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Integrationsbeiträge des Sports und Beweggründe für den Vereinseintritt der Mitglieder eines Migrantensportvereins aus Sicht der Vereinsführungskräfte

©2012 Bachelorarbeit 83 Seiten

Zusammenfassung

Dieses Buch setzt sich mit der inhaltlichen Thematik der Migrantensportvereine auseinander. Hierbei wird eine grundlegende Perspektive über den Begriff der Integration im Sport sowie die empirische Forschung präsentiert. Die Ergebnisse der zwei qualitativen Interviews von Vereinsführungskräften verdeutlichen die Brisanz der Studie. Durch einen theoretisch, wissenschaftlichen Rahmen wird vom Fundament an der Ablauf der Forschung und der Vorgehensweise erörtert. Durch eine Kategorisierung von Beweggründen für den Vereinseintritt werden unterschiedliche Schwerpunkte erkennbar. Bei der Auseinandersetzung handelt es sich um ein gesellschaftlich relevantes Thema, dass sich durch die Bedeutsamkeit der Integration in Medien sowie der Integrationsförderung seitens des Bundes widerspiegelt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.7 Beweggründe

Als Untersuchungskriterium der Integrationswirkung der Migrantensportvereine werden die vielfältigen Beweggründe der Migranten für den Vereinseintritt erhoben. Unter diesem Gesichtspunkt folgt eine Herausarbeitung der theoretischen Begrifflichkeiten Motivation und Bedürfnisse.

So ist die Motivation eine „Sammelbezeichnung für alle personenbezogenen Zustände und Prozesse mit deren Hilfe versucht wird, das „Warum“ und „Wozu“ menschlichen Verhaltens zu klären“ (Gabler 2002, S. 13). Dies ist gleichzusetzen mit der Frage nach den Beweggründen des Verhaltens. Ein wichtiges Merkmal der Motivation ist die Bildung von Zielen und das Verhalten, welches sich an diesen orientiert (vgl. Schmalt et al. 2009, S. 14).

Nach (2002) können Motive im Sport unterschiedlich klassifiziert werden. So kann sich die Motivation auf das Sporttreiben selbst oder auf das Ergebnis des Sporttreibens beziehen. Ebenfalls kann das Sporttreiben als Mittel für weitere Zwecke betrachtet werden. Die Motivation im Sport kann sich in erster Linie direkt auf die eigene Person beziehen (= „ichbezogen“) oder auch andere Personen dabei einschließen (= „im sozialen Kontext“) (vgl. 2002, S. 14).

Die Motive im Sport werden als persönlichkeitsspezifische Wertungsdispositionen bezeichnet (vgl. Gabler 2002, S. 13). Dies bedeutet, dass die Motivationen den biografischen Entwicklungen jedes einzelnen Menschen unterliegt und somit individuell unterschiedlich ausgeprägt sind (vgl. Baumann 2009, S. 132). Es entstehen demnach subjektive Anreize für den Vereinseintritt in einen Sportverein. Bei Anreizen handelt es sich um situative Momente, die Motive ansprechen und damit die Ausbildung einer Motivation bewirken (vgl. Schmalt et al. 2009, S. 20).

Hierbei kann es sich beispielsweise im weiten Sportkontext um das Aggressionsmotiv, das Anschlussmotiv, das Leistungsmotiv, das Machtmotiv, das Spielmotiv und die Bedürfnisse nach Bewegung, körperlicher Anstrengung, Risiko sowie Neugierde handeln (vgl. Röthig 2003, S. 377). Es wird der Zusammenhang zwischen Bedürfnissen und Motiven erkennbar. Die Bedürfnisse können generell aus Mangelzuständen des Organismus entstehen oder sozial vermittelt und gelernt sein (vgl. Röthig 2003, S. 69). Somit können Menschen die Bedürfnisse nach Anerkennung oder sozialem Kontakt besitzen, was sich in der Motivation nach Erfolg und Geselligkeit widerspiegelt. Demnach gibt es ein ständiges Wechselspiel zwischen Bedürfnissen und Motivationen, was sich wiederum sehr individuell differenzieren kann. So können durch die Erfüllung der Bedürfnisse neue Bedürfnisse entstehen, die das Motivationsziel verändern. Nach Baumann (2009, S. 136) werden Bedürfnisse weitgehend durch die gesellschaftliche und familiäre Situation geprägt. Als Besonderheit sind die Grundbedürfnisse zu erwähnen, die nicht immer in das Bewusstsein treten und demnach schwer zu erheben sind. Hier können die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Anerkennung, Bewegung, Vertrauen und Selbstachtung hervorgehoben werden, die bei der Analyse der Datenerhebung untersucht werden.

Diese Theorie kann auf Umgangsformen sowie Geselligkeitsformen in Migranten­sportvereinen übertragen werden. Migranten fühlen sich in sozialen Gefügen wohl, in denen sie ihre Umgangssprache verwenden können. Die Kommunikation findet oftmals in der Herkunftssprache statt, die ein wichtiges Kriterium für den Eintritt von Migranten darstellt. Besonders durch Veranstaltungen wie gemeinsame religiöse Feste oder Ausflüge der Vereinsmitglieder wird ein Gefühl der Zusammengehörigkeit produziert.

Desweiteren ist die Kulturdifferenz in einem eigenethnischen Verein nicht gegeben. Dies spiegelt sich beispielsweise besonders in muslimisch geprägten Vereinen in dem gleichen Verständnis der Scham- und Peinlichkeitsgrenzen wieder. Zum Beispiel findet das gemeinsame Duschen nach Trainingsende in Unterwäsche statt, wohingegen andere Kulturkreise nackt duschen. Ebenso besitzen die Migranten­sportvereine unterschiedliche Maßstäbe an Hygiene und Körperpflege. So werden beispielsweise Brustbehaarung oder andere äußerliche Merkmale von anderen Menschen unterschiedlich toleriert und akzeptiert.

Die gemeinsamen Wertevorstellung und Ansichten innerhalb eines Sportvereins schaffen ein Heimatgefühl, sodass sie sich unter ihres Gleichen wohl fühlen. Ebenso haben die Migranten oft andere gesellschaftliche Vorstellungen, die besonders muslimisch geprägte Personen von der Aufnahmegesellschaft Deutschland differenzieren. So ist die Stellung der Frau, das Verhältnis der Geschlechter zueinander, die Autorität des Mannes und Vaters, herausragende Stellung der Familie und des Clans, die Erziehungsstile und schließlich die ausgeprägte Bedeutung der Religion von großer Bedeutung (vgl. 2007, S. 207).

Weitere Beweggründe der Mitglieder könnten die Akzeptanz des Vereins für weitere Unterschiede, wie spezifische Ernährungsformen (z.B. Verzicht auf Schweinefleisch), das Einhalten von Fastenzeiten und die Alkoholabstinenz sein. Nach herrscht seitens der deutschen Vereine keine Akzeptierung dieser Kriterien. (1995, S. 6 f) beschreibt diesen Zustand sogar als unüberbrückbare Differenzen zwischen den deutschen Mitgliedern und den Migranten.

Die Migranten im deutschen Sportverein nehmen oftmals falsche Leistungsbeurteilung oder wenig zugestandener Sporteinsatz als Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen wahr (vgl. 2009, S. 105). Nach (2011, S. 307) sollte die Eigenorganisation in den Migrantensportvereinen daher nicht als bewusste Abgrenzung gelten, sondern als Folge dieser Erfahrungen.

Ebenfalls sind Motive, wie die verbundene Selbstidentifikation mit dem Migranten­sportverein, für den Vereinseintritt wichtig. Die Identifikation der Person kann sich auf das Herkunftsland, die ethnische Kolonie oder das Aufnahmeland beziehen. Oft herrscht eine Mehrheitsidentifikation vor. Somit findet häufig eine kulturelle Hybridisierung, also ein Mischen von deutscher Sportkultur mit ethnospezifischem Brauchtum in den Migrantensportvereinen, statt (vgl. .

Der Sport weist oftmals internationale gemeinsame Regelwerke auf, die den Migranten eine schnelle Anpassung ermöglichen. Der Migrant kann die Regeln und den Sport ausüben ohne neu lernen zu müssen. So sind Sportarten, die im Herkunftsland auch ausgeübt werden besonders für die Migranten attraktiv. Hier sind beispielsweise der Fußball als global anerkannte Sportart, unterschiedliche Kampfsportarten und der Basketballsport zu nennen. Desweiteren werden die Individuen in einem Migranten­sportverein nicht durch herkunftsspezifische Zuordnungskriterien im sozialen Miteinander eingeordnet. Demnach wird beispielsweise in einem deutschen Turnverein der einzelne Migrant als etwas Besonders oder Einzigartiges wahrgenommen, wohingegen der Migrant in einem Migrantensportverein als einer von vielen nicht explizit als „der“ Migrant betrachtet wird. Desweiteren sollten Beweggründe wie der sportliche Anreiz, diese Sportart auszuüben, beachtet werden. Ebenso können praktische Gründe wie die Erreichbarkeit des Sportvereins für den Vereinseintritt entscheidend sein.

3. Methodik der qualitativen Sozialforschung

Innerhalb der interdisziplinären Wissenschaft des Sports finden die Forschungsansätze der qualitativen Sozialforschung „seit Mitte der achtziger Jahre zunehmend Berücksichtigung in sozial- und erziehungswissenschaftlich orientierten Teildisziplinen“ (Hunger et al. 2000, S. 1). Nach Mayring (2002) wird eine Wende der Sozialwissenschaften von quantitativen zur qualitativen Forschung wahrgenommen. Die qualitative Sozialforschung wird „als eine lebensnahe und subjektivzentrierte Forschung verstanden [...], die eine differenzierte Rekonstruktion und Analyse des subjektiven Sinns bzw. Geschehen“ (Delschen 2006, S. 82) eines Charakters erhebt. Das qualitative Interview der Sozialforschung richtet sich demnach auf Einzelfälle. Durch die subjektive Darstellung werden tiefgreifende wissenschaftliche Einblicke in das Forschungsfeld ermöglicht.

Zu Beginn findet eine theoretische Darlegung der Methodenauswahl statt, um das Untersuchungsziel zu verdeutlichen. Schließlich werden die Auswertungskriterien geschildert. Ebenso erfolgt eine Erörterung der formalen Richtlinien der Transkription und der fallbezogenden Gegebenheiten.

3.1 Methode der Interviewform

Die qualitative Sozialforschung beinhaltet zumeist narrative oder leitfadenorientierte Interviews. Die Interviewform erschließt durch die Fallanalyse bestimmte Strukturmuster, Ablaufformen und (verdeckte) Initiationen der Handlungsbereiche, um die Ergebnisse themenorientiert auszuwerten (vgl. Hunger et al. 2000, S. 5). So ist die Auswahl der Interviewmethode ein zentraler Grundstein der effektiven Datenerhebung.

In der Bachelorarbeit werden problemzentrierte Interviews durchgeführt. Dieser Terminus wurde von Witzel (1982, 1985) geprägt und fasst alle Formen der offenen sowie halbstrukturierten Befragungen zusammen (vgl. Mayring 2002, S. 67). Somit wird den Interviewten eine freie subjektive Äußerung der Problemstellung ermöglicht. Beim offenen Interviewgespräch bestehen vorrangig freie Antwortmöglichkeiten, durch die dem Befragten die Möglichkeit der ausführlichen, subjektiven Darstellung ermöglicht wird.

Bei den problemzentrierten Interviews werden halbstrukturierte Interviews angewendet. Diese Interviewform besitzt einen auf den Untersuchungsschwerpunkt fokussierten Leitfaden, deren konkrete Formulierung und Reihenfolge jedoch der Interviewer je nach Sachlage flexibel variieren kann. Die Fragestellungen werden dem Gegenstand, dem Material und dem Untersuchungsziel angepasst (vgl. Mayring 2010, S. 48 f). Bei den halbstrukturierten Interviews dienen die freien Antwortmöglichkeiten der subjektiven Darstellung des Themas. Das Interviewgespräch verläuft im Dialog zwischen Interviewer und Befragten, bei dem der Interviewer jedoch durch gezielte Auswahl der Leitfadenfragen das Gespräch steuert. So wird der Fokus auf den soziologischen Schwerpunkt konstant gewährleistet. Der halboffene Dialog bewirkt ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis zwischen dem Befragten und dem Interviewleiter, sodass die Erhebungsmaterialien der Befragten kritischer ausfallen (vgl. Mayring 2002, S. 69). Deshalb wurde der halb-strukturierte Leitfaden zur Darlegung der Sichtweisen der Führungskräfte in beiden Interviews verwendet.

Desweiteren werden biografisch orientierte Interviews verwendet, die auch auf die Lebensläufe der Befragten abzielen, um die soziale Wirklichkeit zu erforschen. Hierdurch wird die fallbezogene subjektive qualitative Interviewmethode untermauert. Es wird als „immer wichtiger werdendes interdisziplinäres Feld qualitativer Analysen“ (Mayring 2002, S. 10) beschrieben. Die Biografie ist eine „wissenschaftliche und literarische Darstellung der Lebensgeschichte eines Menschen“ (Bohnsack et al. 2003, S. 22). So muss die individuelle Sichtweise der Vereinsführungskräfte durch die Erhebung der Biografie der Befragten (z.B. eigener Migrationshintergrund) und der Lebenssituation ergänzt werden.

Neben den erläuterten Charakteristika der Interviews handelt es sich ebenso um zwei Experteninterviews. Die Begrifflichkeit der Experten weist erhebliche Zuschreibungsproblematiken auf, sodass eine feste Definition des Wortlauts Experte innerhalb der Arbeit erforderlich ist. Unter dem Gesichtspunkt »Experten für das Leben« wird jeder Mensch durch seine individuelle Lebenserfahrung zum Experten. So würde keine gezielte Differenzierung zwischen Experte und Laie möglich sein. Jede Person wird diese Eigenschaft eines Experten aufweisen (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 58). In dem Kontext der Bachelorarbeit wurde der Experte als „in einen Funktionskontext eingebundener Akteur“ (ebd.) in einem Migrantensportverein explizit definiert. Demnach sind beide Interviewpartner als Vorsitzende der Vereine Experten.

Die anschließende Einordnung der Untersuchungsergebnisse in ein Kategoriensystem ermöglicht eine wissenschaftliche Vergleichbarkeit und somit die Reliabilität der Sozialforschung (vgl. Mayring 2010, S. 49 f). Dieses Kategoriensystem wird durch die „Wechselbeziehungen zwischen Theorie […] und dem konkreten Material entwickelt, durch Konstruktions- und Zuordnungsregeln definiert und während der Analyse überarbeitet und rücküberprüft“ (Mayring 2010, S. 59). Diese Aspekte wurden beim Erstellen des Kategoriensystems eingehalten.

Die halbstrukturierten qualitativen Experteninterviews mit einem problemzentrierten Leitfaden, die eine themenorientierte subjektive Befragung mit biografischen und individuellen Schwerpunkten beinhaltet, dienen als Fundament der wissenschaftlichen sportsoziologischen Ergebnisse der Bachelorarbeit.

3.2 Durchführung der Interviews

Das erste Leitfaden-Interview mit Herrn Gremper wurde am 17.05.2012 durchgeführt. Herr Knop wurde einige Tage später, am 28.05.2012, interviewt. Die Wahl des Interviewortes lag bei beiden Interviewpartnern. Die Befragungen fanden in den Privathäusern der Interviewpartner statt.

Die Aufzeichnung der Interviews wurde mittels eines digitalen Aufnahmegerätes gewährleistet, wofür vorab eine Erlaubnis eingeholt wurde. Auf die strikte Durchführung der Anonymisierung der betroffenen Personen und Vereine in den erhobenen Daten wurde Rücksicht genommen. Demnach sind in der Transkription der Interviews und der Arbeit fiktive Namen vorhanden. Die geplante Interviewdauer beider Interviews war auf jeweils circa 90 Minuten angesetzt. Diese Vorgaben konnten erfüllt werden.

Bei der Verschriftlichung der Interviews wurden folgende Transkriptionsregeln angewendet. Die Interviews sind in wörtlicher Transkription protokolliert, die eine vollständige Textverfassung verbal erhobenen Materials beinhaltet. Desweiteren erfolgt die Transkription in „literarischer Umschrift, die den Dialekt mit unserem gebräuchlichen Alphabet wiedergibt“ ( 2002, S. 89). Ferner wurde eine Übertragung in normales Schriftdeutsch durchgeführt, um die inhaltlich thematische Erarbeitung zu intensivieren.

Durch den Migrationshintergrund von Herrn Knop wurde verstärkt der Satzbau verändert, wobei die möglichen kritisierbaren Aussageverzerrungen berücksichtigt wurden. Ebenfalls wurde bei Herrn Gremper ins normale Schriftdeutsch transkribiert, indem Füllwörter, die keine inhaltliche Bedeutung innehaben, weggestrichen wurden. Der Satzbau wurde nicht verändert und Wiederholungen wurden bewusst niedergeschrieben, da sie die subjektive Gewichtung der Person untermauern.

Die Leitfadeninterviews wurden so konzipiert, dass durch gezielte Fragen Themenbereiche abgehandelt werden. Die Fragen sind „so offen formuliert [...], dass narrative Potentiale des Informanten dadurch genutzt werden können“ (et al. 2003, S. 114). Beide Interviews weisen dieselben Grundstrukturen auf, um eine empirische Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Zunächst wurden Sondierungsfragen verwendet, um einen Einstieg in das Interview zu gewährleisten und die grundsätzliche soziale Lebenssituation zu erschließen. Anschließend sind Leitfadenfragen formuliert, die die Themenaspekte explizit ansprechen. Ergänzend zu diesem Fragenpool ergeben sich in den Interviews spontan formulierte Fragen, sogenannte Ad-hoc Fragen, die eine gelenkte Vertiefung des Interviewers beabsichtigen.

Nach der Transkription wird das Material zusammengefasst, indem es auf signifikante Aussagen und thematisch prägnante Daten reduziert wird. Schließlich erfolgt die Phase Explikation, in der „zu einzelnen fraglichen Textteilen zusätzliches Material“ (Mayring 2002, S. 115) herangetragen wird. Im Anschluss findet zur Grundlage der weiteren interviewbezogenen Analyse die Strukturierung nach festen Kriterien statt.

3.3 Qualitative Inhaltsanalyse

Zur Auswertung der Interviews wurde die qualitative Inhaltsanalyse gewählt. Die Inhaltsanalyse wurde grundsätzlich infolge „standardisierter Methoden und deduktiv-nomologischer Methodologie“ (Bohnsack et al. 2003, S. 90) eingesetzt. Die Abwandlung auf die qualitativen Forschungsfelder produziert zunächst Bedenken. Demnach wird in der standardisierten Forschung „jede über eine Frequenzanalyse hinausgehende Auswertung, welche semantische Aspekte […] einbezieht, als qualitative Inhaltsanalyse“ (ebd.) charakterisiert. Ebenfalls wäre ein Zuschreibungskriterium der qualitative Inhaltsanalyse das „sinnrekonstruierende Verfahren und kein klassifikatorisches Vorgehen“ (ebd.). Die angewandte Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring wird als Werkzeug zwischen den beiden Untersuchungsmethoden angesiedelt (vgl. ebd.). Die Begrifflichkeit der qualitativen Inhaltsanalyse konzentriert sich auf die Auswertung des Materials. Durch ein durchstrukturiertes Kategoriensystem werden die Interviews ausgewertet. Dies wird durch die Zerlegung des Interviewgesprächs in Themenbereiche und kleinen Einheiten gewährleistet. Die qualitative Inhaltsanalyse beruht auf dem definierten Grundgerüst der Bildung von Themenblöcken vor der Interviewdurchführung (vgl. Mayring 2002, S. 115). Durch dieses Vorgehen entsteht schlussendlich ein Set an Kategorien mit dem die Forschungsfrage systematisch analysiert werden kann.

Ferner beinhaltet die qualitative Inhaltsanalyse Einzelfallanalysen, die die Befragten in ihrem spezifischen Kontext und in ihrer Individualität erforscht (vgl. Mayring 2010, S. 59). Diese Forschungsmethode wurde für diese Bachelorarbeit ausgewählt, da sie eine detaillierte Auseinandersetzung mit den einzigartigen Sachverhalten der interviewten Personen ermöglicht, sodass die zu untersuchende Thematik der Integrationsbeiträge und Beweggründe intensiv beleuchtet werden kann. Durch die halboffenen Interviews und das subjektive Empfinden der Führungskräfte kann eine umfangreiche Analyse anhand der gleichen Kategoriensysteme beider Interviews durchgeführt werden.

4. Auswahl der Interviewpersonen

Zur Erarbeitung der Bachelorarbeit wurde die Sichtweise der Vereinsführungskräfte als ausschlaggebende Methode fixiert. Führungskräfte werden als Amtsinhaber definiert, „die eine satzungsgemäße Führungsposition innehaben“ 2006, S. 11). Die beiden Persönlichkeiten führen das Amt des 1. Vorsitzenden ihrer Vereine aus. Sie haben demnach einen engen Bezugspunkt zu den Mitgliedern und besitzen ergänzend eine Verantwortung für den Sportverein sowie einen Überblick des Gesamtvereins. Beide Personen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Ressourcen für den Verein aus und bilden somit das personelle Rückrat der jeweiligen Migranten­sportvereine (vgl. ebd).

Die erste befragte Person ist der Vorsitzende Herr Knop des Kampfsportvereins Boxorina. Dieses Amt belegt er seit elf Jahren. Der Migrantensportverein ist am Niederrhein angesiedelt.

Der Vorsitzende ist 53 Jahre alt und weist einen Migrationshintergrund auf. Er kommt ursprünglich aus Schlesien (Polen). Im Jahr 1979 ist Herr Knop nach Deutschland eingewandert. Seit circa 1986 spielt der organisierte Vereinssport Boxen in seinem Leben eine Rolle. Jedoch war er nie sportlich im Boxsport aktiv. Herr Knop ist verheiratet und hat drei Kinder. Besonders unter dem Augenmerk der Fragestellung der Bachelorarbeit ist eine Führungskraft mit eigenem Migrationshintergrund ideal für die Befragung geeignet. So kann Herr Knop die Fragestellungen durch seine eigene Wahrnehmung und persönliche Lebenslaufbahn praxisnah beantworten. Desweiteren besitzt er durch den eigenen Migrationshintergrund einen individuellen Integrationsprozess, der ihn zu einer besonderen Interviewperson qualifiziert. Andererseits muss hervorgehoben werden, dass die Interviewperson durch seine eigenen Erfahrungen und als Migrant stark subjektiv thematische Stellung bezieht. Die Grundansicht als Befürworter der positiven Integrationswirkung durch den Sport wird bei der späteren Auswertung berücksichtigt.

Herr Knop gewann das Interesse am Boxsport durch den Sohn eines Bekannten. Für ihn fungierte Herr Knop in Deutschland als Übersetzer. Der Sohn des Bekannten war Nationalstaffelboxer in Polen und immigrierte nach Deutschland. Schließlich absolvierte Herr Knop eine Lizenz als Kampfrichter und ist „in den Sport reingerutscht“ (Protokoll II, Z. 84). Zwecks seiner jahrzehntelangen entgeltlichen Kampfrichtertätigkeiten wurde ihm im Jahr 2005 die Niederrheinische-Amateur-Boxsport-Verband (NABV) Goldehrennadel und 2008 die Deutsche-Boxsport-Verband (DBV) Goldehrennadel verliehen. Diese Eigenschaften waren die Entscheidungskriterien um mit ihm ein qualitatives, inhaltsvolles Interview zu führen.

Die zweite Interviewperson ist Herr Gremper. Er ist Vorsitzender des Mehrspartenvereins Wumpers. Herr Gremper bekam für seinen Sportverein, speziell für die Abteilung Multi Games, den „Großer Stern des Sports in Gold“ überreicht. Es ist die höchste Auszeichnung für soziales Engagement im Sport. Durch die staatliche Förderung in Höhe von 16.000 Euro zum Ausbau des Integrationssports wird die gesellschaftliche Relevanz der Thematik der Integration im Sport untermauert.

Herr Gremper ist seit dem 44. Lebensjahr die Führungskraft des Mehrspartenvereins, der sich gezielt mit der Integrationsthematik auseinandersetzt. Er war 35 Jahre Hauptschullehrer und ist heute Pensionär. Herr Gremper ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Vereinstätigkeiten fingen als Betreuer im Bereich Kinderturnen an. Nach einigen Jahren seiner Tätigkeit als Übungsleiter wurde er zum Jugendwart des Vereins gewählt. Mit seinem 40. Lebensjahr trat Herr Gremper von seinem Jugendwartamt zurück. Im Anschluss wurde er über vier Jahre zum Pressewart der Handballabteilung. Schließlich wurde er mit 44 Jahren zum Vorsitzenden des Gesamtvereins gewählt. Seine Sichtweise auf sein ehrenamtliches Engagement beschreibt Herr Gremper als Prozess, in den er „rein gewachsen“ (Protokoll I, Z. 114) ist. Er erlebt praxisnah Probleme sowie Erfolge des Sportvereins. Insbesondere ist eine sehr enge Bindung zu der Abteilung Multi Games gegeben. Hier ist also kritisch festzuhalten, dass der Vorsitzende als Vertreter des Sportvereins und dessen Vereinsphilosophie vermehrt positive Aspekte erläutern wird. Demnach wurde die Erhebung des Interviews durch gezielt kritische Hinterfragung durchgeführt, um vielseitige Aspekte herauszuarbeiten.

5. Auswertung der Interviews

Nun erfolgt der Schwerpunkt der Bachelorarbeit anhand der Analyse des erhobenen empirischen Materials durch die zwei qualitativen Interviews. Zunächst erfolgt die Einordnung der zwei verschiedenen untersuchten Sportvereine in die Form des Migrantensportvereins. Dies dient der Klarstellung des spezifischen Kontextes, da diese Unterscheidung Auswirkung auf die Integrationsbereitschaft und die Beweggründe des Vereinseintritts besitzen könnte. Nach der Festlegung der Sportvereine wird das Datenmaterial im Bezug zur erörterten Theorie analysiert. Hier wird zwischen den Integrationsbeiträgen und den Motivationsgründen des Vereinseintritts von Migranten in die Migrantensportvereine differenziert.

5.1 Einordnung des Sportvereins

Besonders wird unter diesem Aspekt die Selbstwahrnehmung der Vereine durch die Interviews mit den Vorsitzenden als Repräsentationspersonen analysiert. Somit werden die erläuterten Zuordnungskriterien auf die zwei Sportvereine angewendet, um sie in die jeweilige Form des Migrantensportvereins einzuordnen.

5.1.1 Kampfsportverein Boxorina

Allgemein lässt sich die Kampfsportszene als ein unübersichtliches und kaum wissenschaftlich erfasstes Forschungsfeld betrachten, da seine unterschiedlichen Varianten und die konkurrierenden Verbände dies erschweren (vgl. Stahl 2009, S. 73). Jedoch sind genau diese altbekannten Kampfsportvereine wie Boxen und Ringen seit Jahrzehnten von Migranten geprägt (vgl. Stahl 2009, S. 24). Demnach sind solche Sportvereine ein höchst interessantes Forschungsfeld der Integrationspotentiale und der Beweggründe für den Sportvereinseintritt der Migranten.

Der Verein wird in die Kategorie der Einzelspartenvereine eingeordnet, da er nur die Sportart Boxen anbietet. Der Kampfsportverein hat eine schwankende Mitgliederanzahl von circa vierzig Personen. Der weibliche Mitgliederanteil beläuft sich nur auf zwei Personen. Der Kampfsportverein orientiert sich an jungen Menschen, die wettkampforientiert Boxen möchten. Hier kann explizit die Wirkung des organisierten Sports auf Kinder und Jugendliche erhoben werden, da der Vorsitzende besonders die Perspektive der Beweggründe für junge Menschen schildern wird. Eine Besonderheit des Kampfsportvereins ist der sportliche Erfolg eines Migranten, der in der Gewichtsklasse 60 kg die U-19 Boxmeisterschaften in Deutschland gewann. Somit besitzt der Verein eine öffentliche Präsenz, die zur Analyse der Identifikation des Sportvereins und deren Mitglieder signifikant ist.

Der Sportverein weist mit 80% Migrationshintergrund der Mitglieder ein wissenschaftlich interessantes Untersuchungsfeld auf (vgl. Eckl et al. 2009, S. 108). Er wurde gezielt wegen der höchsten Prozentzahl von Migranten innerhalb des Stadtgebietes für die Arbeit ausgewählt. Somit ist das Kriterium der überwiegenden Mitgliederanzahl von Zuwanderern gegeben.

Als weitere Zuordnungseigenschaft wird die Organisationsstruktur des Sportvereins untersucht. Demnach wird bei detaillierter Befragung des Vorsitzenden Herr Knop deutlich, dass ein Großteil der Vereinsaufgaben bei ihm liegt. Er besitzt einen polnischen Migrationshintergrund. Ebenfalls ist das familiäre Umfeld, zumeist auch Menschen mit polnischem Migrationshintergrund, im Vereinswesen aktiv tätig. Der stellvertretende Vorsitzende besitzt keinen Migrationshintergrund. Obwohl keine weiteren migrationsgeprägten Personen ehrenamtliche Tätigkeiten ausüben, folgt eine Zuordnung zu den multiethnischen Sportvereinen, da Herr Knop als Führungspersönlichkeit die Aufgaben im Verein überwiegend alleine bewältigt und die Planung des Vereinslebens durchführt. Als weiteres Kriterium wird die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Vereins analysiert. Die Selbstwahrnehmung des Vereins wird im Interview als „multikulti“ beschrieben. Es wird ein gut harmonierendes Miteinander verschiedener Kulturen geschildert. Die Fremd- und Außenwahrnehmung wird aus Sichtweise der Vereinsführungskraft als Migranten offen beschrieben. Nach dem Sportentwicklungsplan wird der Verein als einer der Sportvereine betrachtet, die von Personen mit Migrationshintergrund geprägt ist.

In den Medien wie -in der lokalen Zeitschrift Rheinische Post- wird ein Bild eines neutralen Vereins ohne Migrantenbezug vermittelt. Dies beruht auf der gewünschten Präsentation des Vereins, der sich im Internet ebenfalls neutral und nicht nationalgebunden darstellt. Ebenfalls ist der Vereinsname neutral gewählt. Hier wird die Problematik der Wahrnehmung sehr schnell verdeutlich. Im weiteren Verlauf wird der Verein aufgrund seiner stark ausgeprägten Anzahl der Personen mit Migrationshintergrund und dem polnisch geprägten Vorsitzenden als multiethnischer Sportverein behandelt.

5.1.2 Migrantensportverein Wumpers

Der Sportverein bietet circa vierzehn verschiedene Sportabteilungen und weitere Kurse an. Er ist der größte Sportverein in einer Großstadt des Ruhrgebiets mit circa 3400 Mitgliedern (vgl. Protokoll I, Z. 39). Im Verein spielen neben den traditionellen Sportarten wie Leichtathletik, Turnen und verschiedenen Ballsportarten auch der Gesundheitssport eine zentrale Rolle. So werden neben den klassischen Abteilungen auch beispielsweise Kurse wie Rehabilitationssport, Wirbelsäulentraining und Sport für Herzpatienten angeboten. Im Gesamtverein, der in den 70er Jahren einen starken Mitgliederzuwachs besaß, sind mehr Frauen als Männer zu verzeichnen.

Besonderes Augenmerk wird auf die Abteilung Multi Games, die Breitensport und Boxen anbietet, gelegt. Der Boxsport ist in den Boxverband eingegliedert. Dieser verzeichnet eine hohe Anzahl von Migranten und ist demnach ein ideales Untersuchungsfeld für die Integrationsbeiträge des Sports sowie die Beweggründe für den Vereinseintritt von Migranten. Durch das Konzept „Integration durch Sport“ symbolisiert der Sportverein eine Auseinandersetzung mit dem geplanten Umgang von Migranten im Sport. Die Abteilung Multi Games hat die Auszeichnung „Großer Stern des Sports in Gold“ verliehen bekommen. Somit besitzt dieser Sportverein ebenfalls wie der Kampfsportverein Boxorina aufgrund seines sportlichen Erfolgs eine mediale Präsenz. Die Zielgruppe sind überwiegend Kinder aus dem sozialen Brennpunkt der östlichen Stadtteile der Großstadt. In der Abteilung sind überwiegend Jungen und Männer vertreten und es ist nur ein minimaler Anteil von sporttreibenden Frauen vorhanden.

Die Abteilung Multi Games wurde durch acht junge Erwachsene gegründet, die selbst unterschiedliche kulturelle Hintergründe aus sieben verschiedenen Ländern besitzen (vgl. Protokoll I, Z. 138). Der Grundgedanke ist den Sport als Integrationsmotor zu nutzen. Die ehrenamtlich engagierten Personen möchten ihre Erfahrungen weitergeben. Der Vorsitzende Herr Gremper ist aufgrund der engen Verbundenheit zu der Abteilung als Führungspersönlichkeit des Gesamtvereins Wumpers für das Interviewgespräch geeignet. Im Interview werden überwiegend positive Aspekte des Sports zur Integration geäußert, da es sich um sein „Baby“ (Protokoll I, Z. 436) handelt. Ebenfalls fließen anhand seiner subjektiven Einstellung vermehrt positive Aspekte über die Integrationsmöglichkeiten des Sports ins Interviewgespräch mit ein.

Die Mitglieder des Multi Games sind „sehr bunt gemischt“ (Protokoll I, Z. 143). Als präsente Migranten werden die Russlanddeutschen hervorgehoben, die neben Türken, Afghanen und anderen Nationen als Mitglieder im Sport aktiv sind. Die Altersspannbreite der Mitglieder liegt zwischen 10 bis 24 Jahren. Es sind vermehrt Mitglieder im Alter von zehn bis zwölf in der Abteilung sportlich aktiv (vgl. Protokoll I, Z. 48). Der Boxsport innerhalb der Breitensportabteilung wird als etwas besonders wahrgenommen, da er die einzige wettkampforientierte Sportart in der Abteilung ist. Aufgrund der hohen Heterogenität der Mitglieder kann zunächst von einem multiethnischen Sportverein gesprochen werden. Die ehrenamtlichen Tätigkeiten der Abteilung werden von Migranten ausgeführt. So ist ein weiteres Zuordnungskriterium der Migrantensportvereine gegeben. Der Name der Abteilung weist auf die Offenheit für unterschiedliche Kulturen hin und symbolisiert die gegebene multikulturelle Situation in der Sportabteilung. Die Eigenwahrnehmung wird als multiethnischer Sportverein beschrieben, da mehrheitlich Migranten sportlich aktiv sind. Problematisch ist hier, dass sich die Mitglieder kaum mit dem Sportverein identifizieren. Die Identifikation ist oft nur bei den Personen ausgeprägt, die im Wettkampfsport, hier im Boxsport, tätig sind und den Verein auf Wettkämpfen repräsentieren. Die Fremdwahrnehmung der Abteilung in der Bevölkerung wird durch die Medien und die Internetseite bestimmt. Dort wird die Sportabteilung als „migrantenfreundlich“ (Protokoll I, Z. 377) und als integrationsfördernd vermittelt. Die Abteilung wird als eine Besonderheit in dem Mehrspartenverein präsentiert und daher auch als sehr eigenständige Abteilung wahrgenommen. So kann hier nicht explizit von einem Gesamtsportverein als Migrantensportverein gesprochen werden. Es handelt sich um eine multiethnische Migrantensportgruppe innerhalb eines Mehrspartensportvereins.

5.2 Integrationsbeitrag und Beweggründe zum Vereinseintritt

Die Auswertung des Datenmaterials wird durch eine strukturierte Inhaltsanalyse anhand des Kategoriensystems des Fragenbogens durchgeführt.

5.2.1 Vereinsstruktur

Zu Beginn muss die Struktur der zwei untersuchten Sportvereine beschrieben werden. Sie werden jeweils beide den multiethnische Migrantensportvereinen bzw. Migrantensportgruppen zugeordert. In der weiteren Auswertung werden die multiethnischen Migrantensportgruppen den multiethnischen Migrantensportvereinen zugeordnet. Diese Formen müssen bei der folgenden Bearbeitung berücksichtigt werden, da der Diskurs der Integrationsbeiträge in der Literatur sich schwerpunktmäßig mit eigenethnischen Migrantensportvereinen auseinandersetzt. Viele Faktoren werden auf die untersuchten Sportvereine angewendet, da die Erforschung der Integrationsbeiträge anhand von multiethnischen Gruppen in der Literatur kaum niedergeschrieben ist. Ebenso sind viele Parallelen zwischen den eigenethnischen und multiethnischen Sportvereinen gegeben.

Bei den beiden Interviewpartnern handelt es sich jeweils um Vorsitzende zweier unterschiedlicher Vereinstypen. Demnach besitzt Herr Gremper als Vorsitzender des Mehrspartenverein eine Funktion, die über den einzelnen Abteilungen schwebt (vgl. Protokoll I, Z. 201). Die Befragung zielt auf die Abteilung Multi Games ab, die aus einer Boxsportgruppe und einer Breitensportgruppe besteht. Durch seine persönliche Einstellung zu der Thematik der Integration und dem ehrenamtlichen Einsatz für die Abteilung Multi Games besitzt er trotz übergeordneter Funktion einen engen Bezug zur Abteilung (vgl. Protokoll I, Z. 435). Ebenfalls wird der Kampfsport Boxen in dem Einzelspartenverein Boxorina ausgeführt.

Beide Vereine sind keinen intermediären Organisationen angegliedert, die über den Sport hinaus tätig sind. Desweiteren ist die Neutralität aus der Sichtweise beider befragten Personen durch die Offenheit der Sportvereine gegeben, die im späteren Kontext noch kritisch hinterfragt wird (vgl. Protokoll I, Z. 377 u. Protokoll II, Z. 343). Demnach kann zunächst die doppelte Systemwidrigkeit als negativer Aspekt der multiethnischen Sportvereine wiederlegt werden.

Der Verein Wumpers weist eine gängige ausgeprägte Willkommenskultur auf, die beide Geschlechter im jüngeren oder älteren Lebensjahren anspricht. In der Abteilung Multi Games sind überwiegend jüngere Menschen sportlich aktiv, da der Gesamtverein gesondert eigene Abteilungen für ältere Menschen anbietet. Ergänzend sind in der Boxgruppe „mehr Jungen bzw. Männer als Frauen“ (Protokoll I, Z. 59) sportlich tätig. Der weibliche Anteil hat eine eigene spezielle Gruppe innerhalb der Multi Games Abteilung zur Sportausübung zur Verfügung. Der Verein Wumpers weist viele Menschen aus „sozial schwächeren Schichten“ (Protokoll I, Z. 182) auf, dass durch das Einzugsgebiet begründet wird.

Der Verein Boxorina weist dagegen eine eingeschränkte Willkommenskultur auf, da der Verein überwiegend das männliche Geschlecht favorisiert und zwecks Mangel an räumlichen und sozialen Kapazitäten ältere Menschen abweist. Die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, wobei sie sich den deutschen Kindern nicht verschließen (vgl. Protokoll II, Z. 344).

5.2.2 Nationalitäten

Ein wichtiger Aspekt der Erhebung ist die Frage nach den vertretenden Nationalitäten. So besteht die Abteilung Multi Games aus vielen Russlanddeutschen, Afghanen und Türken (vgl. Protokoll I, Z. 145 f). Sie wird jedoch als „sehr bunt gemischt“ (Protokoll I, Z. 151) charakterisiert, da weitere vereinzelnde Migrationshintergründe aus anderen Kulturkreisen sowie deutsche Sportler vorhanden sind.

Im Sportverein Boxorina wird die Mitgliederzuordnung als „total durcheinander“ (Protokoll II, Z. 146) beschrieben. Die größte vertretene ethnische Gruppierung sind mit circa 80% die türkisch geprägten Migranten.

5.2.3 Beweggründe

Als Schwerpunkt der Bachelorarbeit wird die Analyse der Beweggründe ausgewählt, da dieser Aspekt die Integrationsbereitschaft und die Anziehungskraft für die Mitglieder des spezifischen Vereins beschreibt.

Die Mitglieder der Multi Games Abteilung fühlen sich nach überzeugter Meinung des Vorsitzenden wohl, was als ein wichtiges Kriterium zum Vereinseintritt festgehalten werden sollte (vgl. Protokoll I, Z. 219). Diese Zufriedenheit zeichnet sich durch eine Steigerung der Mitgliederanzahlen aus. Desweiteren findet eine Erweiterung des Angebots innerhalb der Abteilung in Form einer neuen Übungsgruppe für Migrantinnen statt. Die steigenden Mitgliederzahlen und die Erweiterung des Angebots weist auf ein positives Zusammenleben innerhalb der Abteilung hin. In diesem Zusammenhang werden besonders die einzelnen Charaktere wie die Trainer, die Übungsleiter und der Abteilungsvorstand für das Wohlgefühl als entscheidend beschrieben (vgl. Protokoll I, Z. 174). So spricht beispielsweise das Kopftuchtragen einer Übungsleiterin besonders Migrantinnen mit muslimischem Migrationshintergrund an. Folglich bietet die Multi Games Abteilung unterschiedliche Sportangebote für beide Geschlechter an, wodurch unter anderem der Wachstum der Mitgliederanzahlen begründet liegt. So findet in der Boxsportgruppe ein wettkampforientiertes Training statt, das die Mitglieder mit dem sportlichen Reiz des Erfolges anspricht. In den Breitensportgruppen werden dagegen Sportler angesprochen, die wegen des Trainings selbst und für ihre eigene Grundfitness den Sport betreiben (vgl. Protokoll I, Z. 336).

In dem Sportverein Boxorina fühlen sich ebenfalls die Mitglieder wohl. Dies untermauert der Vorsitzende durch den Zusammenhalt der Sportler und das Wohlfühlen wie in einer Familie (vgl. Protokoll II, Z. 135). Dieses Gefühl wird aus Sichtweise des Vorsitzenden durch die Bestätigung seitens der Trainer und durch die Anerkennung sportlichen Fortschritts der jungen Menschen produziert.

Die Abteilung Multi Games zeichnet sich durch ein gewisses Eigenleben aus. Ebenfalls wird sie als Besonderheit des Gesamtvereins behandelt. Dem Interviewten ist diese Eigenständigkeit bewusst. So schafft der Vorsitzende gezielt durch gemeinsame Vorstandsitzungen sowie durch die Vereinszeitschrift eine Kommunikationsebene zwischen den Abteilungen.

Innerhalb des Sportvereins Boxorina werden die Sportler als eingeschworene Gemeinschaft beschrieben (vgl. Protokoll II, Z. 199).

Die Abteilung kann als heterogen beschrieben werden, die sich durch eine Bandbreite des Angebots und durch die unterschiedlichen Mitglieder mit Migrationshintergrund auszeichnet. Der Sportverein Boxorina weist ebenfalls eine Vielfältigkeit der Migrationshintergründe auf und wird somit auch als heterogener Sportverein bezeichnet.

Die Bildung von peer groups wird als positiver Aspekt der Migrantensportvereine hinzugezogen. Dieser Aspekt wird durch die Mitglieder beider Vereine, die sich wohl fühlen und zwischen denen ein kommunikativer Austausch auch über den Sportverein hinaus stattfindet, bestätigt. Peer groups bilden sich in den meisten Sportgruppen. Somit ist nun fraglich, ob die peer groups die Integration überhaupt explizit bestärken.

Innerhalb des multiethnischen Sportverein Wumpers treffen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Es sind aber auch Deutsche mit circa 10- 20 % in der Abteilung vertreten. Somit kann ein Begegnen und Kennenlernen über ihre eigenen sportlichen Beziehungen hinaus festgehalten werden. Die Mitglieder erweitern ihren persönlichen Freundes- und Bekanntenkreis. Im Sportverein Boxorina bilden sich ebenfalls peer groups, in denen die Mitglieder mit fremden Kulturen in Kontakt kommen und somit ihrerseits Toleranz und Akzeptanz für Andersartigkeit aufgebaut.

Durch die Bildung von peer groups und eines Gemeinschaftsinns in beiden Sportvereinen findet eine kontrollierte Verschließung nach außen statt, die die gängige Gruppenborniertheit in Sportvereinen bestätigt.

Die vorhandenen Mitglieder selbst werden in der Abteilung Multi Games und im Verein Boxorina als wichtigste Zielgruppe betrachtet. Die gezielte Anwerbung der Multi Games Sportgruppe im schulischen Bereich symbolisiert jedoch die Offenheit für neue Mitglieder. Der Sportverein Boxorina präsentiert sich in den Medien als bewusst offen für die Zielgruppe der Migranten.

Als wichtiger Beweggrund des Vereinseintritts sollte zunächst die Erreichbarkeit des Sportvereins unabhängig der Personen analysiert werden. Die Lage der Sportstätte wird im Sportverein Wumpers als signifikantes Merkmal für den Vereinseintritt beschrieben. So findet durch die Lage der Sportstätte explizit eine Erreichbarkeit für drei Stadtteile statt. Der Sportverein hat sich auf den Osten der Stadt mit circa 87.000 Einwohnern beschränkt (vgl. Protokoll I, Z. 96). Der Sportverein Boxorina besitzt dagegen ein bevölkerungsschwächeres Einzugsbiet von schwerpunktmäßig zwei Stadtteilen.

Als ein weiterer Aspekt werden in diesem Zusammenhang oftmals die handelnden Personen innerhalb des Vereins beschrieben, die als entscheidendes Kriterium für die Kinder und Jugendlichen betrachtet werden. So wird den Trainern, ihrem Auftreten und ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Bedeutung zugeschrieben.

Herr Gremper beschreibt als ausschlaggebendes Argument für den Zuwachs der Mitglieder in der Multi Games Abteilung einen Trainer. Dieser Trainer ist von Geburt aus Pole und weist somit selber einen Migrationshintergrund auf. Er wird als „guter Mann für den Integrationssport“ (Protokoll I, Z. 169) mit der richtigen Ansprache für die Jungs beschrieben. Also ist aus der Sichtweise des Vorsitzenden das Erreichen der Mitglieder sehr stark von den Personen, insbesondere den Trainern als direkte Ansprechperson, abhängig. So weist er darauf hin, dass Trainer mit eigenem Migrationshintergrund Personen mit dem ähnlichen Migrationshintergrund besser erreichen können. So ist ein muslimisch geprägter Trainer wesentlich für das Ansprechen der Jugendlichen und Kinder mit muslimischem Hintergrund geeignet, da er einen „anderen Zugang zu den Kindern und Jugendlichen“ (Protokoll I, Z. 178) besitzt. Der Respekt und die Autorität des Trainers werden vergleichsweise höher eingeschätzt als bei Personen ohne Migrationshintergrund.

Im Kampfsportverein Boxorina wird der Trainer nicht speziell vom Vorsitzenden als entscheidendes Kriterium für den Vereinseinritt von Kindern beschrieben. Ihm wird die zentrale Rolle der sportlichen Förderung, der Gemeinschaftsbildung und der Vorbildfunktion für die Mitglieder zugeschrieben.

Den Beweggründen der Mitglieder können verschiedene Motivationen zu Grunde liegen. In der Abteilung Multi Games steht der wettkampforientierte Gedanke im Hintergrund. Daher besitzen die meisten Mitglieder kein Leistungsmotiv beim Vereinseintritt. Der Grundgedanke der Jugendlichen und Kindern ist das Spielmotiv und Anschlussmotiv. Sie besitzen das Bedürfnis nach Bewegung und körperlichen Anstrengung sowie nach sozialem Kontakt zu gleichaltrigen Personen. Durch die vielfältigen Angebote innerhalb der Abteilung wird den Mitgliedern eine individuelle Auswahl des Sports angeboten. Der Aufbau des Trainings besitzt keine zielgerichtete Sportart, abgesehen von der Boxgruppe, sodass die Mitglieder unterschiedliche sportliche Tätigkeiten ausüben und somit ihr Spielmotiv befriedigt wird. Die Motivation nach Geselligkeit kann in den meisten Fällen des Eintritts bestätigt werden, da Mitglieder grundsätzlich Gleichgesinnte suchen (vgl. Protokoll I, Z. 352).

In dem Sportverein Boxorina werden die Bedürfnisse der Kinder ebenfalls nach Bewegung und sozialem Miteinander deutlich. Desweiteren besitzen die jungen Menschen Bedürfnisse nach Wertschätzung und Lob, was sie im schulischen und familiären Rahmen nicht erfahren.

In der Literatur werden die Bedürfnisse als gesellschaftliche und familiäre Gegebenheiten beschrieben. In meiner Erhebung konnte diesbezüglich keine Wahrnehmung festgehalten werden, die diese Behauptung bestätigt. Hinsichtlich des Geschlechts und des Alters werden stattdessen unterschiedliche Beweggründe herauskristallisiert. So besitzen jüngere Personen überwiegend das Bedürfnis sich spielerisch zu betätigen, während ältere Personen bewusst den sozialen Kontakt mehr Gewicht zuordnen. Demnach finden die Bedürfnisse eher nach Alter und Geschlecht statt als gesellschaftlich oder familiär bedingt.

Die Grundbedürfnisse nach Bewegung wurden deutlich bei der Erhebung des Sportvereins Wumpers wahrgenommen. Andererseits trat beim Sportverein Boxorina das Grundbedürfnis der Anerkennung hervor, dass sich durch den ausgeprägten Leistungsgedanken der Mitglieder verdeutlicht.

In beiden Interviews kann der sportliche Anreiz die Sportart bzw. sich grundsätzlich sportlich zu betätigen festgestellt werden. Dies ist ein grundlegender Gedanke beim Eintritt eines Sportvereins und selbsterklärend, da es sich um einen Verein mit einem Sportangebot handelt.

Der Aspekt, dass sich die Mitglieder den Sportverein aussuchen, weil sie das Regelwerk schon beherrschen und die Sportart aus ihrem Herkunftsland kennen, kann hier nicht bestätigt werden. In beiden Sportvereinen sind generell Migranten der nicht ersten Einwanderungsgeneration zu verzeichnen. Zwar wird vom Interviewten Herr Gremper die theoretische Gegebenheit dieser Situation geschildert, wurde jedoch nicht selbst miterlebt. Stattdessen beschreiben beide interviewten Personen, dass sich überwiegend die zweiten und dritten Generationen in ihren Sportvereinen aufhalten, bei denen die Eltern oftmals der deutschen Sprache mächtig sind (vgl. Protokoll II, Z. 276). Somit kann die theoretische Überlegung, dass die internationalen Regelwerke eine Anpassung erleichtern nicht bestätigt werden.

Desweiteren kann festgehalten werden, dass überwiegend Migranten im Sportverein aktiv sind, die schon in der deutschen Gesellschaft aufgewachsenen sind. Demnach besitzen sie im Vergleich zu Ersteinwanderern einen erheblichen Integrationsfortschritt, solange sie nicht segregiert von dem Aufnahmeland lebten. Schließlich kann festgehalten werden, dass die Migranten im Sportverein oftmals schon in einem gewissen Maße gesellschaftlich integriert sind.

Der Vorsitzende Herr Knop teilt Ausgrenzungserfahrungen der Migranten im jugendlichen Alter innerhalb anderer Mannschaftssportarten mit, sodass diese Personen sich dem Individualsport Boxen zuwenden. Diese Ausgrenzungserfahrungen hängen jedoch nicht mit dem Migrationshintergrund sondern mit der körperlichen Verfassung der Mitglieder zusammen. Dabei handelt es sich zumeist um Übergewicht. Wodurch die jungen Menschen sportlich nicht mehr im Mannschaftssport wie Fußball mithalten können. Diskriminierungsprozesse der Mitglieder durch andere Sportvereine werden seitens Herr Knop nicht berichtet.

Im Sportverein Wumpers werden Ausgrenzungserfahrungen und Diskriminierungsprozesse nicht beschrieben, da die Mitglieder in der Regel nie in einem anderen Sportverein waren. Die Mitglieder wurden durch Neuanwerbung oder aus anderen Abteilungen des Mehrspartenvereins gewonnen.

Die theoretischen Annahmen, dass Ausgrenzung und Diskriminierung durch falsche Leistungsbeurteilung oder wenig zugestandener Sporteinsatz in anderen Sportvereinen als Beweggrund hinzugezogen werden kann, kann in multiethnischen Sportvereinen nicht bestätigt werden.

Desweiteren spielt oftmals auch die Neugier den Boxsport überhaupt selbst kennen zu lernen eine wichtige Rolle für den Vereinseintritt. Ebenso wird beschrieben, dass die Mitglieder beider Vereine das Bedürfnis nach „auspowern“ und der sportlichen Aktivität verspüren (vgl. Protokoll I, Z. 518)

Als weiterer Beweggrund des Vereinseintritts sind oftmals die Eltern als Entscheidungsträger. So haben beide Elternteile einen großen Einfluss auf die Auswahl des Sportvereins und der Möglichkeit überhaupt im organisierten Sport sich zu betätigen. Sie finanzieren den Kindern sowie den Jugendlichen die Ausübung des Sports und haben zumeist einen eigenen zeitlichen Aufwand zu leisten. Einige Elternteile schicken ihr Kind beispielsweise bewusst in den Boxsport mit der Zielsetzung Gewaltprävention zu bewirken. Ebenso soll ihren Kindern die Möglichkeit gegeben werden ihre überschüssige Energie, besonders in dem Zeitraum der Pubertät, im Sport zu kompensieren.

Ein weiterer Aspekt in dem Theoriediskurs des Integrationsbeitrags der Sportvereine ist, ob die Sportarten, die im Herkunftsland vermehrt ausgeübt werden, besonders für die Migranten im Aufnahmeland attraktiv sind.

Herr Knop nimmt zu diesem Themenfeld Stellung und sieht einen deutlichen Bezug zu den Herkunftsländern. Die Eltern favorisierten oftmals Sportarten aus dem Herkunftsland, sodass dies Auswirkungen auf die Wahl der Sportvereine für die Kinder hat. So sind beispielsweise viele Russlanddeutsche im Sportverein Boxorina vertreten. In Russland ist der Boxsport unten den drei gesellschaftlich wichtigsten Sportarten einzuordnen. So kann durch die große Mitbestimmung seitens der Eltern dieser Aspekt bestätigt werden.

Ein weiterer Beweggrund für den Vereinseintritt wurde im theoretischen Kontext die Sichtweise der Migranten herausgefiltert. Unter diesem Gesichtspunkt wurde explizit die Wahrnehmung des Migranten selbst im sozialen Kontext hervorgehoben. Der Migrant selbst wird in einem Migrantensportverein nicht als der einzelne Migrant wahrgenommen.

Hier kann nur bestätigt werden, dass Migranten in beiden Vereinen als selbstverständlich angesehen werden. Ebenso sind sie nicht dem sozialen Druck sowie der strikten Zuordnung zu ihrem Herkunftsland unterworfen, da sie durch eine bunte Mischung an Migrationshintergründen zwar Migrant sind, aber nicht aus der Menge als etwas Besonders hervorstechen. Sie befinden sich unter Gleichgesinnten, wo sie alle Kumpels und Sportkameraden sind, egal welchen kulturellen Hintergrund sie besitzen (vgl. Protokoll II, Z. 381 f).

Im Verein Boxorina ist der sportliche Anreiz zu gewinnen sehr stark ausgeprägt. Die Wettkämpfe im Boxsport werden durch einzelne Kämpfe gegen Boxer anderer Vereine oder in Form von Turnieren ausgeübt. Jedoch kann nicht von einer regelmäßigen Begegnung mit anderen Vereinen gesprochen werden. Schließlich messen sich die Kinder und Jugendlichen in unregelmäßigen Abständen mit anderen Sportlern. Der sportliche Erfolg steht in dem Sportverein Boxorina als leistungsorientierter Sportverein im Vordergrund (vgl. Protokoll II, Z. 174). Im Sportverein Wumpers ist dagegen der Erfolgsgedanke kaum ausgeprägt und es wird trainiert zwecks Trainingswille (vgl. Protokoll I, Z. 193).

Eine wichtige Fragestellung ist, wie der Verein Mitglieder gewinnt. Durch die gesellschaftlichen Bedingungen der schwindenden Nachwuchszahlen und der Ganztagsschule als Gegenspieler zum organisierten Sport, kommt es vermehrt zu Problemen der Gewinnung von Mitgliedern im Jugendbereich. Somit hat besonders der Zugang zu den jungen Menschen eine hohe Relevanz.

Der Sportverein Wumpers kooperiert mit Ganztagsschulen der Umgebung. In der Ganztagsbetreuung der Schulen sind viele Übungsleiter und Trainer beschäftigt. Dort werden vermehrt Kinder und Jugendliche für den Sportverein erreicht. So sind auch Übungsleiter aus der Multi Games Abteilung in dem Sportangebot der Ganztagsschulen involviert, sodass in den Schulen gezielt für die Migrantensportgruppe geworben wird.

Der Sportverein Boxorina arbeitet ebenfalls mit den Schulen zusammen. Hier ist jedoch keine Einbindung in den Schulalltag vorhanden. Zum Interviewzeitpunkt fand vermehrt eine Kommunikation mit den Lehrkräften über die schon vorhandenen Mitglieder statt. Die Zielsetzung des Kampfsportvereins Boxorina ist eine feste Zusammenarbeit mit den Schulen im Schulprogramm, die durch ein Projekt mit einer Schule eingeleitet wird.

Somit arbeiten beide Vereine mit Schulen im näheren Umkreis zusammen. Der Mehrspartenverein Boxorina besitzt durch die festgesetzte Zusammenarbeit in Form von 30 Stunden die Woche eine regelmäßige Kooperation. Der Sportverein Wumpers pflegt dagegen einen Dialog mit Lehrkräften über die Problemfelder der Mitglieder. Der Verein macht keine gezielte Anwerbung durch Angebote im der Schule.

Als weiterer Beweggrund wird die Mund zu Mund Propaganda unter Freunden beschrieben. Ein Mitglied kommt zum Sport und bringt beispielsweise seinen Freund mit.

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783955496494
ISBN (Paperback)
9783955491499
Dateigröße
300 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,7
Schlagworte
Sozialforschung Migrant Migrantensportverein Integrationsverständnis

Autor

David Hanio wurde 1988 in Moers geboren. Sein Studium (2-Fach Bachelor Sportwissenschaft und Geographie) schloss er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 2012 erfolgreich ab.
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Titel: Integrationsbeiträge des Sports und Beweggründe für den Vereinseintritt der Mitglieder eines Migrantensportvereins aus Sicht der Vereinsführungskräfte
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