Die Interdependenz zwischen zahnärztlicher Behandlung und Herpesreaktivierung
Klinische und subklinische Reaktivierungen von HSV1
					
	
		©2010
		Masterarbeit
		
			
				56 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Sowohl symptomatische (Rekrudeszenzen) als auch asymptomatische (Rekurrenzen) Reaktivierungen des Herpes simplex-Virus Typ 1 in der Mundhöhle tragen zur Übertragung und Verbreitung von HSV-1 bei; besonders an so exponierten Stellen, wie sie in der Zahnheilkunde untersucht und behandelt werden. Um die Frequenz der HSV-1 Reaktivierung im Zusammenhang mit der zahnärztlichen Manipulation zu untersuchen, wurde die HSV-Nested-PCR auf 100 Mundschleimhautabstriche angewendet, die bei zwanzig immunkompetenten Probanden gesammelt wurden. Dabei wurden die Proben ein Tag vor, direkt vor und direkt nach, sowie zwei Tage und fünf Tage nach der zahnärztlichen Behandlung entnommen.
Insgesamt wiesen 7 der 16 seropositiven Personen HSV-1-DNA in ihren Proben auf. Zwei dieser 16 Probanden bekamen während des Untersuchungszeitraumes sogar Rekrudeszenzen. Bei vier Seronegativen wurde erwartungsgemäß über den gesamten Untersuchungszeitraum keine HSV-1-DNA nachgewiesen.
Diese erhöhte Frequenz der Reaktivierung zeigt, dass auch die allgemeine zahnärztliche Tätigkeit als Triggerfaktor für klinische und subklinische Reaktivierung des HSV-1 in der Mundhöhle bei immunkompetenten Personen zu werten ist. Neben den pathophysiologischen Manipulationen an den peripheren Endigungen des maxillären und mandibulären Astes des Nervus trigeminus ist der Faktor Stress das entscheidende Kriterium.
Ferner lässt sich bemerken, dass zwischen der absoluten Reaktivierungshäufikeit und der klinischen Rezidivanamnese eine Interdependenz besteht. So war die Frequenz der Reaktivierungen bei den Probanden höher, die auch an Rekrudeszenzen gelitten haben.Dieses Buch erläutert die Thematik detailliert, schildert den Gang der Untersuchung und liefert interessante Ergebnisse.
	Insgesamt wiesen 7 der 16 seropositiven Personen HSV-1-DNA in ihren Proben auf. Zwei dieser 16 Probanden bekamen während des Untersuchungszeitraumes sogar Rekrudeszenzen. Bei vier Seronegativen wurde erwartungsgemäß über den gesamten Untersuchungszeitraum keine HSV-1-DNA nachgewiesen.
Diese erhöhte Frequenz der Reaktivierung zeigt, dass auch die allgemeine zahnärztliche Tätigkeit als Triggerfaktor für klinische und subklinische Reaktivierung des HSV-1 in der Mundhöhle bei immunkompetenten Personen zu werten ist. Neben den pathophysiologischen Manipulationen an den peripheren Endigungen des maxillären und mandibulären Astes des Nervus trigeminus ist der Faktor Stress das entscheidende Kriterium.
Ferner lässt sich bemerken, dass zwischen der absoluten Reaktivierungshäufikeit und der klinischen Rezidivanamnese eine Interdependenz besteht. So war die Frequenz der Reaktivierungen bei den Probanden höher, die auch an Rekrudeszenzen gelitten haben.Dieses Buch erläutert die Thematik detailliert, schildert den Gang der Untersuchung und liefert interessante Ergebnisse.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltverzeichnis 
3.2 
Methoden 
         17 
      3.2.1 Klinik 
17 
3.2.1.1 
Probandenkollektiv 
       17 
         3.2.1.2 Probengewinnung - Oralschleimhaut       
17 
3.2.1.3 
Blutproben 
        17 
3.2.2 
Molekularbiologie        18 
3.2.2.1 
Probenaufbereitung 
       18 
3.2.2.2 
Polymerase-Ketten-Reaktion 
(HSV-1-PCR) 
   18 
3.2.2.3 
GeI-Elektrophorese 
       21 
         3.2.2.4 HSV-1 
Southern 
Blotting 
      21 
3.2.2.5 
HSV-1 
Detektion 
       23 
         3.2.2.6 Herstellung der digoxygeninmarkierten HSV-1 DNA-Sonde    
23 
3.2.3 
Serologie 
         25 
3.2.3.1 
HSV-1 
ELISA        25 
4. Ergebnisse 
26 
4.1 
HSV-1-Rekrudeszenzen 
       26 
4.2 
HSV-1-Serologie 
        26 
4.3 
HSV-1-PCR 
         26 
   4.4 Protokoll der Auswertung einer HSV-1-PCR 
30 
Inhaltverzeichnis 
5. 
Diskussion 
         32 
5.1 
Untersuchungsdesign        32 
      5.1.1 Methodik der PCR - allgemeiner Teil - 
33 
      5.1.2 Zusammenhang zwischen Pathomechanismus der Reaktivierung von  34 
               HSV-1 
und 
diagnostischer 
Methodik 
   5.2 Frequenz der subklinischen und klinischen Reaktivierungen von HSV-1 
36 
   5.3 Triggerfaktoren einer HSV-1 Reaktivierung 
    38 
   5.4 Ausblick 
40 
6. 
Zusammenfassung 
        41
7. 
Literaturverzeichnis 
        42 
1. Abkürzungen 
1
1 . Liste der Abkürzungen 
ACV Acyclovir 
ATCC 
American Type Culture Collection 
Ak Antikörper 
bp Basenpaare 
BSA 
Rinderserumalbumin (bovine serum albumin) 
D Dalton 
Dig/DIG Digoxygenin 
DNA Desoxyribonukleinsäure 
dNTP 2'-Desoxyribonukleosid-5'-triphosphat 
EBV Epstein-Barr-Virus 
EDTA Ethylendiamintetraessigsäure 
ELISA enzyme-Iinked immunsorbent assay 
EtBr Ethidiumbromid 
gB Glykoprotein 
B 
HCMV Humanes 
Cytomegalie-Virus 
HHV Humanes 
Herpesvirus 
HSV Herpes-simplex-Virus 
IFN Interferon 
lg Immunglobulin 
IL-2 Interleukin-2 
kb Kilobasen 
 mikro 
min Minute 
1. Abkürzungen 
2
M Molar 
n nano 
NBT Nitroblau-Tetrazolium 
p pico 
PBS Phosphatgepufferte 
Salzlösung (phosphate-buffered saline) 
PCR 
Polymerase-Ketten-Reaktion (polymerase chain reaction) 
RNA Ribonucleinsäure 
rpm 
Zahl der Umdrehungen (rounds per minute) 
SDS Natriumdodecylsulfat 
SSC Natriumchlorid-Natriumcitrat-Lösung 
(standard saline citrate) 
Taq Thermus 
aquaticus 
Tris Tris(hydroxymethyl)-aminomethan 
UV Ultra-Violett 
V Volt 
VCA              Viruscapsid 
VZV Varizella-Zoster-Virus 
w/v  
Gewicht / Volumen (weight /volume) 
2. Einleitung 
3
2. Einleitung 
2.1 Herpesviren 
Die Familie der Herpesviren umfasst über 100 Virusspezies, die beim Menschen und 
bei den meisten Wirbeltieren vorkommen (Roizman, 1991). Bezüglich vieler 
biologischer Eigenschaften und ihrer Partikelmorphologie gleichen sich alle Vertreter 
dieser Virusfamilie. So erfolgt die Replikation des doppelsträngigen DNA-Genoms im 
Zellkern der Wirtszelle, in dem auch die Morphogenese beginnt. Die Codierung für 
Enzyme, die im Nukleinsäurestoffwechsel und bei der Genreplikation aktiv sind, ist 
ebenfalls allen Herpesviren gemein. Ferner pesistieren die Herpesviren nach der 
Erstinfektion latent im Organismus (Whitley und Roizman, 2001). Die Produktion von 
infektiösen Partikeln unterbleibt in diesem Stadium, was dazu führt, dass die Zellen 
überleben. Aus dieser Latenzphase kann jedoch eine Reaktivierung des 
Infektionszyklus erfolgen. Die Virusvermehrung bedingt zwangsläufig die Zerstörung 
der Wirtszelle. 
Mitglieder der Familie der Herpesviridae sind das Herpes-simplex-Virus mit den 
beiden serologischen Typen HSV-1 und HSV-2, das Varicella-Zoster-Virus (VZV), 
das Zytomegalie-Virus (HCMV), das Epstein-Barr-Virus (EBV) und die humanen 
Herpesviren HHV-6, HHV-7, HHV-8. Ferner werden die Herpesviren in drei 
Unterfamilien untergliedert: die  -,  - und  -Herpesviren. Die Herpes-simplex-Virus-
Typen und das Varicella-Zoster-Virus zählen zu den  -Herpesviren. Diese sind durch 
ein breites Wirtsspektrum, kurze Vermehrungszeiten, die Möglichkeit in den 
Nervenzellen der Ganglien zu persistieren und eine schnelle Ausbreitung in 
Kulturmedien gekennzeichnet (Roizman, 1993). Der   -Herpes-Viren-Untergruppe ist 
das Zytomegalie-Virus und die HHV-6 und HHV-7 zugeordnet.  
Das Epstein-Barr-Virus und das humane Herpesvirus Typ 8 gehören zur  -
Herpesviren-Untergruppe (Roizman, 1996), die sich durch ein sehr enges 
Wirtszellspektrum auszeichnen.  
2. Einleitung 
4
2.2 Pathogenese des Herpes-simplex-Virus Typ 1 
2.2.1 Primärinfektion 
Die Übertragung von Herpes-simplex-Viren erfolgt durch virushaltigen Speichel und 
direkten Schleimhaut-zu-Schleimhaut- oder Schleimhaut-zu-Haut-Kontakt. Die 
Primärinfektion tritt meist bei Kindern unter fünf Jahren mit den Symptomen einer 
Gingivo-Stomatitis und einer Pharyngitis auf. Trotz Virusproduktion in den 
Schleimhautepithelien verläuft die Infektion meist asymptomatisch bzw. inapparent. 
Zu schweren Krankheitsverläufen kann es besonders bei älteren Kindern, jungen 
Erwachsenen und immunsupprimierten Personen kommen. 
Die symptomatische Infektion weist lnkubationszeiten von 2-12 Tagen auf und ist von 
Fieber, das auf 40 °C ansteigen kann, Schüttelfrost, Muskel- und Gelenkschmerzen, 
sowie Halsschmerzen mit pharyngealem Ödem und Rötung begleitet. Man findet 
eine generalisierte Lymphadenitis mit besonders deutlicher Ausprägung am Hals, 
gelegentlich auch eine Milzvergrößerung. Es entwickeln sich nach ein paar Tagen 
vorübergehend vesikuläre Bläschen auf der pharyngealen und oralen Mukosa, wobei 
besonders die keratinisierten Anteile betroffen sind (Maeglin, 1987; Bickel et al., 1996 
und Eisen, 1998). Die Bläschen ulzerieren schnell und vermehren sich auch am 
weichen Gaumen, in der Wangenschleimhaut, auf der Zunge, an den Lippen und am 
Mundboden. Das Fieber kann bis zur Austrocknung der schmerzhaften Bläschen 
andauern, die unbehandelt nach etwa 14 Tagen abheilen. Das Virus läßt sich für ca. 
14 - 21 Tage aus Abstrichen aus den Läsionen isolieren. 
Serologisch läßt sich eine Primärinfektion durch das Vorhandensein von HSV1-
spezifischen lgM-Antikörpern schon am Ende der ersten Krankheitswoche 
nachweisen. 
Differentialdiagnostisch sind bei dem klinischen Erscheinungsbild z.B. eine 
Streptokokken- oder Diphterie-Pharyngitis, eine Herpangina, eine Aphthenstomatitis 
oder eine Mononukleose auszuschließen (Hirsch und Schooley, 1983). Um auch 
Infektionen mit anderen Herpesviren (HCMV, VZV) auszuschließen, wird für die 
sichere Diagnose ein direkter Virusnachweis über Virusisolierung mit anschließender 
Typisierung vorgenommen. 
2. Einleitung 
5
Zum Zeitpunkt des Auftretens der Effloreszenz ist HSV-1 bereits in die peripheren 
Endigungen sensibler und autonomer Nervenfasern eingedrungen und durch 
axonalen Transport zum Ganglion trigeminale gelangt. Hier findet die Virusreplikation 
zunächst noch in stärkerem Umfang statt, kommt aber nach einigen Tagen zur Ruhe, 
wobei auch einige infizierte Neuronen eliminiert werden. Das Virus wird in den 
erhaltenen Neuronen, von der zellulären und humoralen Immunabwehr unerreicht, 
latent (Abb. 2.1). Da die zellulären Abwehrmechanismen die Virusantigene erkennen 
und bekämpfen, breitet sich das Virus nicht lympho-hämatogen aus. 
Abb. 2.1: Schema der Pathogenese einer Herpes simplex-Virus Typ 1-Infektion 
                (nach: Wolff,M.H.; Herpesviridae. In: Werner, H. (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie 
                mit Repetitorium. Berlin; de Gruyter Verlag 1991: 357-366) 
2. Einleitung 
6
2.2.2 Replikation und Latenz 
HSV-1 repliziert sich in parabasalen und mittig liegenden Epithelzellen. 
Histopathologische Untersuchungen zeigen eine Lyse der infizierten Zellen, lokale 
Entzündungszeichen und die Entstehung von oberflächlichen dünnwandigen Blasen 
auf der entzündeten Basisfläche. Die Vakuolisierung der Keratinozyten ist die erste 
zytoplasmatische Veränderung der Zellen (Huff et aI., 1981). 
Es bilden sich mehrkernige Zellen (Synzytien) mit ballonartiger Entartung 
(zytopathischer Effekt), Ödem und charakteristischen intranukleären Einschlüssen. 
Die gesamte Epidermis kann betroffen sein, wohingegen die Dermis immer von den 
Veränderungen unberührt bleibt (Huff et al., 1981). 
Als Latenz wird die Fähigkeit von HSV-1 bezeichnet, in sich nicht reproduzierendem 
Zustand in den Nervenzellen zu überleben. Die HSV-DNA persistiert dort 
extrachromosomal in zirkulärer Form in nur geringer Kopienzahl (Abb. 2.4). 
Es gibt Hinweise darauf, dass einige Virione latent außerhalb des Nervensystems im 
Epithel der Lippenschleimhaut und der Kornea der Augen verweilen (Spruance, 
1996). 
Die Nervenzelle scheint die einzige Zelle zu sein, die während der Primärinfektion 
vollständig infektiöses Virus produziert, ohne in Zelllysis zu enden. Notkins und 
Lopez vermuten, dass bei Rezidiven nur frühe virale Produkte in den Neuronen 
produziert werden, und dass die endgültige virale Montage nach Übertragung des 
Virus von Zelle zu Zelle, in den Epithelzellen stattfindet (Notkins, 1975; Lopez). 
2.2.3 Reaktivierung 
Bei vermutlich nur 1/3 der "Herpes-Patienten" werden Rezidive durch 
unterschiedliche Reize (Triggerfaktoren) ausgelöst. Dies geschieht wahrscheinlich 
über eine Veränderung der zellvermittelten Immunität (T-ZelIen, Langerhanszellen), 
die dem Virus eine Replikation erlaubt (Spruance et al., 1995; Spruance, 1996; 
Schmidt et al., 1985 und 1991). 
2. Einleitung 
7
Die Rezidive treten meist in Form von kleinen Bläschen auf, die die Hautbezirke des 
maxillären und mandibulären Astes des Nervus trigeminus befallen. Betroffen sind 
die Unterlippe stärker als die Oberlippe und zu 10 % periorale Bereiche. Eine 
mögliche Erklärung dafür, warum bei Reaktivierung nicht mehr der lntraoralraum, 
sondern die Lippen und der Perioralraum befallen sind, kann in der Wanderung der 
Viren in andere Äste der Nerven vermutet werden. 
Das Auftreten der Rezidiv-Läsionen an meistens der gleichen extraoralen Stelle 
hängt von einer intakten Nervenbahn vom Ganglion zur Peripherie ab (Hill et al., 
1983). Oft wird von den Patienten ein Jucken, Kribbeln oder Brennen an der 
betroffenen Stelle bemerkt (bei 40 - 60 %: Spruance, 1992), bevor sich dort ein mit 
klarer Flüssigkeit gefülltes Bläschen zeigt. Diese ersten Symptome werden als 
Prodromalstadium bezeichnet und können hilfreich für den rechtzeitigen 
Therapiebeginn sein. 
Während des Prodromalstadiums sind die Virusreplikationsrate bzw. die späteren 
Schritte der Virusgenese lokal im Epithel am höchsten und verursachen eine 
Nervenreizung bzw. das Kribbeln. Patienten, die das Prodromalstadium erleben, 
haben schwerere Läsionen (Spruance, 1992), die aber sowohl durch frühzeitige als 
auch durch spät begonnene chemotherapeutische Maßnahmen besser zur Heilung 
zu bringen sind. 
Spruance (1992) hat die sieben Stadien der Entwicklung einer klassischen Läsion 
beschrieben, die sich folgendermaßen gliedert: ca. ½ Tag dauert das 
Prodromalstadium, > 1 Tag das Bläschenstadium, < 1 Tag das Ulcus oder die weiche 
Kruste, 5 1/2 Tage die feste Kruste und Schorf und 1-2 Tage der rote Fleck und die 
noch bestehende Schwellung. 
Während des Bläschenstadiums nimmt die Virusreplikation schon wieder stark ab; 
das Virus geht in sein Latenzstadium im Ganglion über. Der Heilungsprozeß dauert 
ohne Behandlung ca. 9-10 Tage. Der Abstand zwischen zwei Rezidiven kann 
zwischen einigen Tagen und mehreren Jahren liegen. Die meisten Patienten leiden 
jedoch 2-3 mal im Jahr an Herpes-Rezidiven (Shaw et al., 1985). 
2. Einleitung 
8
Laut Spruance erreichen 25 % der Rekurrenzen (subklinische Reaktivierungen) nach 
dem Prodromalstadium nicht das Bläschenstadium und werden nicht zu einer Läsion. 
Außerdem gibt es unterschiedliche Arten von Läsionen (Spruance, 1996). 
Ob ein Individuum überhaupt an Rezidiven (subklinisch = Rekurrenz und klinisch = 
Rekrudeszenz) leidet, hängt von der Art der Immunantwort auf die Primärinfektion ab 
(Spruance, 1995). Eine TH2- Antwort, bei der Interleukin 4, 5 und 10 gebildet und die 
Antikörperproduktion angeregt wird, kann späteren Rekurrenzen in der Haut oder im 
Ganglion nicht vorbeugen. Eine TH1-Antwort dagegen induziert über Stimulation von 
Lymphozyten die Bildung von Interleukin 2 (IL-2), y-lnterferon (IFN-`y) und Zytokinen, 
die antivirale Wirkung haben und einen Schutz gegen die HSV-1-lnfektion und 
Rezidive bilden (Spruance, 1995). 
2.2.4 Triggerfaktoren 
Eine Vielzahl von endogenen und exogenen Faktoren können als Stimuli die 
Reaktivierung von latentem HSV-1 auslösen. Nach Häufigkeit geordnet (Spruance, 
1992) sind dies: 
                                         - Emotionaler Stress 
                                         - Krankheit (Erkältung, Grippe, Fieber) 
                                         - Sonnenlichtexposition 
                                         - mechanische Manipulationen 
                                         - Erschöpfung, Müdigkeit 
                                         - Menstruation 
                                         - Spröde, aufgesprungene Lippen 
                                         - Wechsel der Jahreszeiten 
Durch die Einwirkung eines oder mehrerer dieser Faktoren ändert sich die 
immunologische Abwehr des Körpers. Psychischer Stress verändert zum Beispiel die 
Ausschüttung von Steroidhormonen der Nebennierenrinde (Aldosteron, Kortisol, 
Androgene) und Hormonen des Nebennierenmarks (Adrenalin), was einen Effekt auf 
die Lymphokinausschüttung durch die T-Zellen haben kann.  
2. Einleitung 
9
Die Sonnenlichtexposition kann zur Erschöpfung des ,,nerve growth factors", zur 
Änderung der Prostaglandinsynthese, zur Verminderung der Antigen-Präsentation 
durch die Langerhans-Zellen, zur Bildung von T-Suppressorzellen oder zur 
Veränderung der DNA-Reparaturfunktion führen. 
Nach Sonnenlichtexposition treten Rezidive meist schneller (48 h) auf, als z.B. nach 
einem chirurgischen Eingriff an den trigeminalen Endästen (3-6 Tage). Da aber für 
die Reaktivierung des Virus bis zur Ausbreitung in benachbart liegende Epithelzellen 
der Zielregion eher 3-6 Tage gebraucht werden, liegt durch Sonnenlicht 
reaktivierbares Virus (wahrscheinlich als Folge ständiger Reproduktion in den 
Ganglien) in den Epithelzellen vor (Spruance, 1996). 
Es besteht eine signifikante Assoziation zwischen Trigeminusneuralgie, 
Parästhesien, Fazialislähmung und HSV-1. 
2.4.5 Therapie 
1980 wurden die synthetischen Acycloguanosin-Virostatika etabliert. Dazu gehören 
Acyclovir, Famcyclovir, Valacyclovir und Pencyclovir. 
Diese Nukleotidanaloga sind Derivate der DNA-Base Guanin und wirken selektiv 
hemmend auf die Replikation und Synthese der viralen DNA. 
Der wegen seiner geringen Toxizität am häufigsten lokal und auch systemisch 
eingesetzte Wirkstoff Acyciovlr (ACV) penetriert bevorzugt die HSV-infizierten Zellen. 
Er wird durch die virale Thymidinkinase zu Acyclovir-Monophosphat phosphoryliert, 
welches nun durch eine zelluläre Kinase zum Triphosphat weiter umgesetzt wird. 
Dieses wird in die virale DNA eingebaut und behindert als ,,falsches Nukleotid" die 
Elongation der Virus-DNA während der Synthese. 
In Abwesenheit von Virus und damit der viralen Thymidin-Kinase wird Acyclovir, 
wenn es zum Beispiel oral zur Prophylaxe verabreicht wird, nicht phosphoryliert und 
liegt somit in inaktivem Zustand vor. Die hohe Selektivität des Medikamentes bedingt 
seine für den Organismus geringe Toxizität. 
2. Einleitung 
10
Die Reaktivierung des Virus kann aber nur symptomatisch oder prophylaktisch 
behandelt werden, nicht jedoch das Virus aus seinem latenten Zustand eliminiert 
werden. 
Die orale bzw. systemische Therapie mit Acyclovir (2 x 400 mg/d) ist der Prävention 
eines Ausbruchs von Herpes labialis besonders bei immunsupprimierten Personen 
vorbehalten. 
Eine klinische Studie mit dem Therapeutikum Pencyclovir in 1%iger Konzentration 
ergab eine gute Heilungswirkung bei lokaler Anwendung in immunkompetenten 
Personen in allen Reaktivierungsstadien. Die biochemische Vorstufe davon ist 
Famcyclovir, welches zur Behandlung von HSV-2 und VZV eingesetzt wird 
(Spruance et al., 1997). 
2.3 Ziel der Arbeit 
Klinische und subklinische Reaktivierungsprozesse von Herpesviren  insbesondere 
von HSV-1  sind in der Vergangenheit immer wieder in klinischen Forschungen 
thematisiert worden. Dabei besteht ein wichtiger Teilaspekt in der Abschätzung und 
Eindämmung der von ihnen ausgehenden Infektionsgefahr.  
Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung ist bei der Ausübung der zahnärztlichen 
Tätigkeit besonders erhöht, da sich das Erkrankungsbild im oro-facialen Bereich 
manifestiert. Ferner sind sowohl psychischer Stress als auch mechanische 
Manipulation Triggerfaktoren von HSV-1-Reaktivierungen.  
Ziel der vorliegenden Studie ist es aufzuklären, inwieweit  die zahnärztliche Tätigkeit 
als Triggerfaktor für klinische und subklinische Reaktivierung des HSV-1 in der 
Mundhöhle bei immunkompetenten Personen zu werten ist. Ferner soll in diesem 
Zusammenhang aufgezeigt werden, ob Interdependenzen zwischen der 
Reaktivierungshäufigkeit und anamnestischen Rekrudeszenzen (= klinische 
Reaktivierungen) vorliegen. 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Erstausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2010
 - ISBN (Paperback)
 - 9783863410438
 - ISBN (PDF)
 - 9783863415433
 - Dateigröße
 - 745 KB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung
 - Erscheinungsdatum
 - 2011 (Juli)
 - Note
 - 1
 - Schlagworte
 - Herpes-Simplex-Virus Typ1 HSV1 Rekrudeszenzen Rekurrenzen Zahnärztliche Manipulation
 - Produktsicherheit
 - BACHELOR + MASTER Publishing