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Die letzten Jahre der kaiserlichen Bukowina: Studien zur Landespolitik im Herzogtum Bukowina von 1909 bis 1914

©2002 Diplomarbeit 134 Seiten

Zusammenfassung

Während der 1908 beschlossene Ausgleich in der Bukowina, dem östlichsten Kronland der k.u.k. Monarchie, als Musterbeispiel ausgleichender Nationalitäten-Politik gewisse Bekanntheit erlangt hat, wurden seine tatsächlichen Auswirkungen auf die lokale Politik in der historischen Literatur bisher kaum behandelt. Nach wie vor gilt die politische Atmosphäre in diesem Land als entspannt, ja geradezu idyllisch, das Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen (Rumänen, Ukrainer, Deutsche, Juden und Polen) als vorbildlich.
Dieses Buch blickt hinter die Klischees und arbeitet anhand umfangreichen Quellenstudiums die tatsächlichen Ereignisse und politischen Prozesse der letzten Jahre der kaiserlichen Bukowina auf, wobei sich ein anderes Bild zeigt: Während die Ausgleichsgesetze selber bei ihrer Praxiserprobung erhebliche legistische Mängel zeigten, erwies sich auch die tagespolitische Auseinandersetzung als spannungsgeladen, und war trotz des Ausgleichs geprägt von teils klar entlang der nationalen Trennlinien verlaufenden Konflikten. In dieser Studie wird ein spannendes historisches Kapitel des österreichischen Vielvölkerstaates wieder zum Leben erweckt, das immer noch große Aktualität besitzt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

0. Vor Beginn
0.1. Motivation & Zielsetzung
0.2. Methode
0.3 Exkurs: Was war der Bukowiner Ausgleich?

1. Der Tag danach
1.1. Land gegen Stadt
1.2. Wassilko und die Ruthenen
1.3. Das zersplitterte Rumänische Lager
1.4. Juden und Deutsche

2. Die Provisionsaffäre Schauer

3. 1911: Das Superwahl(halb)jahr
3.1. Czernowitzer Gemeinderatswahlen
3.2. Landtagswahlen
3.2.1. Katasteragitationen
3.2.2. Der Wahlkampf um die Volksmandate
3.2.3. Zwischenresümee
3.2.4. Die Zensuskurie
3.2.5. Die übrigen Mandate
3.3. Reichsratwahlen
3.3.1. Wahlkampf
3.3.2. Das Hruschka-Nachspiel

4. Der neue Landtag
4.1. Konstituierung
4.2. Graf Meran
4.3. Zerstrittene Lager
4.4. Das Smal-Stocki Debakle
4.5. Der letzte Landtag
4.6. Wassilkos Sieg

5. Die Machtblö>
5.1. Von der Holzaffäre zum Sanierungsbeschluss: Das Desaster der Raiffeisenkassen
5.1.1. Das Durchsickern
5.1.2. Sanierung I: Das Herauslösen der „Balan & Co“
5.1.3. Sanierung II: Centrala und Selanska Kassa
5.2. Die Kirchenfrage
5.3. Wider den rollenden Rubel
5.4. Liga culturala

6. Aus dem Abgeordnetenhaus des Reichsrates

7. Quellenkunde

8. Anhang
8.1. Tabellen
8.1.1. Einteilung der Wahlbezirke für die Landtagswahlen
8.1.2. Ergebnisse der Landtagswahlen 1911
8.1.3. Ergebnisse der Reichsratswahlen 1911
8.2. Grafiken
8.2.1. Gedachte Verteilung der Mandate für den Bukowiner Landtag
8.2.2. Reale Verteilung der Mandate nach politischen Bündnissen und Interessen nach den Landtagswahlen 1911
8.2.3. Ethnografische Landkarte des Herzogtums Bukowina
8.3. Texte
8.3.1. Vereinbarung der Deutschnationalen und der deutschen christlichsozialen Partei in der Bukowina
8.3.2. Mittel zur Deckung der Defizite der Bukowiner Genossenschaftsverbände
8.4. Literatur und Quellen
8.4.1. Literatur, gedruckte Quellen und Nachschlagwerke
8.4.2. Ungedruckte Quellen und Zeitungen

Danksagung

0. Vor Beginn

0.1. Motivation & Zielsetzung

„Man kann natürlich fragen, wie sich der Bukowiner Ausgleich im tatsächlichen politischen Leben in den wenigen Friedensjahren bis 1914 ausgewirkt hat.“

John Leslie[1]

Mit diesem einleitenden Zitat kann man meine wissenschaftliche Motivation zu dem Thema dieser Arbeit am besten beschreiben. Angefangen hat mein Interesse an der Bukowiner Landespolitik durch ein Seminar zu diesem Thema bei Professor Lothar Höbelt im Wintersemester 2000/01 an der Universität Wien, in dem ich die Reichsratswahlen 1911 beschrieb und gemäß der Ankündigung des Lehrveranstaltungsleiters bei der Literatursuche eine Niete zog. Es gab nichts, was mir auch nur annähernd ausreichende Anhaltspunkte für meine Seminararbeit gegeben hätte und so stützte ich mich nahezu zur Gänze auf zeitgenössische Zeitungen. Das Angebot Professor Höbelts an die Studenten des Seminars, das Thema erheblich ausgeweitet zu einer Diplomarbeit zu machen, spukte in meinem Kopf bis ich schließlich zugriff und das nicht ganz einfache Unterfangen begann. Immerhin war mir klar, dass ich mich durch viele tausende Seiten verschiedener Zeitungen würde durcharbeiten müssen, um einen ausreichenden Überblick zu erhalten. Doch war die Aussicht zu verlockend, schon bei einer Diplomarbeit einen handfesten Beitrag zur Forschung, der über die übliche Zusammenfassung eines Forschungsstandes mittels Literaturstudiums hinausging, zu liefern. Einen kleinen weißen Fleck in der deutschsprachigen historischen Literatur - noch dazu zu einem so ur-österreichischen Thema – auszufüllen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Meine Motivation stieg im Laufe der Zeit noch, als ich die neuesten Beiträge zur Bukowina-Forschung durchsah, die in zwei Fällen von Autoren stammen, die zu rumänischen Literatur Zugang besitzen und diese auch verwendeten, und dennoch zu „meinem“ Zeitraum offenbar keine Informationen vorgefunden hatten. Weder in Mariana Hausleitners gedruckter Habilitation[2], noch in Mihai-Stefan Ceausus Beitrag über den Bukowiner Landtag im 7. Band der großen Habsburgermonarchie-Reihe[3] kann man genaueres über die Zeit vom Ausgleich zum Weltkrieg lesen. Das Vorhandensein von Spezialliteratur in ukrainischer Sprache ist möglich aber unwahrscheinlich, da die relevante Zeit ohne Rückgriff auf die deutschsprachigen Quellen kaum ausreichend behandelt werden kann.

Vor der Publikation dieser Arbeit 2011 sah ich die seit 2002 erschienene Literatur durch, fand aber nach wie vor keine detaillierte wissenschaftliche Arbeit zur bukowiner Landespolitik zwischen Ausgleich und Weltkrieg. Neue Aspekte jedoch wurden wo sinnvoll aufgenommen und die Bibliographie entsprechend ergänzt. Weiters überarbeitete ich den Text, besonders unter dem Gesichtspunkt ihn auch für Leser, die sich erstmals mit diesem Thema auseinandersetzen, leichter zugänglich zu machen.

Meine Hoffnung ist es, mit dieser Arbeit eine vorhandene Lücke bei der Erforschung der österreichischen Geschichte insofern geschlossen zu haben, als sie als Ausgangs- und Anhaltspunkt für weitere Studien ihren Zweck erfüllen kann.

0.2. Methode

Das Hauptproblem bei der technischen Bewältigung des Themas war der Umfang des vorhandenen Materials, bei dem ich anfangs kaum Schwerpunkte setzen konnte. Ich wusste über den Zeitraum recht wenig: Fest standen die Zeitpunkte der Beschlussfassung der Ausgleichsgesetze, der Landtagswahlen und der Reichsratswahlen; über die beiden Wahlen fanden sich in der Literatur auch vereinzelte Hinweise. Weiters war mir aus der Literatur noch die Gründung des jüdischen Volksrates, die Abspaltung Smal-Stockis von der ruthenischen Nationalpartei, der Bruch zwischen Wassilko und Straucher sowie das Vorhandensein wirtschaftlicher Probleme der Raiffeisenverbände bekannt. Viel mehr Informationen waren nicht vorhanden und daher war klar, dass ich zumindest ein Zeitungsorgan über den Zeitraum von fünf Jahren gänzlich würde durcharbeiten müssen.

Nach mehreren Versuchen und Rücksprache mit meinem wissenschaftlichen Betreuer entschied ich mich schließlich für die Bukowinaer Post, das deutschsprachige Organ der ruthenischen Nationalpartei. Dies hatte mehrere Gründe: Erstens erschien es nicht täglich sondern nur dreimal wöchentlich, wodurch sich einfach der zu bewältigende Umfang reduzierte. Zweitens gehörte es zu den führenden Zeitungen des Landes, die von einer der angesehensten journalistischen Figuren der Bukowina herausgegeben wurde. Drittens hatte die Zeitung den einflussreichen und blendend informierten Nikolaj Wassilko als Zuträger, wodurch die Tiefe der Inhalte gewann. Der Nachteil eines Parteiorganes liegt auf der Hand und wurde besonders bei der Recherche über die Sanierung der Raiffeisenverbände problematisch, da sich das Ruthenenorgan zu dem Thema oft über Wochen nobel in Schweigen hüllte. Nach dem Abschluss dieser Erstrecherche machte ich mich daran, mit den Qualitätstageszeitungen Czernowitzer Tagblatt und Czernowitzer Allgemeine Zeitung die Erkenntnisse zu vertiefen und zu ergänzen und ging auch in weiteren Medien konkreten Spuren nach.

Der Hinweis eines Kollegen brachte mich auf ein wertvolles Aktenstück des Wiener Verwaltungsarchivs. Schließlich gebrauchte ich natürlich auch die Protokolle der Landtagssitzungen. Mit Literaturangaben war ich aus naheliegenden Gründen sparsam, jeden kleinsten Hinweis aus den einzelnen Werken zu zitieren erschien als nicht sinnvoll. Nur dort, wo in der Literatur Zusatzinformationen – also ein Mehr an Fakten - zu meinen Recherchen zu finden sind, habe ich diese angegeben.

Noch ein Wort sei zur Schreibweise der Namen verloren: Diese ist im Wesentlichen an den verwendeten historischen Quellen orientiert. Das Problem dabei ist, dass die Transkription der ukrainischen, rumänischen und polnischen Namen sehr unterschiedliche Ergebnisse zu Tage brachte, auch innerhalb derselben Zeitungen, ja oft sogar innerhalb desselben Artikels! Ich versuchte daher, die meistgebrauchte Schreibweise herauszufiltern und orientierte mich zusätzlich an den Landtagsprotokollen. Insgesamt erschien mir die Widergabe der Namen auf diese Art authentischer, als die heute oft verwendete, möglichst nahe an der Originalsprache gehaltene Transkription (ich schreibe also z. B. Nikolaj Wassilko statt Mykola Vasyl´ko oder Alexander Hormuzaki statt Alexandru Hurmuzachi).

Natürlich konnte ich weder allen politischen Themen nachgehen, noch alle Quellen ausschöpfen. Außerdem standen mir (wie ich im Kapitel „Quellenkunde“ näher beschreibe) nicht alle Zeitungen zur Verfügung, von deren Existenz ich wusste und die mit Sicherheit wertvolle Hinweise liefern hätten können. Für eine weitere Vertiefung in das Thema ist also noch ausreichend Platz.

Hier möchte ich auf das Projekt ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek verweisen, das seit 2003 systematisch Zeitschriftenbestände digitalisiert und über die Website anno.onb.ac.at zur Verfügung stellt. Seit August 2010 sind nun auch die ersten bukowiner Organe (zB die Czernowitzer Allgemeine Zeitung und die Bukowinaer Post) online. Dies ist ein Projekt, das die Forschung zeitlich und örtlich unabhängig macht und damit ganz wesentlich erleichtert. Da eine Kooperation mit anderen Bibliotheken vorliegt, können auf diese Weise Bestandslücken gefüllt werden wie sie in jeder Bibliothek vorkommen und die auch diese Arbeit erschwerten.

Auch die Zeit während des Weltkrieges – wenn auch aufgrund der Quellenlage sicher schwierig zu erschließen – könnte noch interessante Ergebnisse liefern. Besonders bei der Sanierung der Raiffeisenkassen musste ich kursorisch bleiben, da eine genaue Abhandlung des Themas in seiner Komplexität und Vielfalt mit Sicherheit ausreichend Stoff für eine eigene Arbeit liefern würde.

0.3 Exkurs: Was war der Bukowiner Ausgleich?

Der „Bukowiner Ausgleich“ wurde am 16. Oktober 1909 im bukowiner Landtag von der Mehrheit der Abgeordneten beschlossen und erhielt am 26. Mai 1910 die kaiserliche Sanktion. „Der Ausgleich“ waren eigentlich „Ausgleichs“-Gesetze und bestand aus einer ganz neuen Landesordnung und einer Novellierung der Landtagswahlordnung. „Ausgleich“ steht hier für den Ausgleich zwischen Interessen, vor allem nationalen Interessen, die in der Bukowina durch die Existenz von (je nach Zählweise) vier oder fünf großen und mehreren weiteren kleinen Volksgruppen besondere Brisanz zu haben schienen. Da der Ausgleich selber und seine Entstehung in der Literatur umfassend aufgearbeitet ist – insbesondere in Leslies Aufsatz von 1991[4] – beschränke ich mich auf eine ganz grobe Darstellung.

Mit der Grafik 9.2.1 im Angang lässt sich nachvollziehen, wie sich die 63 Mandate des Landtags gemäß der neuen Landesordnung zusammensetzten.

Auf den ersten Blick sieht man das numerische Übergewicht der Rumänen (Grün-Schattierungen), dem keine demographische Mehrheit – und schon gar nicht in diesem Ausmaß – gegenüberstand, da die Rumänen knapp hinter den Ruthenen (wie die Ukrainer im österreichischen Staatsgebiet genannt wurden) die zweitstärkste Bevölkerungsgruppe stellten. Wie man sieht ergibt sich die Mehrheit durch mehrere zusätzliche Mandate, die nach dem Prinzip der Interessensvertretung vergeben wurden. Sechs von den dreizehn Mandaten des Großgrundbesitzes gingen an die Rumänen, nur eines an die Ruthenen. Hier spiegelt sich die traditionelle Führungsschicht der Bukowina – die „Bojaren“ – wider, auch wenn mit dem Ausgleich als Gipfelpunkt einer langen politischen Auseinandersetzung diese Vorherrschaft offiziell (und in der Praxis weitestgehend auch tatsächlich) beendet war. Über die starke Gewichtung des Großgrundbesitzes konnten sich auch die Armeno-Polen – eine weitere traditionelle Elite des Landes – mit fast einem Zehntel der Mandate einen Einfluss sichern, der weit über ihre Bevölkerungsstärke hinausging.

Ein zweiter wesentlicher Punkt zum Verständnis des Ausgleiches ist das Fehlen von explizit jüdischen Mandaten, obwohl die Juden in der Bukowina nicht nur ökonomisch sondern auch demografisch besonders stark waren. Zwar war durch die geografische Definition der Wahlkreise und die Dotierung von Interessensvertretungs-Mandaten dafür gesorgt, dass den Juden eine angemessene Repräsentanz im Landtag gesichert war; eine eigene jüdische Kurie gab es aber nicht, die Stimmen wurden vielmehr den deutschen Mandaten zugerechnet. Dies rührte (sehr verkürzt) von der Weigerung (also der Androhung der Sanktionsverweigerung) der Zentralregierung in Wien her, die Juden als Nationalität im Sinne des Staatsgrundgesetzes anzuerkennen. Sie wurden als Religionsgemeinschaft gesehen und als solche hatten sie kein Anrecht auf eine Zuteilung von Mandaten im Sinne des auf Nationalitäten basierenden Kataster-System (es gab ja auch keine griechisch-orientalischen, katholischen oder protestantischen Mandate, wurde argumentiert).

Nur eine Minderheit der Mandate wurde auf dem Weg des allgemeinen (Männer)wahlrechtes vergeben, der größte Teil durch ein an die Steuerleistung gebundenes Zensuswahlrecht. Außer den schon erwähnten schwer gewichteten geistlichen und weltlichen Großgrundbesitzer-Mandaten wurden noch je zwei Mandate an Vertreter der Handelskammer, die dem jüdischen (bzw. offiziell deutschen) „Besitzstand“ zugerechnet wurden, und an „Virilisten“ vergeben, und zwar an den griechisch-orientalischen Erzbischof von Czernowitz und den Rektor der Universität Czernowitz.

Die Mandanten bildeten zu Beginn einer Landtags-Session sechs Kurien. Diese waren einerseits nach nationalen Gesichtspunkten zusammengesetzt, andererseits wieder nach dem Gesichtspunkt der Interessenvertretung. Z. B. also wurden die rumänischen Abgeordneten der allgemeinen und der Zensus-Wahlkreise in derselben Kurie zusammengefasst (hier hatte Wien übrigens eine jeweils rein deutsche und rein jüdische Kurie zugelassen), nicht aber die des Großgrundbesitzes. Die Kurien nahmen die Wahl des Landesausschusses vor, der das wichtigste Exekutivorgan der autonomen Landesverwaltung war.

Zur Abwicklung der Wahl in der allgemeinen und der Zensus-Klasse wurde das berühmte Katastersystem verwendet, das alle Wähler einerseits einer Nationalität und damit einem Wahlkörper, andererseits einem Wahlkreis zuordnete (heute würde man von einem Matrix-System sprechen). Diese seitens der Behörden erstellten Listen wurden aufgelegt und in einem daran anschließenden Richtigstellungsverfahren konnten die Wahlberechtigten sich und andere nun aus Listen heraus- oder in Listen hineinreklamieren. Sinn dieses Verfahrens war vor allem, dass alle Angehörigen einer Nationalität auch nur die Abgeordneten der eigenen Nationalität wählen konnten und es damit zu keinem Wahlkampf Nation gegen Nation kommen konnte.

1. Der Tag danach

Leslie schreibt in seinem grundlegenden Aufsatz über den Bukowiner Ausgleich, der vor allem die Zeit vor und während der Beschlussfassung behandelt, über die „Intimität des politischen Milieus“ in der Bukowina, das scharfe nationale Konfrontationen wie in anderen Kronländern verhindert habe.[5] Nun wird als Gipfelpunkt des konstruktiven Klimas, als Meisterleistung einer gedeihlichen Nationalitätenpolitik allgemein eben dieser Ausgleich angesehen. Die naheliegende Schlussfolgerung daraus wäre, dass die letzten Jahre bis zum Krieg eine weitere Verbesserung der politischen Kultur und des Zusammenlebens der verschiedenen Nationen gebracht haben müsste. Der tatsächliche Eindruck, der sich aus den zeitgenössischen Quellen ergibt, ist jedoch durchaus ein anderer und geht eher in die Richtung einer Verschärfung des Klimas und immer härterer und kaum mehr zu überbrückender Konflikte. Das kann nun einerseits das romantisierte Bild der Bukowina, das bei den Autoren des 20. Jhd. vorherrschte, in Frage stellen – was in der neueren Literatur durchaus auch vorkommt.[6] Gleichzeitig aber wäre es verfehlt, dadurch auf ein Scheitern des Ausgleichs zu schließen: durch ihn wurde der „ Bazillenherd des nationalen Kampfes“ [7] weitgehend erfolgreich aus dem Ringen um die politische Vertretung herausgelöst und damit entschärft.

Das immer noch genügend anderer Sprengstoff verblieb, wird in dieser Arbeit beleuchtet werden – einleitend möchte ich nun die Hauptakteure und –kräfte dieser Auseinandersetzungen vorstellen.

Schon die letzte Session des alten Landtages zeigte Brüche auf, die sich ausweiteten und die Probleme der nächsten Jahre mitbestimmen würden. Da waren einmal die Ausgleichsgesetze selber, die in ihrer endgültigen Form ja keineswegs auf allgemeine Zustimmung stießen. Alle deutschnationalen und jüdischen Abgeordneten stimmten dagegen, der christlichsoziale Abgeordnete Wiedmann als einziger deutschsprachiger dafür. Sowohl von deutsche als auch von jüdischer Seite kamen vor allem Einwände gegen die Landtagswahlordnung, die bei ihrer ersten praktischen Anwendung genau ins Schwarze treffen sollten: Der führende deutschnationale Abgeordnete Arthur Skedl wies darauf hin, dass die Deutschen nur in vier Wahlbezirken mit Sicherheit ihre Kandidaten würden durchbringen können, während sie in den drei anderen, wo sie die sogenannten Minoritätskandidaten stellten, vollständig von der Majorität der Juden abhingen: „Wenn wir hier, wo wir in der Minorität sind, wählen und eine Stichwahl notwendig ist, so entscheidet über die Person des Kandidaten die Judenschaft.“ [8] Tatsächlich sollten die Deutschen 1911 nur mit Mühe den Verlust aller dieser drei Mandate abwenden können. Der jüdische Clubchef Benno Straucher sah vor allem Probleme bei der Bestimmung, dass Wähler aus einer nach Nationalitäten getrennten Liste hinausreklamiert werden konnten.[9] Auch er sollte mit seinen Argumenten in der Praxis recht behalten. Die Wahlreform sei „ein bischen Kataster, ein bischen Kurie, eine erkleckliche Dosis alter Privilegien und daneben einige Tropfen allgemeines Wahlrecht“ und die „geschlossene Übermacht der Majorität“ werde die Wahlreform „durchquetschen“, schrieb das strauchernahe Tagblatt.[10] Natürlich: nahezu alle erwähnten Probleme rührten direkt von der Ablehnung der Zentralregierung her, eine jüdische Nationalität anzuerkennen und den Juden einen eigenen Kataster zuzugestehen. Dennoch hätten die anderen Parteien, besondern die Ruthenen und Rumänen, auf die Wünsche zum Teil eingehen können, was schon die Novellierung der Ausgleichsgesetze 1913 zeigt. Beim Studium des Landtagsprotokolls der entscheidenden Sitzung vom 16. Oktober 1909 kann man sich bei aller atmosphärischen Ungezwungenheit – selbst die denkbar schärfsten Antipoden Straucher und Wiedmann duzten einander – des Eindruckes nicht erwehren, dass die Majorität recht machtbewusst die Gesetze durchdrückte, nachdem sie die Polen durch großzügige Mandatsdotierung auf ihre Seite gebracht hatte.

1.1. Land gegen Stadt

Eine ähnliche Frontstellung ergab der Beginn der Diskussion um eine neue Gemeindewahlordnung für Czernowitz. Der Obmann der rumänischen Demokraten Aurel Onciul legte – wieder unterstützt von Wiedmann - am 15. Oktober dem Landtag einen Entwurf vor, der eine weitgehende Entmachtung des Gemeinderates bedeutet hätte; er wurde beschlossen und dann dem Gemeinderat zur Stellungnahme weitergeleitet. Im Gemeinderat besaßen Juden und Deutsche eine satte Majorität, die zwar vielleicht im Verhältnis zur Steuerleistung, nicht aber zur Bevölkerungszahl stand. Die Majoritätsparteien des Landtages hatten also ein begründetes Interesse, diese Situation zu ändern, während sich die anderen mit allen Mitteln dagegen wehrten. Nach dem gleichen Muster lief die „Verländerung“ des Schulwesens, im Zuge derer Czernowitz die finanzielle Ausstattung der städtischen Schulen entzogen wurde. Schließlich sei noch das Reformvorhaben für die Landesbank erwähnt, das schon auf der noch nicht sanktionierten neuen Landesordnung basierte (weswegen es Straucher für verfassungsrechtlich nichtig hielt) und die Wahl des Direktoriums nur mehr von der dritten und vierten Kurie des Landtages, also den rumänischen und ruthenischen Abgeordneten der allgemeinen Wählerklasse und der Gemeinden, vornehmen lassen wollte. Das Argument dafür lautete, dass die Landesbank der Kreditgewährung für die Bauern und die Raiffeisenkassen zu dienen habe, also vor allem im Interesse der Ruthenen und Rumänen geschaffen worden sei.[11]

Einige der – vor allem in der ersten Zeit nach 1909 wichtigen – Konflikte sind damit der Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der ländlichen Bevölkerung, also vor allem den Ruthenen und Rumänen, die dafür ihre Macht im Landtag auszuspielen versuchten, und den Vertretern der städtischen Schichten in Gestalt der Juden und Deutschen, zuzurechnen. Aurel Onciul, der nicht unbedingt für seine diplomatische Art bekannt war, nahm sich da kein Blatt vor den Mund, wenn er Czernowitz als „Schandfleck des Landes“ [12] oder gar „Pfahl in unserem Fleisch“[13] apostrophierte.

1.2. Wassilko und die Ruthenen

Nikolaj Wassilko, der Parteichef der Ruthenen, steckte in mehreren Reden im Laufe der letzten Session des alten Landtages sein Verhältnis zu den anderen Parteien ab. Während er – unbeschadet der Gegensätze bei den Ausgleichsgesetzen – zu Beginn der Session die ruthenisch-jüdische „treue Waffenbrüderschaft“ [14] beschwor, trat noch zum Jahreswechsel mit dem Erscheinen des neuen Parteiorganes der jüdischen Nationalpartei, der Volkswehr, ein ernster Stimmungswechsel ein. Zu Beginn des Jahres 1910 schon warnte Wassilko Straucher und die Volkswehr, nicht die ländlichen jüdischen Wucherer in Schutz zu nehmen, die sich durch die Anmaßung alter Gutsherrschaftsrechte früher die Mehrheit in den ländlichen Gemeindevertretungen erkauft hätten, was nun mit der neuen Gemeindewahlordnung nicht mehr gelungen sei. Dieses Wahlverhalten der ruthenischen Bauern habe nichts mit Antisemitismus zu tun und diese Leute in Schutz zu nehmen schade nur dem Ansehen der jüdischen Nationalpartei.[15] Das war der Beginn der immer schärfer werdenden Auseinandersetzung – vor allem geführt von den Parteiorganen Volkswehr und Bukowinaer Post -, die das Verhältnis der zugehörigen Parteien zunehmend verschlechterte. Schon ein halbes Jahr später dachte der Chefredakteur des Ruthenenorgans Stekel darüber nach, „ob in einem derart frivol und ohne zwingenden Grund heraufbeschworenen Kampfe gegen die Ruthenen, alle Juden dem Dr. Straucher Gefolgschaft leisten würden“, um sie auch gleich darauf zu beantworten: Die ländlichen Juden würden das sicher nicht tun und Wassilko als ihre Leitfigur in politischen Fragen anerkennen[16] ; eine Einschätzung, deren Richtigkeit Straucher bei den Landtagswahlen schmerzhaft zu spüren bekommen sollte.

Gegenüber den Deutschen wahrte Wassilko Distanz und erklärte, ihm seien die Christlichsozialen unter Wiedmann noch lieber als die Deutschnationalen, denn während jener sich „den autochtonen Nationen im Lande unterordnet, stehen die anderen Herren Deutschen noch immer auf dem Standpunkte, daß sie hier im Lande eigentlich eine Art Vormundschaft über alle anderen zu führen haben.“ [17] Ein Vorwurf, der den Deutschen gegenüber öfters erhoben wurde.

Die immer wieder angekündigten Versuche, der anscheinend in zahlreiche Unterparteien und –organisationen zersplitterten Ruthenischen Nationalpartei eine einheitliche Struktur zu verpassen, verliefen sich im Sand.[18] Jahre später kam ans Licht, dass Wassilkos zweiter Mann Smal-Stocki diese Änderungen verhindert hatte.

Schließlich machte er noch den Rumänen, mit denen die Ruthenen in dieser Session in allen wichtigen Punkten gemeinsam vorgegangen waren, klar: „Ich erkläre ausdrücklich, daß abgesehen von gewissen nie mehr gut zu machenden persönlichen Vorfällen und Differenzen, die Ihnen allen bekannt sind, zwischen mir und den Führern der rumänischen Demokraten, sowie zwischen mir und dem jetzigen rumänischen Parteipräsidenten - ich möchte sagen – eine Weltanschauung liegt.“ [19]

1.3. Das zersplitterte Rumänische Lager

Damit sprach Wassilko einerseits die Vorgänge rund um das Ende des „Freisinnigen Verbandes“ (jener politischen Koalition, die den Ausgleich und die Entmachtung der alten Eliten betrieben hatte) an, bei denen er sich mit Onciul über die personelle Frage bei der neugegründeten Landesbank zerstritten hatte, andererseits den Chef der rumänischen Einheitspartei Jancu Flondor an. Die Rumänen hatten sich 1908 zur einheitlichen Nationalpartei zusammengeschlossen, und „den Beschluß gefaßt, eine Anlehnung an die christlichsoziale Reichspartei anzustreben, dies umsomehr, als unsere politisch-wirtschaftlichen Prinzipien und das Programm der christlich sozialen Partei in dieser Beziehung sich nahezu decken“, wie Flondor gegenüber dem christlichsozialen Handelsminister Weißkirchner anlässlich dessen Besuches in der Bukowina ausführte.[20] Erst kurz zuvor waren drei der hervorragenden rumänischen Politikerpersönlichkeiten - Alexander Hormuzaki, Constantin Isopescul-Grecul und Teophil Simionovici – wieder in die Nationalpartei eingetreten, nachdem sie diese zuvor in ihren jeweiligen Zeitungen erbittert bekämpft hatten. Wie die Post andeutete, dürften diese drei die Anlehnung an die Christlichsozialen, mit der auch die Adaptierung eines scharfen Antisemitismus einhergegangen war, nicht mitgemacht haben und ihr Wiedereintritt ließe eine Distanzierung von dieser Politik vermuten.[21] Als Onciul versuchte, Ende 1909 im Landtag die Nutzbarmachung der Religionsfondsdomänen für die Bauern durch parzellenweises Verpachten durchzusetzen – was laut den Ausführungen des Landespräsidenten allerdings ohnehin nicht zu den Kompetenzen des Landtages zählte und wohl als Aktionismus gedacht war – bildete sich auch innerhalb des rumänischen Lagers breiter Widerstand. So traten nicht nur der Erzbischof und die Abgeordneten des erzbischöflichen Konsistoriums dagegen auf, sondern auch der rumänische weltliche Großgrundbesitz, während sich die meisten anderen Abgeordneten der Stimme zu entschlagen ankündigten. Onciul habe ein „Bild der Isolirtheit“ abgegeben[22], meinte die Post, obwohl Wassilko seine Unterstützung zugesagt hatte.

Gleich der erste Probelauf der Einheitspartei bei einer Wahl geriet zum Fiasko. Im September 1910 trat der bisherige Reichsratsabgeordnete des Wahlbezirkes Kimpolung-Dornawatra, Franz Graf Bellegarde, zurück. Zuerst versuchte die für die Neunominierung zuständige Bezirksversammlung, Bellegarde zum abermaligen Antreten zu überreden; als das misslang, bestimmte sie Romulus Reutz zum offiziellen Kandidaten. Dennoch traten Gegenkandidaten auf. Dies war nun der offizielle Grund für den Rücktritt Jancu Flondors von der rumänischen Parteileitung, von dem er seinen Vizepräsidenten Aurel Onciul am 10. November verständigte. Die Zeitungen nannten aber noch andere Gründe: Flondor habe den Hass gegen die führenden Köpfe der anderen Nationen nie ablegen können: „Der Bojar und der Chef der Rumänen gerieten oft in Widerstreit. Und der Bojar siegte.“ Seinem Despotismus sei eine sich ständig ausweitende Disziplinlosigkeit in der Partei gegenübergestanden. Auch die oppositionelle Zeitung Revista habe ihm zugesetzt, schließlich wurden auch die Kreditschwierigkeiten der rumänischen Raiffeisenkassen und Lupus Holzgeschäfte, die in die Reichsratsergänzungswahl hineingespielt hätten, genannt.[23] Vermutlich im Zusammenhang mit diesem Rücktritt fand eine rumänische Nationalversammlung statt, auf der der endgültige Bruch in vorerst zwei Parteien besiegelt wurde, wenn auch die Nationalpartei als offizielle Sammelpartei weiterhin bestand. Heftige persönliche Auseinandersetzungen zwischen den Repräsentanten der Demokraten und der Apararea (wie sich die Nationalisten nannten) brachen aus, auf der einen Seite betrieben von den Lehrern um Michael Chisanovici, auf der anderen von den nationalistischen Geistlichen.[24] Einer angeblichen Wiederwahl Flondors wurde außerhalb der Rumänen schon kein Glaube mehr geschenkt.[25] Reutz blieb nun offizieller Kandidat der Nationalpartei und wurde auch vom deutschen Volksbund und den Christlichsozialen unterstützt; allerdings wurden seine Gegner ihrer Verpflichtung, ihn zu unterstützen, entbunden, was einer Freigabe der Wahl nahe kam. Tatsächlich gelangte Reutz nicht einmal in die Stichwahl, die beiden „Outsider“ George Serbu und George Bonches, deren Namen den Blättern noch kaum bekannt waren, kamen in die nächste Runde – eine schwere Neiderlage für die Parteileitung, die sich nun auf Serbu einigte; auch die Demokraten empfahlen ihn, offenbar ohne zu ahnen, dass er bald darauf zu ihren erbittersten Gegnern zählen sollte. Serbu siegte nun deutlich, doch konnte der bäuerliche Kandidat Bonches trotz leicht sinkender Wahlbeteiligung seine Stimmenzahl ausweiten – es war nicht sein letzter Auftritt auf der politischen Bühne.

Mit Anfang 1911 war dann Flondors Rücktritt endgültig und die Existenz zweier Parteien Tatsache. Naheliegenderweise sagte das Tagblatt voraus: „Die Landtagswahlen in den rumänischen Bezirken werden sich unter dem Zeichen des erbitterten Kampfes beider Flügel vollziehen“ [26]. Umso erstaunlicher war es, dass es sowohl bei den Czernowitzer Gemeinderatswahlen, als auch – noch sehr viel wichtiger – bei den Landtagswahlen gelang, gemeinsam abgesprochene Kandidatenlisten zustande zu bringen.

1.4. Juden und Deutsche

Hinweise auf eine Spaltung des jüdischen Lagers lassen sich aus den Zeitungen im Jahr 1910 nicht wirklich herauslesen. Zwar gab es diverse Unstimmigkeiten und Versammlungen mit sich widersprechenden Resolutionen; aber die betrafen eher das äußere Verhältnis vor allem in der Auseinandersetzung zwischen Straucher und Wassilko. Daher platzt die Meldung über eine erste Versammlung unter Leon Kellner zur Gründung des „Jüdischen Volksrates“, dem „die Führung der Juden in allen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen obliegen“ soll, und die durch die „unhaltbaren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Bukowinaer Judenschaft“ [27] motiviert war, etwas unerwartet in die Medien. Der in der Resolution angesprochene Straucher war sich des Ernstes der Lage offenbar nicht bewusst, da er wenig diplomatisch verkünden ließ: „Es dürfen nicht zu den uns bedrohenden äußeren Gefahren innere Zerwürfnisse im Lager der Judenschaft entstehen oder geduldet werden! Wer immer solche Versuche unternimmt, macht sich einer schweren, unsühnbaren Versündigung schuldig. [ ¼ ] Es darf nicht unseren Feinden das häßliche Schauspiel eines Bruderzwistes oder einer auch nur scheinbaren Uneinigkeit in der Judenschaft des Landes geboten werden.“ [28] So wie Straucher es vermied, in seinem Schreiben auf die ja offensichtlich vorhandenen und den gegnerischen Akteuren und ihren Anhängern wichtigen Probleme einzugehen, so ging er auch den Proponenten des Volksrates – Leon Kellner, Mayer Ebner und Löbel Taubes - bei jüdischen Wählerversammlungen aus dem Weg[29] und leistete der Spaltung damit weiteren Vorschub, da Kellner nun vor allem in der Provinz eigene Versammlungen abzuhalten begann. „Durch die schönen Zelte Jakobs, durch die friedlichen Wohnungen Israels schallt heiserer Kriegslärm“, erkannte der Leitartikler des Tagblattes die Gefährlichkeit der Entwicklung und schrieb über Kellner, er sei „ein stiller Mann, ein Grübler, ein Forscher, der ein halbes Jahrhundert bei Büchern und Folianten zugebracht hat.“ Er wäre die ideale Ergänzung für Straucher und solle es doch zuerst mit ihm versuchen, ehe er sich gegen ihn wende.[30] Aber Kellner war sich anscheinend schon sicher und hatte es wohl auch schon versucht. Er replizierte: „Seit Jahrzehnten haben sich die Bukowiner Juden dermaßen an ein persönliches Regime gewöhnt, an eine Willkür und Gewaltherrschaft einzelner Machthaber auf dem Lande und in der Hauptstadt, daß ihnen allmählich der Sinn für die Unwürde eines solchen Zustandes abhanden gekommen ist.“ [31] Die Gegensätze waren nicht zu überbrücken und im März des Folgejahres fanden die Wahlen zum jüdischen Volksrat statt. Unter den gewählten Mitgliedern findet sich auch Philipp Menczel, der Herausgeber der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung, der mit dem Entwurf für ein Programm beauftragt wurde.[32]

„Der gestrige Tag, der 19. November d. J., war ein für die Ehre, das Gedeihen und die Machtstellung des deutschen Volkes der Bukowina bedeutsamer Tag. Gestern nachmittags wurde in meiner Wohnung der Ausgleich zwischen den Christlichsozialen und Deutschnationalen endgiltig abgeschlossen.“ [33] So verkündete ein offensichtlich glücklicher Arthur Skedl Ende 1910. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte und wird im folgenden Kapitel eingehend behandelt. Das Abkommen, das den Zweck verfolgte, bei den Landtagswahlen „eine schädigende wüste Agitation auf beiden Seiten zu vermeiden“ [34], wurde zu Weihnachten von den beiden Reichsparteileitungen ratifiziert.[35]

Das Jahr zwischen dem Beschluss der Ausgleichsgesetze und dem verfrühten Beginn des ersten Wahlkampfes könnte man politisch noch zur „Zeit davor“ schlagen und ihm damit wenig Bedeutung für unser Thema beimessen, da ja die ersten Wahlen nach der neuen Wahlordnung noch nicht stattgefunden hatten. Es wäre aber verfehlt zu glauben, dieses Gesetz hätte Wunderkräfte entwickelt und Personen und Institutionen schlagartig verändert. Wenn sich auch die tagespolitischen Schwerpunkte in den folgenden Jahren auf andere Bereiche verlegten, so waren die Ursachen für diese Themen 1909 schon alle vorhanden und wurden nun allmählich aufgearbeitet. So stellt sich ein fließender Prozess ohne echten Einschnitt dar und die Frage, was ohne den Ausgleich passiert wäre, muss natürlich für immer offen bleiben.

2. Die Provisionsaffäre Schauer

„Die Christlichsozialen können also das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die herrliche Bewegung, die jetzt durch die Landeshauptstadt Czernowitz flutet, ins Leben gerufen zu haben.“

Bukowiner Volksblatt[36]

Das Wahlkampfjahr 1911 begann in der Bukowina politisch schon im Oktober 1910. Eine Korruptionsaffäre - oder eigentlich eine angebliche Korruptionsaffäre - zerrte die Praxis der städtischen Machtaufteilung ans Tageslicht und brachte bisher niedergehaltene Konflikte zu Ausbruch.

Im Zentrum der Angelegenheit stand der Magistratsbeamte Woitechowski, ein deutscher Protegé, der schon seit geraumer Zeit ein Lieblingsfeind der jüdisch redigierten Presse war. Die ruthenische Post hatte dem Direktor des Baudepartements eine ganze Reihe von Artikeln gewidmet, die ihm vor allem die Missachtung des Gemeinderates, die unterbliebene Ablegung des Beamten-Diensteides und die fehlende Unterzeichnung seines Dienstvertrages vorwarfen.[37] Dagegen stimmte das christlich-soziale Volksblatt sein Loblied an und nahm ihn gegen diese Angriffe in Schutz.

Woitechowski behauptete nun, im Besitz von Briefen aus Wien zu sein, die eine Involvierung von Gemeinderäten und Magistratsbeamten in die Auftragsvergabe an Lieferanten bei öffentlichen Bauvorhaben, die ihre teureren Angebote durch Provisionen schmackhaft gemacht hatten, beweisen sollten. Ins Rollen brachte die Causa medial eine Interpellation des jüdischen Gemeinderates Fleminger an den Bürgermeister am 1. Oktober 1910, der Auskunft darüber verlangte, was an den in der Stadt kursierenden Gerüchten wahr sei. Bürgermeister Fürth war (obwohl, oder weil er über die Entwicklung im Bilde war) aber nicht anwesend, daher konnte der Vizebürgermeister Weißelberger nur ausweichend antworten, was die Sache eine Woche lang auf Gerüchteniveau am Köcheln und alle möglichen Versionen in Umlauf hielt. Während sich alle Zeitungen in der Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung einig waren, war das Volksblatt mit der Forderung Vorreiter, der Gemeinderat müsse zurücktreten, wenn sich die Behauptungen bewahrheiten sollten.[38] Die anderen Organe dachten zuerst mehr an eine gerichtliche Klärung.

Eine Woche später kam es zur entscheidenden Gemeinderatssitzung. Fürth, der inzwischen vom Baudirektor eine Stellungnahme verlangt hatte, verlas Auszüge aus den Beweis-Briefen. Diese schränkten den Umfang der Vorwürfe erheblich ein: Es stand jetzt nur mehr fest, dass ein „Makler“ oder „Agent“ für die Vermittlung von Aufträgen Provisionen genommen hatte. Und er gab an, er hätte diese großteils weitergegeben müssen. Der Name des Agenten, Schmul Schauer, war mittlerweile auch kein Geheimnis mehr und von gewisser Brisanz, da sich seine Familie im Freundeskreis Strauchers befand.

Obwohl der Affäre nun sachlich die Spitze genommen war, ging der Gemeinderat mit einer Verleumdungsklage gegen den „Detektiv der Kommune“ [39] – wie Woitechowski spöttisch genannt wurde –vor. Das stellte sich rasch als taktischer Fehler heraus, der aber durch das Erscheinen von Berichten in großen Zeitungen wie der Reichspost und dem Grazer Tagblatt, in denen das Bild eines korrupten Czernowitzer Gemeinderates vermittelt wurde und durch die sich das Gremium sozusagen reichsweit am Pranger sah, erklärbar wird.

Besonders fatal wirkte sich die Zustimmung zu dieser Klage seitens der deutschen Gemeinderäte aus. Damit hatten sie sich nämlich an einer Art von Gemeinderatspolitik beteiligt, die in der Öffentlichkeit als Mauern gegen die Klärung eines internen Korruptionsfalles wahrgenommen wurde und den Christlichsozialen den enormen Vorteil gab, sich zuerst als einzige Partei und kurz danach immer noch als einzig deutsche Partei für eine Neuordnung der Verhältnisse und für Woitechowski einzusetzen. Das Volksblatt sprach über das Stimmverhalten der Deutschen als von einem Verrat am Deutschtum.

Schon am Tag nach der entscheidenden Gemeinderatssitzung fand sich im Volksblatt der Aufruf zu einer öffentlichen Versammlung, die sich mit der Affäre auseinandersetzen werde.[40] Das war die Geburtsstunde des später „Bürgerausschuss“ genannten politischen Faktors, der für kurze Zeit das Machtsystem der Hauptstadt ins Wanken zu bringen drohte. Die Christlichsozialen aber landeten den Coup ihrer kurzen und wenig ruhmreichen politischen Existenz in der Bukowina, indem sie ihre große Chance erkannten und rücksichtslos ausnützten. Sie positionierten sich als Vorkämpfer des reinen Deutschtums und der politischen Rechte der Wähler, setzten auf den Bürgerausschuss sowie die Forderungen nach Auflösung des Gemeinderates und kommissarische Verwaltung durch die Regierung. Die Deutschnationalen begriffen die Eigendynamik der Situation viel zu spät und glaubten in Folge, den Christlichsozialen geradezu absurde Zugeständnisse machen zu müssen.

Die Wählerversammlung am 12. Oktober wurde als international und überkonfessionell deklariert, allerdings am Vorabend des Versöhnungstages einberufen, was eine jüdische Teilnahme ausschloss.[41] In der abschließend gefassten Resolution wurden „alle ehrlich denkenden Gemeinderäte“ zur Mandatsniederlegung aufgefordert, der Gemeinderatsbeschluss auf Einbringung der Klage gegen Woitechowski missbilligt und ihm der Dank für seinen Mut ausgesprochen. Den Vorsitz führte Ferdinand Kogler, Professor an der Czernowitzer Universität, der in Zukunft der führende Kopf des Bürgerausschusses werden sollte. Neben christlichsozialen Politikern traten vor allem rumänische Demokraten auf: Aurels Bruder Titus Onciul schlug die Umwandlung der Klage gegen Woitechowski in eine Klage gegen unbekannt vor[42], während Chisanovici in gewohnt scharfer Manier die Schuldigen mit „jenen freisinnigen Elementen des Gemeinderates, die heute, am Vorabend des langen Tages, zum Mond beten“ identifizierte[43]. Die Rede des deutschen Gemeinderat-Klubobmanns Kaindl, der die Vorgangsweise seiner Partei zu rechtfertigen suchte, schien nicht den gewünschten Eindruck zu erzielen.[44]

„Es war der erste große Vorstoß der Bürgerschaft von Czernowitz gegen das korrupte Verwaltungssystem“ [45], jubelte das Volksblatt und auch die Post konstatierte: „Die Unzufriedenheit dringt jetzt in die Massen und setzt sie in Bewegung“.[46] Damit nahm sie das Einschwenken der Ruthenen auf Oppositionskurs vorweg: In einer gemeinsamen Konferenz beschlossen Alexander Hormuzaki, Aurel Onciul, Smal-Stocki und Nikolaj Wassilko ein solidarisches Vorgehen und gleichzeitiges Niederlegen der ruthenischen und rumänischen Mandate im Gemeinderat, das die Auflösung erzwingen sollte. Dadurch erwarteten sie sich eine politische Neuordnung, da sie in dieser Zeit die Sanktion der Gemeindewahlordnung mit Katastersystem erwarteten. Auch erhofften sie einen finanziellen Neubeginn durch die Einsetzung des Regierungskommissärs.[47]

Damit war die Affäre endgültig zur Chefsache erklärt und das Schicksal des Gemeinderates schien besiegelt. Aus eigener Kraft konnten die Juden das Gremium nicht am Leben erhalten, auch nicht mit Hilfe der Polen, die sich anfangs gegenüber den oppositionellen Aktionen sehr zurückhaltend zeigten.[48] Was war aber eigentlich geschehen? Wieso war plötzlich „ das Volk zu einem Volksgericht“ [49] zusammengetreten? Es war ja nicht so, dass wirklich viele handfeste neue Fakten ans Tageslicht gekommen waren. Auch dürfte sich etwa eine Enttäuschung über ein bisher für großartig erachtetes Gremium in Grenzen gehalten haben: In der kritischen Beurteilung der Leistung des Czernowitzer Gemeinderates waren sich eigentlich selbst die Gemeinderäte der Majorität einig. Vermutlich dürfte diese unerwartet heftige Reaktion bzw. plötzliche Mobilisierbarkeit der städtischen Wähler in dem Zusammenspiel aus einem gezielten Ergreifen einer sich günstig anbietenden Chance zur Aushebelung des Majoritäts-Systems in der Hauptstadt seitens der oppositionellen politischen Gruppen mit einer gewissen Überdrüssigkeit der Wähler mit der völligen Selbstreform-Unfähigkeit des Gemeinderates, die sich ja seit Beschluss des Ausgleichgesetzes stakkatoartig bewiesen hatte, erklärbar sein.

Und es ging noch weiter. Da die deutschen Gemeinderäte unter Kaindl durch die Situation offensichtlich überfordert waren, griffen Skedl und Keschmann ein und vollzogen eine taktische Gleichschaltung mit den Christlichsozialen. Am 16. Oktober wurde eine friedliche, gemeinsame Wählerversammlung abgehalten – die erste seit Auftreten der Christlichsozialen in der Bukowina[50] - in der Skedl verkündete, es gebe unter den Deutschen keine prinzipiellen Gegensätze. Damit war der Grundstein für eine Allianz gelegt, die bis Sommer 1911 ihre kurze und unglückliche Existenz hatte, an deren Anfang die Christlichsozialen auftrumpfen[51] und an deren Ende ihre politische Bedeutungslosigkeit stand. Vorerst bestätigte die Versammlung die drei Mitglieder des Bürgerkomitees – Kogler, Bauer und Würfel - und vereinigte sie mit acht weiteren zum Bürgerausschuss. Die deutschnationale Führung spielte damit ein gefährliches Spiel. Einerseits sah sie die Notwendigkeit, obwohl sie in Czernowitz Majoritätspartei war, auf Oppositionskurs einzuschwenken, um nicht neben den Juden auf die Anklagebank gesetzt zu werden. Andererseits gaben sie durch die Sanktionierung des Bürgerausschusses einem Gremium Macht in die Hand, das sie nicht wirklich kontrollieren konnten und das ihnen auch prompt gewaltige Schwierigkeiten machte.

Dem Bürgerausschuss gelang es am 20. Oktober, den scheinbar tödlichen Stoss gegen Straucher zu führen. In der speziell für jüdische Wähler einberufenen Versammlung hielt Bauer eine Philippika gegen Straucher und erreichte die Unterstützung einer Aufforderung an Straucher, alle Mandate und Funktionen zurückzulegen, „weil er alle erreichbaren mit einander kollidierenden Mandate in seiner Hand zusammengerafft hat, diese Mandate und Funktionen zu parteipolitischen Zwecken mißbrauche, sowie in seiner Stellung als Präsident der Kultusgemeinde durch Terrorismus und Protektionswirtschaft die Führerschaft der Juden gewaltsam an sich gerissen habe, ohne in Wirklichkeit von den Juden als Führer anerkannt zu werden“ [52] . Dass es Bauer – der sich zwar auf jüdische Verwandte berief, selber aber Christ war - gelungen war, bei einer von jüdischen Teilnehmern zumindest stark besuchten Versammlung eine solche, innerjüdische Verhältnisse berührende Resolution durchzubringen, rief bei der jüdisch redigierten Presse Ratlosigkeit hervor. Selbst die Post – zu dem Zeitpunkt noch nicht endgültig auf anti-Straucher Kurs, aber als Ruthenenblatt in dieser Causa oppositionell – wunderte sich, dass es keine Gegenrede gegeben habe, auch wenn Bauers Ausführungen sonst „von Judenfreundlichkeit durchsetzt“ gewesen seien.[53]

Straucher aber ließ sich nicht beirren. Er konnte seine Wähler besser einschätzen und wahrscheinlich auch seine deutschen Gemeinderatskollegen und deren Beziehung zu ihren Mandaten. Zwei Tage später berief er eine große jüdische Versammlung ein, die ihn bestätigte und den jüdischen Klub aufforderte, die Mandate zu behalten. Wie die Post bemerkte, gab es zwar freien Zutritt, allerdings wurde unbequemen Rednern wie Mayer Ebner das Wort verweigert. Die jüdische Position sei unklug, so Stekels Blatt weiter, weil damit die jüdischen Gemeinderäte als „Schutztruppe“ für die deutschen aufträten, die doch an der Korruption eigentlich schuld seien.[54] Straucher blickte offenbar weiter. Er hatte seinem Gemeinderatsklub für die Provisionsaffäre anscheinend einen Augen-zu-und-durch Kurs verschrieben und als übergeordnetes strategisches Ziel die Erhaltung der Mandatszahl, oder des „Besitzstandes“ wie der tausendfach bemühte terminus technicus hieß, festgelegt. Denn zu diesem Zeitpunkt schien die Auflösung des Gemeinderates angesichts der zu erwarteten Sanktion der neuen Gemeindewahlordnung noch eine reale Gefahr zu sein. Also gab er sich betont selbstbewusst und erklärte, jemand, der für die Juden unsterbliche Werke geschaffen habe, lasse sich nicht von einem Dr. Bauer das Recht auf ihre Führung absprechen. Und er werde auch weiter mit Schauer Umgang haben, solange diesem keine Schuld nachgewiesen sei.[55]

Die Ereignisse schienen Straucher rechtzugeben; die deutsche Front wurde brüchig und uneinheitlich. Einen Tag nach der jüdischen Versammlung begann der deutsche Rückzug von der Rücktritts-Linie. Bei einer Versammlung christlich-deutscher Wähler war plötzlich von der unbedingten Wahrung des deutschen Besitzstandes die Rede, bei einer Auflösung des Gemeinderats könnten zwei Mandate an die Ruthenen verloren gehen und man müsse sich derzeit noch die Option auf eine Obstruktion des Gremiums offen halten. Die Anfangs so heftig kritisierten Gemeinderäte wurden nun aufgefordert, dem Bürgerausschuss beizutreten.[56] Andererseits erhielten nun auch die polnischen Gemeinderäte von ihren Wählern die Ermächtigung, die Mandate niederzulegen und sich dem Kurs der Ruthenen und Rumänen anzuschließen.[57] Über die Polen hieß es nun, sie seien Zünglein an der Wage, da die jüdischen und polnischen Gemeinderäte zwar keinen funktionierenden Gemeinderat zustandebringen, aber Ergänzungswahlen ausschreiben und damit die Auflösung verhindern könnten.[58]

Die Deutschen unterschrieben am 30. Oktober ihre Rücktrittsbriefe und übergaben sie dem Exekutivkomitee des Bürgerausschusses mit der Ermächtigung, sie an den Bürgermeister abzuschicken. Danach nahmen sie mit den anderen Oppositionsgruppen Kontakt auf, um bei einem „internationalen Volksrat“ die neuen Besitzstände zu vereinbaren. Ruthenen und Polen nahmen aber nicht teil, da auch die Juden nicht eingeladen seien.[59] Dennoch entschloss sich der Bürgerausschuss am 5. November dazu, die Resignationen in einer gemeinsamen Aktion mit Ruthenen, Polen und Rumänen zuzustellen. Jetzt standen die Deutschen endgültig vor einem Dilemma. Einerseits stand die Auflösung des Gemeinderates bevor, sie hatten keine Einigung mit den anderen Nationalitäten zustandegebracht und die Sanktionierung der neuen Gemeindewahlordnung war jederzeit zu erwarten. Andererseits wollten sie sich nach wie vor nicht auf eine Linie mit den Juden begeben. Was sollen sie tun?

Skedl und Keschmann rissen das Steuer herum. Die Gemeinderäte erschienen bei Bürgermeister Fürth und ersuchten ihn, die Demissionsschreiben als gegenstandslos zu betrachten, da sie ohne ihr Wissen verfrüht abgeschickt worden seien. Prompt schlossen sich dem zwei Rumänen an - bei den Rumänen stand der Rücktritt Flondors unmittelbar bevor und die Parteidisziplin war am Boden. Fürth rief sofort eine Gemeinderatssitzung ein, bei der die Demissionen der anderen Gemeinderäte nicht zur Kenntnis genommen und die anstehenden Ergänzungswahlen angekündigt wurden. Die Christlichsozialen waren erwartungsgemäß außer sich und sagten den Deutschen voraus, dass sie so ihren Besitzstand, der durch eine ungünstige Konstellation jederzeit geschmälert werden könne, nicht würden halten können. Nur die neue Gemeindewahlordnung können die Mandate garantieren.[60] Der erste Sprung in der deutschen Allianz war ersichtlich, begleitet von einem immer gereizteren Ton der Parteizeitungen. Der Bürgerausschuss berief für 20. November eine Wählerversammlung ein – viel zu spät, meinte das Volksblatt [61] - während gleichzeitig ruchbar wurde, dass die Führung der Deutschnationalen und der Christlichsozialen Geheimverhandlungen über eine Aufteilung der Mandate im Landtag und Gemeinderat führten. Aufgrund der Logik des Wahlsystems in Czernowitz, in dem Deutsche und Juden in der Innenstadt nur gemeinsam vorgehen konnten, wurde daraus eine stillschweigende Zustimmung der Juden zu Christlichsozialen Mandaten, ja sogar ein Bündnis zwischen Juden und Antisemiten konstruiert. Das Volksblatt dementiert energisch.[62]

Dennoch fand diese Variante auch im Abgeordnetenhaus des Reichsrates ihre Wiedergabe, wo Grigorovici (mit seiner üblichen Neigung zu Verschwörungstheorien) ausführte, die Schauer-Affäre sei nur inszeniert worden, um die Juden zu zwingen, mit den Deutschnationalen und den Christlichsozialen zu „packeln“ und sich die deutschen Mandate gleichmäßig zu teilen.

Wie dem auch sei, der Zug Richtung Auflösung des Gemeinderates war abgefahren. Die Post versuchte verstärkt, die Landesregierung zum Eingreifen zu drängen, und fand gegenüber dem Landespräsidenten ungewöhnlich deutliche Worte[63], was aber ebenso resultatlos blieb wie der Tadel des Bürgerausschusses in der Versammlung vom 20. November wegen der wankelmütigen Haltung der Gemeinderäte und dem möglichen Schaden am Ansehen der Deutschen.[64] Wichtiger war der Beschluss dieser Versammlung, einen deutschen Volksrat aus Mitgliedern der Deutschnationalen und Christlichsozialen einzusetzen. Damit wurde offenbar eine Bestimmung des zwar schon am 19. November beschlossenen, aber von den Wiener Parteileitungen noch nicht ratifizierten Bündnisses der beiden Parteien vorweggenommen, das das Interesse der Christlichsozialen, die Schaueraffäre weiter zu spielen, naturgemäß verschwinden ließ, da sie ihr Ziel damit erreicht hatten. Als auch zwei Polen ihre Mandate wieder ausübten, war die Dynamik der Affäre endgültig vorbei und die Blicke begannen sich auf die bevorstehenden Ergänzungswahlen zu richten.

Woitechowski wurde nach wenigen Prozesstagen freigesprochen, nachdem er von seinen ursprünglichen Anschuldigungen vor Gericht große Teile zurückgenommen hatte.[65]

3. 1911: Das Superwahl(halb)jahr

„Das Jahr 1911 wird in der Geschichte der Bukowina das Jahr der Wahlen genannt werden.“

Czernowitzer Allgemeine Zeitung[66]

3.1. Czernowitzer Gemeinderatswahlen

„Und es ist geradezu lächerlich, wenn auch nur die Erwägung in Diskussion gezogen wird, als ob den Christlichsozialen im Inneren der Stadt in welcher Form und aus welchem Wahlkörper immer Mandate eingeräumt werden könnten. In diesem Punkt verstehen wir keine Scherze.“

Czernowitzer Tagblatt[67]

Um den Jahreswechsel 1910/11 fing der Wahlkampf für die Gemeinderats-Ergänzungswahlen an. Die Deutschnationalen und Christlichsozialen hatten ein enges Bündnis geschlossen, das eben von den Wiener Reichsparteileitungen ratifiziert worden war. Die Juden waren durch ihr Vorgehen während der Schaueraffäre etwas isoliert. Die Ruthenen und Polen befanden sich nun in einem engen Bündnis. Warum, ist nicht ohne weiteres klar. Auch die Position der Rumänen ist schwer einzuschätzen.

Etwas Licht in die Verhältnisse bringt eine Veröffentlichung Aurel Onciuls in der Wahrheit nach Ende der Wahlen. Darin beschreibt er die ursprüngliche Absicht, die Provisionsaffäre zum Brechen des deutsch-jüdischen Widerstandes gegen eine neue Gemeindewahlordnung zu instrumentalisieren und eine Auflösung des Gremiums zu erwirken. Als Innenminister Haerdtl aber erklärte, das neue Gesetz werde bei einer Vakanz des Gemeinderates niemals die Sanktion erhalten, um nicht den Eindruck eines Oktroys zu vermitteln, änderten die Rumänen ihre Position. Aus ihm unverständlichen Gründen blieben die Ruthenen und Polen aber bei ihrer Linie und näherten sich einander stark an. Die Rumänen suchten nun über die ihnen nahestehenden Christlichsozialen Anschluss an die Deutschen und damit auch an die Juden.[68]

Wieso aber hatten die Rumänen Interesse an einer Annäherung an die Deutschen und Juden und warum stichelte die Allgemeine ständig wegen eines angeblichen jüdisch-christlichsozialen Bündnisses? Die Antwort liegt im System des „Wahlkartells“, wahlweise auch „System Straucher“ oder einfach nur „System“ genannt. Es funktionierte so, dass sich Deutsche und Juden zusammenschlossen und eine gemeinsame Liste erstellten. Beide Teile nominierten ihre eigenen Kandidaten, ohne dass der Partner Einspruch erheben durfte. Um das System abzusichern, wurden eventuell auch andere Parteien eingeladen, Kandidaten in der ihnen erfahrungsgemäß zukommenden Zahl zu nennen und in die „offizielle Liste“ einzubringen. Diese Listen wurden dann vorgedruckt an die Wähler verteilt, die sie möglichst unverändert am Wahltag einwerfen sollten. Natürlich konnten aber die Wähler Streichungen oder Überklebungen mit anderen Kandidatennamen vornehmen. Möglichst viele ungestrichene Wahlzettel wurden daher als Erfolg der „Offiziellen“ qualifiziert. Der Sinn des Systems war es, oppositionelle Kandidaten von vornherein auszuschließen und sich die Kandidaten auch nicht von Wählerversammlungen absegnen lassen zu müssen. Idealerweise sollte es gar keinen Wahlkampf geben bzw. bestand der Wahlkampf in einem ständigen Verhandeln und Feilschen um die offizielle Liste: die „ Vorbereitungen werden auf rein diplomatischem Wege getroffen“ [69] konstatierte später das Tagblatt das Funktionieren des Kartells. Das System griff nur in den drei Wahlkörpern des 1. Wahlbezirkes – der inneren Stadt – da in den Vorstädten eine ganz andere Bevölkerungsstruktur gegeben war: im 3. Wahlbezirk waren 75% der Wähler Rumänen, den 2. machten sich die Deutschen untereinander aus.

Die Rumänen trachteten also, über die deutsche Seite in die offizielle Liste aufgenommen zu werden, während die Christlichsozialen mit den Deutschnationalen über die Verteilung ihrer Kandidaten verhandelte, was zumindest die stillschweigende Duldung der Juden voraussetzte.

Zwischen den beiden deutschen Parteien stand es von Anfang an nicht gut. Gerade eine Woche, nachdem die Wiener Parteigranden ihre Unterschrift unter das Abkommen gesetzt hatte, warf das Volksblatt in einem scharfen Artikel Heinrich Kipper vor, in seiner Zeitschrift Freie deutsche Schule konfessionelle Hetzte betrieben und damit gegen das Wahlbündnis verstoßen zu haben.[70] Auch Wenzel Krehan wurde Bruch des Abkommens unterstellt.[71] Die Nachrichten sahen das naturgemäß genau umgekehrt und so lagen sich – kaum dass sie gelobt hatten, „ stets einträchtig vorzugehen“ – die Parteien über ihre Organe wieder in den Haaren. Damit nicht genug meldete sich jetzt der Bürgerausschuss wieder zurück und erklärte am 4. Jänner in einer Wählerversammlung, fürs erste einen „provisorischen deutschen Wahlausschuß“ ins Leben zu rufen, da sich die zwei deutschen Parteien noch nicht herbeigelassen hätten, den beschlossenen Volksrat zu aktivieren. Darüber hinaus müssten die deutschen Kandidaten erstens in einer öffentlichen, allgemein zugänglichen Versammlung aufgestellt werden und dürften zweitens in keinem Dienstverhältnis zur Stadt stehen und auch unter ihren Verwandten keine Gemeindebediensteten haben.[72] Nicht gerade realistische Forderungen – besonders die zweite hätte eine große Zahl der deutschen Mandatsinhaber von einer Wiederkandidatur ausgeschlossen -, die bei den Medien aber durchaus Vergnügen hervorriefen. Kogler verstieg sich sogar dazu, den Volksrat als für die Gemeinderatswahlen ungeeignetes Entscheidungsgremium zu charakterisieren, da auch Vertreter der Provinz, die in Czernowitz nicht einmal wahlberechtigt wären, nominiert worden waren und die beiden Parteien an sich für die Hauptstadt nicht repräsentativ seien.[73] Damit stellten sie sich jedenfalls eindeutig gegen das Wahlkartell-System. Die Ruthenen und Polen akzeptierten die Spielregeln zwar, nahmen am Spiel selber aber nicht teil: Sie begnügten sich, unter strenger Wahrung des bisherigen Besitzstandes gemeinsam ihre Kandidaten bekannt zu geben und anzukündigen, dass, sollte auch nur einer der Kandidaten nicht gewählt werden, sie in den Gemeinderat nicht einziehen und alles in ihrer Macht stehende für seine baldige Auflösung tun würden.[74] Und mochten die Ruthenen politisch in Czernowitz auch eine Quantité négligeable darstellen: Da diese Ankündigung von einem gewissen Nikolaj Wassilko ausgesprochen wurde, hatte sie Gewicht und wurde auch ernstgenommen.[75]

Die Verhandlungen bei den Deutschen liefen schleppend. Die Schwierigkeiten fingen schon bei der Beschickung des gemeinsamen Vertretungsorgans an. Die Deutschnationalen hatten Skedl, Keschmann, Landwehr, Dr. Alois Lebouton und Fritz Kipper nominiert, die Christlichsozialen Wiedmann, Rudolf Stadler, Karl Spielvogel, Johann Kröpfl und Franz Manz. Nun behaupteten die Christlichsozialen, es habe zum Bündnis noch die mündliche Zusatzabmachung gegeben, dass von jeder Seite nur ein Abgeordneter in den Volksrat entsendet werden sollte. Mit Skedl, Keschmann und Landwehr waren von der anderen Seite aber gleich drei Abgeordnete nominiert worden. Wiedmann, der dem ersten Treffen vorsaß, gab eine diesbezügliche Erklärung ab und schloss daraufhin die Sitzung zur Reparierung des Zustandes wieder.[76] Die Deutschen wollten von dieser angeblichen Abmachung nichts wissen. Der Volksrat blieb damit ein wenig erfolgsversprechendes Gremium. Die Vorgangsweise verlegte sich daher wieder auf konventionelle Mittel, als um die zwei ausgeschriebenen Vorstadtmandate von Rosch gefeilscht wurde. Die Christlichsozialen proklamierten beide für sich, die Deutschnationalen wollten nur eines geben und beide argumentierten mit der dortigen Wählerstruktur. Die endliche Einigung auf spannungsgeladenen Versammlungen am 16. und 19. Jänner brachte gleichzeitig die Bestätigung eines bisher nur ungläubig registrierten Gerüchtes mit sich: Wiedmann verzichtete auf eine Kandidatur in Rosch, dafür wurde den Christlichsozialen ein Mandat in der Inneren Stadt zugesagt. Und das war nach geltenden Usancen ohne die Zustimmung der Juden unmöglich! Dass mit Wiedmann noch dazu der exponierteste Antisemit der Partei der logische Kandidat war, machte die Sache noch heißer.

Ob Straucher jemals vorhatte, diesem Deal zuzustimmen, ist schwer zu sagen. Aber es gibt Hinweise, die dafür sprechen: Einerseits wurde angedeutet, den Juden hätte die Schauer-Affäre doch stärker zugesetzt, als es den Anschein hatte. Plötzlich seien Investitionen in den Vorstädten gebilligt worden, gegen die sich die jüdischen Gemeinderäte lange quergelegt hatten, was die Christlichsozialen dann erfolgreich für sich vermarkten konnten.[77] Andererseits wurde ein schon Wochen andauernder Waffenstillstand zwischen Volkswehr und Volksblatt registriert[78] – ein mit Sicherheit abnormaler Zustand. Während aber Menczels und Stekels Blätter mit distanziertem Spott auf die Situation reagierten, fuhr das sonst so „straucherfromme“ [79] Tagblatt mit schweren Geschützen auf. Noch am Tag vor dem Roscher Bündnisabschluss hatte es angekündigt, er würde „von der jüd. Parteileitung strikte verlangt werden, daß sie in demselben Augenblicke, in welchem aus der deutschen Gruppe christlichsoziale Mandate im Innern der Stadt kreiert werden sollen, unverzüglich den Wahlpakt kündige.“ [80] Als die Katze aus dem Sack war und das Rauschen im Blätterwald sich nicht legen wollte, erklärte die Volkswehr etwas lahm, der jüdischen Parteileitung sei der Pakt nicht bekannt gewesen. Eine Darstellung, die vom Tagblatt strikt als unglaubwürdig zurückgewiesen wurde: schließlich werde seit Wochen von kaum etwas anderem mehr geredet.[81] Natürlich dementierte auch das Volksblatt ein solches Bündnis, die christlichsoziale Partei träten in der Innenstadt gar nicht auf, es gäbe nur „christlich-deutsche“ Kandidaten und von den Juden werde man sich nichts dreinreden lassen[82], was eine ebenso matte Argumentation wie die des jüdischen Parteiorganes darstellte, da sich bei Czernowitzer Gemeinderatswahlen eben alles um Usancen drehte.

Es folgte eine „Verlegenheitspause“[83]. Die Juden standen vor einem Dilemma: Eine deutsche Liste mit Wiedmann zu akzeptieren, trauten sie sich angesichts der Proteste aus dem eigenen Lager nicht. Mit den Deutschen zu brechen, war auch keine angenehme Variante, da dann ein „echter“ Wahlkampf hätte geführt werden müssen oder sogar die Auflösung des Gemeinderates angestanden wäre. Auch den Deutschen war bei dem Gedanke, den Majoritätspartner zu verlieren, unwohl. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt dürften die Rumänen in das Bündnis eingetreten sein, was aber erst langsam durchsickerte. Eine Variante, die spitzfedrig als „Schauer-Koalition“ [84] bezeichnet wurde und bei Vergegenwärtigung des scharfen Antisemitismus eines Chisanovici kaum geeignet schien, die jüdischen Wähler zu besänftigen, welche aber den erwarteten Aufstand dagegen nicht durchführten. Die Juden versprachen dem neuen Partner ein zusätzliches Mandat, das sie von den Polen zu nehmen gedachten. Was genau das Interesse Strauchers an dem Bündnis mit den Rumänen war, ist unklar. Vielleicht war ein Vertrauen einzig auf die Wähler der Majoritätsparteien zu unsicher. Dazu würde auch passen, dass die „Offiziellen“ etwa zeitgleich auch mit den Ruthenen verhandelten[85] ; diese blieben aber bei ihrer distanzierten Haltung.

Die Spannung legte sich, da die Christlichsozialen nachgaben und auf die Kandidatur in der Innenstadt verzichteten. Als dann aber die Deutschnationalen auch die konstituierende Sitzung des „Christlich-deutschen Wahlausschusses“, der (wohl zur Neutralisierung des Bürgerausschuss) Mitte Jänner zum Zweck der Vorauswahl der deutschen Kandidaten gegründet worden und mit Vertretern der beiden Parteien und des Bürgerausschusses zu beschicken war, schwänzten und damit offensichtlich jede Einflussnahme auf die deutschen Kandidaten der Innenstadt ausschließen wollten, traten auch die Christlichsozialen aus dem Wahlausschuss aus und betrachten das gemeinsame Vorgehen bei den Gemeinderatswahlen für beendet.

Die Wahl im 3. Wahlbezirk am 9. Februar war eine klare Sache für den rumänischen Kandidaten. Nur wenige Tage später folgte der 2. Bezirk mit den Vorstädten Rosch und Manasteriska. Hier hatte sich das Klima weiter verschlechtert, da der deutschnationale Kandidat Fritz Schwab mittlerweile den Sozialdemokraten Pitey unterstützte. Als die gegenseitigen Tiraden in den Parteiblättern einen Höhepunkt erreichte, veröffentlichten deutsche Wähler einen Brief, der die Stimmung wunderbar wiedergibt und auch schon die Hoffnungslosigkeit der Situation für die Landtagswahlen vorausahnen lässt: „Die Deutschnationalen und Christlichsozialen spielen seit Wochen gegenseitig Verstecken! Halten fleißig Sitzungen ab, sitzen gemeinsam in einem sogenannten Volksrat, der von keiner Versammlung gewählt und anerkannt wurde, schließen Kompromisse ab, die bereits in den ersten Stadien nicht eingehalten werden. Im Volksblatt und den Nachrichten wird ruhig weiter gegenseitig geschimpft. Diese angeblich vereinigten deutschen Parteien haben bereits Wahlplakate mit der Straucherpartei und einem Teile der Rumänen, denen auf Kosten der Polen ein Mandat mehr versprochen wurde, geschlossen und geben sich der Hoffnung hin, daß die Wählerschaft ihnen wieder als Stimmvieh dienen wird.“ [86] Während die Deutschnationalen am 14. Februar ihren Kandidaten problemlos durchbekamen, ergab sich auf dem christlichsozialen Mandat eine Stichwahl zwischen dem von der Partei kandidierten Wenzel Beer und dem ebenfalls der Partei angehörenden Peter Treß – ein Störenfried, mit dem die Partei schon wiederholt Probleme hatte und der auch bei den Reichsratswahlen eine unrühmliche Rolle spielen sollte. Dass er drei Tage später die Stichwahl für sich entscheiden konnte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Parteidisziplin.

Während für die Christlichsozialen damit die Wahl gelaufen war, brachte sich der Bürgerausschuss für den 3. Wahlkörper noch einmal ins Spiel, indem er dem Volksbund vorschlug, durch die Streichung ihrer „aufreizenden Kandidaturen“ (also der das „System“ am auffälligsten vertretenden) und ein Ersetzen durch seine Kandidaten doch noch eine gemeinsame deutsche Liste zustande zu bringen.[87] Straucher machte seine Ankündigung wahr, strich den Polen ein Mandat und ersetzte es durch einen Rumänen. Der Hintergrund dieser Aktion könnte darin zu suchen sein, dass die Polen in der Zeit, als der Gemeinderat so gut wie erledigt erschienen war, kurzfristig als Retter der Juden kolportiert wurden, sich dann aber offenbar nicht mit den Juden einigen konnten und sich an der oppositionellen Demissionswelle beteiligten.[88] Straucher war kein Mann, der leicht verzieh. Wassilko wurde aber in die offizielle Liste aufgenommen. Der erst kurz zuvor gegründete jüdische Volksrat entschied sich, an diesen Wahlen nicht teilzunehmen, was mit Sicherheit eine kluge Entscheidung war: Angesichts der guten Absicherung der Majoritätsparteien gegen oppositionelle Kandidaten wäre ein erstes Antreten bei solchen Wahlen taktisch unklug gewesen. Auch zeigte sich bei den nächsten Gemeinderatswahlen zwei Jahre später, dass diese politische Ebene nicht die Stärke der Volksratsleute war. Das Tagblatt meldete einen „Sieg der offiziellen Kandidaten“ [89]. Mit diesem Erfolg konnten die Juden aufatmen, da sie damit ihre Mandatszahl verteidigt hatten. Der Zorn der Polen über das „entrissene“ Mandat war begreiflich, die von der Post insinuierten Auswirkungen auf das polnisch-jüdische Verhältnis in Galizien waren wohl ein wenig überzeichnet.[90] Größere Auswirkungen hatte eine Aktion, die einen recht kindischen Eindruck hinterlässt, aber der schon fortgeschrittenen Verstimmung zwischen Wassilko und Straucher weiteren Vorschub leistete: Der Name Wassilkos wurde auf zahlreichen Stimmzetteln als einziger gestrichen, sodass eine konzertierte Aktion offensichtlich war. Der Ruthenenchef schaffte den Einzug zwar dennoch, schien sich über diese Aktion seiner langjährigen Bündnispartner aber erheblich zu ärgern: So dankte er sarkastisch „auch den 254 Wählern, die meinen Namen im Stimmzettel gestrichen haben, besten Dank. Denn, hätten sie sich dazu nicht hergegeben, so würde ich auch ferner in dem Wahne leben, daß Juden Undankbarkeit nicht kennen. Der Koulissenschieber dieser Aktion wollte mich offenbar von diesem Wahne heilen; es ist ihm dies gelungen.“ [91] Die Post überlegte laut, ob dahinter vielleicht eine Eitelkeit Strauchers stecke, der bei der 1906er Wahl weniger Stimmen als Wassilko erhalten hatte und das diesmal hatte verhindern wollen.[92]

Die Wahlen des 2. Wahlkörpers zeigten das System der Wahlkartell-Diplomatie auf ihrem Gipfel, so dass selbst die Post von einer „denkbar verworrensten“ [93] Situation sprach. Ein Höhepunkt war sicher die Aufnahme Dori Popovicis in die offizielle Liste, der zwar nicht den eher als antisemitisch eingestuften Demokraten angehörte, persönlich aber einen absolut judenfeindlichen Ruf hatte; noch in einer wenige Tage zuvor abgehaltenen Versammlung hatte Straucher diese Kandidatur ausdrücklich ausgeschlossen.[94] Er hatte für diesen Wahlgang aber anscheinend alle Hemmungen abgelegt, zeigte er sich doch sogar auf einem gemeinsamen Plakat mit Aurel Onciul.[95] Dass die Deutschen zwei Mandate an die oppositionelle Liste der „Festbesoldeten“ (also Beamten) verloren, erfüllte die kritischen Stimmen mit Befriedigung. Denn gerade die Deutschnationalen hatten mit ihrer Schaukelpolitik zwischen Christlichsozialen, Bürgerausschuss und Sozialdemokraten ihren Ruf nicht eben verbessert.[96] Eine Niederlage der Koalition wurde auch vom Tagblatt konstatiert.[97]

Da einer der Festbesoldeten, Dr. Konstantin Hostiuc, Rumäne war, versuchten die Offiziellen nun, ihre bisherigen Koalitionspartner von seiner Kandidatur im ersten Wahlkörper abzubringen, um das Mandat für die Deutschen freizumachen. Da das nichts nützte und die Rumänen mit Chisanovici einen weiteren prononcierten Antisemiten kandidierten, griff man zu einem Trick – einem „plumpen Wahlmanöver“, wie die Rumänen später entrüstet feststellten – und veröffentlichte im Tagblatt eine Meldung Simionovicis, die Rumänen würden auf die Kandidatur verzichten. Nun war das Vermelden eines gegnerischen Rücktritts zwar eine reichlich unoriginelle Standardmethode, allerdings erzielte die Seriosität des Tagblatts offenbar die gewünschte Wirkung.[98] Auch für die Polen hatte die Majorität eine Spitze parat, indem mit Dr. Kwiatkowski eine ihrer angesehensten politischen Persönlichkeiten von der Liste gestrichen und durch einen Faustkandidaten ersetzt wurde.

Doch auch am 28. Februar, dem letzten Wahltag, war der Koalition das Glück nicht hold. Hier schafften zwei Persönlichkeiten den Einzug, deren Namen allein schon ein für oppositionelles Programm standen: Professor Kogler hatte nun doch auf ein Mandat reflektiert und den Obmann des vergangenen deutschen Gemeinderatsklubs Kaindl in einer Stichwahl mit einem deutlich besseren Ergebnis beschämt. Noch mehr stand Adolf Wallstein gegen alles, wofür Straucher stand. Ein „Assimilant“ der alten Schule, der also die Zugehörigkeit der Juden zum Deutschtum betonte, und bei jeder Gelegenheit gegen Straucher antrat.

Damit waren vier Mandate mit gegen die offizielle Liste gewählten Gemeinderäten besetzt und die Allgemeine meldete zufrieden: „Das System ist gebrochen.“ [99] Und das nicht nur wegen der vier Oppositionellen, sondern auch, da mit dem Absetzen Kwiatkowskis die Koalition sich selbst das System des Nominierungsrechtes, das eben von der Nichteinmischung in die anderen Kandidaturen ausging, durchlöchert habe. Dass es die Ruthenen geschafft hatten, der Majorität alle Kandidaten aufzuzwingen, obwohl sie politisch mit der Opposition gegangen waren, bezeichnete Menczel als „schmählichste Niederlage“ Strauchers.[100]

Dass viele Beteiligten davon ausgingen, eben die letzte Wahl nach der alten Wahlordnung absolviert zu haben, sollte sich als Irrtum herausstellen. Die direkt aus der Schaueraffäre herausgewachsenen Gemeinderatswahlen hatten nun den Boden für einen Landtagswahlkampf bereitet, dem an Härte wenig Vergleichbares vorausgegangen war. Die Atmosphäre zwischen den Parteien und Volksgruppen war gründlich vergiftet und das einzige konstruktive Neubündnis war das zwischen Ruthenen und Polen.

3.2. Landtagswahlen

„Man hat in der Bukowina ein derartiges Wahlfieber wohl noch nicht mitgemacht wie jetzt angesichts der Landtagswahlen.“

Bukowinaer Post[101]

„Innerhalb der Wählerschaft mit deutscher Umgangssprache spielen sich Wahlkämpfe ab, die selbst in der an blutigen politischen Fehden so überaus reichen Bukowina beispiellos dastehen.“

Czernowitzer Allgemeine Zeitung[102]

3.2.1. Katasteragitationen

Wir springen nun zeitlich wieder ein gutes halbes Jahr zurück: Nachdem der Kaiser am 26. Mai 1910 seine Unterschrift unter die novellierte Landesordnung und die neue Landtagswahlordnung gesetzt und die Wiener Zeitung die Sanktion am 3. Juni veröffentlicht hatte, verlor der Landespräsident keine Zeit und ordnete am 11. Juni die „Provisorische Aufnahme aller Wähler nach ihrer Nationalität“ an, also die Erfassung der Wahlberechtigten und ihre Eintragung in eine der vier nach Volksstämmen getrennten Listen nach Einschätzung der Behörden.[103] Ab 1. Juli sollten die Listen dann für das Richtigstellungsverfahren aufgelegt werden. Ein Wahltermin wurde noch nicht bekannt gegeben, doch wurde eine Fertigstellungsdauer von sechs Monaten für diesen ersten Wahlkataster vermutet, was das Jahr 1911 wahrscheinlich machte, da der Winter für das Abhalten der Wahlen ungeeignet erschien.[104] Bald danach kam eine Abmachung zwischen Ruthenen und Rumänen ans Tageslicht, die den Termin an die erfolgte Sanktion für das seinerzeit gleichzeitig beschlossene Wahlpflichtgesetz band.[105] Besonders die Ruthenen, denen auf dem Wege des Privilegienwahlrechtes verhältnismäßig am wenigsten Mandate zufielen, hatten ein naheliegendes Interesse an einer möglichst breiten Wahlbeteiligung, die von der Wahlpflicht erwartet wurde. Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte.

Schon in dieser ersten Phase der Katasterbildung gab es Unstimmigkeiten. In manchen Gemeinden wurden die Juden von den Gemeindevorstehern nicht – wie das allgemein vorausgesetzt worden war - in den deutschen Kataster eingetragen, da sie als die im Gesetz vorkommenden „übrigen“ interpretiert wurden, die der jeweils numerisch stärksten Liste zuzurechnen seien.[106]

In dem nun als nächster Schritt folgenden Richtigstellungsverfahren wurden diese Meldungen vom Volksblatt aufgenommen und allen „Volksgenossen“ empfohlen, von den gesetzlichen Unklarheiten systematisch und „unnachgiebig Gebrauch zu machen. Sie bieten uns die Handhabe, die lästigen und unwillkommenen jüdischen Kataster-Genossen los zu werden“.[107] Gemeint war die gesetzliche Möglichkeit jedes Wählers, die nationale Zugehörigkeit eines anderen in dieselbe Liste eingetragenen Wählers zu bestreiten, in welchem Fall der Gemeindevorsteher erstinstanzlich entschied.[108] Anscheinend folgte auf diese offensive Ausnützung einer Unschärfe des neuen Gesetzes eine Schrecksekunde; niemand wusste so recht damit umzugehen. Dabei war genau diese Vorgangsweise befürchtet worden. Straucher hatte in der Debatte am 16. Oktober 1909 gewarnt: „Und wenn es beispielsweise dem Kollegen Wiedmann oder seinen Gesinnungsgenossen in den deutschen Gemeinden in ihrer zweifelhaften Objektivität belieben wird, die Juden hinauszureklamieren, um sich Majoritäten zu schaffen, so stehen wir schutzlos da.“ Und weiter gab er zu bedenken, „daß ja notorische Fälle vorkommen, in welchen eine Entscheidung in Wahlsachen erst lange nach der Wahl herablangt. Die Wähler müssten sich dann mit dem zweifelhaften Bewußtsein trösten, bloß rechzeitig rekuriert zu haben, ohne aber tatsächlich von einer günstigen Entscheidung Gebrauch machen zu können.“ [109] Der Landtag hatte schließlich eine von ihm eingebrachte Resolution beschlossen, „daß für die Eintragung der Wähler in die Nationalitäten- oder Wählerlisten in erster Linie die Erklärung des betreffenden Wählers entscheidend ist“ [110] - was jetzt aber offenbar wenig half. Die Allgemeine – erklärte Gegnerin des Katastersystems – delektierte sich ausgiebig an der Situation: Wiedmann lege „talmudische Interpretationskunst“ an den Tag und die Deutschen sollten, statt betreten zu schweigen, sich lieber um die jüdischen Wähler bemühen.[111] Gleichzeitig beteiligte sie sich an der Debatte und führte dabei eine feine Argumentationsklinge: Da im betreffenden Gesetzestext immer von „Nationalität“ die Rede sei, müsse man auch bei den „übrigen“ auf Nationalität ergänzen; da nun aber nach Meinung der Regierung die Juden keine Nationalität seien, könnten sie damit nicht gemeint sein.[112] Das Volkblatt war letztlich sehr zufrieden mit sich, als es die Volkswehr damit zitierte, dass die christlichsoziale Interpretation „große Verwirrung in den Reihen der jüdischen Wähler hervorrief“ und es nun ein ständiges Hinaus- und Hineinreklamieren gäbe.[113]

[...]


[1] Leslie: Ausgleich, p133

[2] Hausleitner: Rumänisierung

[3] Ceausu: Landtag

[4] Leslie: Ausgleich

[5] Leslie: Ausgleich, p119

[6] Ableitinger: Auseinandersetzungen, p271f

[7] Wassilko: Stenographische Protokolle des Bukowiner Landtages (StPBL), X. Wahlperiode, V. Session, 3. Sitzung (X.V.3.) 16.10.1909, p113

[8] Skedl: StPBL X.V.3. 16.10.1909, p75

[9] Die Einwände Strauchers werden näher im Kapitel „Landtagswahlen“ abgehandelt.

[10] Czernowitzer Tagblatt (Tagblatt) 17.10.1909, p1

[11] Bukowinaer Post (Post) 23.1.1910, p4

[12] Tagblatt 22.1.1910, p3

[13] Tagblatt 28.1.1910, p4

[14] Wassilko: StPBL X.V.3. 16.10.1909, p111

[15] Wassilko: StPBL X.V.7. 20.1.1910, p387-390

[16] Post 31.5.1910, p1f

[17] Wassilko: StPBL X.V.7. 20.1.1910, p390

[18] z. B. Post 9.11.1909, p2 und 25.1.1910, p3

[19] Wassilko: StPBL X.V.7. 20.1.1910, p391

[20] Tagblatt 8.12.1909, p5

[21] Post 24.10.1909, p1

[22] Post 1.1.1910, p1

[23] Tagblatt 10.11.191, p3, Post 15.11.1910, p1f

[24] Die Wahrheit (Wahrheit) 25.1.1911, p14-20

[25] Post 27.11.1910, p5

[26] Tagblatt 15.1.1911, p4f

[27] Resolution der Versammlung, zit. nach Tagblatt 29.10.1910, p4

[28] Tagblatt 4.11.1910, p3f

[29] Post 6.11.1910, p5 und 8.11.1910, p2

[30] Tagblatt 20.11.1910, p1

[31] Tagblatt 22.11.1910, p1

[32] Die Vorgänge rund um die Gründung und die weitere Entwicklung des jüdischen Volksrates sind ausführlich in Gaisbauer: Davidstern, p518-523 dokumentiert.

[33] Tagblatt 22.11.1910, p3

[34] Bukowiner Volksblatt (Volksblatt) 25.12.1910, p2

[35] Der Text ist im Anhang vollinhaltlich wiedergegeben.

[36] Volksblatt 16.10.1910, p2

[37] Post 12.12.1909, p2f, 23.6.1910, p2f, 25.8.1910, p1f, 2.10.1910, p3f

[38] Volksblatt 6.10.1910, p1f

[39] Tagblatt 4.10.1910, p1

[40] Volksblatt 11.10.1910, p1

[41] Post, 16.10.1910, p4

[42] Tagblatt 14.10.1910, p3

[43] Volksblatt 16.10.1910, p3

[44] ebd.

[45] ebd., p2f

[46] Post 18.10.1910, p1

[47] Post 20.10.1910, p1

[48] Die Gazeta Polska forderte die polnischen Wähler auf, sich nicht an übernationalen und –konfessionellen Versammlungen zu beteiligen (Tagblatt 21.10.1910. p3)

[49] Volksblatt 16.10.1910, p2f

[50] Volksblatt 18.10.1910, p1

[51] Die Deutschnationalen waren anfangs bereit, den Christlichsozialen im Gemeinderat bis zu sechs Mandate zu überlassen (Tagblatt 22.1.1911, p1f, Volksblatt 19.2.1911, p1f)

[52] Tagblatt 22.10.1910, p4

[53] Post 23.10.1910, p2f

[54] Post 25.10.1910, p1f

[55] Tagblatt, 25.10.1910, p2

[56] Tagblatt 25.10.1910, p3, Post 25.10.1910, p1f, Volksblatt 25.10.1910, p2

[57] Post 27.10.1910, p3

[58] Tagblatt 30.10.1910, p5

[59] Post 6.11.1910, p4

[60] Volksblatt 13.11.1910, p1

[61] Volksblatt 13.11.1910, p2

[62] Volksblatt 15.11.1910, p1

[63] „Jedes Wanken, jedes weitere Überlegen, jedes Hinausschieben der unvermeidlich gewordenen Auflösung des in das latente Auflösungsstadium bereits getretenen Czernowitzer Gemeinderates, wäre nicht bloß ein Einbekennen einer Schwäche seitens der Regierung, sondern überdies auch ein Mitverschulden an dem Fortbestande der zweifellos vorhandenen Mißwirtschaft.“ (Post 20.11.1910, p1f)

[64] Post, 22.11.1910, p1f

[65] Tagblatt 4. 12.1910, p6f, Post 13.12.1910, p3

[66] Czernowitzer Allgemeine Zeitung (Allgemeine) 16.4.1911, p1, hiermit tue ich Dr. Menczel den Gefallen

[67] Tagblatt 15.1.1911, p1

[68] Wahrheit 18.3.1911, p1ff

[69] Tagblatt 15.3.1911, p1

[70] Volksblatt 1.1.1911, p2f

[71] Volksblatt, 5.1.1911, p3

[72] Tagblatt 6.1.1911, p4, Post 8.1.1911, p3ff

[73] Allgemeine 8.1.1911, p2

[74] Tagblatt 11.1.1911, p4

[75] Allgemeine 15.1.1911, p1

[76] Volksblatt 12.1.1911, p1, Allgemeine 13.1.1911, p4, Tagblatt 13.1.1911, p3

[77] Allgemeine 22.1.1911, p1

[78] Post 24.1.1911, p1f

[79] ebd.

[80] Tagblatt 15.1.1911, p1

[81] Tagblatt 22.1.1911, p1f

[82] Volksblatt 22.1.1911, p5

[83] Post 26.1.1911, p1f

[84] Post 16.2.1911, p1f

[85] Allgemeine 26.1.1911, p4

[86] Allgemeine 12.2.1911, p3

[87] Volksblatt 21.2.1911, p2

[88] Post 8.1.1911, p3

[89] Tagblatt 22.2.1911, p5

[90] Post 23.3.1911, p1

[91] ebd., p2

[92] Post 26.2.1911, p2

[93] Post 23.2.1911, p2

[94] Tagblatt 19.2.1911, p4

[95] Post 2.3.1911, p1ff

[96] Post 16.2.1911, p4

[97] Tagblatt 26.2.1911, p1

[98] Es ist recht wahrscheinlich, dass die Redaktion von einem hochrangigen Informanten desavouiert wurde.

[99] Allgemeine 2.3.1911, p1

[100] Allgemeine 5.3.1911, p1

[101] Post 2.4.1911, p3

[102] Allgemeine 2.4.1911, p1

[103] §55 Landtagswahlordnung (LTWO)

[104] Post 5.6.1910, p1, Tagblatt 4.6.1910, p3

[105] Post 28.6.1910, p1

[106] Post 28.6.1910, p2; hier §59 (12) LTWO

[107] Volksblatt 7.7.1910, p2

[108] §59 (10) LTWO

[109] StPBL X.V.3. 16.10.1909, p139-141

[110] ebd., p152

[111] Allgemeine 10.7.1910, p1

[112] Allgemeine 14.7.1910, p1

[113] Volksblatt 17.7.1910, p4

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2002
ISBN (PDF)
9783863416188
ISBN (Paperback)
9783863411183
Dateigröße
1.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Wien
Erscheinungsdatum
2012 (März)
Note
1
Schlagworte
Bukowina Landespolitik Herzogtum Ausgleich Österreich-Ungarn

Autor

Thomas Hensellek wurde 1974 in Wien geboren. Er studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, wo er 1993 seinen Abschluss mit Auszeichnung machte. Während seiner Studienzeit engagierte er sich über mehrere Jahre politisch in der Österreichischen Hochschülerschaft. Ebenfalls schon während des Studiums folgte der Berufseinstieg bei Boston Consulting in Wien (BCG). Der weitere berufliche Werdegang erfolgte mit dem Schwerpunkt Konsumgüter-Marketing in internationalen Unternehmen wie Nestlé, Magna und derzeit bei der iglo Foods Group in London. In der vorliegenden Studie über die Bukowiner Landespolitik verbinden sich historisches, politisches und wirtschaftliches Interesse des Autors ideal.
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Titel: Die letzten Jahre der kaiserlichen Bukowina: Studien zur Landespolitik im Herzogtum Bukowina von 1909 bis 1914
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