Die Bewertung von temperaturbasierten Wetterderivaten
					
	
		©2011
		Bachelorarbeit
		
			
				54 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Wetterderivate basieren auf nicht handelbaren Underlyings wie die Temperatur und haben einen unvollständigen Markt. Aufgrund dieser Besonderheiten kommt es zu einem Problem bei der Bewertung. Es wurden bisher viele Modelle vorgeschlagen, es existiert jedoch kein einheitlicher Ansatz. Diese Arbeit versucht, die Bewertung anhand des bekannten Modells von Alaton, Djehiche und Stillberger (2002) darzustellen. Um die Bewertung durchführen zu können, wird die Temperatur unter einem Ornstein-Uhlenbeck-Prozess mit einer Brownschen Bewegung modelliert, wodurch die Temperatureigenschaften bestimmt werden können. Die Bewertung erfolgt risikoneutral und der Preis einer HDD-Option wird dabei unter einem Martingalmaß bestimmt. Bei CDD-Optionen erfolgt die Preisbildung mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation. Außerdem muss das Modell an den tatsächlichen Markt angepasst werden, wo der Marktpreis des Risikos ins Spiel kommt. Dieser Wert wird im risikoneutralen Modell als konstant angenommen. Es wird aber auch gezeigt, dass in der realen Welt diese Annahme nicht praktizierbar ist, was insbesondere anhand von weiteren Ansätzen deutlich wird.
			
		
	Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis 
AR   
Autoregressive 
ARCH 
Autoregressive Conditional Heteroskedasticity 
ARMA Autoregressive-Moving 
Average 
AvT Average 
Temperature 
BS
Black & Scholes 
CAR  
Continuous Autoregressive 
CAT  
Cumulative Average Temperature 
CDD Cooling-Degree-Day 
CME 
Chicago Mercantile Exchange (Chicagoer Börse) 
DAT  
Daily Average Temperature (tägliche Durchschnittstemperatur) 
DD
Degree-Day 
DSM 
Daily Simulation Method 
EDD Energy-Degree-Day 
(Energiegradtag) 
GTZ  
Gradtageszahlenindex 
GARCH 
Generalized Autoregressive Conditional Heteroscedasticity  
HDD
Heating-Degree-Day 
IFS  
Intelligent Financial Systems  
IVSM 
Index Value Simulation Method 
LIFFE  
London International Financial Futures Exchange  
OTC
Over-the-Counter 
WIRE 
Worldwide Intellectual Resources Exchange  
 WRMA 
Weather Risk Management Association 
Symbolverzeichnis 
Konstante 
Geschwindigkeit der Mean Reversion 
( )  
Verschiebungsoperator 
Schätzer für die Geschwindigkeit der Mean Reversion 
Tick Size
,
GARCH-Parameter
 Der lineare Erwärmungstrend 
,
 GARCH-Parameter 
Parameter des Trends
( )  
Verschiebungsoperator 
,
Terme im erweiterten Ornstein-Uhlenbeck Modell von Huang et al. 
Amplitude 
Wert einer europäischen Call-Option auf kumulierte CDDs 
  Anzahl der CDDs innerhalb einer Kontraktperiode 
Kovarianz   
( )  
Preis einer HDD-Call-Option 
Parameter der Fourier-Reihe der Ordnung 
  Stochastische Differentialgleichung für die Temperatur 
Parameter der Fourier-Reihe der Ordnung 
P    
Ableitung einer Variable 
Erwartungswert unter Normalverteilung 
Erwartungswert unter dem Q-Maß 
Störterm 
 Störterm 
F-adaptierter stochastischer Prozess 
Eine beliebige Funktion 
Anzahl der HDDs innerhalb einer Kontraktperiode 
Zeit in Tag(en) 
Anzahl der Tage in einem Monat (
) 
Strike Level 
L
Ordnung der Autoregression 
Marktpreis des Risikos 
M
Ordnung des deterministischen Polynoms 
Zeit in Monaten 
Erwartungswert unter einem Q-Maß 
Erwartungswert bei Normalverteilung 
Verteilungsfunktion einer Normalverteilung 
Tage in einem Monat 
Tage innerhalb einer Kontraktperiode 
= 2 /365
P
Ordnung der Fourier-Reihe 
Wert einer europäischen Put-Option auf kumulierte CDDs 
( )  
Preis einer HDD-Put-Option 
Phasenverschiebung 
Kumulierte Verteilungsfunktion einer Normalverteilung 
Variable für die Autoregression  
Q
Ordnung der Fourier-Reihe 
risikoloser Zinssatz 
Erwartete Rendite in der risikoneutralen Welt 
Anfangszeitpunkt der Kontraktperiode 
Saisonale Komponente  
Quadratische Variation 
Varianz unter einem Q-Maß 
Standardabweichung 
Zeit 
Temperatur an einem Tag 
Maximale Temperatur an einem Tag
Minimale Temperatur an einem Tag
Mittlere Temperatur zur Zeit 
linearer Trend 
Regression von 
Vorher vereinbarte Zahlung für jeden CDD über dem Strike 
Q-Wiener Prozess 
Varianz bei Normalverteilung 
Varianz 
Standard-Brownsche Bewegung 
Lösung einer stochastischen Differenzialgleichung  
Approximation von 
Auszahlung einer HDD-Call-Option 
Anfangswert der Temperatur zu Beginn der Kontraktperiode 
(
= )
Auszahlung einer HDD-Put-Option 
,
,
,
Parameter im Temperaturmodell von Huang et al. 
Anhangsverzeichnis  
Abbildung 1: 
Historische Nominalwerte der gehandelten Wetterderivate 1999-2008 
Abbildung 2: 
Tägliche Durchschnittstemperaturen gemessen am Flughafen Bromma  
                              in Stockholm 1989-1997 
Abbildung 3: 
Kurvendiagramme der Zeitreihen, Daily Average Temperature
I. EINFÜHRUNG 
Rund 80 Prozent der wirtschaftlichen Gesamtleistung in den Industrieländern wird vom 
Wetter beeinflusst (Handelsblatt, 2008). Durch Versicherungsverträge können sich 
Unternehmen gegen extreme Wetterereignisse schützen. Eine Möglichkeit, sich gegen alle 
auftretenden Wetterkonditionen abzusichern, besteht z.B. durch Wettderivate. Die 
Unternehmen können damit die Wetterrisiken und deren Einfluss kontrollieren. Dank 
Wetterderivaten muss sich deshalb bspw. ein Energieversorger nicht mehr vor einem milden 
Winter fürchten, der infolge der globalen Erwärmung eintreten kann. 
Die Vorstellung dieser innovativen Finanzinstrumente ist der Gegenstand dieser Arbeit. Sie 
konzentriert sich auf temperaturbasierte Wetterderivate, da die Temperatur in Bezug auf 
Wetter die wichtigste Rolle spielt. Das Augenmerk liegt hier auf der Bewertung von 
Wetterderivaten, wofür im Vorfeld durch Temperaturmodellierung die Basis geschaffen wird. 
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird die Frage beantwortet, warum bis heute kein 
einheitliches Modell für die Bewertung vorhanden ist und was Wetterderivate dabei von 
traditionellen Finanzderivaten unterscheidet. Um eine Antwort zu finden, werden 
verschiedene Modelle vorgestellt, wobei der risikoneutrale Ansatz in den Vordergrund 
gestellt wird.  
Die Vorgehensweise sieht wie folgt aus: Zuerst werden die allgemein Grundlagen erläutert. 
Dabei wird auf die Entstehung und die Struktur des Marktes eingegangen. Darauf folgt ein 
Abschnitt zu den Basisvariablen, in dem die wichtigsten Wetterindizes explizit beschrieben 
werden. Anschließend werden die Produkte vorgestellt, die in Optionen, Futures und Swaps 
unterteilt werden. Komplexere Strukturen bleiben außerhalb der Betrachtung. Das zweite 
Kapitel beinhaltet, aufbauend auf den Grundlagen vom ersten Kapitel, die Modellierung der 
Temperatur. Untersucht wird der stochastische Ansatz von Alaton, Djehiche und Stillberger 
(2002), die einen Ornstein-Uhlenbeck-Prozess verwenden. Dieses Modell dient als Grundlage 
für viele weitere Modelle und wird häufig in der Literatur als das Alaton-Modell definiert. Im 
nächsten Abschnitt werden zwei weitere Modelle von Huang, Shiu und Lin (2008) sowie 
Campbell und Diebold (2004) vorgestellt, die auf dem GARCH-Ansatz beruhen. Ersteres 
bietet eine Erweiterung des Alaton-Modells und Letzteres ist allgemein für den GARCH-
Ansatz in Verbindung mit Wetterderivaten bekannt, womit die Auswahl der Modelle 
begründet werden kann. Zum Ende des Kapitels werden weitere Ansätze zur 
Temperaturmodellierung aufgezählt, ohne auf empirische Details einzugehen.  
1
Der letzte und umfangreichste Teil der Arbeit bezieht sich auf die Bewertungsmodelle. 
Wichtig in diesem Kapitel ist die Darstellung der Problematik bei der Bewertung von 
Wetterderivaten, die zunächst erklärt wird. Im Vordergrund dieser Arbeit ist die risikoneutrale 
Bewertung, welche im nächsten Abschnitt beschrieben wird. Dieser Abschnitt basiert 
wiederum auf dem Alaton-Modell, welches ausführlich vorgestellt wird. Dabei wird auf die 
Preisbildung bestimmter Optionen und auf die Übertragung des Modells auf den Markt 
eingegangen. Nebenbei werden hier auch noch weitere risikoneutrale Ansätze kurz benannt.
Außer der risikoneutralen Bewertung gibt es auch andere Ansätze, welche dann im letzten 
Abschnitt erläutert werden.  
2
II. GRUNDLAGEN 
In diesem Kapitel werden die Grundlagen für Wetterderivate beginnend mit dem Markt 
dargestellt. Ziel dabei ist die Verdeutlichung der Besonderheit dieser Finanzinstrumente um 
eine Basis für die darauf folgenden Kapitel zu schaffen.  
2.1 Der Markt für Wetterderivate  
Der Markt für Wetterderivate entwickelte sich erst ab dem Jahre 1997 mit der Deregulierung 
des Energiesektors in den USA. Als Auslöser für diese Entwicklung kann das 
Wetterphänomen  El Nino betrachtet werden. El Nino verursachte in diesem Jahr einen 
vergleichbar milden Winter und erhebliche Temperaturschwankungen, sodass sich 
wettersensible Unternehmen eine Absicherung gegen diese Veränderungen suchten (Leistner, 
2008, S.76). Daraufhin erfolgte die erste Transaktion mit Wetterderivaten im September 1997 
zwischen zwei amerikanischen Energieunternehmen, Enron und Koch Industries. Enron 
plante eine Absicherung über einen Versicherungsvertrag (Prettenthaler et al., 2006, S.75). 
Aufgrund der hohen Prämien, welche die Versicherungen einbehielten, versuchte das 
Unternehmen zum ersten Mal die Absicherung über Derivate abzuschließen. Ziel war dabei, 
durch Temperaturschwankungen verursachte Änderungen der Stromabsatzmengen der beiden 
genannten Unternehmen im Laufe der Wintermonate auszugleichen (Prettenthaler et al. 2006, 
S.76). Damit entstand zum ersten Mal die Idee einer Absicherung von Mengen- und 
Absatzrisiken, wo es vorher nur das Hedging von Preisrisiken gegeben hatte. 
Energieversorger waren die Pioniere auf dem Wetterderivatenmarkt und machen heute noch 
den größten Anteil aus. Später haben sich dem Markt Unternehmen aus unterschiedlichen 
Branchen angeschlossen, welche als besonders wetterabhängig eingestuft werden können. 
Hierzu zählen u.a. die Landwirtschaft, die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie, die 
Textilindustrie, die Bauwirtschaft, der Tourismussektor und die Gastronomiebranche 
(Leistner, 2008, S.67). Ebenso können Versicherungsunternehmen, welche bis dahin die 
Absicherung von Katastrophenrisiken angeboten haben, ihr Geschäft durch Wetterderivate 
erweitern. Das Wetter beeinflusst die Unternehmen in ihren Absatz und die 
Beschaffungsmengen der jeweiligen Güter und somit kommt es zu Nachfrageschwankungen 
(Bucher, 2002, S.3).  
Der Markt für Wetterderivate ist wie der amerikanische Finanzmarkt strukturiert. Einerseits 
gibt es den Primärmarkt bzw. den Freiverkehrshandel als Netzwerk außerhalb der 
Verantwortung der Börse, welcher als Over-the-Counter-Markt (OTC) bezeichnet wird 
3
(Bari/Mraqua, 2006, S.2). Wichtiger Vorteil des OTC-Handels ist, dass die 
Vertragsbedingungen individuell vereinbart und somit an spezifische Wetterkonditionen bzw. 
Kundenbedürfnisse angepasst werden können. Auf der anderen Seite gibt es als 
Sekundärmarkt die Börse, wo die Verkäufer öffentlich zwischen standardisierten Kontrakten 
handeln. Zu ihren Vorteilen zählen geringere Transaktionskosten, geringeres Kreditrisiko und 
die Erreichbarkeit größerer Kundenkreise. Außerdem haben hier ebenso kleinere Investoren 
mit kleinen Transaktionen die Möglichkeit, ihre Geschäfte abzuwickeln (Salm, 2008, S.11). 
Nach seiner Entstehung bestand der Markt aus reinem OTC-Handel. Der Börsenhandel 
(Sekundärmarkt) begann erst im September 1999 auf der Chicago Mercantile Exchange
(CME) (Leistner, 2008, S.79). Hier werden standardisierte Produkte angeboten. Allerdings 
findet der Großteil der Geschäfte immer noch auf dem OTC-Markt statt (Handelsblatt, 2008). 
Es existierten außerdem internetbasierte Handelsplattformen, wobei die meisten sich als 
Problemfälle erwiesen und aufgegeben wurden. Bisher durchgesetzt haben sich zwei führende 
Online-Plattformen:  Intelligent Financial Systems (IFS) von der Börse LIFFE (London 
International Financial Futures Exchange) und Worldwide Intellectual Resources Exchange 
(WIRE) (Leistner, 2008, S.79). 
In Europa zeigte der Markt eine verspätete Entwicklung. Der erste Einsatz von 
Wetterderivaten erfolgte in Frankreich zwischen Scottish Hydro Electric und Enron im Jahre 
1998. Hier begann der Börsenhandel erst ab 2001 an der führenden Derivatenbörse LIFFE 
(Hee/Hofmann, 2006, S.39). In Deutschland wurde erstmalig im Jahre 2000 zwischen der 
französischen Bank Société Générale und den Wirten des Oktoberfestes ein Kontrakt 
abgeschlossen. Das Ziel war dabei die Absicherung des Oktoberfestes mit einem 
Niederschlagsderivat gegen Einnahmeausfälle durch niedrigere Besucherzahlen bei eventuell 
eintretendem Regen (Hee/Hofmann, 2006, S.39) Der Anteil der europäischen Beteiligung am 
globalen Markt betrug 30%, wobei noch Kapazitäten zur Ausweitung vorhanden sind 
(Prettenthaler et al., 2006, S.76). Im Bezug auf Europa ist für einen effektiven Ausbau an 
erster Stelle die Deregulierung des Marktes wichtig. Weiterhin erforderlich ist die bessere 
Verfügbarkeit von qualitativen Wetterdaten, da deren Beschaffung trotz teilweise geringer 
Qualität sehr hohe Kosten verursachen können. Hier muss man noch erwähnen, dass diese 
Kosten in Europa erheblich höher sind als in den USA (Salm, 2008, S.10). Außerdem muss 
der Markt einen größeren Anteil an potenziellen Teilnehmern gewinnen, um die Liquidität zu 
erhöhen. Denn einem Markt, welcher nur aus Absicherungsgeschäften besteht, fehlt es häufig 
an ausreichender Liquidität (Leistner, 2008, S.86). Dabei existieren wiederum für die 
Investoren einige Probleme wie beispielsweise die fehlende Preistransparenz oder die 
4
regulatorischen Beschränkungen hinsichtlich Investitionen. Das entscheidende Problem ist 
dennoch, dass bisher keine einheitliche Bewertung allgemein akzeptiert wurde (Leistner, 
2008, S.87f.).  
Abbildung 1 zeigt die Nominalwerte der gehandelten Wetterderivate bis 2008. In 2008 ist im 
Vergleich zu 2007 ein Anstieg von 19 auf 32 Milliarden Dollar zu sehen, wobei der 
Höhepunkt mit 45 Milliarden bereits in 2005/2006 erreicht wurde. Die Entwicklung zeigt aber 
deutlich, dass der Markt für Wetterderivate sich seit der Entwicklung sehr schnell gewachsen 
ist. Nach einem Bericht der WRMA (Weather Risk Management Association) betrug der 
geschätzte Nominalwert der Wetterderivate, die in 2008/2009 gehandelt wurden, 15 
Milliarden US-Dollar. Im vorangegangenen Jahr betrug dieser Wert 32 Milliarden. Das 
Handelsvolumen lag im Zeitraum von April 2008 bis März 2009 bei 601.000 Kontrakten, 
welches in der Periode 2007/2008 bei 985.000 Kontrakten lag (STORM, 2009). Somit ist ein 
wieder nach 2008 ein Rückgang des Handels zu beobachten. Für die Ursachen dieser 
Entwicklung gibt es keine näheren Informationen. Eine mögliche Ursache könnte die in 2008 
entstandene Finanzkrise sein. Da bei Wetterderivaten die Bewertung bisher noch unklar 
geblieben ist, sind diese Produkte nach der Finanzkrise eventuell kritisch betrachtet worden.  
Tatsache ist, dass bis dahin immer mehr wettersensible Branchen den Wetterrisikomarkt für 
sich erkannt haben, da das Wetter einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Leistung 
vieler Branchen hat. 
2.2 Basisvariablen 
Nachdem ein Einblick in den Markt für Wetterderivate geschaffen wurde, werden in diesem 
Abschnitt die Basisvariablen für diese Derivate vorgestellt, bevor zu den Produktarten 
übergegangen wird. Wie bereits erwähnt, hängt der Wert eines Derivates vom Wert anderer 
Variablen ab. Der Unterschied von Wetterderivaten zu anderen Derivaten liegt darin, dass 
ihre Basisvariable keinen monetären Wert hat und dass diese Derivate nicht handelbar sind 
(Hee/Hofmann, 2006, S.25). Solche Kontrakte wie Wetterderivate, bei denen Risiken 
ausgetauscht werden und deren Auszahlungen von unsicheren Variablen abhängen, werden 
auch Contingent Claims bezeichnet
Für Wetterderivate eingesetzte Basisvariablen werden in Form eines Indexes erfasst, welcher 
die entsprechenden Ausprägungen über einen bestimmten Zeitraum widerspiegelt 
(Hee/Hofmann, 2006, S.25). Diese Indizes sind unter anderem Temperatur, Niederschlag, 
Windgeschwindigkeit und Sonnenstunden pro Tag, wobei der Temperatur mit Abstand die 
5
größte Bedeutung zugewiesen wird. Eine Ursache dafür liegt in der Entwicklung des Marktes, 
welcher durch zwei Energieversorger entstand. Denn die Temperatur hat einen wesentlichen 
Einfluss auf den Umsatz der Energieunternehmen und ist gleichzeitig für die Endverbraucher 
von größter Bedeutung (Leistner, 2008, S.47). Weiterhin haben historische Temperaturdaten 
größtenteils eine gute Qualität im Vergleich zu anderen Basisvariablen und sind leicht zu 
erwerben (Hee, 2006, S.26). Aus den genannten Gründen bezieht sich diese Arbeit auf 
temperaturbasierte Derivate. 
An der CME gibt es verschiedene Indizes für die gehandelten Verträge. Als Grundlage für die 
meisten Indizes wird die tägliche Durchschnittstemperatur (DAT, Daily Average 
Temperature) verwendet. Für die Berechnung werden die Maximum- und 
Minimumtemperaturen eines bestimmten Tages   benötigt (Ritter, 2009, S.10). 
=  
+ 
2
(2.1)
2.2.1 Degree-Day-Indizes 
Temperaturschwankungen verursachen finanzielle Risiken. Um diese Schwankungen 
gegenüber einer Referenztemperatur zu messen, entstand das Konzept der Degree-Days (DD).
Der Begriff stammt aus dem 20. Jahrhundert von amerikanischen Heizungsingenieuren. Nach 
ihren Beobachtungen erhöht sich der Energieverbrauch, sobald die Temperaturen unter 18°C 
(65°F) liegen. Zudem steigen die Absätze für Energie aufgrund des Einsatzes von
Klimaanlagen bei Temperaturen über 18°C (Hee/Hofmann, 2006, S.26). 
Ein Energiegradtag oder Energy-Degree-Day (EDD) ist die Abweichung von ein Grad der 
täglichen Durchschnittstemperatur zum Referenzwert. Die Durchschnittstemperatur wird als 
arithmetisches Mittel von Minimum und Maximum der jeweiligen Tagestemperaturen 
ermittelt. Bei Temperaturen über 18°C spricht man von Cooling-Degree-Days (CDD) und bei 
denen unter 18°C von Heating-Degree-Days (HDD) (Hee/Hofmann, 2006, S.27). Die Anzahl 
der HDDs ist von der Kälte im Winter abhängig; je kälter es ist, desto mehr HDDs gibt es. Sie 
werden im Zeitraum von November bis März ermittelt. Umgekehrt erhält man mit steigenden 
Temperaturen mehr CDDs, welche in den Sommermonaten Mai bis September ermittelt 
werden (Brix et al., 2005, S. 11f.). Die Monate April und Oktober werden in der Messung 
nicht berücksichtigt und in der Literatur als shoulder months bezeichnet (Leistner, 2008, 
S.50). Die Formeln zur Berechnung der Tageswerte sehen folgendermaßen aus (Alaton et al., 
2002, S.4): 
6
= max{18 -   , 0},
(2.2)
= max{ -   18, 0}
(2.3)
wobei   der Temperatur an einem Tag   entspricht. Mit der Summe der einzelnen HDD- und 
CDD-Werte innerhalb einer Periode wird der Index für die gesamte Periode bzw. Saison 
gebildet (Alaton et al., 2002, S.5): 
=  
=  
(2.4)
Bei einem CDD-Kontrakt werden alle Tageswerte auf null zurückgestuft, wenn die 
Temperaturen niedriger als 18°C sind. Daher kann ein effizienter Einsatz von CDDs in kalten 
oder warmen Sommersaisons nur bei größeren Abständen vom Referenzwert erfolgen 
(Leistner, 2008, S.51). Der Wert eines HDD oder eines CDD ist gleich null, wenn die 
Temperatur genau dem Referenzwert entspricht. Also kann keiner von den beiden Indizes 
jemals einen negativen Wert annehmen (Brix et al., 2005, S.15).  
Degree-Days finden in Europa weniger Anwendung als in den USA. Erste und wichtigste 
Barriere sind die milden Sommermonate in den meisten europäischen Ländern mit 
durchschnittlichen Temperaturen um die 18°C (Leistner, 2008, S.50). Stattdessen werden
andere Basisobjekte verwendet. Im Winter wird statt HDD ein Gradtageszahlenindex (GTZ) 
eingesetzt, bei dem die Differenz zwischen den mittleren täglichen Außentemperaturen unter 
15°C und einer mittleren Raumtemperatur von 20°C gewählt wird. Im Sommer wird 
alternativ zum CDD-Index der Average Temperature Index (AvT) zum Einsatz gebracht, 
welcher im nächsten Abschnitt näher erläutert wird (Schäfer, 2005, S.8). 
2.2.2 Average Temperature-Indizes  
Als Alternative zum CDD-Index erwies sich der AvT-Index besonders in Europa als 
erfolgreich, da sich die Übertragbarkeit der DD-Indizes auf die europäischen 
Wetterverhältnisse als unpraktisch erwies. Hier wird die durchschnittliche Temperatur aus 
dem arithmetischen Mittel der täglichen Durchschnittstemperaturen ermittelt (Hee/Hofmann, 
2006, S.29). In dieser Rechnung wird kein Referenzwert in Betracht gezogen, wodurch der 
AvT-Index in Europa immer interessanter wurde und die LIFFE auf durchschnittliche 
Temperaturen basierende monatliche Wetterindizes für den Winter entwickelte. Denn die 
7
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Erstausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2011
 - ISBN (Paperback)
 - 9783956840029
 - ISBN (PDF)
 - 9783956845024
 - Dateigröße
 - 1.6 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
 - Erscheinungsdatum
 - 2015 (Februar)
 - Note
 - 1,7
 - Schlagworte
 - Kapitalmarkttheorie Kapitalmarkt GARCH Degree-Day-Indizes Swaps
 - Produktsicherheit
 - BACHELOR + MASTER Publishing