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Gesundheitscoaching - konzeptionelle Diskussion und Marktanalyse: Argumentation für das Gesundheitscoaching, Definition von Gesundheitscoaching, der Gesundheitscoachingprozess

©2011 Bachelorarbeit 70 Seiten

Zusammenfassung

Aus dem demographischen Wandel resultieren stets neue berufliche Belastungen. Gesundheitsmanagement (GM) und Gesundheitscoaching (GC) sind daher wesentliche Teile der sozialen Verantwortung und die Voraussetzung für eine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Im ersten Teil wird mit Statistiken für die Integration des GC in das BGM argumentiert. Es wird u.a. ein Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen ermittelt. Die Betroffenen sind ältere Mitarbeiter und junge Beschäftigte aus den (Finanz-) Dienstleistungssektoren sowie Führungskräfte. Im zweiten Abschnitt wird der Begriff Gesundheitscoaching aus Gesundheit und Coaching hergeleitet und unabhängig von bestehenden Definitionen erstmalig umfassend definiert. Zudem werden die Settings, Methoden und Prozesse des klassischen Coachings an ein gesundheitsorientiertes Coaching-Konzept angepasst. Es wird ein GC- Leitfaden skizziert und einige Interventionstools vorgestellt. Im Kontext einer Marktanalyse hat sich herausgestellt, dass GC-Dienstleister hauptsächlich mit Themen werben, die nur einen sehr kleinen Bereich des professionellen GC abdecken, und dass einige Angebote schnell den Kompetenzbereich des Coaches überschreiten. Im letzten Kapitel wird das Schwerpunktthema Stress(-Bewältigung) dargestellt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort
Nach der ursprünglichen Idee sollte sich diese Arbeit mit dem Thema Stressbewältigung
beschäftigen. Bei der Literaturrecherche stellte sich heraus, dass Stress zumeist in
psychologischen
und betriebswirtschaftlichen Abhandlungen thematisiert wird.
Darüber hinaus verfügten die Ansätze zur Bewältigung und Prävention von Stress über
einen normativen und pathogenetischen Charakter. Klare Konzepte und Strukturen
fehlen oftmals. Es ist ein Anliegen der Erwachsenbildung, den Menschen weiterzubilden
und Fähigkeiten
zur
Selbsthilfe zu
vermitteln. Normative, pathogenetische
Interventions- und Präventionsmaßnahmen, die kaum Weiterbildungspotential haben,
sollten daher nicht Schwerpunkt dieser Arbeit sein. Ebenso sollte auch nicht mehr nur
Stress, sondern Gesundheit thematisiert werden. Um eine Interventionsmethode für
gesundheitliche Problemfelder zu entwickeln, die sich zugleich in den Kontext der
Erwachsenenbildung einordnen lässt, eignet sich das Konzept des Coachings. Ohnehin
kann Coaching durch Selbstreflexion sowie durch die Aufdeckung wertvoller
Alternativen die Problemlösefähigkeit von Einzelpersonen oder Gruppen nachhaltig
fördern (vgl. Geißler, 2006, S.207).
Als ein spezielles Coaching soll systematisches Gesundheitscoaching, dem Klienten Hilfe
zur Selbsthilfe vermitteln. Gesundheitscoaching soll hier konzeptionell hergeleitet
werden. Allerdings steht dieses Coaching im Spannungsfeld zwischen der Theorie und
der Praxis. Darüber hinaus impliziert es auch eine gewisse Nachhaltigkeit und somit
einen für die Erwachsenenbildung erstrebenswerten Weiterbildungseffekt. Daher fiel
die Wahl der Betreuungsprofessur auf die ,,Professur für Allgemeine Pädagogik" vom
Univ.-Prof. Dr. Harald Geißler. Als Forschungsschwerpunkte sind hier neben
Organisationsentwicklung
auch Coaching und Stressmanagement zu nennen.
Gleichzeitig möchte ich mich an dieser Stelle bei Herrn Prof. Dr. Harald Geißler und Frau
Dr. Metz für die Unterstützung bedanken.


Einleitung
Es steht außer Frage, dass die Gesellschaft, der Markt und die Arbeitswelt heutzutage
einem rapiden Wandel unterliegen. Erschwerend kommen der demographische Wandel
und die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters hinzu. Daraus resultieren immer neue
berufliche Anforderungen und Belastungen, woraus die Arbeitnehmer und Arbeitgeber
als die Leidtragenden hervorgehen. Gesundheitsmanagement ist daher ,,nicht nur
wesentlicher Teil der sozialen Verantwortung eines Unternehmens, sondern auch
entscheidende Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit". (Schwuchow, 2007, S.36)
Als ein Instrument des Gesundheitsmanagements liegt der Fokus dieser Arbeit auf das
Gesundheitscoaching (GC).
Wie sich zeigen wird, ist GC ebenso wie Coaching, ein vielseitig benutzter Begriff mit
einer ebenso großen Methodenvielfalt. Ziel dieser Arbeit ist es, GC innerhalb der
Erwachsenenbildung zu verorten und es von anderen Disziplinen abzugrenzen. Es soll
geklärt werden, was GC ist und was es nicht ist. Es soll elaboriert werden, was es mit
welchen Methoden zu leisten im Stande ist. Dabei steht es im Spannungsfeld zu dem,
was in der Praxis angeboten wird und dem, was es theoretisch zu leisten vermag.
Im ersten Schritt der Arbeit werden Statistiken und Studien dargestellt, die die
Problematik der Arbeitsausfälle beleuchten (Kapitel 1). Der Fokus liegt dabei auf
psycho-sozialen Belastungserscheinungen und den betroffenen Personenkreisen. Zudem
sollen Trends für die Ursachen von Arbeitsausfällen aufgezeigt werden. Im Ergebnis soll
die ökonomische Sinnhaftigkeit des Gesundheitsmanagements (GM), sowie des
Gesundheitscoachings dargestellt werden. Als Quelle für die Zahlen eignen sich die
Reports der Krankenkassen (siehe: Gesundheitsreport 2011 der Techniker
Krankenkasse), des Statistikamts oder der Europäischen Agentur für Sicherheit und
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EASGA), welche eine Vielzahl an Publikationen zum
Thema zur Verfügung stellen. Eine Studie der Bundes-Psychotherapeuten-Kammer
bestätigt gar den Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen.
Da die folgenden Kapitel durch eine Marktanalyse sowie eine Internetrecherche ergänzt
werden, wird im 2. Kapitel auf die Erhebungs- und Auswertungsmethode eingegangen.
Hierbei handelt es sich um eine Form der Globalauswertung nach Legewie (1994).
Im dritten Schritt soll der Begriff Gesundheitscoaching erklärt und verortet werden
(Kapitel 3). Darüber hinaus soll der Versuch einer Definition von Gesundheit, Coaching
5

und Gesundheitscoaching unternommen werden. Der Begriff soll zunächst theoretisch
hergeleitet werden, um ihn dann mit dem zu vergleichen, wie der Begriff in der Praxis
verstanden wird. Hierzu werden verschiedene Definitionen, zum Teil von privaten
Unternehmen, analysiert. Während die Quellenlage zu den Zahlen und Statistiken
umfangreich ist, findet sich kaum Literatur mit Gesundheitscoaching als Schwerpunkt.
Monographien zum Thema sind beispielsweise von Lauterbach (2008) oder Ostermann
(2010).
Nach der Klärung der Begrifflichkeiten folgt die konzeptionelle Darstellung von Settings,
Methoden und Möglichkeiten des Gesundheitscoachings (Kapitel 4). Den theoretisch
erarbeiteten Methoden, Zielen und Schwerpunktthemen werden dann die Ergebnisse
einer Marktanalyse privater Anbieter für GC gegenübergestellt. Als ,,Standardsituation"
(Lauterbach, 2008, S. 164) von Gesundheitscoaching wird das Coaching im Kontext von
Stress beschrieben, denn nicht zuletzt liegt die Ursache für einen Großteil der
somatischen Beschwerden bei einer dauerhaften Stressbelastung des Körpers.
Daher ist das Schwerpunktthema im 5. Kapitel Stress. Die Perspektive in diesem Kapitel
ist eher (gesundheits-) psychologisch. Hier sollen Konzepte für den Umgang mit Stress
aus den einflussreichsten Stresstheorien generiert werden. Jene Theorien und auch die
Stressforschung liefern hierbei ihren Beitrag für den Umgang, die Erkennung und die
Bewältigung von Stress. Zusätzlich wird sich herausstellen, dass Stress mitunter zu
Unrecht negativ konnotiert ist.
Im letzten Kapitel werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst, indem die
eingangs gestellten Fragen beantwortet werden. Darüber hinaus wird ein Ausblick über
die Entwicklung des GC gegeben. Forderungen an Politik und Gesellschaft werden
formuliert.
6

1. Empirische Argumentation für das Gesundheitscoaching
Um für das Thema GC zu argumentieren, werden im folgenden Kapitel Statistiken und
Arbeitnehmerbefragungen analysiert. Die Statistiken werden einerseits hinsichtlich der
Ursachen für Arbeitsunfähigkeit untersucht und andererseits soll analysiert werden,
welche Branchen und Personenkreise von einem Gesundheitscoaching profitieren
könnten.
1.1 Kosten krankheitsbedingter Arbeitsausfälle und betriebliches
Gesundheitsmanagement
Durchschnittlich waren die Arbeitnehmer im Jahr 2009 zwölf Tage krank, wobei auf 100
Beschäftigten 114 Krankmeldungen kamen (vgl. BAuA, 2011, S.39). Das BAuA
veröffentlicht regelmäßig die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Arbeitsunfähigkeit
entstehen (siehe Abbildung 1). Im Jahre 2009 gab es 459,2 Mio. Arbeitsunfähigkeitstage.
Daraus resultiert ein Ausfall an Bruttowertschöpfung von 74,9 Mrd. Euro (vgl. BAuA,
2009, S.2).
Abbildung 1: volkswirtschaftliche Schäden durch Arbeitsunfähigkeitstage
(BAUA, 2009, S.2)
Die hohen Ausfallkosten zu reduzieren, obliegt insbesondere der Verantwortung des
betrieblichen Gesundheitsmanagements (GM). Die Metrogroup beispielsweise sieht das
betriebliche GM als eine Investition, um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter über
7

einen längeren Zeitraum zu erhalten. Da zusätzlich das Rentenalter steigt, kommt dem
GM eine noch wichtigere Rolle zu (vgl. Schwuchow, 2007, S. 36). Bestätigt wird die
beschriebene Zunahme des Alters der Beschäftigen auch das BAuA: ,,Für die Arbeitswelt
bedeutet dies: schon in wenigen Jahren wird es kaum noch möglich sein, Belegschaften
zu verjüngen, weil die jüngere Generation nicht in dem benötigten Umfang nachwächst"
(BAuA, 2011, S.53). Ein Handlungsbedarf besteht demnach auch in Bezug auf den
demographischen Wandel, um die Arbeitsfähigkeit der immer älteren Arbeitnehmer zu
erhalten. Zum selben Schluss kommt auch der BKK Gesundheitsreport 2010, als eine
,,überaus erfolgreiche Interventionsmethode" wird hier das ,,Motivierende
Gesundheitsgespräch" (BKK, 2010, S. 79) vorgeschlagen. Eine Argumentation für das GC.
Die Sinnhaftigkeit des GM wird bestätigt durch das Ergebnis der Deep White Studie
(2009), die die Deep White GmbH in Kooperation mit der Universität St. Gallen
durchgeführt hat. 95 Unternehmen und Organisationen im deutschsprachigen Raum
wurden hier einer quantitativen Kulturanalyse unterzogen. Hier bestätigt sich der
Zusammenhang zwischen der mentalen und körperlichen Gesundheit der Befragten und
dem Erfolg des Unternehmens. Insbesondere haben Werte wie gesundheitliche Fürsorge
und die Arbeits-Lebens-Balance einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter
und somit auch auf den Erfolg des Unternehmens (vgl. Deep White Studie, 2009, S.21,
21).
Fokussiert man insbesondere die Branchen, gab es die meisten Ausfälle im
Dienstleistungssektor (vgl. BAuA, 2011, S.39). Eine Erklärung für diese Tatsache ist zum
einen, dass der Dienstleistungssektor inzwischen der größte ist, zum anderen entwickelt
sich dieser Sektor besonders rasant und wird daher mit den meisten Herausforderungen
konfrontiert (vgl. DESTAT, 2009b, S.7). Konkreter sind Gesundheitswesen, Baugewerbe,
produzierendes Gewerbe sowie öffentliche und private Dienstleister mit den meisten
Arbeitsunfähigkeitstage pro Arbeitnehmer konfrontiert. ,,In der Bewertung der
ausgefallenen Tage anhand des durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelts und der
Bruttowertschöpfung ergibt sich ein besonders
hoher Verlust pro
Arbeitsunfähigkeitstag im
Wirtschaftszweig
Finanzierung, Vermietung,
Unternehmensdienstleister" (BAuA, 2001, S.44). Im europäischen Raum ist die
Entwicklung ähnlich, die meisten Stress-induzierten und psychischen Probleme haben
in den Sektoren Gesundheit und Bildung sowie Kommunikation und Transport
zugenommen (vgl. EASGA, 2009, S. 65).
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Jene betroffenen Wirtschaftszweige haben aber im Vergleich zur Baubranche oder zur
verarbeitenden Industrie eine geringere körperliche Arbeit zu verrichten. Das Risiko
eines Arbeitsunfalls ist niedriger. Dennoch sind die ausfallbedingten Kosten am
höchsten und resultieren zumeist aus psychischen und geistigen Herausforderungen.
Die hohen Kosten und die Art und Weise der Belastungen bieten hier eine
Argumentationsgrundlage für die Integration des GC in das betriebliche GM in den
Branchen Gesundheitswesen, Finanzierung und Unternehmensdienstleister.
1.2 Neue Risiken für die Gesundheit in Unternehmen
Krankheiten des Muskel und Skelett- Systems verursachen die meisten Arbeitsausfälle
mit 104.8 Mio. Ausfalltagen. Psychische- und Verhaltensstörungen erwecken jedoch am
ehesten den Anschein, Ansatzpunkt für GC zu sein. Derartige Störungen stehen an
fünfter Stelle und machen 11,4% der Arbeitsunfähigkeitstage aus (vgl. BAuA, 2009).
Nach der DAK Studie von 2011 machen psychische Erkrankungen ,,im Jahr 2010 12,1 %
des Gesamtkrankenstands aus und stehen damit an vierter Stelle der wichtigsten
Krankheitsarten. Ihr Anteil am Gesamtkrankenstand ist im Vergleich zum Vorjahr um
rund 1,2 Prozentpunkte auf 12 % gestiegen (2009: 10,8 %)" (DAK, 2011, S.28). In der
Statistik der ,,Techniker Krankenkasse" (2011) stehen Muskel- und Skelettbeschwerden
ebenfalls an erster Stelle, im Vergleich zu den bisherigen Zahlen stehen die psychischen
und Verhaltensstörungen hier sogar an zweiter Stelle (vgl. TK, 2011, S. 31).
Zur selben Erkenntnis kommt bereits Wülser (2009) als Ergebnis der Analyse der
Krankenstände von 2001 bis 2005. ,,Der deutlich erkennbare Trend ist nicht unerwartet:
Die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz nehmen relativ und absolut zu ,, (Wülser,
2009, S.6).
Als ,,bemerkenswert" bezeichnet Wülser (2009) die Ergebnisse der ,,European Work
Conditions Survey" (Eurofund, 2007), worin ein Zusammenhang zwischen Stress und
Muskel-Skelett-Beschwerden (die laut BAuA, 2009, S.2 die meisten Ausfälle
verursachen) dargestellt wird. Den Erkenntnissen der European Work Conditions Survey
kommen im Jahre 2009 sogar besondere Aufmerksamkeit zu. Die EASGA nahm die
Erkenntnisse zum Anlass, um eine Sonderuntersuchung
zum Thema
Stress
durchzuführen. Die Ergebnisse wurden 2009 in der Publikation ,,OSH in figures: stress at
work - facts and figures" veröffentlicht. Ein Zitat zur Untersuchung bestätigt die bisher
9

dargestellten Ergebnisse: ,,Growing concern about multi-factorial issues and combined
exposure to musculoskeletal disorders (MSDs) risk factors and psychosocial risk factors
was particularly emphasised in this forecast" (EASGA, 2009, S.108). Demnach ist der
Zusammenhang zwischen Muskel und Skeletterkrankungen (MSD) sowie psychischen
Erkrankungen bestätigt worden.
Aber auch die Studie zu den Psychischen Beanspruchungen von Mitarbeitern und
Führungskräften der ,,Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V." (2011) zeigt:
,,dass sich die allgemeine Entwicklung einer Zunahme psychischer Erkrankungen auch
in den Unternehmen niederschlägt und zwar nicht nur in Form psychischer
Erkrankungen, sondern auch in Form psychischer Beanspruchungen als deren mögliche
Vorstufe. Dies bringt negative Konsequenzen wie steigende Fehlzeiten, Konflikte und
Fehlerhäufung mit sich"(DGFP, 2007, S. 25, vgl. auch BKK, 2010, S.107). Da ,,psychische
Beanspruchungen" kausal sehr nahe am Stress liegen, wird im fünften Kapitel vertiefend
auf Stress eingegangen.
Bisher liegen den Erhebungen die Zahlen der Ausfälle, den tatsächlichen medizinischen
Diagnosen zugrunde. Das Statistische Bundesamt geht einen anderen Weg mit der
Arbeitskräfteerhebung 2007. ,,Relevant war hierbei die Selbsteinschätzung der
Befragten, nicht ein ärztlicher Befund" (DESTAT, 2009, S. 1). Nach Problemen am
Bewegungsapparat stehen die psychische Erkrankungen (z.B. Stress) an zweiter Stelle
(an 5. Stelle in der BAuA Statistik, 2009). Konkret nach dem Wohlbefinden gefragt,
spielen psychische Belastungen im Arbeitsalltag eine größere Rolle als körperliche.
,,Jeder achte Erwerbstätiges (12,3%) gab an, bei der Arbeit psychischen Belastungen
ausgesetzt zu sein, die sich negativ auf das Wohlbefinden und damit auf die
Arbeitsfähigkeit auswirken" (DESTAT, 2009, S.3).
Einen weiteren sachdienlichen Beitrag auf internationaler Ebene liefert die Europäische
Union mit einer Pilotstudie zum ,,Stand von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der
Arbeit" (EU, 2005). Von 15 Mitgliedsländern der Europäischen Union wurden die
Berichte zum Arbeitsschutz analysiert. Es wurden sogenannte Fokal Points für alle
benannten Faktoren, die zu Arbeitsausfällen und Arbeitsunfähigkeit führen können,
erhoben. Ebenso wurden Fokal Points für alle von den Mitgliedsländern benannten
Auswirkungen von schädigenden Faktoren erhoben (EU, 2005, S.12). Als Ergebnis der
Studie wurden unter anderem auch neue Risiken dargestellt. Zusammen mit Geänderte
Arbeitsorganisation und Jugendliche als besondere Risikogruppe war Stress der am
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meisten genannte Faktor für neue Risiken (EU, 2005, S. 29). "Stress kann dazu führen,
dass die Leistungsfähigkeit abnimmt und die Zahl am Arbeitsplatz begangener Fehler
zunimmt, was wiederum das Eintreten eines Unfalls wahrscheinlicher macht" (EU, 2005,
S.30). Während am Anfang des Kapitels noch die alternden Beschäftigten als Problem
geschildert wurden, bestätigt der Report der ,,Bundes-Psychotherapeuten-Kammer"
(2011), dass die Bedeutung psychischer Erkrankungen immer weiter steigt und
gleichzeitig alle Altersgruppen betrifft. Insbesondere wird ein Anstieg von Fehltagen bei
den 20- bis 30jährigen erkannt (vgl. BPtK, 2011, S. 3, 16).
Außer dem Alter und der Branche spielt auch die Position im Unternehmen eine Rolle. In
der bereits erwähnten DGFP Studie finden sich psychisch beanspruchte Mitarbeiter ,,am
häufigsten im Marketing/ Vertrieb, in der Produktion und im Kundencenter/ Service.
Die Mehrheit der Befragten berichtet von einer Betroffenheit der Gruppe der
Angestellten sowie der unteren und mittleren Führungsebene" (DGFP, 2011, S. 5). Zwar
leiden auch angelernte Mitarbeiter im produzierenden Gewerbe und Mitarbeiter im
Dienstleistungssektor unter belastungsbedingten psychischen Erkrankungen, die
Gründe hierfür sind jedoch oftmals privaten Umständen geschuldet und somit außer
Reichweite des betrieblichen GM. Es sind die Führungskräfte, die unter Zeitdruck,
Erfolgsdruck und ständiger Erreichbarkeit leiden. Die Führungskräfte leiden zum einen
selbst unter den dargestellten Belastungen und zum anderen müssen sie in der Lage
sein, psychosoziale Störfaktoren zu erkennen, um gesundheitsorientiert führen zu
können (vgl. DGFP, 2011, S. 5). GC könnte den Führungskräften nicht nur selbst helfen,
sondern die Führungskräfte würden als Multiplikator für
spezifische
Bewältigungsmethoden dienen.
1.3 Zwischenfazit
Zusammenfassend konnte in diesem Kapitel für das GM argumentiert werden. Zudem
konnte nachgewiesen werden, dass Arbeitsausfall zumeist durch psychische Probleme
wie Stress und den damit zusammenhängenden Muskel- und Skelettbeschwerden
bedingt werden und einen erheblichen ökonomischen Schaden verursachen. Betroffen
sind die jungen und alten Arbeitnehmer speziell in den Dienstleistungsbranchen.
Insbesondere den Führungskräften kommt hier eine besondere Rolle zu. Zum einen als
Betroffene und zum anderen als diejenigen mit Interventionspotential. Fokussiert man
11

Alter, Art der Erkrankungen, Trends, Position der Betroffenen und den Kostenfaktor,
sprechen diese Tatsachen für eine Integration des GC in das betriebliche GM.
Ebenso bestehen bereits gesetzliche Verpflichtungen, die für die geforderte
Implementierung sprechen. Das Arbeitsschutzgesetz fordert seit 1996: ,,Maßnahmen
sind mit dem Ziel zu planen, Technik, Arbeitsorganisation, sonstige Arbeitsbedingungen,
soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht zu
verknüpfen (ArbSchG, 1996, § 4, Abs. 4). ,,Ein solches ganzheitliches
Arbeitsschutzverständnis, mit dem Ziel der menschengerechten Gestaltung der Arbeit,
bezieht in jedem Fall psychische Fehlbelastung in die Gesamtbetrachtung ein." (BAuA,
2007, online).Die Firmen haben sich ,,neben dem körperlichen auch um das psychische
Wohl ihrer Mitarbeiter zu kümmern und für einen mental gesunden Arbeitsplatz zu
sorgen" (Ostermann, 2010, S. 48). Auch im Programm zur Gesundheitsförderung der
WHO wird in der ,,Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1986" das gemeinsame Ziel
definiert: ,,...ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu
erlangen." (WHO,1986, S. 1). Ein gern zitiertes Beispiel ist die Volkswagen AG, die seit
1995 Gesundheitscoaching... mit hoher Akzeptanz im Unternehmen" nutzt (Kaul, 2008,
S.218), (vgl. Ostermann, 2010, S.51), (vgl. Rudow, 2004, S. 173).
2. Methodik der Arbeit
Da diese Arbeit mit einer Marktanalyse im Internet einhergeht, eignet sich hierfür die
Methode der ,,Globalauswertung" nach Legewie (1994). ,,Die Globalauswertung nach
Legewie (1994) soll eine breite, übersichtsartige und zügige Auswertung von
Dokumenten bis ca. 20 Seiten ermöglichen" (Bortz, 2006, S. 331). Ergänzt wurde die
Methode durch die Verwendung sogenannter Boolescher Operatoren, um die Daten-
Erhebung zu optimieren und Häufigkeitsanalysen durchzuführen (siehe Koch, 2007)
2.1 Arbeit mit Booleschen Operatoren
Für die Arbeit mit Internetsuchmaschinen eigenen sich Boolesche Operatoren. Damit
können Suchergebnisse unabhängig von den Einstellungsmöglichkeiten des Internet-
Suchmaschinen-Anbieters an die eigenen Absichten angepasst werden. Um nach
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konkreten Wörtern zu suchen werden Anführungszeichen verwendet (z.B.:
,,Gesundheitscoaching"). Um die Ergebnisse weiter anzupassen, können zwischen den
Suchwörtern die Operatoren ,,AND" (=und) oder ,,OR" (=entweder/oder) ergänzt
werden. Die Suche nach ,,Gesundheitscoaching" AND ,,Stress" würde demnach nur
Internetseiten anzeigen, welche die Begriffe ,,Gesundheitscoaching" und ,,Stress"
enthalten. Die Suche im Internet wird somit optimiert. Da die Suchmaschine auch immer
die Anzahl der Treffer ermittelt, eigenen sich die Operatoren auch, um spezifische
Begriffskombinationen in ihrer Häufigkeit zu analysieren (vgl. Koch, 2007, S. 41)
Im konkreten Fall werden für die Erarbeitung der Begriffe im 3. Kapitel die Operatoren
genutzt, um Methoden, Schwerpunktthemen und Begriffe hinsichtlich ihrer Häufigkeit
(Gewichtung) in verschieden Kombinationen zu bewerten (Kapitel, 4.3). Die Ergebnisse
der Arbeit mit den Operatoren widerspiegeln so die Häufigkeit der
Begriffskombinationen aller von der Suchmaschine erfassten Texte der Internetseiten,
zunächst unabhängig davon, ob es sich dabei um Dienstleister, Nachrichten oder
ähnlichem handelt. Während im 3. Kapitel und zum Anfang des Kapitels 4.3
ausschließlich mit den Operatoren gearbeitet wurde, werden diese in der Marktanalyse
(Kapitel 4.3) zur Vorbereitung der Anwendung der Globalauswertung auf tatsächliche
Anbieter für GC genutzt.
2.2 Die Globalauswertung
Die Methode der Globalauswertung orientiert sich an den von Habermas formulierten
Geltungsansprüchen kommunikativer Äußerungen, sowie an tiefenhermeneutische
Aspekte der Texterschließung und ­Interpretation. Je nach Art des zu untersuchenden
Materials kann die Methode weiter modifiziert werden (vgl. Legewie, 1994, S.177). Mit
dieser Methode sollen die vielfältigen Angebote im Internet von Anbietern von GC
analysiert werden. Jeder Internetauftritt stellt einen Fall dar. Die Methode der
Globalauswertung unterteilt sich in 10 Arbeitsschritte. Da sich die Schritte 5,7,8 und 10
auf sehr umfangreiche Dokumente beziehen bzw. auf sprachliche (Schritt 7)
Informationen, werden diese nicht durchgeführt (vgl. Legewie, 1994, S.180).
1.
Orientierung: Im ersten Schritt wird der Text überflogen, Stichwörter werden
am Rand notiert und eine Gliederung wird geschaffen, sowie Internetseiten
selektiert.
13

2.
Aktivieren von Kontextwissen: Hierbei wird der Entstehungshintergrund
vergegenwärtigt. Bei der Analyse der Angebote im Internet ist hier relevant, wer
der Verfasser des Internet-Auftritts ist.
3.
Text durcharbeiten: Der Fokus liegt hierbei auf das Thema, die Absichten des
Autors und auf Informationen, welche für die Fragestellung interessant sind.
4.
Einzelfälle ausarbeiten: speziell auf das GC bezogen, wird hier für jede ,,neue"
Methode oder Schwerpunktthema eine Memo angefertigt.
5.
Stichwortverzeichnis anlegen: ist nur für die Übersichtlichkeit größerer
Textmengen von Relevanz.
6.
Zusammenfassung schreiben: In prägnanter Form und ohne Details werden
hier die zentralen Aspekte von jedem Fall zusammengefasst.
7.
Bewerten des Textes: Speziell sprachliche Aspekte sollen hier auf ihre nonverbale
Kommunikation hin untersucht werden.
8.
Auswertung der Stichwörter: Falls eine Stichwortliste existiert, sollen hier die
Fälle priorisiert werden.
9.
Konsequenzen für die weitere Arbeit: Im speziellen werden hier theoretische
,,Lücken" geschlossen.
10.
Ergebnisdarstellung in einem Fließtext: Die Ergebnisse aller durchgeführten
Schritte sollen hier im Fließtext dargestellt werden. Anstelle des Fließtexts wird
in dieser Arbeit ein Vergleich der generierten Informationen mit der
dargestellten Theorie durchgeführt (vgl. Legewie, 1994, S.177- 182).
Die Anwendung der Methode mündet demnach in die kurze Zusammenfassung der Fälle
und die Herausarbeitung von Einzelfällen.
Die Globalauswertung wird auf die ersten 30 Treffer der Internetsuchmaschine ,,Google"
angewendet. Da diese Seiten als erstes angezeigt werden, sind dies auch jene Seiten,
welche regelmäßig von den Benutzern frequentiert werden. Die Suchergebnisse anderer
Suchmaschinen weichen dabei kaum voneinander ab. Dennoch kann hierbei nicht von
einer Zufallsstichprobe gesprochen werden. Da man sich den Rang bei Suchmaschinen
auch käuflich erwerben kann (vgl. Huebener, 2009, S. 15). Doch hierbei soll es um die
Themenfelder hochfrequentierter und erfolgreicher Internetseiten gehen.
Um Ergebnisse zu generieren, wird zunächst nach dem Begriff ,,Gesundheitscoaching"
gesucht. Im ersten Arbeitsschritt (,,Orientierung") werden nun die ersten 30 Treffer
analysiert. Die nächsten Schritte werden jedoch nur auf Internetseiten angewendet, die
tatsächlich GC als Dienstleistung anbieten. Somit soll festgestellt werden, was tatsächlich
unter GC verstanden wird, für wen die Angebote sind und was die thematischen
Schwerpunkte sind. Die ,,Trefferliste" der Internetsuche befindet sich im Anhang 2. Von
den 30 Suchergebnissen sind 22 Treffer Internetseiten von Dienstleistern, welche GC
14

anbieten. 17 Unternehmen bieten ausschließlich GC an. Die Analyse der Internetseiten
wird mit Hilfe eines Tabellenprogramms umgesetzt, um effektive Häufigkeitsanalysen
durchführen zu können. Die Ergebnisse der Auswertung werden im Kapitel 4.3 sowie im
Anhang 2 detailliert, dargestellt.
3. Gesundheitscoaching
Gesundheitscoaching ist eine Komposition aus Gesundheit und Coaching. Deshalb sollen
in diesem Kapitel zunächst die Bedeutungen sowie die hinter den Wörtern stehenden
Konzepte analysiert werden, um im nächsten Schritt aus den jeweiligen Konzepten ein
Gesamtkonzept für Gesundheitscoaching zu generieren. Darüber hinaus werden die
bereits bestehenden Definitionen für GC diskutiert.
Um Schnittpunkte zwischen wissenschaftlicher und marktorientierter Definition zu
finden, werden den theoretischen Konzepten die Ergebnisse der Auswertung des
Internetmarktes mit Hilfe der Globalauswertung und der Anwendung Boolescher
Operatoren gegenübergestellt.
3.1 Gesundheit
Der Begriff Gesundheit produziert 289 Mio. Treffer mit Google-Suche.
Um den
Begriff
in seiner Gänze zu erfassen ist es nötig, verschiedene
Gesundheitsmodelle vorzustellen. Die Gesundheitsmodelle sollen analysiert und auf die
Integration in den Kontext des GC überprüft werden. Aus den Modellen lassen sich zum
einen negative Definitionen ableiten, die nicht Bestandteil des GC sein sollen und zum
anderen positive Definitionen, die als Grundlage für Konzeptionen des GC dienen
können. Negativ und positiv sollen hierbei nicht als Wertung, sondern als
Herangehensweise verstanden werden (vgl. Knoll, 2005, S.21; vgl. Steinbach, 2007, S.
29).
Generell kann ,,Gesundheit" sehr vielfältig verstanden werden. Das BMBF beispielsweise
nutzt unter anderem zur Erklärung des Begriffes ein Zitat von Siegmund Freud:
,,Gesundheit ist die Fähigkeit, lieben und arbeiten zu können" (BMBF, 2011, Glossar
unter ,,Gesundheit").
15

Nach Bünting (1996) ist Gesundheit ein ,,körperlicher und seelischer Zustand ohne
Krankheit" (S.452). Dieses bio-medizinische Modell aus der Zeit der Aufklärung
beschreibt Gesundheit als das Fehlen von Krankheit. Der Kranke trägt somit nicht selbst
die Verantwortung für seine Krankheit, sondern der Mediziner sucht nach Störfaktoren
im System Mensch. Derartige Störfaktoren sind extern induziert. Viren oder Bakterien
sind hier als Beispiel zu nennen. Der beschriebene Ansatz ist ein sogenannter
pathogenetischer Ansatz (vgl. Ostermann, 2010, S. 97; vgl. Knoll, 2005, S.18; vgl. Wülser,
2009, S.30). Das Bio-medizinische Modell beschreibt demnach eine negative Definition
von Gesundheit. Gesundheit ist das Fehlen von Krankheit (vgl. Knoll, 2005, S.21). Der
ironische Mediziner würde dazu äußern: ,,Es gibt keine Gesunden, sondern nur schlecht
Durchdiagnostizierte" (Lauterbach, 2008, S.25). Doch jenes Konzept unterliegt einer
Revision.
Im Jahre 1946 formulierte die WHO Gesundheit neu: ,,Health is a state of complete
physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or
infirmity" (WHO, 2006, S.1). Gesundheit ist nunmehr nicht allein auf das Fehlen von
Krankheit zurückzuführen, sondern ist auch der Zustand, in dem man sich psychisch,
physisch und sozial wohlfühlt. Neben den biologischen Faktoren der Gesundheit
(physical) wurden psychologische (mental) und soziale (social) Aspekte ergänzt. Durch
die Ergänzung der psychischen und sozialen Aspekte muss Gesundheit nun im sozialen
und individuellen Kontext gesehen werden (vgl. Knoll, 2005, S.20f.),,Gesundheit bezieht
sich immer auch auf den Kontext, in dem sie definiert wird" (Lauterbach, 2010, S.26).
Während sich beispielsweise ein Mensch als gesund bezeichnen würde, ist keinesfalls
davon auszugehen, dass ihn sein Umfeld ebenfalls als gesund einschätzen würde. Und
umgekehrt kann ein gesund aussehender Mensch durchaus nicht gesund sein.
Aufbauend auf die Definition der WHO lässt sich somit eine positive Definition von
Gesundheit anhand des biopsychosozialen Modells erstellen (vgl. Knoll, 2005, S.21). Die
Einbeziehung aller Faktoren bedeutet gleichzeitig auch eine ganzheitliche Betrachtung
von Gesundheit. Alle benannten Aspekte der Gesundheit sind dynamisch und befinden
sich in einem Gleichgewichtszustand (vgl. Knoll, 2005, S.21). Entsprechend kann ein
Aspekt der Gesundheit auch die anderen beeinflussen. Eine wichtige Erkenntnis in
Hinsicht auf die Integration der Modelle zur Gesundheit in das GC.
16

3.1.1 Salutogenese und Kohärenzerfahrung
Eine weitere Entwicklung in Bezug auf die Integration der Gesundheitsmodelle in das GC
ist dem israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1997) zu verdanken.
Überrascht von der Fähigkeit des Menschen trotz der Konfrontation mit vielfältigen
Gesundheitsrisiken gesund zu bleiben, entwickelte er das Konzept der Salutogenese und
damit den Gegenpol zur Pathogenese (Antonovsky, 1997). ,,Das Konzept der
Salutogenese wendet sich also den Prozessen zu, die Gesundheit fördern" (Wülser, 2009,
S.36). ,,Sie rührt aus dem Postulat, das Heterostase, Altern und fortschreitende Entropie
die Kerncharakteristika aller lebenden Organismen sind" (Antonovsky, 1997, S.29).
Antonovsky fordert, nicht nach den Ursachen für eine Krankheit (oder
Stressbelastungen) zu suchen, nicht zuletzt weil sich jene Suche als sehr schwierig
erweisen würde, sondern sich zu fragen, woher die negative Entropie rührt und dem
Organismus stattdessen zu helfen, Bewältigensstrategien zu entwickeln, um aktiv seine
Umwelt zu adaptieren (vgl. Antonovsky, 1997, S.30).
Der Salutogenese liegt die Annahme zugrunde, dass Krankheit und Gesundheit nicht als
Gegensätze, sondern als Kontinuum aufgefasst werden und der Mensch sich innerhalb
des Kontinuum lokalisieren lässt (vgl. Ostermann, 2010, S.98). Die Position des
Menschen auf dem Kontinuum ist zum einen von den äußeren Umständen abhängig, im
Wesentlichen meint Antonovsky
damit Stressbelastungen. Das
individuelle
Bewältigungsverhalten entscheidet dann, ob die Reaktionen auf diverse Belastungen
gesundheitsschädlich,
neutral oder gesundheitsförderlich sind. Das
Bewältigungsverhalten (Coping)
wiederum ist abhängig
von den
Widerstandsressourcen, die zum Beispiel aus materiellen, sozialen, körperlichen oder
geistigen Faktoren generiert werden können (vgl. Antonovsky, 1997, S. 27).
Je optimaler die Konfiguration der Widerstandsressourcen, desto ausgeprägter ist der
sogenannte Kohärenzsinn (vgl. Ostermann, 2010, 98) oder Kohärenzerleben (vgl.
Wülser, 2009, S.36, 37;), oder Kohärenzgefühl (vgl. Metz, 2010, S.26, Antonovsky, 1997,
S.33). ,,Menschen mit einen stark ausgeprägten Kohärenzsinn fühlen sich also in der
Lage, mit Anforderungen und Belastungen umzugehen" (Wülser, 2009, S. 37). Der
abstrakte Begriff des Kohärenzgefühls lässt sich sodann als Komposition aus
,,Verstehbarkeit", ,,Handhabbarkeit" und ,,Bedeutsamkeit" begreifen. Verstehbarkeit
beschreibt die Fähigkeit der Person, Stimuli als kognitiv sinnhaft, geordnet, konsistent
17

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783955498733
ISBN (Paperback)
9783955493738
Dateigröße
2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Salutogenese Gesundheitsmanagement Coaching Stress Führungskraft

Autor

Michael Estel wurde 1985 in Stendal geboren. Nachdem er 2005 sein Abitur am Privatgymnasium in Tangermünde absolvierte, durchlief er eine zweijährige Ausbildung zum Bundeswehr-Offizier der Reserve. Bedingt durch sein Interesse an Themen wie Kommunikation und Verhalten startete der Autor im Jahre 2009 das Studium der Bildungs- und Erziehungswissenschaften an der Helmut Schmidt Universität in Hamburg. Schwerpunkte des Studiums waren Personalmanagement und Erwachsenbildung. Während des Studiums sammelte der Autor zahlreiche Erfahrungen zu den Themen Methodik und Didaktik sowie Coaching, Fitness und nicht zuletzt Personalmanagement, indem er zahlreiche Praktika in diversen Wirtschaftsunternehmen absolvierte. Gesundheit als Thema der Erwachsenbildung und insbesondere als eine Führungsaufgabe im Personalmanagement vereint die Interessen des Autors und ist zudem im Kontext des demografischen Wandels ein hochaktuelles Thema.
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Titel: Gesundheitscoaching - konzeptionelle Diskussion und Marktanalyse: Argumentation für das Gesundheitscoaching, Definition von Gesundheitscoaching, der Gesundheitscoachingprozess
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