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Die Unternehmensbilanz im Profifußball: Eine Analyse mit Hilfe von ausgewählten Kennzahlen

©2012 Bachelorarbeit 62 Seiten

Zusammenfassung

Immer mehr Fußballclubs in Europa sind nicht mehr als Vereine, sondern als Kapitalgesellschaften organisiert. Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg, beziehungsweise das Spannungsfeld dieser beiden Bereiche, ist eine Besonderheit des Profifußballbereichs.
Der Autor analysiert und vergleicht die Jahresabschlüsse von Borussia Dortmund, FC Basel und Austria Wien. Neben der allgemeinen theoretischen Beschreibung der externen Bilanzanalyse werden die Umsatzzusammensetzung bei den Fußballclubs, Besonderheiten in der Gewinn- und Verlustrechnung, sowie sensible Bilanzpositionen näher beleuchtet, beschrieben und verglichen. Darüber hinaus werden die jeweiligen Rechtsformen, die Beteiligungsstrukturen und die Mitarbeitersituation der Fußballclubs untersucht. Weiters wird auf die sportliche Situation der drei Fußballclubs eingegangen und deren wirtschaftliche Bedeutung für den jeweiligen Fußballclub analysiert.
Durch die Verwendung von Bilanzkennzahlen versucht der Autor eine Vergleichsmöglichkeit der ausgewählten Fußballclubs zu schaffen und etwaige Branchenstandards abzuleiten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg
beziehungsweise das Spannungsfeld dieser beiden Bereiche, ist eine Besonderheit
des Profifußballbereichs und hat zwei primäre Ausprägungen. Einerseits wird der
wirtschaftliche Erfolg vom sportlichen Erfolg direkt beeinflusst und ist somit mit einer
hohen Unsicherheit verbunden. Andererseits ist die Maximierung des sportlichen
Erfolgs ein wesentliches Unternehmensziel, welches gegen das Ziel der Gewinn-
maximierung wirkt (Korthals, 2005, S. 1-2). Daraus lässt sich ableiten, dass das
Management mit einer hohen Planungsunsicherheit konfrontiert ist und eine
Ergebnisprognose von den zugrundegelegten sportlichen Zielen abhängig ist.
Eine weitere Besonderheit im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Fußballklubs
ist die Bewertung der Spielerwerte (Korthals, 2005, S. 2). Jedoch birgt diese
Bewertung einige Risiken, wie mögliche Verletzungen, oder einen Leistungsabfall
eines Spielers, welche den ,,Wert" unmittelbar beeinflussen.
Oettgen (2008, S. 206) beschreibt im Profifußball einen Wandel von Idealvereinen zu
Wirtschaftsunternehmen, jedoch nach wie vor mit dem Primärziel des sportlichen
Erfolgs welches über dem wirtschaftlichen Erfolg steht. Daraus lässt sich ableiten,
dass bei einer Bilanzanalyse neben den wirtschaftlichen Parametern der sportliche
Erfolg in die Bewertung einfließen muss.
1.2 Zielsetzung
der
Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist, die publizierten Jahresabschlüsse der ausgewählten Fußball-
klubs mit Hilfe von Bilanzkennzahlen zu analysieren und zu interpretieren. Weiters
möchte der Autor die erarbeiteten Kennzahlen gegenüberstellen um somit Parallelen
und Unterschiede zwischen den dreiFußballklubs aufzuzeigen. Weiters möchte der
Autor erforschen, ob sich Branchenstandards und ­besonderheiten aufgrund der
erarbeiteten Werte ableiten lassen.

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Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage:
,,Welche Ergebnisse liefert die externe Bilanzanalyse mit Hilfe von
ausgewählten Kennzahlen am Beispiel von drei Profifußballklubs aus dem
deutschsprachigen Raum?"
1.3 Angewandte
Methodik
Die vorgelegte Arbeitist eine reine Literaturarbeit. Es wird auf publizierte wissen-
schaftliche Literatur sowie Studien, Statistiken, Geschäftsberichte, Zeitungsartikel
und Internetquellen zurückgegriffen.
Die Arbeit ist hermeneutischer Natur, die im Sinne des realtheoretischen
Wissenschaftsverständnisses verfasst ist. Mit Hilfe der logischen Deduktion wird vom
Allgemeinen auf Details geschlossen.(Rößl, 2008, S. 48ff)
Die detaillierte Beantwortung der Forschungsfrage steht im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Darüber hinaus sind der Erkenntnisgewinn sowie die praktische Nützlichkeit weitere
Ziele dieser Arbeit. (Berger, 2010, S. 2)
1.4
Aufbau der Arbeit
Zunächst befasst sich der Autor mit den Charakteristika der externen Bilanzanalyse.
Weiters werden die Aufgaben und Ziele der externen Bilanzanalyse beschrieben und
auf die verschiedenen Kennzahlarten und ­systeme eingegangen.
Im nächsten Kapitel gibt der Autor einen allgemeinen Überblick über die aus-
gewählten Fußballklubs. Dieser beinhaltet eine Betrachtung der Rechtsform, der
Umsatzentwicklung und ­zusammensetzung, der Besonderheiten in der Gewinn-
und Verlustrechnung und abschließend werden die Eigentümerstrukturen, Unter-
nehmensbeteiligungen und die Mitarbeiteranzahl dargestellt.

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Im darauf folgenden Kapitel werden verschiedene Rentabilitätskennzahlen dar-
gestellt und die Berechnungsschritte beschrieben. Danach werden die Liquiditäts-
kennzahlen und weitere Kennzahlen angeführt, sowie wiederum eine Beschreibung
der einzelnen angewendeten Berechnungsschritte.
Im abschließenden Kapitel fasst der Autor die Ergebnisse zusammen, trifft Rück-
schlüsse und beantwortet die formulierte Forschungsfrage.

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2
Charakteristika der externen Bilanzanalyse
Die externe Bilanzanalyse basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen.
Wagenhofer führt in seiner Literatur (2010, S. 23) unterschiedliche externe
Bilanzadressaten wie beispielsweise Investoren, Banken, Konkurrenten, Arbeit-
nehmer und andere interessierte Gruppen an. Es lässt sich ableiten, dass
unterschiedliche Externe, Interesse an der Unternehmensbilanz haben, wobei
verschiedene Prioritäten dabei jeweils im Vordergrund stehen.
Posluschny (2007, S. 34) erwähnt zwei wesentliche Vergleichsmaßstäbe, die für die
Kennzahlenbeurteilung bei der Bilanzanalyse wesentlich sind: den Zeitvergleich und
den Betriebsvergleich. Der Autor erkennt, dass neben der Entwicklung einer
Kennzahl eines Unternehmens im Zeitverlauf, der Branchenvergleich für die
Interpretation von Kennzahlen notwendig ist. Um möglichst viel Nutzen aus einer
Unternehmensbilanz zu ziehen, beschreibt Preißler (2008, S. 17) einen gesteigerten
Erkenntniswert von einzelnen Kennzahlen, wenn diese in einem sinnvollen
(Kennzahlen-) System in Verbindung stehen. Daraus lässt sich ableiten, dass
Kennzahlensysteme eine größere Aussagekraft haben, als eine einzelne Kennzahl.
In der Literatur werden eine Vielzahl von Kennzahlensystemen beschrieben.
Beispiele hierfür sind das Du Pont Kennzahlensystem, das beispielsweise in der
Literatur von Preißler (2008, S. 48ff) und Wagenhofer (2010, S. 247ff) beschrieben
wird oder auch das ZVEI-Kennzahlensystem, das in der Literatur bei Kralicek,
Böhmdorfer und Kralicek (2008, S. 184ff) zu finden ist. Aufgrund des Aufbaues
dieser Kennzahlensysteme erkennt der Autor, dass diese für die Analyse von
Fußballklubs ungeeignet sind.

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2.1
Aufgaben und Ziele der Bilanzanalyse
In der Literatur von Groll (2004, S. 3) werden einerseits Informationen über die
Ertragskraft und andererseits Informationen über die finanzielle Stabilität eines
Unternehmens als Aufgabe der Bilanzanalyse genannt.
Wagenhofer (Wagenhofer, 2010, S. 197) sieht die Aufbereitung von Informationen
aus der Unternehmensbilanz unter Rücksichtnahme auf den jeweiligen Bilanz-
adressaten als Ziel der Bilanzanalyse. Für den Autor ist klar, dass somit die Art der
Analyse von den Interessen des jeweiligen Adressaten geprägt ist. Während
Lieferanten an der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens Interesse haben, sind
Investoren an möglichen zukünftigen Entwicklungen interessiert. (Wagenhofer, 2010,
S. 197). Der Autor erkennt, dass die Ziele der Bilanzanalyse nicht allgemein
formuliert werden können, sondern sich aus den Interessen des Bilanzadressaten
ergeben, die generell unterschiedlich sind.
2.2
Kennzahlarten und ­systeme
,,Das wichtigste Instrument der quantitativen Bilanzanalyse ist die Analyse mit Hilfe von
Kennzahlen und Kennzahlensystemen. Ohne Kennzahlen ist keine Bilanzanalyse
möglich." (Groll, 2004, S. 4) Diese Aussagen untermauern die Tatsache, dass die
quantitative Bilanzanalyse und Kennzahlen untrennlich miteinander verbunden sind.
Preißler (Preißler, 2008, S. 11) definiert eine Kennzahl als: ,,eine Größe, die einem
quantitativ messbaren Sachverhalt in konzentrierter Form wiedergibt, die in
zusammenfassender, teilweise auch vergröbernder Weise Zusammenhänge der
wirtschaftlichen Arbeitsweise eines Unternehmens erläutert und veranschaulicht."
Das bedeutet, dass mit Hilfe einer Kennzahl eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit
eines Unternehmens getroffen werden kann und welche Einflussgrößen wie wirken.
Weiters liefern Kennzahlen die Möglichkeit ein zusammenfassendes Bild eines
Unternehmens zu bekommen. Wagenhofer (2010, S. 21) sieht durch bestimmte
Kennzahlen die Möglichkeit eine Aussage über zukünftige Entwicklungen eines
Unternehmens zu treffen beziehungsweise zu beurteilen.

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Abbildung 1: Kennzahlarten
Quelle: (Preißler, 2008, S. 12)
Es werden generell Einzelkennzahlen und Kennzahlensysteme unterschieden. Die
Einzelkennzahlen lassen sich in einem ersten Schritt in Absolutzahlen und
Verhältniszahlen unterscheiden. Bei den Absolutzahlen handelt es sich um
Einzelzahlen, Summen, Differenzen oder auch um Mittelwerte. Beispiele hierfür
wären unter anderem die Mitarbeiteranzahl oder die Gesamtkosten eines
Unternehmens. Bei den Verhältniszahlen werden, wie der Name bereits sagt, zwei
Werte in Beziehung zueinander gesetzt. Beispiele für Kennzahlensysteme wurden
einleitend in diesem Kapitel bereits beschrieben.
Preißler (2008, S. 6) erwähnt in seiner Literatur, dass die Aussagekraft durch die
Qualität der Kennzahl abhängt und die Auswahl von Kennzahlen in weiterer Folge
unter Rücksichtnahme auf die Spezifika der jeweiligen Branche erfolgen soll. Der
Autor erkennt, dass es sinnvoll ist, die Aussagekraft einer Kennzahl unter
Bedachtnahme auf etwaige Branchenbesonderheiten zu hinterfragen und dies für die
finale Auswahl beziehungsweise Darstellung der Kennzahl zu berücksichtigen.

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3 Allgemeiner Überblick über die ausgewählten
Fußballklubs Borussia Dortmund, FK Austria Wien
und FC Basel
Die ausgewählten, als Kapitalgesellschaft geführten, Fußballklubs spielen aktuell in
der höchsten Spielklasse des jeweiligen Landes. Werden die Fußballklubs ,,Borussia
Dortmund", ,,FK Austrian Wien" und ,,FC Basel" vom Autor in den folgenden
Kapitelnangeführt, so ist immer die jeweilige Kapitalgesellschaft gemeint, die den
Profispielbetrieb beherbergt, sofern nicht anders ausgewiesen. ,,Borussia Dortmund"
steht somit für die ,,Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA" für die Jahre 2009 und
2010 beziehungsweise für den Gesamtkonzern im Jahre 2008. ,,FC Basel" steht für
die ,,FC Basel 1893 AG" und ,,FK Austria Wien" steht für die ,,FK Austria Wien AG".
Der Autor möchte an dieser Stelle bereits darauf hinweisen, dass die wirtschaftliche
Stärke der ausgewählten Fußballklubs sehr unterschiedlich ist. Wie in einem
späteren Kapitel beschrieben, ist der Umsatz von Borussia Dortmund circa zehnmal
so hoch, wie jener von Austria Wien. Die Umrechnung des Schweizer Franken in
Euro wurde mit dem Wert 0,8 vorgenommen.
3.1 Rechtsform
Haas (Haas, 2006, S. 36-37) führt die wirtschaftliche Größenordnung der
Fußballklubs an, die eine Vereinshülle nicht mehr sinnvoll erachten lassen. Weiters
erwähnt er das gestiegene Interesse an Eigenkapitalfinanzierungen als Grund für
das Überdenken der Rechtsform eines Fußballclubs. Der Autor erkennt, dass die
Rechtsform somit entscheidende Auswirkung auf die Finanzierungsmöglichkeiten
eines Fußballklubs hat.
Der Profispielbetrieb von Borussia Dortmund nützt die Rechtsform der GmbH & Co.
KGaA. Borussia Dortmund war der erste Fußballklub in Deutschland, der mit der
Rechtsform der GmbH & Co. KGaA im Jahre 2000 an die Börse ging (Schimpfle,
2006, S. 54). Somit übernahm Borussia Dortmund eine Vorreiterrolle im deutschen

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Fußball. Weitere Beispiele von deutschen Fußballklubs, welche die Rechtsform der
GmbH & CoKGaA gewählt haben, sind neben anderen: Werder Bremen, Hannover
96 und 1.FC Köln.
Die Unternehmensform der GmbH & Co. KGaA erlang primär mit einer
Satzungsänderung und der Zulassung von Kapitalgesellschaften im Lizenzfußball in
Deutschland an Bedeutung (Struckmann, 2010, S. 20). Daraus lässt sich ableiten,
dass diese Unternehmensform spezielle Vorteile für Fußballklubs bietet.
Bei der Unternehmensform der GmbH & Co. KGaA handelt es sich um eine
Mischform von Aktiengesellschaft und Kommanditgesellschaft, bei der zwei Arten
von Gesellschaftern unterschieden werden: die haftungsbeschränkten Kommandit-
aktionäre und mindestens ein vollhaftender Gesellschafter (Lang, 2009, S. 7). Wie
sich aus dem Namen dieser Rechtsform ableiten lässt, fungiert eine juristische
Person, nämlich eine GmbH, bei dieser Unternehmensform als Komplementär.
Dadurch ist die Haftung beschränkt und somit wird das Risiko minimiert. An dieser
GmbH ist der Sportverein zu 100% beteiligt.
Ein wesentlicher Vorteil der KGaA ist die Satzungautonomie. Dadurch können die
Befugnisse der Komplementäre deutlich erweitert oder völlig eingeschränkt werden.
(Schimpfle, 2006, S. 63) Daraus resultierend ist es somit bei der GmbH & Co. KGaA
möglich strategische Partner zu beteiligen, jedoch davon autonom die jeweiligen
Mitbestimmungsmöglichkeiten festzulegen.
Der Profispielbetrieb von Austria Wien wird mit der Rechtsform einer öster-
reichischen Aktiengesellschaft (AG) geführt. Austria Wien ist der erste und zurzeit
der einzige Fußballklub in Österreich, der in der Saison 2011/2012 als
Kapitalgesellschaft geführt ist.
Der FC Basel wählte ebenfalls die Rechtsform einer AG für den Profispielbetrieb. Die
Rechtsform der AG gilt als die meistverbreiteteste in der Schweiz, wobei diese
anonym gegründet werden kann und mit einem Grundkapital von mindestens
100.000 Schweizer Franken auszustatten ist (Wagner, 2007, S. 78).

10
3.2
Umsatzentwicklung und ­zusammensetzung
Ein Blick auf die Ertragslage eines Unternehmens mit Hilfe der Gewinn- und
Verlustrechnung ermöglicht es, sich sehr schnell einen Überblick über ein
Unternehmen zu verschaffen (Wagenhofer, 2010, S. 200). Es lässt sich ableiten,
dass sich die Gewinn- und Verlustrechnung für einen schnellen Überblick über ein
Unternehmen eignet und die Ertragslage und deren Zusammensetzung eine
entscheidende Rolle für die schnelle Bewertung eines Unternehmens bilden.
Korthals (Korthals, 2005, S. 7-13) beschreibt vier Kategorien, die neunzig Prozent
der Einnahmen eines Fußballunternehmens spielt. Eine Kategorie sind die
Stadioneinnahmen, wobei ein Großteil dieses Einnahmeblocks durch den
Ticketverkauf erzielt wird. Weiters nennt er Übertragungsrechte, dominiert durch TV-
Einnahmen. Darüber hinaus nennt er die Einnahmekategorien ,,Sponsoring" und
,,Merchandising". Es ist ersichtlich, dass alle vier genannten Bereiche vom
sportlichen Erfolg direkt abhängig sind. Das bestätigt auch Haas (2006, S. 76) wenn
er den sportlichen Erfolg eines Clubs als die zentrale Einflussgröße für alle
Einnahmequellen beschreibt. Dieser Zusammenhang führt zur Schlussfolgerung,
dass die Einnahmen eines Fußballklubs und der sportliche Erfolg beziehungsweise
Misserfolg korrelieren. Für den Autor wird die betriebswirtschaftliche Planungs-
schwierigkeit durch diesen Zusammenhang deutlich.
Besondere Bedeutung werden der Teilnahme an internationalen Wettbewerben
zugemessen. So bewertet beispielsweise der FC Basel (FC Basel 1893 AG, 2011)
die Einnahmen für eine Qualifikation über die nationale Meisterschaft für die UEFA-
Championsleague Gruppenphase (inklusive Play Off Spielen) mit circa dreiund-
zwanzig Millionen Schweizer Franken (das entspricht im Januar 2012 circa neunzehn
Millionen Euro) vor Abzug aller relevanten Kosten, während die Qualifikation UEFA-
Europa League Gruppenphase Einnahmen in Höhe von vier Millionen Schweizer
Franken vor Abzug der Kosten bringt. Im Geschäftsbericht der FK Austria Wien AG
(2010, S. 4/1) wird die Bedeutung der Qualifikation für internationale Wettbewerbe für
die Clubfinanzen ebenfalls erwähnt. Dies lässt sich primär mit den damit
verbundenen Startgelder, Leistungsprämien und Spielprämien für die UEFA Bewerbe
,,Champions League" und ,,Europa League" (früher UEFA Cup) begründen, die zu

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einem Großteil durch die zentrale Vermarktung (TV-Gelder) durch die UEFA
zustande kommen (Die Presse, 2009). Es lässt sich daraus ableiten, dass das
Erreichen der Gruppenphase eines internationalen Wettbewerbes für Fußballclubs
finanziell besonders lukrativ ist. Korthals (2005, S. 82) führt in diesem
Zusammenhang weiters erhöhte Stadioneinnahmen für die teilnehmenden Clubs an.
Der Autor erkennt, dass durch die Teilnahme an internationalen Wettbewerben eine
erhöhte Medienpräsenz gegeben ist, die sich auf aktuelle sowie zukünftige
Sponsoreneinnahmen auswirkt. Dies bestätigt Korthals (2005), da er einerseits
erfolgsabhängige Komponenten beiSponsorverträgen anführt und er andererseits
Sponsoren die Orientierung am vergangenen sportlichen Erfolg unterstellt.
Abbildung 2: Umsatzentwicklung der ausgewählten Fußballklubs
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse
Die Grafik verdeutlicht, dass Borussia Dortmund mit Abstand den höchsten Umsatz
der ausgewählten Clubs in den drei Saisonen des Betrachtungszeitraum erzielt hat.
Der Umsatz von Austria Wien ist im Vergleich zu den anderen beiden Clubs am
geringsten. Weiters ist erkennbar, dass der Umsatz von Borussia Dortmund relativ

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stabil in den letzten drei Saisonen war, während es bei FC Basel und Austria Wien
Schwankungen gab. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass Borussia Dortmund mit
Abstand den höchsten Umsatz in allen Saisonen erzielen konnte, trotz fehlender
Einnahmen aus internationalen Wettbewerben, während FC Basel in den letzten drei
Saisonen durchgehend in unterschiedlichen internationalen Wettbewerben vertreten
war. Austria Wien war ebenfalls in den letzten drei Saisonen für internationale
Bewerbe qualifiziert.
Abbildung 3: Sportliches Abschneiden der ausgewählten Fußballklubs
Quellen: eigene Darstellung unter Nutzung der Daten der UEFA Webseite (UEFA, 2012), der
Webseiten der nationalen Verbände von Österreich (Österreichische Bundesliga, 2012) und
Deutschland (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2012) und des FC Basel (FC Basel 1893
AG, 2012)
Club Platzierung
2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010
Nationale Meisterschaft
2 1 3 1
Nationaler Pokal
Pokalsieg Pokalsieg Halbfinale Pokalsieg
FC Basel
Internationaler
Wettbewerb
Gruppenphase
UEFA Cup
Gruppenphase
Champions
League
Gruppenphase
Champions
League
Gruppenphase
Europa
League
Nationale Meisterschaft
6 3 3 2
Nationaler Pokal
Pokalsieg N/A* Pokalsieg
Achtelfinale
FK Austria Wien
Internationaler
Wettbewerb
Gruppenphase
UEFA Cup
Gruppenphase
Europa
League
1. Runde
Europa
League
Gruppenphase
Europa
League
Nationale Meisterschaft
9 13 6 5
Nationaler Pokal
2. Runde
Pokalfinale
Achtelfinale
Achtelfinale
Borussia Dortmund
Internationaler
Wettbewerb
nein nein nein
1. Runde
Europa
League
* ÖFB Cup wurde in der Saison 2007/2008 nicht ausgetragen
Während bei FC Basel und Austria Wien Zusammenhänge zwischen der
Umsatzentwicklung und dem sportlichen Erfolg deutlich zu erkennen sind, blieb der
Umsatz bei Borussia Dortmund stabil, trotz unterschiedlichem Abschneiden in den
sportlichen Wettbewerben und fehlenden Einnahmen aus internationalen
Wettbewerben. Daraus lässt sich ableiten, dass es bei Borussia Dortmund Potential
gibt, den Umsatz deutlich zu steigern, wenn durch sportliche Erfolge die Qualifikation

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für internationale Wettbewerbe glückt. Austria Wien und FC Basel haben bereits
Einnahmen aus internationalen Wettbewerben in den letzten Saisonen lukriert und
Umsatzeinbußen drohen, wenn diese Erfolge nicht fortgesetzt werden.
Abbildung 4: Einnahmestruktur der FC Basel 1893 AG
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse
Über vierzig Prozent der Einnahmen pro Saison konnte FC Basel aus
Stadioneinnahmen erzielen. Einnahmen aus TV Rechten und aus dem
Merchandising spielen eine untergeordnete Rolle. Ungefähr fünfzehn Prozent der
Einnahmen pro Saison werden bei FC Basel über Sponsoreneinnahmen erzielt.
Auffällig ist der hohe Anteil an ,,sonstigen Einnahmen". Diese sind primär auf
Einnahmen aus internationalen Wettbewerben (Startgelder, Leistungsbezogene
Prämien, usw.) zurückzuführen.

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Abbildung 5: Einnahmestruktur FK Austria Wien AG
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse
Bei Austria Wien ist auffällig, dass der Fußballklub äußerst abhängig von
Sponsoreinnahmen ist, wobei festzuhalten ist, dass die Saison 2008/2009 die erste
Saison ohne den Hauptsponsor Magna war (Austria Wien AG, 2009, S. 4/1).
Sponsoreinnahmen bilden eindeutig den Großteil der Einnahmen des Clubs. Der
Anteil der Stadioneinnahmen und Einnahmen aus TV Rechten am Gesamtumsatz
hat sich in den letzten drei Saisonen erhöht. Trotz der explizit, im Geschäftsbericht,
geäußerten Bedeutung von internationalen Wettbewerben für den Club (Austria Wien
AG, 2010), sind die tatsächlichen Einnahmen dieser Kategorie im Jahresabschluss
nicht transparent dargestellt. Austria Wien hat den Umsatz der Europa League
Gruppenphase in einem Presseartikel (Die Presse, 2009) mit einskommafünf
Millionen Euro beziffert. Merchandising Einnahmen sind im Jahresbericht nicht
ausgewiesen. Der Autor nimmt an, dass diese über das Unternehmen ,,FK Austria
Wien Merchandising GmbH" lukriert werden und diese somit nicht in den Einnahmen
der Jahresabschlüsse von Austria Wien zu finden sind.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783863418434
ISBN (Paperback)
9783863413439
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FH Krems
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Fussballkapitalgesellschaft externe Bilanzanalyse Fussballclub Bilanz Jahresabschlussanalyse

Autor

Bernhard Wipfler wurde 1980 in Krems an der Donau geboren. Neben einem Bachelor Studium der Unternehmensführung am IMC Krems absolvierte der Autor ein MBA-Programm an der Donau Universität Krems. Sein Interesse an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Profifußballgeschäfts motivierte ihn sich mit der Thematik des vorliegenden Buchs auseinanderzusetzen.
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