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Grundlagen der Bilanzierung und Verbuchung von Finanzinstrumenten nach HGB in der Lindner Gruppe

©2010 Bachelorarbeit 60 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit gliedert sich insgesamt in vier Kapitel. Im ersten Kapitel, der Einleitung, werden die Motivation, die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit konkretisiert. Es erfolgt auch eine kurze Vorstellung der Lindner Gruppe.

Das zweite Kapitel vermittelt den theoretischen Hintergrund zu dieser Arbeit. Zunächst werden allgemeine Chancen und Risiken von Finanzinstrumenten dargestellt. Danach werden drei verschiedene Finanzinstrumente, DTG, DTG mit Laufzeitoption und Plain Vanilla Optionen, definiert und die jeweiligen Chancen und Risiken erläutert. Des Weiteren wird anhand eines Beispiels der Unterschied zwischen DTG und Plain Vanilla Option erklärt.

Mittelpunkt der Arbeit ist das dritte Kapitel mit der Erarbeitung der korrekten Bewertung und Verbuchung von praktischen Fallbeispielen aus der Lindner Gruppe. Einführend liefert eine Erläuterung der Änderungen bei der Bilanzierung von Finanzinstrumenten i.d.F. des BilMoG die notwendige Basis. Konkret werden die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, die Bildung von Bewertungseinheiten mit den Unterpunkten einer Erläuterung des Grundgeschäfts und des Sicherungsinstrumentes dargestellt. Des Weiteren folgen Erklärungen zu den Voraussetzungen zur Bildung von Bewertungseinheiten, den drei verschiedenen Arten von Bewertungseinheiten, der Bewertungsmethode, der Bilanzierung von Bewertungseinheiten i.S.d. § 254 HGB und schließlich der Dokumentation, Effektivität sowie den Berichtspflichten. Danach werden vier Fallbeispiele der Lindner AG aufgegriffen, für die Lösungsvorschläge hinsichtlich ihrer Bewertung und Verbuchung erarbeitet werden. Zuerst wird das DTG bei normaler Fälligkeit im Hinblick auf die Problematik, Bewertung und Verbuchung unterjährig und zum Jahresabschluss erörtert. Danach werden drei praktische Fälle des DTG mit Laufzeitoption analysiert und ebenfalls auf die gleichen Kriterien hin untersucht.
Im Fazit folgt eine Zusammenfassung der erarbeiteten Ergebnisse mit einer Empfehlung und Ausblick bezüglich der vorgestellten praktischen Fallbeispiele.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
Motivation
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Gliederung der Arbeit
Vorstellung der Lindner Gruppe

2. Definition von Finanzinstrumenten
2.1 Devisentermingeschäft
2.1.1 Begriffsbestimmung
2.1.2 Ermittlung des Devisenterminkurses
2.1.3 Chancen (Vorteile)
2.1.4 Risiken (Nachteile)
2.2 Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption
2.2.1 Begriffsbestimmung
2.2.1.1 Beispiel 1: Zahlungseingänge vor dem Stichtag
2.2.1.2 Beispiel 2: Zahlungseingänge bis zum Stichtag
2.2.2 Chancen (Vorteile)
2.2.3 Risiken (Nachteile)
2.3 Plain Vanilla Put Option
2.3.1 Begriffsbestimmung
2.3.1.1 Prämie
2.3.1.1.1 Innerer Wert
2.3.1.1.2 Zeitwert
2.3.2 Chancen (Vorteile)
2.3.3 Risiken (Nachteile)
2.4 Vergleich Devisentermingeschäft, Plain Vanilla Option und Kasse
2.4.1 Ausgangssituation
2.4.2 Vergleich bei verschiedenen Kassakursen am Fälligkeitstag

3. Optimale Verbuchung und Bewertung der Finanzinstrumente nach HGB i.d.F des BilMoG in der Lindner Gruppe
3.1 Änderungen bei der Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach HGB i.d.F. des BilMoG
3.1.1 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
3.1.2 Bildung von Bewertungseinheiten (Hedge-Accounting)
3.1.2.1 Grundgeschäft
3.1.2.2 Sicherungsinstrumente
3.1.2.3 Voraussetzungen zur Bildung von Bewertungseinheiten
3.1.2.4 Die drei Arten von Bewertungseinheiten
3.1.2.4.1 Mikro-Hedge
3.1.2.4.2 Makro-Hedge
3.1.2.4.3 Portfolio-Hedge
3.1.2.5 Bewertungsmethoden
3.1.2.6 Bilanzierung von Bewertungseinheiten i.S.d. § 254 HGB
3.1.3 Dokumentation, Berichtspflichten und Effektivität
3.2.1 Fallbeispiel 1: Devisentermingeschäft
3.2.1.1 Ausgangssituation
3.2.1.2 Problematik
3.2.1.3 Bewertung und Verbuchung unterjährig
3.2.1.4 Bewertung und Verbuchung zum Jahresabschluss
3.2.2 Fallbeispiel 2: Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption zum Jahreswechsel
3.2.2.1 Ausgangssituation
3.2.2.2 Problematik
3.2.2.3 Bewertung und Verbuchung unterjährig
3.2.2.4 Bewertung und Verbuchung zum Jahresabschluss
3.2.3 Fallbeispiel 3: Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption mit Teilabrufen während der Laufzeit
3.2.3.1 Ausgangssituation
3.2.3.2 Problematik
3.2.3.3 Bewertung und Verbuchung unterjährig
3.2.3.4 Bewertung und Verbuchung zum Jahresabschluss
3.2.4 Fallbeispiel 4: Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption mit Zahlungen in der Lindner Gruppe
3.2.4.1 Ausgangssituation
3.2.4.2 Bewertung und Verbuchung unterjährig
3.2.4.3 Bewertung und Verbuchung zum Jahresabschluss

4. Fazit

Glossar

Rechtliche Materialien

Internetquellen

Bilderquellen

Firmeninterne Quellen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Auszug Organigramm Lindner Gruppe

Abb. 2: Unilever Haus „HafenCity“ Hamburg

Abb. 3: Clubschiff „AIDAluna“

Abb. 4: Chancen / Risiken von Finanzinstrumenten im Überblick (Sichtweise Exporteur)

Abb. 5: DTG (Sichtweise Exporteur)

Abb. 6: Option (Sichtweise Exporteur)

Abb. 7: Eigendarstellung in Anlehnung an Souren „Put Option im Vergleich zu Kassageschäft und DTG“

Abb. 8: Eigendarstellung in Anlehnung an Borchert „Hedge-Zusammenhang“

Abb. 9: Fallbeispiel 4: DTG mit Laufzeitoption mit Zahlungen in der Lindner Gruppe

Danksagung

Ich möchte dieses Buch zum Anlass nehmen, mich bei einigen Personen recht herzlich für die Unterstützung zu bedanken,

bei Herrn Professor Doktor Jürgen Dröge, der mich während der Anfertigung meiner Bachelorarbeit mit zahlreichen Tipps und Anregungen, Engagement, Geduld und wertvollen Hinweisen bestens betreut und unterstützt hat,

bei Frau Petra Kasbeizer, Frau Christina Söver und Herrn Peter Schädelbauer, meine fachlichen Betreuer in der Lindner AG, die mit Verbesserungsvorschlägen und Literaturhinweisen stets engagiert zur Stelle waren,

sowie bei Frau Christine Nußbaumer, die während des ganzen Studiums eine moralische Stütze war und immer ein offenes Ohr für meine Probleme hatte.

Natürlich gilt mein Dank auch allen nicht persönlich genannten Mitarbeitern der Lindner AG, die mit hilfreichen fachlichen Hinweisen meine Arbeit verbesserten, meine Praxisphasen im Unternehmen positiv bereicherten und meine persönliche Entwicklung in den letzten drei Jahren wesentlich beeinflussten.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinen Eltern, die mir in allen Lebenslagen unterstützend zur Seite standen und ständig großes Interesse an meinem Studium und meiner beruflichen Weiterentwicklung gezeigt haben.

Arnstorf, September 2010

Anna Stadler

1. Einleitung

Motivation

Die deutsche Wirtschaft ist sehr stark exportorientiert und generiert ihre Stärke im weltweiten Ranking der Industrienationen aus dieser Tatsache. Deshalb muss jedes zukunftsorientierte Unternehmen prüfen, ob es internationale Geschäftsbeziehungen eingehen soll, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben der Chance einer Verbesserung der Rentabilität birgt allerdings eine starke Exportorientierung vergleichsweise ein erhöhtes Risiko gegenüber dem Inlandsgeschäft. Es liegt vor allem im Wechselkursrisiko, da aufgrund der Finanzkrise die Volatilität wichtiger Währungen, wie dem EURO, US-Dollar und japanischen Yen, zugenommen hat. Darüber hinaus sind die Entwicklungen dieser Währungen kaum prognostizierbar.[1] Das Unternehmensergebnis von international tätigen Unternehmen wird von Wechselkursschwankungen stark beeinflusst.[2] Deshalb verspüren Unternehmen in den letzten Jahren eine größere Notwendigkeit, das Währungsmanagement in das Tagesgeschäft einzubauen. Zur Absicherung sollte ein Gleichgewicht zwischen einem möglichst umfassenden Schutz und minimalen Kosten für die Absicherung gefunden werden. Das Treasury-Management[3], das sich unter anderem mit der Sicherung von Wechselkursrisiken beschäftigt, befasst sich außerdem mit den internen Anforderungen eines Unternehmens und muss sie mit den externen Marktveränderungen abstimmen. Dazu zählt z.B. die Analyse der Chancen und Risiken von derivativen Finanzinstrumenten. Darüber hinaus entscheidet das Treasury-Management schließlich welches Sicherungsinstrument am besten geeignet ist.[4]

Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, für die Lindner Gruppe einen Vorschlag zur optimalen Verbuchung und Bewertung von Finanzinstrumenten nach HGB i.d.F. des BilMoG zu eruieren. Das Cash- und Fremdwährungsmanagement der Lindner Gruppe wird zentral vom Group Treasury betreut, mit dem Ziel, die Risiken aus Wechselkursänderungen zu minimieren. Das Group Treasury ist Bestandteil der 2009 gegründeten Lindner Finanz GmbH, die zuständig für die Erbringung von Finanzdienstleistungen ist. Mit Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern und der weiteren Internationalisierung sind Vertragsabschlüsse in Fremdwährung und die damit verbundenen Fremdwährungsrisiken zum Tagesgeschäft der Lindner Gruppe geworden. Primär werden in der Lindner Gruppe Devisentermingeschäfte mit Laufzeitoption (Kap. 2.2) zur Kursabsicherung verwendet. Zusätzlich finden die Instrumente Devisentermingeschäfte (Kap. 2.1) und unter bestimmten Voraussetzungen Plain Vanilla Optionen (Kap. 2.3) ihre Anwendung. Deshalb beschränkt sich diese Arbeit anfangs auf diese drei Sicherungsinstrumente. Kurssicherungen erfolgen bei der Lindner Gruppe projektbezogen zur Sicherung des Kalkulationskurses und nicht spekulativ. Durch konkrete Beispiele soll erarbeitet werden, wie die korrekte Bewertung und Verbuchung nach der Einführung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes von statten geht.

Die Lindner Gruppe wickelt fast 50 Prozent ihrer Geschäfte im Ausland ab, weshalb in dieser Arbeit die Sichtweise Lindner als Exporteur betrachtet wird. Im Fremdwährungsmanagement verwendet die Lindner Finanz GmbH zum Großteil die Währungen US-Dollar und Schweizer Franken. In den Fallbeispielen wird wegen des begrenzten Bearbeitungszeitraums nur die Währung US-Dollar verwendet.[5]

Gliederung der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich insgesamt in vier Kapitel. Im ersten Kapitel, der Einleitung, werden die Motivation, die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit konkretisiert. Es erfolgt auch eine kurze Vorstellung der Lindner Gruppe.

Das zweite Kapitel vermittelt den theoretischen Hintergrund zu dieser Bachelorarbeit. Zunächst werden allgemeine Chancen und Risiken von Finanzinstrumenten dargestellt. Danach werden drei verschiedene Finanzinstrumente, DTG, DTG mit Laufzeitoption und Plain Vanilla Optionen, definiert und die jeweiligen Chancen und Risiken erläutert. Des Weiteren wird anhand eines Beispiels der Unterschied zwischen DTG und Plain Vanilla Option erklärt.

Mittelpunkt der Arbeit ist das dritte Kapitel mit der Erarbeitung der korrekten Bewertung und Verbuchung von praktischen Fallbeispielen aus der Lindner Gruppe. Einführend liefert eine Erläuterung der Änderungen bei der Bilanzierung von Finanzinstrumenten i.d.F. des BilMoG die notwendige Basis. Konkret werden die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, die Bildung von Bewertungseinheiten mit den Unterpunkten einer Erläuterung des Grundgeschäfts und des Sicherungsinstrumentes dargestellt. Des Weiteren folgen Erklärungen zu den Voraussetzungen zur Bildung von Bewertungseinheiten, den drei verschiedenen Arten von Bewertungseinheiten, der Bewertungsmethode, der Bilanzierung von Bewertungseinheiten i.S.d. § 254 HGB und schließlich der Dokumentation, Effektivität sowie den Berichtspflichten. Danach werden vier Fallbeispiele der Lindner AG aufgegriffen, für die Lösungsvorschläge hinsichtlich ihrer Bewertung und Verbuchung erarbeitet werden. Zuerst wird das DTG bei normaler Fälligkeit im Hinblick auf die Problematik, Bewertung und Verbuchung unterjährig und zum Jahresabschluss erörtert. Danach werden drei praktische Fälle des DTG mit Laufzeitoption analysiert und ebenfalls auf die gleichen Kriterien hin untersucht.[6]

Im Fazit folgt eine Zusammenfassung der erarbeiteten Ergebnisse mit einer Empfehlung und Ausblick bezüglich der vorgestellten praktischen Fallbeispiele.

Vorstellung der Lindner Gruppe

Die Lindner Gruppe wurde 1965 von Hans Lindner gegründet. In den letzten Jahren ist das Unternehmen sowohl im Inland als auch im Ausland stetig gewachsen. Es hat sich zu einem führenden Unternehmen in Europa in den Bereichen Innenausbau und Fassadenbau, mit Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern und ca. 4.800 Mitarbeitern weltweit, entwickelt.[7] Ein Organigramm der Lindner Gruppe soll den Aufbau und die Struktur des Unternehmens veranschaulichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Auszug Organigramm Lindner Gruppe[8]

Die Lindner AG gliedert sich in die Lindner Gruppe als Muttergesellschaft ein. Unter der Lindner AG siedeln sich mehrere Tochtergesellschaften an, unter anderem die Lindner Finanz GmbH und die Lindner Objektdesign GmbH.

Die Lindner Gruppe überzeugt vor allem durch das Konzept der schlüsselfertigen Übergabe, d.h. Lindner übernimmt alle Tätigkeiten von der Planung bis hin zum Komplettausbau (z.B.: Hotels, Bürogebäude z.B.: Abb. 2 „HafenCity“).

Als aktuellste und herausragende Referenz in Deutschland gilt das Bürogebäude Unilever Haus „ HafenCity“ in Hamburg.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Unilever Haus „HafenCity“ Hamburg[10]

Das Projekt umfasst die Auftragssumme von 6,5 Mio. EUR. Lindner lieferte die Konzepte und Produkte für Bodensysteme, Heiz- und Kühltechnologien, Trockenbauprodukte, Türen und Wandsysteme. Darüber hinaus erhielt dieses Projekt, gemäß den Zertifizierungen der „Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen“, die höchste Auszeichnung „HafenCity Green Building Standard“ in Gold für nachhaltiges Bauen.[11]

Ein weiteres anspruchsvolles Projekt ist der farbenfrohe Ausbau des Clubschiffs „AIDAluna“. Damit das einzigartige Design umgesetzt werden konnte, lieferte Lindner viele Sonderanfertigungen für Decken, Möbel und Einbauten. Die Lindner Gruppe übernahm den kompletten Ausbau der „AIDA Bar“, „AIDA Lounge“, des Casinos und des Fotoshops auf der „AIDAluna“.[12]

Das Referenzbuch zeigt noch mehr Bilder und Daten zu diesem Projekt im Bereich Schiffsausbau.[13]

Zwei Bilder von dem Kreuzfahrtschiff „AIDAluna“ sollen die Besonderheit des Designs verdeutlichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Clubschiff „AIDAluna“[14]

Besonders auffällig ist das Design des Casinos (linkes Bild) und der „Sternbar“ (rechtes Bild), die beide wie ein Magnetpol auf die Clubschiffgäste wirken.

2. Definition von Finanzinstrumenten

Die Lindner Gruppe verwendet drei Finanzinstrumente, das Devisentermingeschäft (Kap. 2.1), das Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption (Kap. 2.2) und die Plain Vanilla Option (Kap. 2.3). Diese werden an Terminmärkten und nicht an Kassamärkten gehandelt, weil der Geschäftsabschluss und die Zahlung/Lieferung auf unterschiedliche Zeitpunkte fallen.[15] In der Praxis werden neben diesen einfachen Produkten auch immer komplexere Instrumente zur Sicherung der Wechselkursrisiken verwendet, die aufgrund der kurzen Bearbeitungszeit nicht berücksichtigt werden können. In der Literatur werden „Finanzderivat“ und „Finanzinstrument“ oft synonym verwendet. Demzufolge werden diese beiden Begriffe auch in dieser Arbeit als gleichwertig angesehen.[16]

Die folgende Abbildung liefert einen kurzen allgemeinen Überblick über die Chancen und Risiken von Finanzinstrumenten. Wie bereits vorher erwähnt, werden sie hier nur aus der Sicht des Exporteurs dargestellt. Die Sicht des Importeurs wird nicht betrachtet, weil dafür der zeitliche Rahmen in dieser Ausführung nicht ausreicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Chancen / Risiken von Finanzinstrumenten im Überblick (Sichtweise Exporteur)[17]

Das Schaubild zeigt, wie unterschiedlich sich die Chancen und Risiken bei den verschiedenen Finanzinstrumenten verteilen. Je nachdem wie risikofreudig oder risikoavers das jeweilige Unternehmen ist, wählt dieses das entsprechende Finanzderivat aus. Die Lindner Finanz GmbH verwendet nur die Finanzinstrumente DTG, DTG mit Laufzeitoption und Plain Vanilla Option, deshalb werden nur diese drei ausführlich erörtert. Beim Kassengeschäft wird kein Sicherungsgeschäft abgeschlossen (s. Abb. 2: Kasse „Nichts tun“). Chancen und Risiken stehen sich spiegelbildlich gegenüber. Da bei der Lindner Gruppe Fremdwährungsrisiken abgesichert werden, wird das Kassageschäft in dieser Arbeit nicht weiter erläutert.

Für die drei Finanzinstrumente, DTG, DTG mit Laufzeitoption und Plain Vanilla Option, gelten gemeinsam die folgenden vier wichtigen Risikokategorien:[18]

- Das Marktpreisrisiko umfasst die Risiken von Zinsänderungen, Währungsschwankungen und Volatilitäten.
- Die Gefahr des Zahlungsausfalls eines Geschäftspartners bezeichnet das Adressrisiko.
- Kann eine Zahlungsverpflichtung zum Fälligkeitstermin nicht beglichen werden, tritt das Liquiditätsrisiko ein.
- Bei operationellen Risiken handelt es sich um menschliche oder technische/maschinelle Fehler, wodurch ebenfalls Verluste entstehen können. Naturgemäß möchte sich ein Unternehmen gegen möglichst all diese Risiken absichern[19].

2.1 Devisentermingeschäft

2.1.1 Begriffsbestimmung

Unter einem Devisentermingeschäft versteht man eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Vertragspartnern, die sich gegenseitig verpflichten, zu einem bestimmten Termin in der Zukunft einen festgelegten Währungsbetrag zum im Vorhinein festgelegten Wechselkurs zu tauschen. Es handelt sich hierbei um ein unbedingtes Termingeschäft. Durch den Abschluss eines DTG wird versucht, das Risiko bei Wechselkursschwankungen zu verringern.[20] Darüber hinaus zählt das DTG zu den „OTC“- (Over the Counter)-Geschäften, d.h. das DTG wird zwischen einem Finanzinstitut und dem Kunden individuell vereinbart und auch erfüllt.[21]

Zur Verdeutlichung wird im Folgenden ein fiktives Beispiel mit einer Zeitreihe dargestellt, wie der zeitliche Ablauf eines Devisentermingeschäftes bei planmäßigem Zahlungseingang abläuft:

Beispiel:

Ein Unternehmen liefert Produkte im Wert von 100.000,00 USD, fällig am 30.01.2011. Der Betrag wird am 30.09.2010 mit einem Terminkurs von 1 EUR = 1,2810 USD mit dem Stichtag 30.01.2011 abgesichert. Die Forderung von 100.000,00 USD wird durch die Auflösung des DTG beglichen – unterstellt, dass der amerikanische Kunde fristgerecht bezahlt. Sollte der Kunde früher bezahlen, wird der Forderungsbetrag in diesem Beispiel trotzdem erst zum 30.01.2011 in 78.064,01 EUR gewechselt. Es besteht allerdings die Möglichkeit einen Devisenswap durchzuführen. Diese Thematik wird in dieser Arbeit aufgrund des begrenzten Bearbeitungszeitraums nicht betrachtet.[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: DTG (Sichtweise Exporteur)[23]

Der Graph des Terminkurs zeigt den Kurs am Abschlusstag von 1 EUR = 1,2810 USD, der konstant über den gesamten Zeitraum festgelegt wird. Beim Abschluss eines DTGs ist die Entwicklung der Wirkung bei steigendem (schwarzer Graph) oder fallendem (blauer Graph) Kurs vollkommen identisch, da immer zu einem Kurs von 1,2810 EUR/USD verkauft wird.

2.1.2 Ermittlung des Devisenterminkurses

Zur Ermittlung des Devisenterminkurses wird generell folgende Formel angewendet:[24]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.3 Chancen (Vorteile)

Ein klarer Vorteil des DTGs ergibt sich aus der festen Kalkulationsbasis, weil Unternehmen dadurch besser planen können.[25] Aus Sicht des Exporteurs gewährleistet die Absicherung, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem vereinbarten Wechselkurs die Fremdwährung in die einheimische Währung „eintauschen“ kann. Der Exporteur ist deshalb vor ungünstigen Kursentwicklungen (Abwertung der Fremdwährung) geschützt.[26] Im Gegensatz zu Optionen, vgl. Kap. 2.3.1.1, entsteht bei DTG kein Prämienaufwand.[27]

2.1.4 Risiken (Nachteile)

Bei unbedingten Termingeschäften, so wie dem Devisentermingeschäft, spricht man von einem symmetrischen Risikoprofil, da sich die Gewinnmöglichkeiten und Verlustrisiken der Handelspartner spiegelbildlich gegenüberstehen. Entwickelt sich für die eine Seite das Geschäft positiv, ändert es sich auf der anderen Seite ins Negative.[28]

Im Gegensatz zur Option bedingter Termingeschäfte (s. Kap. 2.3.1) haben die Geschäftspartner beim DTG kein Wahlrecht zur Erfüllung des Geschäfts, sondern sind verpflichtet es zu erfüllen. Des Weiteren besteht aus der Sicht des Exporteurs keine Möglichkeit, von aus seiner Sicht positiven Marktentwicklungen (fallenden USD-Kursen) zu profitieren.[29] [30]

2.2 Devisentermingeschäft mit Laufzeitoption

Bei der Lindner Gruppe wird das DTG mit Laufzeitoption am häufigsten verwendet.[31]

2.2.1 Begriffsbestimmung

Das DTG mit Laufzeitoption unterliegt den gleichen Bedingungen und Voraussetzungen wie das normale DTG (s. Kap. 2.1) nur, dass hierbei die Option besteht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums, Zahlungseingänge vor dem Fälligkeitstermin bereits zum vereinbarten Wechselkurs zu tauschen.

2.2.1.1 Beispiel 1: Zahlungseingänge vor dem Stichtag

Ein Unternehmen schließt ein Geschäft über einen Betrag von 100.000,00 USD. Der Betrag wird am 30.09.2010 mit einem DTG mit Laufzeitoption zu einem Kurs von 1 EUR = 1,2810 USD mit Stichtag 30.09.2011 abgesichert. Die Beträge mit ZE am 20.12.2010 und 25.06.2011 können allerdings über den kompletten Zeitraum hinweg zum vereinbarten Kurs gewechselt werden und nicht wie beim normalen DTG nur am Stichtag.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die beiden Zahlungseingänge am 20.12.2010 und am 25.06.2011 können bereits an den entsprechenden Tagen zum vereinbarten Kurs von 1,2810 EUR/USD gewechselt werden. Der Stichtag am 30.09.2011 wird nicht mehr benötigt, da die Zahlungen schon vorher eingegangen sind. Die Verfügbarkeit des Geldes steht an oberster Stelle, deshalb werden die Beträge bei Zahlungseingang getauscht.

2.2.1.2 Beispiel 2: Zahlungseingänge bis zum Stichtag

Ein Unternehmen schließt ein Geschäft über einen Betrag von 100.000,00 USD. Der Betrag wird am 30.09.2010 mit einem DTG mit Laufzeitoption mit einem Kurs von 1 EUR = 1,2810 USD mit Stichtag 30.09.2011 abgesichert. Die Beträge mit ZE am 20.12.2010 und 25.06.2011 können allerdings über den kompletten Zeitraum hinweg zum vereinbarten Kurs gewechselt werden und nicht wie beim normalen DTG nur am Stichtag.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die drei Zahlungseingänge am 20.12.2010, am 25.06.2011 und 30.09.2011 können bereits an den entsprechenden Tagen zum vereinbarten Kurs von 1,2810 EUR/USD gewechselt werden. In diesem Beispiel wird der Stichtag ausgenutzt, da die Zahlung erst an diesem Tag eingeht.

2.2.2 Chancen (Vorteile)

Ähnlich wie bei dem normalen DTG, hat auch das DTG mit Laufzeitoption den Vorteil einer festen Kalkulationsbasis für das Unternehmen. Des Weiteren fällt auch hier kein Aufwand für eine Prämie an (vgl. Kap. 2.3.1.1). Warum viele Unternehmen aber auf dieses Finanzinstrument zurückgreifen, liegt daran, dass während der Laufzeitoption jederzeit ein Währungstausch möglich ist. Dadurch ist vor allem die Liquidität hervorzuheben. Rechnungen können mit dem verfügbaren Geld bezahlt werden.[32] Die Beträge können bereits vor dem Fälligkeitstermin zum vereinbarten Kurs getauscht werden. Darüber hinaus könnte die Laufzeitoption in dem Maße ausgenutzt werden, dass der vorzeitige Zahlungseingang bis zum Valutatag zu einem profitablen Zinssatz bei der Bank angelegt wird. Dadurch können zusätzliche Zinsgewinne generiert werden.

2.2.3 Risiken (Nachteile)

Beim DTG mit Laufzeitoption kommen die gleichen Risiken zum Tragen, wie bei dem DTG ohne Laufzeitoption (vgl. Kap. 2.1.3).[33]

2.3 Plain Vanilla Put Option

Da in dieser Ausarbeitung aus der Sicht des Exporteurs gehandelt wird, beschränkt sich die Arbeit auf die Verkaufssicht Fremdwährung und somit bei Optionen auf die sogenannten Put Optionen.

2.3.1 Begriffsbestimmung

Bei Optionen handelt es sich um bedingte Termingeschäfte. Optionen können sowohl als standardisierte Derivate über die Börse gehandelt werden als auch „OTC“ als maßgeschneidertes Produkt.[34] Kennzeichnend für die Option ist, dass das Recht gegen Zahlung einer Optionsprämie aber nicht die Obligation zum Verkauf (Put) eines Basiswertes besteht. Das Merkmal dieses Finanzinstruments ist die asymmetrische Risikoverteilung zwischen Verkäufer und Käufer, da beide unterschiedliche Rechte und Pflichten eingehen und sie nicht das gleiche Gewinn- und Verlustpotenzial besitzen.[35] Es werden zwei verschiedene Arten von Optionen unterschieden. Erstens die „Europäische Option“, bei der die Ausübung nur am Fälligkeitstag erfolgen kann. Dagegen steht die „Amerikanische Option“, bei der die Ausübung während der gesamten Laufzeit durchführbar ist.

2.3.1.1 Prämie

Der Verkäufer einer Put Option wird als Stillhalter bezeichnet, da er zu jeder Zeit die vereinbarte Kaufsumme zur Verfügung haben muss. Dafür erhält er vom Erwerber der Option eine Prämie. Die Höhe der Prämie auf Optionen hängt von der aktuellen Marktsituation ab. Instabile Märkte weisen größere Volatilitäten auf, dementsprechend steigt auch die Prämienhöhe mit dem Risiko. Je größer die Volatilität/das Risiko, desto höher ist die Prämie. Deshalb wird der Verkäufer eine höhere Zahlung verlangen. Der Verkäufer erhält bereits bei Vertragsabschluss die Prämie vom Käufer. Der Wert einer Optionsprämie besteht aus zwei Komponenten, dem inneren Wert und dem Zeitwert.[36]

[...]


[1] Vgl. Heinrich, M., S. 6.

[2] Vgl. Borchert, M., 2006, S. 1 ff.

[3] Vgl. Glossar

[4] Vgl. Heinrich, M., S. 6.

[5] Gespräch mit Frau Söver vom 13.08.2010.

[6] Vgl. Lühn, M.

[7] Vgl. Anhang 1, S. 24 ff.

[8] Lindner i-net.

[9] Vgl. Anhang 5, S. 4.

[10] Lindner i-net.

[11] Vgl. Anhang 3.

[12] Vgl. Anhang 4.

[13] Vgl. Anhang 2, S. 8 ff.

[14] Anhang 4, S. 9 ff.

[15] Vgl. Pfeifer, A., 2009, S. 301 ff.

[16] Vgl. Henkel, K., 2010, S. 91.

[17] HypoVereinsbank Uni Credit Group.

[18] Vgl. Heinzel, D., Knobloch, P., Lorenz, B., Eller, R. (Hrsg.), 2002, S. 17 ff.

[19] Siehe oben.

[20] Vgl. HypoVereinsbank UniCredit Group, S. 33 f.

[21] Vgl. Zimmermann, R., S. 1045.

[22] Vgl. Beckmann, R., S. 379.

[23] HypoVereinsbank Uni Credit Group.

[24] Vgl. Finance Trainer International Ges.m.b.H., S. 7.

[25] Vgl. Pfeifer, A., 2009, S. 308 ff.

[26] Vgl. Möhlmann, S. 12.

[27] Vgl. HypoVereinsbank Corporate Banking.

[28] Vgl. Ronig, R.

[29] Vgl. HypoVereinsbank Corporate Banking.

[30] Siehe oben.

[31] Gespräch mit Herrn Peter Schädelbauer vom 27.08.2010.

[32] Gespräch mit Frau Söver vom 09.08.2010.

[33] Siehe oben.

[34] Vgl. Henkel, K., 2010, S. 92.

[35] Vgl. Schmidt, M., 2005, S. 77 ff.

[36] Vgl. Souren, L., S. 79 ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2010
ISBN (PDF)
9783863415723
ISBN (Paperback)
9783863410728
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Europäische Fachhochschule Brühl
Erscheinungsdatum
2011 (August)
Note
1
Schlagworte
BilMoG Bilanzierung Finanzinstrumente HGB Lindner Gruppe
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing

Autor

Anna Stadler, Jahrgang 1989 Nach ihrem dualen Studium „Industriemanagement“ mit einer Berufsausbildung zur Industriekauffrau startet sie ihre berufliche Karriere im Unternehmen Lindner. Während der dreijährigen Ausbildung bekam sie bereits einen guten Einblick in das Unternehmen. Im Jahre 2010 schloss sie ihr Studium an der Europäischen Fachhochschule mit dem Grad "Bachelor of Business Administration" ab. Bereits während Ausbildung und Studium entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse für die Bilanzierung und Corporate Finance. Vertieft wurde das Wissen auch in englischer Sprache während eines Auslandssemesters in Australien.
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