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Kreativitätstechniken zur Ideenfindung

©2011 Studienarbeit 52 Seiten

Zusammenfassung

Das vorliegende Buch dient als einleitendes Werk zu der Thematik der Kreativitätstechniken, da es einen Überblick über Kreativität und Techniken zur Förderung von dieser leistet. Der Autor stellt ausgewählte Kreativitätstechniken vor und reflektiert über die Vor- und Nachteile dieser verschiedenen Kreativitätstechniken. Des Weiteren zeigt er den Lesern auf, wie dieser die geeignete Kreativitätstechnik für sich selbst findet und so die eigene Kreativität bestmöglich aufbringt. Denn in unserer heutigen Gesellschaft wird innovatives Denken bereits sehr früh in der Schule und später auch im Beruf gefordert. Kreativität wird häufig als eine Fähigkeit beschrieben, die unter Druck schwer aufzubringen ist und eher spontan ihren Höhepunkt erreicht. Dieses Buch leistet eine Hilfestellung, um die individuelle bestgeeignete Kreativitätstechnik zu finden und so die eigene Kreativität effektiver und besser hervorbringen zu können.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Kreativitätstechniken zur Ideengewinnung
1.1 Sinn und Zweck der verschiedenen Kreativitätstechniken
1.2. Die 4 Goldenen Regeln der intuitiven Kreativitätstechniken
1.3. Ideenquellen / Ideenproduzent
1.4. Ideengewinnung in der Praxis
1.5. Ideenkiller

2 Kreativitätstechniken
2.1. Brainstorming (Ideenwirbel, Gehirnsprudel)
2.2. Brainwriting / Methode 635
2.3 Morphologische Analyse / Morphologische Matrix
2.4. Synektik
2.5. Mindmapping
2.6. Laterales Denken
2.7. 6-Hüte nutzen
2.8. Kollektives Notizbuch
2.9. Flip-Flop-Technik
2.10. Walt-Disney-Methode
2.11. Reizwortanalyse
2.12. Osborn-Checkliste

3 Was kommt nach der Ideengewinnung
3.1. Ideenauswahl
3.2. Ideenpräsentation

4 Zusammenfassung / Schlussfolgerung

5 Literaturverzeichnis

6. Bildnachweis

7. Verzeichnis Abbildungen

Einleitung

Ziel dieser Zertifikatsarbeit ist es einen Einblick in die verschiedenen Kreativitätstechniken zu geben. Sei dies nun als Hilfsmittel für die täglichen Anforderungen in der Schule, für eine Weiterbildung, den Beruf oder aber im Privatleben.

Täglich werden wir mit neuen Aufgaben und Problemen konfrontiert, dies wiederum verlangt nach innovativen Arbeitsweisen und Lösungswegen.

Unser Gehirn hat häufig Lösungen zu einem bestimmten Problem, wenn man sich gerade nicht damit beschäftigt. Mit Hilfe der verschiedenen Kreativitäts-techniken soll dies jederzeit möglich sein.

Ein Künstler lebt seine Kreativität z.B. in der Malerei aus, wiederum gibt es Menschen die Ihre Kreativität im Schreiben ausleben können oder aber Menschen die kreativ mit Zahlen umgehen. Der Inhalt dient als Hilfsmittel, um die eigene Kreativität und den Einfallsreichtum zu fördern und für sich die geeignete Kreativitätstechnik zu finden.

Was bedeutet eigentlich kreativ zu sein? Was ist Kreativität?

Kreativität ist eine Fähigkeit, um an neue Ideen und Lösungsvorschläge zu gelangen. Kreativität findet man im Alltag überall. Grundsätzlich ist jeder von uns in der Lage kreativ zu sein, im Zweifelsfall kann es mit Hilfe dieser schriftlichen Arbeit systematisch erlernt werden. Beim Anwenden der richtigen Kreativitätstechnik lässt sich von jedem einzelnen die Leistungskurve erheblich steigern.

Führen Sie zu den einzelnen Techniken jeweils für sich eine Übung oder ein Beispiel durch. Dies vereinfacht Ihnen das Verständnis dafür und Sie können sich dadurch die verschiedenen Methoden besser merken.

Das Wort Kreativität stammt von dem lateinischen „creatio“ ab. „Creatio“ bedeutet: Schöpfung.

Sollte Ihnen eine oder mehrere der Kreativitätstechniken zusagen, so finden Sie zu jeder dieser Techniken weiterführende Literatur in einer guten Bücherhand-lung.

In dieser Arbeit gehe ich auf die 12 für mich bedeutendsten Kreativitäts­techniken ein. Es gibt natürlich noch unzählige Techniken oder Abwandlungen auf welche aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann.

Auf die Ideen-auswahl wird nur kurz eingegangen, da dies wiederum ein eigenständiges Thema für eine weitere Zertifikatsarbeit sein könnte.

Pascal Holzer Oberentfelden, 04.12.2015

1 Kreativitätstechniken zur Ideengewinnung

1.1 Sinn und Zweck der verschiedenen Kreativitätstechniken

Je nach Problemstellung/Thema oder Komplexität empfiehlt sich die eine oder andere Kreativitätstechnik zur Lösungsfindung. Jede Kreativitätstechnik hat Ihre Eigenheiten, Vor- und Nachteile. Die Kreativitätstechniken führen grundsätzlich zur Ideenfindung oder Ideen-Entwicklung. Je nach Firmengrösse können die Kreativitätstechniken mittels Gruppenarbeiten oder als Einzeltechnik durch-geführt werden.

Zweck aller Kreativitätstechniken ist das Finden von Lösungen oder Ideen (Ideengewinnung).

1.2. Die 4 Goldenen Regeln der intuitiven Kreativitätstechniken

Alle intuitiven Kreativitätstechniken haben dieselben Voraussetzungen. Bestimmte Aspekte haben sich mit der Zeit herauskristallisiert, die die Grundlage für optimale Ergebnisse darstellen. Daraus sind die goldenen Regeln entstanden. Ein Moderator hat die Verantwortung, dass diese Regeln auch beachtet und Eingehalten werden. Sollte kein Moderator vorhanden sein, so ist das ganze Team für die Einhaltung verantwortlich.

- Alle Ideen im kreativen Denkprozess sind erlaubt und brauchbar. Der Fantasie sollen keinerlei Zwänge auferlegt werden. Je spontaner die Äusserungen, desto höher die Erfolgsquote.
- Während der Ideenfindung wird keine Wertung vorgenommen, weder durch Kommentare noch durch Körpersprache. Wichtig ist, dass die Spontanität nicht durch Hemmungen wie Angst oder Kritik beeinflusst wird.
- Kein Teilnehmer hat das Alleinrecht an einer Idee. Daher ist das Aufgreifen und Ausbauen bereits geäusserter Ideen durchaus gewünscht und ein wichtiger Impuls für die angewendeten Techniken.
- Je mehr Ideen die in einer kurzen Zeit gefunden werden sind besser für die Problemlösung. Quantität steht vorerst vor der Qualität.

1.3. Ideenquellen / Ideenproduzent

Das Gehirn als Ideenproduzent kann gezielt trainiert werden. Dafür müssen wir zuerst die Funktion unseres Gehirns verstehen. Gemäss dem Amerikaner Roger Sperry besteht unser Gehirn aus zwei insofern verbundenen aber selbständig arbeitenden Hemisphären (Gehirnhälften).

Dazu erst einmal die Grafik unserer beiden Gehirnhälften mit Ihren einzelnen Funktionen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Hemisphärenmodell

Die linke Gehirnhälfte (linke Hemisphäre)

Die linke Gehirnhälfte steht für Odnung und Struktur. Sie ist für das logische Denken zuständig. In ihr werden die rechnerischen, logischen Prozesse sowie der Umgang mit Zahlen und Begriffen verarbeitet. Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite/Körperfunktion.

Die rechte Gehirnhälfte (rechte Hemisphäre)

Die rechte Gehirnhälfte ist für Gefühle und die Fantasie zuständig. Sie ist zudem für das räumliche Denken, das Erkennen von Bildern und Gesichtern zuständig. In der Phase der Ideenfindung bei den Kreativitätstechniken ist vorwiegend die rechte Gehirnhälfte am Arbeiten. Die rechte Gehirnhälfte steuert die linke Körperseite/Körperfunktion.

Die beiden Gehirnhälften sind durch Nervenfasern verbunden. Grundsätzlich hat jeder Mensch eine stärkere Hirnhälfte. Durch einfache Tests (Hirndominanz­test) lässt sich herausfinden, ob nun eher die linke oder die rechte Gehirnhälfte dominierend ist.

Soll die Kreativität (rechte Gehirnhälfte) gezielt trainiert werden, ist dies durch Singen, Malen oder Zeichnen, Spielen mit Kindern usw. möglich.

Ebenso wichtig ist es, die beiden Gehirnhälften kontinuierlich zu trainieren, damit sie zusammenarbeiten. Dies ist durch Übungen wie: Sportarten die ein hohes Mass an Körperkoordination erfordern möglich. Oder Sie versuchen als Rechtshänder die Tätigkeiten mit der linken Hand auszuführen, usw.

Mithilfe eines Hirndominanztests lässt sich auf einfache Art feststellen, ob eine Person eher links- oder rechtslastig orientiert ist. Nachfolgend ein Beispiel eines Hirndominanztests:

Die 28 Fragen, die Sie mit JA oder NEIN beantworten sollen, ermitteln, ob Sie mehr links- oder rechtshirnig denken und fühlen. Ein JA heisst, die Frage trifft auf Sie weitgehend zu, ein NEIN heisst, die Frage trifft auf Sie weitgehend nicht zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Tabelle Hirndominanztest

Auswertung Hirndominanztest

Zählen Sie zusammen, wie viele Testfragen Sie von den Fragen 1 bis 14 mit JA beantwortet haben, diese Punktzahl hat mit dem Gebrauch der linken Hirnhälfte zu tun. Dann zählen Sie zusammen, wie viele von den Fragen 15 bis 28 Sie mit JA beantwortet haben, diese Punktzahl hat mit dem Gebrauch der rechten Hirnhälfte zu tun. Wenn nun eine Hirnhälfte stark zu dominieren scheint (z.B. acht Punkt links und drei rechts), dann weist das auf eine Bevorzugung dieser Hemisphäre hin, steht das Punktverhältnis aber eher unentschieden (z.B. acht Punkte zu sieben Punkte), dann scheinen Sie bei richtiger Fragenbeantwortung eher ausgewogen zu denken und zu fühlen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Tabelle Auswertung Hirndominanztest

(dieser Test stammt aus den Schulungsunterlagen: Mehr Freiräume dank effizienter Arbeitstechnik, Seite 21-23, Matthias Elmer, Zürich 2010)

1.4. Ideengewinnung in der Praxis

Bei der Ideenfindung sollte systematisch vorgegangen werden und man sollte nichts dem Zufall überlassen.

Für die Ideengewinnung gibt es verschiedene Ideenquellen und Kreativitäts­techniken. Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Grafik Ideengewinnung

Kundenfeedback

Reklamationen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge seitens der Kundschaft sollten ernst genommen und kontinuierlich weiterverfolgt werden. Aus einer Reklamation kann ein Lern- und Weiterentwicklungsprozess zustande kommen. Kundenfeedbacks lassen sich auch mittels Marktforschung ermitteln, dies ist jedoch ein kostenintensives Verfahren. Kundenfeedback kann auch über die Aussendienstmitarbeiter oder Verkaufsmitarbeiter aus dem Innendienst an die Unternehmung gelangen. Restaurants und Hotels können das Feedback direkt mittels Umfragebogen einholen.

Vorschlagswesen

In modernen Unternehmen werden die Vorschläge von Mitarbeitern ernst genommen. Es sollte jeder Mitarbeiter die Möglichkeit haben seine Vorschläge einzubringen, sei dies auch anonym. Vorschläge müssen nicht unbedingt auf positives Echo treffen.

Marktbeobachtung

Was macht die Konkurrenz? Wohin führt der Trend? Mit welchen Produkten wirbt die Konkurrenz? Der Markt sollte laufend beobachtet werden. Dies ist über das Internet möglich. Der Besuch einer Fachmesse kann dafür ebenso hilfreich sein.

Benchmarketing

Benchmarketing zielt nicht nur auf die eigene Branche, man vergleicht Pro­dukte, Prozesse und Abläufe mit allen Branchen. Wie verhalten sich die Transportkosten unseres Bio-Reiniger Online-Shops im Vergleich zu einem Kleiderversandhaus. Das Benchmarketing verlangt einen gewissen „Weitblick“.

1.5. Ideenkiller

Viele Ideen stossen auf unternehmensinterne Widerstände. Ideenkiller sind Bemerkungen, Fragestellungen die den Erfolg einer Kreativitätssitzung oder eine Ideenrealisierung negativ beinflussen können. Achten Sie bei den ver­schiedenen Kreativitätstechniken unbedingt darauf, dass negative Bemerkun­gen (Ideenkiller) vermieden werden. Ideenkiller wirken autoritär und nicht angreifbar.

Nachfolgend einige Beispiele von Ideenkillern (negativen Aussagen):

- Früher haben wir dies immer auf eine andere Art gemacht.
- So haben wir es noch nie gemacht.
- Das ganze kommt viel zu teuer!
- Diese Ideen passen nicht zu unserer Branche.
- Dafür haben wir keine Personalkapazitäten.
- Das ganze ist zu modern!
- Seit Jahren hat unsere Idee funktioniert und nun soll.

Ideenkiller müssen nicht unbedingt durch eine Aussage zu stande kommen. Es gibt sowohl die negative Wirkung durch die Körpersprache (Killerfaces). Dies kann sich wie folgt zeigen:

- Entsetzt schauen
- Demonstratives Lachen
- Gelangweilt um sich schauen
- Hände vor das Gesicht schlagen
- Die Idee abwinken

Um Ideenkillern oder Killerfaces gar keine Chance einzuräumen ist es unabdingbar bei gewissen Kreativitätstechniken einen Moderator einzusetzen welcher die Gruppe führt und lenkt. Zudem sind zum vornherein die Regeln und je nachdem Sanktionen bei Nichteinhaltung festzulegen.

Sind die Regeln bekannt, so lässt sich im Normalfall jede der Kreativitäts-techniken ohne grössere Probleme durchführen.

2 Kreativitätstechniken

2.1. Brainstorming (Ideenwirbel, Gehirnsprudel)

Das Brainstorming wurde vom Amerikaner Alex F. Osborn (1888-1966) entwickelt. Er benannte sie nach der Idee dieser Methode, nämlich „using the brain to storm a problem“ (wörtlich: Das Gehirn verwenden zum Sturm auf ein Problem) (Wikipedia: Definition Brainstorming). Brainstorming ist die bekannteste Kreati­vitätstechnik.

„Brainstorming fördert die Ideenfindung in der Gruppe.“

Beim Brainstorming werden anhand eines definierten Problems Lösungs-Ansätze diskutiert. Das ganze soll in ungezwungener Atmosphäre stattfinden. Ziel des Brainstormings ist nicht die konkrete Lösungsfindung. Es geht mehr um die umfangreiche Sammlung von kreativen Ideen. Die Ideen werden in einem nächsten Schritt geprüft und konkretisiert.

Das Brainstorming ist in die Phasen:1.Ideen finden und 2. Ergebnisse sortie­ren und auswertenunterteilt.

Gewisse Regeln führen durch das Brainstorming. Je nach Fachliteratur ist von Gruppengrössen von 5 bis maximal 20 Personen die Rede. In der Regel handelt es sich um Gruppen in der Grösse von 5 – 7 Personen. Bei dieser Gruppengrösse sollte ein effizientes Arbeiten möglich sein. Bei noch kleineren Gruppen besteht die Gefahr, dass sich zu wenig Ideen entwickeln. Bei grösseren Gruppen kann es zu einem Durcheinander führen.

Es gibt einen Gruppenleiter und einen Protokollführer. Der Gruppenleiter stellt zu Beginn die Aufgabe oder das Problem. Am besten wird die Thematik mit einem Stichwort auf einem Flip-Chart oder einer Wandtafel notiert. Dadurch ist die Thematik jederzeit einsehbar. Das Brainstorming oder die Sitzung dauert ca. 20 – 40 Minuten. Die Ideen werden schriftlich aufgelistet oder mündlich vorgetragen. Sie dürfen durch die Teilnehmenden ergänzt oder erläutert werden. Kritik ist während der ganzen Dauer untersagt! Der Protokollführer nimmt nicht aktiv an der Diskussion teil, er notiert die Ideen z.B. auf einem Flip-Chart.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Beispiel Brainstorming

Nach dem Sammeln der Ideen erfolgt die Grobauswahl. Die Ideen werden sortiert und nach Kriterien wie:

- sofort einsetzbar
- einsetzbar, muss aber noch näher untersucht werden
- nicht einsetzbar / nicht zu gebrauchen eingeteilt. Zum Schluss wird ein Massnahmenplan erarbeitet. Die gewonnenen Ideen sollen schliesslich früher oder später umgesetzt werden.

2.2. Brainwriting / Methode 635

Beim Brainwriting handelt es sich um ein schriftliches Brainstorming. Es wird wiederum in der Gruppe gearbeitet. Die Ideen werden nicht ausgesprochen sondern auf Kärtchen oder Zettel notiert und in die Tischmitte gelegt. Fehlt es an Ideen, so ist es erlaubt ein Kärtchen oder einen Zettel von der Tischmitte zu nehmen um sich dadurch zu inspirieren.

Die Methode 635 funktioniert ähnlich. Die Gruppe besteht aus genau sechs Personen. Jeder dersechsPersonen machtdreiVorschläge. Danach lässt man sich von den Ideen der anderenfünfTeilnehmer inspirieren.

Das folgende Beispiel zeigt den Einsatz der Methode 635 anhand der Lan­cierung eines neuen Reinigungsmittels.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Beispiel Methode 635

Jeder Teilnehmer erhält ein Blatt. Während 5 Minuten füllt er die erste Zeile mit 3 Ideen aus. Das Blatt wird weitergegeben – man liest die 3 Ideen und füllt die nächsten 3 Felder aus. Dieser Vorgang wiederholt sich bis alle Zeilen ausgefüllt sind. So erhält man innerhalb von 30-40 Minuten 108 Vorschläge (6 Teilnehmer x 3 Ideen x 6 Runden). In der Praxis sind Mehrfachnennungen gang und gäbe, deshalb ist es unwahrscheinlich, dass 108 verschiedene Vorschläge vorliegen.

Folgende Vorteile ergeben sich durch die Schriftlichkeit der Aufgabe:

- Jeder Vorschlag hat dieselbe Gewichtung. Der Vorschlag einer zurückhaltenden Person findet die gleiche Beachtung wie der Vorschlag eines aktiven Teilnehmers.
- Die Auswertung der Vorschläge wird durch die Schriftlichkeit vereinfacht.

2.3 Morphologische Analyse / Morphologische Matrix

Morphologie geht auf den griechischen Ausdruck „morphe“ (Form, Gestalt) zurück. Morphologie beschreibt: „die Lehre der Formenbildung“.

Das Prinzip der morphologischen Analyse anhand eines Beispiels:

Die untenstehende Figur soll in 4 deckungsgleiche Teile zerlegt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Beispiel morphologische Analyse

Lösungsansatz, es empfiehlt sich, die Figur in eine Anzahl gleich grosser Teile zu zerlegen, die man durch vier dividieren kann. Dies bedeutet: Die Figur wird zunächst in zwölf gleich grosse Quadrate aufgeteilt. In Kombination von drei dieser Quadrate ergibt sich die gewünschte Form, so erhält man vier deckungs-gleiche Teile.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung 8: Beispiel morphologische Analyse

Nach demselben Prinzip ist die Morphologische Matrix aufgebaut. Diese Methode ist dem Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky zuzuschreiben. Die Morphologische Matrix basiert auf der Analyse, ein Problem in kleinere Einheiten aufzuteilen. Für jedes Teilproblem wird eine Teillösung gesucht. Alle Teillösungen werden wieder zu einer Gesamtlösung kombiniert.

Zuerst wird das Problem und die Aufgabenstellung definiert. Die einzelnen Probleme werden in Teilprobleme zerlegt. Die Eigenschaften oder Fragen werden auf der linken Seite eines Blattes vermerkt; auf der rechten Seite entsteht ein Raster, in welches die einzelnen Lösungsansätze oder Merkmals­ausprägungen notiert werden. In dieser morphologischen Matrix finden sich alle möglichen Lösungen des beschriebenen Problems.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Morphologische Matrix am Beispiel der Entwicklung eines neuen Katalogs

In der erstellten Morphologischen Matrix finden wir nun verschiedene Lösungs­varianten. Ziel ist es nun die optimale Lösung zu finden (z.B. blaue Markierung).

Die Morphologische Analyse / Matrix ist besonders bei Produktinnovationen, Produktmerkmalen und Produktverbesserungen geeignet.

Verwendet man 3 Dimensionen (Matrix 2-Dimensional) so spricht man vom Morphologischen Kasten. Damit lassen sich komplexere Zusammenhänge darstellen und beurteilen. Der Ablauf ist identisch wie bei der morphologischen Matrix und wird durch die zusätzliche Dimension ergänzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Morphologischer Kasten

2.4. Synektik

Synektik kommt aus dem griechischen und bedeuet so viel wie: „etwas miteinander verknüpfen“. Der Amerikaner William J. Gordon hat diese Methode 1961 in seinem BuchSynetics: The development of creative capacityver­öffentlicht. Da wir vielfach zu nahe am Problem und dadurch beinahe „betriebs­blind“ sind, ist es schwierig an die geeignete Lösung zu gelangen.

Bei der Synektik ist es unabdingbar sich von dem eigentlichen Problem zu lösen. Mache das Fremde vertraut und entfremde das Vertraute. Es sollen neue Perspektiven gefunden werden. Vielfach findet man in der Natur ein Gegen- stück, daher wird die Synektik auch auch alsBionikbezeichnet.

Beispiel: Regenschirm ® Lotosblatt

Übereinstimmung: beide lassen das Wasser abperlen (Lotuseffekt)

Abweichungen: Der Regenschirm ist ein Gebrauchsgegenstand, das Lotosblatt ein Naturprodukt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Synektik: Regenschirm / Lotosblatt

Die Synektik Methode ist bestens bei komplexen Problemen und bei der Neu- und Weiterentwicklung von Produkten geeignet. Notwendig ist ein erfahrener, sehr gut geschulter Moderator welcher durch die Sitzung führt. Die Synektik Methode ist sehr aufwändig und zeitintensiv.

Der Ablauf des Synektischen Kreativitätsprozesses kann in 6 Phasen (einfache Aufteilung) unterteilt werden:

- Analyse und Information
- Spontanreaktion
- Neuformulierung des Problems
- Analogienbildung
- Analyse und Beschreibung der Analogien
- Projektion

oder aber sehr detailliert mit 10 Phasen:

- Problemanalyse
- Spontane Lösungen
- Neudefinition des Problems
- Suche nach direkten Analogien
- Bildung persönlicher Analogien
- Bildung symbolischer Analogien
- 2.-te Suche nach direkten Analogien
- Analyse der direkten Analogien
- Übertragung auf das Problem
- Entwicklung von Lösungsansätzen

Voraussetzungen für die Durchführung einer Synektik:

- Genügend Zeit
- Teilnehmer verfügen über Routine
- Erfahrener Moderator
- Mithilfe einer Übung das Verfahren einüben

2.5. Mindmapping

Das Mindmapping wurde Anfang der 1970-er Jahre vom Engländer Tony Buzan entwickelt. Es gilt die rechte und linke Gehirnhälfte gleichberechtigt zum Entwickeln von Ideen und Lösungen einzusetzen. Das Mindmapping ist besonders geeignet bei:

- Planung
- Protokollerstellung
- Themenübersichten / Zusammenfassungen
- Vorbereitung von Vorträgen oder von Seminaren
- Lernhilfen

Die Gedanken werden dabei grafisch visualisiert.

Am besten dafür geeignet ist ein leeres grosses Blatt (Flip-Chart oder A3), farbige Filzstifte. Zuerst wird das Thema oder das Problem definiert und in der Mitte des Blattes notiert und eingerahmt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Beispiel Hauptthema oder Problem

Beim nächsten Schritt geht es um das Sammeln von Schlüsselwörtern. Die Schlüsselwörter werden um das Hauptthema notiert. Die Schlüsselwörter sollten in Grossbuchstaben notiert werden, um die Wichtigkeit hervorzuheben. Die Schlüsselwörter werden durch Linien verbunden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Beispiel Schlüsselwörter

An die Schlüsselwörter schliessen sich weitere Begriffe an, diese werden wiederum mit Linien verbunden. Es dürfen auch Bilder hinzugefügt werden. Von diesen Begriffen oder Bildern lassen sich wiederum weitere Äste oder Linien ableiten. Um den Überblick bei komplexen Mindmaps zu behalten empfiehlt sich der Einsatz von verschiedenen Farben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 14: Beispiel weitere Äste und Linien

Das Mindmapping ist ein geeignetes Tool, um Ordnung in Ihre Gedanken zu bringen und um strukturierte Lösungsvorschläge zu entwickeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 15: Beispiel Mindmap: Lancierung neues Reinigungsmittel

Diese Art der Ideensammlung hat Vor- und Nachteile.

Vorteile:

Einfache Handhabung, jederzeit einsetzbar, Gehirn wird angeregt (beide Hälften), usw.

Im Internet nach „Mind Map Freeware“ googeln und man erhält eine immense Auflistung von Gratissoftware. Die gezeigten Beispiele wurden mit dem MindManager erstellt.

Nachteile:

für Aussenstehende eher schwierig zu interpretieren, eher für Einzelarbeit geeignet. Ein zu komplexes Mindmap kann unübersichtlich wirken.

2.6. Laterales Denken

In den 1960-er Jahren wurde das laterale Denken vom Psychologen Edward de Bono entwickelt. Wenn auf dem natürlichen Weg keine Lösung gefunden wird, so soll man den unkonventionellen Weg einschlagen, dies ist durch Umwege möglich (Perspektivwechsel).

Die folgenden 4 Varianten zeigen einen möglichen Lösungsweg, um vom konventionellen Denken abzuschweifen:

- Das Grundproblem in kleinere Teilprobleme auflösen
- Voraussetzungen in Frage stellen. Jedem Lösungsansatz wird ein „Warum“ entgegengestellt.
- Analogien suchen
- Blickpunkt umkehren

Die folgenden Beispiele sollen Ihnen das laterale Denken näher bringen.

Beispiel 1

„Der Schimpanse Dagobert sitzt in einem Käfig aus Gitterstäben. Er kann nur mit den Armen durch die Gitterstäbe durchgreifen. Dagobert hat Hunger. Vor dem Käfig, aber ausserhalb Dagoberts Reichweite, liegen mehrere Bananen. Um an die Bananen zu gelangen, probiert Dagobert zunächst folgende Maß­nahmen:

- Er greift mit den Armen durch das Gitter. Aber: der Arm ist zu kurz.
- Er läuft am Gitter auf und ab und sucht nach einem Ausgang. Aber: der Käfig ist rundherum geschlossen.
- Er klettert am Gitter hoch. Aber: der Käfig ist auch oben geschlossen.

Offensichtlich führen hier alle Lösungsmöglichkeiten, die das Problem „wie komme ich an die Bananen?“ in den Mittelpunkt stellen, nicht zum Ziel. Un­konventionelle Möglichkeiten sind gefragt. Das laterale Denken empfiehlt, zu diesem Zweck die vorhandenen Informationen neu anzuordnen und die Voraussetzungen in Frage zu stellen, die man bis dahin akzeptiert hat. Übertragen auf das Beispiel mit Dagobert könnte das heissen:

Dagobert fragt nicht mehr danach, wie er an die Bananen gelangen kann, sondern überlegt sich, wie die Bananen zu ihm kommen können. Möglicher­weise ist ein Wärter in der Nähe, dem er signalisieren kann, ihm die Bananen anzureichen, oder er kann Besucher dazu bringen. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Ast von seinem Kletterbaum abzureissen und damit nach den Bananen zu „angeln“. Oder Dagobert stellt fest, dass die Bananen auf einer Zeitung liegen, die er erreichen kann, dass er also die Bananen zu sich hinziehen kann.“ Nach Züger (2007: 34)

Beispiel 2

„Ein schönes Beispiel für das laterale Denken findet sich in einer Anekdote, die von einem Mädchen berichtet, das sich für seinen verschuldeten Vater einsetzen wollte. Der Schuldeneintreiber des Vaters wollte als Alternative zum geschuldeten Geld die Tochter seines Schuldners. Um dem Mädchen eine Chance der Wahl vorzugaukeln, offerierte der Schuldeneintreiber einen kleinen Sack mit zwei Steinen, einem weißen und einem schwarzen Stein. So sagte er. In Wirklichkeit steckte er aber zwei schwarze Steine in den Sack. Dieses bemerkte das Mädchen. Aus dem Sack sollte das Mädchen nun einen Stein ziehen. Wenn es der schwarze Stein wäre, müsse sie den Schuldeneintreiber heiraten, wenn es der Weiße wäre, sei sie frei und die Schulden des Vaters erlassen. Was sollte sie tun? Nach üblicher Denkweise bleiben zwei Möglich­keiten: sich für ihren Vater zu opfern und einen der schwarzen Steine zu ziehen, oder den Betrug aufzudecken mit der Folge, dass der Vater ins Gefängnis müsse. Da sie beides nicht wollte, hatte sie eine grandiose (laterale) Idee. Sie griff in den Sack und ließ den ergriffenen Stein sofort fallen und sagte ganz entschuldigend, dass sie leider nicht wisse, welchen Stein sie da gegriffen habe. Aber das Problem sei ja ganz einfach zu lösen, indem man nur den zweiten Stein anschauen müsse, um zu erfahren, welche Farbe der erste Stein hatte. So löst sie in einer Zwangssituation ruhig, überlegt (lateral) und geschickt ihr Problem.“ Nach Lerno.de (2006)

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783955495015
ISBN (Paperback)
9783955490010
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2013 (Juli)
Note
1
Schlagworte
Kreativität innovativ Innovation kreativ
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