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Aufholjagd der Frauen in der Bildung – auch im Erwerbsleben? Veränderungen seit 1980

©2012 Bachelorarbeit 52 Seiten

Zusammenfassung

Die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen hat innerhalb der letzten Jahrzehnte mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Schon im Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes, das am 23.05.1949 ausgefertigt wurde, ist festgehalten: ‘Frauen und Männer sind gleichberechtigt’ (Deutscher Bundestag, 2010). Im Oktober 1994 gab es eine Ergänzung dieses Artikels, in der es heißt: ‘Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin’ (ebenda). Die gesetzliche Grundlage war damit geschaffen. Die Umsetzung hingegen benötigt Zeit und es sind ‘unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Egalisierung der Lebensbedingungen von Frauen und Männern zu beobachten, je nachdem welche Lebensbereiche und welche Gruppen von Frauen und Männern man betrachtet’ (Cornelißen, 2005).
Eingebettet in diesen Gleichstellungsdiskurs beschreibt die vorliegende Studie die Veränderungen in den beiden Lebensbereichen Bildung und Erwerbstätigkeit der Frauen. Die Darstellungen umfassen teils die Entwicklungen der Daten von Frauen für sich, teils erfolgen sie in Relation zu den Männern. Die Angaben beruhen größtenteils auf von der Bundesagentur für Arbeit (BA) erhobenen Daten und auf Auswertungen statistischer Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (StBA), oftmals in Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend oder der Bundeszentrale für Politische Bildung.
Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich von 1980 bis 2009 oder 2010 - je nach Datenlage. Genaue Aussagen speziell für Mädchen und jungen Frauen können an vielen Stellen nicht getroffen werden, da keine unterschiedlichen Altersgruppen erfasst wurden.
In der vorliegenden Untersuchung wird zunächst die Entwicklung des Bildungsstandes der gesamten deutschen Bevölkerung beschrieben, um einen Vergleichsrahmen für die im Anschluss daran dargestellten quantitativen sowie qualitativen Veränderungen im Bildungsverhalten von Mädchen und jungen Frauen an allgemeinbildenden Schulen, bei der beruflichen Erstausbildung und an Hochschulen zu schaffen.
Der zweite Teil der vorliegenden Studie beschäftigt sich mit dem veränderten Erwerbsverhalten von Frauen und beschreibt die Begriffe sowie die quantitative Entwicklung der Erwerbspersonen, Erwerbstätigen, Erwerbslosen und der Arbeitslosen. Anschließend werden die Veränderungen im […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Frauen bestimmter Altersgruppen 2008 nach allgemeinbildendem
Abschluss ... 12
Abbildung 2. Verteilung der weiblichen Absolventen und Abgänger allgemeinbildender
Schulen nach Abschlussart 1980 und 2010 (in %) ... 13
Abbildung 3. Männer- und Frauenanteile nach akademischer Laufbahn 1999 und
2010 (in %) ... 21
Abbildung 4. Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen 1980 bis 2010 (in %) ... 25
Abbildung 5. Anzahl voll- und teilzeitbeschäftigter Männer und Frauen 1980 bis 2010
(in 1000)... 27
Abbildung 6. Frauenanteile in ausgewählten Mischberufen 1980 und 2010 (in %) ... 31
Abbildung 7. Frauenanteile in Berufen der 2. Führungsebene 1996 bis 2010 (in %) ... 32
Abbildung 8. Frauenanteile in den Berufen der 1. Führungsebene 1996 bis 2010 (in %) ... 33

5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Abgänger u. Absolventen allgemeinbildender Schulen nach Schulart
1980 ­ 2010 ... 10
Tabelle 2. Die am häufigsten von Frauen besetzten Ausbildungsberufe 1986 u. 2009,
Anzahl der weiblichen Auszubildenden in d. Berufen u. ihr Anteil an allen
weiblichen Auszubildenden ... 16
Tabelle 3. Studienanfängerinnen im WS 1980/81 und Studentinnen im WS 2009/10 in
den 10 am stärksten von Frauen besetzten Studienfächern und ihr Anteil an
allen Studienanfängerinnen bzw. Studentinnen ... 19
Tabelle 4. Männer- und Frauenverdienste (in ) sowie Anteil der Frauenverdienste an
den Männerverdiensten (in %) in West-, Ost- und Gesamtdeutschland
1987 ­ 2010 ... 29
Anhang 1. Bevölkerung 2008 nach allgemeinbildendem Abschluss (Anteile in %) ... 44
Anhang 2. Anteil der Absolventinnen und Abgängerinnen an allen Absolventen und
Abgängern nach Abschlussart 1980 - 2010 (in %) ... 44
Anhang 3. Zahl der Studienanfänger, der Frauenanteile (in %) unter ihnen und die
Studienanfängerquote nach Geschlecht (in %) 1980 - 2010 ... 45
Anhang 4. Anzahl aller, der männlichen und der weiblichen Studenten sowie Frauenanteil
unter den Studenten (in %) 1980 - 2010 ... 45
Anhang 5. Anzahl der Promovierenden und der Frauenanteil unter ihnen (in %)
1980 - 2010 ... 46
Anhang 6. Anzahl der Promovierenden und der Frauenanteil unter ihnen (in %) nach
Fächergruppen 1986 und 2010 ... 46
Anhang 7. Anzahl der Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen und ihr Anteil an
der Bevölkerung sowie Anzahl von Erwerbstätigen und Erwerbslosen und ihr
Anteil an den Erwerbspersonen (in %) 1980 - 2010 nach Geschlecht ... 47
Anhang 8. Durchschnittliche Dauer der abgeschlossenen Arbeitslosigkeit insgesamt sowie
von Männern und Frauen (in Wochen) 1980 bis 2010 ... 47
Anhang 9. Frauenanteile in typischen Frauenberufen 1980 und 2010 (in %) ... 48
Anhang 10. Frauenanteile in typischen Männerberufen 1980 und 2010 (in %) ... 48

6
Abkürzungsverzeichnis
BA ... Bundesagentur für Arbeit
BBIB ... Bundesinstitut für Berufsbildung
BBiG ... Berufe nach Berufsbildungsgesetz
BMBF ... Bundesministerium für Bildung und Forschung
bzw. ... beziehungsweise
DIW ... Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
DJI ... Deutsches Jugendinstitut
hbrfl. wiss. & künstl. Pers. ... hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches
Personal
IAB ... Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
StBA ... Statistisches Bundesamt
u. ... und
u. a. ... unter anderem
WSI ... Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut
WZB ... Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

7
1
Einleitung und Problemstellung
Die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen hat innerhalb der letz-
ten Jahrzehnte mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Schon im Artikel 3 Abs. 2 des
Grundgesetzes, das am 23.05.1949 ausgefertigt wurde, ist festgehalten: ,,Frauen und Männer
sind gleichberechtigt" (Deutscher Bundestag, 2010, S. 15). Im Oktober 1994 gab es eine Er-
gänzung dieses Artikels, in der es heißt: ,,Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender
Nachteile hin" (ebenda). Die gesetzliche Grundlage war damit geschaffen. Die Umsetzung
hingegen benötigt Zeit und es sind ,,unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Egalisierung
der Lebensbedingungen von Frauen und Männern zu beobachten, je nachdem welche Lebens-
bereiche und welche Gruppen von Frauen und Männern man betrachtet" (Cornelißen, 2005, S.
13).
Eingebettet in diesen Gleichstellungsdiskurs beschreibt die vorliegende Studie die Verände-
rungen in den beiden Lebensbereichen Bildung und Erwerbstätigkeit der Frauen. Die Darstel-
lungen umfassen teils die Entwicklungen der Daten von Frauen für sich, teils erfolgen sie in
Relation zu den Männern. Die Angaben beruhen größtenteils auf von der Bundesagentur für
Arbeit (BA) erhobenen Daten und auf Auswertungen statistischer Erhebungen des Statisti-
schen Bundesamtes (StBA), oftmals in Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Bundes-
ministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend oder der Bundeszentrale für Politische Bildung.
Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich von 1980 bis 2009 oder 2010 ­ je nach Datenlage.
Genaue Aussagen speziell für Mädchen und jungen Frauen können an vielen Stellen nicht
getroffen werden, da keine unterschiedlichen Altersgruppen erfasst wurden. Im Bildungsbe-
reich dürfte eine Altersfestlegung relativ einfach sein, wenn man davon ausgeht, dass die
meisten Schüler ihren allgemeinbildenden und ersten beruflichen Abschluss im Alter zwi-
schen 15 und 30 Jahren absolvieren. Für Erwerbstätige soll die Definition bis zum Alter von
39 Jahren erweitert werden, da in diesem Alter etwa das erste Drittel des Berufslebens bewäl-
tigt wurde.
In der vorliegenden Untersuchung wird zunächst die Entwicklung des Bildungsstandes der
gesamten deutschen Bevölkerung beschrieben, um einen Vergleichsrahmen für die im An-
schluss daran dargestellten quantitativen sowie qualitativen Veränderungen im Bildungsver-

8
halten von Mädchen und jungen Frauen an allgemeinbilden Schulen, bei der beruflichen Erst-
ausbildung und an Hochschulen zu schaffen.
1
Der zweite Teil der vorliegenden Studie beschäftigt sich mit dem veränderten Erwerbsverhal-
ten von Frauen und beschreibt die Begriffe sowie die quantitative Entwicklung der Erwerbs-
personen, Erwerbstätigen, Erwerbslosen und der Arbeitslosen. Anschließend werden die Ver-
änderungen im Beschäftigungsumfang und in den Verdiensten geschildert. Im Rahmen der
sogenannten geschlechterspezifischen Segregation am Arbeitsmarkt werden anschließend die
Entwicklungen in den von Frauen am meisten ausgeübten Berufen, bei der Besetzung von
Führungspositionen und der damit einhergehenden Folgen für die Verdienstunterschiede zwi-
schen Männern und Frauen näher betrachtet.
Abschließend werden die Entwicklungen des Bildungs- und des Erwerbsverhaltens gegen-
übergestellt.
2
Entwicklung des Bildungsstands in Deutschland
Der Bildungsstand eines Landes sagt viel über dessen Entwicklungsstand aus, insbesondere in
einer Wissensgesellschaft wie Deutschland. Dementsprechend spricht ein erhöhtes Bildungs-
niveau für eine Weiterentwicklung des Landes.
In Deutschland kann man eindeutig von einer Steigerung des Bildungsstandes seit 1980 spre-
chen. Auf fast allen Bildungslevels fand eine Verbesserung
2
statt.
Schon auf dem Niveau der allgemeinbildenden Abschlüsse in der Sekundarstufe ist eine deut-
liche Weiterentwicklung zu erkennen. Innerhalb der letzten 30 Jahre ist der Anteil der Schul-
abgänger ohne allgemeinen Abschluss stark gesunken. Betrachtet man diese Personengruppe
im Zeitverlauf, wird deutlich, dass ihre Größe von Jahr zu Jahr starken Schwankungen unter-
lag. Im Jahr 1980 gab es noch 111.647 Schulabgänger ohne allgemeinbildenden Abschluss,
1990 nur noch 53.600. Im Anschluss daran stieg die Zahl wieder kontinuierlich an, bis sie im
Jahr 2001 einen erneuten Höchststand mit 88.456 Abgängern erreichte und im Anschluss da-
ran beständig auf 53.058 in 2010 abfiel. Insgesamt sank die Zahl der Schulabgänger ohne
Abschluss innerhalb der vergangenen 30 Jahre somit um 52,48 %. Der Anteil dieser Gruppe
1
Zahlen bis einschließlich 1990 gelten ­ sofern nichts anderes genannt wird ­ immer für das frühere Bundesge-
biet vor der Wiedervereinigung Deutschlands, Zahlen ab 1991 gelten für das gesamte Bundesgebiet der Bundes-
republik Deutschland.
2
Mit ,,Verbesserung" ist hier gemeint, dass das Bildungsniveau gemessen anhand der Schüler-/ Studentenzahlen
an verschiedenen Bildungseinrichtungen gestiegen ist.

9
an der Gesamtzahl der Schulabsolventen und ­abgänger halbierte sich von 1980 (11,3 %) bis
2010 (6,1 %) fast (siehe Tabelle 1).
Auch die Anzahl der Schulabsolventen mit Hauptschulabschluss verminderte sich innerhalb
dieser Zeitspanne sehr stark. Sie sank fast kontinuierlich von 394.650 Absolventen im Jahr
1980 auf 179.753 Absolventen in 2010. Das entspricht einer Abnahme um 54,5 %. Der Anteil
der Hauptschulabsolventen an der Gesamtzahl der Schulabsolventen und ­abgänger sank von
40,1 % in 1980 auf 20,8 im Jahr 2010, was ebenfalls einer Halbierung entspricht (siehe Tabel-
le 1).
Diese bei den Schulabgängern ohne Abschluss und bei den Hauptschulabsolventen zurückge-
gangenen Anteile sind bei den Absolventen der Realschulen und Gymnasien wiederzufinden.
Es hat also eine Verschiebung hin zu den höheren allgemeinbildenden Schulabschlüssen statt-
gefunden. Dies wird auch bei der Betrachtung der Bevölkerung im Jahr 2008 nach allgemein-
bildendem Abschluss unterteilt in Alterskohorten deutlich. Mit abnehmendem Alter der be-
trachteten Gruppe steigt deren Bildungsniveau. So verfügten 52,2 % der 60- bis 64-jährigen
über einen Hauptschulabschluss, nur 16,3 % bestritten die Mittlere Reife und 19,1 % besaßen
eine Hochschulreife. In der Gruppe der 25- bis 29-jährigen hingegen gab es nur noch 21,1 %
Hauptschulabsolventen, 31,9 % hatten einen Realschulabschluss und 42,9 % waren Abiturien-
ten (siehe Anhang 1).
Der Gesamtanstieg der Realschulabsolventen seit 1980 ist mit 8,9 % relativ gering und
vermutlich größtenteils der Wiedervereinigung Deutschlands zuzuschreiben. In der ehemali-
gen Deutschen Demokratischen Republik war die Mittlere Reife (Abschluss der Polytechni-
schen Oberschule) der üblichste allgemeinbildende Schulabschluss (vgl. Thiel, 2005, S. 65).
Dementsprechend stieg die Anzahl der Realschulabsolventen sprunghaft von 234.252 im Jahr
1990 (vor der Wiedervereinigung) um 32,7 % auf 310.921 in 1992 (nach der Wiedervereini-
gung). Der Anteil der Realschulabsolventen an der Gesamtzahl der Schulabsolventen und ­
abgänger erhöhte sich dadurch abrupt von 34,8 % auf 40,1 %. Nach 1992 blieb dieser Anteil
dann fast konstant (siehe Tabelle 1).
Die Anzahl der Absolventen an Gymnasien hingegen stieg fast kontinuierlich an. Von
1980 auf 1985 gab es einen besonders großen Sprung von 159.248 um 35,7 % auf 216.065,
was zu einer Zunahme des Anteils an der Gesamtzahl der Schulabsolventen und ­abgänger
von 16,2 auf 22,6 % führte. Dieser Anteil stieg innerhalb der nachfolgenden 5 Jahre nochmals
um ca. 5 % auf 27,4 % und verharrte anschließend bis 2005 bei Werten zwischen 24 und 26
%. Danach erhöhte sich der Anteil wieder und im Jahr 2010 waren mit 281.649 schon 32,6 %

10
aller Schulabsolventen und ­abgänger Gymnasiasten. Insgesamt verdoppelte sich damit der
Anteil dieser Personengruppe seit 1980 (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1. Abgänger u. Absolventen allgemeinbildender Schulen nach Schulart 1980 ­ 2010
Jahr
Abgänger
& Absol-
venten
ohne Abschl.
Hauptschulabschl. Realschulabschl.
Hochschulreife
Abgän-
gerzahl
%
Absolven-
tenzahl
%
Absolven-
tenzahl
%
Absolven-
tenzahl
%
1980
985.144
111.647 11,3
394.650
40,1
319.599 32,4
159.248 16,2
1985
956.663
72.553
7,6
320.127
33,5
347.918 36,4
216.065 22,6
1990
672.284
53.600
8,0
199.940
29,7
234.252 34,8
184.492 27,4
1992
776.139
63.558
8,2
209.757
27
310.921 40,1
191.903 24,7
1995
861.669
76.005
8,8
236.406
27,4
334.894 38,9
214.364 24,9
2000
937.977
86.601
9,2
238.509
25,4
373.013 39,8
239.854 25,6
2001
926.505
88.456
9,6
235.950
25,5
376.810 40,7
225.289 24,3
2005
958.485
78.152
8,2
237.712
24,8
398.749 41,6
243.872 25,4
2010
865.316
53.058
6,1
179.753
20,8
350.856 40,5
281.649 32,6
Quellen: StBA, 2005, S. 67; StBA, 2011a, S. 276; eigene Berechnungen
Auf der nächsten Bildungsstufe ­ der beruflichen Erstausbildung an Berufs- oder Berufsfach-
schulen ­ gab es innerhalb der letzten 30 Jahre einige Schwankungen. Zunächst stieg die Zahl
der Ausbildungsabsolventen von 852.205 in 1980 auf 947.905 im Jahr 1985, verringerte sich
dann aber auf 735.206 in 1991 (vgl. StBA, 2005, S.91). In den darauffolgenden Jahren stieg
die Zahl der Ausbildungsabsolventen kontinuierlich leicht an und betrug im Schuljahr
2008/2009 981.071. Insgesamt stieg die Anzahl seit 1980 somit um 15,1 % (ebenda, eigene
Berechnungen).
Im Vergleich dazu stieg die Anzahl der Studenten in demselben Zeitraum noch sehr viel stär-
ker. 1980 gab es nur 1.036.303, 1995 schon 1.857.906 und 2009 sogar 2.121.178 Studenten.
Das entspricht einer Zunahme um 104,7 % (vgl. StBA, 2011b). Heute studieren demnach
mehr als doppelt so viele junge Menschen wie 1980.
Diese Entwicklungen ­ insbesondere die gesunkene Anzahl von Schulabgängern ohne Ab-
schluss und von Hauptschulabsolventen, die gestiegene Absolventenzahl mit Mittlerer Reife
und Hochschulreife sowie die Zunahme der Studenten ­ zeigen, dass der Bildungsstand der
deutschen Bevölkerung im Verlauf der letzten 30 Jahre stark gestiegen ist.

11
3
Veränderungen im Bildungsverhalten von Mädchen und jungen Frauen
Dieses im vorangegangenen Abschnitt aufgezeigte gestiegene Bildungsniveau ist auch ein-
deutig bei den Mädchen und jungen Frauen zu identifizieren, größtenteils sogar mit stärkerer
Tendenz. Da diese Gruppe 1980 ein teilweise niedrigeres Ausgangsniveau hatte als ihre
männlichen Altersgenossen, sind Veränderungen im Bildungsverhalten umso ausschlagge-
bender in den prozentualen Änderungen zu erkennen. Das folgende Kapitel beschreibt die
veränderte Bildungsbeteiligung der jungen Frauen in Deutschland in den verschiedenen Bil-
dungsbereichen: allgemeinbildende Schulen, berufliche Schulen sowie Hochschulen.
3.1
Allgemeinbildende Schulen
Den allgemeinbildenden Schulen kommt als Grundstein für die anschließende berufliche
Ausbildung eine große Bedeutung zu. Dementsprechend wichtig ist es für junge Frauen, sich
bereits in diesem Bereich zu behaupten. Die nachfolgenden Zahlen zeigen, dass sie schon
1980 fast mit den gleichaltrigen Jungs gleichzogen.
So machten sie 1980 nur 38,1 % der Schulabgänger ohne allgemeinbildenden Abschluss aus,
stellten nur 45,8 % der Hauptschulabsolventen dar, repräsentierten 54,7 % der Realschulab-
solventen und waren mit 48,3 % schon fast die Hälfte der Abiturienten (siehe Anhang 2). Die-
se Anteile veränderten sich innerhalb der darauffolgenden 30 Jahre fast ausschließlich zum
Vorteil der jungen Frauen. Im Jahr 2010 waren 39,0 % der Schulabgänger ohne allgemeinbil-
denden Abschluss Mädchen ­ diese Zahl schwankte seit 1980 nur leicht. Der Frauenanteil
unter den Hauptschulabsolventen sank seit 1980 kontinuierlich, sodass 2010 nur 42,2 % Mäd-
chen waren. Unter den Realschulabsolventen waren 2010 49,7 % junge Frauen, sodass sie in
diesem Bereich ungefähr die Hälfte repräsentierten. Der Anteil an den Abiturienten stieg bis
2002 durchgängig an und sank danach nur leicht wieder. 2010 repräsentierten die Frauen mit
55,4 % mehr als die Hälfte der Abiturienten (siehe Anhang 2).
Betrachtet man die gesamte Bevölkerung im Jahr 2008 nach allgemeinbildendem Abschluss,
fällt zunächst auf, dass die Frauen insbesondere bei der Hochschulreife hinter den Männern
liegen. So konnten 2008 27 % aller über 15-jährigen Männer das Abitur nachweisen, aber nur
22 % aller über 15-jährigen Frauen (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2010, S.
227).

12
Unterteilt man die Bevölkerung allerdings in Altersgruppen, wird deutlich, dass diese Diffe-
renz dadurch entsteht, dass es in den älteren Alterskohorten sehr große Unterschiede zwischen
Männern und Frauen gibt, die mit abnehmendem Alter immer geringer werden. Dementspre-
chend macht es Sinn, nur die für diese Betrachtung relevanten Altersgruppen zu berücksichti-
gen. Dabei entsteht ein ganz anderes Bild und gleichzeitig wird die Entwicklung in der Bil-
dungsbeteiligung der Mädchen und jungen Frauen deutlich.
Während 2008 unter den 40- bis 44-jährigen Frauen, also der Personengruppe, die ca. 1980
ihren Haupt- bzw. Realschulabschluss erwarb, noch 24,4 % einen Hauptschulabschluss und
29,6 % eine Mittlere Reife und 13,1 % einen damit vergleichbaren Abschluss der Polytechni-
schen Oberschule ­ zusammen 42,7 % ­ hatten, verfügten im selben Jahr nur 15,6 % der 20-
bis 24-jährigen Frauen über einen Hauptschulabschluss, 33,9 % über eine Mittlere Reife und
45 % über die Hochschulreife (siehe Abbildung 1). Unter den 45- bis 49-jährigen, zu denen
jene gehörten, die ca. 1980 ihr Abitur erwarben, hatten 2008 erst 24,4 % eine Hochschulreife
(siehe Abbildung 1). Somit verfügten 2008 etwa halb so viele 20- bis 24-jährige wie 40- bis
44-jährige über einen Hauptschulabschluss und fast doppelt so viele 20- bis 24-jährige wie
45- bis 49-jährige über die Hochschulreife.
Abbildung 1. Frauen bestimmter Altersgruppen 2008 nach allgemeinbildendem Abschluss
Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2010, S. 227
0%
50%
100%
20-24
40-44
45-49
15,6
24,4
29,4
13,1
14,1
33,9
29,6
27,2
45
28,3
24,4
3
3,7
4
Anteil an der Gesamtabsolventinnenzahl
Alter in
Jahren
noch in schulischer
Ausbildung
Hauptschulabschluss
Abschluss der
Polytechnischen Oberschule
Mittlerer Abschluss
Hochschulreife
ohne Angabe zur Art des
Abschlusses
ohne allgemeinbildenden
Abschluss

13
Eine andere interessante Entwicklung wird deutlich, wenn man beobachtet, wie sich die An-
teile der Absolventinnen unterschiedlicher Schulformen im Zeitverlauf verändert haben. Im
Jahr 1980 verteilten sich die Absolventinnen und Abgängerinnen an allgemeinbildenden
Schulen noch wie folgt: 9,0 % der Schülerinnen verließen die Schule ohne allgemeinbilden-
den Abschluss, 38,0 % hatten einen Hauptschulabschluss, 36,8 % verfügten über die Mittlere
Reife und nur 16,2 % absolvierten die Hochschulreife (siehe Abbildung 2).
Der Anteil der Abgängerinnen ohne allgemeinbildenden Abschluss hat sich innerhalb der letz-
ten 30 Jahre fast halbiert und sank bis 2010 auf nur noch 4,8 %. Der Anteil der Hauptschulab-
solventinnen betrug 2010 mit 17,8 % nicht einmal mehr die Hälfte, während der Anteil der
Realschulabsolventinnen nur leicht auf 40,8 % anstieg. Am stärksten ist die Zunahme der
Abiturientinnen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Schulabsolventinnen und ­abgängerinnen
stieg bis 2010 kontinuierlich auf 36,6 %, betrug also mehr als das Doppelte im Vergleich zu
1980 (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2. Verteilung der weiblichen Absolventen und Abgänger allgemeinbildender Schulen nach
Abschlussart 1980 und 2010 (in %)
Quellen: StBA, 2005, S. 67; StBA, 2011a, S. 282; eigene Berechnungen
9,0
38,0
36,8
16,2
ohne Hauptschulabschluss
mit Hauptschulabschluss
mit Realschulabschluss
mit Hochschulreife
4,8
17,8
40,8
36,6
ohne Hauptschulabschluss
mit Hauptschulabschluss
mit Realschulabschluss
mit Hochschulreife
1980
2010

14
3.2
Berufliche Erstausbildung
Nach der allgemeinbildenden Schulausbildung besteht u. a. die Möglichkeit, eine berufliche
Schule zum Erlernen eines Berufes zu besuchen. Für die berufliche Erstausbildung existieren
zwei verschiedene Systeme: Zum einen gibt es die Berufsschulen im dualen System, die in
Zusammenhang mit einem Ausbildungsbetrieb die für den Beruf erforderliche fachtheoreti-
sche Grundausbildung vermitteln. Zum anderen ist es möglich, eine Berufsfachschule zur
vollzeitschulischen Berufsvorbereitung oder -ausbildung zu besuchen (vgl. StBA, 2005, S.
13f.). Zu den beruflichen Schulen gehören weiterhin noch Berufsaufbauschulen, Fachober-
schulen, Berufs- und Technische Oberschulen, Fachgymnasien sowie Fachschulen. Da diese
Schulformen allerdings nicht dem Erreichen einer beruflichen Erstausbildung dienen, werden
sie im Folgenden nicht weiter berücksichtigt.
3.2.1
Schülerinnen an beruflichen Schulen
Sowohl in Bezug auf die Anzahl der Schülerinnen in der beruflichen Erstausbildung als auch
auf ihren Anteil an allen Schülern hat sich in den vergangenen 30 Jahren nicht besonders viel
verändert. 1980 waren 48,0 % aller Absolventen in der beruflichen Erstausbildung Frauen.
Dieser Anteil stieg in den darauffolgenden 10 Jahren auf 49,1 %, verharrte zwei Jahre auf
diesem Niveau und lag in den darauffolgenden Jahren immer um die 46 %. Im Schuljahr
2008/2009 betrug er dann 45,4 % und ist somit insgesamt seit 1980 ein wenig gesunken (vgl.
StBA, 2005, S. 91).
Jede der beiden in 3.2 beschriebenen Schulformen für sich betrachtet bietet noch ein etwas
anderes Bild. So ist der Frauenanteil allein an den traditionell eher männerdominierten Be-
rufsschulen noch niedriger. 1980 betrug dieser 43,4 %, stieg bis 1992 auf 46,5 % an und sank
danach relativ kontinuierlich ab auf 40,9 % im Schuljahr 2008/2009. Auch an Berufsfach-
schulen sank der Frauenanteil von 68,1 % in 1980 auf 56,8 % im Schuljahr 2008/2009 (eben-
da).
Auch die Verteilung der Berufsschülerinnen auf die beiden verschiedenen Systeme hat sich in
den vergangenen 30 Jahren leicht verschoben. 1980 absolvierten noch 73,2 % aller weiblichen
Auszubildenden ihre Ausbildung an einer Berufsschule, 26,8 % an einer Berufsfachschule.
Zunächst erhöhte sich der Anteil der Berufsschule bis auf 77,4 % in 1992, fiel dann aber auf
64,2 % im Schuljahr 2008/2009. Der Anteil der Schülerinnen an Berufsfachschulen an allen

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783863417642
ISBN (Paperback)
9783863412647
Dateigröße
655 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Erscheinungsdatum
2013 (Juli)
Note
1
Schlagworte
Frau Erwerbstätigkeit Gleichstellung Arbeit Gender Studium Gender Diversity

Autor

Julia Winkler wurde 1990 in Crivitz (Mecklenburg-Vorpommern) geboren. Direkt nach dem Abitur nahm sie ein Studium der Wirtschaftspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg auf, das sie 2012 erfolgreich mit dem Bachelor of Science abschloss. Bereits während des Studiums sammelte Julia Winkler umfangreiche Erfahrungen in Personalabteilungen mittelständischer und großer Unternehmen. In diesem Zusammenhang befasste sie sich mit dem Gleichstellungsdiskurs sowie dem Thema Gender Diversity. Heute wohnt sie in Berlin und strebt eine Karriere im Personalbereich an.
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