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Die Genese von Wissen in einem Sozialismusmodell partizipatorischer Planung

©2010 Bachelorarbeit 47 Seiten

Zusammenfassung

Die Arbeit greift die Diskussion über die ökonomische Durchführbarkeit des Sozialismus aus dem 20. Jahrhundert auf und stellt das Modell eines partizipatorischen Wirtschaftssystems von Adaman & Devine in den Kontext dieser Diskussion. Sie argumentiert gegen eine partizipatorische Wirtschaft auf Grundlage dieses Modells, da in einem solchen Wirtschaftssystem erhebliche Probleme bei Entstehung und Verarbeitung von Informationen gesehen werden.

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Inhaltsverzeichnis


Abstract:
Die
Arbeit
greift
die Diskussion über
die
ökonomische
Durchführbarkeit des Sozialismus aus dem 20. Jahrhundert auf
und stellt das Modell eines partizipatorischen Wirtschaftssystems
von Adaman & Devine in den Kontext dieser Diskussion. Die
Arbeit argumentiert gegen eine partizipatorische Wirtschaft auf
Grundlage dieses Modells, da in einem solchen Wirtschaftssystem
erhebliche Probleme bei Entstehung und Verarbeitung von
Informationen gesehen werden.
1. Motivation und Fragestellung
"Du verstehst, my dear fellow,
daß
in
einem
Werke
wie
meinem, manche shortcomings
im Détail existieren müssen."
(Marx 1866: 183)
Karl Marx gestand in seinem Brief an Friedrich Engels, dass er in
seinem
Londoner
Exil
eine
detaillierte
Ausarbeitung
der
sozialistischen Idee nicht vollbringen könnte. So beschäftigen sich
seit dem 19. Jahrhundert unter anderen auch Ökonomen mit Fragen
der Gestaltung und der Funktionsweise einer Wirtschaft, die nicht
auf
dem
Privateigentum
von
Kapitalgütern
und
einer
ausschließlichen Koordination über Märkte beruhen sollte. Im Zuge
der sog. ,,Wirtschaftsrechnungsdebatte", der Diskussion über die
grundsätzliche
wirtschaftstheoretische
Möglichkeit
des
Sozialismus, entstanden sowohl zahlreiche Modelle eines solchen
Wirtschaftssystems, als auch theoretische Kritiken des Sozialismus.
Jedes von diesen Modellen hat auf seine Weise versucht auf
grundlegenden ökonomischen Konzepten Aussagen über die
Gestalt und Funktionsweise einer sozialistischen Wirtschaft
aufzubauen. Die Fragestellung dieser Arbeit jedoch wird durch das
,,Umgekehrte" motiviert. Denn durch die Beschäftigung mit einem
modernen Sozialismusmodell soll nicht etwa ein zukünftiges
ökonomisches Experiment des Verfassers auf eine theoretische
Grundlage gestellt werden. Vielmehr wird durch das Kennenlernen
von anderen Perspektiven auf die Marktwirtschaft in Verbindung
4

mit theoretischen Beiträgen von zwei Sozialismuskritikern (Hayek
und
Hodgson)
ein
besseres
allgemeines
Bild
des
marktwirtschaftlichen Systems erhofft.
a) Fragestellung
Der Kern des Widerstreits zwischen Sozialismus und Kapitalismus
wird oft in einem Gegensatz zwischen Plan und Markt gesehen.
Dies kann aber irreführen, da es Pläne in allen Wirtschaftssystemen
gibt. Das Problem scheint eher darin zu liegen, wie die
unausweichlich verschiedenen Pläne unterschiedlicher Akteure
aufeinander ohne Zwist und Unordnung abgestimmt werden
sollen. (Hodgson 1998: 407) Wenn man der Lösung dieses Problems
näher
kommen
möchte,
erscheint
es
angebracht
sich
mit
Information und Wissen in der Wirtschaft zu beschäftigen.
In dieser Arbeit wird ein ,,partizipatorisches" Sozialismusmodell
unter dem Aspekt der Genese von Information und Wissen
untersucht. Der Begriff ,,Genese" (griech.: ,,Ursprung") ist gewählt,
um anzudeuten, dass der Mensch nicht immer im Klaren darüber
ist, wie das, was er für Informationen und Wissen hält, entsteht.
Denn ,,Genese" lässt offen, ob er nun das Wissen, das bereits
gegeben und in der Welt zerstreut ist, finden, ,,aufsammeln",
ordnen und auswerten könne oder, ob es erst in seinem Kopf
entsteht oder, ob man mit Symbolen der Sprache und der
Mathematik sämtliches menschliches Wissen aufschreiben könne.
Das beschäftigt viele Wissenschaften und kann in dieser Arbeit
nicht in aller Grundsätzlichkeit erörtert werden. Die Fragen, um die
es in dieser Arbeit geht, sind:
-
Welche Vorstellung über die Genese des Wissens liegt diesem
,,partizipatorischen" Modell zugrunde? Kann das Modell der
Sozialismuskritik der Österreichischen Schule (in der Tradition
Hayeks) widerstehen?
5

-
Unterscheidet sich das ,,partizipatorische" Modell wesentlich
vom Marktsozialismus oder laufen beide Modelle auf dasselbe
Ergebnis hin?
Und schließlich:
-
Handelt es sich bei der ,,partizipatorischen Planung" um ein
faktisches
Zentralplanungsmodell?
Aspekte der genauen Funktionsweise der im ,,partizipatorischen"
Modell vorgesehener Institutionen, eines möglichen Übergangs zu
einem ,,partizipatorischen" Wirtschaftssystem, sowie des
makroökonomischen Gleichgewichts können trotz ihrer Bedeutung
für ein grundlegendes Verständnis dieses Modells im Rahmen der
oberen Fragestellungen nicht behandelt werden.
Die Beantwortung der Fragestellung soll ­ mit Einschränkungen ­
ein allgemeines Urteil über das Potential moderner Modelle
partizipatorisch-sozialistischer Wirtschaftssysteme erlauben
können. Im Allgemeinen wird ein fundiertes Verständnis der
Koordination des Wirtschaftsprozesses durch das Wissen seiner
Akteure erwartet. Auf der Grundlage dieses Verständnisses soll das
zukünftige ökonomische Potential der sozialistischen Idee
abschätzbar sein können.
Die Untersuchung stützt sich auf theoretische Literaturvorarbeiten
in referierten Monografien und Fachzeitschriften sowie auf
Internetquellen.
6

b) Wichtige Begriffe
,,Information"
und ,,Wissen" werden in dieser Arbeit synonym
verwendet. Untersucht und kritisiert wird ein sozialistisches
Modell
1
, nicht die sozialistische Idee als Ganzes. ,,Sozialismus"
meint eine Wirtschaft mit keiner oder geringer Bedeutung der
Märkte.
,,Zentralplanwirtschaft"
/"Zentralplanungsmodell"/,,Zentral-
planung"
, sind damit als Reinformen ganz ohne Markt definitorisch
enger
gefasste
Unterbegriffe
vom
,,Sozialismus".
Als
,,Kapitalismus"
wird eine Wirtschaft bezeichnet, die auf Märkten
beruht.
Der
Begriff wird
synonym
mit
,,Marktwirtschaft"
verwendet.
All
diese
Definitionen
gehen
an
Formen
wirtschaftlichen Eigentums vorbei, da Aspekte der Gestaltung der
Eigentumsformen in einem sozialistischen System für diese Arbeit
nicht zentral sind.
,,Koordination"
dient als Sammelbegriff, der sowohl die Allokation
gegebener
Kapazitäten als auch die Investition in neue Kapazitäten
zusammenfasst. Anders ausgedrückt, umschreibt er allgemein
wirtschaftliche Lenkungsprozesse. Ebenso ein Sammelbegriff ist
,,Kapazitäten"
. Er fasst vorhandene Bestände genussreifer Güter,
alle
Zwischenprodukte,
Rohstoffe
und
Produktionsanlagen
zusammen;
meint
also
die
Gesamtheit
aller
physischen
ökonomischen Potentiale. Der Begriff ,,Kapitalgüter" soll alle
Produktionsanlagen und Werkzeuge eingrenzen.
,,ex ante"
meint eine Beurteilung aus vorheriger Sicht. ,,ex post"
meint eine Beurteilung aus nachträglicher Sicht. ,,Empirizistisch"
meint
die
Auffassung,
dass
Informationen
und
Wissen
grundsätzlich gegeben sind und in der Welt zerstreut; können also
von ökonomischen Akteuren aufgelesen, mit Symbolen der Sprache
oder der Mathematik kodiert, geordnet und ausgewertet werden.
1
Mit Kursivschrift werden besonders bedeutungstragende Begriffe in einem Satz
versehen.
7

2. Vorgeschichte der Wirtschaftsrechungsdebatte
,,It would be a mistake to believe that
the calculation debate has ended."
(Kirzner 1988: 16)
Die Wirtschaftsrechungsdebatte begann in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts mit bedeutenden Beiträgen der Ökonomen der sog.
Österreichischen Schule.
a)
Österreichische Schule
Die
Österreichische
Denkschule
nimmt
eine
herausragende
Stellung in der Geschichte der Wirtschaftsrechnungsdebatte ein.
Denn wie keine andere ökonomische Denkströmung, schärfte sie
ihr Profil durch die ständige Kritik der sozialistischen Idee, die in
Theorie und Praxis während des 20. Jahrhunderts populär war.
(Kirzner 1988: 1) Insgesamt wichtig für das Verständnis der
österreichischen Sozialismuskritik ist ihre Überzeugung, dass
Sozialismus de facto nur eine Zentralplanwirtschaft sein könne.
Selbst diejenigen Sozialismusmodelle, die dezentrale Planung
und/oder Märkte in welcher Form auch immer nicht verwerfen,
sind aus Sicht der Österreicher faktische Zentralplanungsmodelle.
Diese Sichtweise ist zum Verständnis der Analyse und der Kritik
der Genese des Wissens im Sozialismusmodell ,,partizipatorischer
Planung" von großer Bedeutung. Warum die ,,Österreicher" diese
Überzeugung teilen, wird nach der Vorstellung der wichtigsten
informationsökonomischen
Thesen
eines
der
bekanntesten
österreichischen Sozialismuskritiker, Friedrich August von Hayek,
klar werden.
8

b)
Sozialismus als Bewertungsproblem
Der Österreicher Ludwig von Mises warf 1920 als Erster die Frage
auf, ob und wie in einem Wirtschaftssystem mit fehlenden oder an
den Rand gedrängten Märkten der Erfolg ökonomischer Tätigkeit
bestimmt werden könnte. Er war es auch, der den Begriff der
,,Wirtschaftsrechnung" einführte und argumentierte, dass diese in
einem sozialistischen Gemeinwesen im Vergleich zu der in einer
Marktwirtschaft unvollständig wäre. Mises sah die sozialistische
Ökonomie einer rationalen Wirtschaftlichkeitsrechnung beraubt, da
sich in ihr keine Marktpreise bilden könnten. Diese würden unter
marktwirtschaftlichen
Bedingungen
als
Inputs
in
eine
kaufmännische Betriebsrechnung eingehen, um den Erfolg
2
ökonomischen Handelns zu bestimmen und auf seiner Grundlage
für die Zukunft planen zu können. Unter Bedingungen des
sozialistischen Gemeineigentums
sei eine solche Rechnung v.a.
wegen fehlender Preise für Kapitalgüter nicht aufstellbar, sodass
ein allgemeines Bewertungsproblem aller Güter im Sozialismus
unüberwindbar
sei.
Eine
rationale
Wirtschaftsrechnung
im
Sozialismus sei damit unmöglich. (Mises 1920) Die Argumentation
von Mises wird im weiteren Verlauf nicht tiefer ausgeführt werden,
da sie sich von der Fragestellung der Arbeit entfernt.
Exkurs: Neoklassische Schule
Um das Fortschreiten der Wirtschaftsrechnungsdebatte zu
verstehen, muss die Vorstellung der sog. ,,Neoklassischen Schule"
bzgl. der Genese von Information und Wissen kurz skizziert
werden. Den Neoklassikern geht es insgesamt darum Grundsätze
ökonomischer Effizienz unter idealtypischen Bedingungen, dass
vollständige Informationen allen Akteuren gegeben sind,
2
Hinweis: der Erfolg einer kaufmännischen Gewinn- und Verlustrechnung ist ein Begriff aus dem
buchhalterischen Fachjargon und kann auch negativ sein.
9

aufzuzeigen. Diese stark vereinfachende Annahme dient z.B. dazu
die grundsätzliche Rolle der Relativpreise auf das
Entscheidungsverhalten zu erklären. (Furubotn/Richter 2003: 1)
Die Relativpreise werden als Knappheitsparameter angesehen, mit
deren Hilfe Angebot und Nachfrage auf allen Märkten
übereinstimmen sollen. Die Neoklassiker sprechen dabei von
Markträumung.
(Leschke/Sauerland 2007: 45) Wenn Relativpreise
nicht für ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage
sorgen könnten, wären sie damit als Knappheitsparameter
unbrauchbar.
Beispiel: In einer Welt der vollständigen Information gebe es 2
Tomaten, 4 Karotten und 6 Kartoffeln.
Relativpreise
Tomate
Karotte
Kartoffel
Tomate
1
2/4
2/6
Karotte
4/2
1
4/6
Kartoffel
6/2
6/4
1
Die Relativpreise sind also:
I.
Preis für 1 Tomate = 2 Karotten = 3 Kartoffeln
II.
Preis für 1 Karotte = ½ Tomate = 1 ½ Kartoffeln
III.
Preis für 1 Kartoffel = 1/3 Tomate = 2/3 Karotte
Alle drei Gleichungen sind äquivalent und stellen die Bedingung
für Markträumung dar. Diese Relativpreise würden sich aber nur
dann in dieser Welt einstellen, wenn alle wüssten, dass es 2
Tomaten, 4 Karotten und 6 Kartoffeln gibt.
3
Der Neoklassischen
Schule liegt also eine empirizistische Vorstellung von der Genese
ökonomischen Wissens zugrunde. D.h. das Wissen sei vollständig
gegeben in der Außenwelt und müsse von den Akteuren nur
,,entdeckt" werden.
3
Von anderen Annahmen der Neoklassischen Schule wird hier abgesehen, da die Darstellung nur
das bessere Verständnis des nächsten Abschnitts der Arbeit vorbereiten soll.
10

Diese Vorstellung spielt für die Wirtschaftsrechnungsdebatte und
die Analyse des Modells partizipatorischer Planung eine große
Rolle:
"The [neoclassical] conditions, being simply technical requirements,
contain no ideological implications. They apply equally to capitalism,
socialism
, or any other "ism."
(Lancaster 1969: 276; Hervorhebung
hinzugefügt)
c) Marktsozialismus
Der Pole Oskar Lange, ein sozialistisch orientierter Ökonom, nahm
die Kritik von Mises ernst und argumentierte 1936, dass eine
sozialistische Ökonomie das Bewertungsproblem sehr wohl lösen
könne. Er schlug ein Modell einer fiktiven sozialistischen
Wirtschaft vor, in dem Marktpreise ,,simuliert" werden sollen, um
auf diese Weise die erhofften Vorteile einer vergemeinschafteten
Wirtschaft mit den vermeintlichen Effizienzeigenschaften des
Kapitalismus zu verbinden. Damit hatte Lange die Idee des sog.
,,Marktsozialismus" begründet. Die Vorstellung über die Genese
des Wissens in seinem Modell übernahme Lange aus der
neoklassischen Theorie. (Lange 1936) Das wird an einer späteren
Stelle ausführlicher diskutiert.
d)
Informationsbasierte Kritik
Der Österreicher Friedrich August von Hayek antwortete mit
seinen Essays zwischen 1937 und 1948 auf Langes Beitrag. Er
argumentierte,
dass
in
einer
Ökonomie,
die
nicht
auf
Marktbeziehungen
beruhe,
keinerlei
Möglichkeit
bestehe
irgendeine wahre Information darüber zu generieren, was, wie, wo,
wie viel und für wen produziert werden soll. Dieser Ansatz schließt
nicht aus, dass Menschen aus altruistischen Motiven den Willen
mitbringen könnten eine Ökonomie bewusst aufzubauen. Nur
könnten sie es nicht erreichen. (Hayek 1937, 1945, 1948) Diese These
wird an einer späteren Stelle ausführlicher diskutiert. Seine Kritik
11

spielt für die Analyse der Genese des Wissens im Modell
partizipatorischer Planung von Devine eine entscheidende Rolle.
e) Koordinationsproblem in der Marktwirtschaft
Der Brite Maurice Dobb, ebenso wie Lange ein sozialistisch
orientierter Ökonom, argumentierte 1969, dass die Marktwirtschaft
ein inhärentes Koordinationsproblem habe. Dass einzelne Akteure
mit jeweils sehr beschränktem Wissen einen eingeschränkten
Planungshorizont hätten, führe zur Unsicherheit, die für die
,,Kurzsichtigkeit" des Kapitalismus verantwortlich sei. Eine
effiziente Koordination der Kapazitäten ex ante sei damit im
Kapitalismus nicht möglich. (Dobb 1969: 148)
3. Zwei Hypothesen über Information und Wissen
Im Folgenden werden die zugrunde liegenden Vorstellungen über
die Genese vom ökonomischen Wissen von Lange, dem Begründer
des ,,Marktsozialismus" einerseits und von Hayek, des Vertreters
der Österreichischen Schule andererseits, in ihren wichtigsten
Anhaltspunkten vorgestellt, um die Untersuchung des Modells
,,partizipatorischer Planung" vorzubereiten.
3.1. Die These von Lange
a)
Überblick über das ,,marktsozialistische" Modell von Lange
Das Modell von Lange beruht auf Staatseigentum der Kapitalgüter.
Das Wirtschaftssystem, das Lange vorschlägt, soll auf zweierlei
Weise zentral koordiniert werden. Einerseits gibt es Betriebe mit
Planungsautonomie. Diese sind in einzelne Wirtschaftszweige mit
jeweiligen ,,Industrieministerien" an der Spitze zusammengefasst.
Andererseits gibt es die ,,Zentrale Planungskomission" mit
umfassenden Informationen über ,,Märkte", auf denen genussreife
Güter
und
Dienstleistungen
getauscht
werden.
Die
Industrieministerien mit untergeordneten Betrieben koordinieren
12

die
Höhe
und
Art
des
Outputs,
während
die
Zentrale
Planungskomission die Preise koordiniert. (Lange 1936: 62ff)
Die Zentrale kann nämlich einfach durch die Veränderung der
Relativpreise Angebot und Nachfrage auf simulierten Märkten in
Übereinstimmung bringen. Beobachtet die Zentrale bei einem Gut
einen Mangel, erhöht sie seinen Preis. Beobachtet sie bei einem
anderen Gut einen Überschuss, senkt sie den Preis. Sie würde
damit, wie kapitalistische Unternehmer auch, die Methode von
,,Versuch und Irrtum" anwenden, damit es keinen übermäßigen
Überschuss oder Mangel gibt. Da die Zentrale über vollständigere
und
umfassendere
Informationen
verfügt,
würde
ihr
die
Markträumung
sogar schneller und besser gelingen als einzelnen
Akteuren mit ihrem eingeschränkten ex ante Planungs- und
Wissenshorizont unter echten marktwirtschaftlichen Bedingungen.
(Lange 1936: 67) Die einzelnen Betriebe reagieren auf diese
zentralen Preisanpassungen wie profitmaximierende kapitalistische
Unternehmen: steigt der Preis für ihren Output (kurzfristig
4
), dehnen
sie mit gegebenen Kapazitäten den Output aus. Sinkt der Preis
(kurzfristig), verringern sie den Output. Die Industrieministerien
würden, vergleichbar den Vorständen großer kapitalistischer
Konzerne, langfristige strategische Entscheidungen treffen. Z.B.
würden sie über die Höhe und die Art der Investitionen in ihrem
Wirtschaftszweig
entscheiden.
Steigt
der
Preis
für
ihre
Outputkategorie (langfristig), investieren sie in den Ausbau der
Produktionsanlagen. Sinkt der Preis (langfristig), bauen sie die
Anlagen um- oder ab.
Auf diese beiden Weisen, durch
Preiskoordination einerseits und Koordination der Höhe und Art
4
Die Idee hinter der Unterscheidung zwischen der kurzen und der langen Frist hier ist, dass
Betriebe ihren Output nicht auf Dauer mit gegebenen Kapazitäten ausdehnen können. Ohne
Wartungsarbeiten an z.B. heißlaufenden Maschinen würden diese nach einer Weile verschleißen,
was in Folge den Output verringern würde.
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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (PDF)
9783863418670
ISBN (Paperback)
9783863413675
Dateigröße
379 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Passau
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,7
Schlagworte
Sozialusmusmodell Adam&Devine Lange Heyk
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