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Blended Coaching im Übergang Schule-Beruf: Ein Konzept für Werkrealschulen

©2011 Bachelorarbeit 61 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Erforschung eines Blended Coaching Moduls zur Berufsorientierung an Werkrealschulen und bezeichnet hierbei eine Mischung aus Präsenzcoaching in der Schule und virtuellem Coaching durch neue (digitale) Medien. Verschiedene Studien weisen auf die schlechte Quote im Übergang von der Schule in den Beruf an Hauptschulen hin und dienen somit als Grundlage der vorliegenden Thematik. Durch das Aufzeigen der Ausgangslage der Berufsorientierung bzw. des Übergangs Schule / Beruf soll dargelegt werden, dass Blended Coaching eine Methode zur Berufsorientierung darstellen könnte, die für Werkrealschulen von zentraler Bedeutung werden und in Berufsorientierungsphasen sinnvoll eingesetzt werden kann.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Verzeichnis der Abkürzungen
AC
Assessment Center
BEJ
Berufseinstiegsjahr
BfA
Bundesagentur für Arbeit
BIBB
Bundesinstitut für Berufsbildung
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BVJ
Berufsvorbereiungsjahr
CJD
Christliches Jugenddorf
DBVC
Deutscher Bundesverband Coaching e.V.
DGCC
Deutsche Gesellschaft für Case- und Caremanagement
DJI
Deutsches Jugendinstitut
EQJ
Einstiegsqualifizierung für Jugendliche
FES
Friedrich Ebert Stiftung
JIM Studie
Studie Jugend, Internet, Medien
KTML
Kognitive Theorie des multimedialen Lernens
MPFS
Medienpädgogischer Forschungsverbund Südwest
WAG
Fächerverbund Wirtschaft, Arbeit, Gesellschaft

Vorwort
Vorwort
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich bei der Erstellung dieser
Bachelor Arbeit begleitet haben.
Mein Dank gilt meiner Betreuerin, Frau Prof. Dr. Klimsa, die mir bei allen Fragen eine
gute Ratgeberin war.
Des Weiteren möchte ich mich bei Herrn Rektor Brugger der Pestalozzi Schule Fried-
richshafen und dem Team von Jugend in Arbeit e.V. bedanken, die mir immer wieder
neue Impulse für die inhaltliche Gestaltung dieser Arbeit gaben.
Außerdem möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken, die
mich während dieser Zeit unterstützt haben. In schweren Zeiten waren alle für mich da.
Danke
Ravensburg, im Mai 2011
Marc Kummer
1

Einleitung
Einleitung
Mit dieser Arbeit wird erforscht, wie ein Blended-Coaching Modul zur Berufsorientie-
rung an Werkrealschulen aussehen könnte. Blended-Coaching wird hier definiert als ein
,,Mix" aus Präsenzcoaching in der Schule und virtuellem Coaching durch neue (digitale)
Medien. Die Arbeit zeigt die Ausgangslage der Berufsorientierung bzw. des Übergangs
Schule-Beruf in deutschen Hauptschulen, die Grundlagen verschiedener Bereiche der
Berufsorientierung, der Mediendidaktik und des Coachings und E-Coachings. Wie in
Kapitel 2 zu sehen ist, kann Blended-Coaching eine Methode zur Berufsorientierung
sein, die für Werkrealschulen von zentraler Bedeutung werden kann. Gerade bei der
Umsetzung der Berufsorientierung an Schulen, wie in Kapitel 2 dargestellt, wird klar
dass nicht alle Haupt- und Werkrealschulen über solch eine Infrastruktur für den Über-
gang Schule-Beruf verfügen. Jedoch können Schulen in Schulentwicklungsprozessen
davon profitieren, wie das Konzept des Blended-Coachings in Berufsorientierungspha-
sen sinnvoll eingesetzt werden kann.
Zur Verbesserung der Lesbarkeit wird in dieser Arbeit ausschließlich die männliche
Form verwendet. Diese impliziert aber immer auch die weibliche Form.
2

Wissenschaftliche Grundlagen
1 Wissenschaftliche Grundlagen
1.1
Ausgangslage im Übergang Schule-Beruf 2010
Verschiedene Studien, wie der Bildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (BMBF 2010), das Übergangspanel des Deutschen Jugend Instituts (DJI
2008) und der Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und For-
schung (BMBF 2010), weisen auf die schlechte Quote im Übergang Schule-Beruf an
Hauptschulen hin. Wie die Friedrich Ebert Stiftung in ihrem Sonderheft (Friedrich
Ebert Stiftung 2009: 8) feststellte, ist eines der Probleme im Alter und dem daraus resul-
tierenden Entwicklungsstand der Schüler zu finden. Hauptschüler verlassen die Schule
in der Regel im Alter von 15 bis 16 Jahren. Der bundesweite Durchschnitt des Eintritts-
alters aller Schüler von allen Schularten in die Berufsausbildung ist jedoch bei 19 Jahren
(Friedrich Ebert Stiftung 2009: 7). Das bedeutet, dass Hauptschüler erstens mit älteren
und somit erfahrenen, aber auch zweitens mit Mitbewerbern mit höherem Bildungsni-
veau konkurrieren müssen. das wirft die Frage auf, was mit den Jugendlichen geschieht,
die in diesem Wettlauf nicht mithalten können.
Eine zweite Frage stellt sich in Bezug auf die Berufsorientierung der Hauptschüler: Wer
hilft den Jugendlichen bei der Berufswahl bzw. der Berufsorientierung? Laut DJI Über-
gangspanel (BMBF 2008) sind es an erster Stelle die Eltern, an zweiter Stelle sind es die
Freunde bzw. die Peer-Group. Als professionelle Helfer erscheinen mit 62% als erstes
die Lehrer vor. Sozialarbeiter und Berufsberater rangieren auf den hinteren Plätzen.
Wieso ist das so? Zum einen haben nicht alle Hauptschulen Schulsozialarbeiter, zum an-
deren sind Schulsozialarbeiter oft für andere Problemlagen in der Schule zuständig. Die
Berufsberater der Agentur für Arbeit oder anderer Träger kommen nur temporär in die
Schulen um ,,Stichprobenweise" die Schüler zu beraten. Die 62% der Lehrerquote ist
dem Bildungsplan geschuldet. Im Bildungsplan von Baden Württemberg ist die Berufs-
orientierung dem Fächerverbund Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit (WAG) zugeordnet.
Somit sollen in diesem Fächerverbund ab Klasse 5 berufsorientierende Maßnahmen
stattfinden. Definiert ist hierbei nur ein grober Rahmen, in dem sich die Schulen nach
eigenen Ideen bewegen können.
3

Wissenschaftliche Grundlagen
Eine dritte Frage wirft die Kombination von all dem auf. Bei hohem Migrantenanteil in
den Hauptschulen (vgl. BMBF 2010: 65), bei schlecht oder nicht integrierten Familien,
bei Familien mit niedrigem Bildungsniveau, bei Peer-Groups mit schlechten Berufs-
chancen und dazu noch Schulen mit temporären Berufsorientierungsmaßnahmen liegt
die Überlegung nahe, dass hier eine Situation entstehen kann, die 8 bis 11% der Haupt-
schüler erleben: keinen Ausbildungsplatz zu bekommen. Mit 35% als höchsten Anteil
gehen die Hauptschüler auf weiterführende Schulen. 25% der Hauptschüler wechseln in
eine Ausbildungsstelle, weitere 25 % gehen in die sogenannte Übergangsphase wie Be-
rufsvorbereitungsjahr (BVJ), Berufseinstiegsjahr (BEJ) oder Einstiegsqualifizierung für
Jugendliche (EQJ) (FES 2009: 8). Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass der zu er-
reichende Notenschnitt, um am Ende der Klasse 9 für die Werkrealschulen zugelassen
zu werden, bei 2,4 und für Berufsfachschulen bei 3,0 liegt. Wie im Bildungsplan von
Baden Württemberg vorgeschrieben, ist die Berufsorientierung durch verschiedene
Kompetenzen zu erreichen. Der Bildungsplan gibt hier lediglich Rahmenbedingungen
vor, die zu erfüllen sind, jedoch keine Methoden oder Handlungsanweisungen. Dies ist
die Hoheit der Schule bzw. des Lehrpersonals. Durch verschiedene Verwaltungsvor-
schriften der Länder werden einzelne Teile jedoch genauer geregelt. Dies sind z.B. Dau-
er der Praktika in den jeweiligen Klassenstufen.
Der Bildungsplan sieht vor, dass bis Klasse 6 folgende Kompetenzen zu erreichen sind:
,,Die Schülerinnen und Schüler können Arbeitsplätze und Berufe in Familie und Umfeld
erkunden und vorstellen; können ihren Wunschberuf beschreiben und begründen; erken-
nen, wie unterschiedlich Berufswege sein können (Bildungsplan 2004: 6).
Bis zur Klassenstufe 9 sind folgende berufsorientierenden Kompetenzen zu erreichen:
,,Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Berufe erkunden und verstehen,
dass sich Berufsbilder im Wandel befinden; können Erfahrungen aus Erkundungen und
Praktika reflektieren und präsentieren; können ihre Berufswünsche vor dem Hinter-
grund ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten einschätzen; kennen Zusammenhänge zwi-
schen Arbeitsbelastung und Gesundheit und können diese bei der eigenen Berufswahl
berücksichtigen; können geschlechtsspezifische Zuordnungen von Berufen kritisch re-
flektieren; kennen Wechselwirkungen zwischen Berufswahl, Lebensplanung und Ge-
4

Wissenschaftliche Grundlagen
schlechterrolle und reflektieren diese in Bezug auf persönliche Lebensentwürfe; können
Informations- und Beratungsstellen als Hilfe zur Berufswahl nutzen und Informationen
auswerten; können sich auf einen Ausbildungsplatz oder auf eine Arbeitsstelle angemes-
sen bewerben; verstehen die Bedeutung von Weiterbildung und lebenslangem Lernen;
kennen gesetzliche Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Berufsausbildung;
können für berufliche Problemsituationen Bewältigungsstrategien und Handlungsmög-
lichkeiten entwickeln" (Bildungsplan 2004: 6).
Wie in Abbildung 1 ersichtlich wird, haben Hauptschüler durch die Bandbreite des Bil-
dungsangebots immer wieder die Chance, ihre Noten und auch die eigenen Kompeten-
zen zu erweitern. Auch bei einer versäumten ersten Chance auf einen Schulabschluss
kann in dieser pluralen Bildungslandschaft vieles nachgeholt werden, was früher ver-
säumt wurde. In Abbildung 1 ist ebenfalls ersichtlich, dass Bildung sich nicht nur in den
formalen Bereichen des Systems niederschlägt, sondern die nonformale und informelle
Bildung als wichtiger Bestandteil des Lernens zu werten ist.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine präventive Strategie zur Integration der Haupt-
schüler in das Berufsleben erstrebenswert (Bertelsmann Stiftung 2008: 4). Maßnahmen,
wie die der sogenannten Übergangsphase, sind sinnvoll, jedoch im Vergleich zu präven-
tiven Berufsorientierungsmaßnahmen teurer (vgl. Bertelsmann Stiftung 2008: 21 ff).
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Wissenschaftliche Grundlagen
6
Abbildung 1: Bildungsorte und Lernwelten in Deutschland
(Quelle: Bildungsbericht:2010)

Wissenschaftliche Grundlagen
1.2
Grundlagen der Berufsorientierung
In Deutschland gibt es keinen klaren Rahmen für berufsorientierende Maßnahmen in
Hauptschulen. Auch sind Konzepte zur Berufsorientierung von Bundesland zu Bundes-
land verschieden. Für eine einheitliche Struktur für die Berufsorientierung sind politi-
sche Entscheidungen maßgeblich. Bisher gibt es lediglich Empfehlungen der zuständi-
gen Regierungspräsidien. Die Freiheit, berufsorientierende Maßnahmen an Hauptschu-
len durchzuführen, obliegt wie in Kapitel 1.1 erläutert bei den Schulen. Wie zu sehen ist,
ist der Rahmen sehr grob gesteckt und gibt somit den kompletten Handlungsablauf an
das Lehrpersonal ab. Dies bedeutet jedoch, dass die betreffenden Schulen selbst verant-
wortlich und kreativ mit diesem Thema umgehen müssen. Das Lehrpersonal muss sich
hierbei in formalen Kriterien der Bewerbungsunterlagen, der Vorstellungsgespräche so-
wie der regionalen Ausbildungsmarktlage und der Möglichkeiten von ca. 350 möglichen
Ausbildungsberufen auskennen. Ein Anspruch an die Lehrer, der den ständigen Wandel
des Marktes zu beobachten voraussetzt.
1.3
Ziele & Zielgruppe
1.3.1 Ziele
Die Schüler werden individuell bei der Berufswegplanung beraten und betreut. Jeder
Schüler geht dabei seinen eigenen Weg, je nach Kompetenzstand und nach vorhandenen
eigenen Vorstellungen, Überlegungen und Möglichkeiten.
1. Individuelle Schülerberatung rund um das Thema Ausbildung
- Gemeinsam Ideen zur beruflichen Orientierung entwickeln
- Kontakte zu Betrieben, Mentoren, beruflichen Schulen und Ämtern herstellen
- Unterstützung beim Bewerben und Finden geeigneter Ausbildungsplätze
2. Netzwerke aufbauen und pflegen
- Firmenkooperationen
- Zusammenarbeit mit Organisationen: Stiftungen, Agentur für Arbeit, etc.
3. Förderung von Zusatzqualifikationen
- Jahresangebote erstellen
- Durchführung organisieren
7

Wissenschaftliche Grundlagen
4. Organisation eines Berufswegportfolios als Zeugnisbeiblatt für Klasse 8 - 10
- Dokumentation von Zusatzqualifikationen (z.B. Excel-Kurs, Lötkurs, Benimmkurs, usw.)
- Dokumentation von Praktika
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Tabelle 1: Berufswegplan Pestalozzi Schule Schuljahr 2010/2011
Quelle: eigene Darstellung
· Informationsveranstaltung zur Berufsorientierung organisieren
· Berufswahlordner einführen
· Schnupperpraktikum (1 Tag) unterstützen
· Kompetenzanalyse vorbereiten und organisieren
· Erweiterte Berufsorientierung begleiten
· Praktika in zwei unterschiedlichen Berufsfeldern dokumentieren und
ggf. organisieren
· Berufswegportfolio als Zeugnisbeiblatt erstellen
· Berufswahltests zur Verfügung stellen
· Klassenstufen bei Bewerbungstrainings unterstützen
(Vorstellungsgespräche und Bewerbungsschreiben)
· Telefonate üben
8

Wissenschaftliche Grundlagen
· Sozialpraktikum und Praktika dokumentieren und ggf. organisieren
· Berufswegportfolio als Zeugnisbeiblatt erstellen
· Bewerbungsunterlagen optimieren
· Bewerbungsfristen klären und transparent machen
· Vorstellungsgespräche und Telefonate üben
1.3.2 Zielgruppe
Hier wurde die Pestalozzi-Schule Friedrichshafen als exemplarische Werkrealschule ver-
wendet. Im Schuljahr 2010/2011 besuchen Schüler aus folgenden Ländern die Pestaloz-
zi-Schule: Deutschland, Türkei, Italien, Kroatien, Tunesien, Serbien, Griechenland,
Frankreich, Bosnien-Herzegowina, Eritrea, Thailand, Albanien, Äthiopien, Iran, Irak,
Marokko, Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowenien, Russland, Mexiko, Libanon, Spa-
nien, Vietnam.
1.3.3 Gender- / Cultural Mainstreaming
Durch die heterogene Zusammensetzung der Hauptschulklassen ist ein individuelles
Konzept der Berufsorientierung zwingend notwendig (vgl. BMBF 2010: 65). Dies gilt
besonders in Bezug auf Gender- und Cultural Mainstreaming. Schulen sind vermehrt
mit der Problematik beschäftigt inklusionspädagogisch, also auf Einbeziehung und
Wertschätzung der Individualität des Menschen ausgerichtet, zu arbeiten. Bei der Be-
9
Abbildung 2: Soziotopenanalyse Pestalozzi Schule (Stand: 2010)
(
Quelle: eigene Darstellung)

Wissenschaftliche Grundlagen
rufsorientierung gilt dies ebenso wie in anderen Bereichen der Schule. Daher ist das
Konzept des Diversity Managements besonders bei Hauptschulen notwendig. ,,Beim Di-
versity Ansatz in pädagogischen Arbeitsfeldern muss es darum gehen, die Differenzen
bzw. Differenzlinien als Ressource anzuerkennen und Gemeinsamkeiten zu finden und
zu nutzen. Das Ziel des Diversity Ansatzes ist es, nicht nur auf die Vielfalt der Differenz-
linien und die Heterogenität von Identitäten aufmerksam zu machen, sondern auch die
Verknüpfungen mit Fragen von Macht und Abhängigkeit ins Bewusstsein zu rücken"
(Heinrich Böll Stiftung 2010).
1.3.4 Ausbildungsfähigkeit
Heutzutage sprechen die Akteure im Bereich Übergang Schule-Beruf immer mehr von
Ausbildungsfähigkeit oder Ausbildungsreife (vgl. Schlemmer 2008). Was aber ist darun-
ter zu verstehen? Ausbildungsfähigkeit wird in der Literatur als eine Schlüsselqualifika-
tion betrachtet, die den Menschen am alltäglichen (Berufs-) Leben teilhaben lässt. All-
gemeinbildenden Schulen haben den Auftrag Ausbildungsfähigkeit herzustellen (vgl.
Schlemmer 2008: 17). Hierbei ist jedoch die Definition der Ausbildungsfähigkeit stets
dem politischen und wirtschaftlichen Diskurs unterworfen. Sowohl Anforderungen an
die Schüler im Übergang Schule-Beruf sind dem Wandel unterworfen als auch die An-
forderungen an die Schulen bzw. an das Lehrpersonal. In diesem sich ständig wandeln-
den Bereich müssen sich also 15-jährige Hauptschüler immer neu anpassen. Kriterien
zur Ausbildungsreife sind in Form eines ,,Nationalen Pakts für Ausbildung und Fach-
kräftenachwuchs in Deutschland" geschlossen worden (Bundesagentur für Arbeit 2006).
,,Der Kriterienkatalog gliedert sich in die Merkmalsbereiche Schulische Basiskenntnis-
se, Psychologische Leistungsmerkmale, Physische Merkmale, Psychologische Merkmale
des Arbeitsverhaltens und der Persönlichkeit, Berufswahlreife" (Bundesagentur für Ar-
beit 2006: 17).
1. Schulische Basiskenntnisse
Die Jugendlichen können einfache Texte fehlerfrei schreiben und verständ-
lich formulieren.
Die Jugendlichen können Texte lesen und verstehen.
10

Wissenschaftliche Grundlagen
Die Jugendlichen können sich in deutscher Sprache verständlich und adressa-
tengerecht ausdrücken und mündliche Aussagen verstehen.
Die Jugendlichen sind in der Lage, grundlegende mathematische
Kenntnisse und Fertigkeiten anzuwenden und zutreffende Lösungen zu ent-
wickeln.
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2. Psychologische Leistungsmerkmale
Fähigkeit, mündlich und schriftlich formulierte Sachverhalte zu verstehen,
und die Fähigkeit, Sachverhalte mündlich und schriftlich verständlich wie-
derzugeben.
Fähigkeit, schriftlich oder mündlich dargestellte Problemstellungen zu analy-
sieren und in eine Rechenoperation umzusetzen. (Sprachkompetenz und das
Beherrschen der Grundrechenarten wird vorausgesetzt.)
Fähigkeit zum schrittweise vorgehenden, schlussfolgernden Denken
Die Jugendlichen können sich auf Grund von Zeichnungen etwas räumlich
vorstellen und in Schaubildern dargestellte Zusammenhänge erkennen.
Die Jugendlichen können mündlich oder schriftlich dargestellte sowie wahr-
genommene Sachverhalte behalten.
Die Jugendlichen können einfachere Aufgaben mit Routinecharakter oder
solche, mit denen Sie vertraut sind, in einer bestimmten Zeitdauer erledigen
(zügige Arbeitsweise).
Die Jugendlichen sind in der Lage, eine Tätigkeit über längere Zeit auszuü-
ben, ohne sich ablenken zu lassen.
3. Physische Merkmale
Die körperliche Reife ist soweit fortgeschritten, dass der/die Jugendliche den
physischen Mindestanforderungen eines Acht-Stunden-Tages gerecht werden
kann. Es liegen keine eine Ausbildung grundsätzlich ausschließenden ge-
sundheitlichen Beeinträchtigungen vor.
11

Wissenschaftliche Grundlagen
4. Psychologische Merkmale des Arbeitsverhaltens und der Persönlichkeit
Die Jugendlichen sind in der Lage, auch gegen innere und äußere Widerstän-
de und bei Misserfolgen, ein Ziel oder eine Aufgabe in einem überschauba-
ren Zeitraum zu verfolgen.
Kommunikationsfähig ist eine Person, wenn sie sich verbal und nonverbal
verständlich ausdrücken kann und Botschaften anderer angemessen zu inter-
pretieren und darauf zu reagieren weiß.
Konfliktfähigkeit beinhaltet, Interessengegensätze zu erkennen und die Be-
reitschaft, sie zuzulassen und einvernehmlich zu überwinden.
Kritikfähigkeit zeichnet eine Person aus, die bereit und in der Lage ist, mit
Fehlern anderer konstruktiv und fair umzugehen und auch eigenes fehlerhaf-
tes Handeln wahrzunehmen und zu korrigieren.
Bereitschaft, sich beim Bearbeiten von Aufgaben nach Kräften einzusetzen,
und das Bestreben, möglichst gute Ergebnisse zu erzielen (auch bei ,,unbe-
liebten" Aufgaben).
Jugendliche können den Lebensalltag selbstständig strukturieren und bewäl-
tigen und übertragene Aufgaben eigenständig erledigen.
Jugendliche gehen beim Erfüllen von Aufgaben gewissenhaft und genau vor
mit dem Ziel eines fehlerfreien Arbeitsergebnisses.
Bereitschaft und Kompetenz, mit den Mitgliedern einer Gruppe ziel- und
aufgabenorientiert zu kooperieren.
Jugendliche verhalten sich in der jeweiligen Situation angemessen höflich,
respekt- und rücksichtsvoll.
Jugendliche haben die Fähigkeit und die Bereitschaft, für das eigene Handeln
Verantwortung zu tragen. Das bedeutet, dass sie für die eigenen Taten einste-
hen und die Konsequenzen dafür tragen.
Jugendliche nehmen verbindliche Vereinbarungen ernst und halten sie ­ so-
weit es die äußeren Umstände erlauben ­ ein.
12

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783955499822
ISBN (Paperback)
9783955494827
Dateigröße
4.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg-Friedrichshafen, früher Berufsakademie Ravensburg - Außenstelle Friedrichshafen
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,3
Schlagworte
Berufsorientierung Cultural Mainstreaming Gender Mainstreaming Case Management Ausbildungsberuf
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