Die Pflegeübergabe im Akutkrankenhaus: Ablauf, Struktur und Funktion für die Teilnehmer
Zusammenfassung
Es werden der Ablauf, die Struktur und das Umfeld von typisch durchgeführten Pflegeübergaben in Akutkrankenhäusern dargestellt. Zusätzlich wird die Bedeutung der Übergabe für die Mitarbeiter aufgezeigt und die Relevanz und zeitliche Gewichtung der drei Übergabebestandteile ‘Informationsweitergabe, Psychohygiene und Besprechung organisatorischer Dinge’ analysiert. Des Weiteren wird die Sinnhaftigkeit und Durchführbarkeit interdisziplinärer Übergaben hinterfragt. Abschließend erfolgt eine Empfehlung zur Optimierung von Pflegeübergaben, in deren Mittelpunkt die Minderung von Störungen der Übergabe steht.
Als Grundlage dieses Buches dient ein wissenschaftliches Praxisprojekt des Autors im Rahmen eines Pflegemanagementstudiums.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2 Die Pflegeübergabe
2.1 Erläuterung des Begriffs Pflegeübergabe
Die klassische Pflegeübergabe wie sie alltäglich in deutschen Akutkrankenhäusern stattfindet, wird in der Literatur und in Internetmedien nur wenig berücksichtigt. Für spezielle Übergabeformen, wie z.B. die Übergabe am Patientenbett ist hingegen deutlich mehr Literatur vorhanden. Dies erstreckt sich auch auf andere Medien, wie z. B. das Internet.
Der Begriff Dienstübergabe ist im Kontext mit dem Begriff Pflegeübergabe gleichzusetzen und steht für den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Schichten im Krankenhaus. „Jede Schicht informiert die folgende, wodurch ein konstant rotierender Informationsaustausch stattfindet.“ (vgl. „Die Schwester/ Der Pfleger, Schülerprojekt „Qualitätssicherung - die Übergabe“ 2001) Dabei „soll die folgende Schicht sachgerecht über den psychischen und physischen Zustand der Patienten informiert werden.“ (vgl. Fuhrmann/ Trill/ Witzenberger 1987: 350).
In der Mittagspflegeübergabe übergibt die Frühschicht Informationen an die Nachmittagsschicht. Diese können generelle Informationen über die einzelnen Patienten sein, aber auch aktuelle den jeweiligen Tag betreffend. Über jeden Patienten wird in der Pflegeübergabe berichtet, mal sehr ausführlich und mal weniger (vgl. Fuhrmann/ Trill/ Witzenberger 1987: 350).
Die beginnende Schicht soll durch die Pflegeübergabe auf den aktuellsten Informationsstand gebracht werden und alle aktuellen Abläufe sollen bekannt sein. Ziel ist letztendlich die einheitliche, qualifizierte Pflege der Patienten gewährleisten zu können (vgl. „Die Schwester/ Der Pfleger, Schülerprojekt „Qualitätssicherung - die Übergabe“ 2001). Dazu ist der neuste Informationsstand auch von entscheidender Bedeutung. Denn „ohne eine qualitativ und quantitativ einwandfreie Informationsübermittlung ist eine patientengerechte Krankenpflege ebenso wenig möglich wie eine gute medizinische Leistungserbringung.“ (vgl. Fuhrmann/ Trill/ Witzenberger 1987: 350)
2.2 Die Pflegeübergabe als Gespräch?
Die Pflegeübergabe wird in der vorhandenen Literatur oft als Übergabegespräch bezeichnet. In dem „Übergabegespräch“ bestreiten die übergebenden Personen jedoch ca. 95% des Gespräches (vgl. Mason 2000: 13). Es ist so jedoch schwierig das „Übergabegespräch“ auch als Gespräch zu bezeichnen, da laut Duden-Wörterbuch ein Gespräch ein „mündlicher Gedankenaustausch in Rede und Gegenrede über ein bestimmtes Thema“ ist (vgl. Duden 2007: 685). So lässt sich eher von einem Vortrag oder einem Bericht sprechen als von einem Gespräch, da eine wechselseitige Kommunikation auch im Wissenschaftlichen Praxisprojekt in den Pflegeübergaben nicht stattfand. Die Mitarbeiter der beginnenden Schicht stellten höchstens Fragen zwischendurch oder nach der Patientenübergabe. Der Vortrag hingegen ist eine „Rede über ein bestimmtes Thema“ (vgl. Duden 2007: 1873). Aber auch diese Definition scheint nicht so ganz treffend für Pflegeübergaben zu sein, jedoch schon etwas plausibeler als die des Gespräches. Zutreffender ist die Darstellung der Übergabe als Bericht (vgl. Walther 1997: 10ff.). Laut Duden ist ein Bericht die „sachliche Wiedergabe eines Geschehens oder Sachverhalts“ (vgl. Duden 2007: 279). Diese Definition trifft auch auf Übergaben zu, da sachlich Informationen und Geschehnisse weitergegeben werden. Es wird berichtet, was sich in der vorangegangenen Schicht ereignet hat.
Die Feststellung, dass das Übergabegespräch eigentlich formal kein richtiges Gespräch ist, gilt nur für die reine Patientenübergabe bzw. Informationsweitergabe. Eine Pflegeübergabe besteht jedoch noch aus weiteren Komponenten zusätzlich zur reinen Informationsweitergabe. Diese werden im zweiten Kapitel dieser Arbeit näher erläutert.
2.3 Die Mittagsübergabe
Die Mittagsübergabe ist von allen am Tag durchgeführten Pflegeübergaben die umfangreichste, was sowohl die Informationen als auch die teilnehmenden Personen betrifft. Das liegt daran, dass im Frühdienst in der Regel die meiste Arbeit anfällt. Am Vormittag werden die Patienten gewaschen und gepflegt, Untersuchungen und die Visite finden statt und Patienten werden aufgenommen und entlassen. So ist im Frühdienst mehr Personal anwesend als in den anderen Dienstschichten (vgl. Walther 1997: 14). In der Pflegeübergabe sind so auch mehr Informationen von mehr Mitarbeitern zu übergeben.
In der Mittagspflegeübergabe berichten meist ein oder mehrere Mitarbeiter des Frühdienstes über den von ihnen am Vormittag betreuten Bereich oder die ganze Station.
In dieser Arbeit wird die Mittagsübergabe im Akutkrankenhaus untersucht. Die Begriffe Pflegeübergabe und Übergabe stehen als Synonym für die Mittagsübergabe. Viele Dinge lassen sich zwar auch auf die Übergabe anderer Dienstschichten übertragen, was anhand dieser Arbeit jedoch nicht zu bewerten ist.
3 Das Wissenschaftliche Praxisprojekt zur Pflegeübergabe und anschließende Interviews
3.1 Das WPP im Klinikum XY
Im Jahr 2010 wurde im Klinikum XY ein Wissenschaftliches Praxisprojekt zur Pflegeübergabe durchgeführt. In diesem Projekt wurden 10 Mittagsübergaben auf drei Pflegestationen nach bestimmten Kriterien teilnehmend beobachtet. Zusätzlich fand eine Mitarbeiterbefragung des Pflegepersonals der drei Stationen statt. Das Praxisprojekt wurde in einem 12-wöchigen Zeitraum vom 14.07.2010 bis zum 24.09.2010 durchgeführt.
Das Klinikum XY ist eine Klinik mit 755 Betten und bildet mit dem Klinikum XX und zusammen mit dem Gesundheitszentrum YY eine Klinik-Verbund-GmbH. Dabei ist die Klinik in XY der größte der drei Standorte. Um teure Parallelstrukturen zu vermeiden bieten alle drei Standorte unterschiedliche Schwerpunkte an.
Das Klinikum XY hat sich im Bereich der Inneren Medizin auf Herz-Kreislauf und Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert. Auf operativem Gebiet wurden die Viszeralchirurgie, die Endoprothetik, die Versorgung Schwerverletzter sowie die Urologie zu überregionalen Schwerpunktzentren ausgebaut.
In diesem Kapitel werden im Folgenden die Erhebungstechniken und die Durchführung des Praxisprojektes näher erläutert.
3.2 Die teilnehmende Beobachtung
Die teilnehmende Beobachtung ist eine Methode der empirischen Sozialforschung und dient der Datengewinnung und Faktensammlung zum Zeitpunkt des Geschehens (vgl. Stangl 2010). Sie lässt sich relativ einfach in den Praxisalltag integrieren, weil sie wenig aufwendig und sehr alltagsnah ist (vgl. Unger/ Block/ Wright 2008). „Bei der teilnehmenden Beobachtung begeben sich die Beobachter/innen in das zu beobachtende Setting und nehmen aktiv daran teil. Sie verfassen Notizen, die anschließend ausgewertet werden.“ (vgl. Unger/ Block/ Wright 2008). Die teilnehmende Beobachtung wird in den Bereichen „Bedarfserhebung“, „Evaluation“ und „Kontinuierliches Lernen und Verbessern der eigenen Arbeit“ angewendet (vgl. Unger/ Block/ Wright 2008).
Um die Pflegeübergaben im wissenschaftlichen Praxisprojekt zu analysieren erschien die Methode der teilnehmenden Beobachtung als geeignet, da der Beobachter unmittelbar dabei ist und nach verschiedensten Kriterien beobachten kann.
Bereits im Februar 2010 wurde mit der Entwicklung eines Fragebogens begonnen, mit dessen Hilfe es möglich war, die Mittagspflegeübergabe nach verschiedenen Kriterien zu beobachten und im Anschluss eine Auswertung durchzuführen. Die Abbildung 1 auf der folgenden Seite zeigt, welche Dinge mit Hilfe des Fragebogens zur teilnehmenden Beobachtung herausgefunden werden sollten.
Während der teilnehmenden Beobachtung haben sich immer wieder Pflegepersonen zu bestimmten Sachverhalten geäußert und bekamen Zustimmung durch die anderen Teammitglieder. Diese Aussagen sind in den folgenden Texten gekennzeichnet: (Aussage des Pflegepersonals).
Abbildung 1: Fragestellungen und Untersuchungskriterien des WPP
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: WPP Wegener 2010: 11
Nachdem der Fragebogen fertig gestellt und vom Betriebsrat genehmigt worden war, erfolgte im Mai 2010 ein Pretest des Fragebogens auf einer kardiologischen Pflegestation. Hier wurden drei Pflegeübergaben teilnehmend beobachtet. Die Praxistauglichkeit des Fragebogens wurde unter Beweis gestellt.
Vom 14.07.2010 bis zum 08.09.2010 lief die teilnehmende Beobachtung von 30 Mittagspflegeübergaben auf insgesamt drei Pflegestationen.
Die Stationen gehören zu einem internistisch-gastroenterologischen Fachbereich, weisen jedoch noch individuelle Schwerpunkte auf. Die Station 1 bietet neben einer onkologischen zusätzlich noch eine gastroenterologische Behandlung an. Die Versorgung von 34 Planbetten gewährleisten 13 Pflegepersonen, zwei bis drei AssistenzärztInnen und eine Stationssekretärin. Auf der Station 1 werden ausschließlich allgemeinversicherte Patienten versorgt (vgl. WPP Wegener 2010: 9).
Auf der gleichen Ebene befindet sich die Station 1a. Hier werden überwiegend allgemeinversicherte Patienten und wenige Privatpatienten mit den Schwerpunkten Gastroenterologie und Diabetologie betreut. Die Station besitzt 30 Planbetten, die von 15 zum Stammpersonal gehörenden Pflegekräften, zwei AssistenzärztInnen und einer Stationssekretärin betreut werden. Eine Diabetes- und eine Ernährungsberaterin arbeiten ebenfalls fest auf der Station 1a (vgl. WPP Wegener 2010: 8).
Die Stationen 1 und 1a befinden sich in einem Gebäude aus den 1960er Jahren. Im benachbarten Neubau aus den Anfängen der 1990er Jahren befindet sich auf der gleichen Ebene die Station 1b. Hier werden 24 Planbetten von 15 Pflegekräften, zwei StationsärztInnen und einer Stationssekretärin betreut. Im vorderen Bereich der Station befinden sich Dreibettzimmer und im hinteren Bereich Zweibettzimmer mit Infektionsschleuse, in denen Patienten mit Infektionskrankheiten isoliert behandelt werden können. Besteht dieser Bedarf nicht, dienen die Zimmer zur Unterbringung von Privatpatienten. Auf der Station 1a werden schwerpunktmäßig gastroenterologische Erkrankungen behandelt (vgl. WPP Wegener 2010: 7).
3.3 Die Mitarbeiterbefragung
Im Anschluss an jeden Zyklus der teilnehmenden Beobachtung wurde eine anonyme schriftliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt.
„Die schriftliche Befragung mit Fragebogen ist die klassische Methode der quantitativen Befragung“ und weit verbreitet in der quantitativen Markt und Meinungsforschung (vgl. Winter 2000). „In der quantitativen Forschung ist die voll standardisierte, geschlossene Frage, bei der der Befragte aus einer Zahl von Antwortalternativen auswählt, die übliche Frageform. Die Antwort kann im Ankreuzen einer der vorgegebenen Kategorien (Multiple Choice) bestehen oder, häufiger, in der Skalierung des Grades an Zustimmung zu einer Aussage. Zusätzlich sind auch offene Fragen möglich.“ (vgl. Winter 2000) Quantitative Verfahren eignen sich allgemein zur Überprüfung von Hypothesen und der Quantifizierung von Sachverhalten (vgl. Winter 2000).
Genau deshalb erschien die Methode der schriftlichen Befragung im wissenschaftlichen
Praxisprojekt als sinnvoll, um Meinungen der Mitarbeiter über Aspekte der Pflegeübergaben herauszufinden. Wichtig war hier eine anonyme Befragung durchzuführen, die durch zwei offen gestellte Fragen eine Individualisierung der Beantwortung zuließ. Die befragte Pflegeperson sollte ehrlich antworten können ohne sich durch die Gruppenstruktur des Pflegeteams unter Druck gesetzt oder beeinflusst zu fühlen.
Die festen Teammitglieder des Pflegedienstes der drei Stationen wurden in einem Fragebogen zur Pflegeübergabe befragt. Zum festen Pflegeteam zählen lediglich examiniertes Krankenpflegepersonal und KrankenpflegehelferInnen, die fest auf der jeweiligen Station arbeiten.
Der Fragebogen bestand aus drei geschlossenen und zwei offenen Fragen.
In den geschlossenen sollten die Pflegepersonen in Frage 1 mit Ja oder Nein beantworten, ob sie, einschließlich der Belegungslisten, in den Pflegeübergaben ausreichend Patienteninformationen erhalten.
Ebenfalls sollte in Frage 2 mit Ja oder Nein beantwortet werden, ob die Mitarbeiter sich nach der Übergabe gut informiert fühlen.
Auch mit Ja oder Nein sollte in Frage 3 geklärt werden, ob die Mitarbeiter fehlende Informationen gut aus der Pflegedokumentation entnehmen können.
Welchen Zweck erfüllt für Sie die Pflegeübergabe? In dieser offen gestellten Frage 4 sollten die Mitarbeiter deutlich machen, wozu für sie die Pflegeübergabe dient.
In der ebenfalls offen gestellten Frage 5 wurden die Mitarbeiter gefragt, was sie am bestehenden Übergabesystem verbessern würden.
Am letzten Tag der teilnehmenden Beobachtung auf der entsprechenden Pflegestation wurde ein persönlich adressierter Fragebogen in einem Umschlag mit Begleitschreiben für jede Pflegeperson hinterlegt. In diesem Begleitschreiben sollte der Grund der Befragung erläutert werden, um das Misstrauen gegenüber der Befragung abzubauen. Somit sollte zur Teilnahme angeregt werden (vgl.Barth 1998; zit. n. Kreutz/ Titscher 1974: 40). Hier wurde besonders auf die Anonymität der Fragebogenauswertung hingewiesen. Zudem wurde dort eine Telefonnummer für Rückfragen angegeben.
Ausgefüllte Fragebögen konnten in einen hinterlegten Umschlag auf der Station abgegeben werden. Dieser wurde drei Wochen nach Ausgabe wieder abgeholt. Der relativ lange Zeitraum von drei Wochen war notwendig, um möglichst viele Mitarbeiter zu erreichen, auch solche, die sich im Urlaub oder einer längeren Freiphase befanden.
Der Rücklauf der Fragebögen nach drei Wochen betrug auf der Station 1 23%, auf der Station 1a 67% und auf der Station 1b 53%. Insgesamt wurden auf allen drei Stationen von 43 ausgeteilten Fragebögen 21 wieder abgegeben, was einer Rücklaufquote von 48,9% entspricht (vgl. WPP Wegener 2010: 29-31).
3.4 Offene Interviews
Um einige Ergebnisse des wissenschaftlichen Praxisprojektes noch weiter zu verdeutlichen, wurden im November 2010 sechs Mitarbeiter eines kardiologischen Fachbereiches in drei Interviews zur Arztanwesenheit während der Mittagsübergabe befragt. Diese offenen Interviews wurden nicht förmlich, sondern als kollegiales Gespräch geführt.
Im Vergleich zum Leitfaden- oder zum Strukturiertem-Interview liegt beim offenen Interview ein offenes Vorgehen zugrunde. Hier geht es darum, die Befragten zum Erzählen und Berichten zu bringen. Es soll ein Anstoß gegeben werden, eigene Vorstellungen zu entwickeln, um individuell, der Situation angepasste, detaillierte Informationen zu erhalten. So lassen sich in offen geführten Interviews, Vorkommnisse, Ereignisse, Einordnungen, Zusammenhänge, Einstellungen und Wertungen erfahren. Aber auch Überzeugungen, Visionen und Erwartungen können ermittelt werden. So ist der Vorteil von offenen Interviews die universelle Einsetzbarkeit und die einfache Führung (vgl. fz-juelich 2010: 3-6).
Das offene Interview war im Anschluss des Wissenschaftlichen Praxisprojektes die geeignete Interviewform, um Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung zu vertiefen und genauer zu beleuchten. Willkürlich im Stationsalltag wurden in drei Fällen jeweils zwei Pflegepersonen für ca. fünf bis zehn Minuten befragt und über Sinn, Zweck und die anonyme Auswertung der Gespräche aufgeklärt. Das gezeigte Interesse der Befragten war sehr groß.
4 Ergebnisse zu den besonderen Bedingungen der
Pflegeübergabe und Störungen
4.1 Umfeld und Bedingungen der Pflegeübergabe
In diesem Kapitel werden besondere Bedingungen der Pflegeübergabe anhand von Ergebnissen des wissenschaftlich durchgeführten Praxisprojektes im Klinikum dargestellt.
4.1.1 Belegungslisten als Instrument für die Pflegeübergabe
Die herkömmliche Pflegeübergabe findet im Akutkrankenhaus meist im Aufenthaltsraum der Mitarbeiter oder direkt im Dienstzimmer der Station statt. Die Mitarbeiter der beginnenden Schicht notieren sich Informationen auf Zettel, in Notizbücher oder wie im Wissenschaftlichen Praxisprojekt beobachtet auf Belegungslisten. Jede Station im Klinikum Lippe-Detmold kann sich für die Pflegeübergabe Belegungslisten ausdrucken, die vom Krankenhausinformationssystem erstellt werden. Die Abbildung 2 auf der folgenden Seite verdeutlicht den Aufbau solch einer Belegungsliste.
Abbildung 2: Belegungslisten im FB II des Klinikums XY
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: WPP Wegener 2010: 36
Da die Belegungslisten die Basisinformationen bereits enthalten, kann sich der beginnende Mitarbeiter auf die aktuellen, wichtigen konzentrieren. Die Listen geben eine feste Struktur vor und schaffen so Übersichtlichkeit. Sie werden vom Pflegepersonal als Erleichterung empfunden (Aussage des Pflegepersonals).
In die Spalten 8 und 9 (vgl. Abb. 1) hat das Pflegepersonal die Möglichkeit wichtige Dinge selbstständig im Krankenhausinformationssystem einzutragen und die Liste stetig zu aktualisieren. Jede Station hat hier ihre individuellen Vorgaben welche Informationen in welche Spalten eingetragen werden (vgl. WPP Wegener 2010: 36).
In die Spalte 7 wird die Einweisungs-, bzw. Primärdiagnose eingegeben. Dies ist Aufgabe des ärztlichen Dienstes und geschieht in der Notaufnahme oder direkt auf der Station. Im wissenschaftlich untersuchten Fachbereich werden die Diagnosen größtenteils direkt auf der Station eingegeben und vom ärztlichen Dienst an die Stationssekretärinnen delegiert. Doch hier treten recht häufig Probleme auf, da die Eintragung und Aktualisierung der Diagnosen nicht zuverlässig erfolgt. Lediglich in 63,3% der untersuchten Pflegeübergaben waren die Listen in der Spalte 7 auf dem aktuellsten Stand (vgl. WPP Wegener 2010: 36).
In 26,7% der teilnehmend beobachteten Übergaben waren die Spalten 8 und 9 nicht aktualisiert. Hier wurde keine Aktualisierung durch das Pflegepersonal vorgenommen. Da es bei den nicht aktualisierten Belegungslisten jedoch zu Überschneidungen zwischen ärztlichem und pflegerischem Zuständigkeitsbereich kam, waren insgesamt in 18 Pflegeübergaben die Belegungslisten auf dem aktuellsten Stand. Dies entspricht einem Anteil von 60% (vgl. WPP Wegener 2010: 37).
4.1.2 Ort der Pflegeübergabe
Der Ort der Pflegeübergabe ist meistens das Dienst- oder Arbeitszimmer des Pflegepersonals (vgl. Walther 1997: 16). Im Klinikum XY fanden alle 30 teilnehmend beobachteten Übergaben jedoch im Aufenthaltsraum der Mitarbeiter statt, um zum einen ungestörter zu sein und zum anderen im Dienstzimmer kein Platz für eine Pflegeübergabe war. Dieser Aufenthaltsraum ist ein Raum, meist zentral auf der Station gelegen und an das Dienstzimmer direkt angeschlossen. Auf einer Station, auf der das Wissenschaftliche Praxisprojekt durchgeführt wurde, war der Aufenthaltsraum auch gleichzeitig die Stationsküche, in der Nahrung für Patienten teilweise zubereitet und bereitgestellt wurde. Auf einer anderen war der Raum separat, jedoch mit direktem Zugang zur Stationsküche. Lediglich auf einer Station war ein komplett separater Raum nur für die Mitarbeiter vorhanden, in dem die Übergabe stattfand. Diese Station ist jedoch baulich deutlich neuer als die anderen beiden, so dass die räumliche Unzulänglichkeit auf die bauliche Aktualität der 1960er Jahre zurückzuführen ist (vgl. WPP Wegener 2010: 8-10).
Obwohl alle teilnehmend beobachteten Übergaben in Räumlichkeiten stattfanden, in denen das Pflegepersonal auch seine Pausen abhält, herrschte auf allen drei Stationen keine Pausenatmosphäre während der Pflegeübergabe. Die Mitarbeiter nahmen zwar während der Pflegeübergabe Getränke und teilweise auch Gebäck, wie z.B. Kekse zu sich, dennoch herrschte eine Arbeitsatmosphäre und die Mitarbeiter waren konzentriert (vgl. WPP Wegener 2010: 18, 19, Anhang).
4.1.3 Größe der Übergaberäume und Teilnehmeranzahl
Wegen der häufig großen Teilnehmeranzahl von Mittagsübergaben ist die ausreichende Größe des Raumes wichtig, um für alle teilnehmenden Mitarbeiter ein Umfeld zu schaffen, in welchem ein konzentriertes Arbeiten möglich ist und Informationen gut aufgenommen werden können. Im Klinikum XY sind die Räume, in denen die Pflegeübergaben stattfinden, nicht alle ausreichend groß für die teilnehmenden Personen. Lediglich auf zwei der drei analysierten Stationen (Station 1, 1b) waren die Übergaberäume von der Größe ausreichend (vgl. WPP Wegener 2010: 18, 19). Zwar lässt sich in Tabelle 1 ersehen, dass alle Mitarbeiter einen Platz im Übergaberaum fanden, sechs Mitarbeitern stand jedoch nur ein Platz am Tisch zur Verfügung an dem auch etwas notiert werden kann. Hier muss natürlich auch erwähnt werden, dass die einzigen Übergabeteilnehmer, die sich etwas notieren, die des Spätdienstes sind (immer drei Mitarbeiter). Der übergebende Mitarbeiter benötigt den Tisch, um die Patientenkurven abzulegen. So lässt sich festhalten, dass die Anzahl der Tischplätze eigentlich ausreichend ist, zumal auch eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre herrschte, obwohl nicht alle Mitarbeiter am Tisch Platz fanden. Wenn mehr als sechs Mitarbeiter an der Pflegeübergabe teilnehmen, müssen Sitzgelegenheiten zugestellt werden. Das ist auf den Stationen 1 und 1b kein Problem. Auf der Station 1a hingegen ist der Übergaberaum so klein, dass alle Mitarbeiter dicht gedrängt zusammensitzen und es nicht für jeden Mitarbeiter möglich ist den Raum zu verlassen, ohne dass nicht mindestens ein anderer Mitarbeiter aufsteht. Hier sitzen die Mitarbeiter auf zugestellten Stühlen auch im Durchgang zur Küche oder im Dienstzimmer (vgl. WPP Wegener 2010: Anhang).
Alle drei beobachteten Stationen waren bestrebt mit allen sich im Dienst befindlichen Mitarbeitern der Pflege an den Übergaben teilzunehmen. Obwohl dies nicht immer gelang, waren die Aufenthaltsräume immer gut gefüllt, was auch die folgende Tabelle auf der nächsten Seite verdeutlicht:
Tabelle 1: Vorhandene Sitzplätze und Teilnehmeranzahl der Pflegeübergabe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung; vgl. WPP Wegener 2010: 8-10
In der Tabelle 1 sind bei den durchschnittlichen Teilnehmerzahlen der Station 1a die Anwesenheit von Ärztinnen, Ärzten, Diabetes- und Ernährungsberaterinnen mit eingerechnet. Würde nur die Anwesenheit des Pflegepersonals berücksichtigt, ergäbe sich ein Wert von durchschnittlich 7,2 Pflegekräften pro Pflegeübergabe (≈ 7 Pflegekräfte pro Pflegeübergabe). Würde man die zweimalige kurze Anwesenheit eines Assistenzarztes auf der Station 1b herausrechnen, ergäbe sich ein Wert von 5,9 Pflegekräften durchschnittlich pro Pflegeübergabe (≈ 6 Pflegekräfte pro Pflegeübergabe). Diese Herausrechnungen wurden in der Tabelle 1 nicht vorgenommen, da es auf die Anzahl der Teilnehmer ankommt und nicht auf deren Qualifikation.
4.1.4 Zeitrahmen und Dauer der Pflegeübergabe
Pflegeübergaben finden meist in einem festgelegten Zeitrahmen statt und eine Maximaldauer ist vorgegeben. In den meisten deutschen Krankenhäusern werden die Mittagsübergaben aufgrund der tariflich vorgeschriebenen Arbeitszeiten im Zeitrahmen von 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr abgehalten (vgl. Walther 1997: 14,15). Dies ist jedoch auch vom Schichtsystem abhängig und lässt sich nicht pauschalisieren. Im Klinikum XY sind für die Mittagsübergabe auf den untersuchten Stationen 30 Minuten und ein Beginn für 13:30 Uhr vorgegeben. Bei einem Dienstende von 14:06 Uhr bleiben so maximal 36 Minuten bis Überstunden entstehen. Die Gesamtdauer der 30 beobachteten Pflegeübergaben betrug insgesamt 1133 Minuten. So ist eine Pflegeübergabe im Durchschnitt 37,8 Minuten lang. Das Dienstende von 14:06 Uhr wurde in sechs Pflegeübergaben um insgesamt 30 Minuten überschritten. Dieser Minutenwert konnte nur entstehen, weil viele Übergaben schon früher als 13:30 Uhr begannen. Die Zeitvorgabe von 30 Minuten erfüllten nur vier Pflegeübergaben (vgl. WPP Wegener 2010:12-14, Anhang).
4.2 Störungen der Pflegeübergabe
Die Mittagsübergabe ist wesentlich stärker von Störfaktoren betroffen als die anderen Pflegeübergaben (vgl. Walther 1997: 15). Diese These von Sabine Walther bestätigten auf Nachfrage auch mehrere Mitarbeiter des Klinikums XY. Das die Pflegeübergabe recht häufig gestört wird ließ sich im Praxisprojekt ebenfalls beobachten. Hier kam es in 30 Pflegeübergaben insgesamt zu 235 Störungen. Diese untergliedern sich in aktive und passive Störungen.
Aktive Störungen greifen in die Pflegeübergabe ein, stören und unterbrechen diese. Passive greifen in die Pflegeübergabe ein, stören diese zwar, aber führen nicht zu einer Unterbrechung. Es konnte im Praxisprojekt beobachtet werden, dass sowohl passive als auch aktive Störungen die Qualität der Übergabe mindern. Dies ließ sich zwar nicht messen, es war jedoch zu beobachten, dass jede Störung die Konzentration der Übergabeteilnehmer herabsetzte, vor allem die der übergebenden Pflegepersonen, die ja schon kurz vor dem Ende ihrer Schicht standen und schon deshalb nicht mehr so leistungs- und konzentrationsfähig waren. Bei aktiven Störungen musste die Berichterstattung oft neu aufgenommen werden, so dass die übergebende Pflegeperson teilweise stark aus dem Konzept gebracht wurde. Hier ging bestimmt auch die ein oder andere wichtige Information verloren. Diese Behauptung lässt sich ebenfalls nicht nachweisen, wird jedoch von den Pflegekräften im Dialog bestätigt. Durch die Unterbrechung der Übergabe und Verzögerung des Berichtes durch Konzentrationsminderung wurde die Gesamtdauer der Übergabe ebenfalls verlängert. Aber auch diese Behauptung konnte im Praxisprojekt nicht genau bewiesen und gemessen, wurde jedoch ebenfalls von beteiligten Pflegekräften bestätigt und ließ sich beobachten (vgl. WPP Wegener 2010: 26).
In der folgenden Tabelle 2 werden die Anzahl der Störungen während des Praxisprojektes im Klinikum XY unterteilt in aktive und passive aufgezeigt. Des Weiteren verdeutlicht diese Tabelle Gesamtheiten und Durchschnittswerte auf 30 Mittagspflegeübergaben berechnet.
Tabelle 2 : Störungen der Pflegeübergabe I
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung; vgl. WPP Wegener 2010, 26-28
Die Tabelle 2 verdeutlicht hingegen nicht, wie im Einzelnen aktiv und passiv gestört wurde. In Tabelle 3 wird dies ausführlich dargestellt.
Tabelle 3: Störungen der Pflegeübergabe II
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung; vgl. WPP Wegener 2010, 26-28
Die Tabelle 3 gibt Aufschluss über die Art der einzeln vorgefallenen Störungen während des Beobachtungszeitraumes auf den drei Pflegestationen. Es lässt sich beobachten, dass 100 Störungen nur durch das Telefon oder die Bedienung des Patientenrufes ausgelöst wurden. Dies entspricht 42,6% aller Störungen, wobei lediglich vier Störungen aktiv ins Übergabegeschehen eingreifen und dieses unterbrechen. Da im Praxisprojekt angestrebt wurde mit allen sich im Dienst befindlichen Pflegekräften an der Übergabe teilzunehmen, wurde auch das Telefon während der Übergabe bedient. Bei einem Anruf ging eine Pflegekraft mit dem schnurlosen Telefon zwar in den Nachbarraum, um nicht noch mehr zu stören, das Klingeln erfolgt jedoch während der Übergabe und störte somit in 54 Fällen passiv und in vier Fällen aktiv. Das meist dann, wenn die telefonierende Pflegekraft etwas bei den anderen Übergabeteilnehmern nachfragen musste oder die berichtende Pflegekraft selbst das Telefon bediente.
Der Patientenruf wurde ebenfalls durch die an der Übergabe teilnehmenden Personen bedient. „Durch die ständig geforderte Präsenz des Pflegepersonals kann das Übergabe-gespräch erheblich gestört und verlängert werden. Das wiederum wirkt sich auf die Informationsübermittlung aus.“ (vgl. Walther 1997: 16) Diese These von Sabine Walther lässt sich mit den Erkenntnissen des Praxisprojektes durchaus bestätigen, da ein Großteil der Gesamtstörungen auf die ständig erwartete Präsenz des Pflegepersonals zurückzuführen war. Dies betrifft natürlich hauptsächlich die Störungen durch den Patientenruf.
Im Klinikum XY wurde auf allen drei beobachteten Stationen der Patientenruf während der Übergabe von Mitarbeiter des Frühdienstes und meist KrankenpflegeschülerInnen, Zivildienstleistenden, Diakonischen Helferinnen oder FOS-Praktikantinnen bedient. Diese mussten bei einem Rufsignal den Raum verlassen, um den Patientenwünschen nachzukommen. Dies war teilweise wegen der geringen Größe des Raumes ein Problem. Andere Mitarbeiter mussten erst aufstehen, um die entsprechende Person passieren zu lassen, wobei meist schon zu Beginn der Pflegeübergabe darauf geachtet wurde, das Personal entsprechend im Raum zu platzieren. Dennoch ergab sich eine gewisse Unruhe, wenn Personal ständig den Raum verließ oder wieder hinzukam. War die Pflegeperson, die den Patientenruf bediente, aufgrund mangelnder Qualifikation, Ausbildung und Erfahrung nicht in der Lage, fachgerechte Hilfe anzubieten oder den Wünschen der Patienten gerecht zu werden, forderte sie eine höher qualifizierte Pflegekraft an. Da diese jedoch in der Pflegeübergabe saß, wurde die Übergabe aktiv oder passiv durch Pflegepersonal gestört. Die machte jedoch nicht die Gesamtzahl der Störungen durch Pflegepersonal aus. Auch examinierte Pflegekräfte störten aus den unterschiedlichsten Beweggründen.
Eine weitere Störungsquelle waren PatientInnen und deren Angehörige, die zum Dienstzimmer kamen, um etwas nachzufragen. Dies kam jedoch insgesamt nur 13 Mal vor, was 5,5% der Gesamtstörungen entspricht und somit im Vergleich zu anderen Störungen sehr gering ist. Die Beweggründe dieser Fragen waren laut Aussage der Pflegekräfte in ca. 80% (Schätzwert des Pflegepersonals) der Fälle begründet, wären jedoch zum Großteil auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich gewesen. Die Station 1b weist den geringsten Anteil der Störungen durch PatientInnen und deren Angehörigen auf. Das lag unter anderem daran, dass während aller beobachteten Pflegeübergaben die Tür zum Stationsflur geschlossen war und ein Schild mit der Aufschrift „ Übergabe. Bitte nur in dringenden Fällen klopfen! Wir danken für Ihr Verständnis“ an diese gehängt wurde. Dies war auf den beiden anderen Stationen nicht der Fall, so dass auf diesen auch die Zahl der Störungen in diesem Bereich geringfügig höher war. Laut Sabine Walther sei ein solches Hinweisschild an der Dienstzimmertür ein gutes Informationsinstrument für Angehörige und Patienten, erreiche aber weder Anrufer und Patientenschellen durch die ein Großteil der Störungen verursacht würde (vgl. Walther 1997: 17). Dies lässt sich am Beispiel der Station 1b im Praxisprojekt nachvollziehen und belegen (vgl. Tabelle 3).
Eine weitere Störungsquelle waren im wissenschaftlichen Praxisprojekt die Mitarbeiter des Patiententransportes. Da auch während der Pflegeübergabe Patientinnen und Patienten zu Untersuchungen abgeholt, von Untersuchungen wieder zurück auf die Station gebracht oder aus der Notaufnahme auf die Station verlegt wurden, kam es im Beobachtungszeitraum auf allen drei Stationen zu insgesamt 15 Störungen, welches 6,4% der Gesamtstörungen entspricht. Die Störungen waren sowohl aktiv als auch passiv. Die Mitarbeiter des Patiententransportes mussten die Übergabe stören, um zu informieren, dass der entsprechende Patient abgeholt wird oder wieder zurück, bzw. aus der Notaufnahme jetzt auf der Station ist. Diese Störungen waren dann notwendig, wenn alle Mitarbeiter in der Pflegeübergabe saßen und keine Person im Dienstzimmer anzutreffen war. Im Klinikum XY werden für die meisten Untersuchungen die Patientenkurve und die -akte benötigt. Zur Übergabe wurden jedoch immer auf allen drei Stationen die Patientenkurven verwendet. So musste der Mitarbeiter des Patiententransportes die Übergabe stören, um die entsprechende Kurve zu bekommen. Auf der Station 1 kam es zu weniger Störungen durch den Patiententransport als auf den anderen beiden Stationen. Hierfür lässt sich jedoch kein besonderer Grund konkret feststellen. Die geringe Anzahl der Störungen auf dieser Station war im Beobachtungszeitraum zufällig bedingt. Unter Umständen lag es daran, dass an den entsprechenden Tagen die meisten Untersuchungen schon gelaufen waren oder an den Tagen wenige Untersuchungen angemeldet waren. Dies wurde jedoch nicht näher beobachtet.
Eine weitere entscheidende und mit 26,8% die größte Störungsquelle bestand durch den ärztlichen Dienst. Die Störungen waren sowohl aktiv als auch passiv und hatten viele Facetten. Teilweise störten die Ärzte begründet, um wichtige Patienteninformationen weiterzugeben, jedoch auch um sich beispielsweise einen Kaffee zu holen. Laut Aussage der Pflegekräfte wären ca. 90% der ärztlichen Störungen nicht nötig gewesen (Schätzwert des Pflegepersonals). Diese Störungen der Pflegeübergabe zeigen, wie wenig Bedeutung die Ärzte der Pflegeübergabe beimessen. Es scheint ihnen oft nicht klar, dass eine konzentrierte Pflegeübergabe und somit die effektive Weiterleitung von Informationen, letztendlich auch für die Steigerung der Pflegequalität wichtig ist (vgl. Walther 1997: 17).
[...]
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2011
- ISBN (PDF)
- 9783955499464
- ISBN (Paperback)
- 9783955494469
- Dateigröße
- 525 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Hochschule Osnabrück
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- Pflege Klinik Krankenpflege Station Belegungsliste