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Twitter als Jobbörse: Wie Unternehmen soziale Medien effizient für die Mitarbeiterakquise nutzen können

©2011 Bachelorarbeit 50 Seiten

Zusammenfassung

Seit seinem Start im Jahre 2006 gewann der Microblogging-Dienst Twitter stetig an Bedeutung. Bereits jetzt, nur wenige Jahre nachdem die ersten Nachrichten in Twitter verschickt wurden, hat es sich als nützliches Tool für Unternehmen etabliert um mit Kunden in Kontakt zu treten. Daneben erwies es sich auch für normale Nutzer als günstig, um mit Gleichgesinnten über die verschiedensten Thematiken zu diskutieren und sich über die gemeinsamen Interessen auszutauschen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die unterschiedlichsten communities of practice in Twitter gebildet habe, die die Plattform nutzen, um sich innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft auszutauschen. Anfänglich als allgemeine Netzwerkanalyse informeller communities of practice zur Softwareentwicklung in Twitter gedacht, hat sich die Zielsetzung und somit auch die Problemstellung dieser Studie geändert, nachdem die über Twitter verschickten Nachrichten zur Softwareentwicklung einer ersten Analyse unterzogen wurden. Anhand dieser Analyse wurde deutlich, dass der Großteil der Nachrichten in Twitter, die sich thematisch mit Softwareentwicklung beschäftigen, Stellenangebote von Unternehmen sind. Im weiteren Verlauf werden diese Nachrichten Job-Tweets genannt. Die Frage, die sich bei der Betrachtung dieser Tatsache stellt ist, wieso Unternehmen ihre Mitarbeiter über Twitter rekrutieren. Welche Vorteile bringt diese unkonventionelle Vorgehensweise mit sich und wie effizient ist sie? Da Twitter immer mehr zu einem wichtigen Informationsnetzwerk avanciert, ist diese Taktik der Unternehmen eine genauere Betrachtung wert. Sie zeigt auf, wie ein Dienst wie Twitter professionell von Unternehmen für die verschiedensten Zwecke genutzt werden kann.
In diesem Buch wird die Effizienz von Stellenangeboten im Bereich der Softwareentwicklung, die über die Plattform Twitter geschaltet werden, analysiert. Die Vorgehensweise und die Vorteile der Unternehmen werden erläutert. Reicht es, nur die Informationen über die angebotene Arbeitsstelle zu kommunizieren, oder wird eine Art Kommunikationsmechanismus benötigt? Welche Nutzergruppe reagiert auf die in Twitter geschalteten Stellenangebote? Lassen sich diese Nutzergruppen in bestimmter Weise gruppieren? Des Weiteren wird untersucht, wie erfolgreich die Veröffentlichung von Stellenangeboten in Twitter ist.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Seit seinem Start im Jahre 2006, gewann der Microblogging-Dienst Twitter stetig an Bedeutung. Bereits jetzt, fünf Jahre nachdem die ersten Nachrichten in Twitter verschickt wurden, hat es sich als nützliches Tool für Unternehmen etabliert um mit Kunden in Kontakt zu treten, erwies sich aber auch für normale Nutzer nützlich, um mit Gleich­gesinnten über die verschiedensten Thematiken zu diskutieren und sich über die gemein­samen Interessen auszutauschen.[1] So ist es nicht verwunderlich, dass sich die verschieden­sten communities of practice in Twitter gebildet haben und die Plattform nutzen, um sich innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft auszutauschen und zu kommunizieren.[2]

Anfänglich als allgemeine Netzwerkanalyse informeller communities of practice zur Softwareentwicklung in Twitter gedacht, hat sich die Zielsetzung und somit auch die Problemstellung dieser Arbeit geändert, nachdem die über Twitter verschickten Nachrichten zur Softwareentwicklung einer ersten Analyse unterzogen wurden. Anhand dieser Analyse wurde deutlich, dass der Großteil der Nachrichten in Twitter, die sich thematisch mit Softwareentwicklung beschäftigen, Stellenangebote von Unternehmen sind.[3] Im weiteren Verlauf der Arbeit werden diese Nachrichten Job-Tweets genannt.

Die Frage, die sich bei der Betrachtung dieser Tatsache stellt ist, wieso Unternehmen ihre Mitarbeiter über Twitter rekrutieren. Welche Vorteile bringt diese unkonven­tionelle Vorgehensweise mit sich und wie effizient ist sie?

Da Twitter immer mehr zu einem wichtigen Informationsnetzwerk avanciert, ist diese Vorgehensweise der Unternehmen eine genauere Betrachtung wert. Sie zeigt auf, wie ein Dienst wie Twitter professionell von Unternehmen für die verschiedensten Zwecke genutzt werden kann.

1.2 Ziel der Arbeit

Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Effizienz von Stellenangeboten im Bereich der Softwareentwicklung, die von Unternehmen im deutschsprachigen Raum über die Plattform Twitter geschaltet werden, zu analysieren.

Es soll erarbeitet werden, welche Vorteile Unternehmen in der Schaltung von Stellenangeboten über Twitter sehen und wie bei solch einer Schaltung vorgegangen wird. Reicht es, nur die Informationen über die angebotene Arbeitsstelle zu kommuni­zieren, oder wird eine Art Kommunikationsmechanismus benötigt?

Welche Nutzergruppe reagiert auf die in Twitter geschalteten Stellenangebote? Lassen sich diese Nutzergruppen clustern, d.h., lassen sich die reagierenden Nutzer in bestimmter Weise gruppieren?

Des Weiteren soll untersucht werden, wie erfolgreich die Veröffentlichung von Stellenangeboten in Twitter ist. Wie viele Bewerber bewerben sich aufgrund des Stellenangebots in Twitter? Wie oft erfolgt die Einstellung eines Bewerbers, der über Twitter auf das Stellenangebot aufmerksam geworden ist?

1.3 Vorgehensweise

Mit Hilfe des Webcrawler-Programms Condor, wurden alle Tweets gesammelt, die mindestens einen der folgenden Suchbegriffe beinhalteten:

- Software engineering
- Software development
- Software developer
- Software project
- Softwareentwicklung
- Softwareentwickler
- Softwareprojekt

Diese wurden zunächst gefiltert, sodass nur Tweets übriggeblieben sind, die Stellen­angebote von Unternehmen im deutschsprachigen Raum beinhalten.

Die nun gefilterten Tweets wurden im Rahmen dieser empirischen Bachelorarbeit einer weiteren Analyse unterzogen. Zum einen wurde der inhaltliche Aufbau der Tweets analysiert, zum anderen wurde überprüft ob, und wenn ja welche, Kommuni­kationsmechanismen eingesetzt sind.

Außerdem wurde ein Fragebogen konzipiert, der an die Unternehmen weitergeleitet wurde die verstärkt Stellenangebote über Twitter schalten. Mit Hilfe dieses Fragebogens wurde überprüft, welche Vorteile Unternehmen in der Schaltung von Stellenangeboten über Twitter sehen, wie effizient ein derartiges Vorgehen ist und wer auf die Job-Tweets reagiert.

Abschließend wurden alternative Vorgehensweisen erarbeitet, die die Effizienz solcher Stellenangebote über Twitter steigern könnten.

1.4 Datengrundlage dieser Arbeit

Dieser Arbeit liegen zum einen die gesammelten Tweets und zum anderen die Ant­worten der Unternehmen auf den Fragebogen zu Grunde. Insgesamt 6807 Tweets wurden im Zeitraum vom 17. Juni 2011 bis zum 28. Juli 2011 mit Hilfe von Condor gesammelt. Diese Tweets sind allerdings nicht alle für diese Arbeit brauchbar. Von den 6807 Tweets stammen 3182 aus dem deutschsprachigen Raum, wo von lediglich 2068 Tweets Stellenangebote beinhalten. Diese 2068 Tweets wurden für diese Arbeit analysiert und genauer betrachtet.

Aus diesen Tweets wurden die Unternehmen ausgewählt und angeschrieben, die Twitter oft für die Veröffentlichung von Stellenangeboten nutzen. Von den 59 angeschriebenen Unternehmen nahmen 33 an der Umfrage teil. Jedoch waren unter diesen 33 Teil­nahmen einige unbrauchbare Angaben dabei, sodass schließlich 26 brauchbare Um­frageergebnisse übrig blieben. Bei den Umfrageergebnissen muss allerdings angemerkt werden, dass nur die erste Hälft des Fragebogens, die den Erfolg von Job-Tweets thema­tisiert, von allen 26 Unternehmen beantwortet wurde. Die zweite Hälfte, mit Fragen zu den reagierenden Nutzern, wurde nur noch von 15 Unternehmen beantwortet.

Dieser Arbeit liegen also 2068 Job-Tweets und 26 bzw. 15 von Unternehmen aus­gefüllte Fragebögen zu Grunde.

1.5 Ergebnisse dieser Arbeit

Nach der Analyse der beantworteten Fragebögen wurden die daraus resultierenden Um­frageergebnisse zusammengetragen. Diese Umfrageergebnisse bilden die Basis zur Be­antwortung der Fragen, welche Vorteile die Unternehmen in Twitter sehen, wie erfolg­reich solch ein Vorgehen ist und welche Nutzergruppen auf die Job-Tweets reagieren.

Des Weiteren wurden die markanten Eigenschaften beim inhaltlichen Aufbau der Job-Tweets zusammengetragen und die Methoden und Vorgehensweisen bei der Er­stellung der Tweets bestimmt. Eventuell vorhandene Kommunikationsmechanismen wurden dabei identifiziert und ein Vergleich zwischen den Job-Tweets von Unter­nehmen und denen der Jobbörsen gezogen.

Schließlich wurden noch Vorschläge alternativer Vorgehensweisen zur Steigerung der Effizienz bei der Schaltung von Stellenangeboten über Twitter gegeben und ein Modell entwickelt, dass dabei hilft einen optimalen Job-Tweet zu verfassen.

1.6 Begriffserklärung

Die vorliegende Arbeit enthält Begriffe, welche im Folgenden definiert werden sollen. Sie stellen im Wesentlichen die Fachbegriffe dar, die im Titel der Bachelorarbeit verwendet werden.

1.6.1 Netzwerkanalyse

Für den Begriff der Netzwerkanalyse gibt es verschiedene Definitionsmöglichkeiten. Zum einen ist sie eine Ansammlung mehrerer statistischer Instrumente zur Analyse eines Netzwerks von Menschen, zum anderen kann sie als Theorieperspektive verstanden werden, welche den Einfluss eines Netzwerks auf die Handlungsmöglich­keiten eines Individuums innerhalb dieses Netzwerks analysiert.[4] [5]

Der Fokus einer Netzwerkanalyse liegt meist auf den Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern, den Akteuren, eines Netzwerks. Sie liefert vor allem neue Erkenntnisse, die bei der Beantwortung von Forschungsfragen der Sozial- und Ver­haltenswissenschaften eine Rolle spielen.[6]

Neben der Analyse der sozialen Beziehungen zwischen Akteuren, umfasst die Netzwerkanalyse auch die systematische Erhebung und Auswertung empirischer Daten, deren graphische Präsentation und die Abstraktion dieser Daten mit Hilfe von mathematischen und computergestützten Modellen.[7]

1.6.2 Twitter und Tweets

Twitter ist ein kostenloser, im Jahre 2006 gestarteter Microblogging-Dienst, der den Nutzern ermöglicht über Textnachrichten miteinander zu kommunizieren. Diese Textnachrichten, genannt Tweets oder Updates, sind auf eine Länge von maximal 140 Zeichen begrenzt und sollten Anfangs von den Nutzern als Antwort auf die Frage „Was tust du gerade“ verfasst werden.[8]

Mittlerweile ist Twitter mit täglich über 200 Millionen Tweets zu einem bedeutenden sozialen Informationsnetzwerk herangereift und sowohl für normale Nutzer als auch für Unternehmen interessant. Der anfängliche Sinn eines Tweets hat sich seit dem Start der Plattform mit der Zeit und dem rasanten Wachstum weiterentwickelt. Es wird nicht mehr nur über die gerade ausgeübte Aktivität, sondern auch vorwiegend über aktuelle Geschehnisse kommuniziert.[9]

1.6.3 Follower

Die Tweets können von anderen Nutzern abonniert werden und erscheinen dann nicht nur auf der Profilseite des verfassenden Nutzers, sondern auch auf der Startseite der Abonnenten. Diese Abonnenten werden dabei auch Follower genannt und benötigen, bis auf einen internetfähigen Browser, keine weitere Software, um den Tweets der favorisierten Nutzer zu folgen.[10]

Die Anzahl von Followern je Nutzer ist stark abhängig davon, über welche Themen dieser Nutzer tweetet und welchen Bekanntheitsgrad er hat. Ich habe z.B. nur 101 Follower, wohingegen dem amerikanische Präsident Obama 9.824.452 andere Nutzer folgen.[11]

1.6.4 Communities of practice

Eine community of practice beschreibt ein soziales Netzwerk von Menschen, die ähnlichen und meist arbeitsbezogenen Aktivitäten und Interessen nachgehen.[12] Dieses Netzwerk definiert eine „Wissensgemeinschaft“, welche hauptsächlich aus Angestell­ten und Fachleuten besteht, die sich über Unternehmensgrenzen hinweg über ihre Interessen und Aktivitäten informieren und austauschen.

Dadurch, dass die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft dieselben Ziele verfolgen, interagieren sie innerhalb dieser Gemeinschaft verstärkt miteinander und bilden dadurch soziale Konventionen und Gepflogenheiten, die das Handeln in einer community of practice bestimmen.[13]

2. Analyse der Tweets

„Was tust du gerade?“. Auf diese Frage sollte ursprünglich in einem Tweet geant­wortet werden. Bestehend aus maximal 140 Zeichen, werden diese Tweets mittler­weile auch von Unternehmen verwendet, um potenzielle Bewerber anzuziehen. Doch wie genau gehen die Unternehmen dabei vor? Wie wird solch ein Job-Tweet aufgebaut und was passiert nach der Veröffentlichung des Stellenangebots? Gibt es Mechanis­men, mit der die Aufmerksamkeit von Interessenten angezogen wird? Um diesen Fragen nach zu gehen, werden die gesammelten Tweets genauer betrachtet und auf die drei Aspekte hin untersucht.

2.1 Inhaltlicher Aufbau der Tweets

Um möglichst viele Interessenten auf das Stellenangebot aufmerksam zu machen, müssen die Job-Tweets ansprechend strukturiert und aufgebaut werden. Dabei verfolgt jedes Unternehmen eine andere Strategie. Die Gestaltung der Tweets orientiert sich an den jeweiligen Interessenschwerpunkten der Unternehmen. Die Faktoren, die bei der Gestaltung einen Einfluss haben, sind vielfältig und reichen vom Einsatzort bis hin zu den geforderten Qualifikationen für die entsprechende Stelle.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-1 : Anteil der Job-Tweets mit Angabe des Einsatzortes

Eine Gemeinsamkeit, die ein Großteil der Tweets Inne hat, ist die Angabe des Einsatz­ortes. Werden Mitarbeiter für mehrere verschiedene Einsatzorte gesucht, so werden alle angegeben. Diese Angabe wird von vielen Unternehmen als notwendig angesehen, da sie dem potenziellen Bewerber direkt vermittelt, wo momentan Mitarbeiter gesucht werden. Dadurch wird eine erste Filterung der Interessenten er­reicht, da sich nur die­jenigen angesprochen fühlen und sich weiter über die angebotene Stelle informieren, die gewillt sind an diesem Einsatzort zu arbeiten. Allen anderen wird somit verdeutlicht, dass sie für diese Stelle ungeeignet sind. Dabei spielt es keine Rolle wie und wo die Angabe über den Einsatzort erfolgt. Einige nennen ihn zu Beginn des Tweets, andere zum Schluss und wiederum andere bauen den Einsatzort in den Kontext des Stellenangebots mit ein. Der Effekt bleibt der Selbe. Die folgenden Beispiele zeigen verschiedene Varianten, wie der Einsatzort in den Tweet eingebaut werden kann.

Um die Interessentengruppe weiter zu filtern, sodass sich am Ende nur noch die passenden und für diese Stelle qualifizierten Nutzer interessieren, bedienen sich einige Unternehmen einer weiteren Methode. Sie geben neben dem Einsatzort auch die speziellen Anforderungen für diese Stelle an. So wird zusätzlich zur Stellenbezeichnung ebenfalls angegeben, welche Programmiersprache oder Programme der Bewerber beherrschen oder in welchem speziellen Bereich er qualifiziert sein muss. Dadurch werden nur die Nutzer angesprochen, die auch tatsächlich diese Anforderungen erfüllen. Diese Maßnahme wird verwendet, um die Qualität der Bewerber zu steigern, wodurch jedoch die Quantität gemindert wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2-1: Beispiele für die verschiedenen Varianten der Einbeziehung des Einsatzortes

Diese Angabe findet sich allerdings nicht so häufig in den Tweets wieder, wie die Angabe des Einsatzortes. Lediglich in 40% der Tweets wird eine spezielle Anforderung genannt.

Diese Tatsache erweckt den Eindruck, dass der Großteil der Unternehmen in erster Linie darauf bedacht ist eine größere Anzahl von Bewerbern auf eine offene Stelle zu generieren und erst in einer späteren Phase des Bewerbungsprozesses auf die Qualifikationen der Bewerber eingeht.

Eine Maßnahme, die in den meisten Tweets Verwendung findet und der Aufmerksam­keitssteigerung dient, ist die Benutzung von sogenannten Hashtags. Diese Hashtags werden verwendet, um Schlagworte oder Themen in einem Tweet zu markieren und alle Tweets mit demselben Hashtag zu bündeln. Um einen Begriff als Hashtag zu markieren, wird ihm voran ein Raute Zeichen (#) gesetzt. Klickt ein Nutzer nun einen Hashtag in einem Tweet an, werden ihm alle Tweets mit diesem Hashtag angezeigt. Diese Eigenschaft machen sich die Unternehmen zu Nutzen und setzen geschickt mehrere Hashtags in die Job-Tweets. Die beiden beliebtesten Hashtags dabei sind #job und #jobs. Jedoch werden auch die Einsatzorte oder speziellen Anforderungen mit einem Hashtag versehen, um mehr Interessenten zu erreichen und diese für sich zu gewinnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-2 : Vergleich zwischen dem Anteil der Tweets mit Angabe des Einsatzorts und der Anforderungen

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Abb. 2-3 : Anteil der Job-Tweets mit Angabe der Anforderung

Dabei setzen einige Unternehmen auch auf eine legere Ausdrucksweise, bei der der Nutzer direkt angesprochen und zum Handeln aufgefordert wird. Durch diese persönliche Handlungsaufforderung entsteht eine persönlichere Beziehung zwischen dem Nutzer und dem Unternehmen, die bewirkt, dass sich der Nutzer schneller mit dem Unternehmen identifiziert und auf die Stelle bewirbt.

Nachdem die Nutzer nun soweit gefiltert wurden, dass lediglich eine Gruppe von geeigneten Interessenten dem Job-Tweet ihre Aufmerksamkeit schenkt, muss das Unternehmen dafür sorgen, dass sich die Interessenten auch tatsächlich auf die angepriesene Stelle bewerben können. Dabei wird auf zwei verschiedene Vorgehens­weisen gesetzt.

Bei der ersten Möglichkeit werden die Leser des Job-Tweets über einen eingebauten Link im Tweet auf eine ausführliche Stellenbeschreibung weitergeleitet. Dort werden alle benötigten Informationen vermittelt und die Möglichkeit gegeben, sich zu bewerben, sei es über eine Online-Bewerbung oder durch die Angabe einer E-Mail Adresse, an die die Bewerbung geschickt werden soll.

Die zweite Möglichkeit wird seltener verwendet und überspringt die ausführliche Stellenbeschreibung. Der Leser wird ohne Umwege über einen im Tweet eingebauten Link auf die Online-Bewerbung weitergeleitet. Bewirbt sich ein Nutzer, wurde das Ziel der Unternehmen erreicht und die Einstellung eines Bewerbers kann erfolgen.

2.2 Die Kommunikationsmechanismen

Der Tweet ist nun verfasst und die ersten Nutzer schenken ihm Aufmerksamkeit. Darauf folgt nun der nächste Schritt. Um den maximalen Nutzen aus einem Job-Tweet zu ziehen, müssen die Unternehmen versuchen diesen so weit wie nur möglich zu verbreiten. Das Ziel ist es, die Reichweite dieses Tweets zu erhöhen und zu maxi­mieren. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Mechanismen. Der einfach­ste Weg, den Tweet zu verbreiten, ist ihn mehrmals zu veröffentlichen oder den eigenen Tweet zu retweeten[14]. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er von allen Followern gelesen wird und dass es bei einer Suche, zum Beispiel über einen Hashtag, gefunden wird. Dabei wird der Selbe Tweet entweder direkt mehrmals hintereinander, oder mit einigen Stunden oder Tagen Abstand erneut veröffentlicht. Die effektivere Methode der beiden ist Letztere, da bei einer mehrmaligen Veröffent­lichung unmittelbar hintereinander die Leserschaft größtenteils dieselbe bleibt und nur wenige neue Leser dazu kommen, während man bei einer mehrmaligen Veröffent­lichung mit einem größeren zeitlichen Abstand davon ausgehen kann, dass die Tweets eine breitere Masse erreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-4 : Der Retweet-Mechanismus

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Abb. 2-5 : Überlappung der Leserschaft bei mehrmaligem Veröffentlichen eines Tweets

Dabei muss der Tweet nicht zwingend über den Selben Nutzeraccount nochmals versendet werden. In vielen Fällen besitzt ein Unternehmen mehrere Twitteraccounts, meistens auch einen separaten Account für die Veröffentlichung von Stellen­angeboten. Diese Begebenheit nutzen die Unternehmen und veröffentlichen die Job-Tweets über die verschiedenen Accounts.

Das Anlegen von mehreren Accounts hat einen weiteren Nutzen, der die Reichweite eines Tweets erhöht. Neben der bereits erwähnten Möglichkeit zusätzlich zum Hauptaccount einen Account zur Veröffentlichung von Stellenangeboten anzulegen, verfolgen einige Unternehmen mit dieser Methodik ein weiteres Ziel und legen für diesen Zweck multiple Accounts an. Der Sinn dieser Accounts besteht nicht nur darin einen Tweet mehrfach zu veröffentlichen, sondern dienen diese Accounts auch dazu spezielle Gruppen direkt anzusprechen. Dabei kann es sich um regionale oder auch um zielgruppenspezifische Accounts handeln. So gibt es zum Beispiel spezielle Accounts für Studenten, über die nur für diese Zielgruppe relevante Stellenangebote veröffentlicht werden. Bei überregional agierenden Unternehmen kommt es öfters vor, dass regionale Accounts angelegt werden. Die Rengo Jobs AG hat beispielsweise u.a. den Account Rengo_Jobs_DE, über den Stellenangebote in Deutschland veröffentlicht werden, und Rengo_Jobs_CH für Stellenangebote in der Schweiz.

Mit dieser Methode versuchen Unternehmen auch die Nutzer zu erreichen, die bei der Benutzung des normalen Hauptaccounts unter Umständen nicht erreicht werden. Durch das Einsetzen von nutzerspezifischen Accounts werden Reize gesetzt, die diese Nutzergruppe dazu bewegen sollen den Tweets, die über diesen speziellen Account gesendet werden, Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Reize vermitteln dem Nutzer, dass dieser Account speziell angelegt wurde, um mit ihm in Kontakt zu treten. Sie sorgen dafür, dass der Nutzer aktiviert[15] wird und den Tweets dieses Accounts Aufmerksamkeit schenkt. Dieses Vorgehen erinnert stark an die Stimulus-Response-Theorien oder auch an das weiterentwickelte Stimulus-Organism-Response-Modell. Beide besagen, dass ausgehend von einem Stimulus, also einem gezielten Reiz, die Aufmerksamkeit eines Menschen erregt und dieser so aktiviert wird. Dabei werden seine biologischen Triebe und Emotionen angesprochen, über die er keine Kontrolle hat.[16] Das Stimulus-Organism-Response-Modell geht dabei verstärkt auf die Vorgänge ein, die während und nach dem Reiz in einem Organismus stattfinden.[17] Es beobachtet und beeinflusst die Motivation und die Einstellung, die eine Person zum Handeln bewegen.

Dadurch, dass der Account somit ausschließlich auf eine Zielgruppe fixiert ist, kann der Inhalt der über diesen Account versendeten Tweets exakt auf die Zielgruppe angepasst werden. So fühlen sich die Nutzer dieser Zielgruppe angesprochen und interagieren eher mit dem Unternehmen. Wird also über diesen Account ein Stellenangebot veröffentlicht, erreicht dieser Tweet sofort die richtige Zielgruppe.

Diese Bindung an das Unternehmen kann genutzt werden um die Reichweite eines Job-Tweets weiter zu erhöhen. In einigen dieser Tweets lässt sich ein Appell an die Leser finden, diesen Tweet zu retweeten. Mit dieser Maßnahme kann die Reichweite eines Tweets massiv gesteigert werden, je nachdem wie oft und von wem der Tweet retweetet wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2-2: Job-Tweets mit Appell zum retweeten

Stellen wir uns zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts ein fiktives Unternehmen vor. Dieses Unternehmen besitzt einen Twitteraccount mit 1500 Followern über den regelmäßig Stellenangebote veröffentlicht werden. Diese Stellenangebote haben folglich eine Reichweite von 1500 Followern. Retweeten die eigenen Follower nun einen Job-Tweet, kann die Reichweite schnell erhöht werden. Nehmen wir an, lediglich zehn Follower, die selber jeweils 500 eigenen Follower haben, retweeten den Tweet. Bereits jetzt hätte der Job-Tweet eine kumulierte brutto Reichweite von 6500 Followern. Geht man davon aus, dass der Tweet von mehr als zehn Nutzern retweetet wird, wird schnell eine fünf- wenn nicht sogar eine sechsstellige Reichweite erreicht. Dieses Beispiel ist natürlich extrem vereinfacht, doch zeigt es das Potenzial auf, das im Mechanismus des Retweetens steckt und wie man es nutzen kann. Die folgende Abbildung zeigt diesen Mechanismus an einem realen Beispiel.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-6 : Beispiel des Retweet-Mechanismus anhand des Nutzers sharpcms

In etwas über fünf Stunden wurde die Reichweite durch sieben Retweets von den anfänglichen 275 Followern auf 2242 um mehr als das Achtfache erhöht.

Unabhängig davon, ob im Job-Tweet die Follower zum Retweeten aufgefordert werden oder nicht, lässt sich im Twitter Netzwerk ein weiteres Phänomen beobachten, welches zur Verbreitung von Job-Tweets beiträgt. Einige Nutzer haben sich darauf spezialisiert alle Job-Tweets für eine bestimmte Region zu retweeten. So hat sich der Nutzer BayernRT u.a . darauf spezialisiert, alle Job-Tweets in denen ein Ort in und um Bayern als Einsatzort angegeben ist, zu retweeten. Solche Nutzer erfreuen sich großer Beliebtheit im Twitter Netzwerk, die sich auch in der Anzahl der Follower wieder­spiegelt.[18] Wird ein Job-Tweet von solch einem Nutzer retweetet, erhöht sich die Reichweite schlagartig um ein Vielfaches. Eine gute Chance, besonders für kleinere Unternehmen, die eine geringe Anzahl von Followern und somit auch eine geringe Reichweite haben, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es vier Mechanismen gibt, die die Reichweite eines Job-Tweets erhöhen. Zum einen sollte der Job-Tweet mehrmals veröffentlicht bzw. der eigenen Tweet retweetet werden. Außerdem sollten mehrere, zielgruppenspezifische Accounts angelegt werden und an die eigenen Follower appelliert werden, den Job-Tweet zu retweeten. Als letzte Maßnahme sollte der Job-Tweet so gestaltet werden, dass er von Nutzern retweetet wird, die sich auf bestimmte Regionen spezialisiert haben. Alle vier Mechanismen beachtet, wird die Reichweite eines Job-Tweets maximiert.

[...]


[1] Vgl. Weinberg (2009), S. 125-126.

[2] Vgl. Twitter (2011) S. 1.

[3] Analysiert wurden die bis zum 28. Juli 2011 gesammelten Twitter-Textnachrichten, die inhaltlich die Softwareentwicklung thematisiert haben. Genauere Beschreibung in den Kapiteln 1.3 und 1.4.

[4] Vgl. Jansen (2006), S. 11.

[5] Vgl. Wasserman, Faust (2009), S. 4-5.

[6] Vgl. Wasserman, Faust (2009), S. 3.

[7] Vgl. Freeman (2004), S. 3.

[8] Vgl. Weinberg (2009), S. 125-126.

[9] Vgl. Twitter (2011), S. 1.

[10] Vgl. Alby (2008), S. 114-115.

[11] Abgerufen am 25.08.2011.

[12] Vgl. zu diesem und dem folgenden Satz Laudon, Laudon, Schoder (2010), S. 672.

[13] Vgl. Wenger (1999), S. 45.

[14] Ein Retweet ist ein Mechanismus bei Twitter, der es ermöglicht die Tweets von anderen Nutzern an die eigenen Follower weiterzuleiten bzw. weiterzutweeten. Dadurch können die eigenen Follower diese Tweets lesen und werden so auf den Verfasser dieser Tweets aufmerksam.

[15] Die Aktivierung eines Menschen kann durch einen gezielten Reizeinsatz erzielt werden. Diese Aktivierung ist ein Gemütszustand und treibt unser Handeln an. Sie kann am besten mit „Erregung“ oder „innerer Spannung“ beschrieben werden. Je aktivierter ein Mensch ist, umso stärker sind die Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zum Handeln. (vgl. Esch, Herrmann, Sattler (2008), S. 41-43).

[16] Vgl. Schenk (2007), S.24-31.

[17] Vgl. zu diesem und zum nachfolgenden Satz Esch, Hermann, Sattler (2008), S.41-59.

[18] Der Nutzer BayernRT hat, mit Stand vom 25.08.2011, 1739 Follower.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783955495688
ISBN (Paperback)
9783955490683
Dateigröße
2.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität zu Köln
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Microblogging Social Media Stellenangebot Softwareentwicklung Tweets

Autor

Kerim Hajji wurde 1989 in Köln geboren. Sein Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität zu Köln schloss der Autor im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science erfolgreich ab. 2013 wird er seinen Master in Information Systems machen. Bereits während seines Studiums spezialisierte er sich auf Medienmanagement, Marketing sowie Knowledge Management und sammelte in Kooperation mit namenhaften Unternehmen praktische Erfahrungen in diesen Bereichen.
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