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Vom Aderlass bis zur Zahnextraktion: Medikale Konzepte und Therapiemaßnahmen im Spiegel ausgewählter Selbstzeugnisse im frühneuzeitlichen Europa

©2011 Bachelorarbeit 61 Seiten

Zusammenfassung

Lange beschäftigte sich die Medizingeschichte fast ausschließlich mit dem ärztlichen Stand und dessen Forschungen, Theorien und Entdeckungen. Der Patient ging hierbei als unumgängliches Mittel zur Geschichtsschreibung in einer gesichtslosen Masse unter. Erst durch ein vermehrtes Interesse für die Sozial- und Alltagsgeschichte wurde Mitte der 1980er Jahre der Blick auf die Laienperspektive gelenkt. Die vorliegende Arbeit betrachtet nunmehr zwei unter dem medizinhistorischen Aspekt der Laienperspektive noch nicht untersuchte Quellen. Zum einen wird der umfassende Briefwechsel der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans (1652-1722) untersucht, deren Verfasserin als Mitglied der europäischen Aristokratie nicht nur nebensächlich über selbst erfahrene oder ihr Umfeld betreffende Krankheiten schrieb. Sie gewährt uns heute neben einem Einblick in individuelle Krankheiten gleichsam ein Bild von Epidemien und die auf diese bezogenen Reaktionen der Umwelt. Als weitere sehr persönliche und ausführliche Quelle wird das umfangreiche Tagebuch des Samuel Pepys (1633-1703) betrachtet, das dem erstgenannten Zeugnis in Bezug auf Erwähnungen therapeutischer Konzepte und Krankheiten in nichts nachsteht. Der Hauptteil dieser Arbeit gliedert sich in drei Kapitel, wobei sich deren Struktur aus komparatistischen Motiven gleicht. Zunächst werden die theoretischen Grundlagen um Krankheiten und Therapiemaßnahmen definiert und die Pluralität der medikalen Konzepte dargelegt, wobei auch diese deskriptiv erörtert werden. Anschließend sind im folgenden Kapitel die Korrespondenzen der Herzogin von Orléans Gegenstand der Betrachtungen. Nachdem ein kontextueller Zusammenhang zwischen der Herzogin und ihren Briefen geschaffen wurde, werden zunächst Krankheiten und therapeutische Maßnahmen, dann die drei Konzepte einzeln analytisch auf ihren Gehalt um medikales Wissen untersucht. Ebenso unter diesen methodischen Aspekten und nach den gleichen Gliederungspunkten gestaltet sich die Untersuchung der Tagebücher des Samuel Pepys. Im letzten Kapitel des Hauptteils werden die zuvor gewonnenen Ergebnisse zunächst unter der Gegenüberstellung erwähnter Krankheiten und Therapiemaßnahmen und ferner um die Kenntnis der einzelnen Konzepte verglichen. Abschließend werden alle erbrachten Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst und ein Ausklick auf zukünftige thematische Forschungsschwerpunkte gegeben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2. Krankheiten, Therapiemaßnahmen und medikale Konzepte der frühen Neuzeit

Die frühneuzeitliche Schulmedizin Europas war durch einen pluralistischen Gesundheitsmarkt geprägt, der auf drei zentralen Konzepten ruhte. Bereits an dieser Stelle soll auf die immense Bedeutung der Humoralpathologie hingewiesen werden, da diese hippokratisch-galenische-Säfte-Lehre den Ausgangs- und ebenso Mittelpunkt der ärztlichen Behandlung darstellte.[1] Daher werden im Folgenden zunächst die prägendsten Krankheiten und damit verbundene Therapiemaßnahmen aufgezeigt, um anschließend die verschiedenen medikalen Konzepte herauszustellen, wodurch ein grundlegendes Verständnis für die Entstehung und Ausformung der Pluralität geschaffen werden soll.

2.1. Individuelle Krankheiten und Epidemien

Die Darlegung der Erkrankungen, die das frühneuzeitliche Europa bewegten, bildet den Ausgangspunkt für eine Beschreibung der Therapiemaßnahmen und der krankheitsdeutenden medikalen Konzepte. Den zu untersuchenden Selbstzeugnissen ist, wie in den einzelnen Kapiteln ausgeführt wird, eine Krankheitswahrnehmung zu entnehmen, die zwischen individuellen Krankheiten und Epidemien differenzierte. Als Ursachen individueller Krankheiten, zu denen frühneuzeitliche Zeitgenossen Infektionskrankheiten und Organbeschwerden zählten, wurden vor allem Erkältungen, Fehler der diätetischen Lebensausrichtung und erbliche Neigungen betrachtet.[2] Hierbei sind Fieber, Schnupfen, Husten, Milzbeschwerden[3], Gicht[4], Wassersucht[5], Rheumatismus[6], Koliken[7], Magenverstimmung, Verdauungsbeschwerden sowie Kopf- und Zahnschmerzen[8] besonders zu betonten, denn diese wurden auch von Elisabeth Charlotte von Orléans und Samuel Pepys häufig thematisiert.

Die jedoch größte medizinische Bedrohung stellten spontan auftretende Massenerkrankungen dar, deren epidemische Ausbreitung durch dicht bevölkerte Städte und überwiegend unhygienische Verhältnisse begünstigt wurde und oft mit Ernteausfällen und Hungersnöten einher ging. Die Pest ist hierbei wohl die bekannteste Epidemie des Mittelalters, wurde der Pestausbruch in Florenz 1348 doch schon im Decamerone[9] Boccaccios dargestellt und seit dem Mittelalter nicht ohne Grund als „Schwarzer Tod“ gefürchtet. Die Beulenpest wird durch Biss oder Kot der Ratten- und Menschflöhe übertragen und führt nach 48 Stunden zu einer bläulich-schwarzen Verfärbung der Stelle des Flohbisses. Nach zwei bis sieben Tagen folgt ein Anschwellen der Lymphknoten, was durch Fieberschübe, starke Kopfschmerzen, Halluzinationen und Blutungen unter der Haut begleitet werden kann. Der Tod tritt ein, wenn die Lymphdrüsen nach innen aufbrechen und eine daraus resultierende zu hohe Anzahl von Pesterregern eine Blutvergiftung bewirkt. Liegt die Wahrscheinlichkeit nach Erkrankung an der Beulenpest zu sterben bei 50%, so hat die Lungenpest eine Letalität von 100%. Die durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragende Krankheit führt nach 24 bis 48 Stunden Inkubationszeit zu Atemnot, Bluthusten und Herzrasen. Der unweigerliche Erstickungstod tritt durch eine Nervenlähmung und Zerstörung des Lungengewebes ein.[10] Diese Krankheitsbilder verdeutlichen die Angst der Zeitgenossen, die sich auch in den zu untersuchenden Korrespondenzen und Tagebucheinträgen wiederspiegelt.

Neben Fleckfieber[11], Malaria und der Geschlechtskrankheit Syphilis waren vor allem die Pocken gefürchtet. Diese Virusinfektion ließ jeden zweiten Erkrankten sterben. Das Überleben war nach 14-tägiger Erkrankung und Symptomen wie hohem Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlag mit eitrigen Pusteln mit einer folgenden lebenslangen Immunität, aber auch Narben verbunden.[12] Eine weitere gefürchtete Epidemie stellte die Ruhr dar, denn diese Infektionskrankheit ruft häufig blutige Durchfälle hervor, die durch den enormen Verlust von Wasser, Blut und Mineralien tödlich verlaufen können. Die Ausbreitung dieser Erkrankung des Magen-Darm-Trakts durch über die Nahrung aufgenommene Bakterien wurde ebenfalls durch mangelnde Hygiene unterstützt.[13]

Die individuellen und masseninfektiösen Erkrankungen wurden von den unterschiedlichen medikalen Konzepten gedeutet. Bevor jedoch auf diese eingegangen wird, sollen Therapiemaßnahmen vorgestellt werden, mit welchen die Konzepte die Krankheiten zu heilen beabsichtigten.

2.2. Therapiemaßnahmen

Die therapeutischen Maßnahmen der frühen Neuzeit ließen sich neben der eigenständigen Diätetik in innere (Pharmacia) und äußere Heilmittel (Chirurgia) unterteilen. Mittel zur inneren Anwendung stellten vor allem Medikamente und Elixiere zu Einnahme dar, welche die körperliche Stärke wiederherstellen oder unter prophylaktischen Aspekten auch erhalten sollten. Die Nutzung dieser Heilmittel begann bei der Selbstbehandlung mittels Kräuterbüchern und setzte sich bis hin zu von Ärzten und Apothekern kreierten Pulvern und Tränken fort. Neben Schmerzmitteln wie Opiaten, die vor allem die Symptome abschwächen sollten, war der Theriak[14] das bedeutendste Mittel, durch welches sich die Zeitgenossen Heilung erhofften. Wie der Theriak enthielten die meisten frühneuzeitlichen Medikamente vor allem abführende Inhaltsstoffe, was die Bedeutung des therapeutischen Mittels der Purgation beweist. Andere Arzneien verursachten neben schweißtreibender Reaktion einen erwünschten starken Brechreiz. Allerdings galten zu dieser Zeit auch Mineralwasser[15] sowie Schokolade, Tee, Kaffee und Tabak[16] als Medizin.

Eine Bäderkur stellte eine äußere Therapiemaßnahme dar, die zur gesundheitlichen Vorbeugung, aber ebenso zur Behandlung von Hautleiden, Wunden und Geschwüren genutzt wurde. Im Badehaus waren zugleich Bader anzutreffen, die neben Massagen und dem Ansetzen von Blutegeln auch trockenes und blutiges Schröpfen[17] zur therapeutischen Blutentziehung anboten, was ableitend, krampflösend und krampfstillend wirken sollte. Der pluralistisch geprägte, frühneuzeitliche Heilermarkt[18] erlaubte Barbieren aus vorbeugenden oder therapeutischen Gründen die reinigende Maßnahme des Aderlasses durchzuführen. Dieser äußere und gleichsam neben dem Schröpfen der Chirurgie zuzuordnende Eingriff war der primäre Weg zur Absonderung schlechter Säfte. Dabei wurden kosmologische und zeitliche Beziehungen – hierbei halfen Aderlaßkalender – sowie das Alter und die Konstitution des Patienten berücksichtigt. Nachdem das Blut durch Abbinden gestaut und eine Vene eingeschnitten war, wurden je nach Gesundheitszustand, da Folgen wie Mattigkeit und Abgeschlagenheit bekannt waren, 250 – 800 ml Blut gelassen. Umfassendere chirurgische Eingriffe stellten Amputationen, Zahnextraktionen, Steinentfernungen sowie Operationen bei Bruchleiden oder auch Krebs dar. Dem gegenüber standen einfache Maßnahmen um eine äußerliche Anwendung von Pomaden, Ölen und anderen Mitteln pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft. Diese konnten neben den beschriebenen Medikamenten und Elixieren ebenso wie der Aderlass und das Schröpfen auch zu prophylaktischen Zwecken eingesetzt werden.[19]

Purgation, Schröpfen, Aderlass und die Einnahme gesundheitserhaltender Mittel wurden nicht nur gegen individuelle Krankheiten eingesetzt, sondern ebenso zum Schutz vor Epidemien, beziehungsweise zur Genesung von diesen.[20] Scheinen diese Maßnahmen dem modernen Menschen irrational, waren sie doch zeitgemäß konzeptionell begründet. Als nachvollziehbarer mögen sich Quarantäneverordnungen[21], das Meiden bestimmter Nahrungsmittel und die im begrenzten Rahmen als therapeutisches Mittel zu bezeichnende schnelle, lange und weite Flucht[22] darstellen. Der unterschiedliche therapeutische Umgang mit Krankheiten ist hierbei eine Folge der verschiedenen Konzepte. Da Aspekte der Säfte- und Qualitätenmedizin (Humoralpathologie) in allen Konzeptionen aufgegriffen werden, soll diese Säule zunächst erläutert werden, bevor auf das Konzept mobiler Krankheitsmaterie und die Diätetik eingegangen wird.

2.3. Humoralpathologie

Die Humoralpathologie stellte das älteste und bedeutendste Medikalkonzept in der frühen Neuzeit dar. Daher soll zunächst ihr Ursprung und Inhalt präzisiert werden. Schließlich wirkte sich diese Traditionslinie nicht zuletzt auch auf eine elementar kritische Reflexion des ärztlichen Handelns aus, was sich in humanistischen Erkenntnissen von Möglichkeiten und Grenzen im Kampf gegen Krankheiten und der bis heute anhaltenden Bedeutung des hippokratischen Eides verdeutlicht.[23]

Die Humorallehre des Hippokrates betrachtete die Körpersäfte – in Anlehnung an antike Überlegungen der Naturphilosophen über die Urstoffe des Kosmos (Vier-Elemente-Lehre) – als Grundelemente des Organismus. Jedem der Säfte hafteten zwei der vier Primärqualitäten an, wobei in jeder Jahreszeit ein Saft im Körper dominierte. Das Blut galt als warm-feucht, Schleim (Phlegma) als kalt-feucht, gelbe Galle war warm-trocken und schwarze Galle kalt-trocken. Gesundheit stellte ein Resultat eines normalen Mischverhältnisses der Säfte (Eukrasie) dar. Krankheit wurde als Folge einer Störung dieser Mischung (Dyskrasie) betrachtet; somit als ein rationaler Prozess der Natur, der übernatürliche Einflüsse und magische Behandlungsweisen obsolet machte. Vielmehr wurde die Genesung durch natürliche Selbstheilungstendenzen des Körpers bestimmt, die durch den Arzt unterstützt wurden. Der körperliche Heilungsprozess des Kochens der „rohen“ Säfte und deren Ausscheidung zur Wiederherstellung der Eukrasie konnte durch ärztliches Schröpfen, Aderlässe sowie die Verabreichung Erbrechen hervorrufender, abführender und schweißtreibender Mittel verstärkt und beschleunigt werden. Alter, Geschlecht und Konstitution des Patienten beeinflussten freilich den Krankheitsverlauf, was durch Umwelteinflüsse, Gemütsverfassungen und Lebensgewohnheiten verstärkt wurde. Hippokrates betonte neben der Bedeutung der Genesung gleichsam die Wichtigkeit der Verhütung von Krankheiten, wobei er vor allem auf die Diätetik verwies, um der Dyskrasie durch die Regelung der gesamten Lebensweise nach dem Ideal des rechten Maßes vorzubeugen.[24]

Der Gladiatoren- und spätere kaiserliche Leibarzt Galen erweiterte die hippokratische Viersäftelehre von Elementen und Qualitäten um vier Kardinalorgane – Herz, Gehirn, Leber, Milz – die mit den Gliedmaßen über Venen, Arterien und Nerven verbunden waren. Den Kardinalorganen hafteten ferner Hauptvermögen an. Der Speisebrei aus dem Verdauungstrakt (Chylus) wurde durch die Leber zu Blut verkocht, wodurch diese aufgrund der ihr zugeschriebenen Attribute Ernährung, Wachstum und Fortpflanzung über das vegetative Vermögen verfügte. Das Blut wurde dem Körper über die Venen als Nahrung zugeführt, wobei die Gewebe die ihnen zugedachten Anteile durch anziehendes, zurückhaltendes, umwandelndes und ausscheidendes Vermögen aufnahmen. Da das Herz Träger der Lebenswärme war, besaß es nach Galen vitales Vermögen. Aufgabe der Arterien war es hierbei, diese Wärme im Körper zu verteilen, wobei das vitale Pneuma des Herzens ständig durch die Atemluft erneuert wurde. Ein Teil dieses Pneumas gelangte somit auch in das Gehirn, wo es durch das psychische Vermögen zu psychischem Pneuma umgewandelt wurde und die Nerventätigkeit bedingte. Es gelang Galen ebenfalls die Schmerzempfindung im zentralen Nervensystem und das Seelenpneuma in den Hohlräumen der Nerven zu lokalisieren. Er charakterisierte den Empfindungen folgend einen stechenden, pulsierenden, drückenden und bohrenden Schmerz. Hierbei trennte er Leib als Körperwelt („res extensio“) und Seele als Bewusstsein („res cognitans“).[25] Die unterschiedlichen Aufgaben von Venen und Arterien verdeutlichen freilich die Unkenntnis des Blutkreislaufs; jedoch konnte Galen eine systematische Ordnung schaffen, die Ursachen um krankhafte Verschiebungen der Primärqualitäten und Säfte sowie unverhältnismäßige Säfteansammlungen erklärte und Therapiemaßnahmen bot. Hierbei folgte der Mediziner dem Prinzip des Hippokrates, die Heilungstendenzen zu unterstützen. Das Galenische „Haus der Heilkunde“ bestand aus den Säulen Physiologie, Pathologie und Therapie. Ärztliche Hilfsmittel wie Harnschau und Pulsmessung traten auf Seiten der symptomatischen Behandlung in den Hintergrund, da diese von der vorbeugenden und ursächlich heilenden Therapie abgegrenzt wurde. Letztgenannte wurde durch den Anspruch dominiert, der Arzt müsste vor allem die austreibenden Kräfte stärken, um krankmachende Stoffe und Abfälle zu beseitigen. Dies verdeutlicht die Untergliederung der Therapie in Pharmazeutik, Chirurgie und Diätetik, welche als drittes medikales Konzept in diesem Kapitel näher betrachtet wird. Ferner beschrieb Galen die Teilung der Nosologie in drei Grundbefindlichkeiten, deren Veränderung gleichsam den Gesundheitszustand beeinflusste. Neben Gesundheit und Krankheit verwies er auf einen neutralen Zustand zwischen diesen.[26]

Mittelalterliche Klöster und Kathedralen bewahrten dieses antike Wissen. Griechisch-arabische Schriften verhalfen der Gesundheitspflege und Heilkunde im 12. Jahrhundert zu einem theoretischen Abschluss.[27] Die Dreiteilung der Galenischen Grundbefindlichkeiten wurde um Kenntnisse der Aristotelischen Temperamentslehre erweitert, indem man von der natürlichen Dominanz der Körpersäfte auf Charaktereigenschaften schloss: So waren die Sanguiniker süß, die Choleriker bitter, die Melancholiker traurig und die Phlegmatiker gleichmütig.[28]

2.4. Konzept mobiler Krankheitsmaterie

Die Vorstellung mobiler Krankheitsmaterie, die im Organismus kursierte, setzte sich in der frühen Neuzeit neben der Humoralpathologie zunehmend durch. Dieses Konzept bot allerdings bereits seit der Antike ein Erklärungsmodell für die Ausbreitung von Epidemien.[29] Hierbei drangen „Miasmen“ und „Kontagien“ von außen in den Körper ein und lagerten sich in Körperteilen und Organen ab, wo sie Beschwerden und Krankheiten verursachten. Dabei wird deutlich, dass dieses Konzept ebenso organübergreifend arbeitete, wie die Vier-Säfte-Lehre. Allerdings trat die Bedeutung des Verhältnisses der Säfte zueinander, zugunsten der Funktion dieser Säfte als Träger der schädlichen und giftigen Stoffe, in den Hintergrund. Anhänger der Kontagionentheorie betonten die Ansteckung („contagion“) von Mensch zu Mensch über Stoffe, Berührungen und Gegenstände an denen Krankheitsmaterie haftete[30], aber auch die mögliche Übertragung durch Atem und Ausdünstungen bereits Erkrankter. In diesem letzten Aspekt der infizierenden Übertragung ist dieses Modell nicht eindeutig von der Miasmentheorie zu trennen. Denn hierbei verunreinigten und verdarben Miasmen, die sich in Sümpfen, stehenden Gewässern, verrottetem Obst und Gemüse, menschlichen und tierischen Exkrementen sowie Kadavern befanden, die Luft, indem sie sich mit ihr vermischten. Dies wurde von unheilvollen Planetenkonstellationen, dem Klima und der Windrichtung begünstigt. Die so infizierte Luft wurde von den Menschen eingeatmet und ließ sie erkranken. Da beide Theorien die Bedeutung der Säfte betonten, ist es nicht verwunderlich, dass sie zu Aderlässen und Purgation rieten, um die Körpersäfte prophylaktisch zu regulieren beziehungsweise widernatürliche schädliche und giftige Materie aus dem Körper zu spülen. Jedoch sind auch Differenzen in der Reaktion auf Epidemien zu bemerken.[31] Während die Kontagionisten zu Quarantänemaßnahmen wie beispielsweise bei Ausbruch der Pest rieten, riefen Miasmatiker zur Flucht[32] auf und forderten das Fortschaffen und Vergraben von Unrat und Leichen[33] sowie die Verbesserung der Luft durch Feuer, Räucherungen[34] als auch Böllerschüsse, Riechstoffe wie Gewürze respektive Kräuter und das Tragen von Schutzmasken.

Beide Theorien betrachteten nicht nur die Pest als Krankheit schmutziger Orte, was sich durch die unreine Krankheitsmaterie ausprägte, die im Körper Ausschläge und andere Hautveränderungen hervorrief. Pocken, Ruhr, Fleckfieber, Cholera[35], Syphilis und englischer Schweiß[36] zeichneten sich durch ihre Symptome ebenso als schmutzige Krankheiten aus. War die Materie einmal im Körper und durch das Blut im Herzen angelangt, war es ein natürlicher Schutzprozess den Körpers, die Giftstoffe weit vom Herzen entfernt, in der Haut, anzusammeln. Da das Blut spätestens seit der Beschreibung des großen Blutkreislaufs von William Harvey 1628 für die Versorgung des gesamten Organismus zuständig war, indem es in richtiger Konsistenz und Menge vital im Körper pulsierte und das Ablagern von Krankheitsmaterie verhinderte, kam diesem unter den Säften die größte Bedeutung zu. Gleichsam regulierte es die Menge des zäh-kalten Phlegmas, das bei Übermaß zu einer Verstopfung aller Organdrüsen führen konnte. Da eine geregelte Verdauung als Grundlage für vitales Blut galt, musste auf diese besondere Rücksicht genommen werden, denn eine Veränderung des Blutes in Qualität und Quantität hatte auch Folgen für die anderen Körpersäfte, was die Selbstreinigungsfunktion beeinträchtigte. Zu viel Nahrung wiederrum hatte mehr Körpersäfte zur Folge, was Schlaganfälle auslösen konnte.[37] Dieser Aspekt verdeutlicht bereits die Wichtigkeit der Einhaltung des richtigen Maßes, was das dritte und im Folgenden inhaltlich präzisierte medikale Konzept der frühen Neuzeit darstellte.

2.5. Diätetik

Neben der Bedeutung der Genesung betonte schon Hippokrates die Wichtigkeit der Krankheitsprophylaxe. Der Diätetik kam hierbei eine besondere Rolle zu, da durch eine Anpassung der Lebensweise an das Ideal des rechten Maßes einem Ungleichgewicht der Säfte vorgebeugt werden konnte. Wohl nicht zuletzt aufgrund des Mangels in der Antike an wirkungsvollen ganzkörperlichen Mitteln zur Krankheits- und Schmerzbekämpfung verfeinerte Galen das hippokratische Modell um den gesundheitspflegenden Aspekt der Hygiene sowie um die „sex res non naturales“. Denn je nach Gebrauch und Dosierung trugen die Verhältnisse zwischen Licht und Luft (lux et aer), Essen und Trinken (cibus et potus), Bewegung und Ruhe (motus et quies), Schlafen und Wachen (somnus et vigilia), Ausscheidungen und Absonderungen (excreta et secreta) sowie seelische Affekte (affectus animi) zur Erhaltung der Gesundheit bei.[38] Diese Idee der antiken Diätetik setzte sich über das Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit fort, zielte sie doch auf Mäßigung und Ausgleich der in der bedeutenden Humoralpathologie betonten Temperamente und Säfte ab.

Primitive hygienische Bedingungen hatten vor allem in den Städten einen unangenehmen Geruch zu Folge, der als Aspekt von Staub, Rauch, Hitze (dies auch als Folge zu viel Sonnenlichts) und schlechten Dämpfen als gesundheitsschädlich galt. Somit musste diese Luft gemieden und sich mit frischer Luft umgeben, beziehungsweise die Qualität der Luft durch Düfte und Kräuteraromen verbessert werden. Aus Gründen der Prophylaxe wurden den schädlichen Ausdünstungen in Pestzeiten besondere Aufmerksamkeit zu teil. Sternen, Jahreszeiten und Winden wurde ein nicht unwesentlicher Einfluss auf Licht- und Luftverhältnisse zugeschrieben. Ferner legte man zur Erhaltung der Gesundheit großen Wert auf wetterangepasste Kleidung.

Den Mittelpunkt der frühneuzeitlichen Diätetik bildete das Reglement zum gesunden Verhältnis von Essen und Trinken. Wichtig waren hierbei neben der Quantität und Qualität der Nahrung gleichsam die Häufigkeit und der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Die Balance zwischen lebensverkürzender Gefräßigkeit und kräfteraubender Appetitlosigkeit war dabei das primäre Ziel. Um den Magen zu entlasten, wurde das Kauen betont, wodurch die Bedeutung der Mundhygiene stieg. Diese Entlastung wurde durch das Meiden wässriger und leicht faulender Nahrung, wie Früchte und Gemüse, unterstützt; wohingegen der Verzehr von gebratenem Fleisch und Trockenobst empfohlen wurde, da diese weniger Exkremente erzeugen würden. Wärmender Wein regte die Lebensgeiser an, sollte jedoch mit Wasser vermischt werden, um Trunkenheit vorzubeugen. Das Trinken reinen Wassers hingegen wurde aufgrund seiner kalten Eigenschaft abgelehnt, es wurde aber befürwortet, dieses unbedingt zum Kochen und Baden zu verwenden.

Die maßvolle Ausgewogenheit zwischen Bewegung und Ruhe war eine weitere Säule systematischer Lebensordnung. Bewegung förderte den Verbrauch überflüssiger krankmachender Säfte (besonders von feucht-kaltem Phlegma) und regte die innere Wärme an, die für die Verdauung unerlässlich galt. Jedoch führte zu viel Bewegung zum Austrocknen des Körpers und Kraftlosigkeit. Daher wurde vor allem der Spaziergang als gesundheitsunterstützende, moderate körperliche Bewegung empfunden. Auch maßvoll verwendete warme Bäder und Massagen hatten nicht nur eine psychologische Wirkung, sondern wärmten auch innerlich; zu viele verdünnten jedoch wiederrum den zähen Schleim.

Das gesunde Verhältnis von Schlafen und Wachen belief sich nach frühneuzeitlicher Auffassung bei ungefähr sieben Stunden Schlaf pro Tag. Für gesunde Menschen war ausschließlich die Nacht zum Schlafen vorgesehen. In dieser Zeit konnten sich Sinne und Hautatmung erholen und die Wärme im Körperinneren konzentrieren. Somit kam der Ruhe eine lebenserhaltende Funktion zu, die jedoch bei Übermaß den Körper schwächte. Die Müdigkeit als Bedürfnis zu Schlafen galt als Folge aufsteigender Feuchtigkeit nach körperlicher Anstrengung oder Mahlzeiten in das Gehirn, sodass Wert darauf gelegt wurde, niemals direkt nach der Nahrungsaufnahme zu Schlafen.

Mangelnde Wärme und eine schlechte Verdauung als Grundcharakteristikum des Menschen führten zur Bildung von Exkrementen wie Kot und Urin, gelber und schwarzer Galle, zu Schweiß und unsichtbarer Transpiration sowie Auswurf, Schleim, der sich im Hirn ablagern konnte, und Ohrenschmalz. Durch ungenügende Ausscheidungskraft und enge, trockene und verhärtete Ausscheidungswege konnte ein Teil dieser nicht abgesondert werden und führte zur Anhäufung schlechter Säfte. Kein Tag sollte ohne Ausscheidung vorüber gehen, was durch mechanische (Aderlass, Schröpfen) und medikamentöse Methoden (Einnahme von schweißtreibenden, abführenden oder Brechreiz auslösenden Mitteln) unterstützt werden konnte. Der korrekten Nahrungszufuhr kam hierbei wieder eine herausgestellte Bedeutung zu. Da sie bereits dargelegt wurden, sei an dieser Stelle noch einmal auf die Therapiemaßnahmen verwiesen und ihre Anwendung als prophylaktisches Mittel betont.

Den abschließenden Punkt der diätetischen „Sechs nicht natürlichen Dinge“ bildete das Haushalten mit seelischen Affekten beziehungsweise der Wechselwirkung von Körper und Seele. Die Sinne sollten zwar beansprucht, aber nicht überlastet werden. Angelehnt an die Temperamentslehre hatten Zorn, Traurigkeit und Leidenschaften disharmonisierende Wirkungen auf das seelische Gleichgewicht, was ebenso durch Alter, Jahreszeiten und Sterne beeinflussbar war.[39]

Wie in diesem Kapitel ausgeführt wurde, war die Pluralität der frühneuzeitlichen Schulmedizin hauptsächlich durch die drei dargelegten Konzepte charakterisiert. Die Humoralpathologie als traditionelles Grundgerüst betrachtete den menschlichen Körper als Summe der aus Herz, Gehirn, Leber und Milz entstammenden vier Kardinalsäfte. Die ihnen zugeschriebenen qualitativen Eigenschaften warm, kalt, feucht und trocken hatten auch wesensformende Auswirkungen. Gesundheit galt als Ausdruck eines ausgewogenen Säfteverhältnisses, Krankheit war durch deren Ungleichgewicht geprägt. Der Nahrung und dem damit verbundenen Verdauungsvorgang kam hierbei eine besondere Beachtung zu. An die Vier-Säfte-Lehre lehnte sich das Konzept von krankheitsverursachender Materie im Körper an, die durch die Säfte transportiert und verteilt wurde. Schließlich war die Lehre von den „Sechs nicht natürlichen Dingen“ das dritte medikale Konzept des Gesundheitsmarktes. Krankheiten sollte durch das Einhalten des rechten Maßes vorgebeugt werden, was erneut die Verdauungsfunktion hervorhob.

3. Die Korrespondenzen der Elisabeth Charlotte von Orléans

Nach der Ausführung der elementaren Medikalkonzepte wird nun der umfangreiche Briefverkehr der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans Gegenstand der Betrachtung. Bevor jedoch auf von ihr beschriebene individuelle Krankheiten und Epidemien sowie Therapiemaßnahmen eingegangen und anschließend untersucht wird, inwieweit sich Aspekte der Humoralpathologie, mobilen Krankheitsmaterie und Diätetik in den Laienzeugnissen verdeutlichen, soll zum besseren Verständnis das Leben der Herzogin und die Bedeutung ihrer Korrespondenzen ausgeführt werden.

3.1. Elisabeth Charlotte von Orléans: Leben und Bedeutung

Elisabeth Charlotte von Orléans, genannt „Lieselotte“, wurde am 27. Mai 1652 als Tochter des Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz und dessen Gemahlin Charlotte von Hessen-Kassel in Heidelberg geboren. 1658 trennte sich der Kurfürst von ihrer Mutter und ehelichte Baronin Marie Luise von Degenfeld. Lieselotte wurde eine standesgemäße Erziehung in Sprachen, Künsten, Etikette, aber auch Handarbeit, Tanz und Genealogie zu teil. Als jugendliche Kurfürstentochter wurde sie Zeugin des Pestausbruchs in der späteren kurpfälzischen Residenzstadt Mannheim. Protestantisch erzogen, trat sie aus dynastischen Gründen zum Katholizismus über und wurde 1671 gegen ihren Willen die zweite Ehefrau des Bruders Ludwigs XIV., Herzog Philipp I. von Orléans, dem sie drei Kinder gebar: Alexandre Louis d’Orleans, der jedoch nach drei Lebensjahren bereits 1673 verstarb; Herzog Philipp II. von Orléans sowie Elisabeth von Lothringen, die Leopold von Lothringen ehelichte. Lieselotte hatte zunächst ein gutes Verhältnis zum König, da sie nicht nur das Interesse am Münzsammeln verband, sondern ebenso die Liebe für Komödien und die Jagd. Diese Beziehung wurde durch einen Streit über eine Mätresse des Königs jedoch beendet, was Lieselotte zunehmend isolierte. Nach dem Tode ihres Bruders Kurfürst Karl von der Pfalz 1685 handelte der französische König dem Erbschaftsvertrag zuwider und begann den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697), in dessen Folge ihr elterliches Schloss niederbrannte und ihre Heimat verwüstet wurde. Lieselottes Mann, der 1701 verstarb, verteilte die ihm zugekommene Kriegsbeute unter seinen Günstlingen. Ihr Sohn Phillip wurde nach dem Tod des Königs 1715 Prinzregent für den noch unmündigen fünfjährigen Ludwig XV., was ebenso ihre Stellung bei Hofe verbesserte. Sie starb am 8. Dezember 1722 in Saint-Clou bei Paris.[40]

Elisabeth Charlotte konnte in Frankreich nie heimisch werden. Vielmehr entwickelte sie sich zu einer Außenseiterin, die sich einer umfassenden Korrespondenz widmete. Diesem Briefwechsel, der sich hauptsächlich an ihre Halbgeschwister Raugraf Karl Ludwig und Karl Moritz sowie die Raugräfinnen Luise und Amelie Elisabeth richtete[41], ist häufig die isolierte Rolle der Herzogin im französischen Hochadel zu entnehmen. Der oft betonte Stolz auf die deutsche Abstammung, vermittelte Kultur und die geäußerte Ablehnung[42] von höfischem Leben um Spiele und Genuss von Tee, Kaffee, Tabak und Schokolade[43] sind Indikatoren hierfür. Gerade aus diesem Verhältnis stellte sich aber eine intime Beziehung zu ihren Briefvertrauten dar, die detailierte Schilderungen des höfischen Lebens und somit auch Krankheiten offenbarte. So standen Krankheits- und Therapieberichte nicht in der Peripherie der Korrespondenzen, sondern stellten vielmehr einen wichtigen Fokus dar. Dies ermöglicht der heutigen Medizingeschichte einen detailierten Einblick in die frühneuzeitliche Krankheitswahrnehmung von Laien und potentiellen Patienten. Die Untersuchung der Briefe soll im Folgenden mit der Beschreibung von Erkrankungen beginnen.

3.2. Individuelle Krankheiten und Epidemien

Wenn Lieselotte über individuelle Krankheiten wie „Fieber“[44], „schnupen“[45] und „Husten“[46], sowie ebenso über „Stein“[47] und „Gries“[48], „Schlagfluß“[49] und „Schlag“[50], „Zahnwehe“[51], „Waßersucht“[52], „Potagram“[53] und ferner über „Kopffwehe“[54], „miltz“[55] und „miltzcoliq“[56] und allgemeine „Schmertzen“[57] berichtete, ermöglicht dies der modernen Medizingeschichte immense Rückschlüsse auf das Krankheitsbewusstsein von Laien. „Man kann ohne sterben nicht krancker sein, alß ich geweßen.“[58] Diese identifizierende Selbstwahrnehmung Lieselottes nach einer überstandenen Krankheit 1721 lässt Rückschlüsse auf ihr bekannte Krankheitserfahrungen und damit verbundenes praktisches Wissen führen. Der Schmerz spielt hierbei eine besondere Rolle, da er das deutlichste Warnsignal des kranken Organismus ist. Dieses Empfinden verdeutlicht sich auch in den Briefen der Herzogin, indem sie diesen häufig thematisierte. Wenn sie selbst nie an Zahnschmerzen gelitten hat, aber gleichwohl ihr Bedauern über den Schmerz der Raugräfin Luise ausdrücken will, so konnte sie das nicht an Erfahrungswerten, sondern einzig ihr bekannten Berichten festmachen: „.. daß Ihr mitt flüßen auff den zänen geplagt seidt, den man sagt, es wehren abscheüliche schmertzen. Ich habe, gott sey danck, mein leben kein zahnwehe gehabt, weiß es also nur von hören sagen.“[59] Ebenso war der Herzogin bewusst, dass Schmerz viele Ursachen hat – ist er doch ein wichtiger Indikator für eine tatsächliche oder potentielle Gewebeschädigung des Körpers. So beklagte sich Lieselotte vielfach über Kopfschmerzen, deren Ursache sie in der schlechten Pariser Luft sah, wo doch die „pfältzische lufft viel gesunder ist“[60]. Ferner beschrieb sie die durch den „Stein“ hervorgerufenen Nieren- und Blasenschmerzen als Plage.[61]

Durch das Leben am französischen Hof nahm Lieselotte Erkrankungen sehr genau in deren Quantität wahr, was sich an der von ihr beschriebenen Häufigkeit von Schlaganfällen[62] und den daraus zu befürchtenden geistigen[63] und körperlichen Folgen[64] verdeutlicht. Eindringlich erfährt der Leser auch über die Wassersucht der Raugräfin Amelise[65], die diese nicht überlebte. Schließlich befürchteten auch Lieselottes Ärzte, sie könne an der Wassersucht erkranken, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ihre Mutter daran verstarb.[66] Ferner standen häufig Berichte über die Gicht (hierbei auch Podagra), befürchtete Erkrankungen der Milz sowie Krebs[67] im inhaltlichen Fokus der Briefe. Nahezu ebenso häufig, wie Lieselotte Krankheiten schilderte, erwähnte sie auch das Fieber, was in Anbetracht der Eigenschaft als Begleitsymptom vieler Erkrankungen nicht verwundert. Doch sie beschrieb das Fieber nicht als Folgeerscheinung einer Krankheit, sondern, wenn auch oft mit Schnupfen und Husten einhergehend, als Aspekt der Krankheit, den es zu bekämpfen galt. In den Briefen wurden unterschiedliche Formen des Fiebers benannt: Neben dem wohl als gemeinem „hitzigen fieber“[68], stellte Lieselotte oft das „fleckfieber“[69] dar, wohingegen sie das „scharlach-fieber“ und „hirschfieber“[70] nur einmal erwähnte.

Mit dem Fleckfieber sprach Lieselotte auch eine erste Krankheit an, die sich epidemisch ausbreiten konnte. Während sie im Dezember 1706 Pocken und Fleckfieber[71] noch beiläufig als in Versailles grassierend erwähnte, bildeten sie zwischen dem Herbst 1719 und Frühjahr 1720 den thematischen Mittelpunkt der Korrespondenzen. „Paris ist voller kranckheitten, kinderblattern[72], rodtlen, fleckfieber und sonsten hitzigen fieber, auch sterben unerhört viel leutte.“[73] Zeitgleich forderte die „rohte ruhr“[74] „viel todten und krancken zu Paris“[75], sodass Lieselotte befürchtete, die Epidemien würden „auch auffs landt in allen dorffern“[76] kommen. Schließlich brach auch die „abscheüliche pest nun zu Marseille, Arle[s] und Aix“[77] aus, wobei die Herzogin bemerkte, dass auch die in ihren Jugendjahren erlebte Pest in Mannheim mit dem Fleckfieber begann[78].

Geben die Briefe einen enormen Einblick in die subjektive Laienwahrnehmung von Krankheiten eines gebildeten Mitglieds des Hochadels, enthalten sie auch detailierte Beschreibungen von therapeutischen Maßnahmen, wobei die persönliche Meinung der Herzogin stets mitklingt, was sich bei einer Betrachtung der in den Korrespondenzen geschilderten Therapiemaßnahmen zeigen wird.

3.3. Therapiemaßnahmen

Aufgrund ihres sozialen Standes konnte Lieselotte stets auf hochgebildete Ärzte und Wundärzte zurückgreifen. Jedoch bediente auch sie sich bei leichten Erkrankungen und Verletzungen an ihr bekannten Mitteln der Selbstmedikation. So benutzte die Herzogin zur Linderung von Schulterschmerzen das „florentinische öhl“[79], aß sich das Fieber einmal mit Kirschen weg[80] und schmierte sich bei Fieber den Magen mit „pomade divine“[81] ein, was sie auch bei Geschwüre, Husten und Verbrennungen empfahl. Ihre Präferenz für eine natürliche Selbsttherapie wird deutlicher, betrachtet man folgendes Zitat: „Die docktoren können die haußmittel nicht leyden undt die seindt offt beßer undt heylsamer, alß all ihre regeln.“[82] Die in ihren Kreisen weit verbreitete Einnahme prophylaktischer Medizin zur Purgation sowie die gesundheitserhaltende Anwendung des Aderlasses lehnte sie deutlich ab, denn „wen man gesundt ist, soll man keine remedien gebrauchen, den daß macht kranck“[83]. Vielmehr betonte die Herzogin die selbstreinigende Wirkung des Schnupfens und Hustens, da sie „hirn undt leib gantz purgiren“[84]. Den Briefen ist ebenso der therapeutische Einsatz von Bädern zu entnehmen, welche Lieselotte jedoch auch ablehnte.[85] Aderlass und Purgation bildeten das Zentrum der medikalen Therapien am französischen Hof. Es wurde nicht nur bei Husten und Schnupfen[86] sowie Fieber[87] zur Ader gelassen und purgiert, sondern auch bei mutmaßlichen Knochenbrüchen[88]. Ebenso wurden Fleckfieber, Ruhr[89] und die Pest[90] mit Aderlässen als auch Brech- und Abführmittel bekämpft. Lieselotte sprach sich in ihren Korrespondenzen durchgehend gegen eine inflationäre Nutzung dieser Maßnahmen aus und untermauerte diese Meinung mit Negativbeispielen: „Die docktoren haben sie eben umgebracht. […] Sie hatte ein geschwer, man hatt sie so offt zur ader gelaßen, daß daß geschwer eingeschlagen, ist in wenigen tagen gestorben.“[91] Ebenso gab sie Ärzten die Schuld am Tode ihres erstgeborenen Kindes[92] und eines ihrer Enkelkinder[93]. Nach einem Armbruch in Folge eines Reitunfalls war Lieselotte auf einen Barbier angewiesen, der ihr den Arm schiente und somit die Schmerzen nahm. Nicht zuletzt aus Neid öffneten andere Barbiere den Verband jedoch wieder und bewegten ihn, was eine Geschwulst und monatelange Schmerzen nach sich zog.[94] Dieses Erlebnis baute ihre negative Einstellung gegenüber Ärzten aus. Jedoch fasste Lieselotte Vertrauen zu ihrem Leibarzt, der als „ein gelehrter man, der seine sache woll versteht, undt wirdt mir nie nicht ordoniren, wen er nicht sicht, daß es mir nöhtig ist, drumb thue ich auch gleich, waß er will“[95], denn er räumte gleichsam seiner Patientin der Natur eine bedeutende Rolle im Heilungsprozess ein. Durch ihn ließ sich die Herzogin auch zum Trinken des purgierend wirkenden „grünen safft[s]“ ermutigen, der aus „brunenkreß, körbel und chicoree“ bestand.[96] Weitere häufig eingesetzte Medikamente waren die Fieberrinde[97], das Opium enthaltende Schmerzmittel „englische dropffen“, was nach „magensamen und theriack“ schmeckte[98], wodurch wir erfahren, dass auch Lieselotte diesen Trank eingenommen hatte, und das von ihr präferierte „meledy-Kent-pulver“[99]. Dieses wirkte schweißtreibend und fand bei individuellen Krankheiten als auch Epidemien wie Fleckfieber und Pocken Anwendung. Ferner halfen Leinsamen gegen Nierenschmerzen[100], bei Gelbsucht verabreichte man eine Mischung aus Safran, Rosmarin und Wein[101] und auch gegen die Pest existierten „viele remedien“[102]. Ebenso existierte ein Rezept gegen die Pocken, um welches sie die Raugräfin Luise bat, um es ihrer Tochter bei einer eventuellen Infektion verabreichen zu können.[103] Weiterhin verwendete sie „Kirschenbrandenwein“ und „keyßer Carls kopffwaßer“, welches sich die Herzogin aus einer einer Frankfurter Apotheke schicken ließ.[104] Hierauf war sie angewiesen, weil die französischen Apotheken „nichts in der weldt, alß clistirmedecinen undt rossenwaßer, sonst gar nichts“[105] führten und sie der Meinung war, „man ist in Teutschlandt viel sorgfältiger in den apotheken, alß hir im landt“[106].

Lieselotte berichtete auch über einige Operationen am Hof. Zahnextraktionen waren hierbei neben der Behandlung von Verletzungen die am häufigsten durchgeführten Operationen. Allerdings schienen diese nicht ungefährlich, denn einer Patientin ist hierbei das Zahnfleisch verletzt worden, sodass sich ein Geschwür bildete, an dem sie erstickte.[107] Burstkrebsoperationen waren ebenso gefürchtet, denn ihre Folgen waren ernüchternd: „Der krebs ist eine abscheüliche sach; hir schneydt man ihn nun. Ich weiß vier weiber, so man seyder wenigen jahren die brüste abgeschnitten hatt.“[108] Schließlich thematisierte sie auch Augenoperationen, indem sie schilderte, wie einem ihr bekannten Adeligen das Fleisch um die Augen weggeätzt wurde und sie eine Erblindung befürchtete.[109]

„Viel leütte hir drincken thé undt caffé undt chocolat, aber ich nehme gar nichts von dießen zeug, bilde mir ein, es seye nicht gesundt.“[110] Lieselotte teilte zunächst nicht die Meinung, Kaffee, Tee, aber auch „tabackrauchen“[111] hätten eine stimulierende, harn- und schweißtreibende, appetitanregende Wirkung auf den Körper. Hierin unterschied sie sich vom allgemeinen medizinischen Standpunkt ihrer Zeit. Tee und Kaffee halfen hierbei, durch die ihnen zugeschriebenen warm-feuchten Eigenschaften, den Verdauungsprozess zu unterstützen, indem sie das zäh-kalte Phlegma verdünnten. Eine daraus folgende Verbesserung des Nahrungsbreis bedingte eine Vitalitätssteigerung des Blutes. Die so entstandene heilsamere Konsistenz des Blutes half, durch die Befreiung der Organdrüsen und Gelenke von Phlegma, gegen befürchtete Krankheiten wie Herzleiden, Milzbeschwerden, Magen- und Brustschmerzen, Schlaganfälle und Kopfschmerzen. Ebenso bewirkten die harntreibenden Eigenschaften den Abbau von Steinen in Nieren und Blasen. Tabak deckte sich mit diesen Eigenschaften und wurde nicht zuletzt aufgrund seiner geistig anregenden Wirkung gar als Allheilmittel angesehen. Im Gegensatz dazu wirkte Schokolade in getrunkener Form zwar nicht purgierend, konnte aber prophylaktisch eingesetzt zur Qualitätssteigerung des Blutes beitragen und somit das Herz stärken sowie Hirn und Nerven nähren, indem sie, neben Medizin auch als Nahrungsmittel angesehen, im Magen nicht mehr zu Verdauungsbrei umgewandelt werden musste und somit die Verdauungstätigkeit unterstützte.[112] Auch wenn die Herzogin höchst negativ über diese Mittel urteilte[113], trank sie 1713 auf Anraten ihres Arztes „all tag einen becher mitt caffé, daß jagt mir die windt weg undt verhindert mich, dicker zu werden“[114].

Nachdem nun in den Korrespondenzen enthaltene Krankheiten und Therapiemaßnahmen thematisiert wurden, werden die Briefe nun unter der Fragestellung untersucht, inwieweit die Autorin mit den zeitgenössischen medikalen Konzepten vertraut war, wobei mit der elementaren Konzeption der Humoralpathologie begonnen wird.

3.4. Humoralpathologie

Im Alter von 69 Jahren kam Lieselotte 1721 über das Essverhalten einer ebenso betagten Freundin zu dem Schluss, dass „der magen die hitze nicht mehr hatt, so er in der jugendt gehabt.“[115] Hierbei wird deutlich, dass sie um die nach dem humoralpathologischen Konzept zum Verdauungsprozess benötigte Hitze im Magen wusste. Als elementare Voraussetzung für das Säftegleichgewicht und eine daraus resultierende Gesundheit war es daher wichtig, diese Wärme zu erhalten: „Habt acht, daß Ihr den magen auch nicht gar zu sehr verkühlt! den das ist auch gefehrlich.“[116] Kam es trotzdem zu einer Dyskrasie und fiebrigen Erkrankung, galt es, das gesunde Verhältnis der Körpersäfte wieder herzustellen. Einerseits unterstützten hierbei Symptome wie Husten und Schnupfen den körperlichen Heilungsprozess durch das Auswerfen des Phlegmas aus Brust und Lunge; ein Punkt, welcher der Herzogin bekannt war und den sie über therapeutische Mittel der Purgation stellte.[117] Jedoch ließ auch sie sich im Krankheitsfall zur Ader und purgieren, um überflüssige Säfte auszutreiben. Dies untermauert die Feststellung, dass ihr diese therapeutischen Aspekte der Humoralpathologie nicht nur bekannt waren, sondern sie aufgrund der tiefen gesellschaftlichen Manifestation dieser medizinischen Maßnahmen über sich ergehen ließ, um zu gesunden und auch zumindest eine farbliche Veränderung des Bluts durch ein Ungleichgewicht der Säfte diagnostizierte.[118] Ferner war sie von einer unterschiedlichen Wirkung verletzter Nerven und Adern überzeugt. Denn während sich geschädigte Nerven in Schmerzen verdeutlichten, war ein angeschwollener Fuß ein Resultat einer verrenkten oder gar gebrochenen Ader.[119]

Einen Einblick in ein tieferes Verständnis der Säftelehre erlaubt Lieselottes Schilderung einer Milzkolik mit Fieber, die durch einen Überfluss von Galle hervorgerufen wurde.[120] Frühneuzeitliche Ärzte betrachteten Erschöpfung, Kummer, Sorge, Zorn, aber auch die Sonnenhitze sowie Kälte, Schlaflosigkeit und Verdauungsstörungen als Auslöser des Fiebers. Denn hierdurch gerieten die Grundelemente des Körpers (Hitze/Feuer, Kälte/Luft, Trockenheit/Erde, Feuchtigkeit/Wasser) in ein Ungleichgewicht. Dies hatte eine widernatürliche Hitzeentwicklung im Herzkörper (enthaltender und fester Körperteil), den Säften (enthaltener und feuchter Körperteil) oder dem Pneuma (durchdringender Teil) zu Folge. In einem dieser entstanden, griff das Fieber auf die beiden anderen Teile über und steckte sie an.[121] Anhand der Grundelemente ließen sich ferner die vier Arten des Fiebers erkennen: Ein Übermaß an Hitze hatte so ein „continuirliche[s]“[122] Fieber zu Folge, während das Quotidianafieber aus zu viel Kälte resultierte. Der Überfluss von Feuchtigkeit bedingte das Tertianafieber und schließlich Trockenheit das Quartanafieber.[123] Lieselotte schrieb über einen ihr bekannten Mann, dass dieser nach einer Fiebererkrankung „gelber und dürer, alß er sein leben geweßen“[124]. Demzufolge litt der Herr aufgrund seiner gelblichen Hautfärbung wahrscheinlich an einer Störung der Leber, was die zeitgenössischen Doktoren als Übermaß an warm-trockener gelber Galle als Ausscheidungsprodukt der Leber und somit Tertianafieber („tertianfieber“[125] ) respektive „gelbsucht“[126] interpretierten. Durch die Betonung des Zusammenhangs von Säften und Fiebern zeigt sich, dass Lieselotte dieses sich bedingende Grundkonstrukt durchaus bekannt war.

Wenn die Herzogin von einer entstandenen „kranckheit von der sonnenfinsternuß“[127] sprach, zeigt sich hierin der Glaube an einen Einfluss der Gestirne. Die häufige Betonung von Milzleiden unter der Ausführung in der Milz produzierter schwarzer Galle und Melancholie, belegt die in der Humoralpathologie bestimmte Wechselseitigkeit von Kardinalorganen und Temperamenten.[128] So stellte sie cholerische Charakterzüge eines Melancholikers als äußerst positiv dar: „Es ist nicht gar schlim, ein wenig gezwungen sein, zu raßen; den daß schüdelt das miltz, macht schwitzen undt vertreibt dadurch die bößen humoren undt verhindert, kranck zu werden.“[129] Andererseits konnte Trauerschmerz Melancholie zur hervorstehenden Charaktereigenschaft machen und somit die Dominanz eines Körpersaftes verursachen. „Wen unßer verhengnuß unß ein unglück über daß ander schickt undt unßer temperament miltzsüchtig[130] ist, so zicht man sich alleß zu hertzen undt wirdt melancolisch.“[131] Diese „melancolische galle“[132] führe folglich zu einer Erkrankung der Milz. „Es were kein wunder, wen bey itzigen schlimen zeitten undt continuirlichen lamanttiren, so man überall hört, einem die miltz blähen undt wehe thun sollte.“[133]

Es lässt sich resümieren, dass Lieselotte um alle elementaren Aspekte der Humoralpathologie wusste; die Bedeutung der Verdauung, der Einfluss von Qualität, Quantität und Verhältnis der Säfte auf die Gesundheit und die Wechselwirkung von Temperamenten und Körpersäften waren ihr mehr als vertraut. Anschließend wird nun geprüft, ob der Herzogin das Konzept mobiler Krankheitsmaterie bekannt, oder zumindest in Teilen geläufig war.

3.5. Konzept mobiler Krankheitsmaterie

1719 stellte Lieselotte fest: „Paris ist noch voller bößer lufft und kinderblatter.“[134] Hieran gab sie vor allem faulendem Fleisch, dem daraus resultierenden Gestank und den unhygienischen Verhältnissen die Schuld, da sie feststellte: „Paris ist ein abscheülicher, heyßer undt stinckender ort nun; die gaßen stincken, daß mans nicht außstehen kann. Der gestanck kompt von den met[z]gern; den in dießer hitze verfault viel fleisch, die fisch dan, viel fisch, daß mitt den mengten leütten, so in den gaßen pißen, macht einen solchen abscheülichen gestanck, daß einem recht übel dabey wehrn mögte. Ich glaube, daß dießes die ursach ist, daß nun so gar viel krancken sein, kinderblattern undt hitzige fieber.“[135] Es verdeutlicht sich somit das Bild, dass die Herzogin vor allem sich ausbreitende Epidemien mit in der Luft befindlichen schädlich-giftigen Miasmen verband, obwohl sie auch beim Auftreten vieler Erkältungen betonte, „es muss etwaß in der lufft [sein]“[136]. Neben diesem war die Luft jedoch auch an Flüssen schuld, die als flüssige und bewegliche Krankheitsmaterie im Körper kursieren konnten und vor allem in Gliedern und Gelenken Krankheiten verursachten[137], was sich hauptsächlich in Schwellungen verdeutlichte, wie sie auch Lieselotte beschrieb. So berichtete sie, dass sie eine Komödie nicht besuchen konnte, „wegen eines fluß, so mir den lincken backen, abscheülich hatt geschwellen machen.“[138] Ein Fluss und eine daraus resultierende Gicht konnte sich in Form eines schmerzhaften Podagra auch an der großen Zehe manifestieren[139], was auch die Herzogin befürchtete. „Ich will hoffen, daß der schmertzen, so mir ahm großen zehen kompt, nur ein fluß undt kein podegra ist; allein es ist ein ungemachlicher fluß.“[140] Flüsse konnten einerseits durch krankhafte Veränderung von Säften entstehen, andererseits durch eine Infektion mit von außen eindringender Materie, was auch zu Massenansteckungen führen konnte.[141] Diese Ansteckung thematisierte die Herzogin ausdrücklich bei dem gleichzeitigen Ausbruch von Pocken, Fleckfieber und Röteln in Paris[142] und der Pest in Marseille. Während sie sicher war, „das gemeine undt ordinari fieber steckt nie ahn“[143], breiteten sich die Epidemien aus und „regier[t]en stärcker, alß nie, zu Paris“[144]. Lieselotte befürchtete eine Ausbreitung[145], denn sie wusste, dass diese nach kontagionistischen Aspekten, wobei sie diese Fachtermini freilich nicht benannte, von Mensch zu Mensch übertragen werden konnten: „Es were kein wunder, wen die pest in Saxsen kämme, weillen der könig in Poln undt seine leütte es woll auß Poln bringen mögen.“[146] Einem Arzt, der nicht an die Ansteckungsgefahr der Pest glaubte, wollte sie empfehlen, seinen Sohn nach Marseilles zu schicken, „umb zu sehen, ob sie nicht ahnsteckt.“[147] Ebenso war ihr die Übertragung von Krankheiten über von Infizierten berührte Gegenstände und Kleidungsstücke bekannt.[148]

Der Herzogin waren demnach die wichtigsten Säulen des Konzepts krankhafter Materie bekannt. Die bedeutsamsten therapeutischen Maßnahmen zu Absonderung des schädlichen Gifts stellten Aderlass sowie das Verabreichen von Abführ- und Brechmitteln. Wie zu den Therapiemaßnahmen dieses Kapitels ausgeführt, benannte sie diese ebenso. Die Ansteckungsgefahr mit giftigen Stoffen über die Luft und infizierte Personen war ihr mehr als geläufig, wobei eine klare fachliche Trennung von Miasmen- und Kontagionentheorie freilich nicht stattfand. Vielmehr vermischte sie diese unter den Ursachen und Ausprägungen von Flüssen. Es bleiben nun die diätetischen Aspekte in den Briefen zu analysieren und nach dem subjektiven Standpunkt Lieselottes als Laie zu untersuchen.

3.6. Diätetik

Aufgrund der Assoziation der schwarzen kalt-feuchten Galle mit dem Herbst, galt für die Herzogin auch schlechtes Wetter als begünstigendes Kriterium von Milzschmerzen, denn ihre „miltz wirdts woll gewahr, thut bey diesem heßlichen wetter recht wehe.“[149] Der Einfluss des Wetters auf Gesundheit und Gemüt stellte für Lieselotte eine Tatsache dar[150], sodass es im Sinne des rechten Maßes galt, Qualität und Quantität von Licht und Luft gesundheitsfördernd einzusetzen. Schließlich rief die Pariser Luft bei ihr nicht nur „kopffwehe“[151] hervor, sondern konnte auch gar „kranck“[152] machen. Andere Luft hingegen war ihr „auß der maßen gesund“[153] und förderte den Heilungsprozess ihrer Meinung nach mehr als therapeutische Mittel[154]. Diätetisch eingesetzt, konnte Bewegung an der frischen Luft die Gesundheit unterstützen, wie auch die Herzogin feststellte: „Spatziren gehen ist gesundt.“[155], und ebenso Beschwerden wie Kopfschmerzen vertreiben: „[..] mein docktor hatt mir gerahten, spatziren zu fahren, welches ich gethan. Da ist mir das kopffwehe vergangen, alß wen man mirs vom kopff gezogen hette.“[156] Sie wusste somit um den gesundheitlichen Nutzen reiner Luft und um den positiven Effekt der maßvollen Ausgewogenheit von Bewegung und Ruhe. Nicht zuletzt auf Anraten ihres Arztes, lernte sie den diätischen Wert der Bewegung schätzen[157] und beschwerte sich in ihren Briefen fortan häufiger über „zu viel ruhe“[158], die Milzschmerzen verursachte und gegen die vor allem Bewegung half: „Auf der jagt gehe ich nunmehr nur wegen meiner gesundtheit; den wen ich keine starcke bewegung habe, so habe ich abscheüliche miltzschmertzen.“[159] Dies sah sie in den häufigen Erkrankungen junger Aristokraten bestätigt.[160] Die Erkrankung an den Pocken sei somit „kein wunder“ gewesen, denn „ die junge leütte, wen sie zu Paris sein, erhitzen sich sehr und schlaffen wenig.“[161] Nach Mahlzeiten und körperlicher Anstrengung stieg müde machende Feuchtigkeit in das Gehirn auf, die bei zu wenig Schlaf den Körper schwächte und somit Krankheiten begünstigen konnte. Daher legte Lieselottes Arzt ihr, auch in Anbetracht ihres fortgeschrittenen Alters nahe, sich um 22 Uhr schlafen zu legen[162] und nicht, wie am Hofe durchaus üblich, an ausgiebigen Festmahlen bis in die späte Nacht teilzunehmen. Folglich stellte sie fest: „Ich befinde mich gar woll bey früh eßen undt früh schlaffen gehen, daß ich es so weit führen werde, alß mir möglich sein wirdt.“[163] Indem sie das späte Essen verwarf[164], aufgrund negativer Beispiele den übermäßigen Konsum von Alkohol ablehnte[165] und aus der Erfahrung um gesunde Lebensmittel wie Obst[166] wusste, wurden die diätischen Aspekte des Schlafens und Wachens sowie des Essens und Trinkens elementare Bestandteile ihres Lebens. Wenn sie auch häufig die Absonderungen und Ausscheidungen ihres Körpers beschrieb, so war sie doch nicht vom prophylaktischen Nutzen therapeutischen Maßnahmen wie Aderlass und Purgation überzeugt, da sie diese vor allem mit der aus ihnen folgenden Mattigkeit verband.[167] Daher suchte sie Ärzte, auch wen diese ihr zur dauerhaften Verfügung standen, nur bei stärkeren Erkrankungen auf; den gesundheitlichen Nutzen von Bäder lehnte sie ebenso ab: „Ich meine nicht, daß die bäder gutt vor husten undt brustwehe sein.“[168] Das diätische Haushalten mit seelischen Affekten stellte sich für Lieselotte als entscheidender Faktor zur Erhaltung der Gesundheit dar. Denn einerseits konnte ein überhitztes Gemüt Krankheiten verursachen, so gibt sie die Schuld einer Erkrankung ihres Sohnes seinem „dollen leben“[169], andererseits konnten positive Gefühle die Genesung unterstützen: „Aber wen man waß findt, daß von hertzen lachen macht, so findt sich doch daß miltz erleichtert.“[170] Somit ist erwiesen, dass Lieselotte um Aspekte aller „Sechs nicht natürlichen Dinge“ wusste, sie jedoch äußerst subjektiv bewertete.

[...]


[1] Menninger: Genuss, S.119.

[2] Menninger: Genuss, S.116, 125.

[3] Bezeichnung für Beschwerden im Bauchbereich, unter anderem durch eine Magenschleimhautentzündung, Verstopfung oder auch depressive Verstimmung hervorgerufen. Metzke: Lexikon, S.87.

[4] Krämpfe und krampfartig auftretende Krankheiten. Metzke: Lexikon, S.66.

[5] Krankhafte Wasseransammlungen in Körperteilen, was oft ein Zeichen für eine Herzschwäche oder Eiweißmangel ist. Metzke: Lexikon, S.114.

[6] Chronisch entzündliche Erkrankungen mit lokal teils intensiven Schmerzen, die häufig an den Gelenken auftritt. Metzke: Lexikon, S.100-101.

[7] Krampfartiger Leibschmerz. Metzke: Lexikon, S.80.

[8] Jütte: Ärzte, S.83-84.

[9] Boccaccio, Giovanni: Das Dekameron. Aus d. Ital. übers. v. Albert Wesselski, 2 Bde., Leipzig-Frankfurt a.M. 11909. 61980.

[10] Jankrift: Krankheit, S.78, 80-81. Kupferschmidt: S.7-9, 105.

[11] Infektionskrankheit mit Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost sowie Bewusstseinsstörungen. Metzke: Lexikon, S.113.

[12] Winkle: Geißeln, S.831-833.

[13] Jankrift: Krankheit, S.105.

[14] Der Theriak ist ein seit der Antike aus 66 pflanzlichen, tierischen und mineralischen Bestandteilen eingesetzter Trank. Er wurde zur Prophylaxe und Behandlung von Erkrankungen als Arzneimittel angewandt. Jankrift: Krankheit, S.83.

[15] Stolberg: Homo patiens, S.156.

[16] Menninger: Genuss, S.263. Die ihnen zugesprochenen Eigenschaften und Wirkungen auf den Körper werden in Kapitel 3.3 erläutert, da zuvor die konzeptionellen Grundlagen zum Verständnis dieser in den Kapiteln 2.3 bis 2.5 aufgeführt werden.

[17] Das erwärmte Schröpfkopfglas entwickelt eine Saugwirkung, die beim trockenen Schröpfen einen Reiz durch Blutrückfluß zur geschröpften Stelle hin bewirkt. Beim blutigen Schröpfen wird Blut durch Anritzen einer Hautpartie unter Ausnutzung der Saugwirkung entzogen. Jütte: Ärzte, S.71.

[18] Der frühneuzeitliche Heilermarkt zeichnete sich durch eine enorme Pluralität aus. So praktizierten nicht nur akademisch gebildete Ärzte, sondern neben ihnen Bader, Barbiere und Handwerkschirurgen sowie eine Vielzahl von Laienheilern. Stolberg: Homo patiens, S.88.

[19] Jütte: Ärzte, S.68-72. Stolberg: Homo patiens, S.85-87. Schäfer, Daniel: Alter und Krankheit in der Frühen Neuzeit. Der ärztliche Blick auf die letzte Lebensphase, Frankfurt a.M. 2004, S.112-113.

[20] Jankrift: Krankheiten, S.81.

[21] Kupferschmidt: Pest, S.12.

[22] Jütte: Ärzte, S.73. Kupferschmidt: Pest, S.9.

[23] Weisser, Ursula: Hippokrates (ca.460 – 375 v. Chr.), Galen (129 – ca. 200 oder nach 210 n. Chr.), In: Engelhardt, Dietrich von/Hartmann, Fritz (Hg.): Klassiker der Medizin I. Von Hippokrates bis Hufeland, München 1991, S.16.

[24] Weisser: Hippokrates, S.13-16. Schipperges, Heinrich: Homo patiens. Zur Geschichte des kranken Menschen, München 1985, S.107.

[25] Diese Schmerzvorstellung beruht auf der hippokratisch-galenischen Lehre unter Berücksichtigung einer zunehmenden Kenntnis um die Anatomie, angefangen bei empirischen und experimentellen Studien der Schule von Alexandria bis hin zur Trennung von Pharmazeutik, Chirurgie und Diätetik sowie dem „cartesianischen Dualismus“ Descartes` (1596-1650). Basler, Heinz-Dieter/ Franz, Carmen/ Kröner-Herwig, Birgit/ Rehfisch, Hans-Peter: Psychologische Schmerztherapie, 5. Auflage, Heidelberg 2004, S.153-155.

[26] Weisser: Hippokrates, S.23-26. Jankrift: Krankheiten, S.8-9. Schipperges: Geschichte, S.108f. Hervorzuheben ist ferner die Historia Naturalis von Plinius (23/24 n.Chr. – 79), in welcher er Heilmittel aus dem Pflanzen- und Tierreich beschrieb und auf deren Wirkung verwies. Prinzipien der Krankheitsvorbeugung, gesunden Lebensführung, aber auch Behandlung und Chirurgie fanden in Celsus` (um 25 v.Chr. – um 50) medicina detailierte Beschreibung. Jankrift: Krankheiten, S.9-11.

[27] Jankrift: Krankheiten, S.18. Das vierte Laterankonzil 1215 verbot Klerikern das Studium der Medizin und führte zu einer Verweltlichung der Heilkunde, in deren Folge sich Chirurgie und innere Medizin trennten. Ebenso wurden die Anatomie, Chirurgie und Pharmazie zu eigenständigen Säulen. Jankrift: Krankheit, S.30-31.

[28] Bergdolt, Klaus: Leib und Seele. Eine Kulturgeschichte des gesunden Leibes, München 1999, S.142-146.

[29] Bereits im alten Rom war bekannt, dass Sümpfe durch ihre stehende Eigenschaft Fäulnis- und Verwesungsprozesse bedingten und dadurch fieberhafte Krankheiten wie Malaria begünstigten. Daher wurden Böden zur Bekämpfung der Malaria saniert. Winkle, Stefan: Die sanitären und ökologischen Zustände im alten Rom und die sich daraus ergebenden städte- und seuchenhygienischen Maßnahmen, Sonderdruck aus Hamburger Ärzteblatt Hefte 6 und 8 1984, Hamburg 1984, S.2, 19.

[30] „[..] sondern es stellte sich auch heraus, daß schon Berührung der Kleidung oder irgendeines andern Gegenstandes, den die Kranken berührt oder gebraucht hatten, den Berührenden mit dieser Krankheit ansteckte.“Boccaccio: Dekameron, Bd.1, S.11.

[31] Gleichsam bedeutend bei der Interpretation von Epidemien war der Zorn Gottes, den es durch Gebete, Wallfahrten, Prozessionen, Gottesdienste, Talismane und Amulette zu besänftigen galt. Kupferschmidt: Pest, S.9. „[..] die todbringende Pest gekommen ist, die, entweder durch die Einwirkung der Himmelskörper oder wegen unsers schlechten Wandels von dem gerechten Zorne Gottes zu unserer Besserung über die Sterblichen geschickt [..].“Boccaccio: Dekameron, Bd.1, S.9-10.

[32] „[..] gegen die Pest gebe es keine bessere oder ebenso gute Arznei als die Flucht [..]“Boccaccio: Dekameron: Bd.1, S.13-14.

[33] „[..] wurden, da die Kirchhöfe allenthalben voll waren, große Gruben gemacht und die neu Hinzukommenden [Leichen] zu Hunderten hineingelegt [..]“Boccaccio: Dekameron, Bd.1, S.18.

[34] Hierbei wurde auch Tabak verbrannt. Menninger: Genuss, S.259.

[35] Infektiöse und lebensbedrohliche, durch Bakterien übertragene Durchfallerkrankung. Metzke: Lexikon, S.44.

[36] Häufig tödliche Infektionskrankeit mit frieselartigen Hautausschlägen. Metzke: Lexikon, S.107.

[37] Stolberg: Homo patiens, S.158-164. Kupferschmidt: Pest, S.9-12. Jankrift: Krankheit, S.81-82.

[38] Weisser: Hippokrates, S.25-26. Jankrift: Krankheiten, S.10.

[39] Schäfer: Alter, S.57-68.

[40] Holland: Briefe, Bd.1, S. 509-510.

[41] Holland: Briefe, Bd.1, S.494.

[42] „Wer nicht in zwang leben will, muß Franckreich meyden.“Holland: Briefe, Bd.1, S.112.

[43] Holland: Briefe, Bd.1, S.114. Bd.5, S.10, 159. Bd.6, S.151, 423, 473.

[44] Holland: Briefe, Bd.1, S.17, 30, 39, 60, 67, 132, 138, 145, 197, 213, 229, 234, 291, 350, 371, 473.

[45] Holland: Briefe, Bd.1, S.29, 61, 65, 72, 80, 372, 442.

[46] Holland: Briefe, Bd.3, S.1, 3, 15, 47, 52, 103, 114, 127, 143, 163, 214, 440, 468.

[47] Holland: Briefe, Bd.1, S. 209, 397. Bd.2, S. 552.

[48] Holland: Briefe, Bd.1, S.193, 203, 209. Bd.4, S.290. Schmerzen bei Nieren- und Blasensteinleiden. Metzke: Lexikon, S.67.

[49] Holland: Briefe, Bd.1, S.115. Bd.2, S.79, 487. Bd.5, S.28. Bd.6, S.117. Schlaganfall, wobei der Begriff für jede plötzliche, nicht anders erklärbare Todesursache verwendet wurde. Metzke: Lexikon, S.62.

[50] Holland: Briefe, Bd.1, S.112. Bd.2, S.254. Bd.3, S.236. Bd.5, S.216. Bd.6, S.329. Schlaganfall, Apoplexie. Metzke: Lexikon, S.105.

[51] Holland: Briefe, Bd.2, S.292, 513, 514, 638. Bd.6, S.328.

[52] Holland: Briefe, Bd.1, S.249. Bd.2, S.113, 268. Bd.6, S.374, 445.

[53] Holland: Briefe, Bd.2, S.17, 470, 485, 486, 496. Bd.4, S.141, 149. Bd.5, S.36, 371. Gichtschmerzen in der großen Zehe. Metzke: Lexikon, S.66.

[54] Holland: Briefe, Bd.3, S. 20, 74, 103, 118, 127, 212, 237, 269, 385, 438, 468.

[55] Holland: Briefe, Bd.1, S.120, 122, 164. Bd.2, S.7, 156, 609. Bd.3, S.39. Bd.5, S.160, 169. Bd.6, S.3.

[56] Holland: Briefe, Bd.1, S.100.

[57] Holland: Briefe, Bd.4, S.115, 120, 144, 156, 162, 210, 262.

[58] Holland: Briefe, Bd.6, S.16.

[59] Holland: Briefe, Bd.1, S.59.

[60] Holland: Briefe, Bd.1, S.67.

[61] „[..] den sie ist sehr damitt geplagt, hatt neülich 2 stein von sich geben.“Holland: Briefe, Bd.1, S.209. „[..] zudem hatt sie stein undt griße undt mühe, zu pißen, daß hatt sie so geendert, daß man sie kaum kenen kann.“Holland: Briefe, Bd.2, S.552.

[62] „Etwaß vor den schlagfluß were hir woll von nöhten; den dieße kranckheit wirdt gar gemein hir.“Holland: Briefe, Bd.1, S.115.

[63] „Madame la princesse sorgt vor ihre seele, den sie hatt nicht ahn gott dencken können, hatt gleich den verstandt verlohren, es ist ein art von schlag, so sie grührt hatt.“Holland: Briefe, Bd.3, S.236.

[64] „[..] aber die zung ist ihm ein verlähmt [..]“Holland: Briefe, Bd.2, S.145. „Den die königin in Preussen schreibt mir, daß sie gar ellendt undt gantz scheff von ihrem schlagfluß geworden sein.“Holland: Briefe, Bd.6, S.116-117.

[65] Holland: Briefe, Bd.2, S.113.

[66] Holland: Briefe, Bd.3, S.39.

[67] „Die arme madame Dangeau ist übel dran; man fürcht, sie bekomme einen krebs ahn einer brust.“ Holland: Briefe, Bd.1, S.164.

[68] Holland: Briefe, Bd.4, S.207.

[69] Holland: Briefe, Bd.2, S.244.

[70] Beide: Holland: Briefe, Bd.6, S.152.

[71] Holland: Briefe, Bd. 1, S.490.

[72] Pocken im Kindesalter. Metzke: Lexikon, S.37. Die Herzogin erkrankte in Paris selbst an dieser Krankheit und wäre nach eigener Aussage am 17. Tag beinahe daran gestorben. Holland: Briefe, Bd.2, S.510. Sie war nach ihrer Genesung zeitlebens mit entstellenden Narben gezeichnet. Holland: Briefe, Bd.1, S.113.

[73] Holland: Briefe, Bd.4, S.207.

[74] Holland: Briefe, Bd.4, S.222.

[75] Holland: Briefe, Bd.4, S.271.

[76] Holland: Briefe, Bd.5, S.17.

[77] Holland: Briefe, Bd.5, S.261.

[78] Holland: Briefe, Bd.5, S.262.

[79] Holland: Briefe, Bd.1, S.84. Auch als „italienisch wurmöhl“ bezeichnet. Holland: Briefe, Bd.1, S.438.

[80] Holland: Briefe, Bd.1, S.350.

[81] Holland: Briefe, Bd.2, S.681.

[82] Holland: Briefe, Bd.2, S.111. Die Verabreichung von Medizin war oft mit Anleitungen zur diätischen Lebensführung verbunden: „Er [ihr Sohn] hatt gleich seinen augendockter hollen laßen, welcher ihm zwar gutte mittel geben, ihm aber dabey eine regulirt leben vorgeschrieben in eßen, in drincken etc.“Holland. Briefe, Bd.3, S.132.

[83] Holland: Briefe, Bd.1, S.196. „[..] weillen ich mein leben kein remedium auß precotion [genommen], den ich sehe hir, alle die so auß precotion burgiren undt aderlaßen, seindt alle delicatter undt kräncklicher, alß ich.“Holland: Briefe, Bd.2, S.145.

[84] Holland: Briefe, Bd.2, S.18. „Von meinen remedien will ich nichts mehr sagen, mein husten undt schnupen haben mich beßer purgirt undt sein mir beßer bekommen, alß die aderlaß undt saltz von Ipsom.“Holland: Briefe, Bd.2, S.556.

[85] „Ich meine nicht, daß die bäder gutt vor husten undt brustwehe sein.“Holland: Briefe, Bd.1, S.40.

[86] Holland: Briefe, Bd.1, S.283.

[87] Holland: Briefe, Bd.1, S.291.

[88] Holland: Briefe, Bd.5, S.167.

[89] Holland: Briefe, Bd.2, S.510, 605. Bd.4, S.238.

[90] Holland: Briefe, Bd.5, S.269.

[91] Holland: Briefe, Bd.2, S.38.

[92] Holland: Briefe, Bd.3, S.133.

[93] Holland: Briefe, Bd.1, S.190-191. Es wurden bereits 3 Monate alte Säuglinge zur Ader gelassen. Holland: Briefe, Bd.1, S.394.

[94] Holland: Briefe, Bd.1, S.87.

[95] Holland: Briefe, Bd.3, S.128.

[96] Holland: Briefe, Bd.4, S.115.

[97] „quinquina“Holland: Briefe, Bd.1, S.38, 292. Bd.3, S.403. Bd.5, S.270. Bd.6, S.10, 464.

[98] Holland: Briefe, Bd.2, S.284.

[99] Eigentlich „mylady-Kent-pulver“Holland: Briefe, Bd.2, S.389, 618, 631, 655.

[100] Holland: Briefe, Bd.2, S.528.

[101] Holland: Briefe, Bd.4, S.65.

[102] Holland: Briefe, Bd.5, S.89.

[103] Holland: Briefe, Bd.1, S.104.

[104] Holland: Briefe, Bd.1, S.93.

[105] Holland: Briefe, Bd.2, S.493.

[106] Holland: Briefe, Bd.5, S.38.

[107] Holland: Briefe, Bd.6, S.328.

[108] Holland: Briefe, Bd.3, S.445.

[109] Holland: Briefe, Bd.1, S.207.

[110] Holland: Briefe, Bd.1, S.114. „Ich bin nicht persuadirt, daß caffé, the undt chocolat leütte, so nicht Indianer sein, gesundt ist.“Holland: Bd.5, S.10.

[111] Holland: Briefe, Bd.1, S.475.

[112] Menninger: Genuss, S.252-258.

[113] „Thé kompt mir vor wie heü undt mist, caffé wie ruß undt feigbonnen, undt chocolatte ist mir zu süs, […], chocolatte thut mir wehe im magen.“Holland: Briefe, Bd.2, S.296.

[114] Holland: Briefe, Bd.2, S.315.

[115] Holland: Briefe, Bd.6, S.150.

[116] Holland: Briefe, Bd.1, S.351.

[117] „In den jahren kann husten und Schnupen nicht schaden, ist mehr gesundt, alß ungesundt; es dint beßer, alß eine purgation.“Holland: Briefe, Bd.5, S.301.

[118] „Mein bludt war gar heßlich.“Holland: Briefe, Bd.2, S.265. „[..] den es ist so schwartze galle von mir gegangen, wie der koht auff der gaßen; undt auch grün undt gehle““ (sic!; gelbe) Holland: Briefe, Bd.3, S.462. Später besaß Lieselotte sogar einen Aderlaßkalender. Holland: Briefe, Bd.6, S.119.

[119] „Ich glaube, daß etliche adern ahn meinem fuß verrenckt sein oder gar gebrochen, den es thut mir noch wehe undt geschwilt alle abendt.“Holland: Briefe, Bd.1, S.441.

[120] Holland: Briefe, Bd.2, S.211.

[121] Wernhard, Matthias: Galen. Über die Arten der Fieber in der arabischen Version des Hunain Ibn Ishaq. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie, München 2004, S.15-23.

[122] Holland: Briefe, Bd.5, S.101.

[123] Schöner, Erich: Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie, Wiesbaden 1964, S.89-92.

[124] Holland: Briefe, Bd.1, S.17.

[125] Holland: Briefe, Bd.1, S.474.

[126] Holland: Briefe, Bd.5, S.26.

[127] Holland: Briefe, Bd.1, S.201.

[128] „Daß die humoren endern, weiß ich nur gar zu woll durch eygene experientz; aber wen man waß findt, daß von hertzen machen macht, so findt sich doch daß miltz erleichtert.“Holland: Briefe, Bd.1, S.433.

[129] Holland: Briefe, Bd.1, S.164.

[130] Dieser Zustand wird durch die mit schwarzer Galle verstopfte Milz hervorgerufen. Metzke: Lexikon, S.114.

[131] Holland: Briefe, Bd.1, S.305. „Die betrübtnuß hatt mir die galle undt miltz gantz auffrührerisch gemacht.“Holland: Briefe, Bd.4, S.188.

[132] Holland: Briefe, Bd.6, S.13.

[133] Holland: Briefe, Bd.6, S.3.

[134] Holland: Briefe, Bd.4, S.305.

[135] Holland: Briefe, Bd.3, S.356-357.

[136] Holland: Briefe, Bd.2, S.18. „[..] die vielen caminen schuldig dran [am Husten] sein undt daß der rauch die lufft dick und versalzen macht [..]“Holland: Briefe, Bd.1, S.79.

[137] Stolberg: Homo patiens, S.130. „Es ist gewiß etwas in der lufft, so flüße undt husten gibt; alle menschen haben schir den husten hir [..]“Holland: Briefe, Bd.2, S.335.

[138] Holland: Briefe, Bd.1, S.192.

[139] Stolberg: Homo patiens, S.132.

[140] Holland: Briefe, Bd.1, S.58.

[141] „Die flüße undt halßwehe regiren jetzt starck hir undt gar viel leütte sterben dran zu Paris.“Holland: Briefe, Bd.1, S.135.

[142] „Ich habe all mein tag gehört, daß nichts schlimmers in ahnsteckenden kranckheit[en] undt wo gifft ist, wie bey kinderblattern, rödtlen oder fleckfieber, nichts gefehrlicher ist, alß durchleüffe.“Holland: Briefe, Bd.5, S.59.

[143] Holland: Briefe, Bd.1, S.197.

[144] Holland: Briefe, Bd.5, S.45.

[145] „Gott gewahre, daß es nicht herkommen mag!“Holland: Briefe, Bd.5, S.261.

[146] Holland: Briefe, Bd.5, S.355.

[147] Holland: Briefe, Bd.6, S.169.

[148] „Seine kranckheit war abscheülich. Die duchesse de Villery hatt nur zu Versaille mitt ihrem man gesprochen; sein kleydt, so in monsieur le Dauphins cammer geweßen, hatt sie schon ahngesteckt [..]“Holland: Briefe, Bd.2, S.245.

[149] Holland: Briefe, Bd.2, S.156.

[150] „Daß kalte wetter hatt mir geschadt, daß heyße wetter mich wider zu recht gebracht.“Holland: Briefe, Bd.1, S.294.

[151] Holland: Briefe, Bd.1, S.58.

[152] Holland: Briefe, Bd.1, S.124.

[153] Holland: Briefe, Bd.1, S.11.

[154] „Die frische lufft wirdt ma tante eher die hauptschmertzen benehmen, alß hundert aderläß.“Holland: Briefe, Bd.1, S.392.

[155] Holland: Briefe, Bd.1, S.107.

[156] Holland: Briefe, Bd.3, S.249. „Mein docktor [..] hatt mich dießen nachmittag spatziren fahren machen.“Holland: Briefe, Bd.3, S.198.

[157] „Ich bin persuadirt, daß man ehr courirt, wen man sich weniger schondt.“Holland: Briefe, Bd.1, S.337.

[158] Holland: Briefe, Bd.5, S.27.

[159] Holland: Briefe, Bd.1, S.129. „Mein miltz plagt mich noch etlich mahl, aber so baldt ich spatziren gehe, wirdt es wieder gutt.“Holland: Briefe, Bd.2, S.7.

[160] „[..] alle gar junge leütte jetz[t] so gar kräncklich sein; mich deücht; zu meiner zeit war es nicht so undt junge leutte wahren frisch undt gesundt. Ich glaube, daß die ursach ist, daß zu meiner zeit die leütte offter in die lufft gingen undt sich mehr bewegten, alß man nun [thut], man spilten undt sprung in den gärtten.“Holland: Briefe, Bd.3, S.257.

[161] Holland: Briefe, Bd.1, S.134.

[162] „[..] man rufft mich auß ordre des docktors; den umb 10 soll ich zu bett.“Holland: Briefe, Bd.3, S.198.

[163] Holland: Briefe, Bd.6, S.42.

[164] „Mein docktor hatt gemeint, daß wen ich gar nichts zunachts eße, daß ich beßer schlaffen.“Holland: Briefe, Bd.3, S.55.

[165] „[..] princess Anne nicht gesundt, sie soll, wie man sagt, zu viel hitzige wein trincken [..]“Holland: Briefe, Bd.1, S.223. „Er hats aber thewer genung bezahlt; den ich bin sicher, daß daß sauffen sein leben verkürtzt hatt.“Holland: Briefe, Bd.1, S.300.

[166] „Abricosen können sie nicht kranck gemacht haben; obst ist mehr gesundt, alß ungesundt, wen man es reiff undt nicht zu viel ist.“Holland: Briefe, Bd.1, S.203.

[167] „Mein aderlaß undt grüner safft hatt mich so abgematt, daß ich vor Schwachheit nicht mehr habe gehen können, hab den safft quittiren müßen.“Holland: Briefe, Bd.4, S.128.

[168] Holland: Briefe, Bd.1, S.40.

[169] „Mein sohn [..] hatt sich mitt seinem dollen leben kranck gemacht, mitt ballen spillen, baaden undt seine metres zu offt zu besuchen [..]“Holland: Briefe, Bd.1, S.411-412.

[170] Holland: Briefe, Bd.1, S.433.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783863418267
ISBN (Paperback)
9783863413262
Dateigröße
379 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Samuel Pepys Elisabeth Charlotte von Orléans Lieselotte von der Pfalz Diatetik Galen Antike Medizingeschichte

Autor

Eric Kresse, B.A., wurde 1986 geboren. Sein Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr München schloss der Autor im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Während des Studiums sammelte der Autor umfassende Erfahrungen mit historischen Texten. Fasziniert von der Entwicklung der Medizin motivierte ihn dieses Interesse, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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Titel: Vom Aderlass bis zur Zahnextraktion: Medikale Konzepte und Therapiemaßnahmen im Spiegel ausgewählter Selbstzeugnisse im frühneuzeitlichen Europa
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