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Desertifikation und Bodendegradation: Beispiele aus dem Süden Afrikas

©2011 Bachelorarbeit 57 Seiten

Zusammenfassung

'Früher war mein Feld klein, aber es hat die ganze Familie ernährt. Heute ist mein Feld groß, sehr groß - aber es reicht trotzdem nicht, weil hier nichts mehr richtig wächst.'
(Abdul Rahman, 47, Viehzüchter aus Burkina Faso, zit. in Broschüre der gtz 2006).
Der Viehzüchter Abdul Rahman aus Burkina Faso steht repräsentativ für 250 Millionen Menschen, die direkt von der Desertifikation betroffen sind. Eine weitere Milliarde lebt in gefährdeten Gebieten (gtz:2006:3). Am stärksten betroffen sind alle Trockengebiete der Erde, welche circa 40% der gesamten Landmasse ausmachen. Davon sind drei Viertel direkt von den Auswirkungen der Desertifikation beeinflusst (gtz:2006:3).
Besonders stark trifft es viele Entwicklungsländer, die sich in Trockengebieten der Erde befinden. Auch das ist der Grund, warum besonders diese Räume zu den ärmsten Regionen der Erde zählen. Geographisch betrachtet finden sich Desertifikationsprozesse nicht nur in Afrika sondern auch in Asien, Europa, Australien und Südamerika.
Die vorliegende Arbeit soll dieses Umweltproblem darstellen, welches zum ersten Mal 1977 nach dem Zusammentreffen der UN-COD (United Nations Conference on Desertification) in das Blickfeld der Öffentlichkeit rückte. Dabei soll ebenfalls der Zusammenhang zwischen Bodendegradation und der Desertifikation aufgezeigt werden. Die Bodendegradation stellt dabei den natürlichen Prozess dar, welcher über anthropogene Faktoren zur Desertifikation führt. Regionalgeographisch soll ein besonderes Augenmerk auf das südliche Afrika gerichtet werden, welches als räumliches Beispiel ausgewählt wurde, um die Komplexität der Thematik besser zu verdeutlichen. Anhand von zwei Beispielen aus dem südlichen Afrika sollen die komplexen Wechselwirkungen zwischen naturräumlichen Faktoren und menschlichen Eingriffen diskutiert werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

„Früher war mein Feld klein, aber es hat die ganze Familie ernährt. Heute ist mein Feld groß, sehr groß – aber es reicht trotzdem nicht, weil hier nichts mehr richtig wächst.“

(Abdul Rahman, 47, Viehzüchter aus Burkina Faso, zit. in Broschüre der gtz 2006)

Der Viehzüchter Abdul Rahman aus Burkina Faso steht repräsentativ für 250 Millionen Menschen, die direkt von der Desertifikation betroffen sind. Eine weitere Milliarde lebt in gefährdeten Gebieten (gtz:2006:3). Am stärksten betroffen sind alle Trockengebiete der Erde, welche circa 40% der gesamten Landmasse ausmachen. Davon sind drei Viertel direkt von den Auswirkungen der Desertifikation beeinflusst (gtz:2006:3).

Besonders stark trifft es viele Entwicklungsländer, die sich in Trockengebieten der Erde befinden. Auch das ist der Grund, warum besonders diese Räume zu den ärmsten Regionen der Erde zählen. Geographisch betrachtet finden sich Desertifikationsprozesse nicht nur in Afrika sondern auch in Asien, Europa, Australien und Südamerika.

Thema der Arbeit soll dieses Umweltproblem darstellen, welches zum ersten Mal 1977 nach dem Zusam­mentreffen der UN­COD (United Nations Conference on Desertification) in das Blickfeld der Öffentlichkeit rückte. Dabei soll ebenfalls der Zusammenhang zwischen Bodendegradation und der Desertifikation aufgezeigt werden. Die Bodendegradation stellt dabei den natürlichen Prozess dar, welcher über anthropogene Faktoren zur Desertifikation führt. Regionalgeographisch soll ein besonderes Augenmerk auf das südliche Afrika gerichtet werden, welches als räumliches Beispiel ausgewählt wurde, um die Komplexität der Thematik besser zu verdeutlichen. Anhand von zwei Beispielen aus dem südlichen Afrika sollen die komplexen Wechselwirkungen zwischen naturräumlichen Faktoren und menschlichen Eingriffen diskutiert werden.

Zu Beginn wird näher auf die Begriffe der Desertifikation und der Bodendegradation eingegangen und ein kleiner Ausschnitt in die, im südlichen Afrika, ablaufenden Prozesse gewährt. Im Weiteren werden die verschiedenen Ursachen und Prozesse der Desertifikation erläutert. Danach sollen die Indikatoren, anhand derer Desertifikation erkannt werden kann, mithilfe einer Tabelle dargestellt werden. Dem folgt das erste der beiden Beispiele aus dem südlichen Afrika. Anhand dessen wird die Beziehung zwischen Bodendegradation und der Desertifikation deutlich gemacht. Das Bespiel zeigt die Karoo- Region aus Südafrika und deren Ausbreitungsvorgang. Es soll diskutiert werden, ob es sich bei dieser Ausbreitung um einen klimatisch induzierten Prozess oder um einen unter anthropogenem Einfluss ablaufenden Prozess handelt. So soll gezeigt werden, inwiefern von einer Degradation oder von einer Desertifikation gesprochen werden kann und inwieweit klimatischer und anthropogener Einfluss die beiden Prozesse der Bodendegradation und der Desertifikation beeinflussen und antreiben. Im zweiten Bespiel handelt es sich um die Region Namibia. Hier sollen die Bodenprofile anzeigen, inwieweit sich die Degradation und die Desertifikation äußern und unter welchen Einflussgrößen die Böden stehen. Zum Abschluss werden die Degradationsformen und Desertifikationsprozesse in dieser Region genauer untersucht und an einigen Stellen Maßnahmen zum Schutz vor diesen Prozessen erläutert.

1 Definition und geographische Verbreitung der Desertifikation

Der Begriff der Desertifikation stammt aus dem Lateinischen „desertus facere“ (= Wüstmachen, Verwüsten). Als Desertifikation wird der Prozess bezeichnet, bei dem durch anthropogene Einflüsse ein Landschaftswandel in Trockengebieten ausgelöst wird, welcher zur Verwüstung führt. Verursacher der Desertifikation ist der Mensch, obwohl der Desertifikationsprozess durch natürliche Prozesse und die vorherrschenden klimatischen, edaphischen, geologischen und geomorphologischen Bedingungen in den Ökosystemen der Trockenräume verstärkt wird. Durch verschiedene anthropogene Einflüsse wie Ackerbau oder Weidewirtschaft wird der Wasserhaushalt des Bodens gestört. Dies induziert physiko-chemische Veränderungen im Regolith, in der Struktur der Vegetation und der Bodenbedeckung und im Ablauf der natürlichen Abtragungsprozesse und resultiert in einer verstärkten Tendenz zur Desertifikation.

So muss festgehalten werden, dass Desertifikation nicht die Ausbreitung der Wüste bedeutet, sondern vielmehr den Prozess beschreibt, welcher zum Verwüsten der Landschaftsareale führt (Leser et al.:2001:137).

„Desertifikation“ als Begriff ist relativ jung. Aubreville führte ihn 1949 in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch ein. Trotzdem hat der Prozess eine lange Geschichte. Schon in der Antike kam es durch falsche Bewässerung zur Versalzung der Böden und somit zu Ernteeinbußen. Dadurch war ein Bewusstsein, dass durch unangepasstes Wirtschaften eine Missernte droht, bereits damals vorhanden. Dies zeigt sich in einem Epos der Sumerer um 2000 vor Christus. Dieses handelt von einem Mann, welcher die mesopotamischen Wälder rodet und somit Unheil über sein Land bringt (Langbein:2006:7-8). Im vierten Jahrhundert v. Chr. schrieb Platon in Attika über die Desertifikation: „Verglichen mit dem. Was es einmal war, ist unser Land wie das Skelett eines Körpers, der von Krankheiten ausgezehrt worden ist.“ (Langbein:2006:8 zit. Nach Sekretariat der UNCCD:1998:14).

Mainguet beschreibt die Desertifikation als Transformation einer Landschaft, welche nicht wüstenartig war, in eine, die es ist. Dabei nennt Sie drei Hauptmerkmale zur Identifikation einer Wüstenlandschaft: aktive Dünenfelder, steinige Böden und Ausdünnung/Zurückbildung der Vegetation (Mainguet:1991:38). Weltweite Beachtung fand der Terminus der Desertifikation erst zur United Nations Conference on Desertification (UNCOD) 1977 in Nairobi, bei der sich zahlreiche Industrie-, aber hauptsächlich Entwicklungsländer trafen, um gemeinsam über das Problem der Desertifikation zu diskutieren. Auslöser für das Treffen waren die Dürrekatastrophen im Sahel zwischen 1968 – 1974. Die UNCCD wurde von 150 Staaten unterzeichnet, welche sich gemeinsam verpflichteten, die Desertifikation zu bekämpfen. Besonders häufig wird im deutschen, entwicklungspolitischen Zusammenhang der Begriff der „Wüstenbildung“ gleichbedeutend mit Desertifikation verwendet, was jedoch inhaltlich nur bedingt zutreffend ist. Der Begriff Desertifikation soll eher den Vorgang des Wüstmachens und dadurch den anthropogenen Einfluss auf das Ökosystem beschreiben (Mensching:1990:1-2). Wüstenbildung hingegen wird hauptsächlich von physischen Faktoren bestimmt und steht damit unter keinem anthropogenen Einfluss. Somit kann zwischen einer physisch angetriebenen Wüstenausbreitung und einer anthropogen verursachten Wüstenausbreitung unterschieden werden.

Weiterhin taucht im Zusammenhang mit der Desertifikation der Begriff der Bodendegradation auf. Dieser beschreibt die Umwandlung des Bodenaufbaus und der -eigenschaften durch eine Änderung des Klimas und den Verlust von typischen Merkmalen eines Bodentyps. Damit verbunden ist häufig eine Veränderung der Bodenfruchtbarkeit und eine Umwandlung der Bodeneigenschaften (Leser et al.:2001:133). So stellt diese Degradation einen Teilprozess der Desertifikation dar. In der Literatur gibt es ein großes Diskussionspotenzial was die Begriffe und Anwendungen von Desertifikation und Degradation betrifft. Die meisten Autoren definieren Desertifikation in Anlehnung an die FAO (FAO:1983 bzw. 1993) als „ Landdegradation in ariden, semi-ariden und subhumiden Gebieten“ (Langbein:2006:8 nach FAO:1983). Andere Autoren sehen den Begriff der Desertifikation als politisch überstrapaziert an (Langbein:2006:8-9). In der vorliegenden Arbeit wird die Definition übernommen, welche durch die UNCCD anerkannt ist und bei der weitaus größeren Autorengruppe Verwendung findet. Außerdem deckt sie ein weitaus größeres Spektrum als anderweitig verwendete Definitionen ab und ist diffus genug um verschiedene Phänomene zusammenzufassen, ohne eine weitere Differenzierung in unterschiedliche Kategorien vornehmen zu müssen.

Zusammenfassend ist die Desertifikation ein Vorgang, welcher unter bestimmten Klimabedingungen, bevorzugt in bewohnten subhumiden und semiariden Zonen seine stärksten Auswirkungen erreicht. Er stellt einen schwerwiegenden ökologischen Degradierungsvorgang dar, welcher die Landnutzungsressourcen dezimiert und lokal bis regional unwiderruflich zerstört. Dadurch ist die Desertifikation für einen großen Abschnitt der Umweltzerstörung in den Tropen und Subtropen verantwortlich (Mensching:1990:2-3).

Besonders stark sind dicht besiedelte Trockengebiete sowie weniger dicht besiedelte, ländlich übernutzte Gebiete betroffen. Die Trockengebiete prägen circa 40% unserer gesamten Landfläche (Williams/Baling:1996:25). Desertifikationsgefährdete Gebiete mit ariden-semi-ariden klimatischen Bedingungen befinden sich in Südamerika, Afrika, Australien, den USA und Zentralasien (Abb. 1). Näher betrachtet umfassen diese Gebiete in Südamerika einen breiten Streifen östlich der Anden und einen schmalen Streifen westlich der Anden, sowie kleinere Abschnitte im östlichen Brasilien, in Kolumbien und in Venezuela. Mexiko ist ebenfalls ein gefährdetes Gebiet, ebenso wie Teile der westlichen USA. In Afrika finden sich Bereiche im Norden, welche von der Atlantikküste bis zum Nil reichen sowie im Süden Afrikas, welches fast komplett gefährdet ist. Im Eurasischen Bereich erstrecken sich die Gebiete von der arabischen Halbinsel bis weit in den asiatischen Kontinent, wo sie bis in den Norden Chinas und Indiens reichen. In Australien ist der komplette Innere Teil der Landoberfläche betroffen (Mensching:1990:7-8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung1 : Desertifikationsgefährdete Gebiete der Erde (Quelle: GIZ: http://www.desertifikation.de/fakten_ausmass.html)

2. Bodendegradation

Unter dem Begriff der Bodendegradation wird eine Herabsetzung des Bodens in Bezug auf die Zerstörung oder Veränderung der natürlichen Strukturen, Funktionen und Merkmale verstanden. Seinen Ursprung hat der Begriff im lateinischen Verb degridi (herabsetzten/hinab schreiten). Somit definiert sich Degradation wie folgt: „ Degradation von Böden sind zunächst natürliche Prozesse. Durch Verwitterung sowie Zu- und Abfuhr von Stoffen mit Wasser und Luft findet eine ständige Änderung der Böden statt“ (WBGU:1993:69). Diese Prozesse laufen jedoch sehr langsam und in sehr geringem Maße ab, sodass sich Lebewesen des Bodens daran anpassen können. Durch den Anstieg der Weltbevölkerung steigt gleichzeitig die Bodennutzung. Dadurch erfährt der Boden direkt oder indirekt Belastung und wird der Degradation beschleunigt ausgesetzt (WBGU:1993:69). Problem ist außerdem, dass durch das große Puffervermögen der Böden Schäden erst mit starker zeitlicher Verzögerung sichtbar werden. Böden, die geschädigt sind, besitzen nur noch eine eingeschränkte Grundlage für Lebewesen und verlieren häufig an biologischer Vielfalt (Stephan:1998:5-6).

Der Prozess der Bodendegradation soll in der vorliegenden Arbeit anhand von Beispielen näher beschrieben werden. Bei diesen Bespielen handelt es sich um den im südlichen Afrika gelegenen Namib-Kalahari-Karoo Raum. In diesem Gebiet finden sich ökosystemspezifische Probleme, die am besten mit dem Begriff der Land- und Bodendegradation beschrieben werden können (Abbildung 2) (Kempf:1994:163).

Allgemein muss vorweg genommen werden, dass die Böden im südlichen Afrika längenparallel angeordnet sind. Im Westen finden sich graue und rote Wüstenböden, deren Humus- und Mineralien-Gehalt eher gering ist. Durch die fehlende Vegetation ist fast ausschließlich Weidewirtschaft möglich und die Bodendegradation kann durch vorgelagerte Erosionsvorgänge stattfinden. Ausbleibende Niederschläge sorgen dafür, dass sich die Bodenauswaschung einstellt und Gips und Salzkrusten entstehen können (Wiese:1997:55-58). Weiterhin bilden sich durch den Prozess der Lateritisierung, das bedeutet die Abnutzung und den Abbau des an der Bodenoberfläche angereicherten Humus, Krusten, welche die Infiltration von Niederschlagswasser verhindern. Die Krusten bestehen aus zurückgelassenen Eisen- und Aluminiumverbindungen, welche über Trockenphasen verhärten (Manshard:1988:11-12). Die Böden aus dem westlichen Kapland sind humusarme rötliche Böden mit geringer Versauerung (Jürgens/Bähr: 2002:67). Ein weiterer Punkt der angeführt werden muss ist die rezente Mobilmachung von Sanden. In den Trockenmonaten kommt es zu Sand- und Staubstürmen, welche weit in den westlichen Teil verlagert werden können. Ursache dafür ist der Viehvertritt durch die Weidenutzung. Durch den Viehtritt werden dünne, an der Oberfläche der Dünen bestehende Bakterienkrusten und Grobsandpflaster zerstört. Dadurch ist es den Winden möglich die darunterliegenden Einzelkorngefüge anzugreifen und zu erodieren. Durch die Erosion an der einen und Akkumulation an einer anderen Stelle wird der Oberbodenhorizont komplett umgelagert und es kann zur Bodendegradation kommen (Kempf:1994:9-10). Bei starkem Niederschlag kommt es durch fehlende Wasseraufnahmekapazität zu oberflächlichem Abfluss und es bilden sich Gullies und Dongas (Schluchten), in denen das Wasser abfließt. Durch weit verbreitete wasserstauende Tonhorizonte und natriumhaltige Kolluvien werden die Donga- Bildungen noch beschleunigt. Diese Prozesse finden sich hauptsächlich im östlichen Südafrika und führen dort zu starker Degradation der Farmflächen (Heine:1988:13).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Ausmaß der Bodendegradation im südlichen Afrika (Quelle: Heine:1998:246)

3 Bodendegradation und Desertifikation im südlichen Afrika

Bevor die Prozesse des südlichen Afrikas näher betrachtet werden, muss etwas zur regionalen Abgrenzung des südlichen Afrikas gesagt werden. In diesem Punkt der Arbeit soll eine kurze räumliche Eingliederung helfen das südliche Afrika besser einordnen zu können. Die Abgrenzung dieser Region erfolgt in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedlich. Die genaue Problematik dabei soll in Kapitel 7.1 näher erläutert werden. An dieser Stelle soll festgehalten werden, dass in dieser Arbeit die Region des „südlichen Afrikas“ in die Staaten Botsuana, Lesotho, Swasiland, Namibia und Südafrika (BLSN-Staaten) eingeteilt werden. Ferner ist es in der Literatur auch möglich die Grenze weiter nach Norden zu verschieben und so die Länder Angola, Simbabwe, Sambia, Malawi und Mosambik mit einzubeziehen. Auf Abbildung 2 sind diese Gebiete mit einbezogen. Auf dieser Karte wird das Ausmaß der Bodendegradation im südlichen Afrika noch einmal veranschaulicht. Dennoch sind im weiteren Verlauf der Arbeit, wenn vom südlichen Afrika gesprochen wird, die Region der BLSN- Staaten gemeint. Diese werden auf Abbildung 3 gut dargestellt. Bei dieser Abbildung wird noch einmal auf das Problem der Desertifikation im südlichen Afrika eingegangen und es zeigt die Faktoren, welche den Prozess begünstigen (Jürgens/Bähr:2002:9-10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Desertifikation und seine Faktoren im südlichen Afrika (Quelle: Klimm et al.:1994:20 nach UNESCO World Map of Desertification 1977)

Die Bodendegradation und Desertifikation zeigen sich im südlichen Afrika in vielerlei Form. Bevor jedoch näher auf einzelne Erscheinungsformen eingegangen werden kann müssen ein paar grundlegende Begriffe erläutert werden. So lässt sich Desertifikation zusammen mit Bodenerosion in das komplexe System der Landschaftsdegradation einordnen, die nach Mäckel 2000 als „ Prozess der Verminderung oder Zerstörung der für die Ernährung des Menschen wichtigen natürlichen Grundlagen auch durch eine nicht standortgerechte Nutzung“ (Mäckel:2000:34) einzuordnen ist. Die Landdegradation lässt sich wiederum in Bodendegradation und Vegetationsdegradation differenzieren. So ist wichtig, dass ein Prozess mit einem anderen Prozess in Verbindung steht und sie Ursache oder Folge eines der oben genannten Prozesse sein können. Als Beispiel für die Vegetationsdegradation im südlichen Afrika kann zum einen die Karoo genannt werden, welche im Kapitel 7 näher betrachtet wird. Außerdem findet sie sich auch besonders deutlich in den Miombo-Trockenwäldern, welche sich als breiter Gürtel von Tansania und dem nördlichen Mosambik über Malawi und Sambia bis nach Angola und Simbabwe erstrecken. So wurden nach Geist 1998 circa 2,1 Millionen Hektar Waldfläche durch Rodungen für den Tabakanbau und den Holzbedarf zerstört. Dadurch wurde Platz für die Erosion durch Wind und Wasser geschaffen, welche wiederum positiv für den Prozess der Desertifikation ist (Jürgens/Bähr:2002:289-290).

Eine weitere Begrifflichkeit ist die der dry-land degradation. Diese unterscheidet sich von der Landdegradation in anderen Klimazonen dadurch, dass Versalzung und Winderosion größeren Einfluss auf die Zerstörung der Böden haben. Dabei liegt die Gefahr in der vollständigen Vegetationszerstörung und in der Ausdehnung wüstenähnlicher Verhältnisse. Dies bedingt wieder die Beschleunigung anderer Degradationsprozesse. So kann die Erosion durch Wind und Wasser verstärkt werden, aber auch, wenn der anthropogene Einfluss da ist, den Prozess der Desertifikation bewirken (Jürgens/ Bähr:2002:290-291).

Niederschläge haben ebenfalls einen großen Einfluss auf das südliche Afrika und haben bestimmte Prozesse zur Folge. So kommt es in Jahren mit überdurchschnittlichen Niederschlägen zu einer Ausdehnung des Ackerbaus und der Überbestockung mit Weidevieh in ungeeignete Gebiete. Die Folge ist, dass in Jahren mit einer Dürrephase die Ökosysteme überbeansprucht werden und Degradations- und Desertifikationsprozesse einsetzen (Jürgens/Bähr:2002:291). Dürre beschreibt eine Trockenperiode, die das Ergebnis einer unzureichenden Niederschlagsversorgung während einer Reihe von Jahren ist. Dabei liegen die jährlichen Niederschlagsummen unter den langjährigen Niederschlagsmittelwerten (Mensching:1990:3). Um den Folgen der Dürrejahre entgegenzuwirken und die Degradationsprozesse zu unterbinden, haben sich die Einwohner versucht anzupassen. In Botsuana wurde begonnen das Landnutzungssystem anzupassen. So liegen die Felder in einigen Kilometern Abstand zu ländlichen Siedlungen und sind über ein weites Areal verteilt, damit zumindest einige Felder Niederschläge erhalten. Zum anderen wird verhindert, dass wachsende Siedlungen wichtiges Ackerland zerstören. Ein weiterer Punkt ist die Haltung des Weideviehs. Herden werden in größerem Abstand zu Siedlungen gehalten, damit sie die Felder nicht abweiden können oder es zu Viehvertritt kommt (Krüger et al.:2000:34-36). Besonders deutlich wird jedoch, dass die Beziehung zwischen der Niederschlagsvariabilität und dem Grad an potenziellen Desertifikationsprozessen sehr eng ist (Jürgens/Bähr:2002:293).

Bei den verschiedenen Formen der Landdegradation im südlichen Afrika hat die Bodenerosion die extremsten Folgen (Tabelle 1).

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Tabelle 1: Beispiele für Bodendegradation im südlichen Afrika (Quelle: Adams et al.:1996:329 nach Stocking)

Aber nicht nur der menschliche Eingriff hat große Auswirkungen auf die Abtragung des Bodenmaterials. In Gebirgsräumen gehen die Degradationsprozesse viel schneller vonstatten, da die durch die Steilheit des Reliefs angetrieben werden. So kommt es bei Flächenspülungen nach Starkniederschlägen zur Auswaschung des oberen nähstoffhaltigen Horizonts, zur Bildung von Gullies und Dongas und somit zur Schädigung landwirtschaftlicher Flächen. Die Folge der Gullies ist wiederum ein Verlust an Niederschlagswasser, da es schneller abfließen kann (Jürgens/Bähr:2002:294). Durch Abtragungsprozesse, wie Bodenkriechen, Erdrutsche und Rinnen- und Rillenspülung wird Material über Suspension oder in Lösung über Flüsse oder äolisch verlagert. Nach Schätzungen werden so in Südafrika pro Jahr zwischen 360 und 450 Millionen Tonnen Bodenmaterial abgetragen. Auf einen Hektar gerechnet handelt es sich um 3,5 Tonnen jährlich (Beckedahl:1998:13).

Allgemein ist es schwierig zwischen einem Normalabtrag und der anthropogen verursachten Abtragung zu differenzieren. Historisch betrachtet ist nach Heine 1988 in Südafrika erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und zwischen den Weltkriegen ein Anstieg der Erosion durch eine rasche Ausdehnung der Weide- und Anbaugebiete zu verzeichnen (Heine:1988:13).

Bei der Ursachenforschung wird deutlich, dass die Zerstörung des Landes durch Bodendegradation oder Desertifikation in den meisten Fällen durch Überweidung ausgelöst wird. Im gesamten südlichen Afrika sind etwa 15% (entspricht circa 44 Millionen Hektar) der gesamten Agrarfläche geschädigt. Die Ausdehnung und Übernutzung der Ackerflächen auf marginale Standorte und die Bau- und Brennholzgewinnung sowie weitere Entwaldung sind für weitere 4,8 Millionen Hektar degradierte Fläche verantwortlich (Jürgens/Bähr:2002:296 nach sadec-brief 4/94). Das Problem sind jedoch nicht nur diese vordergründigen Ursachen sondern vielmehr auch die Armut der Bevölkerung, welche sie zwingt das Land und die Fläche zu überbeanspruchen. Dadurch kommt es erst zu einem Kreislauf zwischen physischen und anthropogenen Einflussfaktoren, welche sich gegenseitig bedingen. Außerdem muss die, bei der kolonialen Erschließung großflächige Landaufteilung, mit angeführt werden, welche einen großen Einfluss auf die Übernutzung einzelner Gebiete hat. So sind Erosionsschäden in ehemaligen homelands größer als in „weißen“ Farmgebieten. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Hauptursache der fortschreitenden Degradation. Die vordergründige Ursache ist wahrscheinlich die, vor dem Hintergrund der Apartheid-Politik, veranlasste Verteilung der Agrarsubventionen sowie Benachteiligungen bei den Verfügungsrechten über Ländereien (Jürgens/Bähr:2002:297). So bleibt festzuhalten, dass die Ursachen der Degradation und Desertifikation im südlichen Afrika auch „in einem Netzwerk sozio-politischer Bezüge verankert werden, die von der Handlungslogik auf die Haushaltsebene bis zu übergreifenden wirtschaftlich-politischen Einflussgrößen reichen“ (Geist:1992:287). Diese Punkte sind sehr wichtig, wenn es um die Entwicklung von Gegenmaßnahmen hinsichtlich der Degradation geht. Gegenmaßnahmen werden immer dann keinen Erfolg erzielen oder das Problem nur räumlich verlagern, wenn sie die Lebensgrundlagen der ansässigen Bevölkerung einschränken (Jürgens/Bähr: 2002:297). Nach Blaikie 1985 setzt die Bekämpfung der Bodenerosion soziale Veränderungen, im Sinne einer Veränderung der Machtverhältnisse zugunsten unterprivilegierter Gruppen, voraus. Da diese Veränderung kurz- oder mittelfristig nicht möglich ist, wird das Problem der Erosion, Degradation und Desertifikation noch lange Zeit in den Ländern der Dritten Welt vorherrschen (Blaikie:1985:147-149).

4 Klassifizierung der Desertifikation

Dregne (1977) gestaltete für die UNCOD eine Karte, der er folgende Definition zu Grunde legte: „ Desertification is the impoverishment of arid, semiarid, and some subhumid ecosystems by the combined impact of man´s activities and drought. “ (Mensching:1990:10). Dabei fällt auf, dass Dregne besonderen Fokus auf die klimatische Dürre legt. Deshalb soll hier noch einmal erwähnt werden, dass der Prozess der Desertifikation nicht nur an Dürreperioden gebunden ist, sondern diese lediglich den Prozess der Desertifikation verstärken. So kann diese ebenso ohne Dürren durch anthropogene Intervention in das Ökosystem von Trockenzonen ausgelöst werden (Mensching:1990:10). Dregne klassifiziert die Desertifikation nach dem Grad der Aridität in folgende vier Bereiche: schwach, mäßig, schwer und sehr schwer

Unter einem schwachen Bereich versteht er keine bis geringe Degradierung der Pflanzendecke und der Böden. Beim mäßigen Typ ist die Pflanzendecke so degradiert, das keine angemessenen Weidemöglichkeiten mehr existieren. Die Pflanzenproduktion ist auf bis zu 50% durch vorherrschende Bodenversalzung herabgesetzt. Verstärkte Wind- und Wassererosion zeigt sich durch kleinere Gullies (Erosionsgräben) und Dünenformen. Bei der schweren Stufe der Desertifikation haben sich für das Weideland unerwünschte Pflanzenkulturen dominierend ausgebreitet und prägen das Vegetationsbild. Eine flächenhafte Degradation durch Wasser- und Winderosion ist typisch. Dabei treten verbreitet Gullies auf. Die Bodenversalzung verringert die Produktion der Pflanzen um über 50%. Bei sehr schwerer Desertifikation finden sich wandernde Sandflächen oder Dünen bilden sich heraus. Die Bodenversalzung ist so weit vorangeschritten, dass sich Salzkrusten bilden, welche den Boden versiegeln. Außerdem entwickeln sich zahlreiche, tiefe Gullies (Maronga:2007:1-2). Auf der folgenden Abbildung von Dregne sind die einzelnen Stufen für verschiedene Regionen der Erde dargestellt (Abbildung 4). Es bleibt festzuhalten, dass es sich bei der Abbildung um eine 1977 erstellte Karte handelt, welche heute nur noch teilweise zutrifft, jedoch die Verteilung der desertifikationsgefährdeten Gebiete auf der Erde gut darstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Klassifizierung der verschiedenen Stufen der Desertifikation nach Dregne (Quelle: Maronga:2007:1-2 nach Dregne 1977)

5 Ursachen der Desertifikation

Ein wichtiger Punkt bei der Beurteilung der Ursachen der Desertifikation ist, dass es nicht nur einen Faktor gibt, welcher für Desertifikationserscheinungen ausschlaggebend ist. Vielmehr sind viele verschiedene Ursachenkomplexe zu nennen, die gemeinsam in Wechselbeziehung zueinander stehen und so die Desertifikation einer Landschaft verursachen. An dieser Stelle muss bewusst sein, dass, um eine genaue Beurteilung der wichtigsten Faktoren durchführen zu können, einzelne Ursachen zwar aufgelistet und bewertet werden, jedoch diese nie allein zur Desertifikation führen können. Außerdem wirkt sich eine einzelne Ursache nicht immer gleich stark auf die Entwicklung der Desertifikation aus, sondern ist regional unterschiedlich zu bewerten. Eine Differenzierung in anthropogene und physische Ursachen gestaltet sich schwierig, da sich die einzelnen Faktoren gegenseitig beeinflussen und dadurch eher weniger in zwei Gruppen unterteilt werden können (Mensching:1990:28,50).

5.1 Klimatische Ursachen

Das Klima ist in Gebieten, in denen die Desertifikation weit verbreitet ist, ein wesentlicher Faktor. Dies sind, wie am Anfang der Arbeit bereits erwähnt, semiaride bis subhumide Klimate der Tropen und Subtropen. Im Folgenden soll auf die Merkmale diese Klimas eingegangen werden, um ihre Bedeutung für den Desertifikationsprozess verstehen zu können (Mensching:1990:28-29). Dabei ist das Ökosystem von Faktoren wie dem Niederschlag, der Sonneneinstrahlung sowie allgemein der Temperatur abhängig. Wird ein Faktor verändert, reagiert das gesamte System darauf. So gehen Williams/Baling 1996 davon aus, dass Klimaveränderungen in Trockengebieten durch einen Aufbau von anthropogen verursachten Treibhausgasen beschleunigt werden (Williams/Baling:1996:5). Die Aridität spielt in Gebieten in denen es zu Desertifikationserscheinungen kommt, eine wesentliche Rolle. Dabei muss ihre Ausprägung in vollarid, semiarid und subhumid, sowie in ihrer jährlichen und mehrjährigen Variabilität und Verteilung Beachtung finden. Dies hat Auswirkungen auf die Pflanzendecke der verschiedenen Ökosysteme, aber auch auf die Wachstumsperioden der regionalen Kulturpflanzen und deren Produktivität (Mensching:1990:29).

Wichtig für die Beurteilung des Einflusses von Aridität auf die Desertifikation ist das Verhältnis zwischen Verdunstung und Niederschlagsmenge. Vor allem darf nicht nur die Transpiration vom Boden betrachtet werden sondern auch die Evaporation, also die Verdunstung von Tier und Pflanzenwelt.

Allgemein bedeutet Aridität für die Pflanzen ein Wachstumsstillstand, welcher bis zur Vertrocknung der Pflanze reichen kann. Zuerst sind kleinere Kräuter und Gräser betroffen. Treten jedoch länger anhaltende Trockenphasen auf, so sind auch Sträucher und Bäume betroffen. Normalerweise ist die die Pflanzenwelt in solchen Klimazonen auf derartige Bedingungen eingestellt und hat ihre Regerationsfähigkeit den vorherrschenden Umständen angepasst. Kommt es jedoch zu einem anthropogenen Einfluss, kann die Regenerationskraft des Ökosystems derartig geschädigt werden, dass sich die Pflanzenwelt nicht von allein erholen kann. Dadurch kann Desertifikation induziert werden. Durch unangepasste agrarische Nutzung in solchen Gebieten wird die Pflanzendecke bei ausbleibenden Niederschlägen degradiert, was wiederum Auswirkungen auf das Mikroklima haben kann, da die Verdunstung erhöht wird. Somit steht dem Ökosystem weniger Wasser zur Verfügung, was zur weiteren Verwüstung des Bodens führt (Mensching:1990:31-32). Die Niederschlagsstruktur spielt dabei seit dem späten Holozän eine noch größere Rolle und hat zusammen mit der Niederschlagsmenge Auswirkung auf die Vegetation. Weiterhin hat die räumliche und zeitliche Verteilung der Niederschläge Auswirkungen. In manchen Fällen kann der Großteil des jährlichen Niederschlags in ein bis zwei Niederschlagsereignissen fallen. Diesen Starkregen kann der Boden nicht speichern und die Mehrheit des Wassers fließt einfach ab. Dies kann zu einer edaphischen Trockenheit führen, welche wiederum verschiedene Faktoren, mit der Folge der Bodendegradation und der Desertifikation, induziert (Mensching:1990:29-33). Ein gutes Beispiel, worauf im späteren Verlauf der Arbeit näher eingegangen wird, zeigt das im südlichen Afrika gelegene Namibia. Namibia stellt das arideste afrikanische Land südlich der Sahelzone dar. Ein Problem dabei ist, dass der jährliche Niederschlag sowohl saisonal als auch regional und im Jahresverlauf stark variiert. Wie oben bereits erwähnt, kann es im Jahresverlauf zu wenigen Niederschlagsereignissen kommen, welche sich alle innerhalb eines kurzen Zeitraumes abspielen. Die großen Mengen an Niederschlag, die dabei fallen, können vom Boden nicht aufgenommen und gespeichert werden, wodurch es zu Erosion und auch Degradation kommt. Das kann wiederum zur Desertifikation ganzer Landstriche führen (Böhm:2002:37 nach Aharoni et al.:1997:13). Die obere Bodenschicht wird ausgeschwemmt. Dabei werden circa 83% des gesamten Niederschlags verdunstet, 14% werden durch die Vegetation transpiriert. Nur zwei Prozent bleiben im Oberboden und nur ein Prozent geht ins Grundwasser. Dadurch steht der Vegetation nicht genügend Wasser zur Verfügung, wodurch sie sich zurückzieht. Die Folge ist, dass noch weniger Wasser beim nächsten Niederschlag gespeichert werden kann (Quan et al.:1994:12).

5.2 Anthropogene Ursachen

Wie schon in der Definition deutlich wird, ist Desertifikation ein vor allem durch Menschen oder menschliches Handeln verursachtes Problem. Die Gründe hierfür liegen meist im agrarwirtschaftlichen Sektor. Entscheidend bei der Beurteilung ist jedoch, dass die einzelnen Prozesse in einer Wechselbeziehung zueinander stehen und eher von einem Ursachenkomplex die Rede sein sollte. Da die meisten anthropogenen Eingriffe in das Ökosystem über die Pflanzenwelt erfolgen, soll dies als erstes betrachtet werden (Maronga:2007:11)

5.2.1 Ökologisch unsachgemäßer Ackerbau und Entwaldung

Grundlegend muss bei diesem Punkt geklärt werden, was unter ökologisch unsachgemäßem Ackerbau zu verstehen ist. Die Begrifflichkeit beschreibt nach Mensching „ […], dass Ackerbau flächenhaft dort betrieben wird, wo das ökologische Nutzungspotenzial beschränkt ist und sowohl die klimatischen als auch die mit der Rodung verbundene anthropogenen Ursachen für Desertifikationsprozesse gegeben sind“ (Mensching: 1990:42). Dies bedeutet, dass in semiariden Zonen der Anbau jenseits der klimatisch-agronomischen Trockengrenze vollzogen wird, in welcher das Risiko der Desertifikation sehr groß ist. Da die Regenerationskraft der Böden durch das vorherrschende Klima bereits eingeschränkt ist, kommt es auf Flächen, die gerodet wurden und in denen in Trockenjahre nicht angebaut werden kann, zur verstärkten Erosion durch Windwirkung. Dadurch induziert, kann der Desertifikationsprozess weiter voranschreiten. Wenn der restliche Baumbestand abgeholzt wird und die knappen Weideflächen komplett überweidet werden, kommt es in Jahren mit wenigen Niederschlägen zu ausgedehnten verwüsteten Flächen, welche nur schwer zu rekultivieren oder ökologisch zu rehabilitieren sind (Mensching:1990:42-43).

Die Bodenbearbeitungsart spielt ebenfalls eine große Rolle. Große Auswirkungen treten auf, wenn kein Vegetationsstreifen bei nicht angepasstem Pflugbau existiert, sodass wüstenhafte äolische Erosionsprozesse stattfinden können. Außerdem werden bei großflächig betriebenem Ackerbau keine bewachsenen Erdwälle oder vegetative Schutzstreifen angelegt. Dadurch ist besonders in semiariden Gebieten der Regenfeldbau einer der bedeutendsten Desertifikationsförderer, da er ideal für die äolische und fluviatile Erosion ist (Mensching:1990:43).

Ein weiterer Punkt der zur Desertifikation beiträgt ist die Entwaldung. Hierbei wird, wie der Name vermuten lässt, Vegetation entfernt um Platz für Ackerflächen zu schaffen oder um Brennmaterial zu gewinnen. Die Rodung stellt einen starken Eingriff in das Ökosystem dar. Außerdem macht es die Flächen, auf der die Vegetation entfernt wird, anfälliger für die Erosion, wodurch der Desertifikation neuen Raum erhält (Mainguet: 1991:68).

5.2.2 Extensive Weidewirtschaft

Als weitere Ursache für die Desertifikation gilt die Überweidung. Ein großer Tierbesatz kombiniert mit fehlender Rotation der beweideten Flächen und eingeschränkter Wanderung der Herdenführer stellt hierbei das Hauptproblem dar. So findet sich der anthropogene Einfluss auf die Desertifikation in dem Maße, dass der Mensch die verfügbaren Potentiale falsch einschätzt. Herden werden besonders in guten Weidejahren immer größer, da es besonders bei nomadischen und halbnomadischen Völkern als Statussymbol oder auch als Versicherung für schlechtere Jahre gilt, eine große Anzahl an Tieren zu besitzen. Dabei werden die vorhandenen Flächen vollkommen überweidet. Neben den nomadischen Herdebesitzern, die eine geringfügige Rolle spielen, verursachen die sesshaften Bauern mit ihrer Viehhaltung große Schäden. Das Problem ist, dass die Weidemöglichkeiten um eine Siedlung sehr eingeschränkt sind. Hinzu kommt, dass keine Wanderungen mit den Herden unternommen werden, sodass es zu massiver Überweidung rund um die Siedlungen kommt (Mensching:1990:44-45).

Der starke Tierverbiss und –vertritt bei hohem Tierbesatz führt zu einem weiteren Problem. Bei fehlender Vegetation wird die Transpiration der Pflanzendecke vermindert und die Evaporation nimmt bei freiliegenden Böden zu. Weiterhin wird der Abfluss von Niederschlagswasser verstärkt. Dadurch ist der Boden allgemein viel anfälliger für Wasser- und Winderosion (Maronga:2007:10-11).

Bei der Menge an Weidetieren könnte vermutet werden, dass die Wasserversorgung ein großes Problem darstellt. Dies kann so jedoch nicht angenommen werden. Vielmehr spielt die Zerstörung der Vegetation im Umkreis der Brunnenanlagen eine entscheidende Rolle. Die massive Zerstörung der Pflanzendecke im Umkreis von wenigen Tageswanderungen um die Brunnen herum führt dazu, dass besonders während Trockenperioden, wenn sich die Herden um die Brunnen konzentrieren, die Tiere trotz adäquater Wasserversorgung am Mangel an Nahrung zu Grunde gehen. Induziert wird der eigentliche Effekt durch das Anlegen von kleinen Weihern oder Brunnenanlagen. In Gunstzeiten, wenn viel Wasser zur Verfügung steht, wird der Viehbestand erhöht. Wie bereits angeführt wurde, wird um diesen Gunstraum mehr abgeweidet. Dies zieht verschiedene Konsequenzen nach sich. Zum einen kommt es zu einer Vegetationsdegradation und zur Veränderung der Albedo. Außerdem wird die Verdunstung verändert, ebenso die oberste Bodenstreuauflage. Die Folge ist wiederum eine größere Anfälligkeit für die Erosion durch Wasser und Wind. Weiterhin kann durch den übermäßigen Wasserverbrauch der Kapillarwassersaum in der Umgebung herabgesetzt werden, was zur Konsequenz hat, dass auch tiefwurzelnde Pflanzen nicht mehr an Wasser herankommen und sich die Vegetation zurückzieht. Dadurch kann es zum Wandel im Mikroklima kommen. Wenn es zu Jahren mit ungünstigen Niederschlagsverhältnissen oder aufeinanderfolgenden Jahren mit schlechtem Niederschlagssummen kommt, kann sich dieser Effekt verstärken. Eine Lösungsmöglichkeit ist die Versorgung der Tiere durch Futter an den Wasserstellen. Dies ist jedoch keine langfristige Lösung, da es keine natürliche Regulation mehr gibt, sodass die Anzahl der Tiere weiter zunimmt, wodurch das fragile Ökosystem weiter belastet wird. Außerdem reicht die Fläche um das Vieh zu versorgen nicht aus, selbst wenn die Anbaufläche vergrößert werden würde. Somit bleibt die einzige Möglichkeit zur Versorgung des Viehs der Import von Futtermitteln (Mainguet:1991:67). Festzuhalten bleibt, dass die Degradation von Weideflächen bis hin zur Desertifikation nicht die größte und alleinige Ursache für den Prozess der Desertifikation ist. Jedoch ist sicher, dass besonders in semiariden Trockengebieten die Bedeutung der Viehhaltung als Faktor für die Landnutzung eine wichtige Rolle spielt (Mensching:1990:46). So ist die Weidewirtschaft eines der Hauptursachen für die Degradation der Vegetation und der Böden im südlichen Afrika. Da der anthropogene Einfluss durch die extensive Weidewirtschaft nicht ausbleibt, führt die Degradation in vielen Fällen dann zur Desertifikation. Beispiele dafür sollen im späteren Verlauf genauer untersucht werden. Besonders betroffen ist der Namib- Kalahari- Karoo- Raum, da in diesem Gebiet hauptsächlich nur Weidewirtschaft betrieben werden kann und es zu einer dementsprechenden Übernutzung kommt (Kempf:1994:163/Veste: 2008:18-19).

5.2.3 Bewässerungslandwirtschaft als Desertifikationsursache

Die Bewässerungslandwirtschaft wird häufig in Gebieten angewendet, welche sich durch eine hohe Trockenheit auszeichnen und dadurch auch vom Prozess der Desertifikation beeinflusst werden. Folglich findet sich eine direkte Verbindung zwischen Bewässerungswirtschaft und Desertifikation. Sichtbar wird diese in der Versalzung der Böden, welche durch verschiedene Einflussfaktoren potenziert wird (Thomas/Middleton: 1994:77-78).

Zum einen kann die Nutzung von zu salzreichem Wasser zu einer Versalzung führen. Zum anderen gilt die mangelhafte oder fehlende Entwässerung des Bodens als Faktor für die Salzanreicherung (WBGU:1994:95).

Selbst bei der Verwendung von salzarmen Wasser über einen längeren Zeitraum kann es zur Salzanreicherung kommen. Die Ursache liegt in der starken Verdunstung. Sollte das Verhältnis zwischen Wasserzufuhr und entsprechender Durchspülung mit Ableitung des überschüssigen Wassers nicht gegeben sein, kann sich das Salz sammeln und es können Salzausblühungen an der Oberfläche entstehen. Die Folge ist, dass die Fläche nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden kann, sie ist desertifiziert (Mensching:1990:46).

Ein weiterer Faktor, der zum Prozess der Desertifikation führen kann, ist das Waterlogging. Waterlogging beschreibt die Sättigung des Bodens mit Wasser und der daraus resultierenden Anhebung des Wasserspiegels. Bei der Anhebung kann es dazu kommen, dass Salze aus dem Untergrund an die Oberfläche transportiert werden. Dort können sie sich anreichern und den Boden wie bei der Versalzung unfruchtbar machen. Der Prozess des Waterlogging tritt häufig an Stellen auf, welche durch starke Bewässerung oder Niederschläge in Verbindung mit schlechter oder nicht vorhandener Entwässerungsdrainagen gekennzeichnet sind und gilt als eine der Ursachen für Desertifikation (Mainguet:1991:156-160).

5.2.4 Bevölkerungskonzentration

Häufig wird das Problem der Bevölkerungskonzentration als Ursachenkomplex für den Prozess der Desertifikation genannt. Dies ist nur teilweise als richtig anzusehen. Zwar ist korrekt, dass in einem demographischen Rahmen betrachtet die Bevölkerung besonders in Arealen mit einer besonders hohen Bevölkerungskonzentration eine starke Auswirkung auf die Übernutzung der Trockengebiete haben, jedoch bleibt festzuhalten, dass es ebenfalls Gebiete in Trockenräumen gibt, die von der Desertifikation betroffen sind, aber in Folge des Wassermangels kaum Bevölkerung beherbergen. Die Bevölkerungszahl hat dahingehend Einfluss, dass sie besonders in Gebieten mit hoher Konzentration ständigen Einfluss auf die Kulturlandschaften ausübt. So werden Kulturlandschaften ausgeweitet oder der Tierbesatz nimmt in Gebieten mit einer hohen Bevölkerungszahl immer weiter zu. Ursache für diese Zunahmen ist das Vorhandensein von Wasser oder Wassergewinnungsanlagen, welche eine permanente Nutzung erlauben. So entstehen Nutzungsräume, die keiner Rotation mehr unterliegen oder es bilden sich Siedlungskonzentration mit einem Ring aus übernutzten Flächen, in denen der Prozess der Desertifikation schnell fortschreiten kann. Es lässt sich festhalten, dass die Bevölkerungsdichte nicht in allen Bereichen wo Desertifikation eine Gefahr darstellt als Ursache zu nennen ist, jedoch muss klar sein, dass unkontrolliertes Bevölkerungswachstum ein anthropogener Faktor sein kann, der zum Prozess der Desertifikation beiträgt und dazu führt (Mensching:1990:48-50).

5.3 Der Ursachenkomplex

Die Desertifikation setzt sich, wie die letzten Kapitel deutlich gemacht haben, aus vielen Ursachen zusammen. Dabei ist wichtig, dass nicht einzelne Ursachen die Desertifikation verursachen können sondern nur ein Zusammenspiel vieler Ursachen. Somit kann von einem Ursachengefüge gesprochen werden, was den Prozess der Desertifikation begünstigt und entstehen lässt. Häufig schaffen klimatische Faktoren, die Dürrezeiten oder ein Trend zur Aridifizierung, Rahmenbedingungen, die wiederum, unter anthropogenen Eingriffen in das Ökosystem, besondere Wirkungen auf die Entwicklung der Desertifikation haben. Anthropogene Ursachen alleine haben zwar starke ökologischen Degradationsfolgen, sind jedoch ohne den Rahmen klimatischer Bedingungen kein Ursachenkomplex für die Desertifikation (Mensching:1990:50-52/Stüben/Thurn:1991: 21). Zusammenfassen kann vermerkt werden, dass fast alle Desertifikationsgefährdeten Gebiete in Trockenzonen der Erde liegen.

Der Ursachenkomplex Mensch-Klima ist bisher wenig analysiert worden. Die einzigen Vergleichsuntersuchungen, welche gemacht wurden, zeigen bei gleichen ökologischen Bedingungen, einmal mit anthropogenen Eingriffen und einmal ohne, dass der sogenannte „human impact“ große Auswirkungen hat. Diese menschlichen Tätigkeiten stellen den anthropogenen Einfluss auf die Desertifikation dar und haben zur Definition dieses Begriffes beigetragen (Mensching:1990:2,52-52)

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783863418229
ISBN (Paperback)
9783863413224
Dateigröße
6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,3
Schlagworte
soil degradation extensive Weidewirtschaft Weidewirtschaft Trockengebiet Umweltproblem UN-COD
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Titel: Desertifikation und Bodendegradation: Beispiele aus dem Süden Afrikas
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