Der Einsatz von Experimenten in der Behavioral Accounting Forschung
Zusammenfassung
Insbesondere wird der Einsatz von kontrollierten Experimenten in der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung diskutiert. Diese Methode gibt es schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Veröffentlichungen von Laborexperimenten in den Fachzeitschriften der „Accounting“ Forschung stark gestiegen. Insbesondere im Bereich des „Financial Accounting“. Dennoch ist das Experiment im Accounting sehr umstritten.
In dieser Arbeit wird zuerst auf die Rechnungslegung im Allgemeinen, deren Funktionen und Teilbereiche eingegangen. Im zweiten Abschnitt der Arbeit wird die Entstehung des „Behavioral Accounting“ erläutert, sowie auf die Ziele und Besonderheiten der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung eingegangen. Im Anschluss werden die drei Teilbereiche der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung und deren Forschungsmethoden dargestellt. Der Schwerpunkt der Arbeit ist im Abschnitt Experimente in der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung gesetzt. Nach der Erläuterung der theoretischen Grundlagen, wird anschließend der Nutzen und die Grenzen des Einsatzes von Experimenten in der verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung aufgezeigt. Zum Schluss wird die Bedeutung des kontrollierten Experiments bei der Zielsetzung der verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung diskutiert.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2.2.2 Interne Rechnungslegung
Die interne Rechnungslegung dient hauptsächlich der Planung, Steuerung und Kontrolle des Unternehmens,[1] weshalb hier besonders die Entscheidungsunterstützungsfunktion relevant ist.[2] Die Adressaten dieser Daten sind hauptsächlich unternehmensinterne Stakeholder, wie der Eigentümer bzw. die Geschäftsleitung[3]. Die interne Rechnungslegung basiert zum Großteil auf der statistischen Betriebsbuchhaltung, welche die Grundlage für die kurzfristige Steuerung und Kontrolle der Liquidität im Unternehmen und der langfristigen Finanzierung ist.[4] Damit umfasst sie mit der Kosten- und Leistungsrechnung sowie der Investitions- und Finanzierungsrechnung,[5] zwei Kernbereiche des betrieblichen Controllings und ist ein wichtiges Element der Steuerung und Kontrolle des Unternehmens. Im Gegensatz zum externen Rechnungswesen gibt es hier keine gesetzlichen Regelungen.[6]
3. Verhaltensorientierte Rechnungslegungsforschung
Der Begriff „ Behavioral Science “ trat zum ersten Mal in den frühen 1950er Jahren auf. Dabei ging es um die Entwicklung einer Theorie über das allgemeine menschliche Verhalten. Seitdem wird dieser Begriff benutzt, um Probleme durch bessere Kenntnis des menschlichen Verhaltens zu lösen. Diese Erkenntnis wird nicht nur in den Wirtschaftswissenschaften genutzt, sondern ist auch in anderen wissenschaftlichen Bereichen sehr hilfreich, z.B. in der Medizin, Physiologie, Politologie, Soziologie.[7]
3.1 Definition der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung
Forschung ist die geplante Untersuchung[8] eines wissenschaftlichen Problems zur allgemeinen Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse,[9] durch das Anwenden wissenschaftlicher Methoden.[10] Die Ziele wissenschaftlicher Forschung sind vor allem das Beschreiben und Erklären von Phänomenen, das Entdecken von Beziehungen, das Treffen von Zukunftsvorhersagen und der Einfluss von Ereignissen.[11]
Nach der traditionellen Sichtweise liegt der Schwerpunkt der Rechnungslegung nur in der Veröffentlichung wirtschaftlicher Informationen des Unternehmens.[12] Als grundlegendes Menschenbild gilt hier zur Vereinfachung der Homo Oeconomicus[13], also ein ausschließlich rational denkender und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handelnder Mensch.[14] Das Bild geht außerdem davon aus, dass er Mensch vollständige Voraussicht besitzt, unendlich schnell auf Veränderungen reagieren kann und versucht seinen Nutzen zu maximieren.[15] Dadurch wurden aber Fragestellungen ausgeklammert, denen das menschliche Verhalten zugrunde liegt und damit nicht rational sind.[16] Über die letzten Jahrzehnte wurde den Unternehmensleitern und Buchhaltern klar, dass um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, oft mehr Informationen benötigt werden, als die aus dem Geschäftsbericht. Man glaubte, dass diese zusätzliche Information nicht notwendigerweise ökonomischer Natur sein müsste, sondern dass auch nichtökonomische Tatsachen dem Geschäftsbericht mehr Bedeutung verleihen würde. Aus diesem Gedanken entstand der Teilbereich „ behavioral accounting “.[17] Die Verhaltensorientierte Rechnungslegung geht weiter als die traditionelle Rolle der Erfassung, Aufbereitung und Darstellung von wirtschaftlichen Sachverhalten. Sie betrachtet die Zusammenhänge zwischen dem menschlichen Verhalten und der Gestaltung, dem Aufbau und dem Nutzen der Rechnungslegung und spiegelt dadurch die soziale Sicht auf das Unternehmen wieder.[18] Das fachliche Interesse der Wirtschaftswissenschaften an den verhaltensorientierten Aspekten der Rechnungslegung begann in den frühen 50er Jahren. Im Juni 1951 wurde in den USA die erste Studie in Auftrag gegeben, die den Einfluss von Budgets auf Personen messen sollte. Dieser Studie vorausgegangen waren die Arbeiten von Maslow, McGregor und Likert, welche als Vorreiter im Bereich der Anwendung von Verhaltenswissenschaften in der Wirtschaft galten.[19]
Hofstedt und Kinard definieren die Verhaltensorientierte Rechnungslegungsforschung wie folgt:
„Behavioral Accounting research may be defined as the study of the behavior of accountants or the behavior of non-accountants as they are influenced by accounting functions and reports. It cuts across financial, managerial and tax accounting research. It is a classification on a different research dimension.” [20]
Die Fragestellungen in „ behavioral accounting “ können in drei Richtungen gegliedert werden. Die erste Richtung untersucht die Auswirkungen von menschlichem Verhalten auf die Gestaltung, den Aufbau und den Nutzen der Rechnungslegung. Dieser Bereich beschäftigt sich damit, wie sich der Standpunkt und die Philosophie des Managements auf die Ausgestaltung der Rechnungslegung, die Kontrolle und die Funktionsweise des Unternehmens auswirken. Die zweite Richtung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Rechnungslegung auf das menschliche Verhalten. In diesem Teil geht es darum, wie sich die Art der Rechnungslegung auf die Motivation, die Produktivität, die Arbeitszufriedenheit, Entscheidungen und die Kooperation auswirkt. Weiterhin werden Methoden zur Vorhersage und Strategien erforscht, um menschliches Verhalten zu beeinflussen. Der dritte Bereich untersucht, wie die Rechnungslegung dazu verwendet werden kann, um das menschliche Verhalten zu beeinflussen.[21]
3.2 Forschungsbereiche
Nach Gillenkirch und Arnold lässt sich die Verhaltensorientierte Rechnungslegungsforschung in drei Teilbereiche einteilen, das „ Behavioral Financial Accounting “, das „ Behavioral Tax Accounting “ und das „ Behavioral Management Accounting “. Während sich das „ Behavioral Management Accounting “ an die internen Adressaten der Rechnungslegung richtet, adressieren das „ Behavioral Financial Accouting “ und das „ Behavioral Tax Accounting “ externe Interessenten. Dennoch werden allen drei Bereichen die Funktionen der Entscheidungsunterstützung und Verhaltenssteuerung zugeschrieben. Die Forschungsmethoden und deren Fragestellungen werden in der nachstehenden Grafik explizit dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Bereiche der Behavioral Accounting Forschung
(in Anlehnung an: Gillenkirch, R. M./ Arnold M.C. (2008), S. 129
3.2.1 Behavioral Financial Accounting
Wie in der oben stehenden Grafik ist der erste Bereich das „ Behavioral Financial Accounting “ der Einfluss der Rechnungslegung auf die Entscheidungen, „ Judgment and Decision Making “ sowohl von Investoren und Analysten, aber auch von Wirtschaftsprüfern betrachtet. Ferner wird der Beitrag der Rechnungslegung in „ Disclosure and market efficiency “ zur Entscheidungsfindung über die Informationsverarbeitung am Kapitalmarkt untersucht.[22] Insbesondere die Darstellung, die Präsentation und die Verständlichkeit von Jahresabschlüssen und die damit zusammenhängenden Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse der Adressaten.[23] Dabei gibt es inhaltliche Überschneidungen mit der „ Behavioral Finance“. Anreiz- und Kontrollprobleme, insbesondere im Zusammenhang mit Wirtschaftsprüfern, sind in „ Incentives and Control “ einzuordnen.[24] In diesem Abschnitt wird auch die optische Aufbereitung von Jahresabschlüssen untersucht, genauso wie deren grundsätzliche Lesbarkeit und Verständlichkeit.
Darüber hinaus ist eine typische Fragestellung, wie sich der Ausweis der Qualität, Erfahrung und dass Wissen der Mitarbeiter auf das Verhalten möglicher Kapitalgeber auswirkt. Zum Schluss gibt es noch das „ Social Accounting “, also die Veröffentlichung der sozialen Kosten und Nutzen des Unternehmens und dessen Auswirkungen[25]
3.2.2 Behavioral Tax Accounting
Im Zentrum des “Behavioral Tax Accounting” stehen Anreiz- und Kontrollprobleme zwischen dem Staat als Steuereintreiber, Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und den Steuerpflichtigen. Dies fällt in der Grafik unter die Bereiche „ Judgment and Decision Making by Taxpayers “ bzw. „ Judgment and Decision Making by Advisors“. Hier werden oft die Möglichkeiten zur Steuerung durch die Rechnungslegung untersucht, ebenso wie Anreizfaktoren zur Steuerhinterziehung und Steuerflucht. Ergänzend soll das „ Behavioral Accounting “ in diesem Bereich bei der Erstellung von Gesetzen unterstützen.[26]
Besonders interessant sind hier die Führungsmethoden in Teams, nationalitäten- und kulturübergreifende Vergleiche von Wirtschaftsprüfern und deren Unternehmen. Schwerpunktmäßig werden auch die Beurteilungsprozesse der Wirtschaftsprüfer untersucht.[27]
3.2.3 Behavioral Management Accounting
Im dritten Bereich der Grafik “Judgment and Decision Making by Managers” werden hauptsächlich Daten zum Treffen von Entscheidungen über Kennzahlen, sowie Kontroll- und Anreizsystemen und deren Ausgestaltung benötigt. Hier spielt die Entscheidungsunterstützungsfunktion der Rechnungslegung eine wichtige Rolle. Im Gegensatz dazu steht bei „ Incentives and Control “ die Verhaltenssteuerung im Vordergrund. Hier wird der Nutzen von Zielvorgaben wie Budgetierung, Kennzahlen und deren Anreizwirkung untersucht. „ Management and Control Systems “ umfasst Studien, die sich mit beiden Bereichen beschäftigen.[28]
3.3 Forschungsansätze und Forschungsmethoden
Die Rechnungslegung hat keine eigenen Forschungsansätze. Die Ansätze des „ Behavioral Accounting “ stammen aus der Ökonomie, dem Finanzwesen, der Soziologie und der Theorie des organisatorischen Verhaltens. Darüber hinaus nutzt die Rechnungslegungsforschung aus anderen Methoden Disziplinen, wie z.B. der Psychologie oder Soziologie, die nicht von unbeschränkter Rationalität der Individuen ausgehen.[29] Die Methoden setzen sich im Wesentlichen aus empirischen Studien, wie Archiv-, Feld-, und Interviewstudien sowie dem kontrollierten Experiment zusammen.
3.3.1 Empirische Methoden in der Rechnungslegungsforschung
Die Ergebnisse der Empirischen Forschungsmethoden umgeben uns jeden Tag in Presse, Radio und Fernsehen.[30] Für die Verhaltensorientierte Rechnungslegungsforschung werden Erkenntnisse durch die Befragungen, der systematischen Beobachtungen oder einem kontrollierten Experiment gewonnen.
Die Befragung
Durch das Stellen von Fragen versucht der Forscher Informationen über bestimmte Ursachen und Regelmäßigkeiten von Verhaltensweisen der Befragten herauszufinden.[31] Die Befragung kann schriftlich, z.B. per E-Mail oder Brief, durgeführt werden, mündlich am Telefon oder in einem persönlichen Gespräch.[32] Jede Technik hat ihre Vor- und Nachteile. Während eine Umfrage per E-Mail zwar kostengünstig ist, hat diese Technik eine extrem niedrige Rücklaufquote. Bei einer telefonischen Befragung kann der Forscher innerhalb kürzester Zeit zwar viele Daten sammeln, allerdings sind die Kosten im Vergleich zur E-Mail höher. Am teuersten ist in der Regel das persönliche Gespräch mit den Befragten. Je nach Forschungsfrage muss die passende Technik ausgewählt werden.[33] Der Forscher muss außerdem festlegen, ob die Befragung vollkommen offen durchgeführt werden soll, oder ob er sie normiert, indem er Antwortmöglichkeiten vorgibt. Die offene Befragung ist zwar flexibler und detaillierter, allerdings sind die Ergebnisse schwerer zu vergleichen als bei vollkommen normierten Befragungen. Die Befragten können auch in Gruppen eingeteilt werden, oder einzeln befragt werden.[34] Bei der Formulierung einer Frage muss der Forscher genau arbeiten, da Fragen oft je nach Befragten unterschiedlich verstanden werden. Darüber hinaus sind die Antworten der Befragten nicht immer zuverlässig, da manche Sachverhalte nicht direkt erfragt werden können, sondern lediglich Kenntnisse und Vermutungen der Befragten in Erfahrung gebracht werden können.[35]
Die systematische Beobachtung
Ein Außenstehender beobachtet das Verhalten von Personen und schließt aus seinen Beobachtungen auf die Ursachen des Verhaltens.[36] Die Beobachtung fokussiert zwischenmenschliches Verhalten, dass sich während der Beobachtung laufend ändert.[37] Dabei wird nur beobachtet und nicht mit den Personen kommuniziert. Der Forscher kann sich dabei allen Wahrnehmungsmöglichkeiten bedienen, die es gibt. Vor der Durchführung einer Beobachtung müssen ein paar Voraussetzungen getroffen werden. Die Standardisierung gibt an, ob eine Befragung strukturiert, also gesteuert abläuft oder unstrukturiert, also per Zufall, durchgeführt werden soll. Die Transparenz einer Beobachtung kann offen sein, wenn sich alle Teilnehmer der Beobachtung durch einen Forscher bewusst sind oder verdeckt ablaufen. Während offene Beobachtungen oft besser aufzuzeichnen und dadurch normalerweise zuverlässiger sind, ist meist nicht klar wie die Beobachteten durch das Wissen um die Beobachtung in ihrem Verhalten beeinflusst werden. Weiterhin muss geklärt werden, ob der Beobachter an dem Vorgang teilnimmt oder nicht, also die Rolle des Beobachters. Dabei muss festgelegt werden, wie aktiv der Beobachter in die Situationen eingreifen soll. In Verbindung mit dem zeitlichen Bezug kann die Auswertung der Beobachtung simultan zu der eigentlichen Beobachtung stattfinden oder erst im Nachhinein. Der Realitätsbezug gibt an, ob die Beobachtungen direkt fassbar sind oder nur indirekt, wie z.B. in der Archäologie.[38] Ein Problem bei der Beobachtung ist die Interpretation. Es ist oft der Fall, dass der Beobachtete mit Worten oder Gesten andere Dinge verbindet, als die Interpretation des Beobachters. Ferner muss der Beobachter viele Handlungen auf einmal beobachten, da sich die Umstände während des Beobachtungsvorgangs schnell ändern können. Wird eine Handlung übersehen, so gibt es keine Möglichkeit diese zu wiederholen. Um dem Forscher die Analyse zu erleichtern, sollten vorab die Beobachtungskategorien bestimmt und die Abläufe geordnet werden, damit die Einzelteile leicht identifiziert werden können.[39]
Das Kontrollierte Experiment
Ein Experiment ist die systematische Beobachtung[40] eines empirischen Sachverhalts nach einem Plan, dem Experimentaldesign, zur Überprüfung von Hypothesen.[41] Dafür wird das zu überprüfende Phänomen herbeigeführt, variiert und zugleich systematische und unsystematische Störfaktoren durch geeignete Techniken kontrolliert.[42] Dadurch soll ein Ursache-Wirkung-Zusammenhang hergestellt werden.[43] Auf die Einzelheiten wird im Punkt 4 genauer eingegangen.
3.3.2 Deduktion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Deduktion
Die Deduktion ist eine Me-thode, bei der von der allgemeinen Theorie auf spezielle Sachverhalte bzw. Beobachtungen geschlossen wird.[44] Durch die Deduktion soll ein Modell des menschlichen Verhaltens unter bestimmten Bedingungen geschaffen werden. Aus diesem Modell werden dann Hypothesen abgeleitet, die geprüft werden können. In der Verhaltenswissenschaft gibt es nur wenige Studien, die mit der Deduktion arbeiten, da die Annahmen der Aussagensysteme bisher in den Sozialwissenschaften nicht allgemein anerkannt und oft widersprüchlich sind. Die Deduktion wird eher als Methode zur Entdeckung neuer relevanter Probleme verwendet, was auch die englische Bezeichnung „ A priori research “ eher trifft. Diese Methode macht in der Verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung durchaus Sinn, da es noch viele Problemstellungen zu entdecken gibt.[45]
3.3.3 Induktion
Die Induktion ist das Gegenstück zur Deduktion. Dabei wird vom Besonderen, also den einzelnen Beobachtungen auf das Allgemeine, die Theorie geschlossen.[46] Die Induktion wird in der Fachliteratur selten erwähnt.
4. Experimente in der verhaltensorientierten Rechnungslegungsforschung
Die Forschungsmethode des kontrollierten Experimentes gibt es schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Sie wurde von William James für die Naturwissenschaften entwickelt und später in andere Forschungsgebiete integriert.[47] In der Forschung allgemein bedeutet das Experiment etwas auszuprobieren oder zu testen, um daraus die Ursachen ableiten zu können.[48] Während es in anderen Forschungsbereichen sehr verbreitet ist, hat es in der Rechnungslegung bisher eine untergeordnete Rolle gespielt.[49] Experimente können aus unterschiedlichen Gründen durchgeführt werden. Zum Einen um eine Beziehung zu den theoretischen Grundlagen herzustellen oder um diese Theorien zu belegen, zum Anderem um Erkenntnisse und Ratschläge an Behörden und Organisationen zu liefern.[50]
4.1 Das kontrollierte Experiment
Wie bereits erwähnt, wird bei einem Experiment mindestens eine unabhängige Variable vom Experimentleiter verändert, um deren Einfluss auf eine oder mehrere abhängige Variablen zu messen. Dabei werden evtl. Störgrößen überwacht. Das kontrollierte Experiment ist die einzige empirische Methode, die einen direkten Rückschluss auf die Ursache-Wirkung-Beziehung von Variablen zulässt. Alle anderen Forschungsmethoden können lediglich einen Zusammenhang feststellen, jedoch nicht die konkrete Ursache.[51] Aus diesem Grund gilt das kontrollierte Experiment als Königsweg unter den Forschungsmethoden.[52] Um einen Erkenntnisgewinn zu erbringen, müssen die relevanten Ausschnitte aus der Realität extrahiert und in unabhängigen und abhängigen Variablen operationalisiert werden, damit sie für die Beobachtung und Messung genau definiert und erfassbar sind.
Der Einfluss der unabhängigen Variablen muss nicht immer direkt auf die abhängige Variable wirken, er kann auch über eine weitere, zwischengeschaltete Variable gesteuert werden. Zum Beispiel bestimmen Moderatorvariablen die Art oder Stärke des Einflusses der unabhängigen Variable auf die Abhängige und durch Mediatorvariablen können auch nicht nachweisbare Relationen zwischen der unabhängigen und abhängigen Variable erwiesen werden. Der Forscher kann nicht alle potentiellen Variablen in einem Experiment kontrollieren.[53] Zusätzliche Variablen, die einen Einfluss auf die unabhängige oder die abhängige Variable haben, nennt man Störvariablen, sie können bekannt oder unbekannt sein.[54] Im Extremfall kann man die Veränderung der abhängigen Variablen nicht eindeutig auf die veränderte unabhängige Variable ableiten.[55] Aus diesem Grund wurden einige Techniken zur Minimierung des Einflusses von Störvariablen entworfen. Sind die Störfaktoren dem Forscher bekannt, so können diese für durch die Elimination im Experiment auf null gesetzt werden. Dadurch ist die störende Wirkung nicht mehr präsent. Eine weitere Möglichkeit ist das Konstanthalten der Störvariablen. Dann wäre die Folge der Variable für alle Situationen gleich und es gäbe dadurch keine Verzerrung. Bei der Parallelisierung werden die Teilnehmer wechselseitig der Bedingung zugewiesen. Der Effekt der Störvariablen gleicht sich dadurch vollkommen aus. Die Randomisierung wird in der Praxis am häufigsten angewandt. Dabei werden die Teilnehmer zufällig auf Bedingungen verteilt, damit die möglichen Störfaktoren gleichmäßig verteilt sind. Werden die Aufgaben im Experiment in unterschiedlicher Reihenfolge und Kombination an die Teilnehmer gestellt, so nennt sich dies das Ausbalancieren.[56] Es gibt im Allgemeinen zwei Gründe zur Durchführung eines Experiments. Die Schätzung eines Parameters oder das Testen einer Theorie.[57]
Das Experiment ist also eine zielgerichtete Variation der unabhängigen Variablen, unter der randomisierten Zuweisung der Teilnehmer, um potentielle Störfaktoren kontrollieren zu können. Dadurch werden neue empirische Beweise in Bezug auf den Zusammenhang zwischen der unabhängigen und der abhängigen Variable erforscht.[58]
[...]
[1] Vgl. Coenenberg, A.G. u.a. (2009), S. 9.
[2] Vgl. Coenenberg, A.G. u.a. (2009), S. 7 ff.
[3] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[4] Vgl. Busse von colbe, W./Crasselt, N./Pellens, B. (2011) S. 655.
[5] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[6] Vgl. Coenenberg, A.G. u.a. (2009), S. 9.
[7] Vgl. Schönbrunn, N. (1988), S. 19 f.
[8] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[9] Vgl. im Internet: duden.de (2012).
[10] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[11] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 54.
[12] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 3.
[13] Vgl. Weber, J. u.a. (2003), S.8.
[14] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[15] Vgl. Weber, J. u.a. (2003), S.8.
[16] Vgl. Schönbrunn, N. (1988), S. 38 f.
[17] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 3.
[18] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 4.
[19] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 8.
[20] Vgl. Petersen,K./Patzke, H. (1986). S. 2.
[21] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 4.
[22] Vgl. Gillenkirch, R. M./ Arnold M.C. (2008), S. 129.
[23] Vgl. Süßmair, A. (2000), S. 9.
[24] Vgl. Gillenkirch, R. M./ Arnold M.C. (2008), S. 129.
[25] Vgl. Preuß, R. K. (1991), S. 4 f.
[26] Vgl. Gillenkirch, R. M./ Arnold M.C. (2008), S. 129.
[27] Vgl. Preuß, R. K. (1991), S. 6.
[28] Vgl. Gillenkirch, R. M./ Arnold M.C. (2008), S. 129.
[29] Vgl. Smith M. (2011), S. 1.
[30] Vgl. Kromrey, H. (2006), S. 9.
[31] Vgl. Schönbrunn, N. (1988), S. 89.
[32] Vgl. Laatz, W. (1993), S. 107 f.
[33] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 62 f.
[34] Vgl. Laatz, W. (1993), S. 103 f.
[35] Vgl. Kromrey, H. (2006), S. 358 f.
[36] Vgl. Schönbrunn, N. (1988), S .89.
[37] Vgl. Kromrey, H. (2006), S. 346.
[38] Vgl. Laatz, W. (1993), S. 169 f.
[39] Vgl. Kromrey, H. (2006), S. 346 f.
[40] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 18.
[41] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[42] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 18.
[43] Vgl. Siegel, G./ Ramanauskas-Marconi, H. (1989), S. 63.
[44] Vgl. im Internet: SDI Research (2009).
[45] Vgl. Schönbrunn, N. (1988), S. 91 f.
[46] Vgl. im Internet: wirtschaftslexikon.gabler.de (2012).
[47] Vgl. Renner, K.H./Heydasch, T./Ströhlein G. (2012), S. 68.
[48] Vgl. Rosnow, R. L./ Rosenthal, R. (1996), S. 82.
[49] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 31.
[50] Vgl. Kagel, J. H./ Roth, A. E. (1995), S. 21 f.
[51] Vgl. Preuß, R. K. (1991), S. 29 f.
[52] Vgl. Renner, K.H./Heydasch, T./Ströhlein G. (2012), S. 71.
[53] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 19.
[54] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 19.
[55] Vgl. Preuß, R. K. (1991), S. 30 f.
[56] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 29 f.
[57] Vgl. Wilkinson, N./ Klaes, M. (2012), S. 41.
[58] Vgl. Albers, S. u.a. (2009), S. 19 f.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2013
- ISBN (PDF)
- 9783955497965
- ISBN (Paperback)
- 9783955492960
- Dateigröße
- 335 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Augsburg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2,3
- Schlagworte
- Behavioral Accounting Science Forschungsmethode Verhaltensorientierte Rechnungslegung Accounting Accounting science
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing