Geocaching in der Schule: Eine Trendsportart im jahrgangsübergreifenden Projekt
©2010
Examensarbeit
61 Seiten
Zusammenfassung
'Geocaching-Boom: Die Welt, eine Schatzinsel' tituliert der Spiegel-Online seinen Artikel über den neuen 'Hightec-Trendsport' (Hillenbrand, 2010) - das Abenteuerspiel ist auf dem Vormarsch und erfreut sich immer wachsender Beliebtheit. Es ist längst Zeit, dass das Geocaching auch in die schulische Praxis Einzug erhält, wie erste amerikanische Beispiele es zeigen. Abgesehen von dem hohen Spaß- und Spannungsfaktor des Geocachings, der SuS sicherlich fesseln und für diese Outdoorunternehmung begeistern könnte, bekam ich im Zuge meiner persönlichen Geocachingerlebnisse schnell einen Blick für das hier verborgene pädagogische Potential, das in meinen Augen eine große Chance für die schulische Arbeit darstellt. Bisher verfügt der deutsche Literaturmarkt über keine dezidierte Auseinandersetzung mit dem Thema Geocaching in Schulen. Auch der Abgleich mit den Richtlinien und Lehrplänen öffnet hier alle Pforten. Vor diesem Hintergrund entstanden die thematische Ausrichtung dieser Studie und ihre zentrale Fragestellung. Auf der Basis von Erfahrungen in der Planung und Durchführung eines Projekts soll erörtert werden, ob und inwiefern das Geocaching eine für Schulen pädagogisch wertvolle und realisierbare Innovation darstellt. Das Handlungsfeld Geocaching wird in Kapitel 2 zunächst theoretisch erörtert, um ein grundsätzliches Verständnis des Konzepts Geocaching zu gewährleisten. Das Kapitel beinhaltet zum einen seine Definition und Begriffsklärung, beschreibt ebenso Spielidee und Abläufe, Formen und Ausprägungen. Letztlich wird ein kurzer Einblick in die geschichtliche Entwicklung geboten. Im zweiten Teil dieser Arbeit richtet sich der Blick auf das Geocaching im schulischen
Zusammenhang. Hier wird zunächst eine Umsetzungsmöglichkeit des Geocachings im Handlungsfeld Schule am Beispiel des eigens geplanten und durchgeführten Projekts aufgezeigt und dieses in seiner konzeptionellen Anlage und Programmgestaltung vorgestellt. Im Anschluss daran findet eine Auswertung dieser Praxiserfahrungen statt, indem eruiert wird, welche pädagogischen Chancen dem Geocaching zugrunde liegen und welche Bedingungen für eine erfolgreiche Implementierung erfüllt sein müssen. Während mit ersterem eine pädagogische Begründung bzw. Rechtfertigung für die Einbindung des Geocachings in die schulische Welt, im Besonderen in das Unterrichtsfach Sport, angestrebt wird, werden mit den folgenden Kapiteln Bedingungen und Optionen einer Implementierung in gewisserweise erste Handlungsentwürfe […]
Zusammenhang. Hier wird zunächst eine Umsetzungsmöglichkeit des Geocachings im Handlungsfeld Schule am Beispiel des eigens geplanten und durchgeführten Projekts aufgezeigt und dieses in seiner konzeptionellen Anlage und Programmgestaltung vorgestellt. Im Anschluss daran findet eine Auswertung dieser Praxiserfahrungen statt, indem eruiert wird, welche pädagogischen Chancen dem Geocaching zugrunde liegen und welche Bedingungen für eine erfolgreiche Implementierung erfüllt sein müssen. Während mit ersterem eine pädagogische Begründung bzw. Rechtfertigung für die Einbindung des Geocachings in die schulische Welt, im Besonderen in das Unterrichtsfach Sport, angestrebt wird, werden mit den folgenden Kapiteln Bedingungen und Optionen einer Implementierung in gewisserweise erste Handlungsentwürfe […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Zusammenhang. Hier wird zunächst eine Umsetzungsmöglichkeit des Geocachings im Hand-
lungsfeld Schule am Beispiel des eigens geplanten und durchgeführten Projekts aufgezeigt
und dieses in seiner konzeptionellen Anlage und Programmgestaltung vorgestellt. Im An-
schluss daran findet eine Auswertung dieser Praxiserfahrungen statt, indem eruiert wird, wel-
che pädagogischen Chancen dem Geocaching zugrunde liegen und welche Bedingungen für
eine erfolgreiche Implementierung erfüllt sein müssen. Während mit ersterem eine pädagogi-
sche Begründung bzw. Rechtfertigung für die Einbindung des Geocachings in die schulische
Welt, im Besonderen in das Unterrichtsfach Sport, angestrebt wird, werden mit den Kapiteln
Bedingungen und Optionen einer Implementierung in gewisserweise erste Handlungsentwürfe
konstruiert, die interessierten Schulen oder Kollegen Orientierung und Anhaltspunkte bieten
könnten. Kapitel 3.2.2.1 beinhaltet eine Katalogisierung der Aufgaben der Initiatoren, eine
Erörterung der wichtigsten rechtlich zu beachtenden Aspekte und eine Auslegung des Vorha-
bens auf die allgemeinen Richtlinien sowie die Lehrpläne des Faches Sport. Das Unterkapitel,
das sich mit den Optionen einer Einbindung des Geocachings in Schule befasst, gibt zum ei-
nen Aufschluss darüber, in welchem strukturellen Rahmen das Geocaching Einzug in Schule
halten kann, zum anderen bietet es konkrete Beispiele einer Einbettung des Geoachings in die
Bildungsarbeit anderer Unterrichtsfächer.
Im Schlussteil dieser Untersuchung ziehe ich ein Fazit, nachdem Erfahrungen und Erkennt-
nisse reflektiert und beurteilt sowie kritische Aspekte angebracht und überdacht wurden.
Wichtig ist es mir an dieser Stelle zu betonen, dass diese Studie zwar im Fachbereich Sport
verortet ist, das Thema jedoch in gleichem Maße eine Auseinandersetzung unter allgemeinpä-
dagogischen Perspektiven verlangt und eine Einbindung des Geocachings in die schulische
Praxis allgemein, also nicht nur bezogen auf das Unterrichtsfach Sport, behandelt wird.
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1
Insofern hätte das Thema auch bei einem Vertreter des Hauptseminars bearbeitet werden können. Dies wurde
mit dem Erstprüfer Herr Müller im Vorfeld abgesprochen.
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Im Sinne einer flüssigeren Lesbarkeit des Textes verzichte ich in meiner Examensarbeit auf die Nennung bei
der Geschlechtsformen und verwende die maskuline Form. An dieser Stelle soll hervorgehoben werden, dass
damit jedoch beide Geschlechter angesprochen werden. Der im Fortgang der Arbeit oft zu verwendende
Terminus Schülerinnen und Schüler wird im Folgenden der Einfachheit halber mit dem Kürzel SuS versehen.
Ebenso stehen die Abkürzungen RuL und Klp für die häufig zitierten Richtlinien und Lehrpläne (Sek. II) und
Kernlehrpläne (Sek. I) (Gymnasium NRW- Sport).
2
2. ZUR THEORIE DES GEOCACHINGS
2.1 Geocaching Begriffsbestimmung
Das Geocaching (griechisch geo für Erde bzw. Landschaft und englisch cache für geheimes
Lager/Versteck bzw. caching für verstecken) wird in der einschlägigen Literatur und in ent-
sprechenden Internetquellen gemeinhin als eine ,,moderne Form der Schnitzeljagd bzw.
Schatzsuche" (vgl. Sadewasser, 2004, 14; Gründel, 2000, 14; geocaching.de, 2010) definiert.
Teßmer et al. (2004, 7) gehen von einem ,,Abenteuerspiel" aus.
Mithilfe geographischer Koordinaten wird der so genannte Cache bzw. der Schatz gesucht,
ein wasserdichtes Behältnis verschiedenster Arten und Größen
3
, in dem ein Logbuch und ei-
nige kleine Tauschgegenstände verwahrt werden. Dieser kann von allen Geocachern, eine
große Community, die über die ganze Welt verstreut ist, versteckt werden. Da die Suche nach
den Caches internet- und GPS-gestützt ist, werden die oben geschilderten, gängigen Begriffs-
bestimmungen um Bezeichnungen wie ,,Hightec" bzw. ,,elektronische Schatzsuche",
,,Satelliten-Jagd" oder ,,Schnitzeljagd reloaded" erweitert (Marek, 2008; Titus, 2006).
Im amerikanischen Raum, in dem das Geocaching seinen Ursprung hat, zudem große
Popularität und Verbreitung findet, ist es gängig, hier von einem Sport zu sprechen. So hand-
habt es auch der amerikanische Autor McNamara (2004, 9) im Rahmen seiner Begriffsbe-
stimmung: ,,Geocaching is a new, popular sport that relies on using a Global Positioning Sys-
tem (GPS) receiver, the Internet and your powers of observation."
Die Wortbedeutung gibt bereits eine wesentliche Komponente des Geocachings preis: Das
Outdoorerlebnis, auf der offiziellen Homepage geocaching.com als der ,,Hauptreiz beim Geo-
caching" tituliert. Ebenso der Comedian und Autor Bernhard Hoecker, seinerseits
passionierter Geocacher, verleiht seinem Buch den Untertitel: ,,Mit Geocaching zurück zur
Natur". So führt die Schatzsuche durch das freie Gelände, oft durch besonders reizvolle Land-
schaftsumgebungen, vorbei an Natur- und Baudenkmälern hin zu atemberaubenden
Aussichtsplattformen.
Schon die kurze Begriffsanalyse verrät den Facettenreichtum des Geocachings: Es vereint das
Naturabenteuer, die Entdeckungslust und den damit verbundenen Beobachtungs- und
Spürsinn mit modernen technischen Phänomenen, wie dem Internet und seinen virtuellen
Schatzkarten, der Geocacher-Webcommunity sowie der GPS- Navigationstechnik.
3
Siehe Abbildungen im Anhang.
3
Die nächsten Kapitel sollen mehr Licht ins Dunkle bringen, wenn die hier angedeuteten Sach-
verhalte und Abläufe geordnet und näher ausgeführt werden.
2.2 Wie funktioniert Geocaching?
Um das Prinzip des Geocachings zu verdeutlichen, bietet es sich an, die einzelnen Schritte der
Vorgehensweise zu erklären.
2.2.1 Das Anlegen und Registrieren eines Caches
Jeder, der sich auf einer der entsprechenden, kostenlosen Internetseiten
4
registriert hat, kann
auch selber einen Cache verstecken. Die wohl populärste Internetseite mit einer weltweiten
Community ist geocaching.com.
5
,,The Geocaching.com Web site currently maintains the
largest database of geocaches in the world" (McNamara, 2004, 153). Auf der übersichtlich
gestalteten Seite erhält man genaueste Beschreibungen im Hinblick auf das Anlegen und Su-
chen eines Caches, aber auch im Hinblick auf das Hobby Geocaching allgemein.
Im Vorfeld einer Cacheerstellung muss der so genannte Owner Entscheidungen hinsichtlich
der Auswahl des Cachetyps (vgl. Kap. 2.3), des Behälters und seines Erstinhalts
6
, des aufzu-
suchenden Geländes und Versteckes treffen. Es sollte darauf geachtet werden, den Schatz
fernab von möglichen Menschenansammlungen, abseits von Straßen und Wegen zu deponie-
ren. Geeignete Verstecke sind z.B. hohle Baumstämme, Hohlräume unter Wurzeln, Ritzen in
alten Gemäuern, kleine Überhänge, mit Steinplatten abgedeckte Erdlöcher, Gestrüppe etc.
Verboten ist das Verstecken auf privatem Gelände, in Naturschutz- und Sperrgebieten sowie
das Vergraben der Caches (vgl. Sadewasser, 2004, 52-53).
Sind die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden die Zielkoordinaten am Ort des
Versteckes mithilfe des GPS-Geräts abgelesen. Ebenso besteht nun die Möglichkeit durch das
Fotografieren oder Skizzieren markanter Stellen (hier kann auch mit Meterangaben, Pfeilen
etc. gearbeitet werden) den künftig antreffenden Cachern Hilfen für die Suche zu geben.
Im nächsten Schritt wird der Cache veröffentlicht. Um einen Cache online zu stellen, muss
ein Formular ausgefüllt werden, in dem z.B. Angaben zu Cachetyp, Cachegröße (micro, regu-
lar, large), Start- oder Zielkoordinaten, Schwierigkeitsgrad in Bezug auf zeitliche Dauer und
Länge der Strecke, Lösung der Aufgaben, Finden der Verstecke (1: leicht, 5: schwierig) und
Anspruch des Geländes (1: flach und leicht, 5: steil, abschüssig, bergig, durch das Unterholz)
4
www.geocaching.de/com, www.navicache.de/com, www.opencaching.de/com
5
Da einige Inhalte nur auf Englisch einsehbar sind, gibt es Hilfen auf Deutsch auf www.geocaching.de.
6
Neben dem Logbuch, einem Stift und einigen kleinen Gegenständen findet sich der Geocache identification
sticker, den man auf geocaching.com herunterladen kann (siehe Anhang) und die Personen aufklärt, die zufällig
auf einen Cache stoßen.
4
gemacht werden. Darüber hinaus reicht der Owner eine Cachebeschreibung ein, die Informa-
tionen zum nötigen Equipment, besondere (auch verschlüsselte oder bildhafte) Hinweise, In-
struktionen zu Rätseln und Einführungen in Geschichten beinhaltet.
Nachdem der Cache nun für die Cacherwelt zugänglich gemacht wurde, hat der Owner die
Aufgabe, seinen Cache Instand zu halten bzw. zu warten, wie z.B. voll geschriebene Logbü-
cher, undichte Dosen auszutauschen, aber auch die verantwortungsbewusste Kontrolle der
unmittelbar umliegenden Natur. Wurde diese durch Suchaktionen beschädigt oder haben sich
Trampelpfade gebildet sollte der Cache für eine Weile bzw. für immer geschlossen oder
umverlegt werden (vgl. Sadewasser, 2004, 56). Der Owner sollte des Weiteren Präsenz auf
der Internetseite zeigen, Fragen anderer Cacher beantworten und ggf. Hilfestellungen leisten.
2.2.2 Das Suchen, Finden und Loggen eines Caches
Der erste Schritt der Suche besteht darin, auf den Internetportalen einen geeigneten Cache zu
ermitteln. Auf der deutschen Seite geocaching.de erscheint unter dem Link Cachekarten eine
interaktive Karte (siehe Anhang), auf der man sein Heimatland und Wohngebiet näher
heranzoomen kann oder aber auch die Möglichkeit hat, seine Postleitzahl einzugeben, um
dann sofort in die vergrößerte Umgebung des Gebietes Einblick zu nehmen. Alle Caches, die
auf den Seiten geocaching.com und navicache.com registriert wurden, sind durch verschie-
denfarbige Punkte, je nach Typ des Caches, auf dieser Übersichtskarte gekennzeichnet. Klickt
man einen dieser Punkte an, wird man per Link zu der vom Owner angelegten Cachebe-
schreibung geführt. Ebenso hat man nun Einsicht in Kommentare und Bewertungen anderer
User, die den Cache bereits geborgen haben und ggf. wichtige Hinweise geben. Auf geoca-
ching.com findet die Cacheermittlung direkt über die Eingabe der Postleitzahl
7
in eine Such-
maske statt und es erscheint eine Liste der Caches im Umkreis von 100 Meilen.
Nachdem man sich für einen Cache entschieden hat, druckt man das Listing und die
Beschreibung aus bzw. gibt die Koordinaten direkt in sein GPS-Gerät ein. Mit der jeweils
geforderten Ausrüstung (wie z.B. Wanderequipment, Verpflegung, Ersatzbatterien, Kompass,
Karte, Magnet, Spiegel etc.) kann man sich nun zur eigentlichen Schatzsuche aufmachen.
Bei einem Multi-Cache (vgl. Kap. 2.3.2) startet man an den Koordinaten der Parking area,
meist sind dies Wanderparkplätze. Hier hat der Cacher schon eine Aufgabe zu lösen, einen
Hinweis zu finden, um die Koordinaten für die nächste Station zu ermitteln. Dies geht von
Station zu Station so weiter, bis das so genannte Final erreicht ist.
7
Man kann hier auch Caches suchen nach Land, nach amerikanischen States, nach Breiten- und Längengraden,
nach bestimmten Ownern, Vorwahlen etc.
5
Handelt es sich um einen einfachen Traditional-Cache (vgl. Kap. 2.3.1.) wird der Geocacher
sofort zum Schatz navigiert. Obwohl die Suche auch mittels genauen Kartenmaterials möglich
ist, stellt das GPS wohl die einfachste und bequemste Variante dar, den Cache ausfindig zu
machen. Diese handlichen Geräte nehmen Kontakt mit mehreren Satelliten auf, ermitteln so
den Standort auf der Erde und führen den Cacher zu gewünschten Standorten. Positionsunge-
nauigkeiten von ca. 10-20 Metern müssen abhängig von der Signalstärke und der gerade ge-
gebenen Satellitenkonstellation in Kauf genommen werden. ,,Your GPS receiver usually
won`t lead you directly to the cache, and this is where your powers of observation come into
play in locating the cache`s hiding place" (McNamara, 2004, 9). Ist man in der unmittelbaren
Nähe der Zielkoordinate, der arriving destination, angelangt, gilt es seinen Spürsinn zu nut-
zen, ggf. Hinweise zu Hilfe zu ziehen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl für typische
Cacheverstecke. Manche Caches sind schnell gefunden, andere bringen einen zur Verzweif-
lung, weil sie teuflisch schwer (vgl .Mcnamara, 2004, 126) versteckt sind. So kommt es auch
vor, dass man eine Suche erfolglos abbrechen muss. Dann kann man sich per E-Mail Rat
beim Owner oder bei erfolgreichen Findern des jeweiligen Caches holen. Es gibt auch Fälle,
in denen die Owner eine Handynummer hinterlassen und noch vor Ort helfen können.
Gehen wir einmal vom Erfolg aus: Ist der Cache gefunden, öffnet der Cacher die Dose und
wird in der Regel auf verschiedene kleine Tauschgegenstände stoßen, wie z.B. kleine Figuren,
Schlüsselanhänger, Bürokram, kleine Taschenlampen, Reiseführer usw. Zugegeben, der In-
halt dieser Schätze ist meist von geringem Wert, doch hält das riesige Spektrum der Cachein-
halte immer wieder eine lustige, brauchbare Überraschung bereit. Frei nach dem Motto
Der Weg ist das Ziel liegt der Reiz des Geocachings in der Cachesuche, im Finden des Ver-
stecks, nicht jedoch im Inhalt des Caches bzw. einer materiellen Bereicherung. Der Geocacher
nimmt ein Souvenir mit und bestückt den Cache im Gegenzug mit einem mindestens gleich-
oder höherwertigen Gegenstand. Außerdem hinterlässt jeder Finder einen Logbucheintrag mit
Angabe von Datum, Uhrzeit, Nickname, der getauschten Kleinigkeiten und der Schilderung
einiger Erlebnisse auf der Tour. Es ist sehr spannend im Logbuch zu stöbern, die Erfahrungen
der Vorgänger nachzulesen und zu prüfen, wann der letzte Geocacher einen Log vorgenom-
men hat. Manchmal hat man sich nur um einige Stunden verpasst, es können aber auch Mona-
te dazwischen liegen.
Wichtig ist, dass man das Behältnis im Sinne der künftig eintreffenden Geocacher an dersel-
ben Stelle
wieder ordentlich
versteckt
und ggf. entstandene Spuren beseitigt.
Zu Hause angekommen kann der User seinen Fund auf einer der internationalen
Geocachingplattformen loggen. ,,So the whole world knows you found the cache" (McNa-
mara, 2004, 137). Ebenso erhält der Cacher auf diese Weise einen Überblick über bereits er-
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ledigte Caches. Verfasst er zudem noch einen Kommentar gibt er einerseits anderen Cachern
die Chance, die Geschehnisse rund um diesen Cache mitzuverfolgen, andererseits kann er ggf.
mit Personen, die diese Route auch angegangen sind, in Kontakt treten.
2.3 Die unterschiedlichen Cachearten
Die Arten von Caches sind sehr vielfältig und variantenreich. So verfügt geocaching.com über
zwölf Typen, die mit einem eigenen Icon gekennzeichnet sind. An dieser Stelle sollen jedoch
nur einige, vor allem die im Rahmen des Projekts realisierten und angestrebten Cachearten,
vorgestellt werden.
2.3.1 Der Traditional-Cache
Der Traditional-Cache stellt die einfachste und ursprünglichste Form des Geocachings dar.
Die Zielkoordinaten werden direkt im Internet veröffentlicht und geben die Lage des Ver-
stecks preis. Auf zusätzliche Rätsel oder Aufgaben im Vorfeld sowie eine Route über mehrere
Stationen wird verzichtet.
2.3.2 Der Multi-Cache
Der Multi-Cache zieht sich über beliebig viele Etappen bis hin zum finalen Cache. So beginnt
die Route lediglich an den im Internet veröffentlichten Koordinaten. Hier sind Hinweise auf
den nächsten Suchort - meist fehlende Informationen zur Lösung eines Rätsels, einer Rechen-
aufgabe o.ä. - aufzuspüren, wie z.B. ein verstecktes Döschen mit Anhaltspunkten, eine
Wander- oder Gedenktafel, der man bestimmte Zahlenkombinationen entnehmen soll, die
Anzahl der Bäume einer Allee, Hausnummern etc. ,,Die Lösung ist dann meist eine
Koordinatenangabe, an der wieder ein weiteres Rätsel gelöst werden muss, um die nächsten
Koordinaten herauszufinden" (Teßmer et al, 2000, 66). Lückenhafte Rechenaufgaben, die vor
Ort ergänzt werden müssen, sind beliebt, stellen jedoch nur ein Beispiel dar. Es findet sich
hier ein breites Spektrum an kreativen Herausforderungen, z.B. Puzzles, Quizfragen, Ver-
schlüsselungen durch das Telegraphenalphabet, römische Zahlen oder die Blindenschrift
(siehe Beispiele im Anhang).
Vielen Multi-Caches wird auch eine Handlung zugrunde gelegt, die einen thematisch durch
die einzelnen stages leitet. So schlüpft man beim Multi-Cache ,,Fünf Freunde und die verlore-
ne Statue" (siehe Anhang) in die Rolle der fünf Detektive und löst einen Fall, der an Station 1
am (imaginären) Museum, in dem ein Diebstahl stattgefunden hat, seinen Lauf nimmt. Nach-
dem man die spannenden Abenteuer der Freunde in den einzelnen Cachestationen nachemp-
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funden und die ihnen gestellten Aufgaben und Hindernisse bewältigt hat, findet sich am Final
tatsächlich die verlorene Statue wieder.
Im Cache ,,Der Zauberberg" (siehe Anhang) liegen einem in der Cachebeschreibung mysteri-
öse Tagebuchaufzeichnungen vor. Hierin berichtet ein Mann von merkwürdigen Träumen:
,,Doch diese Träume hängen irgendwie zusammen, wollen mir anscheinend einen Weg auf-
zeigen.". Der Weg wird hier nicht nur durch die Ermittlung von Koordinaten geleitet, sondern
durch das Befolgen der im Traum wahrgenommenen Landschafts- und Wegbeschreibungen.
So heißt es am Ende der Aufzeichnungen ,,Mein Freund, der Du diese Aufzeichnungen liest,
versuche sie zu deuten, versuche die Orte wieder zu finden! Schaffst Du es, so wirst Du am
Ende womöglich den Schatz entdecken!"
Das Anlegen eines Multi-Caches kann sehr aufwändig sein, ist aber nicht zuletzt durch die
zahlreichen und der Phantasie keine Grenzen setzenden Gestaltungsmöglichkeiten sowie das
gemeinsame Wirken im Team mit viel Spannung und Freude verbunden. Erhält man positive
Rückmeldungen aus der Cacherwelt erfüllt es die Owner mit großem Stolz.
2.3.3 Der Nightcache
Nachtcaches funktionieren von ihrer Anlage her genauso wie Multi-Caches, jedoch sind sie
ausschließlich bei Nacht bzw. im Dunkeln zu lösen und erfordern daher ein zusätzliches
Equipment, wie z.B. hochwertige Taschenlampen, Stirnlampen und/oder Schwarzlicht. Der
Weg zum Cache, die einzelnen Stationen als auch der Cache selbst sind durch Reflektoren
gekennzeichnet, die meist an Baumstämmen befestigt werden und durch den Lichtstrahl der
Taschenlampen hell aufleuchten. Als Wegweiser und Markierungen dienen ebenso am Weg
angebrachte reaktive Lichtschaltungen, ,,(...) die auf plötzliche Veränderungen der
Lichtverhältnisse reagieren. Beispielsweise beginnen LEDs für kurze Zeit zu blinken, nach-
dem das helle Licht einer Lampe auf sie gefallen ist" (Gründel, 2000, 91). In vielen Caches
werden elektronische Schaltungen, wie z.B. Bewegungsmelder, mit Geräuschen bzw.
Sprechmeldungen gekoppelt und auf diese Weise Hinweise vermittelt. Auch die Stations-
oder Wegpunktgestaltung mit ultravioletter Farbe ist beim Nightcaching Usus, um z.B. die
Rückseite einer Jagdhütte mit den gesuchten Koordinaten zu versehen.
Gerade beim Nachtcachen können sich technisch Versierte austoben und die verschiedensten
,,elektronischen Spielereien" (Gründel, 2000, 90) aufbauen, so ist jedoch auch der Aufwand
der Installation und der Wartung größer.
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2.3.4 Sonderarten des Caches
Die Geocacher Community ist ständig dabei ihren Sport weiterzuentwickeln bzw. zu steigern,
indem noch aufregendere, teils spektakuläre Cachebesonderheiten etabliert werden. Es ist ein
fortwährender, unbegrenzter Entwicklungsprozess. ,,Um die Suche schwieriger werden zu
lassen, sind viele Mittel eingesetzt worden" (Sadewasser, 2004, 44).
Wer die zusätzliche sportliche Herausforderung sucht und sich gern in schwindelerregende
Höhen begibt, für den sind die Abseil- und Klettercaches genau das Richtige. Kletter- oder
Abseilcaches setzen eine Kletterausrüstung voraus und dürfen aus Sicherheitsgründen nie
alleine begangen werden, viele sind extra nur für erfahrene Kletterer ausgewiesen, andere
hingegen auch für Anfänger. Es gibt einfache Traditional-Caches, die mit dem Klettererlebnis
verbunden werden, ebenso sind hier die anspruchsvolleren Multi-Caches über mehrere Etap-
pen vertreten, in denen die Kletterer mit den zu lösenden Aufgaben und Knobeleien zusätzli-
che kognitive Anforderungen bewältigen müssen. Diese Sonderart erfreut sich wachsender
Beliebtheit, so sind sie in allen deutschen Bundesländern in großer Anzahl aufzuspüren
Tendenz steigend. Dabei werden nicht nur Berge, Felsen, Steinbrüche erklommen, geschätzt
sind auch Baum-, Brücken-, Turmcaches etc.
Das Geocachen integriert jedoch nicht nur das Sportklettern, ebenso gehören
Unterwassercaches, die nur mit einer entsprechenden Tauchausrüstung aus Seen, dem Meer,
Flüssen, Stauweihern o.ä. geborgen werden können, zum vielfältigen Angebot. Auch diese
Tauchgänge sollten nie allein getätigt werden. Häufig müssen Unterwassercaches zunächst
mit einem Boot angefahren werden. Bei der Wahl der Lokation dürfen keine Fahrwasserbe-
reiche der Schifffahrt bzw. des Sportbootverkehrs betroffen sein. Ebenso ist eine versierte
Technik bei der Behälterisolierung und Befestigung gefragt. Oftmals bilden Unterwasserstati-
onen eine Teiletappe eines Multi-Caches.
Es zeichnet sich des Weiteren eine noch schwache Entwicklung hin zum Bootcaching ab.
Hier werden in entsprechenden Gewässern Cacherouten für Kanu-, Kajaksportler angelegt.
Das Geocaching mit dem Fahrrad hingegen ist weit verbreitet. ,,Wer sein Fahrrad als
Trainingsgerät benutzt, kann nun Training und Cache-Suche verbinden" (Sadewasser, 2004,
35). Neuartige GPS-Geräte zeigen nicht nur Streckendaten, Distanzen und Geschwindigkeiten
an, sondern übermitteln auch Herz- und Trittfrequenzen.
Eine nochmalige Steigerung und einen besonderen Reiz üben wiederum Kombinationen der
einzelnen Cacheformen aus: Z.B. der Cache ,,Nightclimber", ein Klettercache, der bei Nacht
erklommen werden muss oder der ,,Bridge over troubled water", ein Cache, den man nur mit
Boot und Kletterausrüstung erreicht (vgl. Sadewasser, 2004, 46).
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Immer wieder gern in Cacherouten aller Art eingebunden sind die so genannten Lost Places
(siehe Anhang), die einen außerordentlichen Spannungsfaktor bereithalten und hier nicht un-
erwähnt bleiben sollen. Die Cacher werden an verlorene, unbewohnte und zerfallene Plätze
bzw. Bauten geführt, wo sie aufregende Aufgaben zu bewältigen haben. Meist handelt es sich
um nicht mehr genutzte industrielle oder militärische Gelände, Bunker, alte Ruinen oder sogar
ganze aufgegebene Dörfer. Im Vorfeld hat sich der Owner des Caches zu informieren, ob die
Lost Places aus sicherheitstechnischen Gründen betreten werden dürfen.
Von verlassenen Gebäuden ins Großstadtgetummel in den so genannten Stadtcaches bege-
ben sich die Cacher auf die urbane Jagd quer durch Einkaufsmeilen, Bahnhöfe und Altstadt-
gassen. Hierbei sind sie auch aufgefordert Verkehrsmittel zu benutzen, so existieren sogar
Multi-Caches im U-, S- und Schwebebahnnetz.
Nachdem ein Eindruck von modernen Entwicklungen und Trends vermittelt wurde, gehe ich
im nächsten Kapitel zurück zu den Ursprüngen, wenn die Entstehung und frühe Entwicklung
des Geocachings beleuchtet wird.
2.4 Kurzer Einblick in die Geschichte des Geocachings
Die Entwicklung des Geocaching nimmt seinen Lauf in Amerika, als im Mai 2000 die künst-
liche Verfälschung des GPS-Signals für zivile Zwecke aufgehoben wurde. Hiermit ging eine
größere Genauigkeit der GPS-Positionsangaben bis auf wenige Meter einher (vgl. Gründel,
2000, 15). Um diese auszutesten, versteckte Dave Ulmer einen Eimer mit Gegenständen in
den Wäldern Portlands und stellte die Koordinaten mit dem Aufruf, dieses Versteck zu finden
und einen Tausch der Gegenstände vorzunehmen, auf einer Newsgroup online. Nachdem die
Idee begeistert aufgenommen wurde, nahmen sich viele Amerikaner ein Beispiel daran, so
dass innerhalb der nächsten Wochen zahlreiche weitere Behälter mit Goodies versteckt und
die Positionen per Koordinatenangaben auf verschiedensten Internetportalen veröffentlicht
wurden. Bald entdeckte man den Trend auch in anderen Erdteilen. ,,As with many Internet
based phenomena, the concept started to spread more quickly than anyone would have imag-
ined" (Taylor, 2010, 7).
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Ein paar Monate später (September, 2000) gründete der Webdesigner Jeremy Irish mit der
Unterstützung Mike Teagues, der bereits begonnen hatte, die online gestellten Koordinaten
aus aller Welt auf einer Homepage zusammenzutragen, die groß angelegte Plattform
geoaching.com. Diese ging zunächst mit weltweit 75 Caches online. ,,According to an online
forum hosted by the geocaching.com Web site, the number of registered caches worldwide
grew from 150.000 to 550.000 between June 2004 and June 2007" (Taylor, 2010, 7). Im De-
zember 2010 sind auf der Webseite 1.254.212 Millionen Geocaches in ca. 250 Ländern regis-
triert, für Deutschland sind es insgesamt 163.886. Durch die Übersetzung und Weitergabe
wesentlicher Informationen, die Bereitschaft zur Klärung von Fragen und die Möglichkeit,
hier mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten, hat die deutsche Seite geocaching.de einen
entscheidenden Beitrag zur Verbreitung der Outdooraktivität in Deutschland geleistet.
3. Geocaching im Handlungsfeld Schule
3.1. Das Projekt Geocaching am Gymnasium Am Kothen
3.1.1 Die Ausgangslage
Die Fragestellung der Studie, ob und inwiefern das Geocaching ein für schulische Kontexte
sinnvolles Handlungsfeld darstellt, legt nahe, hier nicht rein theoretisch vorzugehen. Die Pla-
nung und Durchführung eines Projekts gewährleistet, dass ich mich in meinen Ausführungen
auf konkrete Praxiserfahrungen beziehen und aufgrund hier gewonnener Erkenntnisse zu ei-
ner ädaquaten Beantwortung der Untersuchungsfragen gelangen kann.
8
Über einen Plakat-
aushang (siehe Anhang) machte ich die SuS auf den Trend Geocaching und das Projekt auf-
merksam und gab ihnen die Möglichkeit zur Anmeldung auf einer Liste. Zu diesem Zeitpunkt
waren die wichtigsten Vorkehrungen getroffen und der organisatorische Rahmen abgesteckt:
Die Schulleitung gab ihre Zusage und alle rechtlichen Bedingungen (siehe Kap. 3.2.2.1.2)
waren geklärt, die im Programm aufgenommenen Caches von mir erprobt bzw. die Routen
abgegangen und die Ausleihe der GPS-Geräte über die Erdkunde Fachschaft sichergestellt.
8
An dieser Stelle sei vermerkt, dass das Projekt ,,Geocaching", das im Oktober 2010 startete auch aufgrund
der frühzeitig auftretenden Schneefälle noch nicht abgeschlossen ist.
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3.1.2 Die Projektgruppen
Ausgeschrieben habe ich das Projekt für die Jahrgangsstufen 9-13. Das impliziert nicht, dass
ein Projekt mit jüngeren SuS nicht zu realisieren sei. Für sie würde das Geocaching sicher
einen mindestens so großen, in ihrer kindlichen Anlage vielleicht sogar noch größeren Reiz
darstellen. Die Entscheidung fiel sowohl aus einfachen organisatorischen Gründen als auch
infolge meines geplanten inhaltlichen Vorhabens.
Zunächst einmal war es für mich als alleinige Projektleiterin aus Gründen der Aufsichtspflicht
notwendig, die Zahl der sich anmeldenden SuS zu begrenzen. Da ich den SuS gegen Ende des
Projekts mit dem Anlegen eines eigenen Caches eine anspruchsvolle und eigenverantwortli-
che Aufgabe übergebe, die sie in ihrer Planungs-, Organisations-, Sozial- und Medienkompe-
tenz beansprucht, bot sich hier die Arbeit mit älteren SuS an. Dies gilt auch im Hinblick auf
den eingeplanten Nachtcache, der mit jüngeren SuS nur in Begleitung mehrerer Lehrkräfte
angegangen werden sollte.
Nach der Anmeldephase konzipierte ich zwei Projektgruppen von fünf SuS, die im
Sinne einer Vergleichbarkeit unter verschiedenen Bedingungen teilnehmen. Für Gruppe 1
findet das Projekt in einem freiwilligen, außerunterrichtlichen Rahmen statt, für sie steht ein
Vermerk der erfolgreichen Teilnahme auf dem Zeugnis in Aussicht. Für die Gruppe 2, die alle
den gleichen Sportkurs besuchen, wird das Projekt im Einverständnis des Sportlehrers zu ei-
nem verpflichtenden Unterrichtsvorhaben, für das auch eine Bewertungsgrundlage herange-
zogen werden muss. Die Treffen liegen hier nicht zwingend in der Schulsportzeit. So wurden
die zwei wöchentlichen Sportstunden auch einmal mit einer halbtägigen Wochenendveran-
staltung zeitlich abgedeckt. Gruppe 1 setzt sich aus zwei Schülerinnen der 10. und 12. Jahr-
gangsstufe und aus drei Schülerinnen der 13. Jahrgangsstufe zusammen. Gruppe 2 besteht aus
drei männlichen und zwei weiblichen SuS der Jahrgangsstufe 13.
Sie alle bringen keine Vorerfahrungen in Bezug auf das Geocaching mit, zwei Schülerinnen
haben lediglich in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis davon gehört. Alle SuS sind dem
Vorhaben mit Interesse und Gespanntheit entgegen getreten.
3.1.3. Das Programm
Am Anfang des Projekts stand ein gemeinsames Treffen aller Teilnehmer, bei dem die SuS
anhand einer Powerpoint Präsentation in die Thematik des Geocachings eingeführt und mit
dem Vorhaben vertraut gemacht wurden. Ebenso fanden eine Einigung bezüglich der Grup-
peneinteilungen und eine Terminabsprache statt. Dem schloss sich unmittelbar eine kleine
Praxiseinheit auf dem Schulgelände und der näheren Umgebung an, in der sich die SuS auf
12
der Suche eines von mir angelegten Zwei-Stationen-Caches im Umgang mit dem GPS-Gerät
übten. Von nun an wurde das Projektgeschehen in zwei getrennten Gruppen und parallel
laufenden Vorhaben realisiert.
Das Programm sah zunächst einen eher einfachen Multi-Cache der Schwierigkeitsstufe II mit
sechs Stationen vor (,,Der geheimnisvolle Wald" bei Wuppertal-Schwelm, siehe Anhang). Die
Wahl dieses Caches war für mich insofern funktional, da er zum einen von der Schule aus
schnell zu erreichen ist und er zum anderen trotz des noch eher geringen Anspruchs einen
Eindruck eines typischen Multi-Caches vermitteln kann. So bezieht der Cache kleine Aufga-
ben unter Berücksichtigung von zu findenden Hinweisen (Baujahr einer Brücke, Hausnum-
mer) ein, um Folgekoordinaten zu errechnen, er enthält typische Geocacherverstecke (in
Baumhöhlen, alten Baumstämmen, Gruben, Astgabeln) und leitet die Suchenden mittels einer
auf die landschaftliche Umgebung und Verstecke abgestimmten Geschichte durch die einzel-
nen Stationen. Obwohl die SuS bei den ersten Suchaktionen noch Schwierigkeiten hatten und
nicht sofort fündig wurden, meisterten beide Projektgruppen diesen ersten Cache schließlich
mit Bravour und Begeisterung. Das gute Gelingen dieses ersten Cachingversuchs und die da-
raus hervorgehende Motivation der SuS gaben mir die Bestätigung, den Anspruch deutlich
steigern zu können und zwar in Bezug auf die zurückzulegende Strecke, die Dauer, den Grad
der Schwierigkeit und Kreativität der Stationsaufgaben.
Da längere Nachmittagsveranstaltungen unter der Woche aufgrund der frühen Dunkelheit
nicht mehr umsetzbar waren, fand mit beiden Projektgruppen eine Einigung auf einen
Wochenendtermin statt (ca. 11.30-16.00 Uhr). Mit der Projektgruppe 1 wurde der Cache
,,Der Zauberberg" in Wuppertal-Wülfrath mit der Schwierigkeitsstufe 3 begangen (siehe An-
hang). Wie bereits in Kapitel 2.3.2 angesprochen, ist hier die zugrunde gelegte Geschichte
wegweisend. Die beschriebenen Traumvisionen deuten auf die Gegebenheiten in der land-
schaftlichen Umgebung und die aufzusuchenden Orte hin:
In einem dieser Träume befinde ich mich bei einer Mühle. Der Mühlteich ist ein beschaulicher See, einge-
bettet in eine Landschaft, (...) Ich beobachte Enten und Schwäne. Menschen im Sonntagsstaat gleiten in
Ruderbooten über den See. Ich gehe an der Mühle am See entlang, es folgt eine kleine Brücke und es geht
einen Hohlweg den Berg hinauf. Auf der Höhe angelangt blicke ich um mich herum. Der Blick in eine
Richtung fesselt mich, ich meine ein Blinken oder Blitzen zu sehen, es zieht mich förmlich an. (...) Am Tag
sehe ich die Silhouette immer noch vor meinem inneren Auge, so dass ich sie aufzeichne.
Im Internet konnte man die aufgezeichnete Silhouette als Hilfsmaterial herunterladen. Nach
längerer Beratung konnten die SuS die Landschaftszüge in Richtung Norden für skizzenkon-
form erklären. Das Glänzen der goldenen Kirchturmspitze des in der Landschaft eingebetteten
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Dörfchens gab dann den entscheidenden Hinweis auf das anzusteuernde Ziel. Dort angekom-
men verhalfen uns die auf einem bestimmten Grabstein verzeichneten Geburts- und Sterbeda-
ten zu einer Koordinatenangabe für die nächste Station.
Während die SuS in ihrem ersten Multi-Cache nur durch Koordinaten navigiert wurden,
konnten sie hier eine alternative Herangehensweise kennen lernen. So ist es meine Intention,
den SuS ein breites Repertoire an Möglichkeiten an die Hand zu geben, bevor sie selber ihren
eigenen Multi-Cache entwerfen.
Der Cache ,,Der Zauberberg" zeichnet sich des Weiteren dadurch aus, dass er über zwei
Lost Places verfügt: Eine brachliegende Brandruine und die auf einem Berg gelegene verlas-
sene Klinik Aprath als spektakuläres Finale. Die SuS waren von der reizvollen Landschaft als
auch von den unheimlich anmutenden verlassenen Orten sichtlich fasziniert.
Die Projektgruppe 2 nahm den Multi-Cache ,,Fünf Freunde und die verlorene Statue" mit dem
Schwierigkeitsgrad 3 in der Nähe von Remscheid in Angriff (vgl. Kap. 2.3.2 und Anhang).
Dieser Cache zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen beweisen die Owner in
den zu lösenden Rätseln ihres acht Stationen- Multi-Caches ein hohes Maß an Kreativität und
Ausgefallenheit. Zum anderen verfügt der Multi-Cache über ein an der 1. Station hinterlegtes
Programmheftchen, das die in der Cachebeschreibung begonnene Geschichte fortsetzt und
durch die einzelnen Stationen führt, indem es z.B. die Rätsel stellt, Platz für notwendige Noti-
zen und Rechnungen bietet (siehe Anhang). Wieder konnten den SuS verschiedene Optionen
einer Cachegestaltung aufgezeigt werden. Aufgrund einer leichten Schneedecke konnten wir
nach langem Suchen eine Hinweisstation nicht ausmachen. Mit Rückgriff auf meine Testlauf-
erinnerungen konnte ich den Weg zur nächsten Station weisen, so dass die SuS am Ende doch
die in die Erde eingelassene und mit Ästen bedeckte Schatzkiste fanden.
Als weiterer Programmpunkt ist die Unternehmung eines Nachtcaches ,,Der Nacht-
marsch" auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände Wuppertal-Scharpenack eingeplant.
Aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse musste diese leider mehrfach aufgeschoben
werden. Daher wurde das Vorhaben vorgezogen, in Kleingruppen an der Gestaltung eines
eigenen Multi-Caches mit mindestens drei oder mehr Stationen in einem Gebiet nach Wahl zu
arbeiten. Als Anregung sollen die unmittelbaren Praxiserfahrungen, als auch die Recherche in
den einschlägigen Geocaching Internetportalen, in denen eine Vielzahl von Rätselbeispielen
und Herangehensweisen einzusehen sind, dienen. Da ein Multi-Cache immer auf die Umge-
bung und die dort zu findenden bzw. lokalen Hinweise abgestimmt wird, ist die Individualität
und Einzigartig eines jeden Caches gesichert.
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Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2010
- ISBN (PDF)
- 9783863418298
- ISBN (Paperback)
- 9783863413293
- Dateigröße
- 6.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Bergische Universität Wuppertal
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- Geocaching Trendsport Multi-Cache Schule Sportunterricht
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing