und der diesem Merkmal zugeordneten Subdimensionen wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression und Impulsivität lässt sich vermuten, dass diese Persönlichkeitseigenschaft einen langfristig schädigenden Effekt auf das erlebte Beziehungsglück hat und insofern in einem negativen Zusammenhang zur partnerschaftlichen Zufriedenheit stehen dürfte, als die jeweiligen Merkmalsfacetten ungünstig mit subjektiver Belastungsbewertung, dem Stressbewältigungs-verhalten und der Art der getätigten Kausalattributionen assoziiert werden. Mit dem Vulnerabilitäts-Stress-Adaptationsmodell argumentiert, kann emotionale Labilität als eine andauernde, prädisponierende Vulnerabilität aufgefasst werden, die sich negativ auf die adaptiven Stressverarbeitungsweisen auswirkt, was wiederum zu einer geringen Beziehungsqualität führen sollte. Es ist demnach davon auszugehen, dass ängstliche, emotional labile oder neurotische Personen im Vergleich zu emotional stabilen Individuen ihre Partnerschaft insgesamt negativer bewerten, weil sie leichter verletzbar sind. Im Zusammenspiel mit belastenden Ereignissen sollten sie zudem eher dysfunktionale Strategien zur Bewältigung von Stress wählen, was wiederum zu einem markanten Einbruch der Problemlösefertigkeiten und partnerschaftlicher Kommunikation führen kann. Es kann ferner unterstellt werden, dass emotionale Instabilität und die damit verbundene verstärkte Neigung zu negativen Affekten Personen eher dazu prädisponiert, Beziehungserlebnisse verzerrt wahrzunehmen und auf unangenehme Situationen besonders stark zu reagieren. So ist zu vermuten, dass emotional labile Individuen insbesondere negativen Ereignissen größere Bedeutung beimessen, indem sie negatives Verhalten des/der Partners/-in auf internale, stabile und globale Ursachen zurückführen. Damit lässt sich die zweite Hypothese formulieren:

Hypothese 2: Emotional labile Personen sind weniger zufrieden in ihrer Beziehung als emotional stabile Individuen.

Was den Persönlichkeitsbereich Verträglichkeit betrifft, so wird unter Berücksichtigung der dem Bereich zugehörigen Subdimensionen wie Vertrauen, Freimütigkeit oder Entgegenkommen erwartet, dass das Merkmal in einer positiven Beziehung zu den individuellen Stresseinschätzungs- und Bewältigungsprozessen sowie Attributionsmustern stehen sollte, und dies dürfte einen weiterhin positiven Einfluss auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft ausüben. Es kann davon ausgegangen werden, dass verträgliche Personen aufgrund ihres ausgeprägten Harmoniebedürfnisses und ihrer Nachgiebigkeit im Vergleich zu Individuen, die sich durch ein geringes Maß an Verträglichkeit auszeichnen, eher in der Lage sind, mit den konfliktreichen Situationen konstruktiv umzugehen, diese zu bewältigen bzw. gar zu vermeiden. Außerdem kann vermutet werden, dass dieses Merkmal im Allgemeinen günstig mit den partnerbezogenen Kommunikationsmustern assoziiert werden müsste. Dementsprechend ist von einem positiven Einfluss der Verträglichkeit auf die Zufriedenheit in Paarbeziehungen auszugehen. Die zu überprüfende Hypothese lautet unter diesen Annahmen somit:

Hypothese 3: Verträgliche Personen sind zufriedener in ihrer Partnerschaft als weniger verträgliche Individuen.

Auch in Bezug auf den Persönlichkeitsfaktor Gewissenhaftigkeit kann aufgrund der diesem Faktor zugeschriebenen Facetten der Ordnungsliebe, Selbstdisziplin oder des Pflicht-bewusstseins vermutet werden, dass das Merkmal im Allgemeinen positiv das eigene Beziehungsglück beeinflussen dürfte. Der Grund für diese Annahme wird darin gesehen, dass zielstrebige, ordentliche und pflichtbewusste Individuen in Belastungssituationen eher beziehungsunterstützende Verhaltensweisen wie aktive Problemlösung sowie mehr günstige Attributionsmuster zeigen als Personen mit geringerer Ausprägung in Gewissenhaftigkeit. Es wird folgende Hypothese aufgestellt:

Hypothese 4: Gewissenhaftigkeit Personen beeinflusst positiv die Zufriedenheit in Partnerschaften.

Schließlich lässt sich im Hinblick auf die Dimension Offenheit für Erfahrungen und die zugehörigen Facetten wie z.B. Wissensbegierde, Kreativität oder vielfältiges Interesse an neuen Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken annehmen, dass dieses Merkmal aufgrund seiner Nähe zur Merkmalsdimension „Extraversion“ einen prinzipiell positiven Effekt auf die Stressverarbeitung und -toleranz und somit auch auf die Beziehungszufriedenheit haben dürfte. So kann davon ausgegangen werden, dass offene an neuen Erfahrungen interessierte Personen ein konstruktiveres Bewältigungsverhalten bei Belastungen aufweisen als Personen mit geringerer Ausprägung in diesem Merkmal. Dies lässt sich womöglich damit erklären, dass Personen, die grundsätzlich offen für Neues, für andere Menschen und Kulturen sind, aufgrund ihres breiten sozialen Netzwerks die Möglichkeit haben, in gegebenen Stresssituationen vorrangig auf soziale Unterstützung zurückzugreifen, die als angemessene Copingstrategie betrachtet werden kann. Aus den theoretischen Ausführungen lässt sich folgende Hypothese ableiten:

Hypothese 5: Offenheit für Erfahrungen wirkt sich positiv auf die Paarzufriedenheit aus.

2.3 Der ökonomische Ansatz zur Erklärung der partnerschaftlichen Zufriedenheit

Zur Beantwortung der zweiten aus dyadischer Sicht formulierten Forschungsfrage nach der Passung der Persönlichkeiten beider Partner wird im folgenden Abschnitt die ökonomische Theorie der Familie von Gary Becker herangezogen, die aus ökonomischer Perspektive einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung der Partnerschaften liefert.

Der Ansatz der Familienökonomie von Gary Becker geht von rational handelnden, nutzen-maximierenden Individuen aus, die dann eine enge Beziehung oder Ehe eingehen, wenn sie sich hierdurch eine Steigerung ihrer individuellen Nutzenniveaus gegenüber der Situation als Alleinstehende versprechen (Becker 1976: 207). Der Wohlfahrtsgewinn in einer Ehe bzw. eheähnlichen Gemeinschaft gegenüber Einpersonenhaushalten besteht dabei darin, dass nur in Paarhaushalten bestimmte materielle oder immaterielle Basisgüter zur Erreichung eines hohen Wohlfahrtsniveaus, so genannte „commodities“ effizient und kostengünstig hergestellt und konsumiert werden können (vgl. Huinink/ Konietzka 2007: 131). Als Beispiele für solche innerhalb einer Partnerbeziehung produzierten und konsumierten Commodities nennt Becker vor allem Qualität und Quantität der Kinder, aber auch Qualität der Mahlzeiten, Prestige, Wertschätzung, Erholung, soziale Kontakte, Liebe und Gesundheit. Zur Produktion dieser nutzenstiftenden Gütern, die auf dem freien Markt bzw. außerhalb einer Ehe nicht zu erwerben sind, werden zum Teil die Ausgaben für Marktgüter, teilweise Zeitressourcen der einzelnen Haushaltsmitglieder, aber auch verschiedene Umweltbedingungen benötigt (Becker 976: 207; Becker 1981: 7f.). Dadurch dass die haushaltseigenen Güter keine marktgängigen Produkte sind, haben diese keinen Marktpreis, sondern einen Schattenpreis, der den Kosten der Gütererzeugung entspricht (Becker 1981: 8). Der ökonomischen Theorie der Familie zufolge kann hierbei das Verhältnis zwischen der für die gemeinsame Wohlfahrtsproduktion aufgewendeten Gütermenge und dem dadurch erzielten Wohlfahrtsniveau als Nutzenfunktion aufgefasst werden. Werden die Bedürfnisse beider Partner durch die effiziente Produktion von diesen Commodities befriedigt und die daraus resultierende Erhöhung des Gesamtnutzens aller Akteure erreicht, so geht dies in die gemeinsame Nutzenfunktion ein (vgl. Hill/ Kopp 1995: 105). Vor dem Hintergrund der ökonomischen Perspektive sind demnach Paar-beziehungen „[...] Konsum- und Produktionsgemeinschaften, die eine Ausweitung der Bedürfnisbefriedigungsmöglichkeiten bieten und den dabei entstehenden Produktionsaufwand verringern “ (Hartwig 1993: 36).

Steigerung der Produktionseffizienz innerhalb der „Produktions- und Konsumgemeinschaft“ wird insbesondere durch haushaltsinterne Spezialisierung und Arbeitsteilung ermöglicht, indem sich Partner entweder auf die Erziehungs- und Haushaltstätigkeiten oder auf den Marktsektor spezialisieren. Eine besondere Rolle für den Nutzenzuwachs aus einer Partnerschaft spielen in diesem Zusammenhang die jeweiligen in spezifisches Humankapital getätigten Investitionen der Partner und damit ihre individuellen Fähigkeiten und Ressourcen, die für die Herstellung von gemeinsam konsumierten Gütern notwendig sind (vgl. Hill/ Kopp 1995: 135). Konzentriert sich Frau und Mann bei der Erzeugung von nutzenstiftenden Commodities jeweils auf die eigenen spezifischen Kompetenzen, die ferner mit einer entsprechenden Produktivität verbunden sind, so werden bei gleichzeitiger Kosteneinsparung erhebliche Effizienzvorteile generiert (vgl. Hartwig 1993: 36). Dem familienökonomischen Ansatz zufolge profitieren beide Lebenspartner insbesondere dann von einer familialen Arbeitsteilung und Spezialisierung, wenn sie sich bei der Produktion von Basisgütern und zugleich bei der Verringerung der Kosten, die für deren Herstellung anfallen, gegenseitig ergänzen. Dies kann grundsätzlich implizieren, dass sie in bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten Unterschiede aufweisen und sich wiederum hinsichtlich anderer Merkmale ähnlich sind, wobei bei der Wahl eines in Bezug auf die individuellen Eigenschaften passenden Partners die jeweiligen Partnerpräferenzen stets von ausschlaggebender Bedeutung sind (a.a.O.: 44). Demnach geht Becker in seinem Ansatz davon aus, dass die Konstellation von bestimmten Merkmalen und Fähigkeiten der Akteure für den Nutzengewinn aus der Partnerschaft entscheidend ist. Damit wird die Passung bzw. „Match“ von persönlichen Eigenschaften der Partner gemeint (Huinink/ Konietzka 2007: 131; Arránz-Becker 2008: 38). Von einer optimalen Haushaltszusammensetzung oder einem guten Match zwischen zwei Individuen lässt sich hierbei dann sprechen, „ [...] wenn innerhalb der Partnerschaft Homogamie bezüglich so genannter komplementärer Eigenschaften und Heterogamie bezüglich substituierbarer Merkmale herrscht“ (Arránz Becker 2008: 38). Verbinden sich danach Akteure zu Paaren, deren individuelle Merkmale komplementär zueinander sind, so wird der Effizienzgewinn aus einer Ehe dadurch größer und zugleich die entstehenden Produktionskosten dadurch geringer, dass die Produktivitätssteigerung eines Partners gleichzeitig die Erhöhung der Produktivität des anderen Lebenspartners zur Folge hat und umgekehrt. Für gemeinsamen Konsum und für die paargemeinschaftliche Güterproduktion und somit Gewinnmaximierung sei Becker zufolge in diesem Sinne von Vorteil, wenn beide Partner hinsichtlich ihrer komplementären Eigenschaften möglichst große Ähnlichkeiten aufweisen. Dazu zählen Merkmale des Paares, die lediglich für die häusliche Produktivität von Nutzen sind wie Intelligenz, Bildung, Gesundheit, Fertilität, Körpergröße oder Charaktereigenschaften. Herrscht eine große Übereinstimmung der Individuen im Hinblick auf diese „Traits“, so handelt es sich gemäß dem familienökonomischen Ansatz um ein „positive assortative mating“. Finden demgegenüber Individuen zusammen, deren Eigenschaften substitutiv zueinander sind, so ist für den Nutzenzuwachs einer Partner-beziehung förderlich, wenn das Paar sich bezüglich solcher Merkmale unähnlich ist. In diesem Kontext spricht Becker von einem „negative assortative mating“. Dabei wirkt sich die Fähigkeit zur Erwerbsarbeit des Ehegatten substitutiv auf die Marktproduktivität des anderen Partners aus. Becker postuliert den größten Ertrag für Individuen, die Unterschiede in ihren Marktproduktivitäten, also den erzielbaren Löhnen, aufweisen (Becker 1981: 72 f.; Huinink/ Konietzka 2007: 131 f.). Wenn beide Partner beispielsweise mit gleich hoher Produktivität ausgestattet sind, wodurch sie das gleiche Erwerbseinkommen erzielen können, so besteht kaum bzw. kein Anreiz zur Spezialisierung auf den Haushaltsbereich. Daraus resultiert dementsprechend auch kaum zusätzlicher Nutzen für die partnerschaftliche Haushaltsproduktion. Hingegen ist bei Paaren, die sich hinsichtlich ihrer Ausstattung an Humankapital unterscheiden, die Spezialisierung des Partners auf Hausarbeit mit einem geringeren Einkommenspotenzial weitaus attraktiver, was somit auch zu einer Gewinn-steigerung im Rahmen der Partnerschaft führt (vgl. Hill/ Kopp 1995: 136).

Der gewünschte Wohlfahrtsgewinn einer Partnerschaft kommt, wie bereits oben angedeutet, nicht nur durch die effiziente Güterproduktion eines Haushaltes und die persönlichen Ressourcen, die dazu benötigt werden, sondern auch durch den gemeinsamen Konsum der im Paarhaushalt hergestellten Güter zustande. Damit ist der Grad des erzielten Nutzens auch davon abhängig, ob Mitglieder desselben Haushalts ähnliche oder unterschiedliche Eigenschaften bezüglich ihrer Vorlieben im Konsum dieser Commodities aufweisen. Sind Becker zufolge die Konsumpräferenzen der Akteure unterschiedlich, so hat dies die Abnahme des erzielten Gesamtertrags und zugleich auch Erhöhung der für die Produktion anfallenden Kosten zur Folge. Weisen diese wiederum Ähnlichkeiten im Hinblick auf ihre Konsumbedürfnisse auf, so können hierdurch höhere Erträge und Kostenersparnisse erreicht werden (Becker 1981: 81 f.). Im Hinblick auf die individuellen Mechanismen der Partnerselektion geht Becker nicht von einem perfekten Heiratsmarkt aus, auf dem alle Beteiligten über vollständige Informationen verfügen, sondern es bestehen vielmehr bei zumindest einem der Akteure Informationsdefizite bezüglich der Partnereigenschaften bzw. des erwarteten Ehegewinns (a.a.O.: 220 ff.).

Der Ansatz der Familienökonomie ist in erster Linie eine Theorie zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung bzw. Stabilität von Paarbeziehungen. Da das in der vorliegenden Arbeit interessierende Konstrukt der Partnerschaftszufriedenheit als relevanter Prädiktor für die Stabilität von Beziehungen fungiert (siehe z.B. Karney/ Bradbury 1995), lässt sich aus den oben dargestellten theoretischen Annahmen und vor dem Hintergrund der individuellen Wohlfahrtsmaximierung zunächst einmal für die Paarzufriedenheit Folgendes ableiten: Tritt der innerhalb einer Partnerbeziehung gewünschte Nutzengewinn nicht ein bzw. übersteigen zu hohe Kosten diesen Gewinn, der seinerseits von der gemeinsamen Güterproduktion und vom deren Konsum und somit auch von persönlichen Ressourcen und Konsumpräferenzen beeinflusst wird, so führt dies zu einer Unzufriedenheit in der Partnerschaft. Vor dem Hintergrund der oben erwähnten unvollständigen Information bei der Partnerwahl wäre aber die Wahl eines unpassenden Partners nicht überraschend, da sich bestimmte Merkmale des potentiellen Partners, und zwar insbesondere Persönlichkeitsmerkmale, nicht direkt erkennen lassen. In welcher Relation diese im ökonomischen Ansatz zur Beziehungszufriedenheit stehen, wird im Folgenden mit Hilfe der persönlichkeitspsychologischen und ökonomischen Perspektive betrachtet.

In Anlehnung an Lundberg (2012) kann konstatiert werden, dass Persönlichkeitseigenschaften eines Individuums in der Ökonomie insofern einen hohen Stellenwert einnehmen, als sie die individuellen Präferenzen hinsichtlich Güterkonsum sowie Fähigkeiten und Ressourcen, die für die Erzeugung von Gütern benötigt werden, beeinflussen. In diesem Sinne fungieren die einzelnen Persönlichkeitsmerkmale der Akteure als Indikatoren für deren Präferenzen und Ressourcen (Lundberg 2012: 4 f.). Ausgehend von dieser theoretischen Annahme lässt sich im Hinblick auf das Phänomen der Partnerschaftszufriedenheit Folgendes schlussfolgern: Persönlichkeitsattribute wirken sich unmittelbar auf die persönlichen Konsumpräferenzen und Ressourcen aus, welche wiederum im Zusammenhang mit dem durch die Partnerschaft erzielten Nutzenzuwachs stehen. Die Höhe des Gesamtnutzens soll schließlich einen Einfluss auf das individuell erlebte Beziehungsglück ausüben. Demzufolge kann davon ausgegangen werden, dass die Beziehung zwischen Merkmalen der Persönlichkeit und Paarzufriedenheit durch Präferenzen und Fähigkeiten bzw. Ressourcen indirekt vermittelt wird. Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Korrelation zwischen Persönlichkeit und Zufriedenheit in Paarbeziehungen.

Abbildung 2: Beziehung zwischen Persönlichkeit und Zufriedenheit (Familienökonomie)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung

Nun wird auf Basis des oben ausgeführten familienökonomischen Erklärungsansatzes die Hypothese über die Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit von Persönlichkeitseigenschaften im Hinblick auf die Paarzufriedenheit formuliert. Mit diesem Ansatz argumentiert, ist der Nutzengewinn einer Partnerschaft größer, wenn beide Partner Ähnlichkeiten hinsichtlich ihrer Konsumvorlieben aufweisen. Des Weiteren ist der Gesamtnutzen umso größer, je effektiver sich die Paare bei der Erzeugung von nutzenstiftenden Gütern und somit bei der Einsparung der damit einhergehenden Kosten ergänzen. Dies impliziert, dass sich Akteure in ihren komplementären Merkmalen, d.h. spezifischen Fähigkeiten und Ressourcen, die für die haushaltseigene Herstellung von gemeinsam konsumierten Gütern benötigt werden, möglichst ähnlich sein sollten. Da sich jedoch in Anlehnung an Lundberg annehmen lässt, dass die Haushaltsproduktion gegenüber dem gemeinsamen Konsum von Gütern zunehmend an Bedeutung verliert (Lundberg 2012: 7), sollte diese für die Nutzenmaximierung und damit partnerschaftliche Zufriedenheit von geringerer Relevanz sein. Auf Basis dieser theoretischen Überlegungen kann mithin folgende Hypothese aufgestellt werden:

Hypothese 6: Ähnlichkeit der Partner hinsichtlich ihrer Persönlichkeitseigenschaften hat einen positiven Einfluss auf deren Konsumpräferenzen, was wiederum den innerhalb der Partnerschaft erzielten Nutzengewinn und demnach auch das empfundene partnerschaftliche Glück positiv beeinflusst.

Andererseits ist der Theorie zufolge auch eine zweite Kombination von Eigenschaften für den gewonnenen Nutzen von Vorteil. Danach sollten Paare dann von einem höheren Nutzen einer Beziehung profitieren, wenn sie sich hinsichtlich ihrer substitutiven Merkmale, d.h. arbeitsmarktbezogenen Kompetenzen, unähnlich sind. Diese theoretische Annahme kann allerdings angesichts des vorgegebenen Rahmens der Arbeit keiner weiteren empirischen Prüfung unterzogen werden.

3 Bisheriger Forschungsstand

Im folgenden Abschnitt soll auf die gegenwärtigen Ergebnisse der Forschung über die Beziehung zwischen den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen und Beziehungszufriedenheit eingegangen werden. Neben den Studienergebnissen zum Einfluss von individuellen Persönlichkeitsattributen auf das Beziehungsglück werden zum Schluss bisherige Befunde im Hinblick auf die dyadische Passung der Persönlichkeiten referiert. Inzwischen existieren mehrere, vorwiegend aus dem angloamerikanischen Sprachraum stammende Studien, welche die Wirkung dieser psychologischen Variablen auf die Qualität von Partnerschaften untersucht haben. Bei einer genaueren Betrachtung der Befundlage zeigt sich jedoch, dass die in der Literatur berichteten Ergebnisse, mit Ausnahme des Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus, zum Teil inkonsistent sind. Widersprüchliche Befunde liegen vor allem zum Merkmal Extraversion vor. Während z.B. in einer Untersuchung von Russell und Wells (1994) keine Effekte der Extraversion auf die partnerschaftliche Zufriedenheit belegt werden konnten, fanden hingegen andere Studien eine negative Korrelation zwischen dieser Eigenschaft und dem Verlauf von Beziehungen (Geist/Gilbert 1996: 58; Lester et al. 1989). Kein einheitliches oder eindeutiges Bild ergeben etwa auch die in der Studie von Kelly und Conley (1987) ermittelten Befunde, wonach nur teilweise positive Effekte auf die eheliche Zufriedenheit gefunden wurden (Kelly/Conley 1987: 36). In verschiedenen Studien konnte allerdings, trotz dieser uneinheitlichen Befundlage, insgesamt ein positiver Einfluss der Extraversion auf die individuell erlebte Zufriedenheit festgestellt werden (Karney/Bradbury 1995; Holland/Roisman 2008; Dyrenforth et al. 2010; Barelds 2005). So konnten Karney und Bradbury (1995) in ihrer Längsschnittanalyse zur Ehequalität und -stabilität zeigen, dass eine höhere Extraversionsausprägung mit einer größeren Paarzufriedenheit zusammenhinge, wobei jedoch gleichzeitig angemerkt werden muss, dass die in dieser Studie gefundenen Effektstärken eher gering waren - sie betrugen bei Frauen lediglich 0,03 und bei Männern 0,04 (Karney/Bradbury 1995: 20). Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen Watson et al. (2000), die sowohl für Männer als auch Frauen geringe bis moderate Zusammenhänge zwischen Extraversion und Beziehungsglück feststellen konnten (Watson et al. 2000: 427). In einer aktuelleren Studie von Barelds (2005) konnte hingegen ein stark positiver Effekt von Extraversion auf die Qualität der Paarbeziehung nachgewiesen werden: Die ermittelte Vorhersagekraft für die Ehequalität lag bei r = 0,42. Zugleich erwies sich Extraversion in dieser Untersuchung als einer der besten Persönlichkeitsprädiktoren für spätere Zufriedenheit in der Beziehung (Barelds 2005: 511). Eine mögliche Ursache für diese zum Teil fehlende Konsistenz der bisherigen Untersuchungsergebnisse und die daraus resultierende geringe Vergleichbarkeit der hier berichteten Befunde kann darin gesehen werden, dass Extraversion in unterschiedlichen Persönlichkeitsinstrumenten ein heterogenes Konstrukt darstellt. So wird diese Persönlichkeitsdimension etwa in der revidierten Form des NEO Persönlichkeitsinventars (NEO-PI-R) von Costa und McCrae durch positive Facetten wie Geselligkeit repräsentiert, wohingegen im Eysenck-Persönlichkeitsinventar (EPI) das Merkmal anhand der Kombination der Impulsivität und Geselligkeit beschrieben wird (Rocklin/Revelle 1981).

Im Gegensatz zu Extraversion besteht in der Forschung weitgehend Einigkeit hinsichtlich des Persönlichkeitskonstrukts Neurotizismus: In zahlreichen Studien konnte ein robuster negativer Effekt von emotionaler Labilität auf die Zufriedenheit in Paarbeziehungen festgestellt werden (Kelly/Conley 1987; Barelds 2005; Karney/Bradbury 1995; Karney/Bradbury 1997; Holland/Roisman 2008; Robins et al. 2000; Watson et al. 2000). Die Ergebnisse dieser Studien zeigen weitgehend übereinstimmend, dass Neurotizismus als das kritischste Merkmal der Persönlichkeit gilt. Dabei liefern einige empirische Untersuchungen Hinweise darauf, dass durch diesen Persönlichkeitsfaktor nicht nur das aktuelle, sondern auch spätere Beziehungsglück vorhergesagt werden kann. Eine der bekanntesten Studien ist die prospektive Längsschnittanalyse von Kelly und Conley (1987), welche die Ehestabilität und -zufriedenheit von 249 Paaren über fünf Jahrzehnte hinweg untersucht hat. Es zeigte sich, dass die zum Verlobungszeitpunkt erhobenen Neurotizismuswerte 20 Jahre später sowohl bei Männern als auch Frauen mit einer geringeren ehelichen Zufriedenheit einhergingen, wobei die ermittelte Korrelation bei Männern bei etwa -0,27 und bei Frauen bei -0,26 lag. Nach 45 Jahren sank etwas die Vorhersagekraft bei Männern (-0,11), stieg allerdings bei Frauen auf etwa -0,31 (Kelly/Conley 1987: 36). Die Autoren konnten in ihrer Studie eindrücklich zeigen, dass emotionale Labilität die Vorhersage von partnerschaftlicher Zufriedenheit selbst über mehrere Jahrzehnte hinweg ermöglichen und somit als stärkster Risikofaktor für spätere Unzufriedenheit angesehen werden kann.

Im Gegensatz zum Merkmal Neurotizismus ist die Befundlage über die Beziehung zwischen anderen Persönlichkeitsattributen wie Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und partner-schaftlicher Zufriedenheit weniger konsistent, teilweise sogar widersprüchlich. Dennoch zeigen sich in Bezug auf den Big Five Faktor Verträglichkeit tendenziell positive Zusammen-hänge zum Beziehungsglück (Barelds 2005; Holland/Roisman 2008; Kelly/Conley 1987; Karney/Bradbury 1995; Botwin et al. 1997; Watson et al. 2000). So konnte Barelds (2005) ermitteln, dass erhöhte Ausprägung in Verträglichkeit ein positiver Prädiktor für höhere partnerschaftliche Zufriedenheit war, obwohl der gefundene positive Zusammenhang zur Ehequalität sich in seiner Studie mit einer Effektgröße von r = 0,15 als eher moderat erwies (Barelds 2005: 511). Auch die Ergebnisse einer aktuelleren Untersuchung von Holland und Roisman (2008) zeigten für drei Gruppen von Paaren - befreundete, verlobte und verheiratete Paare - geringe bis mittlere positive Zusammenhänge zwischen Verträglichkeit und selbstberichteter Partnerschaftsqualität (Holland/Roisman 2008: 823 ff.). Hingegen fanden Botwin et al. (1997) starke, positive Korrelationen zwischen erhöhter Verträglichkeits-ausprägung eines der beiden Partner und der Zufriedenheit in der Beziehung. Dabei konnten die Forscher zeigen, dass höhere Ausprägungen in Verträglichkeit bei einem der Partner allgemein mit höherer Zufriedenheit in der Partnerschaft assoziiert waren (Botwin et al. 1997: 127 f.). Ähnliche Befunde liefern beispielsweise ebenfalls Watson et al. (2000): Die Autoren konnten in ihrer Studie mittelstarke bis stark positive Zusammenhänge von r = 0,26 und r = 0,43 zwischen Verträglichkeit und Partnerschaftsklima ermitteln, wobei diese bei verheirateten Paaren geringeren Ausmaßes waren als bei Datingpaaren (Watson et al. 2000: 427).

Bisherige Studien lassen neben Verträglichkeit auch hinsichtlich des Persönlichkeitsmerkmals Gewissenhaftigkeit ähnliche Tendenzen erkennen. So berichteten Watson et al. (2000) ähnliche Ergebnisse auch für diese Dimension der Persönlichkeit. Dabei fanden die Autoren, dass Gewissenhaftigkeit zusätzlich zu Verträglichkeit ein konsistenter Prädiktor (r = 0,26 und r = 0,43) für höhere Partnerschaftszufriedenheit bei Datingpaaren, nicht jedoch bei verheirateten Paaren war (ebd.: 427). Auch Karney und Bradbury (1995) sowie Barelds (2005) fanden schwach positive (r = 0,04 bis r = 0,10) bis moderate Effekte (r = 0,15) der Gewissenhaftigkeit auf die partnerschaftliche Zufriedenheit (Karney/Bradbury 1995: 19; Barelds 2005: 511). Ein interessantes Ergebnis bezüglich der Eigenschaft Gewissenhaftigkeit liefert darüber hinaus die Studie von Botwin et al. (1997), in der gezeigt wurde, dass Ehemänner, die Frauen mit hohen Gewissenhaftigkeitswerten hatten, sexuell signifikant zufriedener mit ihrer Ehe waren, wohingegen Frauen mit hoch gewissenhaften Männern generell zufriedener mit ihrer Beziehung waren (Botwin et al. 1997: 128).

Die letzte Dimension der Big Five Offenheit für Erfahrungen sagt laut bisheriger Studien die Beziehungsqualität schlechter vorher als die restlichen Dimensionen. Die Untersuchungs-ergebnisse zeigen, analog zu der Dimension Extraversion, ein uneinheitliches, teilweise widersprüchliches Bild, was an den eventuell vorhandenen methodischen Mängeln dieser Studien liegt wie z.B. an den zu kleinen oder zu jungen Untersuchungsstichproben. In Bezug auf Offenheit fanden etwa Karney und Bradbury (2005) nur sehr schwache negative Korrelationen zwischen Offenheit und Partnerschaftszufriedenheit, und zwar in Höhe von r = -0,01 (Männer) und r = -0,05 (Frauen) (Karney/Bradbury 2005: 20). Demgegenüber erwies sich Offenheit in einer bereits genannten älteren Studie von Watson et al. (2000) als eher schwacher Prädiktor für höhere Beziehungszufriedenheit. So wurden von den Forschern geringe bis moderate positive Effekte (zwischen r = 0,04 und r = 0,15) auf die Zufriedenheit berichtet, wobei bei Frauen in der Gruppe der Datingpaare ein negativer Zusammenhang (r = -0,15) festgestellt werden konnte (Watson et al 2000: 427).

Die Befunde bezüglich des Einflusses von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit von Paaren in ihrer Persönlichkeit auf das Beziehungsglück sind keineswegs immer einheitlich und verweisen auf eher schwache bis mäßige Korrelationen. Barelds und Barelds-Dijkstra (2007) untersuchten an 137 verheirateten oder nicht verheirateten zusammenlebenden Paaren den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsähnlichkeit und Partnerschaftsqualität, wobei in der Untersuchung drei verschiedene Arten von Beziehungen als Kontrollfaktoren herangezogen wurden: Partner, die vor dem Eingehen ihrer Beziehung zunächst Freunde waren („friends first relationships“) und die sich auf den ersten Blick verliebten („love at first sight relationships“). Zudem wurde die Beziehungsart unterschieden, die sich zwischen den beiden Typen von Beziehungen einstufen lässt („in between relationships“). Dabei fanden die Autoren heraus, dass Unterschiede zwischen den Partnern bezüglich des Merkmals Extraversion insbesondere in der Randbedingung „Friends first“ mit geringerer Beziehungsqualität einhergingen (Barelds/ Barelds-Dijkstra 2007: 489). Hingegen kamen Shiota und Levenson (2007) in ihrer Längschnittuntersuchung zu einem gegensätzlichen Resultat: sie ermittelten, dass Paarähnlichkeit in diesem Merkmal in der jüngeren Jahrgangsgruppe negativ mit der partnerschaftlichen Zufriedenheit korreliert war. Im Hinblick auf die Ähnlichkeit der Partner in Neurotizismus zeigten sich in der eingangs erwähnten Untersuchung von Russell und Wells (1991) ähnliche positive Effekte von Ähnlichkeit in diesem Faktor auf die eheliche Qualität (Russell/ Wells 1991: 409 f.). Eine neuere Studie von Robins et al. (2000) konnte ebenfalls zeigen, dass Ähnlichkeit zwischen den Paaren hinsichtlich der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus sich positiv auf die Qualität ihrer Beziehung auswirkte (Robins et al. 2000). Hinsichtlich der Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit von Paaren in Verträglichkeit konnten Shiota und Levenson (2007) zeigen, dass Paare, bei denen die Partner ähnliche Ausprägungen in diesem Merkmal aufwiesen, zufriedener in ihrer Beziehung waren. Was den Einfluss von Ähnlichkeit und Komplementarität bezüglich des Faktors Gewissenhaftigkeit betrifft, so fanden Barelds und Barelds-Dijkstra (2007) in den beiden Kontrollbedingungen „Friends first“ und „love at first sight“ signifikante Zusammenhänge zwischen Ähnlichkeit und Beziehungsqualität: Je weniger sich demnach Partner in diesem Faktor ähnelten, umso geringer war das partnerschaftliche Wohlbefinden (Barelds/ Barelds-Dijkstra 2007: 489 f.). Demgegenüber ermittelten Shiota und Levenson (2007), dass Ähnlichkeit der Partner bezüglich des Merkmals Gewissenhaftigkeit, insbesondere in der jüngeren Kohorte, einen negativen Effekt auf die eheliche Zufriedenheit habe. In Bezug auf die Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit der Partner in der Dimension Offenheit gibt es vergleichsweise wenige empirische Studien. Eine der wenigen Untersuchungen ist beispielweise die von Gattis et al. (2004). Diese deutet dabei darauf hin, dass sich hinsichtlich dieses Merkmals die glücklichen Paare am meisten ähneln (r = 0,22).

4 Datengrundlage und methodisches Vorgehen

Im Folgenden wird der in der vorliegenden Arbeit verwendete Datensatz beschrieben. Im nächsten Absatz werden nun die die unabhängigen Variablen und die abhängige Variable operationalisiert, um diese einer Messung zugänglich zu machen. Dies erfolgt in drei Schritten: Zunächst wird die zu erklärende abhängige Variable erläutert. Anschließend werden die theoretisch abgeleiteten unabhängigen Variablen operationalisiert. Um möglichen Störfaktoren entgegenzuwirken, soll schließlich noch die Konstruktion und der potenzielle Einfluss der Drittvariablen dargelegt werden.

4.1 Datenbasis

Die empirische Hypothesenprüfung beruht in der vorliegenden Untersuchung auf den Daten der zweiten Erhebungswelle des deutschen Beziehungs- und Familienpanels pairfam[1]. Das im Jahre 2008 gestartete Erhebungsprogramm des Panels ist eine jährlich stattfindende und multidisziplinäre Befragung zur Untersuchung von beziehungs- und familienbiografischen Ereignissen, die auf der engen Zusammenarbeit der drei deutschen Universitäten - Universität Bremen, TU Chemnitz und LMU München - basiert. Zu den inhaltlichen Themen-schwerpunkten der Studie zählen neben partnerschaftlichen und generativen Entscheidungs-prozessen auch andere Schwerpunkte wie z.B. intergenerationale Beziehungen. Unterdessen stehen die Daten der vier Pairfam-Befragungswellen der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung, wobei die Erhebungswellen in den folgenden Zeiträumen: 2008/09 (Welle 1), 2009/10 (Welle 2), 2010/11 (Welle 3) sowie 2011/12 (Welle 4) durchgeführt wurden. Die fünfte Welle des Familienpanels wurde soeben abgeschlossen und seit Juni 2013 für wissenschaftliche Analysen zugänglich gemacht (Arránz Becker et al. 2013 ; http://www.pairfam.de/de/studie.html). Im Folgenden soll noch das methodische Design des Beziehungs- und Familienpanels erläutert werden, um danach auf die wesentlichen Aspekte der Stichprobenkonstruktion Bezug zu nehmen.

Die Panelstudie pairfam ist eine repräsentative Längschnittuntersuchung, die auf einer jährlichen Wiederbefragung von sogenannten Ankerpersonen aus drei Geburtskohorten basiert, die in den Jahren 1991-93, 1981-83, 1971-73 geboren sind. Es handelt sich hierbei um ein Kohorten-Sequenz-Design, da mehrere Geburtskohorten in einem Zeitraum von 14 Jahren in jährlichem Abstand wiederholt befragt werden. Die Grundgesamtheit, aus der die Stichprobenziehung für die erste Welle erfolgte, bildeten alle in Privathaushalten lebenden Personen dieser Geburtsjahrgangskohorten, die mit Hauptwohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland gemeldet sind und die die deutsche Sprache hinreichend beherrschen, um mit Hilfe eines computerunterstützen persönlichen Interviews (CAPI[2] ) befragt werden zu können. Die Stichprobe des Beziehungs- und Familienpanels beinhaltet somit auch Personen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die Stichprobenziehung erfolgte dabei auf der Grundlage einer Zufallsauswahl (Huinink et al. 2011: 19 ff.; Arránz Becker et al. 2013: 3). Für die erste Erhebungswelle wurden insgesamt ca. 42.000 Adressen bundesweit zufällig ausgewählt, wovon schließlich 12.402 Interviews realisiert werden konnten, was in dieser Welle einer Rücklaufquote von insgesamt 37 Prozent entsprach. Die Besonderheit von pairfam liegt darin, dass mehrere Akteurperspektiven einbezogen werden. Dadurch kann die Dynamik von Beziehungs- und Familienverläufen tiefgehend analysiert werden. So wurden im Rahmen der Panel- Studie nicht nur Informationen von den per Zufallsverfahren gezogenen Ankerpersonen erhoben, sondern es wurden auch die jeweiligen Partner der Ankerpersonen zu den oben genannten Schwerpunkten schriftlich befragt - unabhängig davon, ob diese mit dem Anker zusammenleben oder einen separaten Wohnsitz haben. Ab der zweiten Welle des Panels werden dann, zusätzlich zu den Partnern der Anker, anhand eines schriftlichen Fragebogens auch die Eltern bzw. Stiefeltern sowie mit Hilfe eines CAPI-Instruments auch die im gemeinsamen Haushalt des Ankers lebenden Kinder zwischen 8 und 15 Jahren befragt. Die Teilnahme der Partner, Eltern und Kinder an der Befragung hängt dabei davon ab, ob die Ankerperson ihre Zustimmung zum Interview der jeweiligen Familienmitglieder gegeben hat (Arránz Becker et al. 2013: 4 ff.). Die pairfam-Befragung weist somit ein Multi-Actor-Design auf, bei dem Informationen nicht nur zu der Ankerperson, sondern auch zu den anderen Familienmitgliedern wie Eltern und Kinder verfügbar sind (Huinink et al. 2011: 19).

Wie bereits eingangs angedeutet, dienen der empirischen Überprüfung der oben genannten Hypothesen die Daten der zweiten Welle des Panels, wobei im Rahmen dieser Untersuchung nur die Daten von den Ankern sowie deren Partnern, nicht jedoch von weiteren Familien-mitgliedern benötigt werden. Diese Daten eignen sich deshalb hervorragend für Zwecke dieser Arbeit, weil lediglich in der zweiten Erhebungswelle Angaben zu ausgewählten Persönlichkeitsmerkmalen sowohl des Ankers als auch des Partners vorliegen. Da nur die zweite Welle von Relevanz ist, basieren die empirischen Analysen auf Querschnittdaten. Da keine Veränderungen über die Zeit aufgezeigt werden sollen, wie etwa die Entwicklung der Persönlichkeit im Lebensverlauf, genügt damit zur Erklärung der Paarzufriedenheit auch diese Form der Datenerhebung.

Der Erhebungszeitraum für die zweite Befragungswelle erstreckte sich von Oktober 2009 bis April 2010. Die Grundgesamtheit besteht aus allen in Deutschland in Privathaushalten lebenden Personen, die bereits in der ersten Welle 2008 erfolgreich am Interview teilgenommen und einer weiteren Befragung im Rahmen des pairfam-Projekts zugestimmt haben. Von den insgesamt 12.402 in der ersten pairfam-Welle durchgeführten Befragungen, konnten nun in der zweiten Welle 9.069 Personen erfolgreich befragt werden. Die Panelstabilität der Ankerbefragung beträgt demnach für diese Welle insgesamt 73 Prozent. Parallel zur Befragung der Ankerpersonen wurden zusätzlich auch - mit Zustimmung der Anker - die jeweiligen Partner befragt. Dabei haben zum Befragungszeitpunkt 3.882 Ankerpersonen angegeben, einen (Ehe-) Partner zu haben, wovon etwa 50 Prozent Partnerinterviews realisiert werden konnten (Arránz Becker et al. 2013: 8 f.). Da die Überprüfung der Forschungsfrage voraussetzt, dass Ankerpersonen einen Partner haben, werden folglich aus dem Datensatz lediglich Personen ausgewählt, welche in der zweiten Welle angegeben haben, derzeit in einer Partnerschaft zu leben. Damit werden insgesamt 5078 Personen im Sample berücksichtigt.

[...]


[1] Pairfam steht für Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics

[2] Computer-Assisted Personal Interview

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783958206038
ISBN (Paperback)
9783958201033
Dateigröße
2.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
Fünf-Faktoren-Modell Big Five Deskriptive Analyse Multivariate Analyse SPSS

Autor

Milena Michela, B.A., wurde 1983 in Osterode geboren. Ihr Studium der Soziologie und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München schloss die Autorin im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der PR- und HR- Branche. Fasziniert von englischer Kultur und Sprache, verbrachte die Autorin mehr als ein Jahr in England, um die Besonderheiten des Landes kennenzulernen. Ihr Studium sowie ihre Tätigkeit in verschiedenen Wissensgebieten motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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Titel: Persönlichkeitsmerkmale und Beziehungszufriedenheit: Eine empirische Analyse zum Einfluss der Persönlichkeit auf die Zufriedenheit in Paarbeziehungen