Slums als touristisches Highlight in der Megastadt Mumbai?: Untersuchungen zum Slumtourismus aus geographischer Perspektive
Zusammenfassung
Die Globalisierung (und damit einhergehenden Homogenisierung) der Welt - man spricht auch vom „globalen Dorf“ - weckt in vielen Menschen den Wunsch etwas Andersartiges, Nichtalltägliches zu sehen bzw. zu erleben und ihren individuellen Horizont zu erweitern. Da Slums hauptsächlich in den Entwicklungsländern als Problem bestehen, sind es zunehmend die Länder des globalen Südens, die von dieser Art des Tourismus „betroffen“ sind. Es entsteht eine Nachfrage auf die ein Angebot folgt oder anders herum ein Angebot, das gerne wahrgenommen wird. In diesem Falle das Angebot von Slumtouren. Der „Slum als touristischer Ort“ wird dadurch ermöglicht.
In der Megastadt Mumbai wird der Slumtourismus in Dharavi durchgeführt. Der Slum ist von einer ethnischen, religiösen wie auch sozialen Heterogenität geprägt. Diese Vielfältigkeit, zusammen mit der Kleinindustrie Dharavis, ist Hauptgegenstand einer von Reality Tours and Travel angebotenen Slumtour. Dadurch zielt die Agentur darauf ab, eine Slumtour so realistisch wie […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2. Theoretischer Diskurs
Um das Phänomen des Slumtourismus zu erklären, ist die Auseinandersetzung mit bestimmten Gesichtspunkten der Globalisierung und dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel unumgänglich.
Drei dieser Aspekte sind im Zusammenhang mit der Entwicklung von Slumtourismus ganz besonders hervorzuheben: Zum einen die erhöhte Urbanisierungsrate gerade in Megastädten der Entwicklungsländer und die damit einhergehende Marginalisierung von gesellschaftlich schlecht Gestellten bis hin zur vermehrten „Produktion“ von Slums. Zum anderen die Trendwende des Tourismusverkehrs hin zum Fernreiseverkehr in den globalen Süden.
Als Einstieg soll daher ein kurzer theoretischer Abriss der rezent ablaufenden Prozesse erfolgen, die unmittelbar mit dem heutigen Phänomen des Slumtourismus und seiner globalen Verbreitung in Verbindung gebracht werden können.
2.1 Megastädte in Entwicklungsländern und Marginalisierung
Megastädte sind je nach Definition des Autors urbane Agglomerationen mit mehr als 5, 8 oder 10 Millionen Einwohnern. Als weiteres Abgrenzungskriterium zu anderen Städten nennen einige neben der absoluten Einwohnerzahl noch eine Mindestbevölkerungsdichte von 2000 Einwohner/km² (Schmid, 2009: 9). Wählt man den Schwellenwert von 10 Millionen gab es 2007 16 Megastädte weltweit (Kraas, 2007:876).
Spreitzhofer (2006:3) fügt hinzu, dass zwei Drittel der Megastädte zumeist in Entwicklungsländern liegen und oft Primarstädte sind, das heißt sie weisen eine ausgesprochen hohe Konzentration an administrativen, wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Funktionen auf nationaler Ebene auf. Die urbane Bevölkerung wächst schneller als die Weltbevölkerung insgesamt. Die Dynamik der Urbanisierung hat dazu geführt, dass heute erstmals in der Geschichte ca. 50% der globalen Bevölkerung in Städten lebt. 5% davon in Megastädten. Anzumerken ist hier aber, dass viele der bisher als ländlich klassifizierten Regionen nach Überschreitung einer bestimmten Einwohnerzahl zu Städten gezählt werden. (In Deutschland ab 2000 Einwohner).
Das natürliche Bevölkerungswachstum, vor allem im globalen Süden, ist signifikant und trägt maßgeblich zur vermehrten Urbanisierung bei. Als Folge eines vergleichsweise niedrigen Entwicklungsstandes der ruralen Gebiete in Kombination mit der steigenden Attraktivität der Metropolen zählt die „Landflucht“ zu den Faktoren, die die Zahl der Städte am stärksten anschwellen lässt.
Die Anziehungskraft der Megastädte lässt sich durch die zunehmende Konzentration der Wirtschaft auf diese erklären. Megacities des globalen Südens können heute häufig auch als „globalizing cities“ fungieren, die sich im Zuge der Globalisierung mehr und mehr in das wirtschaftliche Netz der Welt integrieren. Hier werden gezielt ausländische Direktinvestitionen zur vermehrten Integration der Stadt in den Weltmarkt gebunden (Spreitzhofer, 2006:8ff).
Armut ist ein wichtiger Indikator anthropogen bedingter Vulnerabilität. Die Verwundbarkeit der Megastädte nimmt besonders mit der Übernahme neoliberaler Wirtschaftspolitiken, die zunehmend auch in Entwicklungsländern vollzogen wird, zu. Die Risikoanfälligkeit und damit auch die vermehrte Armut gelten als wichtige Faktoren, die mit der Öffnung der Märkte eintreten (Kraas, 2009:7).
Laut Definition der Weltbank gelten Personen, die weniger als zwei US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben als arm. Absolute oder extreme Armut bezeichnet einen Lebensstandard, der durch weniger als 1,25 US-Dollar täglich gekennzeichnet ist. Armut begreift sich als ein Mangel an Wohlergehen. Sie umfasst ein unregelmäßiges Einkommen und die Unfähigkeit grundlegende Güter zum würdigen Überleben zu erwerben (www.worldbank.org). Nicht vorhandenes persönliches Vermögen, damit einhergehende fehlende Sparmöglichkeiten, z. B. für den Schulbesuch der Kinder, sind gleichzeitige Indikatoren. Weiterhin wird Armut mit einem niedrigen Bildungsniveau, unzureichender Ernährung und medizinischer Betreuung gleichgesetzt. Fehlender Zugang zu reinem Wasser und sanitären Einrichtungen gehören ebenso dazu. Armut bedeutet oft auch der Mangel an Sozialkapital aufgrund informeller Verhältnisse, also beispielsweise das Fehlen einer Sozialversicherung oder geregelten Arbeitsschutz (www.worldbank.org; Kraas, 2009:7).
In Megastädten der Entwicklungsländer kann eine erhöhte Marginalisierung unterer Gesellschaftsschichten verzeichnet werden. Arme, sowie andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie religiöse oder ethnische Minderheiten werden häufig räumlich und sozial an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Dadurch wird es ihnen erschwert am wirtschaftlichen, aber auch sozialen Leben der Stadt teilzuhaben. Nicht selten leidet dadurch das Mitbestimmungsrecht bei Entwicklungs- wie Entscheidungsprozessen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Bildungseinrichtungen bleibt den Marginalbewohnern (Slumbewohnern) häufig verwehrt (Kraas, 2009:7).
Die hohe Bevölkerungsdynamik sowie die hohen Migrationszahlen von den ländlichen Gebieten in die Stadt, gehen mit einer Überforderung der Stadt einher. Oftmals ist es unmöglich die Infrastruktur, das Arbeitsplatzangebot und natürlich auch den Wohnraum für die Menschenmassen bereit zu stellen, die tagtäglich in die Megastädte der Entwicklungsländer migrieren. Die Pull-Effekte, also die Nachfrageseite der Stadt an Arbeitskräften und Bewohnern, ist häufig gesättigt. Die Push-Effekte, mit denen die steigende Perspektivlosigkeit in den ruralen Gebieten gemeint ist, nehmen aber kontinuierlich zu (Un-Bericht, 2003). Mangelnde Entwicklungs-, wie auch Flächennutzungsplanung veranlassen eine erhöhte Informalität verschiedenster Prozesse. Die Bewohner sind quasi durch die unzureichende Infrastruktur dazu gezwungen, sich selbst zu organisieren und in die informelle Arbeit einzusteigen, sowie auch informelle Behausungen aufzubauen (Kraas, 2009:7). Der Weg in den Slum ist für viele Zuwanderer die einzige Chance sich in der Stadt zu etablieren.
2.2 Zur Begrifflichkeit Slum
Laut dem UN-Bericht „The Challenge of Slums“ von 2003 lebten im Jahr 2001 über 923 Millionen Menschen in Slums. Das sind 31, 6% der weltweiten Stadtbevölkerung. Wie in Abb. 1 zu erkennen, entfällt der Großteil dabei auf die Entwicklungsländer, die insgesamt eine städtische Slumbevölkerung von 43% aufweisen. Die afrikanischen Staaten südlich der Sahara verzeichnen mit 71,9% den mit Abstand größten Anteil städtischer Slumbewohner. Darauf folgt Süd- und Zentralasien mit 58,8%. Lateinamerika und die Karibik weisen eine Slumbevölkerung von 31,9% auf. Hier ist festzustellen, dass Afrika zwar die höchste Slumrate im Verhältnis zur gesamten Stadtbevölkerung verbucht, in absoluten Zahlen aber deutlich weniger Slumbewohner verzeichnet als es in Asien der Fall ist. Ganz Afrika zählte im Gegensatz zu Asien, wo 2001 tatsächliche 554 Millionen Menschen in Slums lebten, 187 Millionen Slumbewohner. Asien nimmt daher mit 60% den höchsten Anteil der absoluten, weltweiten Slumbevölkerung ein, Afrika 20% und Lateinamerika und die Karibik 14%. Auf die Industrieländer entfällt mit 6% ein vergleichsweise geringer Prozentsatz städtischer Marginalbewohner weltweit.
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Abb.1: Slumbevölkerung in absoluten Zahlen. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2008
Die Millenniums-Ziele von 2000 strebten bis 2015 eine Halbierung der globalen Armut und die Verbesserung von 100 Millionen Slumbewohnern an. Doch stellen die von der UN prognostizierten Zahlen all diese Ziele erheblich in Frage. Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der globalen Slumbewohner bis zum Jahr 2015 auf rund 1,3 Milliarden und bis 2030 auf insgesamt zwei Milliarden Menschen anschwellen wird, wenn keine wirksamen Gegenmaßnamen veranstaltet werden (UN-Bericht, 2003; Bundeszentrale für politische Bildung). Die Verringerung der Armut wird somit als größte Herausforderung der Gegenwart angesehen. Die steigende Anzahl an Armen und Slums in den Städten der dritten Welt gilt laut Warnungen der Weltbank in den 1990igern, spätestens aber seit dem UN-Bericht „The Challenge of Slums“ von 2003 als höchst problematisch und „signifikantestes und politisch explosivstes Problem des nächsten Jahrhunderts“ (Zitat: Davis, 2007:25).
Was aber wird eigentlich unter einem Slum verstanden?
Der Begriff „Slum“ wurde in den 1820iger Jahren in London geprägt, wo er Behausungen niedrigster Wohnqualität mit miserablen hygienischen Umständen kennzeichnete. Gleichzeitig assoziierte man diese Areale mit hoher Gewalt, Drogenmissbrauch und geringfügigen Beschäftigungen. Später wurden innerstädtische Straßen oder Plätze als Slums bezeichnet, die von Menschen der „unteren Gesellschaftsschicht“ oder Armen besiedelt waren und eine extrem hohe Bevölkerungsdichte aufwiesen (UN-Bericht, 2003). Heute können dem Begriff verschiedene Konnotationen und Bedeutungen zukommen. Eine allgemeine Definition ist aufgrund der Komplexität und dem Problem der statistischen Erfassung von den zumeist illegalen Slums nicht möglich. Daher liegen oftmals keine offiziellen und genauen Daten vor. Dennoch können allgemeine Charakteristika von Slums herausgearbeitet werden, die im Wesentlichen noch mit denen aus dem 19. Jahrhundert übereinstimmen. Slums sind auch gegenwärtig noch durch provisorische, informelle und veraltete Behausungen gekennzeichnet (Bundeszentrale für politische Bildung). Weiterhin wird der Begriff „Slum“ im UN-Bericht (2003:8ff) genutzt, um eine große Bandbreite von einkommensschwachen Ansiedlungen mit geringen Lebensbedingungen zu beschreiben. Außerdem werden die Slums dort als physische und räumliche Erscheinungsformen von urbaner Armut und innerstädtischer Ungleichheit angesehen, wobei hier weiter erklärt wird, dass weder die gesamte städtische Armut in Slums untergebracht ist noch alle Slumbewohner immer zu den „Armen“ gehört. Daneben werden im UN-Bericht (2003:11) als wesentliche Charakteristika von Slums bezeichnet:
- Minderwertige Wohnkonditionen sowie illegale und unzureichende Baustrukturen.
- Überbevölkerung und hohe Bevölkerungsdichte.
- Der Mangel an elementaren Einrichtungen wie eine Wasser-, sowie Abwasserversorgung und Kanalisation.
- Ungesunde Lebensbedingungen und risikoreiche Lage von Slums (z. B. In Gebieten, die normalerweise nicht zur Bebauung geeignet sind).
- Ungesicherte Mietverhältnisse mit fehlendem rechtlichem Schutz oder informelle Siedlungsart.
- Armut und soziale Ausgrenzung.
2.3 Trend: Tourismus in Entwicklungsländer
Mit einem durchschnittlichen Anteil von 11% am globalen BIP ist der internationale Tourismus, der alle grenzüberschreitenden Reisen erfasst, einer der wichtigsten Sektoren der Weltwirtschaft und stellt ca. 8% der direkten und indirekten Arbeitsplätze weltweit zur Verfügung (Vorlaufer, 2003:4). Wie anhand der Abb. 2 zu erkennen ist, stieg die Zahl der internationalen Touristenankünfte mit 25 Millionen im Jahr 1950 auf 924 Millionen im Jahr 2008 kontinuierlich an. Für den gesamten Zeitraum entspricht das einer Wachstumsrate von rund 6,5% jährlich. Die UNWTO (Welttourismusorganisation) geht davon aus, dass sich die internationalen Tourismusankünfte bis zum Jahr 2020 sogar noch auf 1,6 Milliarden erhöhen werden, wobei gerade der Entwicklungsländertourismus überproportional ansteigen wird (Vorlaufer, 2003:4, Zotz, 2009:3ff).
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Abb. 2: Wachstum der Touristenankünfte weltweit. Quelle: World Tourism Organisation (UNWTO), 2009
Laut UNWTO (2009) nahmen die Ankünfte im Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2008 weltweit jährlich um 3,8% zu. In den Entwicklungsländern kann schon jetzt der größte Wachstumsanteil verzeichnet werden. Nord-Ost-Asien, Süd-Ost-Asien und Südasien haben jährliche Wachstumszahlen von rund 7% aufgewiesen, Mittelamerika sogar 8,4%. Auf Afrika entfielen durchschnittliche Raten von 6,7% jährlich. Eine Ausnahme bildet der Nahe-Osten, der mit Wachstumsraten von 10,5% alle anderen Regionen der Welt überstieg. Die Industrieregionen wie Europa, Nordamerika und Ozeanien wiederum haben deutlich weniger Anteil am Wachstum des internationalen Tourismus. Westeuropa beispielsweise konnte verglichen mit dem Anstieg der Touristenzahlen der Entwicklungsländer nur einen jährlichen Zuwachs von 1,2% aufweisen. Das Wachstum in Nordamerika fiel in den Jahren von 2000 bis 2008 mit 0,8% jährlich am geringsten aus (unwto, 2009:4). Anhand dieser Zahlen lässt sich ablesen, dass das Wachstum des internationalen Tourismus in den letzten Jahren vornehmlich auf die Staaten des globalen Südens konzentriert war. Laut Vorlaufer (2003:5) steigt die Nachfrage nach Entwicklungsländer-Reisen seit einigen Jahrzehnten sogar deutlich stärker als der Welthandel oder das globale Bruttoinlandsprodukt. Der Trend hin zum Entwicklungsländertourismus wird dadurch sehr deutlich.
An dieser Stelle ist anzumerken, dass Entwicklungsländer trotz großer Wachstumsraten aber generell immer noch einen relativ geringen Anteil am Welttourismus einnehmen. So konnten in den 48 von der UN klassifizierten am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries (LDC´s)) weniger als 1% der grenzüberschreitenden Touristenankünfte und nur 0,5% der touristischen Deviseneinnahmen registriert werden. Des Weiteren ist der Entwicklungsländertourismus durch eine extreme Ungleichheit geprägt. Nach Vorlaufer (2003:5) entfallen über 50% aller Reisen in den globalen Süden auf nur 12 Länder. Zu erkennen sei hier eine mit dem Tourismus einhergehende verhältnismäßig höhere Wirtschaftskraft. Das heißt, dass in diesen Ländern häufig ein Zusammenhang zwischen den touristischen Deviseneinnahmen und dem BIP besteht, bzw. der Tourismus zur Verringerung der Armut beigetragen hat.
Die Entwicklung dieses Trends hin zum Entwicklungsländertourismus ist unter anderem mit vielfältigen und differenzierten Globalisierungsprozessen zu erklären. Als wichtige Momente sind hier vor allem der technische Fortschritt mit seinen innovativen und hoch entwickelten Verkehrs-, Kommunikations- und Informationstechnologien zu nennen, die durch Großraumflugzeuge, Reservierungssysteme und das Internet die Reiseplanung und das Reisen erheblich erleichtern, wie auch vergünstigen. Außerdem sind Deregulierungen, wie erleichterte Devisen- und Einreisebestimmungen ausschlaggebend. Die Kommerzialisierung des Tourismusangebots verhilft vielen Menschen zu einer Reiseentscheidung. Durch die Medien wird dieses Angebot ausgeweitet, publik und schmackhaft gemacht. Der Massentourismus dringt in immer entlegenere Räume vor, der Reisehorizont weitet sich, oftmals gefördert durch immer günstigere Angebote, aus. Die in vielen Industrieländern steigenden Einkommen, größeren Fremdsprachenkenntnisse und zunehmende Freizeit spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Expansion des Entwicklungsländertourismus.
In Anbetracht der großen weltwirtschaftlichen Bedeutung und des großen Potenzials des Tourismus im Hinblick auf die Armutsbekämpfung bemühen sich viele Entwicklungsländer mit umfangreichen Förderprogrammen an diesem Boom teilzuhaben (vorlaufer, 2003:4).
3. Armutstourismus als Phänomen der heutigen Zeit? – Zur Begrifflichkeit
„Poorism“, „Slumming“, „Slumtourismus“ oder „Armutstourismus“ sind Begriffe, die für das touristische Erkunden von ärmlichen Vierteln mit geringen Lebensstandards stehen.
So beschreibt Ellis-Christensen Poorism (abgeleitet aus „poor“ und „tourism“) als eine Form des tourgeführten Reisens in den ärmsten und ökonomisch benachteiligsten Gebieten der Welt. Gründe dafür seien die Stärkung des allgemeinen Sozialbewusstseins und gegebenenfalls altruistische Absichten wie Spendenaktionen an ortsansässige NGO`s, die häufig durch die Touranbieter erfolgen. Poorism ist im Übrigen erst seit dem Jahr 2000 ein anerkannter Begriff (ellis-christensen, 2010).
Slumming hingegen ist nach Kaynes (2010) das Erkunden „unterer Klasse-Milieus“, wobei hier das Abenteuer und die Unterhaltung im Vordergrund stehen. Slumming sei ein tollkühner Akt, der immer etwas mit Risiko und Gefahr zu tun hat. Altruistische Absichten, also selbstloses Handeln der Touristen, sieht er eher im Bereich des geführten Slumtourismus. Beim Slumming geht es lediglich um das Amüsement und nicht um Handlungen, womöglich aus Charity-Gründen heraus. Des Weiteren geht es hier um das Erkunden eines der eigenen sozialen Klasse unterliegenden Milieus und nicht unbedingt um das Besuchen realer Slums. Ein Besuch in einem „den normalen Ansprüchen nicht gerecht werdenden“ Restaurant kann demnach genauso zum Slumming zählen, wie das Shoppen in einem Secondhand-Shop für jemanden, der für gewöhnlich nur in „Elitemalls“ einkaufen geht. Slumming ist also das „untere Klasse-Erleben“ mit dem Sinn der Unterhaltung.
An dieser Stelle ist anzumerken, dass diese Aussagen aus weniger offiziellen Quellen stammen und die hier angegebenen Definitionen keinen allgemeinen Stellenwert haben. Im weiteren Verlauf werden diese Begriffe als Synonyme verwendet, weil die Autorin der Ansicht ist, dass der geführte Slumtourismus auch immer etwas mit persönlicher Unterhaltung, bzw. egoistischen Gesichtspunkten zu tun hat und diese Begriffe bislang nicht genügend eindeutig definiert sind, als dass sie eine Unterscheidung wert wären.
3.1 Die Historie des Slumming
Der Armutstourismus in Entwicklungsländern gewinnt seit den 1990iger Jahren ständig an globaler Bedeutung. Genau wie viele andere Formen des heutigen Tourismus, hat auch das Slumming seine geschichtlichen Vorgänger und kann nicht allein durch rezente Prozesse begründet werden. Es ist also davon auszugehen, dass die Historie des Slumming Anzeichen und Hinweise zum Verständnis der heutigen Konstruktion dieser Art von Tourismus und seinem globalen Ausmaß in sich birgt.
Globale Veränderungen und neue gesellschaftliche Strukturen wirken sich häufig auf das Angebot des Tourismus aus, der sich diesen Umstrukturierungen immer neu anpasst. Neue touristische Formen können also häufig als Folge und Konstruktion einer sich wandelnden Gesellschaft gesehen werden. Daneben befriedigt er die Bedürfnisse der Touristen im gleichen Maße, wie er ebenfalls auch an der Produktion dieser Wünsche beteiligt ist (Steinbrink/Pott, 2010:236).
Auch am Beispiel des Slumtourismus lässt sich dieses Phänomen gut beobachten. Die gut 150-jährige Tradition des Slumming lässt sich in zwei Phasen und Gebiete einteilen: Dem viktorianischen London Ende des 19. Jahrhunderts und New York am Anfang des 20. Jahrhunderts.
3.1.1 Das touristisches Erkunden des Londoner East End
Seinen Ursprung findet der Slumtourismus im viktorianischen London des 19. Jahrhunderts. Durch die Industrialisierung wandelte sich die Stadt erheblich. Die starke Land-Stadt-Wanderung und die irische Immigration verursachten ein gewaltiges Städtewachstum und machten London mit sechs Millionen Einwohnern zur damals größten Stadt der Welt. Damit einhergehend segregierte sich die Stadt in Arm und Reich und es kam zur vermehrten Ausbildung von Slums, vor allem im Osten des urbanen Raums. (Der Begriff „Slum“ entstand erst in dieser Zeit und ging in den 1820iger Jahren in die englische Hochsprache ein). London war zu jener Zeit durch eine Klassengesellschaft geprägt, die ausgehend von der Kolonialisierung sehr verstärkt wurde.
Das riesige Ausmaß der Agglomeration führte dazu, dass die Londoner nicht mehr alle Viertel ihrer Stadt kannten. Das sogenannte East End wurde als unzivilisierter, gefürchteter und von Seuchen befallener Ort angesehen, von dem aus eine große Gefahr ausging. Damals auch als „dunkler Kontinent“ (in Anlehnung an das arme Afrika) bezeichnet, wurde das East End oftmals als Antithese der feinen bürgerlichen Ordnung dargestellt (Steinbrink/Pott, 2010). Doch galten die Slums schon damals als interessant und andersartig. Die Entdeckungsreisen der Engländer sollten sich zu der Zeit nicht mehr nur auf ferne Kontinente beziehen sondern auch auf die innerstädtischen Areale der eigenen Umgebung. Ziel war es, „die Ferne in der Nähe“, also das Unbekannte und das sozial Andersartige in der eigenen Stadt zu erkunden. Die Slums versprachen große Abenteuer und Raum für wilde, oft auch erotische Phantasien.
Durch Berichte und Schilderungen der ersten Kirchenleute oder Journalisten, die sich in das East End wagten, wurde der Slum durch deren Sozialreportagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und rühmten sich immer größer werdender Popularität. Oft aus Mitleid und mit der (angeblichen) Absicht Wohltaten zu tun, besichtigten ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Menschen aus den gehobenen Vierteln der Stadt die Slums im Osten Londons (www.sciencedaily.com). Diese Besichtigungen wurden schnell als Slumming bezeichnet wodurch der Begriff geprägt wurde. Er ist also fast genauso alt wie der Begriff Slum an sich (Steinbrink/Pott, 2010)
3.1.2 Merkmale des Slumming in New York
In der zweiten historischen Phase des Slumming wurde diese Form von Tourismus aus London um New York und später auch um andere Städte der USA ergänzt. Hier entwickelte sich eine andere Form des Slumming. Es ging nicht mehr darum Wohltaten zu tun oder das moralisch Gegensätzliche zu erleben, sondern eher darum, verschiedenste Kulturen, ethnische Hintergründe (die oft mit Armut konnotiert waren) kennen zu lernen und sich an ihnen zu erfreuen.
Das New York des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts war durch eine große internationale Migration geprägt, die schon schnell kulturspezifische Diskriminierungen und eine damit einhergehende Segregation von Arm und Reich oder auch Schwarz und Weiß zur Folge hatte. Es entstanden ganze Migrantenkolonien, wie etwa Little Italy oder Chinatown (Steinbrink/Pott, 2010). Ghettos und „Schwarzenviertel“ wie Harlem, entstanden nach der Jahrhundertwende durch die Migration der schwarzen Unterschicht aus den Südstaaten, was zu einer Verschärfung der sozialen Probleme aber auch zu einer starken kulturellen, afro-amerikanischen Dynamik innerhalb der Stadt führte. Insbesondere der Jazz und andere künstlerische bzw. musikalische Ausdrucksformen der ansässigen schwarzen Bevölkerung wurden als „exotisch“ angesehen. Harlem erhielt das Image des Ortes mit dem „Dschungel-Flair“ und der Primitivität. Schnell wurde es ein Ort des allabendlichen Amüsements der weißen Oberschicht, die ihre kulturelle Neugier in den Nachtlokalen des Viertels befriedigten. Slumming wurde hier also mit dem „nightclubbing“ gleichgesetzt. Allerdings kam es sogar innerhalb dieses Viertels zu einer krassen Segregation von Schwarz und Weiß. Schwarze durften die von den Weißen besuchten Nachtlokale nicht aufsuchen. Lediglich die Künstler und die Bedienung waren schwarz, die Inhaber und das Klientel weiß. Die Oberschicht wollte die kulturelle Vielfalt zwar erleben, sich aber keines Falls unter die Schwarzen mischen und sich mit ihnen „abgeben“ (Welz, 1993:40).
Die touristische Attraktion „Slum“, zu denen folglich auch die Migrantenviertel aus Europa und Asien gehörten, wurde in den USA also als ein Ort des kulturell wie ethnisch Anderen erfunden und in den Städtetourismus aufgenommen. Bei einem Besuch der Metropole sollte der kosmopolitische Charakter zur Geltung kommen, um den Erwartungen der Städtetouristen, die ständig auf der Suche nach Andersartigkeit und Authentizität waren, gerecht zu werden. Der Slumtourismus konnte in den USA dazu beitragen, dass soziale Ungleichheiten entproblematisiert wurden. So schreiben Steinbrink/Pott (2010:252): Zitat: „Der Slum wurde nicht mehr primär als Manifestation sozialstruktureller Ungleichverhältnisse, sondern als Ausdruck der kulturellen Konfiguration einer modernen Weltstadt gesehen“. Weiter führen sie aus: Zitat: „(…) diente er (der Slum) (…) zugleich als Sehnsuchtsraum, der sie (die Touristen) eine ansonsten längst vergangene vormoderne Welt erleben ließ. Die Kulturalisierung des Slums (…) wirkte wie eine Legitimation des sozialen und ökonomischen Gefälles (…). „Ethnic slumming“ bedeutet folglich nicht die Annäherung, sondern letztlich immer Herstellung und Bestätigung sozialer Distanz.“
3.2 Slumming im globalen Kontext – die gegenwärtige Situation
Slumming ist in dem Sinne kein neues Phänomen, da ihm eine 150-jährige Tradition vorausgeht. Der heutige Slumtourismus weist gewisse Ähnlichkeiten zum Slumming des letzten, wie auch vorletzten Jahrhunderts in London und New York auf. Es geht nach wie vor um die Begegnung mit „dem Anderen“ und die Bereisung von Armut, die räumlich in einem Teil der Stadt (dem Slum) konzentriert ist. Armutsviertel werden und wurden aber nach Steinbrink/Pott (2010:235) nicht nur als Orte des ökonomisch Anderen angesehen, sondern auch als Orte des kulturell und ethnisch Anderen. Je nach gesellschaftlichem Kontext kann daher das „bereisenswerte Andere“ variieren. Das heißt, dass Armut allein oft nicht der auslösende Faktor für den Besuch eines Slums war und ist, wobei sie immer einen wichtigen Nebenaspekt bildet und bildete.
So wie in seiner Geschichte, ist der Armutstourismus auch heute als Antwort auf einen globalen, wie gesellschaftlichen Wandel anzusehen. Die dramatische Urbanisierung in Entwicklungsländern, wie die vermehrte „Produktion“ von Armutsvierteln und der Trend hin zum Entwicklungsländertourismus können als Teil dieses gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels betrachtet werden. Diese in Kapitel 2 ausführlich beschriebenen internationalen Veränderungen sind womöglich Auslöser für die weltumfassende Expansion des Slumtourismus.
Dennoch kennzeichnen einige zusammenhängende Merkmale und Unterschiede den heutigen Slumtourismus als Teil der neuen sozialen Ordnungen und in Abgrenzung zum historischen Slumming.
Das Slumming der letzten Jahrhunderte war durch das Betreten „gefährlicher und dunkler“ Orte im innerurbanen Raum der eigenen Stadt kennzeichnet. Zur damaligen Zeit wurde diese Art des Tourismus in den aufsteigenden und sich wandelnden Metropolen der heutigen Industrienationen zum Bestandteil des Städtetourismus. Gegenwärtig hingegen findet er hauptsächlich in weit entfernten Ländern des globalen Südens statt. Neu ist daher die internationale Verbreitung des Slumtourismus. Mit dem Hintergrund der Globalisierung geht es daher nicht mehr nur um die andere Seite der Stadt und seinen innerurbanen gesellschaftlichen Unterschieden, sondern vor allem auch um die andere Seite der Welt (Freire-Maderios, 2010; Steinbrink/Pott, 2010).
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Abb. 3: Orte des Slumtourismus weltweit. Quelle: eigene Darstellung mit google maps, 2010
Rezente Beispiele für diese Art von organisierten Touren, die meistens in Kleinbussen oder aber auch zu Fuß durchgeführt werden, lassen sich unter anderem in den Armutsvierteln von Bangkok, Buenos Aires, Manila, Kairo, Nairobi, Mazatlán oder Windhoek finden Die größte professionelle Angebotspalette ist jedoch in Rio de Janeiro und Kapstadt, wie auch Johannesburg vorhanden (siehe dazu auch Abb. 3). In den Metropolen Südafrikas gehört eine Townshiptour schon fast so zum touristischen Programm wie der Besuch des Tafelbergs oder anderen touristischen Highlights. In Rio ist es die Favela „La Rocinha“, die neben der Copacabana und des Zuckerhuts als Attraktion vermarktet wird (Steinbrink/Pott, 2010:235). Rolfes (2009) schätzt die Zahl der Slumtouristen in Kapstadt auf 300 000 und in Rio auf ca. 40 000 jährlich. Aus etwaiger Literatur wird deutlich, dass es hauptsächlich Reisende aus den Industrieländern sind, die an Slumtouren teilnehmen. Einheimische oder Touristen aus anderen geringer entwickelten Ländern sind kaum oder gar nicht aufzufinden. Daraus lässt sich schließen, dass es auch heute das Unbekannte und Andersartige ist, was die Aufmerksamkeit der Menschen anzieht. Viele Touristen aus Europa, Australien oder den USA sind nicht tagtäglich mit Slums und Armut konfrontiert und hegen deswegen wahrscheinlich Interesse daran, etwas für sie Neuartiges wie auch Ungewöhnliches zu erleben.
Das Interesse an Slums und die Neugierde an der Erfahrung mit Armut sind hinsichtlich der Historie folglich nichts Neuartiges. Nach Freire-Madeiros (2010) ist die Innovation heute, dass die Neugierde am „Bestaunen“ von Armut zum Produkt erzeugt wurde und als ein solches in höchst professioneller Art vermarktet wird. Mit örtlichen Werbekampagnen wird durch mal mehr, mal weniger spezialisierte Anbieter auf die organisierten Slumtouren aufmerksam gemacht (siehe Anhang: Abb. 1, 2)
In den Medien werden die Megastädte häufig als „kultige“ Regionen von Armut angepriesen und empfohlen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die mediale Präsenz von Armut in den Entwicklungsländern einen erheblichen Anteil am Ruhm des Slumtourismus hinzufügt. Freire-Madeiros (2010) erklärt sogar, dass der Slumtourismus ohne die Medien mit seiner offensichtlichen, wie auch unterschwelligen Werbung nicht existieren würde. Der Trend zum Kosmopolitismus trägt ebenso seinen Teil dazu bei. Es gilt: Wer viele exotische und weit entfernte Länder bereist hat, verfügt über einen größeren individuellen Horizont und wird daher in der Gesellschaft „besser angesehen“.
Große Stars wie Angelina Jolie, George Clooney oder Madonna machen es vor: Reisen in Armenviertel, um dort die Bewohner zu unterstützen ist „in“. Helfen ist ein Trend geworden, vor allem bei den Superreichen und Hollywoodstars. Die Medien präsentieren diese Bilder von Madonna in großzügiger Form. So wird in der „Bunte“ geschrieben: „Die Slum-Bewohner drängeln sich auf den Dächern ihrer Wellblechhütten. In einem der größten Armenviertel Rio des Janeiros, dem Slum Morro Dona Marta, können die Bewohner noch gar nicht fassen, dass ein Megastar wie Madonna tatsächlich zu ihnen kommt. Doch Madonna scheut die Nähe zu den Armen nicht, ganz im Gegenteil. Wie vor wenigen Wochen im afrikanischen Malawi, will die 51-Jährige nun auch in Rio ein Charity-Center für benachteiligte Kinder aufbauen.“ (Zitat Bunte: http://www.bunte.de/stars/madonna-auf-slum-tour-in-brasilien_aid_13449.html)
Daneben gelten große Kinofilme wie „Slumdog Millionaire“, der in Mumbais Slums spielt, oder „City of God“, ein Film über das Leben in Rios Favelas als große „Werbetrommeln“ für das Bereisen eines Slums.
In der öffentlichen Debatte findet sich der Slumtourismus im Zwiespalt von Voyeurismus und Entwicklungshilfe wider. Die Befürworter unterstreichen das große Entwicklungspotenzial für die lokalen Bewohner des Slums. Durch ortsansässige NGO`s, die oftmals von den Einnahmen der Tourismusagenturen unterstützt werden, könnten Schulen oder sanitäre Einrichtungen gebaut werden. Andererseits können die Slumbewohner oftmals direkt von den Touristen durch beispielsweise die Verkäufe ihrer Kunsthandwerke, wie es in Rio und auch Kapstadt der Fall ist, profitieren. Nach Frenzel (2010) konnte sich Harlem, das einst nur mit Kriminalität, Drogen und Armut assoziiert wurde, diesem negativen Image dank des Tourismus entziehen. Ausgelöst durch das Slumming kann hier ein positiver Wandel und eine Reduzierung der Armut festgestellt werden (www.sciencedaily.com). Weiterhin argumentieren die Verteidiger mit dem Potenzial für ein ausgewogeneres Sozial- und Wertebewusstsein der Tourteilnehmer nach einem Slumbesuch. Wichtig ist auch, dass der Tourismus mit einer Besserung des Selbstbewusstseins der Slumbewohner selbst einhergehen kann. Ziel vieler Touranbieter in Kapstadt, Rio oder auch Mumbai ist es, das negative Image eines Slums aufzuheben, was bestärkend für die Einwohner selbst sein kann (Freire-Madeiros, 2010, Rolfes (2009). Interviews mit den Bewohnern in Rios Favelas haben ergeben, dass 84% von 179 Befragten die Touristen im Slum nicht etwa aus ökonomischen Gründen als etwas Positives bewerten. Der Tourismus hätte das Potenzial eine differenzierte Einsicht in das Leben eines „Favelados“ zu generieren und damit als Gegenpol des von den Medien so negativ dargestellten Bildes der Slums zu wirken. Viele Einwohner erhoffen sich vom Tourismus in ihrer Favela eine Reduzierung des negativen Images als ein Ort des Verbrechens, Drogen und Krankheit. So sagt ein 22-Jähriger aus Rocinha: “I´m sick and tired of people talking bad things about us without knowing what we´re really like“ (Freire-Madeiros (2010).
Aber der Slumtourismus hat nicht nur Befürworter, sondern auch seine Gegenspieler. Kritiker stellen eine Steigerung des Sozialbewusstseins in Frage und kommentieren, dass Slumtouren einen gewissen Voyeurismus angesichts der Armut und dem Leid auslösten. Aussagen in Internetforen wie: „The real purpose of these tours is for Westerners to remind themselves how lucky they are“ oder „would you want people stopping outside of your front door every day or maybe twice a day, snapping a few pictures of you and making some observations of your lifestyle?“ zeigen die kontroverse Diskussion um Slumtourismus auf (http://poverty. suite101.com).
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Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2010
- ISBN (PDF)
- 9783863419417
- ISBN (Paperback)
- 9783863414412
- Dateigröße
- 4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Hamburg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1
- Schlagworte
- Armutsviertel Slumming Dharavi Slum Indien
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing