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Boulevard auf dem Vormarsch: Die Boulevardisierung der Qualitätszeitungen

©2012 Bachelorarbeit 63 Seiten

Zusammenfassung

Was ist Qualität im Journalismus und wohin entwickelt sich diese angesichts des sich immer mehr verbreitenden Trends zur Boulevardisierung? Denn offensichtlich ist eine Abgrenzung des Qualitätsjournalismus vom Boulevardjournalismus nicht mehr so einfach. Die Boulevardisierung der Medien ist weltweit auf dem Vormarsch. Die Boulevardpresse ist führend auf dem Zeitungsmarkt, während Qualitätsblätter um ihre Leser ringen. Was folgt, ist eine Anpassung letzterer an die sich offensichtlich wandelnden Bedürfnisse der LeserInnen.
Die vorliegende Bakkelaureatsarbeit beschäftigt sich mit genau diesem Thema und versucht, zu eruieren, welche bzw. wie viele Merkmale des Boulevardjournalismus in Qualitätszeitungen zu finden sind. Konkret wird die als Qualitätszeitung angesehene Tageszeitung Standard in den Fokus der Untersuchungen gerückt. Inhaltsanalytische Untersuchungen ausgewählter Artikel sollen Aufschluss darüber geben, inwieweit sich der Standard an die Boulevardisierungstendenzen der Medien allgemein angepasst hat.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Das Thema Boulevard- bzw. Populärjournalismus ist in der Kommunikationswissenschaft
sehr präsent. Zahlreiche Autoren haben sich mit dem Phänomen Boulevard
auseinandergesetzt und sind zu den unterschiedlichsten Definitionen gekommen. (Vgl.
Schultheiss 2001:15, Renger 2000: 18, Biere 1998: 55, Muckenhaupt 1998: 128) Trotzdem
meint Sparks, dass es keine Definition gibt, die Boulevard auf den Punkt bringt. (Vgl. Sparks
2000: 3) Er geht davon aus, dass eine bloße Unterteilung in Qualitäts- und Boulevardpresse
nicht möglich ist. Zur Boulevardisierung gibt es ebenfalls sehr viel Literatur. Genannt seien
an dieser Stelle beispielsweise Paus-Haase, Schnatmeyer und Wegener (2000) mit ihrem
Sammelwerk ,,Information, Emotion, Sensation ­ wenn im Fernsehen die Grenzen
zerfließen". Darin liefern sie zahlreiche Beiträge zur Boulevardisierung und auch zu
Infotainment. Zu Infotainment gibt es ebenfalls eine Reihe von Untersuchungen. Allein in den
letzten zehn Jahren hat sich sehr viel auf diesem Gebiet bewegt. An der Universität Salzburg
sind zahlreiche Dissertationen und Diplomarbeiten zu diesem Thema eingereicht worden. An
dieser Stelle seien Anja Reichehnauer (,,Infotainment-Journalismus im ORF-Fernsehen"),
Andrea Bachmann (,,Infotainment: Nachrichten zwischen Information und Unterhaltung")
und Martina Alge (,,Informationsverlust in TV-Boulevardmagazinen") genannt. Auch Rudi
Renger hat in den letzten 15 Jahren einige Beiträge zum Thema Populärjournalismus
geliefert, beispielsweise 1999 in seiner Habilitationsschrift zum Thema ,,Populärer
Journalismus". Die Beiträge zum Boulevardjournalismus sind also alle relativ jung. Das
meiste Material zu diesem Thema wurde innerhalb der letzten 15 Jahre geliefert.
Im Gegensatz dazu sind die meisten Beiträge zur Nachrichtenwerttheorie schon etwas älter.
Diese wurde nämlich schon 1922 entwickelt und seither immer wieder bearbeitet und
aktualisiert. Eine der aktuellsten Adaptierungen bieten Harcup und O'Neill (2001) mit ihrer
Studie ,,What is news - Galtung and Ruge revisited".
Die Auswahl dieses Themas erfolgt zum Großteil aus persönlichem Interesse. Ein besonderer
Anstoß war sicher das Proseminar Tabloid Journalismus an der Universität Salzburg im
Sommersemester 2011, bei dem wir häufig an der Frage scheiterten, ob Boulevard wirklich
qualitativ minderwertiger ist als Qualitätsjournalismus. Um diese Frage zu klären, haben wir
mehrmals österreichische Tageszeitungen analysiert und darin nach Merkmalen des
Boulevardjournalismus gesucht. Dabei fiel uns auf, dass sogenannte Qualitätszeitungen sehr
wohl auch auf Personalisierung, Prominenz und Unterhaltung Wert legen. Um diese
Erkenntnisse zu vertiefen und um ihnen einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen,
habe ich mich entschieden, diesem besagten Thema meine Bakkelaureatsarbeit zu widmen.

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Innerhalb der Journalistik ist mein Thema sicherlich von Bedeutung. Denn gerade an der
Diskussion über Qualität sind noch viele Unklarheiten vorhanden. Offensichtlich gibt es eine
Abgrenzung zwischen Boulevard- und Qualitätsjournalismus. Doch vollkommene Klarheit
herrscht nicht darüber. Fakt ist, dass die Kronen Zeitung seit rund vier Jahrzehnten die größte
Tageszeitung Österreichs ist (vgl. Faber/Unger 2008:175). Boulevard scheint also bei einem
Großteil der Bevölkerung gut anzukommen. Der ökonomische Druck zwingt demzufolge
auch Qualitätszeitungen dazu, sich langsam anzupassen. Und ob diese Anpassung bereits
erfolgt, ist eine wichtige zu klärende Frage in dieser Arbeit.
Soweit ich die Ergebnisse meiner Arbeit prognostizieren kann, erwarte ich mir, dass ich sehr
viele inhaltliche Merkmale des Boulevardjournalismus auch im Qualitätsjournalismus finden
werde. Genauer kann ich die Antwort noch nicht voraussagen. Die Inhaltsanalyse des
Standard wird diesbezüglich genauere Ergebnisse mit sich bringen.
Die Gliederung meiner Arbeit sieht folgendermaßen aus: Im zweiten Kapitel werden die
zentralen Begriffe der vorliegenden Untersuchung definiert. Dazu zählen Begriffe wie
Journalismus, Qualität im Journalismus, Boulevardjournalismus, Boulevardisierung und
Infotainment. Das dritte Kapitel beinhaltet die theoretische Verortung. Hier wird die
Nachrichtenwerttheorie erklärt und ihre Entwicklung aufgezeigt. Das vierte Kapitel widmet
sich dem Forschungsgegenstand, also der Tageszeitung Standard. Darin wird argumentiert,
was diese Zeitung zu einem Qualitätsblatt macht, und auch allgemeine Informationen zu
dieser Tageszeitung finden sich in benanntem Kapitel. Im fünften Kapitel wird die empirische
Umsetzung behandelt. Die genaue Vorgehensweise der Untersuchung, die Stichproben-
auswahl, die Beschreibung der Stichprobe und die Auswahl der Forschungskategorien sind
darin zu finden. Auch die Auswahl der Methode wird noch näher erläutert und begründet. Das
sechste Kapitel liefert die Ergebnisse meiner Untersuchung. Diese werden darin interpretiert
und der Boulevardgehalt des Standard wird daraus ersichtlich. Das Fazit fasst die zentralen
Punkte meiner Arbeit zusammen. Daraus ergeben sich auch Prognosen für die Zukunft des
Standard. Im Anhang schlussendlich befinden sich alle untersuchten Zeitungsartikel in voller
Länge.

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2. Klärung zentraler Begriffe
2.1. Journalismus
Auf die Frage, was Journalismus ist, lässt sich aus drei verschiedenen Blickrichtungen
antworten (vgl. Jarren 2002: 26).
1.
Journalismus ist das, was Journalistinnen und Journalisten tun.
2.
Journalismus ist das, was in und zwischen Organisationen geschieht, die sich auf
Journalismus spezialisiert haben.
3.
Journalismus ist ein Teilsystem der Gesellschaft. (Vgl. Jarren 2002: 26-29)
Die erste Gruppe sieht Journalismus als eine Tätigkeit. Journalismus ist also das, was die
Rollenträger des Journalismus beruflich machen.
Die zweite Blickrichtung betrachtet Journalismus aus der Mesoebene. Der Fokus der
Betrachtung liegt hier auf der Organisation und der hierarchischen Struktur innerhalb der
Medienunternehmen. Auch die Beziehungen der einzelnen Medienunternehmen, die zu
Zusammenschlüssen, Konkurrenzkämpfen etc. führen können, sind hier von Interesse.
Die dritte Blickrichtung beschreibt Journalismus als Teilsystem der Gesellschaft. Demnach
erfüllt Journalismus eine Funktion, die für die Gesamtgesellschaft von großer Bedeutung ist.
(Vgl. Jarren 2002: 26-29) Laut Weischenberg (1992) besteht die Aufgabe des Journalismus
darin, ,,Themen aus den diversen sozialen Systemen (der Umwelt) zu sammeln, auszuwählen,
zu bearbeiten und diese sozialen Systemen (der Umwelt) als Medienangebote zur Verfügung
zu stellen (Weischenberg 1992: 41, Anm. d. V.)".
Im Rahmen dieser Arbeit wird Journalismus hauptsächlich als Teilsystem der Gesellschaft,
also aus der dritten Blickrichtung betrachtet.
Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich eine neue Art des Journalismus entwickelt:
der Populärjournalismus, auch bekannt als Boulevard- oder Unterhaltungsjournalismus.
Dieser ist unter Einfluss allgemeiner Modernisierungsprozesse in verschiedenen Ländern der
westlichen Welt herangewachsen. Ganz allgemein implementiert Populärjournalismus eine
reichweitenstarke und marktorientierte Massenpresse. (Vgl. Renger 2000: 12). Die Produkte
des Populärjournalismus lassen sich durch eine Reihe von Basismerkmalen kennzeichnen:
Nachrichten werden auf leicht verständliche Art aufgearbeitet, Reportagen kommen vermehrt
vor, auf Hintergrundberichterstattung wird verzichtet, die Themen kommen vermehrt aus den
Bereichen Unterhaltung und Sport, auf Illustration und Visualisierung wird großer Wert
gelegt, eine starke LeserInnen-Blatt-Bindung wird angestrebt und es besteht eine hohe
Erfolgs- bzw. Zielgruppenorientierung. (Vgl. Renger 1999: 144 f.)

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2.2. Qualität im Journalismus
2.2.1. Die Komplexität des Qualitätsbegriffes
Es ist nicht einfach, Qualität zu definieren. Schon der Qualitätsbegriff an sich zeichnet sich
durch ein hohes Maß an Komplexität aus. Diese ergibt sich aus fünf wesentlichen Faktoren
(vgl. Bucher 2003:12).
1.
Qualität ist keine Eigenschaft, sondern ein reines Beobachtungskonstrukt. Somit
erfolgt das Qualitätsurteil eines Beobachters auf subjektivem Wege. Die Position, die
Perspektive und auch die Interessen des Beobachters fließen in dessen Beurteilung ein.
Objektive Qualitätsbeurteilung ist also nur dann möglich, wenn die Ansichten aus
verschiedensten Positionen in Betracht gezogen werden. Bei der Debatte über
journalistische Qualität sollen demnach also nicht nur die Ansichten der Medien-
macher, sondern auch die der RezipientInnen miteinbezogen werden.
2.
Ein zweiter Grund für die Komplexität der Qualitätsdebatte liegt in der Vielzahl der
möglichen Bezugsaspekte. Qualitätsurteile können über unterschiedlichste Aspekte
gefällt werden. Im journalistischen Bereich manifestiert sich dies beispielsweise darin,
dass von dem journalistischen Produkt an sich über die Realisierung desselben und die
möglichen Folgen bis hin zu Recherche, Kosten, Reichweite und die Kompetenz der
Akteure alles Gegenstand einer Qualitätsuntersuchung sein kann. Hierbei entsteht das
Problem, dass die einzelnen Bezugsaspekte nicht unabhängig voneinander bestehen.
Aus dieser Vielzahl an Aspekten die relevantesten herauszufiltern, kann sich daher als
schwierig herausstellen.
3.
Auch konfigurierende Prinzipien, Maßstäbe, Normen und Regelungen tragen zur
Komplexität von Qualitätsdebatten bei. Medienethische Grundsätze, Maßstäbe aus den
Bereichen des Medienrechtes, des Persönlichkeitsschutzes und redaktionsspezifische
Vereinbarungen tragen beispielsweise dazu bei, dass Qualität nicht eindeutig definier-
bar ist. Vor allem auch der Doppelcharakter der Medien erschwert dem Menschen die
Auswahl der Prinzipien, nach denen Qualität ermittelt werden soll. Der Doppel-
charakter ergibt sich daraus, dass Medien nicht nur die Aufgabe haben, Öffentlich-
keitsarbeit zu leisten, sondern dass sie auch auf Profit ausgerichtete Wirtschafts-
unternehmen sind.
4.
Der vierte Punkt zur Erklärung der Komplexität des Qualitätsbegriffes ergibt sich
daraus, dass Qualitätsstandards und deren Anwendung auf die Medienkommunikation

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variieren. Selbst wenn Qualitätsstandards strikt aneinander angepasst würden, wäre
nicht gewährleistet, dass die Qualitätsurteile gleich ausfallen.
5.
Qualität ist eine dynamische Größe. Sie müsste demnach nicht nur einmalig bestimmt
bzw. nachgewiesen, sondern auch gesichert werden. Dafür bedarf es institutioneller
Strukturen für die Qualitätssicherung, die es in dieser Form allerdings noch nicht gibt.
(Vgl. Bucher 2003: 12 ff.)
2.2.2. Qualität im Journalismus
Wird der Journalismus zum Objekt von Qualitätsuntersuchungen, ist es unumgänglich, ihn in
mehrere Ebenen zu unterteilen. Diese Unterteilung basiert auf dem Zwiebelmodell des
Journalismus von Scholl/Weischenberg (1998: 27). Diesem Modell zufolge wird Journalis-
mus in die Bereiche ,,Journalismus als Addition von Personen, Journalismus als Addition von
Berufsrollen und Journalismus als Ergebnis von Kommunikationsprozessen" untergliedert. Je
nach Ebene variieren die Qualitätsstandards und deren Begründung.
Akteursorientierte Qualitätsbestimmungen
Wird der Medienakteur, also der Journalist, zum Untersuchungsobjekt, so ist das individuelle
Können und Wollen Auslöser für Qualität. Hier fließt sehr stark die Berufsethik jedes
einzelnen Journalisten mit ein. Denn nur Individuen können Verantwortung übernehmen.
(Vgl. Bucher 2003: 15 f.)
Rollenorientierte Qualitätsbestimmungen
Hier werden die für den Journalismus konzipierten Rollen ins Blickfeld der Qualitäts-
untersuchung gerückt. Was zum Beispiel einen guten Reporter, Chefredakteur oder Chef vom
Dienst ausmacht, wird hier geregelt. Hier sind nur die Funktionen der einzelnen Rollen
entscheidend, nicht aber die Leistungen der Individuen. (Vgl. Bucher 2003: 16) Der Begriff
der Rolle kann als ,,Komplex von Verhaltensweisen (Rühl 1980: 272)" oder als ,,ein Bündel
obligatorischer Tätigkeiten (Goffman 1973: 97)" definiert werden. Anders formuliert, sind
Rollen ,,Handlungsmuster, die die Grundlage für rollenspezifische Qualitätsurteile bilden
(Bucher 2003: 15)". Ein Verständnis über eine spezifische Tätigkeit ­ beispielsweise die des
Hörfunkjournalisten ­ kann nur dann entstehen, wenn der Beobachter weiß, was es heißt,
diese Rolle gut oder schlecht auszufüllen. Der Begriff der Rolle enthält also gewissermaßen
schon Qualitätsurteile. (Vgl. Bucher 2003: 15 f.)

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Systemorientierte Qualitätsbestimmungen
Journalismus kann als ein sich selbst steuerndes System angesehen werden, das eine spezielle
Funktion erfüllt, die es von anderen Systemen abgrenzt (vgl. Weischenberg 1992: 512 ff.) Die
Basisfunktion des Journalismus ist hier der zentrale Referenzpunk für Qualitätsmessungen.
Laut Luhmann (1995: 49) kann die Funktion des Systems Medien folgendermaßen
beschrieben werden: ,,Die Funktion der Massenmedien besteht darin, dass sie ein Hinter-
grundwissen bereit stellen und jeweils fortschreiben, von dem man in der Kommunikation
ausgehen kann". Qualität im Journalismus ist also dann gegeben, wenn der Journalismus
seiner zentralen Aufgabe gerecht wird. ,,Normative Vorgaben für die Erfüllung der System-
leistungen sind hier Qualitäten der Medienkommunikation wie ,Neuigkeitswert', ,Faktizität',
,Anschlussfähigkeit' und ,Nachvollziehbarkeit' (Bucher 2003: 18)". Angesichts dieser
Standards kann geprüft werden, ob der Journalismus seiner Systemaufgabe und damit den
systemorientierten Systembestimmungen gerecht wird.
Journalistische Qualität ist ein Thema, das in der Kommunikationswissenschaft sehr häufig
zur Sprache kommt. ,,Die Debatte über journalistische Qualität ist fast so alt wie die
periodische Presse selbst (Wilke 2003: 35)". Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Forscher
mit der Frage nach journalistischer Qualität auseinandergesetzt. Während in der Frühzeit der
Presse Faktoren wie Unparteilichkeit und Informationsnutzen die Qualitätsurteile bestimmten
(vgl. Wilke 2003: 36), haben sich mit der Zeit unzählige andere Faktoren herauskristallisiert,
die Einfluss auf journalistische Qualität haben. Dazu zählen beispielsweise die
Journalistischenausbildung (siehe Wilke 2003: 47 ff.), die Medienethik (siehe Wunden 2003:
55 ff.) und medienökonomische Faktoren (Siehe Altmeppen 2003: 113 ff.). Auf all diese
Ansätze einzugehen, würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
2.2.3. Was sind Qualitätszeitungen?
Das Gabler Lexikon für Medienwirtschaft definiert Qualitätszeitungen folgendermaßen:
Qualitätszeitung, periodisch erscheinende Druckschrift von hoher redaktioneller Qualität. Als
Qualitätsindikatoren für die Einstufung einer Zeitung als Qualitätszeitung dienen zumeist der
hohe Anteil journalistischer Eigenleistung sowie ein hoher Grad redaktioneller Unabhängigkeit.
Qualitätszeitungen erscheinen in der Regel als Tageszeitung. Bekannte Beispiele für
Qualitätszeitungen sind im angloamerikanischen Raum de Washington Post, im
deutschsprachigen Raum die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Neue Zürcher Zeitung.
(Sjurts 2011: 514)
Ein hoher Grad an journalistischer Eigenleistung und redaktioneller Unabhängigkeit ist der
zentrale Punkt dieser Definition. Eine weitere Definition zur Qualitätszeitung besagt, ,,dass

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sie der sachlichen Information Vorrang vor Effekthascherei gibt (Koziara 2006: 6)". Weiters
verfolgen sie Definitionen zufolge ,,hohe eigene Ansprüche ­ aber immer im Dienste ihrer
Leser (Koziara 2006: 6)". Zudem soll eine Qualitätszeitung ,,möglichst fehlerfrei sein
(Koziara 2006:6)".
Eine einheitliche Definition von Qualitätszeitungen existiert nicht. Doch aus den
verschiedensten Definitionen können folgende Richtlinien abgeleitet werden: ,,exakte und
genaue Recherche, Seriosität, Verlässlichkeit, ausführliche Hintergrundberichte, keine
Effekthascherei, fehlerfreie Darstellung und Vertrauen der Rezipienten (Koziara 2006: 7)".
Meist werden überregionale Zeitungen als Qualitätszeitungen eingestuft. Qualität lässt sich
allerdings nicht allein dadurch erreichen, dass man überregional berichtet. Denn ,,jede Zeitung
hat ihre eigene Qualität, die sich nach der Zielgruppe richtet, die man ansprechen und vor
allem erreichen will. Erreicht man sie, dann stimmt die Qualität." (Koziara 2006: 6f.)
Qualität im Journalismus hängt auch mit Medienethik zusammen. Denn in erster Linie geht es
bei journalistischer Qualität um ,,das richtige Handeln" (vgl. Wunden 2003: 57).
,,Medienethik ist normative Grundlage der journalistischen Praxis (Wunden 2003: 73)."
Demzufolge erfüllt ein Journalist seine Arbeit nur qualitativ hochwertig, wenn er sich an die
ethischen Richtlinien hält. Diese sind in Österreich im ,,Ehrenkodex für die österreichische
Presse" geregelt.
2.3. Boulevardjournalismus
2.3.1. Was ist Boulevardjournalismus?
Boulevardjournalismus ist im Zentrum des Populärjournalismus angesiedelt (vgl. Renger
2000: 25). Populärjournalismus allgemein lässt sich folgendermaßen erklären: ,,Er dient dazu,
mit sensationeller Berichterstattung zwischen Fakten und Fiktion maximalen unter-
nehmerischen Profit zu erlangen und vermarktet Schicksale und Gefühle mit dem
Suggestionsmittel der journalistischen Glaubwürdigkeit (Renger 2000: 18)". Populär-
journalismus ist also in erster Linie auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Auf dem
Zeitungsmarkt sind es die Boulevardblätter, die dem Populärjournalismus entsprechen.
Eine weitere Definition zu Boulevardjournalismus bietet uns Sparks (2000):
The tabloid is a form marked by two major features: it devotes relatively little attention
to politics, economics, and society and relatively much to diversions like sports,
scandal, and popular entertainment; it devotes relatively much attention to the personal
and private lives of people, both celebrities and ordinary people, and relatively little to
political processes, economic developments, and social changes. (Sparks 2000: 10)

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Sparks unterstellt dem Boulevardjournalismus mit seiner Definition, er möge politischen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen weniger Beachtung schenken als dem Sport,
den skandalösen Themen und der Unterhaltung. (Vgl. Sparks 2000: 11) Sparks Definition
stützt sich zudem auf die Tendenz des Boulevardjournalismus, aus dem Privatleben der
Menschen zu berichten. Ähnliche Aspekte finden sich auch in der Definition von Schultheiss
(2001) wieder. Er charakterisiert Boulevardjournalismus anhand der folgenden Punkte:
-
Soft News (der inhaltliche Schwerpunkt wird auf human-interest Themen gelegt)
-
Sensationalisierung (Hervorhebung des Extremen)
-
Emotionalisierung (Gefühle werden betont und vermehrt dargestellt)
-
Personalisierung
-
Vereinfachung (Einteilung in z.B. Gut und Böse)
-
Alltagssprache (kurze Sätze, einfache Sprache)
-
Bild als Transportmittel von emotionaler Information
-
Visuelle Effekte
-
Subjektivität (Vgl. Schultheiss 2001: 15)
Schultheiss vertieft sich auf die inhaltlichen und formalen Charakteristika des
Boulevardjournalismus. Die Themenauswahl erfolgt laut ihm also subjektiv mit Fokus auf
human-interest Themen. Die Themen werden zudem emotional, sensationell und
personifizierend aufgearbeitet. Eine leicht verständliche Alltagssprache, Bilder und Effekte
sollen dabei helfen, das Gelesene leichter verständlich zu machen bzw. zu untermauern.
Biere (1998: 55) hat bezüglich der Sprache im Boulevardjournalismus eine weitere
Besonderheit erörtert. Demnach gebe es im Boulevardjournalismus die Tendenz, Begriffe zu
verändern, um sie dadurch erschreckender zu machen. Zur Zeit der Ebula-Epidemie im
Deutschland der späten 90er-Jahre seien die Boulevardmedien beispielsweise sehr kreativ mit
der Bezeichnung des Virus umgegangen. So wurde aus dem ,,aggressivsten aller bekannten
Viren" kurzerhand ein ,,Killer-Virus". (Vgl. Biere 1998: 55 f.)
Boulevardjournalismus will also Aufmerksamkeit erregen, erschrecken und unterhalten.
Muckenhaupt (1998) trifft es auf den Punkt, wenn er sagt: ,,Boulevardblätter machen
Geschichten (Muckenhaupt 1998: 128)". Um das zu schaffen, verfolgen sie ihre ganz eigene
Strategie. ,,Die Boulevardisierung des Nachrichtenstoffs konzentriert sich [...] auf die
Auswahl der Themen, ihre Gewichtung und die Strategie der Nachrichtendarstellung: die
Versuche, im Normalen das Abweichende herauszustellen, das Ungewöhnliche, das
Aufsehenerregende (Muckenhaupt 1998: 128)." Die Strategie, Information in eine spannende

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Geschichte zu verpacken, trägt maßgeblich zum Erfolg der Boulevardpresse bei. Denn
"people remember stories much better than facts or statistics (Charity 1995: 73)".
Der Erfolg der Boulevardzeitungen ist unumstritten. Schon seit der Entstehung des
Boulevardjournalismus erfreuen sich Boulevardzeitungen immer größer werdender
Beliebtheit. (Vgl. Sparks 2000: 1 f.) Bevorzugte Themenbereiche der ersten Boulevardblätter
waren Schlachten und Kriegsgräuel, Katastrophen und Unglücke, menschliche Leiden-
sgeschichten, Sensationen und Verbrechen, Geschichten aus dem Leben berühmter
Persönlichkeiten. Muckenhaupt (1998) geht davon aus, ,,daß die Themen und die Interessen
des Publikums in vieler Hinsicht gleich geblieben sind. Auch heute gilt, daß das
Ungewöhnliche, die Ausnahme, die Abweichung von der Norm das Interesse der Medien und
des Publikums weckt." (Muckenhaupt 1998: 124) Und genau daran knüpfen die
Boulevardzeitungen an. Dementsprechend haben sie im Vergleich zu Qualitätszeitungen auch
eine höhere Zirkulation. (Vgl. Sparks 2000: 6)
Vor allem wegen der Fokussierung auf populäre Themen und des Schwerpunktes auf
Unterhaltung ist der Boulevardjournalismus meist negativ konnotiert; und das, obwohl er die
Mehrheit der Menschen erreicht. Wenn Boulevard genau das ist, was die Leser brauchen, was
sie ,,dort abholt, wo sie sind (Schmidt 1991: 47)", dann kann er doch nicht nur negativ
betrachtet werden. In Europa trägt der Boulevardjournalismus zudem maßgeblich dazu bei,
die Leser ,,an der Stange zu halten". Andererseits würden zahlreiche Menschen gar nicht mehr
zur Tageszeitung greifen. (Vgl. Sparks 2000: 9) Mit der Ansicht, dass Boulevardjournalismus
schlechter oder gar minderwertiger Journalismus ist, muss also vorsichtig umgegangen
werden. Schließlich ist er erfolgreicher denn je. (Vgl. Sparks 2000: 1 f.)
2.3.2. Infotainment
Der Begriff Infotainment setzt sich aus den Worten Information und Entertainment
zusammen. Infotainment macht es sich zur Aufgabe, Informationen auf eine unterhaltsame
Art und Weise zu vermitteln. Information ist in diesem Zusammenhang die Aufklärung über
einen bestimmten Sachverhalt (vgl. Schultheiss 2001: 34) und Unterhaltung ist die als
angenehm und vergnüglich empfundene Überbrückung von (Frei)Zeit (vgl. Bosshart 1991: 2).
Wittwen (1995) findet zu Infotainment folgende Worte:
,,Infotainment ist, wenn die zehn Gebote aus einem brennenden Dornbusch gereich
werden, die unterhaltsame oder zumindest Interesse weckende Inszenierung von
Information. Die dramaturgischen Mittel sind die gleichen wie im modernen Theater,
von der Überzeichnung bis zu Verfremdung, von der Schaffung von Dissonanzen bis
zur Stilisierung (Wittwen 1995: 15)."

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Wenn also das Spannende, Besondere oder Überraschende aus einer Information gefiltert
wird und daraus eine spannende, unterhaltsame Geschichte gemacht wird, spricht man von
Infotainment. Wittwen nennt an dieser Stelle auch einige sprachliche Stilmittel, nämlich die
Überzeichnung, Verfremdung, Schaffung von Dissonanzen und die Stilisierung. (Vgl.
Wittwen 1995: 15) ,,Bei der Überzeichnung werden Eigenschaften und Merkmale überspitzt
wiedergegeben (Tintel 2009: 33)". Häufig geschieht das in Form von Stereotypisierung und
Klischees (vgl. Tintel 2009: 33). Verfremdung meint das Abweichen von der Norm, das
Abweichen von etablierten und anerkannten Konventionen (vgl. Spörl 2006: 124). Das
Schaffen von Dissonanzen bedeutet, das Gegenteil von Harmonie zu erzeugen, also bewusst
nach einem Konflikt in der Geschichte zu suchen (vgl. Lachmann 2008: 13). ,,Stilisierungen
sind (Re)Produktionen und (Re)Präsentationen von gesellschaftlich konventionalisierten und
im Sozialisationsverlauf erworbenen Vorstellungen und Mustern (Selting/Sandig 1997: 288)".
Infotainment ist ein häufig genannter Begriff im Zusammenhang mit Boulevardjournalismus.
Denn Unterhaltung ist die primäre Funktion der Boulevardpresse. Um dennoch eine
Informationsinstanz für die Leser zu bieten, wird die wichtigste Information unterhaltsam
aufgearbeitet. So entsteht Infotainment.
2.3.3. Was sind Boulevardzeitungen?
Das Gabler Lexikon für Medienwirtschaft definiert den Begriff Boulevardzeitung
folgendermaßen:
Kaufzeitung, Tageszeitung, die im Gegensatz zur Abonnementzeitung ganz
überwiegend über hoch frequentierte Verkaufspunkte ,auf der Straße' abgesetzt wird.
Schwerpunkt des journalistischen Teils ist die Unterhaltung, die thematische
Hauptausrichtung liegt entsprechend auf populären Themen. [...] Boulevardzeitungen
setzen auf ein hohes Maß an Personifizierung, d.h. es erfolgt eine Fokussierung auf
prominente oder vermeintlich prominente Personen. (Sjurts 2011:63)
Was eine Boulevardzeitung also laut dieser Definition ausmacht, ist in erster Linie
unterhaltungsorientierte und personifizierende Berichterstattung. Boulevardblätter versuchen,
durch packende Schlagzeilen, Neugier erweckende Bildtexte und prägnante Nachrichten-
präsentation die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen. ,,Dazu bedarf es auch Reizworten
wie ,Blutbad', ,Chaos', ,Terror' und ,Horror' ­ Begriffe, die mit Emotionen gewürzt werden
(können) (Renger 1999: 164, Anm. i. O.)". Inhaltlich suchen die LeserInnen in der
Boulevardzeitungen vor allem eines: die Themen des ,,human interest", also ,,Liebe,
Kriminalität, Glück, Tod, Tragik, Leidenschaften, Sehnsüchte, Sex, Sorgen, Reichtum,
Traumvorstellungen, das Gute im Menschen, das Hereinfallen auf das Böse, das Eintreten für

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den kleinen Mann/die kleine Frau und vor allem ­ viel Charme und Humor (Renger 1999:
165)". Durch die Setzung des inhaltlichen Schwerpunktes auf die genannten Themen gerät die
Trennung von Nachricht und Kommentar, von Fakten und Interpretation ins Wanken. Doch
,,Boulevardzeitungen haben diese Grenzen längst aufgehoben und bekennen sich dazu
(Zimmer 1994: 4)".
Die bekannteste Boulevardzeitung in Österreich ist die Kronen Zeitung. Im Vergleich mit
anderen Produkten des österreichischen wie auch europaweiten Pressemarktes nimmt sie eine
Sonderstellung ein. Mit einer Reichweite von rund 40 Prozent ist sie in Relation zur
Einwohnerzahl eine der größten, wenn nicht die größte Tageszeitung der Welt. (Vgl.
Rest/Renger 2008: 175)
2.3.4. Boulevardisierung
Der Begriff der Boulevardisierung umfasst zwei Szenarien. Einerseits beschreibt er die
steigende Zirkulation der Boulevardpresse auf dem Markt. Immer mehr Leser greifen zur
Boulevardzeitung, und damit geht auch die Beobachtung einher, dass der Zeitungsmarkt von
der Boulevardpresse dominiert wird. Andererseits umschreibt Boulevardisierung die
Tatsache, dass zahlreiche Qualitätszeitungen gewisse Züge des Boulevardjournalismus
adaptieren - wohl, um die Leser für sich zu gewinnen. (Vgl. Sparks/Tulloch 2000: 21).
,,Boulevardisierung vor allem in der heutigen Printmedienwelt ist aus historischer Sicht kein
aktuelles Phänomen, sondern seit mehr als 150 Jahren schon längst vollzogen (Renger 1999:
145)".
Boulevardisierung steht häufig im Zusammenhang mit ungebremster Unterhaltung. (vgl.
Püschel 1998: 35) Der Begriff ist also in etwa gleich negativ behaftet wie der Begriff der
Unterhaltung selbst; und das, obwohl Unterhaltung eigentlich einer legitimen gesell-
schaftlichen Aufgabe entspricht. So zählt sie beispielsweise neben der Information und der
Bildung zum Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Medien. (Vgl. Püschel 1998: 35)
Trotzdem wird Unterhaltung gerade in Printmedien oft als ,,problematisch" eingestuft. Der
Grund dafür ist, dass Zeitungen als Informationsmedium gelten. Dies verlangt dem Medium
Presse Seriosität ab. Und Seriosität steht in einem ständigen Konflikt mit Unterhaltung. (Vgl.
Püschel 1998: 36).
Boulevardisierung bedeutet nach Schmidt (1992: 47) ,,eine andere Form von Journalismus".
Darunter versteht er ,,knappe Schlagzeilen, Aufmacher, die ins Auge springen, Themen, die
die Leute sofort fesseln, keine starre redaktionelle Aufteilung, Verwischung der Grenzen von
Information und Unterhaltung, mehr sogenannte Human-Touch-Geschichten". (Schmidt

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1992: 47) Zusammenfassend beschreibt der Begriff der Boulevardisierung also die
Entwicklung hin zu allen Charakteristika des Boulevardjournalismus, also sowohl zu
inhaltlichen als auch zu stilistischen Merkmalen.

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3. Theoretische Verortung
3.1. Die Nachrichtenwerttheorie
Die Nachrichtenwerttheorie wird in der Kommunikationswissenschaft vor allem im Rahmen
der kommunikationswissenschaftlichen Selektionsforschung genannt. Die Selektions-
forschung befasst sich mit den Kriterien, nach denen bestimmte Inhalte von den Rezipienten
ausgewählt werden bzw. nach denen die Selektion der Nachrichten seitens der Medien
geschieht. (Vgl. Tautz 2006: 7)
Der Grundstein der Nachrichtenwerttheorie wurde 1922 in den USA von Walter Lippman
gelegt. Eine seiner Annahmen war, dass die Realität zu komplex ist, um von den Menschen
vollständig verarbeitet zu werden. Deshalb erfolgt auch die Auswahl der für wichtig
angesehenen Nachrichten nach bestimmten Mustern und Stereotypen. (Vgl. Lippman 1992:
338 f.) Nachrichten spiegeln also in keiner Weise die Realität wider, sondern sind das
Ergebnis von Selektionsprozessen. In diesem Zusammenhang hat Lippman die ersten
Nachrichtenfaktoren genannt. Diese sind Kriterien, die ein Ereignis erfüllen muss, um als
,,nachrichtenwürdig" eingestuft zu werden. Zu seinen Kriterien gehören Ungewöhnlichkeit,
Bezug zu bereits eingeführten Themen, zeitliche Begrenzung, Einfachheit, Konsequenzen,
Beteiligung einflussreicher oder bekannter Personen und die örtliche Nähe zum
Verbreitungsgebiet des Mediums. Je mehr Kriterien ein Ereignis erfüllt, desto eher wird es
zur Nachricht. (Vgl. Lippman 1992: 338-357)
Einar Östgaard hat das Konzept Lippmans 1965 erweitert und gilt seither als der Begründer der
Nachrichtenwerttheorie in Europa. Er formulierte erstmals den Begriff der ,,Nachrichten-
faktoren", mit denen er zu beschreiben versuchte, was ,,newsworthy" ist (Östgaard 1965: 45).
Laut Östgaard gibt es im Wesentlichen drei Faktoren, die den Nachrichtenwert bestimmen:
nämlich Vereinfachung, Identifikation und Sensationalismus. Unter Vereinfachung verstand er,
dass leicht verständliche, also einfache Themen komplexen vorgezogen werden. Identifikation
beschreibt die persönliche, aber auch örtliche Nähe zu den LeserInnen, bezieht sich also auf die
persönliche Betroffenheit. Sensationalismus erfüllen Themen, die attraktiv für die
LeserInnenschaft sind. Darunter fallen Klatsch und Tratsch sowie Konflikte und Unglücke, in
moderneren Worten ausgedrückt: human interest Themen. (Vgl. Östgaard 1965: 45 ff.)
1965 bauten Galtung und Ruge das Konzept Östgaards weiter aus. Sie betonen erstmals die
Mehrstufigkeit des Nachrichtenselektionsprozesses: Was der Leser in der Zeitung liest, hängt
nicht nur von dessen Interessen ab, sondern auch von den persönlichen Interessen und
selektiven Entscheidungen des Journalisten. (Vgl. Galtung/Ruge 1964: 65)

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Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2012
ISBN (PDF)
9783955497453
ISBN (Paperback)
9783955492458
Dateigröße
18.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Salzburg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Qualitätsverlust Tabloidisierung Boulevardisierung Qualität Journalismus Boulevardpresse
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing

Autor

Maria Vögele, Bakk. Komm,. wurde 1991 in Innsbruck geboren. Ihre schon früh ausgeprägte Liebe zum Schreiben führte sie 2009 nach Salzburg, wo sie das Bachelorstudium der Kommunikationswissenschaft begann. Bereits während des Studiums sammelte sie vielseitige journalistische Erfahrungen bei diversen Salzburger Medienunternehmen. 2011 schloss die Autorin das Studium mit dem Titel Bakkelaurea der Kommunikationswissenschaft ab. Seit Herbst 2009 belegt die Autorin das Masterstudium European Union Studies an der Universität Salzburg.
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Titel: Boulevard auf dem Vormarsch: Die Boulevardisierung der Qualitätszeitungen
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