Aktionsschnelligkeit beim Return im Tennis
©2011
Bachelorarbeit
64 Seiten
Zusammenfassung
Durch verbessertes Material und eine verbesserte Technik es im Tennis in letzter Zeit zu immer schnelleren Aufschlägen gekommen. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass ein zum Gewinnen notwendiges Break immer schwerer zu realisieren ist. Nun könnte man zu der Auffassung kommen, dass auf Grund dieser Tatsache der Aufschläger gegenüber dem Rückspieler (Returnspieler) grundsätzlich im Vorteil ist. In Abwandlung der alten Fußballer-Weisheit „Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften“ gilt für das Tennisspiel die Aussage „Mit dem Aufschlag gewinnt man ein Spiel, mit dem Return das Match“. Der Autor der vorliegenden Studie vertritt die Ansicht, dass ein guter Returnspieler wie Andre Agassi in seinen besten Zeiten einen enormen Vorteil gegenüber Spielern hat, die sich ausschließlich auf ihren Aufschlag verlassen müssen wie etwa Boris Becker. Im Lichte dieser Arbeitshypothese kommt dem Return also eine zentrale Bedeutung zu und das Buch setzt sich kritisch und detailliert mit dem Return auseinander.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildung 9: Teileigenschaften und ihre Bedeutung für Leistungsfähigkeit
26
des Spielsportlers
(W
EINECK
2010, S. 394)
Abbildung 11: Tennisplatzmaße 48
(modifiziert nach http://upload.wikimedia.org/wikipedia/
commons/thumb/c/c5/Tennis_court_metric.svg/180px-
Tennis_court_metric.svg.png, 18.07.2011)
Abbildung 12: Deutscher Tenniscourt des 17. Jahrhunderts
50
(G
RILLMEISTER
2002, S. 14)
Abbildung 13: ,,Wingfieldian court": Ein stundenglasförmiger Platz
52
(G
RILLMEISTER
2002, S. 20)
Abbildung 14a: Aufschlagphasen 1 bis 8 57
(
DTB
2001, S. 104)
Abbildung 14b: Aufschlagphasen 9 bis 16 58
(
DTB
2001, S. 105)
2
II Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Trainingsmethode zur Verbesserung der Aktionsschnelligkeit
37
(eigene Darstellung aus den Daten von M
ÜLLER
2010, S. 6)
Tabelle 2:
Schnellkraftprogramme für Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner
38
(vgl.
M
C
N
EELY
,
S
ANDLER
2010, S. 167)
Tabelle 3:
Techniken
55
(eigene Darstellung aus den Daten des DTB 2001)
Tabelle 4:
Techniques
56
(eigene Darstellung aus den Daten des DTB 2001)
3
1 Einleitung und Problemstellung
Wie komme ich überhaupt darauf, mich mit dem Return im Tennis zu befassen? In
meiner beruflichen Nebentätigkeit als Tennistrainer
1
und als begeisterter Spieler
2
ist mir
(zuweilen unangenehm) aufgefallen, dass durch verbessertes Material und eine
verbesserte Technik es zu immer schnelleren Aufschlägen gekommen ist. Dies hat
zwangsläufig zur Folge, dass ein zum Gewinnen notwendiges Break immer schwerer zu
realisieren ist. Nun könnte man zu der Auffassung kommen, dass auf Grund dieser
Tatsache der Aufschläger gegenüber dem Rückspieler (Returnspieler) grundsätzlich im
Vorteil ist. In Abwandlung der alten Fußballer-Weisheit: ,,Der Sturm gewinnt Spiele, die
Abwehr Meisterschaften" gilt für das Tennisspiel die Aussage: "Mit dem Aufschlag
gewinnt man ein Spiel, mit dem Return das Match". Ich bin der Meinung, dass ein guter
Returnspieler, wie zum Beispiel Andre Agassi in seinen besten Zeiten, einen enormen
Vorteil gegenüber Spielern hat, die sich ausschließlich auf ihren Aufschlag verlassen
müssen, wie etwa Boris Becker. Im Lichte dieser Arbeitshypothese kommt dem Return
also eine zentrale Bedeutung zu.
Ziel dieser Arbeit ist, die bewegungstheoretischen Anforderungen an einen guten
Return zu erarbeiten. Das wiederum setzt die Analyse der Schnelligkeitsanforderungen
für einen guten Return und hier insbesondere der Aktionsschnelligkeit voraus. Aus den
davon abgeleiteten Erkenntnissen werden dann spezielle Trainingsprogramme
entwickelt und erläutert.
Die herausragende Bedeutung von Aufschlag und Return wird auch durch folgende
Statistik belegt. Durchschnittlich machen 30% aller Schläge in einem Match der
Aufschlag und der Return aus. Ferner sind bereits nach Aufschlag, Return und dem
nächsten Schlag über 50% aller Punkte beendet (vgl. S
PECKNER
et. al. 2006).
1
C-Lizenz und Cardio Trainer Lizenz
2
im folgenden verwende ich nur die männliche Form von ,,Spieler", die aber das weibliche Geschlecht mit
einschließt
4
Zentral in der Untersuchung zum Return ist die Frage, wie durch gezieltes Training der
Return verbessert werden kann. In diesem Zusammenhang ist natürlich zu klären:
welche Anforderungen stellt das moderne Tennis an den Return, was macht
eigentlich einen guten Return aus und welche Fähigkeiten müssen hierfür trainiert
werden? Diese Fragen werden in der vorliegenden Arbeit systematisch beantwortet.
Die Arbeit gliedert sich wie folgt. Im ersten Kapitel wird der Aufschlag beschrieben,
genauer, die drei häufigsten Aufschlagsarten: gerader Aufschlag, Kick-Aufschlag und
der Slice-Aufschlag werden analysiert. Diesen Erläuterungen folgen die spezifischen
Anforderungen an den Return. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Return in der
Trainingswissenschaft als eigenständiger Schlag betrachtet wird. Aus diesem Grund
findet sich eine Tabelle (vgl. Tab. 3 im Anhang) mit den verschiedenen Schlagtechniken
zur Einordnung im Anhang. Diese wird ergänzt durch eine Tabelle (vgl. Tab. 4 im
Anhang) mit den entsprechenden englischen Begriffen, da diese in der Literatur häufig
Verwendung finden.
Das nächste Kapitel widmet sich gezielt dem Zusammenspiel von Aufschlag und
Return. Hierbei wird auch die taktische Komponente berücksichtigt. Dem folgt eine
anschauliche Beispielrechnung zur Reaktionszeit beim Aufschlag. Daran lässt sich
erkennen, in welch kurzer Zeit der Returnspieler reagieren muss. Die kurze
Reaktionszeit lässt schon vermuten, dass das Thema Schnelligkeit eine enorm wichtige
Rolle spielt. Um den komplexen Begriff der Schnelligkeitsfähigkeit verstehen und
einordnen zu können, werden zunächst bewegungstheoretische Grundlagen
geschaffen. Dem folgen Erläuterungen zum Oberbegriff Schnelligkeit. Besonders
beleuchtet wird die Aktionsschnelligkeit. Weiterhin wird auch über die Notwendigkeit
des Trainings der Schnelligkeit im Tennis gesprochen.
Eine hohe Aktionsschnelligkeit allein reicht jedoch nicht aus, denn schnell gespielte
Bälle können ohne eine gute Antizipationsfähigkeit nicht mehr erreicht werden.
Folgerichtig wird auch auf das Thema Antizipation im Tennis eingegangen.
Im Anschluss daran folgen Anregungen zum Training der Aktionsschnelligkeit des
Returns beim Tennis. Den Abschluss dieser Arbeit bildet das Fazit.
5
Aufgrund der Verwendung vieler tennisspezifischer Fachbegriffe befindet sich im
Anhang dieser Arbeit auch ein Glossar. Tennisfremden Lesern wird empfohlen dieses
Glossar vorab zu lesen. Weiterhin befinden sich im Anhang eine Zusammenstellung
ausgewählter Regeln aus dem Regelwerk der Internationalen Tennis Föderation (ITF).
Zur Abrundung des Allgemeinwissens im Tennissport findet sich im Anhang eine kurze
Zusammenfassung der Geschichte des Tennissports.
Bei den folgenden Erläuterungen und Beschreibungen wird grundsätzlich aus Sicht
eines Rechtshänders ausgegangen!
2 Theoretische Grundlagen zum Aufschlag
und zum Return
In diesem Kapitel werden die verschiedenen Varianten des Aufschlags erklärt und auf
die spezifischen Anforderungen des Returns eingegangen.
2.1 Der Aufschlag
Der Aufschlag ist der Eröffnungsschlag eines jeden auszuspielenden Punktes. Dieser
wird hinter der Grundlinie und je nach Spielstand von rechts oder links von der Mitte aus
gesehen geschlagen. Dabei soll der Aufschlag in das schräg gegenüberliegende
Aufschlagfeld geschlagen werden. Der Aufschlagende hat zwei Versuche dies zu
schaffen. Es handelt sich um den einzigen Schlag im Spiel, den der Spieler
unbeeinflusst von den gegnerischen Aktionen ausführen kann (vgl. DTB 2001, S. 103).
Der erste Aufschlag wird meist mit erhöhtem Risiko geschlagen, weil man versucht
entweder einen direkten Punkt zu erzielen oder den Gegner durch Schnelligkeit und
Platzierung des Balles so unter Druck zu setzen, dass er als Folge dessen nur einen
6
Abb. 1: Ballflugverhalten
(vgl.
DTB
2001, S. 103)
schwachen oder gar keinen Return mehr hinbekommt. Der zweite Aufschlag kommt
dann zum Tragen, wenn der erste Aufschlag als Fehler gewertet wurde. Ein Fehler ist,
wenn der Ball ins Netz oder ins »Aus« geschlagen wurde. In der Regel wird beim
zweiten Aufschlag das Risiko gemindert, indem die Geschwindigkeit deutlich reduziert
wird. Häufig wird der zweite Aufschlag bewusst auf die schwächere Returnseite des
Gegners gespielt (vgl. ebd. S. 103).
An dieser Stelle wird auf die sich im Anhang befindende Beschreibung der
Aufschlagphasen hingewiesen.
Im modernen Tennis gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Aufschlagsvarianten.
Diese werden im Folgenden genau erklärt und analysiert.
Gerader Aufschlag
Dieser wird meistens als ersten Aufschlag gespielt und soll mit hoher Geschwindigkeit
in einer flachen Kurve fliegen (siehe Abbildung 1 Flugkurve 1). Ein zweiter Aufschlag
wird mit verminderter Geschwindigkeit gespielt, um Doppelfehler zu vermeiden und die
Bälle fliegen in einer stärker gekrümmten Bahn über das Netz (siehe Abbildung 1
Flugkurve 2). Mit dem geraden Aufschlag wird die höchste Aufschlaggeschwindigkeit
erzielt. Aufgrund seiner flachen Flugkurve, wird er zumeist durch die Mitte gespielt, da
hier das Netz niedriger ist (vgl. ebd. S. 103).
7
Abb. 2: Ballabsprungverhalten
(vgl.
DTB
2001, S. 171)
Kick-Aufschlag
Der Kick-Aufschlag oder auch Twist-Aufschlag genannt, findet meistens als zweiten
Aufschlag Anwendung und wird mit verminderter Geschwindigkeit in einer stärker
gekrümmten Flugbahn über das Netz gespielt. Nicht selten wird diese Variante auch als
sicherer erster Aufschlag gewählt. Diese Aufschlagvariante wird mit einem starken
Vorwärtsdrall gespielt. Dies hat zur Folge, dass der Ball nach dem Aufprall sehr hoch
und beschleunigt wegspringt (siehe Abbildung 2 Flugkurve K).
Der Returnspieler steht hier vor dem Problem, die Flugkurve des Balles nach dem
Aufprall richtig zu berechnen und wird in der Regel zu einem hohen Treffpunkt
gezwungen. Zudem kann dieser Aufschlag ohne Probleme auf jede beliebige Stelle der
T-Linie gespielt werden, was den Return zusätzlich erschwert. Auf der anderen Seite,
ist der Kick-Aufschlag deutlich langsamer als der gerade Aufschlag, da die
Bewegungsenergie des Tennisschlägers mehr in die Rotation und weniger in die
Geschwindigkeit des Balles aufgeht (vgl. ebd. S. 171ff.).
8
Der Slice-Aufschlag wird mit Seitwärtsdrall geschlagen. Er springt aus Sicht des
Aufschlägers nach links weg (siehe Abbildung 2 Flugkurve Sl). Die Idee ist, den
Returnspieler aus dem Feld zu treiben, um so beim nächsten Schlag, das ganze Feld
offen zu haben. Auch dieser Aufschlag hat eine geringe Geschwindigkeit, die von der
Stärke des Seitwärtsdrall abhängt. Der Returnspieler muss abhängig von seiner
Ausgangsstellung einen weiten Weg gehen und hat daher Probleme den Körper hinter
den Ball zu bekommen und fällt als Folge ,,nach hinten" womit der Return nur mit
verminderter Geschwindigkeit gespielt werden kann. Als Variation wird der Slice-
Aufschlag auch mittig platziert mit dem Effekt, dass sich der Ball mit seinem
Seitwärtsdrall in den Gegner hinein dreht, was einen guten Return erheblich erschwert
(vgl. ebd. S. 171ff.).
2.2 Der Return
Als Return wird der auf den Aufschlag folgende Rückschlag des Balles in Richtung des
Aufschlägers bezeichnet. Er ist kein normaler Schlag und hat seine ganz eigenen
Gesetzmäßigkeiten. Er muss unter hohem Zeitdruck gespielt werden und der
Returnspieler steht möglicherweise, in Abhängigkeit vom Aufschlag, an einer sehr
ungünstigen Stelle auf dem Platz. Außerdem wird der Ball beim Aufschlag oft mit viel
Vorwärts- oder Seitwärtsdrall gespielt, so dass der Returnspieler einen hohen Grad an
Ungewissheit über die Flugbahn hat, wie im vorigen Abschnitt erläutert (vgl. ebd. S. 63).
Es werden drei Arten von Return unterschieden: der defensive Return, der gewöhnliche
Return und der offensive Return.
Defensiver Return
Dieser Return kommt in der Regel zum Einsatz, wenn der Aufschlag mit hoher
Geschwindigkeit geschlagen wird (siehe gerader Aufschlag). Aufgrund der geringen
Vorbereitungszeit empfiehlt es sich, eine kurze Ausholbewegung vorzunehmen. ,,Je
härter der gegnerische Aufschlag ist und je weniger deshalb Zeit zum Ausholen beim
Slice-Aufschlag
9
Return gegeben ist, desto eher empfiehlt es sich, nur ganz kurz auszuholen und den
Ball »abzublocken« " (DTB 2001, S. 64).
Gewöhnlicher Return
Hier wird der Ball kontrolliert und möglichst platziert gespielt. Dieser Return wird in der
Regel beim Kick- oder Slice-Aufschlag gespielt. Hier ist die Beinarbeit sehr wichtig und
der Ball muss insbesondere beim Kickaufschlag frühzeitig getroffen werden. Die
gewählte Platzierung hängt vom Aufschlagenden ab. Verharrt dieser an der Grundlinie,
so ist ein lang gespielter Return an die Grundlinie sehr wirkungsvoll. Geht der
Aufschlagende zu einem Netzangriff über, ist der Longline-Passierball oder ein direkt
vor die Füße gespielter Return das Mittel der Wahl. Alternativ kann bei einem
Netzangriff auch ein Lob gespielt.
Offensiver Return
Hier wird der Ball offensiv gespielt, um direkt zu attackieren, einen Punkt gut
vorzubereiten oder gar um direkt einen Punkt zu erzielen. Er setzt entweder einen
schwachen zweiten Aufschlag des Gegners voraus oder der Returnspieler steht sehr
günstig zum Ball, wenn zum Beispiel der Slice-Aufschlag nur wenig Außendrall hat.
Wie auch immer der Aufschlag gespielt wird, der erfolgreiche Return bedingt die
folgenden prinzipiellen Anforderungen:
frühe Wahrnehmung und Antizipation des Aufschlages
schnelle Reaktion
präzises Treffen des Balles, gute Auge-Hand-Koordination
schnelle Bewegungen
spezifische Schlagtechnik und optimale Ausgangsstellung
gute Beinarbeit.
10
Die einzelnen Punkte sind natürlich nicht unabhängig voneinander. Im Folgenden
werden diese Punkte genauer aufgearbeitet. Die Antizipation des Aufschlages bedingt
das sorgfältige Beobachten der Aufschlagvorbereitung des Gegners. Das bezieht sich
sowohl auf das Hochwerfen des Balles als auch auf die Position des Gegners. Schlägt
dieser von rechts auf und versucht durch die Mitte aufzuschlagen, sodass der
Returnspieler mit der Rückhand (weil Rechtshänder) antworten muss, kann dieser sich
von vornherein etwas weiter in die Mitte orientieren, um diese besser abzudecken.
Dadurch wird dem Aufschläger die Vorhandseite des Gegners angeboten. Gerade beim
zweiten Aufschlag hat man durch diese taktische Maßnahme mehr Erfolg. Allerdings
muss man bei diesem Manöver ganz bewusst auf die äußere Vorhandseite achten,
denn dahin schlagen erfahrene Spieler dann gerne auch auf.
Schnelle Reaktionen und Bewegungen setzen zudem eine kurze Ausholbewegung
voraus (vgl. DTB 2001, S. 63f.). Die kurze Ausholbewegung ist ein spezifisches
technisches Element des Returns, das aber auch gute Beinarbeit für eine optimale
Ausgangsstellung voraussetzt.
3 Schnelligkeitsanforderungen beim Return
Im Tennis und speziell auch beim Return spielen, wie eben schon erwähnt, Antizipation,
Reaktion, kurze Sprints und rasche Richtungswechsel eine große Rolle. Die Fähigkeit
zum schnellen Erkennen von Situationen, zur richtigen Entscheidung und zur flüssigen,
präzisen Ausführung der entsprechenden motorischen Antwort mit hoher
Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich gezielt trainieren (vgl. B
ANZER
,
T
HIEL
2009, S. 6).
Grundsätzlich gilt, dass man sich an den raum-zeitlichen Anforderungen im Tennis
orientieren sollte. ,,Tennis fordert Laufwege von weniger als 2,5 Metern bei 80% der
Schläge bei einer Belastungsdauer zwischen 3 Sekunden auf schnellen und maximal
15 Sekunden auf langsamen Belägen und einem Belastungs-Pausen-Verhältnis von 1:2
bis 1:5" (B
ANZER
,
T
HIEL
2009, S. 6).
11
Auf Basis visueller Informationen dominiert vorwiegend reaktives und antizipatives
Handeln. Das komplexe Spielgeschehen beim Return, die hohen Ball- und
Aktionsgeschwindigkeiten und die Notwendigkeit, die Ballflugwege und das
Gegnerverhalten während der Eigenbewegungen unter Zeitdruck visuell erfassen und
zu analysieren, veranschaulicht die Bedeutung eines guten und präzisen Sehens
sowohl im Leistungssport- als auch im Breitensportbereich (vgl. J
ENDRUSCH
1995, S. 1).
Für eine günstige Bewegungsausführung sind folgende Merkmale wichtig (vgl. ebd. S.
6):
kleine und flache, aber aktiv gesetzte Schritte zum Abbremsen vor einer
Richtungsänderung
ein permanent tiefer Körperschwerpunkt
eine gute Rumpf- und Oberkörperstabilität beim Richtungswechsel.
3.1 Die besonderen Gegebenheiten beim Aufschlag-
Return
Die »Aufschlag-Return« Situation weist besondere Merkmale auf, die sich direkt und
indirekt auf das Spiel auswirken. So sind die Vorteile des Rückschlägers zum einen die,
dass er nur die Hälfte der Grundlinie abzudecken hat. Des Weiteren geben die Regeln
vor, dass der Aufschlag vor der Aufschlaglinie des Rückspielers aufkommen muss.
Dieser kann sich also auf die ungefähre Länge des Balles einstellen bzw. kann diese
zumindest besser einschätzen als im ,,freien" Spiel. Darüber hinaus darf der Rückspieler
jede beliebige Position im Feld einnehmen, während der Aufschläger sich jeweils nur
rechts bzw. links hinter der Grundlinie aufhalten darf. Die Nachteile sind jedoch
ebenfalls ersichtlich. So hat der Aufschläger erstens zwei Versuche für seinen
Aufschlag, kann somit seinen ersten Aufschlag mit mehr Risiko versuchen zu schlagen
und zweitens kann der Aufschlag aus technischen Gründen von einem sehr guten
12
Spieler härter und platzierter geschlagen werden als jeder andere Ball im Tennis (vgl.
H
Eß
1992, S. 87).
Nun könnte man meinen, dass die Vor- und Nachteile sich die Waage halten. Der
Schein trügt, denn der gute Aufschläger behält einen leichten Vorteil gegenüber dem
Rückschläger. Das wird in der Statistik der guten Spieler eindeutig belegt. Im
Durchschnitt gibt es zwischen guten Spielern mehr gewonnene Aufschlagspiele als
gewonnene Rückschlagspiele. Als Konsequenz daraus lässt sich ableiten, dass ein
vermehrtes Returntraining im Tennistraining stattfinden muss. Dies geschieht schon
durch einfaches sich bewusst machen über die verschiedenen Taktiken beim Return
(vgl. ebd. S. 88).
Im Folgenden wird speziell auf die Verteidigungs- und Angriffsbeinarbeit beim Return
eingegangen. Man könnte noch viele weitere Überlegungen anstellen, wie zum Beispiel
über die Taktik der Beinarbeit bei Wind oder im Doppel, sprengt aber an dieser Stelle
den Rahmen.
3.1.1 Zur Taktik der Verteidigungs-Beinarbeit beim Aufschlag-Return
Abb. 3: Aufschlag - Return
Quelle: vgl. H
Eß
1992, S. 71
13
Die Verteidigungs-Beinarbeit ist ein elementarer Baustein im Tennis. Sie beginnt
innerhalb eines Ballwechsels nach dem Treffen des Balles und endet mit der Einnahme
der Verteidigungshaltung
3
in der Verteidigungsposition. Beim Aufschlag-Return jedoch
kann der Rückschläger in aller Ruhe seine Verteidigungsposition einnehmen, während
der Aufschläger seine Aufschlag-Position einnimmt. Die beste Verteidigungsbeinarbeit
bringt jedoch dem Rückschläger nichts, wenn er nicht die richtige Position
eingenommen hat. Die Verteidigungsposition liegt beim Aufschlag-Return auf der
Winkelhalbierenden des Streuungsfeldes aller möglichen gegnerischen Aufschläge und
verändert sich mit der Position des Aufschlägers. Obwohl das Streuungsfeld um die
Hälfte kleiner ist als im normalen Ballwechsel, muss der Rückschläger auf die genaue
Einnahmes einer seitlichen Positionen achten wegen der Schnelligkeit und Platzierung
der Aufschläge. Vergleiche dazu auch untenstehende Abbildung 3 (vgl. ebd. S. 88).
In dieser Abbildung ist auch gut die Lage der Verteidigungs-Position in der Tiefe des
3
damit ist keinesfalls eine starre, ,,eingefrorene" Haltung gemeint, wie es vielfach in Lehrbüchern steht,
sondern es meint, dass alles in Bewegung ist. Der Begriff ,,Haltung" kann falsche Assoziationen wecken
(vgl. ebd. S. 88f.).
Feldes zu sehen. So stellt a) die Grundlinien-Region, b) die Mittelfeld-Region und c) die
Netz-Region dar (vgl. ebd. S. 71).
14
Abb. 4: Aufschläge mit Seitenschnitt
(vgl. H
Eß
1992, S. 89)
Gerade wenn ein Linkshänder von links mit viel Seitenschnitt aufschlägt, weicht die
Verteidigungsposition bei einem guten Taktiker mehr oder weniger viel von der
Mittelsenkrechten des Streuungsfeldes nach links ab. Vergleiche dazu untenstehende
Abbildung 4. Andersherum wäre es der Fall bei einem Rechtshänder (vgl. ebd. S. 89).
In dieser Abbildung wird sowohl bei a) als auch bei b) von der linken Seite der Mitte aus
aufgeschlagen. Wenn wie eben erwähnt, ein Linkshänder von links mit einem
Seitwärtsdrall aufschlägt, so geht der Ball nach außen weg (siehe b). Bei (a) schlägt ein
Rechtshänder mit Seitswärtsdrall auf und der Ball dreht sich zur Mitte bzw. er dreht
auch ,,auf den Körper" des Rückschlägers.
Im Durchschnitt liegt die Verteidigungsposition etwas hinter der Grundlinie, aufgrund der
besonderen Gegebenheiten, dass beim Aufschlag-Return die meisten Treffpunkte etwa
15
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2011
- ISBN (PDF)
- 9783955498894
- ISBN (Paperback)
- 9783955493899
- Dateigröße
- 4.6 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Hamburg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Aufschlag Tennisfeld Tennisnetz Vorhand Rückhand