Anlageoptionen deutscher Investoren in Rohstoffe
Zusammenfassung
Wenn ein Investor in Aktien, Anleihen oder Devisen investieren will, sollte er auch die Rohstoffmärkte verstehen. Rohstoffe gehören in jedes gut diversifizierte Depot. Aus Rohstoffinvestments gehen enorme Chancen hervor. Bringt ein Investor sie in sein Portfolio ein, trägt dies zu einer günstigeren Risikostreuung bei. Gerade im Hinblick auf die Finanzkrise und der folgenden Schwächung der Märkte wächst bei vielen Investoren der Wunsch nach einer breiteren Streuung ihrer Anlagerisiken.
Rohstoffe bieten ein breites Spektrum an Investitionsmöglichkeiten, zum einen dienen sie zur Absicherung des Depots, zur Spekulation oder auch zur langfristigen Investition. Dabei haben Investoren die Möglichkeit, einen Barren Gold zu erwerben oder auch in Aktien bis hin zu Derivaten zu investieren, die Rohstoffe als Basis haben.
Wenn ein Investor vor Rohstoffen zurückschreckt, verpasst er unglaubliche Möglichkeiten. In den letzten Jahren haben sich die Rohstoffe zu einer eigenen Anlageklasse entwickelt. Auf Grund der Vielzahl von Rohstoffen hat ein Investor unterschiedlichste Möglichkeiten in diese Asset-Klasse zu investieren.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
1.1 Problemstellung
Eine neue Hausse ist im Gang und sie findet bei den Rohstoffen statt, den Commoditys, Materialien, harten Vermögensgegenständen und greifbaren Dingen. Was noch vor einigen Jahren nur auf Gold und Öl beschränkt war, hat sich in letzter Zeit vollkommen gewandelt.
Rohstoffe spielen in unser aller Leben eine große und wesentliche Rolle. Überall begegnen uns Rohstoffe, beim Einkaufen im Supermarkt oder auch im Auto sind wir von Rohstoffen umgeben. Ohne den Futures- Märkten wären die Dinge, die wir alle zum Leben brauchen, rar und oft auch zu teuer. Zu diesen wesentlichen Dingen gehören Öl, Erdgas, Weizen, Mais, Baumwolle, Sojabohnen, Aluminium, Kupfer, Silber, Gold, Rinder, Schweine, Schweinebäuche, Zucker, Kaffee, Kakao, Reis, Wolle, Gummi, Bauholz und noch etwa 80 andere Rohstoffe, die in der Bibel der Trader (Commodity Research Yearbook) aufgelistet sind.
Wenn ein Investor in Aktien, Anleihen oder Devisen investieren will, sollte er auch die Rohstoffmärkte verstehen. Rohstoffe gehören in jedes gut diversifizierte Depot, denn Rohstoffinvestments können gegen eine Aktienbaisse, der Inflation und sogar einer Wirtschaftskrise absichern.[1] Rohstoffgeschäfte werden oft als „riskante Geschäfte“ bezeichnet, was sie aber nicht sind. Im Gegenteil, aus Rohstoffinvestments gehen enorme Chancen hervor. Bringt ein Investor sie in sein Portfolio ein, trägt dies zu einer günstigeren Risikostreuung bei. Gerade im Hinblick auf die Finanzkrise und der folgenden Schwächung der Märkte, wächst bei vielen Investoren der Wunsch nach einer breiteren Streuung ihrer Anlagerisiken.
Rohstoffe bieten ein breites Spektrum an Investitionsmöglichkeiten, zum einen dienen sie zur Absicherung des Depots, zur Spekulation oder auch zur langfristigen Investition. Dabei haben Investoren die Möglichkeit, einen Barren Gold zu erwerben oder auch in Aktien bis hin zu Derivaten zu investieren, die Rohstoffe als Basis haben. Investments können in Form von Aktien, Fonds, ETF´s, Futures, Optionen, Optionsscheine sowie Zertifikate erfolgen. Eine physische Anlage steht dabei meist im Hintergrund und erfolgt für gewöhnlich nur bei Edelmetallen.
Wenn ein Investor vor Rohstoffen zurückschreckt, verpasst er unglaubliche Möglichkeiten. Investoren sollten nicht einen kompletten Marktsektor ignorieren, jedenfalls nicht, wenn dieser wirklich als „intelligenter Investor“ gelten will. Das Geldvolumen, das an den Rohstoffbörsen gehandelt wird, ist um ein vielfaches höher als an allen Aktienmärkten der USA.[2] In den letzten Jahren haben sich die Rohstoffe zu einer eigenen Anlageklasse entwickelt. Auf Grund der Vielzahl von Rohstoffen hat ein Investor unterschiedlichste Möglichkeiten in diese Asset-Klasse zu investieren.
Die Entwicklung der Rohstoffpreise ist wesentlich durch ein Auf und Ab geprägt. So kam es zwischen 2007 und 2008 zu einem enormen Preisanstieg der Nahrungs- und Genussmittel. Mit dem Eintritt der Finanzkrise, als Lehman Brother Insolvenz anmelden musste und Merrill Lynch von der Bank of America aufgekauft wurde, vielen die Rohstoffpreise weltweit jedoch wieder. Durch die sinkenden Rohstoffpreise wurden viele Unternehmen und Verbraucher entlastet. Allerdings leidet gerade die Dritte Welt an steigenden Nahrungsmittelpreisen mit der Folge von politischen Unruhen in einigen Teilen der Welt. Laut der FAO lag die Zahl der Hungernden 2007 bei 923 Millionen Menschen. Die steigenden Nahrungsmittelpreise seien aber nur zum Teil Folge der Spekulationen. Doch durch die Finanzkrise werden Investitionen in der Landwirtschaft von Entwicklungsländern schwerer zu realisieren sein.[3] Auch in Deutschland wird eine Verteuerung der Lebensmittel, des Öls und Gases spürbar. Diese Beispiele beschreiben wie aktuell das Thema ist.
Die vorliegende Studie vermittelt einen grundlegenden Eindruck in die Welt des Rohstoffhandels. Der Autor gibt einen Überblick über die grundlegenden Eigenschaften von Rohstoffen und Rohstoffinvestments, außerdem werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, in Rohstoffe zu investieren. Im Rohstoffhandel gibt es eine eigene Sprache die näher beleuchtet wird und anhand von Beispielen erklärt wird. Zentrales Thema dieser Studie ist es, die Möglichkeiten deutscher institutioneller Investoren darzustellen in Rohstoffe zu investieren. Dabei wird im speziellen auf die Investmentfonds und Versicherungsunternehmen eingegangen.
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise
Es stellt sich die Frage, inwieweit deutsche institutionelle Investoren in Rohstoffe investieren können und welche Möglichkeiten sich beim direkten und indirekten Erwerb ergeben. Nicht beabsichtigt ist es, eine konkrete Kaufempfehlung abzugeben oder konkret auf einen bestimmten Rohstoff einzugehen, es werden aber die einzelnen Rohstoffsegmente und ihre Besonderheiten beschrieben.
Die vorliegende Studie gliedert sich in sechs Kapitel. Dabei dient Kapitel eins als einleitender Teil in die Arbeit.
Das zweite Kapitel dient dazu, den Begriff „Rohstoffe“ zu definieren. Es folgt ein kleiner Einblick zur Geschichte und Entwicklung der Rohstoffbörsen. Im Anschluss werden die einzelnen Rohstoffsegmente vorgestellt und deren wichtigsten Merkmale erläutert.
Der Handel von Rohstoffen wird zum größten Teil über Termingeschäfte abgewickelt. Um dieses Thema transparenter zu gestalten, wird im dritten Kapitel auf den Futurehandel und dessen Begrifflichkeiten eingegangen. Die geschichtliche Entwicklung vom Forward- zum Future-Kontrakt wird aufgezeigt. Anhand von Beispielen wird der Ablauf einer Transaktion erklärt. Dazu werden einige Fachbergriffe herangezogen und erklärt.
Im vierten Kapitel werden die Investmentmöglichkeiten für Investoren aufgezeigt und ihre Eigenheiten erklärt. Ein kritischer Blick auf die einzelnen Möglichkeiten soll auch Nachteile der jeweiligen Investmentmöglichkeiten aufdecken.
Im fünften Kapitel wird insbesondere aus juristischer Sicht dargestellt, in welchem Umfang deutsche institutionelle Investoren in Rohstoffe investieren können. Der aufsichtsrechtliche Rahmen wird dargestellt, der das Anlageverhalten von Investmentfonds und Versicherungsunternehmen in Deutschland regelt. Die Anlage in ausländisches Sondervermögen soll im Rahmen dieser Studie nicht behandelt werden.
Im sechsten und letzten Kapitel werden die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie zusammengefasst. Dabei wir insbesondere auf die eingangs formulierte Fragestellung eingegangen.
2. Commoditys
2.1 Definition Rohstoffe
In der vorliegenden Studie werden unter Rohstoffe Waren und Erzeugnisse verstanden, welche durch einen inneren Wert und einen Gebrauchsnutzen gekennzeichnet sind. Rohstoffe können für die industrielle Fertigung verwendet werden oder aber einen Konsumnutzen haben.
Rohstoffe können desweiteren in „Hard Commoditys“ und „Soft Commoditys“ unterteilt werden. Hard Commoditys sind nicht verderbliche Rohstoffe wie Energie, Edelmetalle, Industriemetalle und Holz. Soft Commoditys sind verderbliche Rohstoffe der Landwirtschaft z.B. Mais und auch Vieh.[4]
Rohstoffe sind fungibel[5] im Gegensatz zu anderen Vermögensgegenständen wie z.B. Aktien und Gemälde. Diese Güter haben nichts Einzigartiges abgesehen von Nutzen und Wert. So ist eine Gallone Heizöl so gut wie eine andere Galone Heizöl. Und auch eine Unze Gold unterscheidet sich nicht von einer anderen Unze Gold. Durch diese Eigenschaft werden Transport und Lagerung eines Rohstoffes erleichtert, denn er kann durch einen anderen ersetzt werden. Ein Kontrakt ist so gut wie der andere, was auch den Handel und die Eigentumsübertragung von Rohstoff-Futures[6] erleichtert.[7]
2.2 Die Entwicklung von Rohstoffbörsen
Die Ursprünge der Rohstoffbörsen gehen auf das 17. Jahrhundert zurück und den Reisterminhandel in Japan. Die Sumerer hatten aber schon lange davor einen disziplinierten Rohstoffhandel. Sie hatten standardisierte Maßstäbe für den Tausch von Ziegen und Schafen gegen seltene Muscheln. Derivate auf Rohstoffe wurden bereits in der Antike gehandelt. Die Griechen haben ihre Olivenernte teilweise auf Terminbasis verkauft.[8]
Die Wurzeln der modernen Rohstoffmärkte liegen aber in den USA. 1848 wurde das Chicago Board of Trade (CBOT) gegründet. Der erste dokumentierte gehandelte Kontrakt war ein Forward-Kontrakt über 3.000 Scheffel Mais. Das CBOT hat sich schnell zu eine der größten Warenterminbörsen der Welt entwickel vor allem im Bereich des Land- und Viehwirtschaflichen Future-Handels. Im Jahr 2007 ist die CBOT mit der Chicago Mercantile Exchange (CME) zur CME Groups fusioniert.
Weltweit gibt es über 30 Rohstoffbörsen, wobei die Konzentration auf den Ländern USA, Japan, China und Großbritannien liegt. An diesen Rohstoffbörsen werden mehr als 99% des Marktumsatzes abgewickelt. Früher haben sich die Rohstofffutures meist auf Agrarprodukte bezogen, aber seit 1980 (USA) bzw. 2004 (China), treten immer mehr Energiekontrakte und Metalle in den Vordergrund. Die New York Mercantile Exchange (NYMEX) hatte 2004 einen WTI Öl Anteil von 39%, mit Erdgas sogar über 50%. Erst danach haben sich Gold, Heizöl, Benzin, Silber und Kupfer eingeordnet (siehe Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Umsatz an der NYMEX nach Rohstoffen (in %)
Quelle: www.extra-funds.de (Stand: 30.06.2010)
2.3 Rohstoffsegmente
Die einzelnen Rohstoffe entwickeln sich in den verschiedenen Konjunkturphasen unterschiedlich, das ist ein Indiz dafür, dass der Rohstoffmarkt ein heterogenes Marktsegment darstellt. Wie in Punkt 2.1 beschrieben, gibt es vier unterschiedliche Hauptsegmente der Rohstoffe: Energieträger, Edelmetalle, Industriemetalle und Agrargüter (siehe Tabelle 1).
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Tabelle 1: Einteilung der Rohstoffe
Quelle: eigene Darstellung
Zu den Energierohstoffen zählen fossile Energieträger, wie Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran sowie erneuerbare Energien, wie Biomasse, Erdwärme, Gezeitenkraft, Sonnenenergie, Wasserkraft und Windenergie. Erdöl ist der weltweit größte Energieträger mit einem Marktanteil von 35%. Im Vergleich zu anderen Energieträgern ist Erdöl kostengünstiger zu fördern, zu transportieren und zu lagern und hat außerdem die höchste Energiedichte. Pro Sekunde lösen sich 1.000 Fässer Öl in Rauch auf, was einen Weltverbrauch von 83 Mio. Barrel pro Tag entspricht. Der Konsum steigt in den Industriestaaten ständig an.[9] Befürchtungen mehren sich, dass sich die Weltreserven verknappen, so wird vermehrt nach alternativen Brennstoffen gesucht. Das Interesse richtet sich vermehrt auf Erdgas. Dadurch sind bei Erdgas stärkere Zuwachsraten zu beobachten. Aber auch hier sind die Vorkommen bereits zum großen Teil ausgebeutet. Erneuerbare Energien rücken immer mehr in den Focus und haben bereits einen Anteil von 14% am Primärenergieaufkommen.[10] Wenn ein Anleger in Energierohstoffe investieren will, muss er ein besonderes Augenmerk auf die konjunkturelle Entwicklung der Industrie- und Schwellenländer haben. Öl ist besonders konjunktursensibel. Die weltweit wichtigsten Rohöl-Futures werden an der NYMEX und der ICE gehandelt
Zu den Edelmetallen gehören Gold, Silber, Platin und Palladium. Edelmetalle sind im Unterschied zu anderen Rohstoffen zu akzeptablen Kosten lagerfähig. Außerdem sind sie teilbar und beinahe uneingeschränkt wiederverwendbar. Gerade in Zeiten starker Schwankungen an den Kapitalmärkten und krisenhafter Entwicklungen sind die Edelmetalle Mittelpunkt des Anlegerinteresses, dabei gilt vor allem Gold in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Viele Anleger nutzen Gold als Wertaufbewahrungsmittel. Gold reagiert sensibler und früher auf Veränderungen der Inflationsentwicklung als z.B. der Konsumentenpreisindex[11]. Statistische Analysen zeigen eine Vorlaufzeit des Goldes gegenüber dem Rentenmarkt von etwa einem Jahr[12]. Bei einem US-Dollar-Verfall bietet sich Gold dementsprechend als Absicherung für US-Investoren an. Dagegen konnten Anleger aus dem Euro-Raum von einer Goldpreissteigerung nicht so stark profitieren. Außer Gold, Silber und Platin gibt es auch Spezialmetalle, diese sind teilweise viel seltener und teurer als die Hauptvertreter. Edelmetalle werden rund um die Uhr gehandelt, was ein wesentlicher Unterschied zu den Industriemetallen ist. So gibt es für die Hauptvertreter der Edelmetalle nicht nur Futures-Kurse, sondern auch Spotkurse[13] die regelmäßig für die sofortige Auslieferung ermittelt werden.
Zu den Industriemetallen gehören Aluminium, Zink, Nickel, Kupfer und Blei. Industriemetalle werden für die Fertigung industrieller Produkte und im Baugewerbe benötigt, die Nachfrage ist stark von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Wenn der Konjunkturverlauf positiv verläuft, wird das in der Regel zu einem vermehrten Bedarf an Industriemetallen führen. Wenn der Konjunkturverlauf hingegen schwach verläuft, wird das auch einen Bedarfsrückgang bei den Industriemetallen zur Folge haben. Auf Grund dieser Abhängigkeit werden Industriemetalle auch als zyklische Metalle bezeichnet. Die LME ist der bedeutendste Handelsplatz für Industriemetalle.
Agrarrohstoffe werden im englischen als „Soft Commoditys“ bezeichnet. Sie sind erneuerbare, verderbliche und konsumierbare Rohstoffe aus dem landwirtschaftlichen Bereich, die stark wetterabhängig sind. Zu ihnen zählen Getreide (z.B. Hafer, Mais, Weizen und Sojabohnen), Viehwirtschaft (z.B. Rinder, Schweine und Geflügel) und Lebensmittel (z.B. Orangensaft, Kaffee, Kakao, Zucker, Kartoffeln, und Eier). Landwirtschaftliche Güter haben den modernen Futures-Handel begründet und stellen immer noch, nach Energie, die bedeutendste Rohstoffklasse dar. Die Preise für Agrarrohstoffe sind sehr volatil[14] auf Grund der Vielzahl von Einflussfaktoren, so sind kurzfristig starke Preisausschläge möglich. Das Klima und die damit verbundene Erntesaison haben einen hohen Einfluss auf die Angebotsbildung. Landwirtschaftliche Güter können nicht zu jeder beliebiger Zeit und in jeder beliebiger Menge hergestellt werden.
Aktuelles Beispiel dieser Volatilität ist Weizen. In Russland, Kasachstan, Teilen der EU und Kanada herrschen starke Dürreperiode. In Russland sind bereits mehr als 24 Millionen Morgen Land abgebrannt. Die Getreideexporte könnten laut russischer Getreidevereinigung um mehr als die Hälfte einbrechen. Russland ist der dritt-größte Weizenlieferant der Welt. An der CBoT verteuerte sich Weizen zur Lieferung im September 2010 auf 6,965 Dollar je Bushel, in der Spitze hatte er 7,1125 Dollar erreicht. Der Markt ist dementsprechend nervös und wird zum Tummelplatz für Finanzinvestoren. Analysten gehen davon aus, dass der Preis auf acht bis 8,50 Dollar steigen könnte.[15] Allein im Juli 2010 stieg der Preis um etwa 40%.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Weizenkurs in US$
Quelle: http://kurse.teleboerse.de/DE/Showpage.aspx?pageID=76&isin=XD0002742308 (Stand: 03.08.2010)
3 Die Sprache des Futurehandels
„Wie jedes Spezialgebiet hat auch der Rohstoffhandel seine eigenen Fachbegriffe.“
Rüdiger Götte, Der Wegweiser zum erfolgreichen Investment in Rohstoffe
3.1 Vom Forward- zum Future-Kontrakt
In der Gründungszeit der USA haben die Farmer Mais und Weizen im Herbst in die Städte transportiert, am Anfang noch mit Pferd und Wagen und später mit der Eisenbahn. Dem entsprechend gab es im Herbst immer ein Überangebot an Mais und Weizen, aber nur eine bestimmte Nachfrage. Das Angebot war größer als die Nachfrage. So verfaulten dann teilweise ganze Wagenladungen in den Straßen. Im Gegensatz dazu war im Frühjahr die Nachfrage grösser als das Angebot und der Preis stieg stark an. Konsumenten wie auch Produzenten wollten diesem Zustand ein Ende machen, so wurde im Jahr 1848 die erste Rohstoffbörse der USA gegründet, die Chicago Board of Trade (CBoT). Der Handel von Rohstoffen sollte so effizienter und risikoärmer gestaltet werden. An der CBoT konnten sich nun die Hersteller und Abnehmer schon im Vorfeld über den Preis einigen, zu dem die Ernte gehandelt werden soll. Es wurden Forward geschäfte zwischen einzelnen Herstellern und einzelnen Abnehmern geschlossen. Bedingungen wie Preis, Liefertermin, Lieferort und Qualität wurde individuell zwischen den Vertragspartnern ausgehandelt. Das erste Geschäft das hier ausgehandelt wurde, war ein Forward-Kontrakt über 3.000 Scheffel Mais.
Das Forwardgeschäft das heute abgeschlossen wird, wird erst in der Zukunft erfüllt. Beide Geschäftspartner können auf dieser Grundlage im Voraus kalkulieren. Der Farmer weiß wie viel Geld er für seine Ernte erhalten wird und der Käufer kennt den Preis mit dem er Gewinn erwirtschaften kann.
Allerdings besteht ein gewisses Ausfallrisiko, weil ein Vertrag zwischen zwei Parteien geschlossen wurde. Zum einen besteht das Risiko, dass der Käufer zum Liefertermin zahlungsunfähig geworden ist, zum anderen kann es sein, dass der Farmer zum Liefertermin nicht liefern kann da seine Ernte zerstört wurde. Es kann aber auch sein, dass eine der Parteien den Vertrag brechen will, da der Preis am Kassamarkt sich günstig für diesen entwickelt. Wenn der Preis für Mais am Kassamarkt steigt und höher ist als der aus dem Vertrag, könnte der Farmer seine Ernte am Kassamarkt verkaufen wollen. Ebenso könnte der Preis am Kassamarkt fallen und niedriger sein als der aus dem Vertrag, so könnte der Käufer den Mais am Kassamarkt kaufen wollen. Um so etwas zu vermeiden wurden Vertragsstrafen fällig, wenn eine der Parteien den Vertrag nicht erfüllt.
Die Forwardkontrakte wurden weiterentwickelt, es wurde eine standardisierte und handelbare Form geschaffen: Der Future [16] (engl. Zukunft). In ihm stehen feste Vereinbarungen, welche Menge an einen bestimmten Ort zu einem bestimmten Preis und einen vorab festgelegten Zeitpunkt der Rohstoff gekauft bzw. verkauft werden soll. Jeder Futurkontrakt enthält 5 Standartangaben:
- Die Menge: Hier wird angegeben, wie viel von einem Rohstoff ge- bzw. verkauft werden kann. So entspricht ein Kontrakt immer einer Menge von z.B. 5.000 Scheffel Mais, 10.000 Barrel Öl oder 1.000 Feinunzen Gold.
- Die genaue Beschreibung des Basiswertes, d.h. genau festgelegte Qualitätsstandards, die der Rohstoff erfüllen muss. Zum Beispiel kann festgelegt werden, dass Gold in der Feinstufe 99,9999% geliefert werden muss.
- Datum und Ort der Lieferung in der Zukunft: Hier wird festgelegt, wohin der Verkäufer die Ware zu liefern hat und wo der Käufer sie in Empfang nehmen kann. Für jeden Rohstoff gibt es standardisierte Liefermonate- und orte.
- Die Zahlungsweise: Bei Futures gilt ausschließlich Barzahlung. Am Ende jedes Handelstages werden die Gewinne und Verluste für jeden Kontrakt zusammengezählt und abgerechnet.[17]
Bei einem Future handelt es sich um einen normierten Vertrag, der an speziellen Börsen gehandelt wird. Ein weiterer Unterschied von Future zum Forward ist, dass bei einem Future die Vertragsparteien nicht direkt mit einander handeln, sondern mit einer dritten Partei, der Terminbörse. Durch diesen Umstand wird das Ausfallrisiko minimiert. So kann es sein, dass sich die Vertragsparteien nie zu Gesicht bekommen.
Die Terminbörse ihrerseits fordert nun von beiden Vertragsparteien eine Sicherheitszahlung (Margin) in einer bestimmten Höhe. Die Margin hat in der Regel einen Wert von 5 bis 10% des Kontraktwertes. Die Terminbörse tritt als eine Art Treuhänder auf, der die Margin nur dann zurückzahlt, wenn der Vertrag von beiden Vertragsparteien erfüllt wurde. Die Terminbörse will so die Einhaltung des Vertrages sicherstellen. Wenn die Preise am Kassamarkt steigen bzw. sinken hat eine Vertragspartei einen Anreiz, den Vertrag zu brechen, sie tun dies aber nicht da sie ihre Margin wieder haben wollen. Was ist aber nun, wenn der Preis über die Margin steigt? Für diesen Fall gibt es den Margin Call, eine tägliche Sicherheit die die Terminbörse einfordert, wenn die Preisbewegung einen bestimmten Prozentsatz überschreitet. Die Terminbörse verrechnet täglich die auflaufenden Gewinne oder Verluste einer Futureposition.
Futurekontrakte sind Fungibel, d.h. sie sind austauschbar. Ein Kontrakt über 5.000 Scheffel Mais unterscheidet sich nicht von einem anderen Kontrakt über 5.000 Scheffel Mais. Die Fungibilität erlaubt es, bei Transport und Lagerung eine Einheit durch eine andere Einheit zu ersetzen. Dadurch wird gewährleistet, dass ein reger und liquider Handel zustande kommt. Die Vertragsparteien müssen sich nicht wie bei einem Forward suchen und Preise aushandeln. Die Preistransparenz erhöht sich, im Gegensatz zum Forward wo die Preise nicht veröffentlicht werden.
Bei Futures auf Rohstoffe (Commoditys) gibt es ein großes Spektrum an Produkten, es reicht von Schlachtvieh, Mais, Eier, Öl, Erdgas und Kohle über Kupfer, Aluminium und Zink bis hin zu Gold, Silber und Platin. Die Terminbörsen haben sich auf bestimmte Gruppen von Rohstoffen spezialisiert.
[...]
[1] Vgl.: Doyle, Emmet/Hill, Jonathan/Jack, Ian: Growth in commodity investments: risk and challenges for commodity market participants, 2007, S. 18
[2] Vgl.: Rogers, Jim: Rohstoffe Der attraktivste Markt der Welt, München, 2007, S. 23;
Vgl.: Kleinman, George: Rohstoffe und Financial Futures handeln, München, 2006, S. 28
[3] Vgl.: ohne Autor: Welthungerhilfe klagt an: „Hungerkrise schlimmer als Finanzkrise“, erschienen 14.10.2008, http://www.n24.de/news/newsitem_3981691.html, letzter Zugriff: 20.07.2010
[4] Vgl.: Baierl, Gary/ Cummisford, Robert/ Riepe, Mark W.: Investing in Global Hard Assets: A Diversifikation Tool for Portfolios, 2005 S. 4
[5] d.h. durch andere derselben Art ersetzbar
[6] Ein Futures-Kontrakt ist eine rechtsverbindliche Vereinbarung über die Lieferung bestimmter Waren oder Finanzprodukte zu einem festgelegten späteren Termin.
[7] Vgl.: Rogers, Jim: Rohstoffe Der attraktivste Markt der Welt, München, 2007, S. 92
[8] Vgl.: Goldman Sachs: Rohstoffkompass, 6. Auflage, Frankfurt, Oktober 2008, S. 61
[9] Vgl.: Schulz, Johannes: Erdöl- Antrieb für Wirtschaft und Konflikte, 2008, S. 2
[10] Vgl.: Frey, Carmen: Rohstoffe als Beitrag zur Portfoliooptimierung, München/Ravensburg, 2006, S. 6
[11] Der Konsumentenpreisindex zeigt die Preisentwicklung für einen bestimmten Warenkorb an.
[12] Vgl.: ohne Autor: Gold ist bester Indikator für Inflation, erschienen 04.11.2005, http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198A672E313F3D2C3/Doc~E2CEA8E7DB5364400ACEA5025EBA6F292~ATpl~Ecommon~Scontent.html, letzter Zugriff: 01.07.2010
[13] Wird auch als Kassakurs, Kassapreis, Einheitspreis oder Spotpreis bezeichnet. Es ist ein Einheitskurs von Wertpapieren, deren Kurs während der Börsensitzung nur einmal festgestellt wird. Inzwischen gilt dies auch für einzelne Aktien die fortlaufend gehandelt werden. Vgl.: Europas erstes Finanzportal Börse.de, http://wissen.boerse.de/Lexikon/Kassakurs-1002#content
[14] Der Begriff kommt aus dem lateinischen und bedeutet fliegend, unbeständig. Sie ist das Maß für die Schwankungsintensität eines Wertpapierkurses oder eines Indexes um seinen eigenen Mittelwert innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Es stellt eine Risikokennzahl dar die in Prozent ausgedrückt wird. Vgl.: Friedrich, Andreas: Volatilität als Asset-Klasse, Norderstedt, 2005, S. 3
[15] Vgl.: Bayer, Tobias: Brennende Felder in Russland locken Weizen-Spekulanten, erschienen 03.08.2010, http://www.boerse-online.de/rohstoffe/nachrichten/meldungen/:Agrarmarkt--Brennende-Felder-in-Russland-locken-Weizen-Spekulanten/614665.html, letzter Zugriff: 03.08.2010
[16] Ein Future-Kontrakt ist eine Rechtsverbindliche Vereinbarung über die Lieferung bestimmter Waren oder Finanzprodukte zu einem festgelegten späteren Termin.
[17] Götte, Rüdiger: Der Wegweiser zum erfolgreichen Investment in Rohstoffe, Stuttgart, 2009 S. 32
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2010
- ISBN (PDF)
- 9783863415921
- ISBN (Paperback)
- 9783863410926
- Dateigröße
- 1.3 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Lausitz
- Erscheinungsdatum
- 2012 (März)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Rohstoffbörse Futurehandel Investmentmöglichkeit Investmentfond Versicherungsunternehemen Rohstoff
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