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Green IT

Marketinginstrument, Kostensenker und Umweltretter?

©2010 Bachelorarbeit 62 Seiten

Zusammenfassung

Erhöhter CO²-Ausstoß, verursacht durch Privathaushalte und Industrie, Klimaveränderung und steigende Energiepreise, gehören zu den wichtigsten Problemen der Gegenwart und der Zukunft. Auch IT-Verantwortliche können ihre Augen nicht vor diesen Problemen verschließen.
Das Ziel der folgenden Ausführung ist es, im Rahmen der Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Bachelorarbeit sowohl die operativen als auch die strategischen Einsatzgebiete von Green IT Technologien auf deren wirtschaftliche und ökologische Sinnhaftigkeit für Unternehmen zu überprüfen. Die zentrale Frage lautet also: Ist der Einsatz von Green IT aus Kostensicht sinnvoll und führt dies zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und CO²-Ausstoßes? Des weiteren werden verschiedene weltweite Labels für IT-Energieeffizienz hinsichtlich deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Problemstellung
1.1 Aktueller Stand der Green-IT in Deutschland und deren Bedeutung
1.2 Ziel dieser Arbeit
1.3 Vorgehensweise und Aufbau dieser Arbeit

2. Definition des Begriffes Green-IT

3. Die zwei Hauptaspekte von Green-IT
3.1 Ressourceneinsparung bei der Herstellung von IT-Komponenten
3.2 Ressourceneinsparung durch den Einsatz von IT

4. Die IT zwischen Gewinnstreben und Nachhaltigkeit
4.1 Corporate Social Responsibility
4.2 Nachhaltiges Computing
4.3 Analyse der Akzeptanz von Green IT
4.4 Entscheidungsgrundlagen für den Einsatz von Green IT

5. Operative Einsatzgebiete von Green IT
5.1 Energieeffizienz im Rechenzentrum
5.1.1 Virtualisierung mittels virtuellen Maschinen
5.1.2 Serverkonsolidierung und –auslastung
5.1.3 Klimatisierung und Wärmeabfuhr im Serverraum
5.1.4 Optimierung von Hardware im Rechenzentrum
5.1.5 Optimierung der Stromzufuhr
5.2 Energieeffizienz im Office Bereich
5.2.1 Einsatz von Thin Clients
5.2.2 Energieeffizienz bei Ersatzinvestitionen
5.2.3 Desktop-Management
5.2.4 Das papierlose Büro

6. Strategische Einsatzgebiete von Green IT
6.1 Unterstützung von Prozessabläufen durch ITK-Systeme
6.1.1 Videokonferenzen anstatt Geschäftsreisen
6.1.2 Effizientere Routenplanung
6.1.3 Optimierung von Produktionsprozessen
6.2 Gebäudemanagement und Green Building
6.2.1 Umlage der Energiekosten vom Gebäudemanagement hin zu IT-Kostenstellen
6.2.2 Ressourcenschonender Gebäudebetrieb durch IT-Einsatz

7. Europaweite Labels für IT-Energieeffizienz

8. Fazit und Ausblick

9. Anhang
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Literaturverzeichnis
9.3 Erklärung

1. Einleitung und Problemstellung

1.1 Aktueller Stand der Green IT in Deutschland und deren Bedeutung

Erhöhter CO²-Ausstoß, verursacht durch Privathaushalte und Industrie, Klimaveränderung und steigende Energiepreise, gehört zu den wichtigsten Problemen der Gegenwart und der Zukunft. Auch IT-Verantwortliche können ihre Augen nicht vor diesen Problemen verschließen. Laut McKinsey’s SMART-2020-Studie, welche im Auftrag der Global e-Sustainability Initiative (GeSI) erstellt wurde, werden im Jahr 2020 weltweit rund 1,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid durch ITK-Nutzung entstehen.[1]

Beunruhigend ist auch die Energiepreisentwicklung in der deutschen Industrie. So stiegen die Energiekosten von 22 Milliarden Euro im Jahre 1998 um rund 67% auf 36,8 Milliarden Euro im Jahre 2008.[2] Die Stromkosten allein für die 2,2 Millionen installierten Server in Deutschland beliefen sich im Jahr 2008 auf rund 1,1 Milliarden Euro, was eine Studie des Border-Step Institutes im Auftrag des BITKOM ergab.[3]

Aufgrund der oben genannten Probleme und Fakten ist der neue Begriff „Green-IT“ entstanden, welcher auf der Cebit 2008 im Rahmen des „Green-IT Village“ erstmals öffentlichkeitswirksam vorgestellt wurde. Als Fazit der Cebit 2008 kann man sagen, dass die Entwicklung eines sowohl ökonomischen als auch ökologischen Grundgedankens bei der Produktion und dem Einsatz von ITK-Systemen noch in den Kinderschuhen steckt. [4] So wurden ITK-Systeme früher häufig rein funktionell ohne Rücksicht auf Energieeffizienz, die damit verbundenen Kosten und deren Nachhaltigkeit betrachtet. Im Juli 2009 wurde deswegen die „Green-IT Allianz“ gegründet, welche von mehreren Ressorts der Bundes-regierung und der Wissenschaft mit den Zielen unterstützt wird, die politische und wirtschaftliche Agenda für Green-IT weiterzuentwickeln, die Vorreiterrolle der ITK-Branche bei Green Technologies auszubauen, die Export-Chancen deutscher Technologieanbieter zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen Anbietern, Anwendern, Politik und Wissenschaft zu verstärken.[5] Ab dem Jahr 2010 werden auf EU-Ebene ebenfalls erste Gesetze zur Reglementierung des Energieverbrauches für Computer im Standbymodus in Kraft treten und weitere werden folgen.[6] Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich die Green-IT in Deutschland noch in der Anfangsphase befindet und aufgrund aktueller Energie- und Kostenfragen und neuer gesetzlicher Umweltvorschriften ein Themengebiet von großem Interesse darstellt.

1.2 Ziel dieser Arbeit

Das Ziel der folgenden Ausführung ist es, im Rahmen der Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Bachelorarbeit sowohl die operativen als auch die strategischen Einsatzgebiete von Green-IT Technologien auf deren wirtschaftliche und ökologische Sinnhaftigkeit für Unternehmen zu überprüfen. Die zentrale Frage lautet also: Ist der Einsatz von Green-IT aus Kostensicht sinnvoll und führt dies zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und CO²-Ausstoßes? Des weiteren werden verschiedene weltweite Labels für IT-Energieeffizienz hinsichtlich deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht.

1.3 Vorgehensweise

In dieser Arbeit werden hauptsächlich drei bekannte Instrumente verwendet:

- Literaturrecherche
- Berechnungen
- Sekundäre Datenerhebung

Im zweiten Kapitel wird mittels Literaturrecherche der Begriff Green-IT definiert, um eine einheitliche Verständnisgrundlage für diesen relativ jungen Ausdruck zu schaffen. Dieser Begriff wird als Lösungsansatz für den problematischen Spagat der Unternehmen zwischen den potentiellen Zielkonflikten Gewinnstreben und Nachhaltigkeit angesehen, welche im dritten Kapitel ebenfalls mittels Literatur-recherche und einer Sekundärquellenauswertung untersucht werden. Das vierte Kapitel geht näher auf die Ressourceneinsparung bei der Herstellung und beim Einsatz von IT und deren Komponenten ein. Diese beiden Themenblöcke stellen die Hauptgebiete dar, in die man das Feld der Green-IT grob unterteilen kann. Den Kern dieser Arbeit beinhalten Kapitel Fünf und Sechs, in welchen die operativen und strategischen Einsatzgebiete von Green-IT Ansätzen ausgewertet werden. Mittels Literaturrecherche, sekundärer Datenerhebung und einer Kosten/Nutzen-Berechnung werden hier ökologische und wirtschaftliche Faktoren gegenübergestellt.

Ein großes Problem für Unternehmen ist neben dem wirtschaftlichen Nutzen auch die eindeutige Aussagekraft von Labeln für IT-Energieeffizienz. Im siebten Kapitel werden verschiedene weltweite Labels gegenübergestellt und deren Bewertungsmerkmale untersucht Abgerundet wird diese Arbeit durch das achte Kapitel, welches ein zusammenfassendes Fazit und einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Green-IT enthält.

2. Definition des Begriffes Green IT

Für den relativ jungen Begriff Green IT existieren mehrere und teilweise un-vollständige Definitionen.

Die beiden geläufigsten, aber zu einseitigen Definitionen von Green IT lauten:

a)

„Unter dem Stichwort Green IT (Grüne IT) versteht man das Bestreben, den kompletten Lebenszyklus der IT Hardware von der Produktion über die Nutzung bis hin zu Entsorgung/Recycling möglichst ressourcenschonend zu gestalten. Dabei stehen zwei Themen im Vordergrund:

Möglichst geringer Energieverbrauch bei der Produktion und während der gesamten Nutzungsdauer (Stichwort: CO2-Ersparnis).

Verbannung schädlicher Substanzen (beispielsweise Blei oder Brom) aus dem Produktionsprozess und den verwendeten Materialien.[7]

b)

„Unter dem Stichwort Green IT (seltener auch Green ICT) versteht man Bestrebungen, die Nutzung von Informationstechnik (IT) bzw. Informations- und Kommunikationstechnologie (früher IKT oder IuK, engl. ICT) über deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten, also vom Design der Systeme und zur Produktion der Komponenten über deren Verwendung bis zur Entsorgung, bzw. dem Recycling der Geräte.[8]

Diese Definitionen sind jedoch unvollständig, da sie zu einseitig auf die verwendeten Hardwarekomponenten und deren Energieverbrauchswerte und Produktionsmaterialien abzielen. Green-IT kann so als reiner Selbstzweck zur Ver-minderung des eigenen IT-Energieverbrauches angesehen werden. Es gibt jedoch noch einen zweiten wichtigen Aspekt mit hohem Einsparungspotential: den strategischen Einsatz von ITK-Systemen, um zum Beispiel Stromnetze gleichmäßiger auszulasten, Fahrtrouten für Logistikunternehmen effizienter zu berechnen oder Produktionsprozesse optimaler zu planen.[9]

Eine treffendere Definition wäre also:

Green-IT ist der Ansatz, die Produktion, Entsorgung und Nutzung von Informationstechnologie über deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt-, ressourcen- und kosteneffizient zu gestalten, wobei auch der strategische Einsatz von ITK-Systemen in allen Geschäftsbereichen eine bedeutende ökologische und ökonomische Rolle spielen sollte.

3. Die zwei Hauptaspekte von Green IT

3.1 Ressourceneinsparung bei der Herstellung von IT-Komponenten

Ein wichtiges Themengebiet der Green-IT ist das sogenannte Lifecycle-assessement. Hier wird der gesamte Lebenszyklus eines Computers und seiner Bestandteile von der Erzeugung bis hin zu seiner Entsorgung betrachtet. In einer immer mehr vernetzten Welt hat die Zahl an Computern in den letzten Jahren stark zugenommen. So wurden allein im Jahre 2009 in Deutschland über 12 Millionen Computer verkauft, während es im Jahre 2007 noch knapp 10 Millionen waren.[10] Die Produktion und Entsorgung dieser Rechner bedeutet eine Ressourcenbelastung für die Umwelt, welche es zu berücksichtigen gilt.

Genaue Angaben zu Energie- und Wasserverbrauch und Rohstoffmengen bei der Herstellung eines Computers sind momentan leider nicht veröffentlicht, da von Herstellerseite keine verwertbaren Daten bereitgestellt werden bzw. den Herstellern selber keine genauen Daten zur Verfügung stehen.[11]

Es war jedoch dem Kompetenzzentrum IT in Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer-Institut möglich, anhand von Schätzwerten und eigenen Studien den Energieverbrauch und CO²-Ausstoß eines durchschnittlichen Desktop-PCs zu berechnen. Die Hauptbestandteile dieses Computers sind das Motherboard, die Festplatte, das Diskettenlaufwerk, das CD- bzw. DVD-Laufwerk, die Grafikkarte, das Netzteil und des Weiteren das Gehäuse und verschiedene Verbindungskabel.

Die Herstellung eines Computers untergliedert sich in drei Phasen:

In der Extraktions- und Produktionsphase werden der Aufwand für die Gewinnung der verwendeten Materialien und der Energiebedarf für die Produktion von Produktionsmaterialien inklusive der Emissionen berechnet.

In der Produktionsphase werden das Energieaufkommen und die Emissionen bei der Produktion der Hauptkomponenten ermittelt.

In der Distributionsphase berechnet man anhand des Volumens des zu transportierenden Objektes den Energieaufwand und die Emissionen.

Es lässt sich feststellen, dass die Extraktion und Produktion der verwendeten Materialien 68% des gesamten Energieaufwandes verursachen (siehe Abbildung 1). Analog dazu verhält es sich bei den verursachten Emissionen, welche zu 67% durch die Extraktions- und Produktionsphase erzeugt werden (siehe Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Energieaufwand für die Herstellung eines durchschnittlichen Desktop-PCs in Deutschland in Megajoul

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: CO²-Verbrauch für die Herstellung eines durchschnittlichen Desktop-PCs in kg

Für die Herstellung eines Computers werden insgesamt 2.137 MJ an Energie verbraucht, womit man eine 60-Watt-Glühbirne gut 412 Tage ununterbrochen leuchten lassen kann. Der gesamte CO²-Ausstoß bei der Herstellung eines Computers beträgt 147 kg, so viel wie ein durchschnittliches neues Auto (160g CO²-Ausstoss pro km) nach 919 km erzeugt hat.

Der Ansatz der Ressourceneinsparung bei der Herstellung von IT Komponenten verfolgt das Ziel den Energieverbrauch und CO²-Ausstoß so gering wie möglich zu halten.

Ein weiterer Gesichtspunkte im Lifecycle-Assessement eines Computers ist die Vermeidung bzw. Reduzierung von umweltschädlichen Stoffen beim Herstellungsprozess wie Blei, Flammschutzmittel, PVC, Halogenen und die Möglichkeit umweltschädliche Stoffe bei der Verwertung einfach zu entfernen.[12] Am 24.03.2005 ist das Elektro- und Elektronikgerätegesetz in Kraft getreten, welches die Herstellungskriterien und Recyclingbedingungen für Elektrogeräte nach ökologischen Kriterien regelt. Weiter gilt für jeden Hersteller seit 24.03.2006 die Verpflichtung, Elektroaltgeräte zurückzunehmen und umweltgerecht zu entsorgen.[13] Green-IT verfolgt den Ansatz, diesen gesetzlichen Regelungen gerecht zu werden und über die vorgegebenen Richtlinien hinaus zu handeln.

3.2 Ressourceneinsparung durch den Einsatz von IT

Das zweite große Themengebiet der Green IT kann auch mit den Schlagworten „green through IT“ umschrieben werden. Es wird hierbei versucht, durch den Einsatz von IT-Systemen den Energie- und Ressourcenverbrauch in verschiedenen Unternehmensbereichen zu minimieren.[14]

Besonders hohe Einsparmöglichkeiten ergeben sich dort, wo Anlagen, Antriebe, Aggregate kontinuierlich[15], aber mit wechselnder Belastung laufen, da man durch bessere IT-gestützte Algorithmen eine gleichmäßigere Auslastung erreichen könnte. Ein denkbares Anwendungsgebiet wäre hier die Optimierung von Produktionsprozessen und dem damit niedrigeren Materialverschleiß und der niedrigeren Ausschussquote, was wieder rum der Umwelt zugutekommt und gleichzeitig Kosten reduziert. Ebenso ist es möglich, einen Teil der Geschäftsreisen durch Videokonferenzen zu ersetzen und so wiederum eine Kosten- und Emissionsersparnis zu erreichen.

Green-IT beinhaltet also nicht nur eine umweltschonende Herstellung von Computern und eine Minimierung des Energieverbrauches von IT-Komponenten, sondern auch die Möglichkeit des strategischen Einsatzes von IT-Komponenten in allen Unternehmensbereichen.

4.Die IT zwischen Gewinnstreben und Nachhaltigkeit

4.1 Corporate Social Responsibility

Corporate Social Responsibility (CSR) steht für den guten Vorsatz von Unternehmen und anderen Organisationen eine gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, welche über die gesetzlichen Vorgaben hinaus geht.[16]

Zu den häufigsten Einsatzgebieten von CSR zählen unter anderem die Wahrung von Menschenrechten und deren internationale Durchsetzung, Maßnahmen zur Korruptionsprävention, Investitionen in die Bildung und Mitarbeiterschulung, der sparsame und schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Produktion einer ökologisch verantwortungsvollen Wertschöpfungskette und die Förderung des Umweltschutzes.[17] Der Nutzen für die Gesellschaft ist klar und eindeutig ersichtlich. Eine intakte Umwelt verbessert unseren Lebensraum und verhindert Umweltkatastrophen, genauso wie eine Investition in die Bildung von Menschen deren geistige Leistungsfähigkeit steigert und ihnen so bessere Chancen auf dem globalen Arbeitsmarkt bietet. Jedoch stellt sich die Frage, wieso Unternehmen freiwillig über die gesetzlichen Regelungen hinaus Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen, was oft mit hohen Kosten verbunden ist.

Natürlich wird die Industrie nicht aus reinem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft und Umwelt diese Ziele umsetzen. Es ist ganz klar, dass hinter diesem löblichen Vorhaben auch eine Mehrwertabsicht stecken muss.

Unternehmen schaffen durch CSR-Maßnahmen ein Umfeld, in dem sie besser wirtschaften können:

Weiterbildungen und Schulungen beugen dem Fachkräftemangel vor, Firmenkindergärten ermöglichen es Frauen, Berufstätigkeit und Kinderwunsch zu vereinbaren und eine Korruptionsprävention mit Compliance-Richtlinien verhindert Konflikte mit dem Gesetz und kostspielige und imageschädliche Gerichtsverfahren.

Wieso ist es aber für Unternehmen sinnvoll das freie Gut Umwelt zu schonen und gleichzeitig auf Energieeffizienz zu setzen?

Eine Einsparung von Energie hat einerseits einen positiven Effekt auf die Umwelt, da so weniger Rohstoffe verbraucht werden müssen und im Rahmen der klassischen Energiegewinnung auch weniger CO² produziert wird. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein verminderter Energieverbrauch ebenfalls von Vorteil, weil so erhebliche Kosten eingespart werden können bei der momentanen Energiepreisentwicklung.

Der aktive Umweltschutz spielt jedoch auch bei den Kunden eine immer größere Rolle. So machen sich inzwischen 89 % der Bevölkerung Sorgen um den Schutz der Umwelt (siehe Abbildung 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Umfrage zum Thema „Machen Sie sich Sorgen um den Schutz der Umwelt

Der Wunsch nach energiesparenden Produkten und Ideen ist ebenfalls sehr groß (siehe Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Umfrage „Stimmen Sie zu, dass die Industrie dazu angehalten werden sollte, mehr energiesparende Produkte anzubieten?“

Insofern bietet es sich für Unternehmen an, aktiv am Umweltschutz mitzuwirken, um ein besseres Image zu erhalten und somit auch den Kundenkreis und den Absatzmarkt zu vergrößern. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass Unternehmen auch Ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Umwelt nachkommen.

4.2 Nachhaltiges Computing

Als einen CSR Faktor kann man die Green IT bzw. das nachhaltige Computing sehen. Der Begriff der Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft und wurde 1999 folgendermaßen definiert:

„Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“[18]

Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde erstmals in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nation politisch aufgegriffen und im Jahre 1992 wurde in Rio de Janeiro im Rahmen der Earth Summit Conference das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung mit der Agenda 21 von über 170 Ländern verabschiedet.[19]

Seit dem wird oft auf das 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit verwiesen, welches aus den 3 Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales besteht (siehe Abbildung 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: „3 Säulen Modell der Nachhaltigkeit“

Das 3-Säulen-Modell basiert auf der Annahme, dass eine nachhaltige Entwicklung nur durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen erreicht werden kann.[20] Die einzelnen Säulen haben folgende Schwerpunkte:

„Ökologische Nachhaltigkeit:

Sie orientiert sich am stärksten am ursprünglichen Gedanken, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben. Ökologisch nachhaltig wäre eine Lebensweise, die die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße beansprucht, wie diese sich regenerieren.

Ökonomische Nachhaltigkeit:

Eine Gesellschaft solle wirtschaftlich nicht über ihre Verhältnisse leben, da dies zwangsläufig zu Einbußen der nachkommenden Generationen führen würde.

Soziale Nachhaltigkeit:

Ein Staat oder eine Gesellschaft sollte so organisiert sein, dass sich die sozialen Spannungen in Grenzen halten und Konflikte nicht eskalieren, sondern auf friedlichem und zivilem Wege ausgetragen werden können.“[21]

Green-IT möchte sowohl durch Energie- und Kosteneffizienz bei den betriebenen IT-Systemen und durch umweltfreundliche Herstellung von IT-Komponenten das ökonomische und ökologische Ziel der Nachhaltigkeit erfüllen.

Des weiteren bildet Green-IT eine Schnittstelle zwischen Strategie, Prozessen und Systemen des Informationsmanagements, das heißt, Green IT sollte nicht nur eine technische Umsetzung umfassen, sondern ebenfalls entsprechende Koordinierungsmaßnahmen an den Schnittstellen der IT-Organisationen. Green IT stellt im Idealfall also eine Schnittmenge des Informationsmanagements mit der ökologischen und ökonomischen Säule unternehmerischer Nachhaltigkeit dar (siehe Abbildung 6).[22]

[...]


[1] Vgl. Statement zur Pressekonferenz „Start der Green-IT-Allianz“ von Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer (2009).

[2] Vgl. "Energie in Deutschland Ausgabe 2009“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (2009).

[3] Vgl. "Unternehmen nutzen Förderung für Green IT zu selten" vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (2009).

[4] Vgl. "ClimatePartner: Green IT steht erst am Anfang und muss ergänzt werden" von ClimatePartner GmbH & Co. KG (2008).

[5] Vgl. „Start der Green IT Allianz“ vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (2009).

[6] Vgl. „Ab 2010: Maximal 2 Watt im Standby-Betrieb von Haushaltsgeräten, PCs und Unterhaltungselektronik „ von Christof Windeck (2009).

[7] Vgl. „Green IT - Die IT-Branche wird grün“ von www.klimawandel-global.de (2008).

[8] Vgl. „Green IT“ von Wikipedia (2009).

[9] Vgl. Statement zur Pressekonferenz „Start der Green-IT-Allianz“ von Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer (2009).

[10] Vgl. “Anzahl der verkauften PCs (in Mio. Stück) in Deutschland seit 2007“ von statista.com (2009).

[11] Vgl. Studie „Total Cost of Ownership (TCO) & Green IT” vom Kompetenzzentrum.IT (2009).

[12] Vgl. „Ökologischer PC“ von der Gesellschaft Arbeit und Ergonomie - online e.V. (2009).

[13] Vgl. „Das neue Elektro- und Elektronikgerätegesetz“ (2008) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

[14] Vgl. „Green IT: Energieeffizienz steigern, Wachstumsmärkte erschließen und Nachhaltigkeit sichern“ von der deutschen Energie-Agentur (2009).

[15] Vgl. „Green IT: Energieeffizienz steigern, Wachstumsmärkte erschließen und Nachhaltigkeit sichern“ von der deutschen Energie-Agentur (2009).

[16] Vgl. „Was ist CSR“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2009).

[17] Vgl. „Gemeinsames Verständnis von Corporate Social Responsibility (CSR) in Deutschland“ vom Nationalen CSR-Forum (2009).

[18] Vgl. Läßt sich das Nachhaltigkeitskonzept auf Wissen anwenden?“ Von Konrad Ott (1999).

[19] Vgl. „Nachhaltigkeit – was ist das ?“ von www.outdorrlinks.org (2008).

[20] Vgl. „Nachhaltigkeit (Drei-Säulen-Modell)“ von Wikipedia (2009).

[21] Vgl. „Nachhaltigkeit (Drei-Säulen-Modell)“ von Wikipedia (2009).

[22] Vgl. „Studie: Nachhaltigkeit und Green IT in IT-Organisationen“ der Uni Göttingen (2009).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (PDF)
9783863415372
ISBN (Paperback)
9783863410377
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Deggendorf
Erscheinungsdatum
2011 (August)
Note
1,7
Schlagworte
Green IT Energie Nachhaltigkeit Marketinginstrument Kostensenker

Autor

Tobias Hierl wurde 1982 in Regensburg geboren. Nach seinem Abitur an der Fachoberschule mit Schwerpunkt Wirtschaft, absolvierte der Autor ein berufsbelgeitendes Bachelorstudium im Bereich Wirtschaftsinformatik und schloß dieses im Jahre 2010 erfolgreich ab. Schon früh konnte Tobias Hierl erste Einblicke und Führungserfahrung im IT-Projektmanagement bei der Umstrukturierung eines Serverraums unter Energie- und Sicherheitsgesichtspunkten sammeln. Weitere Stationen seiner berüflichen Tätigeit waren Siemens, Infineon und Continental. Bei diesen Unternehmen konnte der Autor im IT-Support Einblicke in den Aufbau von IT-Landschaften gewinnen und wurde sensibilisiert für die Relevanz eines guten Energie- und Kostenmanagements. Mit seiner Arbeit möchte der Autor, unter besonderer Berücksichtigung der Umwelt und des CO² Ausstosses, einen Überblick über die Möglichkeiten der Energie- und Kostenreduzierung im Bereich IT geben.
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Titel: Green IT
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