Wie versucht die Kronen-Zeitung Jugendliche zu erreichen? Eine Inhaltsanalyse
Zusammenfassung
Darüber hinaus geht die Studie auf die Thematik ‘Jugendliche und Zeitung’ im Allgemeinen ein und fasst den aktuellen Forschungsstand diesbezüglich zusammen. Auch die Mediennutzungsforschung sowie der sogenannte ‘Uses and Gratifications Approach’ werden in der Theorie näher erläutert.
Der empirische Teil des Werkes klärt mittels einer quantitativen sowie qualitativen Inhaltsanalyse die Frage, inwieweit sich die Kronen-Zeitung an den Wünschen und Bedürfnissen junger Rezipientinnen und Rezipienten orientiert, kurz: Wie jugendlastig ist die Krone?
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2.4.1. Studien
Im Jahr 2005 wurde im Auftrag des medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest in Deutschland die Studie „Jugend, Information, (Multi-)Media“ durchgeführt. Hierbei ging das Fernsehgerät als meistgenutztes Medium hervor (vgl. MPFS 2005).
93 Prozent der befragten Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren gaben an, täglich oder zumindest mehrmals pro Woche fern zu sehen. Den zweiten Platz nehmen Musik-CDs und Kassetten ein, die 85 Prozent der Befragten mehrfach in der Woche nutzen, dicht gefolgt vom Computer, welcher von 76 Prozent regelmäßig genutzt wird. Er verweist damit das Radio mit 72 Prozent zum ersten Mal auf den vierten Platz der Rangliste.
Von nur 44 Prozent der Heranwachsenden wird die Zeitung regelmäßig genutzt, 1998 waren dies noch 59 Prozent. Somit lässt sich feststellen, dass die „neueren“ [Hervorheb. d. Verf.] Medien dem „klassischen“ [Hervorheb. d. Verf.] Printmedium Tageszeitung den Rang abgelaufen haben.
Dennoch hat sich trotz der verlorenen jugendlichen Leserschaft der Leseranteil inzwischen stabilisiert (vgl. ebd.). Gaben 2003 nur 38 Prozent der Befragten an, regelmäßig die Zeitung zu lesen, so waren es 2004 sogar 48 Prozent. Wie erwartet bestätigte die Studie auch, dass ältere Jugendliche häufiger zur Zeitung greifen als jüngere. Außerdem zeigten sich auch geschlechterspezifische Unterschiede, so lesen mehr Jungen Zeitung als Mädchen.
Schon im Jahr 1932 machte man sich Gedanken über die Frage, was Jugendliche in Zeitungen interessiert, beziehungsweise was Zeitungen den Jugendlichen bieten.
Laut der Studie „Jugend und Zeitung“ war hingegen damals das Zeitungslesen generell sehr beliebt bei jungen Menschen, wobei der Fokus auf die Politik gerichtet wurde (vgl. Münster 1932: 63). Aber naturgemäß auch auf Themen, die die Jugendlichen selbst unmittelbar betrafen, also was über sie selbst in den Zeitungen stand (vgl. ebd.: 34). Also beispielsweise Zeitungsinhalte, die irgendwie mit der Zukunft der Jugendlichen, insbesondere ihrer Berufsfrage, zusammenhingen. Aber auch Sport und Unfälle waren damals von großem Interesse (vgl. ebd.: 59).
1993 führte die Universität Dortmund in enger Zusammenarbeit mit dem "Remscheider General-Anzeiger" (rga) eine Fallstudie zum selben Fokus durch (online 2009[1] ). Hierfür wurde eine nicht-repräsentative Befragung unter den AbonnentInnen des rga, eine repräsentative Befragung mit SchülerInnen an Remscheider Schulen und Intensivinterviews mit einer kleinen Gruppe von jugendlichen NichtleserInnen durchgeführt. Daneben wurde im Rahmen von Gruppendiskussionen eine eigenproduzierte Jugendseite bewertet.
Im Gegensatz zur 1932 durchgeführten Studie kam hier überwiegend der Zeitung kein fester Platz im Alltag der SchülerInnen zu. Mehr als die Hälfte der Befragten würden die Zeitung nicht vermissen. Es zeigte sich auch, dass Eltern Lesevorbilder sind. SchülerInnen aus Elternhäusern mit Zeitung wurden häufiger zu ZeitungsleserInnen als jene, deren Eltern auf die Zeitung verzichteten.
Nichtleser waren häufig politisch desinteressiert. Allerdings hegte zumindest ein Teil der NichtleserInnen ein Interesse an alternativen Politikformen wie Demonstrationen oder auch Bürgerinitiativen, was auf eine Abkehr von klassischen politischen Inhalten hindeutet.
Eine Übereinstimmung mit der 1932 durchgeführten Studie gab es bei den eigenen Interessen.
Allgemein favorisierten Jugendliche Themen, die ihre eigene Lebenswelt betrafen, Rager et al. konstatierten eine "Dominanz im persönlichen Nahbereich" (Rager et al. 1994: 119, Hervorheb. i. O.). Das Image der Zeitung war bei LeserInnen und bei NichtleserInnen gleichermaßen positiv. Assoziierte Eigenschaften waren bei den LeserInnen vor allem "informativ", "aktuell" und "bildend" (Hervorheb. i. O.). NichtleserInnen urteilten ähnlich, setzten jedoch die Aktualität an erste Stelle, gefolgt vom Informationsgehalt und assoziierten als drittes "gibt gute Tipps" (Hervorheb. i. O.). Darüber hinaus schätzte die Mehrheit der Befragten die Zeitung auch als unterhaltsames Medium ein. Der Vergleich von NichtleserInnen und LeserInnen deutete darauf hin, dass beide Gruppen unterschiedlich an die Zeitung herangingen - NichtleserInnen hoben eher die "Alltagskompetenz" (ebd.: 125; Hervorheb. i. O.) hervor, während LeserInnen stärker eine gesellschaftlich-politische Funktion betonten.
Eine bundesweit durchgeführte Studie des BDZV (= Bund Deutscher Zeitungs-Verleger) ergab, dass die Themenprioritäten der verantwortlichen Zeitungsmacher und der Jugendlichen nahezu komplementär aneinander vorbei zielen. Während laut Noelle-Neumann/Schulz (1993: 74-79) in den Zeitungsredaktionen Themen wie Wirtschaft, Politik, Sport, Forschung und Technik eine hohe Priorität besitzen, bevorzugen die Jugendlichen eher die Themenbereiche Freizeit, Veranstaltungshinweise, andere Länder, Musik, Umweltschutz und Reisen. Diese Ergebnisse decken sich im Großen und Ganzen auch mit den Resultaten der 2005 durchgeführten ZiS-
Studie (Böck 2005: 33). Als Ausnahme wäre hierbei „Sport“ [Hervorheb. d. Verf.] zu erwähnen. Diesem wird laut ZiS-Studie wesentlich mehr Bedeutung zugemessen als bei der BDZV-Studie. Aber auch Unfälle, Verbrechen, Katastrophen, sowie Kino oder Mode finden sich laut den 2005 erhobenen Daten unter den Top-Themen der jungen RezipientInnen von Tageszeitungen.
Im Vergleich mit anderen Altersgruppen liegt die Zeitungsverweigerung der jugendlichen LeserInnen allerdings eindeutig im Trend, denn ihre Abneigung gegenüber politischem Informationsangebot und ihr Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Printmedien ist wesentlich stärker ausgeprägt als bei den älteren LeserInnen (vgl. Noelle-Neumann/Schulz 1993: 24-30; Kiefer 1996a; online 2009[2] ).
Es gibt viele verschiedene Faktoren, die in diversen Studien zur Erklärung dieses Trends herangezogen werden, wie z.B.: Geschlecht, Schulbildung, Elternhaus, Lesesozialisation, Freizeitverhalten, Politikinteresse, Nutzung von Parallelmedien (Hörfunk, Fernsehen), etc. (vgl. Bucher 1997: 67; online 2009[3] ).
Auch wenn man aus diesem Grund nicht generalisierend von jugendlichen ZeitungsleserInnen sprechen kann, so kann man dennoch Umrisse eines spezifischen Nutzungsprofils erkennen.
Zum einen haben Jugendliche andere Themenansprüche, als jene, die sie von den Zeitungsmachern vorgesetzt bekommen. Zum anderen entsprechen die visuellen Reize, also die Darstellungs- und Aufmachungsformen von Tageszeitungen, kaum den ästhetischen Ansprüchen der jugendlichen MedienrezipientInnen. Durch die „neueren“ [Hervorheb. d. Verf.] Medien Fernsehen und Computer sind deren mediale Wahrnehmungsgewohnheiten oftmals stärker visuell als textuell ausgeprägt (vgl. IFM 1996: 111). Hinzu kommt, dass aufgrund des knappen Zeitbudgets von Jugendlichen die „Nebenbeimedien“ [Hervorheb. d. Verf.] Radio und Fernsehen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Artikellänge spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Zu lange Artikel wirken eher abschreckend, die meisten Jugendlichen bevorzugen es kurz und bündig.
Ein zusätzlicher Kritikpunkt sind die teilweise ziemlich langen, schwer verständlich formulierten Texte, die obendrein auch oftmals noch zuviel an Wissen voraussetzen und zu wenig Spaß und Unterhaltung bieten (vgl. Noelle-Neumann/ Schulz 1993: 58-62).
Bucher (1997: 69) unterscheidet fünf Grundtendenzen als Spielarten für die Informations- und Wissensvermittlung, um den Ansprüchen vor allem jugendlicher LeserInnen gerecht zu werden:
1. Die Wissensvermittlung in den Printmedien entwickelt sich von der textorientierten Einkanaligkeit zur Mehrkanaligkeit aus Text, Bild und Grafik.
2. Printmedien werden zunehmend nicht mehr für den Durchleser, sondern für den Anleser und den selektiven Leser gestaltet.
3. Komplexe Formen der Berichterstattung - also lange Texte - werden durch modulare Cluster aus funktional verschiedenen Einheiten abgelöst.
4. Die Berichterstattung in den Printmedien wandelt sich vom Informations- zum Bedeutungsjournalismus.
5. Die Informationsfunktion der Printmedien wird ergänzt durch eine Unterhaltungs- und eine Servicefunktion (Bucher 1997: 69, Hervorheb. i. O.).
2.4.2. Themeninteressen Jugendlicher
Für welche Themen die Tageszeitung überhaupt eine wichtige Informationsquelle darstellt und was in der Tageszeitung gelesen wird hängt also stark von den allgemeinen Interessen der Jugendlichen ab (vgl. Szczuka 2007: 10). Aber nicht nur die anderen Medien stellen eine starke
Konkurrenz zur Tageszeitung dar. Auch die nicht-medialen Freizeitbeschäftigungen Jugendlicher können ausschlaggebend dafür sein, dass junge Menschen weniger Zeit dem Printmedium Zeitung widmen. Die bevorzugten Beschäftigungen sind laut der JIM-Studie das Treffen mit Freunden, Sport oder einfach „nichts tun“ (vgl. MPFS 2005: 6, Hervorheb. i. O.). Auch Partybesuche oder Einkaufsbummel gehören zu deren regelmäßigen Freizeitaktivitäten. Liebe und Freundschaft, Musik, Sport, Beruf und Ausbildung sind analog dazu von ihnen als wichtig empfundene Themengebiete. Überdies wurden auch Gesundheit und Medizin, Computer, Medien und Kino oder Mode häufig genannt. Auch andere Sozialwissenschaftler ermittelten ganz ähnliche Themenvorlieben Jugendlicher. Rager et al. (2004b: o. S.) weist zudem noch auf die Bedeutung von Veranstaltungshinweisen und Themen wie Tiere, Gewalt unter Jugendlichen bzw. Kriminalität und Katastrophen hin. Politik, Wirtschaft und Kultur landen allerdings eher auf den hinteren Rängen.
Die JIM-Studie ermittelt allerdings auch eine zum Teil deutliche Verschiebung von Themeninteressen in Abhängigkeit vom Alter (vgl. MPFS 2005: 20f.). Während 12- bis 13-Jährige beispielsweise noch ein ausgeprägtes Interesse an der Umweltberichterstattung zeigen, ist diese für die 18- bis 19-Jährigen nur bedingt interessant. Nachgelassen hat hingegen in diesem Alter das Interesse an Inhalten wie Computerthemen oder Stars. Diese Altersgruppe widmet sich allerdings weit mehr den gesellschaftlichen Themen Nachrichten, Wirtschaft oder Bundespolitik.
Ein weiterer Unterschied zu den „Teenies“ [Hervorheb. d. Verf.] ist die Tatsache, dass die Zeitung bei älteren Jugendlichen als Impulsgeber für Gespräche – vor allem im Freundeskreis – genutzt wird. Mehr als ein Drittel der ProbantInnen gab an, sich regelmäßig über die gelesenen Inhalte zu unterhalten. Zum Vergleich spielen bei den 12- bis 13-Jährigen die Zeitungsthemen nur für knapp ein Viertel eine Rolle in Gesprächen.
Themeninteressen 2005 (1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Themeninteressen Jugendlicher 2005 (1)
Themeninteressen 2005 (2)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Themeninteressen Jugendlicher 2005 (2)
2.5. Untersuchungsgegenstand „Kronen-Zeitung“
2.5.1. Geschichte der Kronen-Zeitung
Die Kronen-Zeitung ist Österreichs größte Tageszeitung, deren Vorgängerin – „ Österreichs Kronen-Zeitung “ (Hervorheb. i. O.) – bereits am 2. Jänner 1900 das erste Mal erschien (vgl. Kaminski 2007: 91). Während des 2. Weltkrieges wurde sie vom nationalsozialistischen Regime übernommen, bevor sie schließlich 1944 mit anderen kleinformatigen Zeitungen zur „ Kleinen Wiener Kriegszeitung “ (Hervorheb. i. O.) zusammengeschlossen wurde (vgl. Seethaler 2005: 3). Von Beginn an setzte die „ Illustrierte Kronen-Zeitung “ (Hervorheb. i. O.), wie sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund der ungewöhnlich zahlreichen Bebilderung genannt wurde, auf einen populistischen Stil, Lokalberichterstattung und billigen Preis, um dem Ziel der Massenzeitung gerecht zu werden.
Im Oktober 1958 beschloss dann Hans Dichand, der bis zu diesem Zeitpunkt Chefredakteur des „Kurier“ [Hervorheb. d. Verf.] war und diesen auch zur größten Tageszeitung in Österreich gemacht hatte, die Krone neu zu gründen.
Mit ihm an der Spitze begann 1959 der große Aufstieg der „ Neuen Kronen Zeitung “ (Hervorheb. i. O.), wobei im Jahr 2000 der Zusatz „Neue“ (Hervorheb. i. O.) weg fiel (vgl. Seethaler 2005: 3). 1988 gründete die „Kronen Zeitung“ [Hervorheb. d. Verf.] gemeinsam mit dem „Kurier“ [Hervorheb. d. Verf.] die Mediaprint Zeitungsdruckereigesellschaft GesmbH & Co KG. Der somit größte Printmedienverbund Österreichs (vgl. Steinmaurer 2002: 19), mit weiteren Beteiligungen an Magazinen wie „Profil“, „NEWS“ und „trend“ [Hervorheb. d. Verf.], weitete sich noch aus, als die Mediaprint- und die NEWS-Gruppe im Jahr 2000 eine umstrittene Kooperation eingingen (vgl. Steinmaurer 2002: 29).
2.5.2. Charakteristika
Die „Kronen Zeitung“ erscheint sieben Tage die Woche mit einem Umfang von ungefähr 80 Seiten (vgl. Kaminski 2007: 92). Die kleinformatige Zeitung (DIN A4) mit dem Untertitel „unabhängig“ kostet einen Euro (mit 1. August 2008 wurde aufgrund der hohen Treibstoffpreise der Preis der Boulevardzeitung von 90 Cent auf einen Euro angehoben) und ist mit Ausnahme von Vorarlberg in allen österreichischen Bundesländern mit einer Bundeslandausgabe und eigener Lokalberichterstattung präsent. Die Tageszeitung beinhaltet viele Kolumnen mit „kommentarhaftem Charakter“ (Kaminski 2007: 92, Hervorheb. i. O.). Auch die relativ geringe Artikellänge (Obergrenze: 1600 Zeichen) und die intensive Illustration mit Bildern sind weitere Charakteristika der Zeitung.
Die Blattlinie der Krone lautet: „Die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure.“ (online 2009[4] ), lässt also viel Spielraum für Interpretationen (vgl. Kaminski 2007: 92).
Das größte Printmedium Österreichs ist nicht nur die Zeitung der Mehrheit der ÖstereicherInnen, sondern ihre LeserInnen entsprechen auch dem Gesamtprofil der Bevölkerung (vgl. Bruck 1996: 42). Die Exklusivleserschaft hat großteils die gleiche soziodemografische Struktur wie alle anderen ÖsterreicherInnen. Abweichungen hingegen gibt es bei den Berufsgruppen, teilweise beim Bildungsniveau und vor allem in der regionalen Verteilung. Der Anteil der höher gebildeten Berufsgruppen ist bei den ExklusivleserInnen wesentlich niedriger als im Bevölkerungsschnitt, der Anteil der weniger qualifizierten ArbeiterInnen dementsprechend höher. Die stärksten Unterschiede stellen die Personen mit formal höherem Bildungsgrad dar. In Österreich gibt es einen Akademikeranteil von ungefähr fünf Prozent, die Krone-ExklusivleserInnen mit akademischem Titel belaufen sich aber nur auf ca. ein Prozent.
2.5.3. Auflage und Reichweite
Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Kronen Zeitung mit knapp drei Millionen LeserInnen (14 Jahre und älter) bei einer Bevölkerungszahl von etwa acht Millionen eine der stärksten, erfolgreichsten und vor allem einflussreichsten Tageszeitungen der Welt (online 2009[5] ; Media-Analyse 2008: o. S.). Sie hat damit annähernd dreimal so viele RezipientInnen wie ihre stärkste Konkurrenzzeitung, die „Kleine Zeitung“ [Hervorheb. d. Verf.]. Die verbreitete Auflage beträgt laut Media-Analyse 2008 im ersten Halbjahr 820.768 Exemplare.
Die Druckauflage variiert je nach Wochentag zwischen ca. 913.000 und etwa 1.600.000 Exemplaren (siehe Grafik).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Druckauflage der Kronen Zeitung -1.Halbjahr 2008
(Quelle: Media-Analyse 2008: o. S.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Österreichische Auflagenkontrolle (1 HJ. 2008)
http://www.oeak.at/content/intern/Auflagenlisten/OEAK_2008_1HJ.pdf
Abbildung 4: Auflage der Kronen Zeitung (1. Halbjahr 2008)
Abbildung 4: Kronen Zeitung Detailangaben
(Quelle: Media-Analyse 2008: o. S.)
2.6. Der "Uses and Gratifications Approach"
Der „Uses and Gratifications Approach“ oder auch „Nutzen- und Belohnungsansatz“ ist ein Modell der Mediennutzungsforschung und untersucht die interindividuellen Unterschiede der Mediennutzungsmotive. Er stellt also die aktive Rolle der RezipientInnen im Umgang mit Massenmedien in den Vordergrund (vgl. Katz/Foulkes 1962: 377-388; Meyen 2001: 11).
Somit widerspricht er dem „Wirkungsansatz“ [Hervorheb. d. Verf.] des älteren „Stimulus-Response-Modells“ [Hervorheb. d. Verf.].
Die zentrale Annahme des U&G-Approach (Uses and Gratifications Approach) besagt, dass die MedienrezipientInnen die Massenmedien aufgrund verschiedener Erwartungen und Bedürfnisse nutzen (vgl. Pürer 1998: 108). Sie versprechen sich von ihrer Nutzung Gratifikationen (Belohnungen). Einfach formuliert: menschliche Bedürfnisse führen zu einer bestimmten Mediennutzung. Die Initiative zur Medienzuwendung liegt folglich nicht auf der Medien-, sondern auf der Rezipientenseite (vgl. Schweiger 2007: 61).
Katz, Blumler und Gurevitch (1974: 20) beschrieben die grundsätzlichen Ziele des U&G-Approach folgendermaßen:
(1) the social and psychological origins of (2) needs, with generate (3) expectations of (4) the mass media or other sources, which lead to (5) differential patterns of media exposure (or engagement in other activities), resulting in (6) need gratifications and (7) other consequences, perhaps mostly uninted ones. (Katz/Blumer/Gurevitch 1974: 20).
Die klassische Wirkungsforschung beschäftigt sich mit der Frage „Was machen die Medien mit den Menschen?“ [Hervorheb. d. Verf.], sie untersucht den Einfluss von Medieninhalten auf RezipientInnen, während der U&G-Ansatz der Frage nachgeht, wie die individuell-menschlichen Bedürfnisse den Medienumgang prägen, „Was machen die Menschen mit den Medien?“ [Hervorheb. d. Verf.] (vgl. Katz/Foulkes 1962: 377-388).
Eine weitere Annahme dieses Ansatzes lautet, dass Medien in unmittelbarer, direkter Konkurrenz zu anderen Mitteln stehen, welche der Bedürfnisbefriedigung dienen (vgl. Rubin 2000: 139).
Jede Person entscheidet sich beispielsweise zwischen den Alternativen „Fernsehen“ oder „Spaziergang“, „Radio einschalten“ oder „Freunde treffen“ [Hervorheb. d. Verf.]. Das Vorhandensein freier Wahlentscheidungen unterstreicht die Grundannahme der aktiv-bewussten Medienentscheidung.
Die vierte Grundannahme des U&G-Approach erfuhr viel Kritik, da sie davon ausgeht, dass sich menschliche Bedürfnisse der Beobachtung von außen verschließen und deshalb nur mittels Selbstauskunft ermittelt werden können. Die befragten RezipientInnen müssen sich aus diesem Grund ihrer Nutzungsmotive bewusst sein und diese benennen können.
Laut Katz und Foulkes (1962: 377-388) basiert der U&G-Ansatz auf dem theoretischen Konzept des „Symbolischen Interaktionismus“ (Hervorheb. i. O.). Medien können demnach mehrere verschiedene Bedürfnisse befriedigen. Die beiden Sozialwissenschaftler nehmen in ihrem Werk eine Unterteilung in vier grundlegende Bedürfnisse vor:
- Kognitive Bedürfnisse:
Menschen nutzen Medien um sich zu informieren, ihr Wissen zu vermehren und dadurch die Welt und sich selbst besser verstehen zu können.
- Affektive Bedürfnisse:
Medien können auch zur Unterhaltung, Spannung oder Entspannung genutzt werden. Zum Beispiel wird Musik zur Aufhellung der Stimmung gehört, oder das Fernsehen mit dem Motiv der Alltagsflucht konsumiert.
- Interaktive Bedürfnisse:
Medien geben Gesprächsstoff und erleichtern somit den Kontakt zu anderen Menschen. Sie können aber genauso als Ersatz für nichtanwesende Personen fungieren.
- Integrative Bedürfnisse:
Medien können unter bestimmten Umständen auch dazu beitragen, das menschliche Bedürfnis nach Vertrauen, Stabilität und Glaubwürdigkeit zu stillen. So können beispielsweise Nachrichten dem/der Rezipienten/in das Gefühl vermitteln, dass in unmittelbarer Nähe alles in Ordnung ist.
Aufgrund der Annahmen des Uses and Gratifications Approach kann abgeleitet werden, dass Jugendliche Medien nur dann nutzen, wenn diese für sie bestimmte Erwartungen erfüllen bzw. Gratifikationen bieten. Erfüllt beispielsweise eine Zeitung diese nicht, wird sich der/die Jugendliche einem anderen Medium zuwenden, welches diese erfüllt (vgl. Koblinger 2007: 55). Die Mediennutzung eines(r) Jugendlichen ist also immer von seinen (ihren) individuellen menschlichen Bedürfnissen abhängig. Diese spielen sich nicht nur auf rationaler Ebene, sondern vor allem auch auf der emotionalen Ebene ab. Durch die inhaltsanalytische Erfassung der Darstellungsformen möglicher emotional-gratifizierender Elemente innerhalb des Printmediums „Kronen Zeitung“ [Hervorheb. d. Verf.] wird diese Feststellung im folgenden Kapitel 3 genauer ergründet.
Aufgrund der aus Kapitel 2.2 und 2.3 abgeleiteten Ergebnisse lässt sich schließen, dass die Zeitungen den jungen LeserInnen zu wenige Gratifikationen bieten, oder auch zu wenig auf deren Wünsche, Ansprüche und Erwartungen eingehen (vgl. ebd.: 55).
Die Fragen, die sich ein Zeitungsverleger stellen muss lauten daher: „Wie kann ich die Bedürfnisse, Erwartungen und Ansprüche der jungen Menschen an die Zeitung erfüllen?“, „Welchen Nutzen sehen Jugendliche in einer Tageszeitung?“.
[...]
[1] http://www.bdzv.de/studie_leserwuensche.html (15.01.2009)
[2] http://www.medienwissenschaft.de/aufsaetze/zeitungsentwicklung-und-leserinteressen.html (15.01.2009)
[3] http://www.medienwissenschaft.de/aufsaetze/zeitungsentwicklung-und-leserinteressen.html (15.01.2009)
[4] http://www.krone.at/krone/S40/object_id__37371/hxcms/index.html (15.01.2009)
[5] http://www.zeit.de/1996/20/medien.txt.19960510.xml (15.01.2009)
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2009
- ISBN (PDF)
- 9783955497347
- ISBN (Paperback)
- 9783955492342
- Dateigröße
- 1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Salzburg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Jugendlicher Zeitung Medien Krone Mediennutzung Print-Medien