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Wohnen und Arbeiten im Dreiländereck (Maas-Rhein-Region): Grenzüberschreitende Mobilität

©2012 Diplomarbeit 81 Seiten

Zusammenfassung

Mobilität und Flexibilität werden heute im Beruf von den meisten Arbeitnehmern erwartet, da die Arbeitswelt schnelllebiger geworden ist und ein Wechsel der Arbeitsstelle in regelmäßigen Abständen nicht außergewöhnlich ist. Anwohner von Grenzgebieten wohnen und arbeiten oftmals in verschiedenen Ländern, da der Arbeitsmarkt durch Arbeitsangebote aus dem nahe gelegenen Ausland bereichert wird.
Aufgrund des Wegfalls von aktiven Grenzkontrollen mit Inkrafttreten des Schengener Abkommens vom 26.03.1996 und dem damit einhergehendem Bedeutungsverlust der Nationalgrenzen der europäischen Mitgliedstaaten, sind die bis zu diesem Zeitpunkt starken wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen der Nationalstaaten der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande und Belgien weiter forciert worden. Der Anstieg der Grenzpendlerströme ist sicherlich ein Ausdruck und gleichzeitig Konsequenz der Öffnung der nationalstaatlichen Grenzen.
Die vorliegende Arbeit thematisiert das Grenzgängerverhalten in der Euregio Maas–Rhein. In das Untersuchungsgebiet der Euregio Maas-Rhein fällt dabei auf deutscher Seite die seit dem Jahr 2009 entstandene StädteRegion Aachen, auf niederländischer Seite die Provinz Limburg um das Oberzentrum Maastricht und die belgischen Gebiete Provinz Limburg, Provinz Lüttich sowie die deutschsprachige Gemeinschaft mit dem Verwaltungszentrum Eupen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


5. Erläuterungen zum Fragebogen

5.1 Angewandte Methodik

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist die bestehende Literatur zur Thematik der Grenzgänger in der Euregio Maas-Rhein entweder veraltet, sodass aktuelle Geschehnisse nicht behandelt und Gesetzesänderungen nicht aufgenommen werden konnten oder die Literatur beschäftigt sich mit anderen deutschen Grenzregionen, beispielsweise die Deutsch-Schweizer Grenzregion. Die Erstellung eines Fragebogens zur genauen Untersuchung des Gebietes der Euregio Maas-Rhein war daher unerlässlich. Ziel des Fragebogens ist die Abfrage und Erfassung von Beweggründen und Entscheidungskriterien der betroffenen deutschen Bürger für einen Umzug ins naheliegende Ausland, nach Belgien oder in die Niederlande.

Bei der Erstellung des Bogens wurden die Fragen so formuliert, dass der Fragebogen selbsterklärend ist. Dies war von großer Wichtigkeit, da manche Fragebögen per Post verschickt wurden und deshalb beim Ausfüllen des Bogens aufkommende Verständnisfragen nicht persönlich beantworten werden konnten. Aus diesem Grund wurden auch geläufige Formulierungen verwendet und auf spezifische Fachbegriffe verzichtet. Manche Probanden konnten jedoch auch persönlich befragt werden. Durch persönliche Gespräche war es möglich, umfangreiche Einblicke in die alltäglichen Probleme eines „Grenzgängers“ zu erhalten.

Im nachfolgenden Teil wird das gewählte Forschungsdesign näher erläutert. „Mit Forschungsdesign bezeichnet man die äußere Form einer empirischen Studie… Gemeint ist damit jedenfalls der übergeordnete methodologische Plan, nach dem die Studie aufgebaut ist.“ (Hug, T. & Poscheschnik, G. 2010: 70). Es gibt verschiedene Arten von Forschungsdesigns, unter anderem das Experiment, die Feldforschung, die Dokumentenanalyse oder das Survey (Mayring, P 2002: 66). „Ziel eines Surveys ist es, Aussagen über eine Grundgesamtheit von Personen zu machen, ohne alle diese Personen untersuchen zu müssen. Zu diesem Zweck wird aus der Grundgesamtheit aller Personen, über die eine Aussage getroffen werden soll…eine Stichprobe gezogen.“ (Hug, T. & Poscheschnik, G. 2010: 74).

Das Forschungsdesign des Surveys wird in der empirischen Sozialforschung zur Erfragung von Meinungen eingesetzt, welches auch in der vorliegenden Arbeit zur Anwendung kam.

Daher wurde, um an die benötigten Daten zu gelangen, das Forschungsdesign des Survey für diese Diplomarbeit verwendet.

Die Grundgesamtheit der Grenzgänger wurde in zwei Personengruppen unterteilt.

Da die Befragung der Grundgesamtheit der Grenzgänger (ca. 11.250 Personen) durch mich als einzelne Person nicht möglich war, wurden Stichproben aus dieser Menge gezogen. Insgesamt konnten 123 Personen für eine Mitarbeit gewonnen werden. Durch diese Zahl kann zwar keine Repräsentation der Grundgesamtheit hergestellt werden, jedoch werden Faktoren, wie Motivation, Tendenzen und Gemeinsamkeiten durch die Beantwortung der Fragebögen und die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse offenbart.

Wie im vorigen Abschnitt dargelegt, wurde als Erhebungsmethode die Befragung gewählt. „Befragungen zielen darauf ab, Informationen zu erheben, die einer Beobachtung nicht so leicht zugänglich sind.“ (Hug, T. & Poscheschnik, G. 2010: 83).

Auf diese Weise konnte mithilfe der Erstellung, der Durchführung und der Auswertung der beiden Fragebögen ein umfassendes Meinungsbild der Probanden erstellt werden. Durch die anonymisierten Fragebögen ist es nicht möglich, einen Rückschluss auf den Absender bzw. auf die befragten Personen zu ziehen. Dies sollte der Einhaltung des Datenschutzes Genüge tragen.

Da bei einer empirischen Arbeit die Methodenauswahl ein wichtiger Faktor ist, wird folgend auf die qualitative und quantitative Befragungs- beziehungsweise Erhebungsmethode zur Gewinnung von themenrelevanten Fakten näher eingegangen.

Die Datenerhebung in Form eines Experteninterviews wurde bei Frau Löhr-Karem von der REGIO Aachen nach der qualitativen Methode durchgeführt. Die qualitative Befragungsmethode besagt, dass vom Interviewer Fragen gestellt werden, wobei keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben worden sind und die Fragen in einer offenen Form gestellt werden. Die gegebenen Antworten sind jedoch bei einer größeren Menge von durchgeführten Interviews nicht vergleichbar. Daher sind die Fragebögen für die Angestellten und für die Studenten nach der quantitativen Methode erstellt worden. „Vor allem bei schriftlichen Befragungen sind die Fragen geschlossen formuliert, d.h.: es kann nur mit Ja und Nein geantwortet werden…Zusammenfassend lässt sich eine empirische Befragung somit definieren als ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei der, i.d.R. aber eine größere Anzahl an Personen (wie in der quantitativen Forschung üblich) durch eine Reihe gezielter Fragen zu mündlichen oder schriftlichen Informationen veranlasst werden.“ (Hug, T. & Poscheschnik, G. 2010: 121). Durch die beschränkte Antwortmöglichkeit von „JA“ oder „Nein“ ist nach der Erhebung bei der Auswertung der Ergebnisse eine Vergleichbarkeit gegeben und die angewandte Befragungsmethode liefert gut nutzbare, quantitativ aussagekräftige Daten.

5.2 Befragte Personengruppen

Als Grenzgänger werden sowohl Niederländer und Belgier als auch deutsche Staatsbürger bezeichnet, die zum Arbeiten ins Nachbarland fahren. Für die Erstellung der Diplomarbeit hat sich jedoch herausgestellt, dass für diese Arbeit zwei Personengruppen von besonderem Interesse sind. Das Hauptaugenmerk liegt primär auf den deutschen Staatsbürgern, die in den Niederlanden oder in Belgien wohnen und in Deutschland arbeiten. Für diesen Personenkreis ist es dem Verfasser ein Anliegen, die Gründe beziehungsweise die Motivation für die Wohnort- und Arbeitsorttrennung darzulegen. Neben den deutschen Arbeitnehmern ist es eine Intention zu ergründen, weshalb viele deutsche Studenten, die in deutschen Grenzgemeinden ihren Wohnort haben, in den grenznahen niederländischen Universitäten von Heerlen und Maastricht eingeschrieben sind.

Da sich bei beiden Personengruppen die Motivation zum Pendeln und dem täglichen Grenzübertritt unterscheiden, wurde für jede Personengruppe jeweils ein eigener Fragebogen mit auf den Personenkreis abgestimmte Fragen erstellt. So erübrigt es sich, beispielsweise einen Angestellten nach dessen erstem Arbeitsplatz zu befragen, da sich hierdurch keine relevanten Ergebnisse für diese Diplomarbeit herleiten lassen. Stellt man jedoch einem Studenten die Frage, wo er seinen ersten Arbeitsplatz sieht, so kann man aus der gegebenen Antwort z.B. Rückschlüsse auf den Arbeitsmarkt des jeweiligen Landes ziehen.

Für beide befragten Personengruppen wurde jeweils ein quantitativer Fragebogen erstellt. „Bei der quantitativen Forschung geht es darum, Verhalten in Form von Modellen, Zusammenhängen und zahlenmäßigen Ausprägungen möglichst genau zu beschreiben und vorhersagbar zu machen.“ (Winter, S. o. Datum, Rev. 2000-05-15). Dabei wurde bewusst auf offene Fragen verzichtet, um eine Vergleichbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse zu gewährleisten.

5.3 Vorstellung des Fragebogens der Angestellten

Zuerst wird in diesem Kapitel der Fragebogen der Angestellten näher erläutert. Die Auswertung des Fragebogens der Studenten schließt sich im Kapitel 5.5 an.

Insgesamt wurden 63 Angestellte mithilfe dieses Fragebogens erfasst. Zu Beginn des Fragebogens wurden allgemeine Fakten abgefragt, wie z.B. das Alter oder das „Wohnland“ beziehungsweise der Wohnort des jeweiligen Angestellten. Im weiteren Verlauf des Bogens wurden persönlichere Fragen z.B. über die Einkünfte und den erlangten Bildungsabschluss erfragt.

Um eine zeitliche Zuordnung zu ermöglichen, behandelt die erste Frage die jeweilige Wohndauer der Befragten in den Niederlanden beziehungsweise in Belgien. 61 der 63 befragten Personen leben schon mehr als 20 Jahre in ihrem jeweiligen „Wohnland“. Nur zwei Personen wohnen mit ihren Familien erst jeweils fünf beziehungsweise sieben Jahre in ihrem „Wohnland“.

In der darauffolgenden Frage, welche auf die Eigentumsverhältnisse eingeht, sind die gegebenen Antworten eher als überraschend zu werten. 41 Personen leben in ihrem Eigenheim. Auffällig hierbei ist, dass alle Haus- beziehungsweise Wohnungseigentümer in den Niederlanden wohnen. Die restlichen 22 Personen wohnen in Belgien in einer Immobilie zur Miete. Weshalb ist es von Relevanz, ob die befragte Person Eigentümer oder Mieter ist?

Die jeweiligen Besitzverhältnisse der Angestellten lassen Rückschlüsse auf die Entscheidungsfindung des untersuchten Personenkreises zu. Ein Käufer einer Immobilie wägt einen Kauf sehr viel genauer ab, da der Kaufpreis eines Objektes ungleich höher ist, als die monatlich zu entrichtende Miete. Folglich werden Mietverträge schneller als Kaufverträge geschlossen. Erwägt ein deutscher Bürger den Kauf einer Immobilie im nahen Ausland, liegen ihm dafür gewichtige Gründe vor und die Vorteile zu diesem Kauf müssen einem Kauf im Heimatland überwiegen. Letztlich legt man sich mit einem Kauf längerfristig fest als bei einem Mietobjekt. Auch hat sich dieser Käufer im Vorhinein mit der Thematik tiefgehend befasst und kann auf manche gestellten Fragen, wie beispielsweise über die infrastrukturellen Gegebenheiten vor Ort oder auch die Altersstruktur im gewählten Wohnumfeld eine fundierte Antwort geben.

Mit der dritten Frage wurde versucht, in Erfahrung zu bringen, wie viele Personen in dem befragten Haushalt leben. Intention dieser Frage ist es, zu erfahren, ob jemand ohne Familie den Schritt des Wohnortwechsels ins Ausland schneller vollzieht, als z.B. ein Familienvater mit zwei Kindern. Auch diese Frage birgt für den Leser eine Überraschung. Von den 63 befragten Personen war lediglich eine Person Single beziehungsweise lebte alleine in einem Haushalt. Die restlichen 62 Personen leben mit einem Partner in ihrem “Wahlland“. Aus diesem Ergebnis lässt sich schlussfolgern, dass Familien durch einen Wohnortwechsel keine Nachteile befürchten und den Wohnort zum Umzugszeitpunkt, wie bereits beschrieben, aufgrund von einem geringeren Mietspiegel beziehungsweise Immobilienpreisen im Vergleich zu Deutschland gewählt haben.

Die folgende Frage, Nr. 5, behandelt die Gründe für einen Umzug in die Niederlande oder nach Belgien. Fast 50% (31) der befragten Personen geben an, den Umzug ins Ausland aus privaten Gründen vorgenommen zu haben. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Antwortmöglichkeit „Umzug aus Gründen des Lebensgefühls“. Diese Antwortmöglichkeit nutzten weitere 30 befragte Personen. Lediglich jeweils eine Person verzog ins nahe Ausland wegen steuerlichen Vorteilen beziehungsweise aus beruflichen Gründen. Dass nur eine befragte Person den Umzug in ein Nachbarland aus beruflichen Gründen vollzogen hat, verwundert nicht, da der Großteil der deutschen Bürger weiterhin in Deutschland arbeitet und keine Arbeitsstelle in seinem „Wohnland“ hat.

Dass lediglich eine befragte Person ihren Umzug aus steuerlichen Gründen anführt, verdeutlicht, dass Arbeitnehmer fürchten, durch einen Umzug in ein anderes Land doppelt besteuert zu werden. Dies könnte man darauf zurückführen, dass die Bürger die europäische Steuergesetzgebung als nicht genug harmonisiert betrachten und fürchten durch einen Umzug in ein Nachbarland höhere Abgaben leisten zu müssen.

Dies zeigt, dass aufgrund der Nähe der gewählten Wohnorte zur deutschen Grenze die „weichen Faktoren“ wie ein Umzug aus privaten Gründen und des Lebensgefühls im gewählten „Wohnland“ den Ausschlag geben. In persönlichen Gesprächen mit einigen Probanden wurde auf die Frage, weshalb sie von den möglichen Antworten „Lebensgefühl“ gewählt hätten, die Antwort gegeben, dass viele der Befragten so die Möglichkeit sähen, Wohn- und Arbeitsort strikt zu trennen. Aufgrund der zunehmenden Belastung am Arbeitsplatz möchten viele Deutsche durch einen Umzug in die Niederlande oder nach Belgien versuchen, sich einen Ruhepol zu schaffen, wobei eine gewisse räumliche Trennung der Lebensschwerpunkte Leben und Arbeiten nicht zu verkennen ist.

Die sechste Frage: „Wie haben Sie sich über Immobilienangebote informiert?“ wurde gestellt, um zu ermitteln, welche regionalen Unterschiede auf den Immobilienmärkten in den Niederlanden und Belgien vorliegen. Interessant ist auch bei dieser gestellten Frage das Ergebnis. Während die in Belgien beheimateten Befragten ihre Immobilie privat erworben beziehungsweise gemietet haben, so fanden alle in den Niederlanden wohnenden Befragten ihr neues Heim ausschließlich mit Hilfe von gewerblichen Immobilienmaklern. Im Gegensatz zu Belgien oder Deutschland ist es in Ländern, wie in Großbritannien oder in den Niederlanden, der Regelfall eine Immobilie über einen Immobilienmakler zu veräußern oder zu erwerben. Dies lässt sich an der Vermittlungsquote festmachen. Während in Deutschland gewerbliche Immobilienmakler lediglich einen Marktanteil von 60 % innehaben, werden in den Niederlanden ca. 90 % der Immobilien über professionelle Makler verkauft.

Die Frage sieben birgt in ihrer Beantwortung im Hinblick auf das Thema dieser Diplomarbeit keinerlei Überraschungen. In dieser Frage wurde nach dem Land gefragt, in dem die Befragten arbeiten. So überrascht es nicht, dass alle 63 Befragten zwar im Ausland leben, jedoch in Deutschland arbeiten.

Durch die Beantwortung der achten Frage, wie die Personen täglich zur Arbeit pendeln, kann man nun Rückschlüsse auf zweierlei Faktoren ziehen. Zur Auswahl stand den Probanden die Antwortmöglichkeiten Individual (motorisiert), Individual (Fahrrad, zu Fuß) oder ÖPNV (Öffentlicher Personen Nahverkehr). Welche Verkehrsinfrastruktur nutzen die Befragten zum Erreichen des Arbeitsplatzes? Ist die Möglichkeit der PKW-Nutzung gegeben, ist z.B. die Straßeninfrastruktur ein tragendes Entscheidungselement. Auch kann die Wohnstätte dann weiter entfernt von der Arbeitsstätte liegen, weil durch die Nutzung des eigenen PKW´s das Umsteigen bei größeren Strecken bei der ÖPNV Nutzung entfällt.

Besteht die Möglichkeit des motorisierten Individualverkehrs nicht, so muss der Befragte auf den ÖPNV oder auf den Individualverkehr (Fahrrad oder zu Fuß) ausweichen. Ist dies gegeben, sind Punkte wie die Erreichbarkeit der Haltestelle oder Taktung der Verkehrsmittel ein wichtiges Entscheidungselement. Aufgrund dieser Problematik sinkt der Radius des Wohnortes zur Arbeitsstätte und verringert sich im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr.

Zur Verbesserung der Sachlage verbindet die Euregio-Bahn im SPNV (Schienen Personen Nahverkehr) die Städte Aachen und Heerlen miteinander. Diese Verbindung ermöglicht es den Pendlern, ab Aachen den ICE nach Köln oder den Thalys in Richtung Köln beziehungsweise Paris zu nutzen (Die Deutsche Bahn 2012, 2012-10-02).

Ebenfalls verbindet eine Buslinie, welche von der Aachener Gesellschaft ASEAG betrieben wird, die Städte Aachen und Heerlen sowie eine Buslinie die Städte Aachen und Eupen miteinander. Die Nutzung dieser Linien wurde durch das Installieren eines einheitlichen, grenzüberschreitenden Tarifes für die Nutzer attraktiver gestaltet (Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG 2012, 2012-10-02).

Da die Infrastruktur des ÖPNV beziehungsweise des SPNV im Untersuchungsgebiet in Bezug auf Taktung und Haltestellenerreichbarkeit sehr gut ist, wäre vorab davon auszugehen, dass ein überwiegender Teil der befragten Personen durch die Nutzung von Bus und Bahn zu ihrer Arbeitsstätte gelangen. Diesbezüglich ist interessant, dass von den 63 befragten Personen lediglich zwei Personen den ÖPNV nutzen. Der Großteil der Probanden mit 59 Personen nutzt den motorisierten Individualverkehr. Dieses Ergebnis ist wegen der guten öffentlichen infrastrukturellen Gegebenheiten umso überraschender. Die restlichen befragten Personen, zwei Probanden, nutzen das Fahrrad, um täglich an ihre Arbeitsstätte zu gelangen. Die geringe Anzahl könnte jedoch der geographischen Lage Aachens geschuldet sein. Aufgrund dessen, dass die Stadt Aachen in einem Talkessel liegt, sind der Heimweg in die umliegenden Gemeinden beziehungsweise nach Belgien oder die Niederlande mit dem Fahrrad nur durch einen nicht zu verachtenden Anstieg möglich.

Die Ursache der hohen Nutzung des motorisierten Individualverkehrs kann durch die Einbindung der neunten Frage ein wenig relativiert werden. Bei dieser Frage steht die tägliche Pendelstrecke (eine Strecke in Kilometern) im Fokus der Betrachtung. Die Spanne der Entfernung zwischen dem Arbeitsplatz und dem Wohnort reicht von vier bis 40 Kilometer.

Jedoch müssen nur lediglich zwei befragte Personen vier beziehungsweise neun Kilometer täglich zur Arbeit nach Deutschland pendeln. Der Grund, warum der überwiegende Teil der Probanden täglich mit dem PKW zur Arbeit gelangt, kann darin gefunden werden, dass die täglich zu bewerkstelligende Pendelentfernung der meisten Befragten zwischen 13 und 40 Kilometern (eine Strecke) liegt. Da diese Strecken sehr lang sind und die befragten Arbeitnehmer aus den Umlandgemeinden beziehungsweise aus dem nahen Ausland in die Innenstadt von Aachen zu ihrer Arbeitsstätte gelangen müssen, wird von den meisten Probanden der PKW zu diesem Zweck genutzt, da bei dieser Entfernung bei Benutzung des ÖPNV ein mehrmaliges Umsteigen von Nöten ist.

Keine der beschriebenen Anteile der Verkehrsmittelwahl darf jedoch als ausschließliche Angabe verstanden werden, da in vielen Fällen die gewählten Verkehrsmittel kombiniert und je nach Jahreszeit sowie gegebenen aktuellen Witterungsverhältnissen gewechselt werden.

Die Auswertung der zehnten Frage gibt dem Leser Aufschluss über die soziale Integration im gewählten Wohnortes der Befragten. Die überwiegende Mehrzahl der Befragten (52) unterhalten ihre sozialen und gesellschaftlichen Kontakte ausschließlich weiterhin in Deutschland. Dies ist umso beachtenswerter, bedenkt man den langen Zeitraum (ca. 20 Jahre), in dem die Personen bereits in Belgien beziehungsweise in den Niederlanden leben. Lediglich vier Personen in den Niederlanden und sieben Personen in Belgien pflegen soziale Kontakte zu ihrem Umfeld, d.h. in ihrem „Wohnland“.

Aus dieser Verhaltensweise kann man mannigfaltige Rückschlüsse ziehen. Dass der Großteil der Personen angibt, keine sozialen Kontakte an seinem Wohnort zu unterhalten, widerspricht den gewonnenen Erkenntnissen aus Frage fünf. Dort gaben ca. 50% der Befragten an, einen Umzug aus Gründen des Lebensgefühls vollzogen zu haben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass, wenn ein Umzug in ein anderes Land ausschließlich aus Gründen des positiveren Lebensgefühls vonstattengeht, der Betroffene soziale Kontakte in dem gewählten Land sucht und bemüht ist, sich in das soziale Umfeld zu integrieren. Dies geht ebenfalls einher mit dem Erlernen der Landessprache.

Da dies nach Auswertung der zehnten Frage nicht der Fall ist, zeigt, dass weiche Faktoren wie das Lebensgefühl nicht die ausschlaggebende und alleinige Entscheidungsgrundlage bietet. Die neu erworbene beziehungsweise gemietete Immobilie kann als reine Schlafstätte betitelt werden, das Sozial- wie auch das Arbeitsleben findet aber weiterhin in Deutschland statt. Folglich ist davon auszugehen, dass der neue Wohnort nur aufgrund der geringeren Immobilienpreise gewählt wurde.

Diese Annahme wird durch die Auswertungsergebnisse der elften Frage weiter gestärkt. In dieser Frage wird das Einkaufsverhalten der Probanden auf der Grundlage der Einkaufshäufigkeit in Deutschland analysiert. Von den 63 Probanden gaben lediglich drei Personen an, nie nach Deutschland einkaufen zu fahren. Dabei bezieht sich diese Frage auf den Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfes (Nahrungsmittel) wie auch des längerfristigen Bedarfes (Bekleidung). 30 Personen gaben an, täglich nach Deutschland einkaufen zu fahren. Die restlichen 30 Probanden fahren nach eigenen Angaben wöchentlich nach Deutschland, um dort einzukaufen.

Diese doch sehr häufigen getätigten Einkäufe in Deutschland haben nach den Untersuchungsergebnissen drei Ursachen. Zum einen kaufen die Befragten weiterhin in Deutschland ein, da sie dort mit dem Warensortiment, vor allem bei den Discountern, vertraut sind. Zum anderen verbinden die Befragten ihren Einkauf mit dem Rückweg von ihrer Arbeitsstätte. Das letzte Argument, welches für den Verbraucher mit den größten Entscheidungsgrund für einen Kauf darstellt, ist der Preis der benötigten Produkte. In Deutschland kosten Produkte im Vergleich zum gesamten EU Durchschnitt zwar 3,4 % mehr, jedoch liegen die Niederlande mit einem Preisniveau von 8,0 % über dem EU Durchschnitt, weshalb Produkte aus einem vergleichbaren Warenkorb (CD´s, Bücher, Treibstoffe, Haushaltswaren etc.) in den Niederlanden ca. 4,6 % teurer für den Verbraucher sind als vergleichbare Produkte in Deutschland (Kurkowiak, B. 2012, 2012-08-02).

Die nächsten beiden Fragen 12 und 13 beziehen sich auf das EURES Netzwerk. Dieses Netzwerk wird im Kapitel acht dieser Diplomarbeit ausführlich behandelt. Mit der 12. Frage sollte in Erfahrung gebracht werden, ob dieses Netzwerk bei den Probanden bereits bekannt ist. Des Weiteren schließt sich hier die 13. Frage an, die ergründet, ob dieses Netzwerk zur Arbeitssuche von den befragten Personen genutzt wurde. Wie in den folgenden Kapiteln fünf und acht beschrieben, war das EURES Netzwerk keinem der befragten Personen bekannt und wurde auch folglich nicht angewendet.

Die Frage vierzehn steht im Kontext mit den Fragen zehn und elf. Wie die beiden vorherigen Fragen soll durch diese Beantwortung der Frage ebenfalls die soziale Integration der befragten Personen in ihrem „Wohnland“ dokumentiert werden. Die Auswertung der beiden erwähnten Fragen hat bekanntlich ergeben, dass keine beziehungsweise kaum eine Integration der „Aussiedler“ in die belgische oder niederländische Gesellschaft stattgefunden hat. Auf den ersten Blick scheint die Auswertung der Frage 14 mit den Erkenntnissen der beiden vorherigen Fragen nicht konform zu sein. 44 der Probanden pflegen laut Frage 14 einen engeren Kontakt zu ihrer Nachbarschaft. Lediglich 19 Personen beantworten die Frage „Haben Sie engeren Kontakt zu Ihrer Nachbarschaft“ mit einem „Nein“.

Die Gewichtung der gegebenen Antworten scheint im ersten Moment zu überraschen. Beachtet man jedoch, dass die befragten deutschen Grenzgänger meist ausschließlich in einem deutschen Umfeld in ihrer belgischen oder niederländischen Gemeinde leben, so verfestigen sich die gewonnen Erkenntnisse aus den beiden vorherigen Fragen. Nachbarschaftlicher Umgang wird zwar gepflegt, doch sind wie im folgenden Kapitel 10.2 beschrieben, ganze Straßenzüge z.B. in dem niederländischen Grenzort Vaals beziehungsweise in der belgischen Gemeinde Hergenrath von deutschen Grenzgängern bewohnt. Umso erstaunlicher ist es daher, dass 19 der 63 Probanden gar keinen nachbarschaftlichen Kontakt pflegen.

Die drei nachfolgenden Fragen wurden an den Schluss des Fragebogens gestellt, da es sich bei diesem Fragenblock um persönlichere beziehungsweise private Informationen über die Probanden handelt. Der Grund, dass diese Art von Fragen an den Schluss des Fragebogens gestellt wurde, ist der, dass die Probanden nicht schon zu Beginn verunsichert sind und schon in einem frühen Stadium das Ausfüllen des Fragebogens abbrechen.

Erstaunlicherweise hat keiner der Probanden negativ auf diese persönlicheren Fragen reagiert. Da den Probanden vorab eine anonyme Auswertung zugesichert wurde, konnte den befragten Personen im Vorfeld etwas von ihrer Unsicherheit und etwaiger Zurückhaltung bei der Beantwortung bezüglich der Bekanntgabe von sensibleren Daten genommen werden.

Die erste Frage dieses Blockes, Frage 15, erfragt das Alter der Personen. Das Spektrum reicht von dem Geburtsjahr 1982 und reicht zurück bis 1950, wobei die weitaus größte Mehrzahl der Probanden Mitte bis Ende der 1970er Jahre geboren wurde.

Interessant bei der Auswertung des Alters der Befragten ist die Tatsache, dass abgesehen von wenigen Ausnahmen der Großteil der befragten Angestellten zwischen 1950 und 1969 geboren ist. Welche Rückschlüsse lassen sich hieraus und unter Einbeziehung der bisherigen Fragen ziehen?

Durch die gemeinsame Auswertung aus den gewonnen Erkenntnissen der Fragen 1 und 15 kristallisiert sich eine Erkenntnis aus den vorliegenden Ergebnissen heraus. Der Großteil der befragten Personen war bei ihrem Umzug ins nahe Ausland zwischen 25 und 30 Jahre alt. Da dies ein typisches Alter für den Erwerb einer Immobilie ist und in die Jahre zwischen 1980 und 1990 fällt, kann man aus diesem Zusammenhang schließen, dass zu diesem Zeitpunkt der Erwerb einer Immobilie im nahen Ausland sehr attraktiv für junge Familien war.

Dass nach dem Jahr 1990 der Zuzug von deutschen Bürgern ins nahe Ausland langsam versiegte, zeigt, dass diese Gemeinden an Anziehungskraft beziehungsweise Attraktivität verloren haben. Wie im folgenden Kapitel 9.3 beschrieben, hat sich dieser Trend zu einem Wegzug aus Deutschland in den letzten Jahren in die Gegenrichtung entwickelt.

Die nachfolgende Frage 16 zielt auf das monatliche Haushaltseinkommen der befragten Personen ab. Hierbei war es wichtig, den Haushalt der Teilnehmer in dessen Gesamtheit zu erfassen und nicht nur das Einkommen der befragten Person. Das Haushaltseinkommen ist bei dieser Frage von Relevanz, da die befragte Person Hausfrau sein kann, Teilzeit arbeitet oder das Haupteinkommen der Familie verdient. Daher ist es von Bedeutung die Familie mit ihrem Einkommen in der Gesamtheit zu erfassen. Diese Frage 16 wird wieder in Zusammenhang mit der letzten Frage dieses Bogens, Frage 17, gesetzt, welche sich auf den höchsten erreichten formalen Bildungsabschluss des Probanden bezieht.

Das Ergebnis, das man durch die Zusammenlegung bei der Auswertung der beiden Fragen erhält, lässt die Aussage zu, welches Klientel beziehungsweise welche Bevölkerungsgruppe einen Umzug ins nahe Ausland bis in die 1990er Jahre favorisiert hat.

Die nun vorliegenden Ergebnisse könnten in ihrer Eindeutigkeit nicht prägnanter sein. Von den 63 Teilnehmern dieses Fragebogens liegen 50 Haushalte in der Gehaltsklasse zwischen 1.500 und 3.000 Euro netto. Lediglich 13 Haushalte befinden sich innerhalb der Gehaltsklasse von 3.000 bis 4.500 Euro Nettoeinkommen. Die Aussagen zum erreichten höchsten Bildungsabschluss stehen den Ergebnissen von Frage 16 nicht in ihrer Eindeutigkeit nach. 56 der befragten Personen haben einen universitären Abschluss erlangt. Nur vier Personen erzielten einen Realschulabschluss und drei Befragte begannen ihr Berufsleben nach dem Erreichen des Abiturs.

Die Auswertung der beiden Fragen liefert hinsichtlich ihrer Aussagekraft eine eindeutige Klarheit. In den Jahren zwischen 1980 und 1990 war es für 25 bis 30-jährige Absolventen eines Universitätsstudiums mit einem monatlichem Nettohaushaltseinkommen bis zu 3.000 Euro besonders attraktiv, eine Immobilie im nahen Ausland zu erwerben beziehungsweise zu mieten.

5.4 Gewonnene Erkenntnisse

Im folgenden Kapitel werden signifikante Erkenntnisse, welche durch die Beantwortung des Fragebogens für die Angestellten gewonnen wurden, explizit erläutert. In einem späteren Schritt wird der Fragebogen der Studenten analysiert und versucht, dessen Aussagen mit dem Fragebogen der Angestellten zu vergleichen beziehungsweise differenziert zu betrachten.

Aus den Ergebnissen des bereits analysierten Fragebogens für die Angestellten kann man folgende Kernaussagen entnehmen. Kurz formuliert lassen sich drei Kernaussagen durch die Auswertung des Fragebogens erklären. Wer beziehungsweise welche Personengruppe favorisiert einen Wohnortwechsel ins nahe Ausland. Des Weiteren lassen sich die Gründe für einen Umzug darstellen. Zuletzt lässt sich der Grad der sozialen Integration der deutschen Bürger im Ausland aufzeigen.

Zunächst wird auf das „Wer“, also auf die Personengruppe eingegangen, die sich für einen Wohnortwechsel ins Ausland entschieden hat. Wie im vorigen Kapitel dargelegt, war der Erwerb einer Immobilie im nahen Ausland für Akademiker im Alter von 25 bis 30 Jahren mit einem mittleren Haushaltseinkommen von bis zu 3.000 Euro netto attraktiv.

Jedoch beschränkte sich dieser Umzugsanstieg auf die Jahre zwischen 1980 und 1990. Nach diesem Zeitraum wurden von niederländischer Seite die Rahmenbedingungen bezüglich der Fiskalpolitik verändert (Die Senatorin der Freien Hansestadt Bremen 2009, 2012-09-15). Dies wird dadurch offensichtlich, dass nach diesem genannten Zeitraum keine nennenswerte Anzahl von Wohnortwechseln beziehungsweise Immobilienkäufen in den Niederlanden stattgefunden haben.

Durch die Auswertung des Fragebogens werden ebenfalls die Gründe für einen Erwerb von Wohnimmobilien durch deutsche Staatsbürger in den Niederlanden beziehungsweise in Belgien deutlich. Zwar spielt das veränderte Lebensgefühl des Umziehenden an seinem neu gewählten Wohnort eine nicht zu verkennende Größe, jedoch überwiegen schlussendlich monetäre Überlegungen und geben den Ausschlag für einen Immobilienkauf beziehungsweise –verkauf.

Steigen in dem neu gewählten „Wohnland“ die Lebenshaltungs- oder die Alltagskosten über einen kurzen Zeitraum gesehen stark an, so zieht es die deutschen Staatsbürger, wie in den letzten Jahren zu beobachten, wieder zurück in ihr Heimatland. Voraussetzung für dieses Vorgehen ist, dass die Preise im Heimatland stabil und Voraussagen über zukünftige preisliche Entwicklungen verlässlich sind.

Diese Tatsache spiegelt sich ebenfalls in dem dritten Block der sozialen Integration wider. Nach einem Umzug in die benachbarten Niederlande oder nach Belgien bleiben die sozialen Kontakte beziehungsweise der engere Bekanntenkreis in Deutschland bestehen. Bemühungen, sich einen Bekanntenkreis z.B. in den Niederlanden aufzubauen, werden aufgrund der Nähe zwischen altem und neuem Wohnort kaum unternommen. Dadurch, dass der wöchentliche beziehungsweise der tägliche Einkauf von den befragten Probanden weiterhin in Deutschland getätigt wird, wird dieses Bild weiter gefestigt.

Zieht man die achte Frage des Fragebogens heran, so kann man aus der Beantwortung durch die Teilnehmer der Befragung schließen, dass infrastrukturelle Gegebenheiten im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs keine relevante Entscheidungsvariable für eine Wohnortwahl sind. Von den 63 befragten Personen nutzt die überwiegende Mehrheit von 59 Befragten den PKW zum Erreichen des Arbeitsplatzes. Dies geschieht, obwohl wie beschrieben, die infrastrukturellen Gegebenheiten im öffentlichen Nahverkehr sehr gut sind. Überraschend ist diese Erkenntnis dahingehend, berücksichtigt man den auch den in Zukunft weiter fortschreitenden Anstieg der Betriebskosten für den motorisierten Individualverkehr.

5.5 Auswertung des Fragebogens für die Studenten

Im nun nachfolgenden Abschnitt der Diplomarbeit wird auf die Auswertung des quantitativen Fragebogens der Studenten eingegangen. Besonderes Augenmerk wird hier auf die folgenden Aspekte gelegt.

Zum einen ist es für die Erstellung dieser Arbeit von Bedeutung, ob die befragten Studenten in den Niederlanden studieren und weiterhin in Deutschland ihren Wohnsitz haben. In diesem Zusammenhang ist der Hintergrund für diese Entscheidung von Interesse. Zum anderen ist die Wahl des Verkehrsmittels aufschlussreich im Hinblick auf die Mobilität der Studenten. Als letzten Aspekt wird die soziale Integration am Studienort und gleichzeitig die Identifikation mit dem Studienland darlegt. Insgesamt konnten 60 Studenten zur Teilnahme an dieser Befragung gewonnen werden. Wie bereits bei dem Fragebogen für die Angestellten wurden die Fragebögen für die Studenten teils persönlich übergeben, teils auf dem Postweg an die Probanden verschickt.

Mithilfe der ersten beiden Fragen soll in Erfahrung gebracht werden, welchen Studienort die befragten Probanden gewählt haben. Von den deutschen Studenten häufig gewählte Studienfächer in den Niederlanden sind Psychologie (10 Studenten), Physiotherapie, Ergotherapie (50 Studenten) und Design (10 Studenten). Bei der Auswertung dieser Frage ergeben sich geographisch gesehen zwei Schwerpunkte der Studienorte in den Niederlanden.

Die beiden Studienfächer Design und Psychotherapie werden in Maastricht angeboten. Die weiteren 50 befragten Studenten mit den Studienfächern Physio- und Ergotherapie, absolvieren ihr Studium in der niederländischen Stadt Heerlen.

Dass sich die Studierenden auf diese drei Fächerschwerpunkte beschränken, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass andere Studienfächer, wie z.B. Betriebswirtschaft, Ingenieursfächer oder auch Lehramtsfächer von der, für diese Fächer renommierten Universität RWTH-Aachen angeboten werden, die als „Exellenzuniversität“ vom Bund gefördert wird.

Zwar sind Kooperationen zwischen der RWTH-Aachen und der Universität von Lüttich existent, jedoch kamen für diese Befragung die dort immatrikulierten deutschen Studenten nicht in Frage, da diese aufgrund der hohen Entfernung von ca. 60 Kilometern (eine Strecke) nicht regelmäßig in die StädteRegion Aachen zurück pendeln. Diese Studenten fallen wegen ihrer unregelmäßigen Rückkehr in die deutsche Heimat nicht mehr unter die Kategorie der Grenzgänger, da per Definition als Minimum einmal in der Woche ein Grenzübertritt stattfinden muss. Ein Studententicket für Busse und Bahnen kommt in diesem Fall für die betreffenden Studenten ebenfalls nicht zum Tragen, da ein ermäßigtes Ticket lediglich in Belgien gilt. Für den Weitertransport nach Deutschland würden ab der Grenze weitere zusätzliche Kosten anfallen, weshalb dieses Transportmittel für die Mehrheit der in Lüttich studierenden deutschen Staatsbürger aus ökonomischem Gesichtspunkt unattraktiv ist (Universität Liége 2012, Rev. 2012-08-01).

Mit der Beantwortung der dritten Frage soll der Wohnort der Probanden in Erfahrung gebracht werden. Alle befragten Personen studieren in den Niederlanden. Durch die Ergebnisse der dritten Frage und zahlreichen Einzelgesprächen mit den befragten Studenten, ergänzt mit den Ergebnissen der 7. Frage, welche die tägliche Pendelstrecke zwischen Wohnort und Universität erfragt, ergibt sich folgendes Bild. Aufgrund der sehr hohen Mieten in den niederländischen Universitätsstädten, insbesondere bei kleineren Studentenwohnungen (ein bis zwei Zimmerwohnungen), nehmen die Probanden tägliche Pendelentfernungen von bis zu 40 Kilometern (eine Strecke) auf sich. Um weitere Kosten zu vermeiden, wohnen 50 % der befragten Studenten weiterhin bei ihren Eltern. Die übrigen 50 % (30 Befragte) leisten sich eine eigene Mietwohnung.

Die Ergebnisse der fünften Frage ergeben, dass wie bereits dargelegt, die befragten Studenten zur Miete oder bei ihren Eltern leben. Über Eigentum verfügt noch kein studentischer Proband.

Die Fragen acht und neun können inhaltlich in den gleichen Kontext gesetzt werden. Von Bedeutung ist die Häufigkeit des Grenzübertritts, die durch die achte Frage in Erfahrung gebracht werden soll. Daran anschließend, Frage neun, wird das genutzte Verkehrsmittel (Individual motorisiert, Individual Fahrrad oder zu Fuß, oder ÖPNV) in Erfahrung zu bringen versucht. Die Ergebnisse, welche sich durch das Stellen dieser beiden Fragen ergeben, vor allem auf die neunte Frage bezogen, sind mehr als eindeutig. Von den 60 Studenten pendeln 40 Personen fünfmal in der Woche von ihrem Wohnort zu ihrer Universität in den Niederlanden. Die restlichen 20 Studenten pendeln viermal wöchentlich. Trotz guter Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs in Form eines guten Streckenausbaus und einer häufigen Taktung nutzen alle 60 an diesem Fragebogen teilnehmenden Studenten den privaten PKW zum Erreichen des Studienortes. Jedoch ist diesbezüglich anzumerken, dass es auf der Strecke der Euregio Bahn zwischen Aachen und Heerlen keine Preisermäßigung für Studenten existiert, die in Deutschland wohnen und in den Niederlanden studieren. Ein vergleichbares Ticketsystem (NRW-Ticket) wie an deutschen Universitäten ist in den Niederlanden nicht existent. Dort steht Studenten lediglich ein Sozialticket zur Verfügung, jedoch unter den Voraussetzungen, dass sie in den Niederlanden wohnen und dort einem Vollzeitstudium nachgehen.

Im Folgenden werden wie bereits im vorigen Abschnitt zwei Fragen gleichzeitig analysiert, um so eine gemeinsame Kernaussage der beiden Fragen herausarbeiten zu können. Dabei wurde die zehnte Frage offen gestaltet, d.h. eine vorgefasste Antwortmöglichkeit ist nicht gegeben, so dass die Teilnehmer der Befragung selber aktiv eine Begründung erarbeiten müssen. Von besonderem Interesse ist es hierbei zu erfahren, weshalb ein Studium im Ausland und nicht in Deutschland aufgenommen wurde. Die Antworten, die zu dieser Frage gegeben wurden, sind bei allen drei Studienfächern, welche von den befragten Studenten belegt werden, eindeutig und weisen alle in die gleiche Richtung.

Die Probanden gaben an, dass sie das von ihnen gewählte Studienfach in den Niederlanden aus folgenden Gründen gewählt haben: Für den von den Studenten belegten Studiengang wird die Ausbildung in den Niederlanden im Vergleich zu deutschen Universitäten als besser betrachtet. Dies bezieht sich nach Aussage der Studenten vor allem darauf, dass an den niederländischen Universitäten im Vergleich zu deutschen Universitäten praktische Tätigkeiten während des Studiums einen höheren Stellenwert innehaben und an niederländischen Universitäten die Praxis im Zeitvergleich zur Theorie überwiegt. Ebenfalls wird für die drei genannten Studiengänge das Studiensystem mit seinen Abläufen von den Probanden in den Niederlanden als besser und effektiver empfunden.

Die Möglichkeit den gewählten Studiengang ebenfalls in einem Umkreis (100 Kilometer vom Wohnort) an einer deutschen Universität zu studieren, hätte laut 50 % der befragten Studenten bestanden. Die Gründe, weshalb sich die Probanden für eine niederländische Universität entschieden haben, wurden obig detailliert dargestellt.

Für die restlichen 30 Studenten hätte laut Antwort auf die elfte Frage die Möglichkeit zu einem vergleichbaren Studium in Deutschland nicht bestanden. So wird beispielsweise das Fach Physiotherapie in Deutschland nicht als eine universitäre Ausbildung angeboten, sondern gilt in Deutschland als ein Ausbildungsberuf. Durch diese Entscheidung einen universitären Abschluss zu erlangen, anstatt eine Ausbildung zu absolvieren, erhoffen sich die befragten Studenten bessere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Auf diesen Punkt der ersten Stellensuche nach dem Studium wird bei der Auswertung der Frage 14 näher eingegangen.

Mit der 13. Frage wird beabsichtigt, das durchschnittliche Alter der Probanden in Erfahrung zu bringen. Jedoch hat dies bei der Befragung der Studenten nicht die Gewichtung wie bei dem vorherigen Fragebogen für die Angestellten. Bei dem Fragebogen für die Angestellten konnte aufgrund von Fakten, wie Alter, Umzugszeitpunkt, Einkommen und familiärem Stand grundsätzliche Schlüsse gezogen werden.

Bei dem nun analysierten Fragebogen für die Studenten hat das Alter der Befragten eine eher untergeordnete Bedeutung, da sich hieraus für diese Diplomarbeit keine relevanten Schlüsse ableiten lassen. Der Vollständigkeit halber wurde jedoch auch dieser Punkt in den Fragenkatalog mit aufgenommen.

Von hoher Wichtigkeit ist jedoch die nun folgende 14. Frage. Hier lautet die Fragestellung: In welchem Land sehen Sie nach Studienabschluss Ihre erste Arbeitsstelle? Die gegebenen Antworten sind eindeutig, mögen aber den Leser dieser Diplomarbeit überraschen.

Aufgrund der bilingualen Ausbildung an niederländischen Universitäten in den Sprachen Deutsch und Niederländisch sowie Englisch und Niederländisch stünde einer Arbeitsaufnahme in den Niederlanden aus sprachlicher Sicht nichts im Wege. Durch die vereinheitlichten Bachelor- und Masterabschlüsse und der damit einhergehenden Vergleichbarkeit der Abschlüsse könnten die befragten Studenten nun barrierefrei eine Anstellung im Ausland anstreben. Daher ist es verwunderlich, dass 100 %, also alle befragten 60 Studenten, angeben, ihre erste Arbeitsstelle in Deutschland zu sehen.

Welche Rückschlüsse kann man nun durch die gegebenen Antworten der 14. Frage schließen? Zum Teil lässt sich an diesem Punkt die soziale Integration in der gewählten Universität beziehungsweise dem Studienland ableiten. Da nach Angabe der befragten Studenten weitaus mehr als 50 % der Studenten an den Universitäten Maastricht und Heerlen deutsche Staatsbürger sind, kommt ein Austausch mit den einheimischen Studenten kaum zustande.

Dies wird auch dadurch weiter forciert, dass keiner der an dieser Befragung teilnehmenden Studenten an seinem Studienort in den Niederlanden wohnt, sondern nach den Vorlesungen mit seinem PKW zu seinem Wohnort im nahen Deutschland zurückpendelt.

Dass ein Großteil der Vorlesungen in den Sprachen Deutsch und Englisch gehalten werden, ist für eine Förderung der Verbundenheit mit dem Studienort nicht als positiv zu bewerten.

So ist die Beantwortung der 16. Frage durch die Probanden keine Überraschung. Alle 60 Teilnehmer geben an, ihre primären sozialen Kontakte nachwievor in Deutschland zu haben. Die Niederlande werden ausschließlich als Studienort genutzt.

Als positiv hinsichtlich der Wahrnehmung der Nationalgrenzen in der Euregio Maas-Rhein ist die Auswertung der Antworten der 15. Frage zu bewerten. Lediglich zehn der befragten Studenten nehmen die deutsch–niederländische Grenze nachwievor noch als Hindernis wahr. Die restlichen 50 Studenten fühlen sich durch den täglich nötigen Grenzübertritt nicht beschränkt. Die Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen der Europäischen Union möchte hinsichtlich der täglichen Grenzübertritte der Grenzpendler die zeitliche Umständlichkeit weiter verringern und gibt dazu den Hinweis eine separate Fahrbahn an Grenzübergängen für diese Personengruppe einzurichten. Um die PKW´s der Grenzpendler zu kennzeichnen, werden als Lösungsvorschlag spezielle Plaketten an den PKW´s vorgeschlagen (Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen 2003, 2012-08-02).

Dies zeigt, dass der Wegfall der aktiven Grenzkontrollen auf die Grenzgänger positive Effekte, wie z.B. auf die Zeitersparnis hat. Hierbei ist es fraglich, ob die Entwicklung des Grenzgängertums in dem beschriebenen Umfang ohne Öffnung der Grenzen innerhalb der Europäischen Union in dem beschriebenen Umfang überhaupt vonstattengegangen wäre.

Als Fazit stechen bei der Auswertung des Fragebogens für die Studenten folgende Aussagen beziehungsweise Erkenntnisse hervor. Eine enge soziale Bindung oder Integration an das Studienland beziehungsweise an die gewählte Universität ist nicht festzustellen. Vielmehr pendeln die Studenten täglich von ihrem Wohnort zu der Universität in Maastricht oder Heerlen. Nach Aussage der befragten Personen wird die Freizeit ausschließlich an ihrem Wohnort verbracht. Aus den vorhin beschriebenen Gründen wird vom Großteil der Probanden eine Wohnung in ihrer Heimatgemeinde gewählt.

Trotz der täglich zurückgelegten Pendelstrecke von bis zu 40 Kilometern und den damit einhergehenden Kosten für die Instandhaltung und des Betriebes des PKW´s, ist dies die kostengünstigere Alternative. Ebenfalls ist es ein Zeichen fehlender Identifikation mit dem Studienland, hegt kein Student die Absicht nach erfolgreichem Studienabschluss sich in dem gewählten Studienland die erste Arbeitsstelle zu suchen. 100 % der teilnehmenden Studenten fassen nach ihrem Abschluss eine Arbeitsstelle in Deutschland ins Auge.

Als wichtigen Punkt für diese Diplomarbeit ist die Aussage von 50 befragten Studenten zu werten, dass sie die Grenze nach dem Wegfall der aktiven Grenzkontrollen nicht mehr als Hindernis wahrnehmen.

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783955498368
ISBN (Paperback)
9783955493363
Dateigröße
1016 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität zu Köln
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Schlagworte
Euregio Belgien Niederlande Grenzgänger Grenzgängerverhalten

Autor

Andreas Hermanns (Dipl. Geograph) wurde 1980 in Würselen geboren. Sein Studium der Diplom Geographie an der Universität zu Köln schloss der Autor im Jahre 2013 mit dem akademischen Titel des Diplom Geographen ab. Neben seinem Hauptfach beschäftigte er sich mit den Themengebieten der Politikwissenschaft und der Verkehrswissenschaft.
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Titel: Wohnen und Arbeiten im Dreiländereck (Maas-Rhein-Region): Grenzüberschreitende Mobilität
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