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China im Diamanten-Modell: Wie wettbewerbsfähig ist die boomende Nation im Bereich Elektromobilität

©2013 Bachelorarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Kaum eine Nation wird in der breiten Öffentlichkeit so staunend und fasziniert verfolgt wie die Volksrepublik China. Seit den 1970er Jahren steigt das chinesische Wirtschaftswachstum und damit einhergehend auch die politische Einflussnahme aus dem Reich der Mitte. Die Volksrepublik China muss sich vor allem in hochqualifizierten Branchen profilieren, um seine Wirtschaftskraft zu stärken und somit die USA als Wirtschaftsmacht abzulösen.
Die Elektromobilität ist eine komplexe, nachhaltige und ökologische Branche, in der nur hochqualifiziertes Personal tätig sein kann. Die Elektromobilität kann jeder Nation als Wirtschaftsindikator dienen, da nur Staaten mit hochqualifiziertem Humanvermögen, einer effektiven Logistik- und Infrastruktur und anderen bedeutenden Ressourcen die Herausforderungen dieser Branche bewältigen können.
Deswegen setzt sich diese Ausarbeitung zum Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit Chinas auf dem Segment der Elektromobilität zu analysieren. Die Ergebnisse können somit die chinesische Wirtschaft repräsentieren und gegebenenfalls zu Verbesserungsvorschlägen inspirieren.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.2.2 Inländische Nachfragekonditionen

Der zweite Bereich des Diamanten umfasst die inländische Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen von Unternehmen oder Staaten. Die Nachfragebedingung kann nach drei Eigenschaften gegliedert werden:[1]

Zum einen besteht eine qualitative Nachfragebedingung im Bereich der Zusammensetzung. Inlandsnachfrager können inländischen Unternehmen als Indikator dienen.[2] Dabei können Unternehmen ihre Produkte schnell und dynamisch optimieren, indem Erfahrungen und Meinungen von Inlandskonsumenten erkannt und diese in die Unternehmensplanung eingeführt wird. Der Wettbewerbsvorteil entsteht dadurch, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten schnell und richtig erkannt werden. Der strategische Vorteil eines Inlandsunternehmens besteht darin, dass die Kultur und Mentalität der Nachfrager bekannt sind. Durch das Kaufverhalten oder durch Publikationen in verschiedenen Medien können inländische Unternehmen schnell agieren, wenn bestimmte Produkte unerwünscht sind. Das schnelle Reagieren auf Nachfrageverschiebungen kann bei Inlandsunternehmen im Vergleich zu ihren ausländischen Konkurrenten zu höherem Wachstum und höheren Marktanteilen führen.[3]

Der Bereich Zusammensetzung kann noch weiter in die Teilbereiche Segmentstruktur der Nachfrage, anspruchsvolle und schwierige Käufer sowie in antizipatorische Käuferbedürfnisse unterteilt werden.

Unter der Segmentstruktur der Nachfrage versteht man die Verteilung der Nachfrage nach bestimmten Artikeln. Segmentstrukturen daheim sollen die Überlegenheit der inländischen Unternehmen reflektieren. Wirtschaftlich große Segmente werden von den heimischen Unternehmen als wichtig erachtet, so dass Produktionsprozesse und Absatzpolitik von heimischen Unternehmen gestaltet werden. Kleine und nicht gewinnbringende Segmente werden von ausländischen Unternehmen bewirtschaftet.[4]

Kleine Länder können aufgrund dieser Segmentstruktur in Bereichen ihrer Heimat mit hoher Nachfrage wettbewerbsfähig sein, da in ihrem Land eine hohe Nachfrage nach diesem Segment besteht. Obwohl dieses Segment im Ausland eine wirtschaftlich geringe Rolle spielt, kann die Nachfrage nach diesem Segment trotzdem höher sein als im Inland.[5]

Eine weitere Besonderheit stellen die anspruchsvollen und schwierigen Käufer dar. Anspruchsvolle Käufer können Privatpersonen, Unternehmen oder staatliche Institutionen sein. Je gebildeter und kritischer die einheimischen Käufer sind, umso schwieriger können ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Inlandsunternehmen können kritische Nachfrager dahingegen nutzen, um ihre Prozesse im Bereich der Forschung und Entwicklung zu verfeinern um somit eine höhere Produktqualität zu erreichen. Als Beispiel führt Porter die japanischen Klimaanlagen ein, die internationale Erfolge erzielten, weil sie klein und kompakt sind. Aufgrund der heißen Witterungsverhältnisse werden Klimaanlagen in Japan stark nachgefragt. Japanische Wohnungen sind aber klein, so dass große Klimaanlagen ineffizient wären. Um auch hohen Stromkosten entgegen zu treten, stellten japanische Unternehmen kleine und stromsparende Drehkompressoren her, die auch neben anderen kompakten und tragbaren Produkten aus Japan internationale Erfolge einbrachten.[6]

Unterschiedliche Nationen verfügen über unterschiedliche Wertesysteme. Die japanische Kameraindustrie ist führend in der Welt, da die japanischen Nachfrager gerne mit ihren Familien verreisen und dabei fotografieren. Deutsche Autos sind ausdauernd und leistungsstark, da die deutschen Konsumenten schnelle und lange Fahrten auf Autobahnen, die teilweise mit unbeschränkter Geschwindigkeit befahren werden, schätzen. Die Vorlieben der Amerikaner spielen sich im Bereich der Unterhaltung nieder. Sport, Kino, Musik und Fernsehen sind Branchen, in denen die Amerikaner im internationalen Vergleich führend sind.[7]

Unterschiedliche Wertesysteme mit unterschiedlichen Neigungen führen laut Porter zu einer wirtschaftlichen Wettbewerbsstärke, da sich die jeweiligen Inlandsunternehmen differenzieren und spezialisieren können.[8]

Die dritte Besonderheit beinhaltet das antizipatorische Käuferbedürfnis. Die einheimischen Nachfrager repräsentieren Bedürfnisse, die auch z.T. internationale Kaufinteressenten widerspiegeln.[9] Dadurch können Produkte und Dienstleistungen im einheimischen Markt angeboten, analysiert und ggf. verbessert werden, um auf internationalen Märkten zu agieren.

Politische oder soziale Normen können nationale Bedürfnisse definieren, deren Befriedigung nachhaltig industriell erfolgt.[10] Die Pflege von Behinderten in Schweden hat eine ganze Industrie erschaffen, zu der Medikamente, Personal usw. gehören. Deswegen zählt die schwedische Industrie im Bereich der Sozialpolitik als Weltspitze, die auch für langfristiges Wirtschaftswachstum sorgt.[11]

Die zweite Eigenschaft der Nachfragegröße und Wachstumsmuster kann Unternehmen sowie Staaten in einer Branche zu einem Wettbewerbsvorteil verhelfen.

Die Größe des Inlandsmarktes verstärkt den Wettbewerbsvorteil, wenn es zu Einsparungen durch die Erhöhung der Produktionskapazität oder durch das Lernen und somit zu einer effektiveren Bewirtschaftung kommt. Andererseits stellen Einsparungen oder Investitionen für die Unternehmen große Risiken dar, die durch eine große Anzahl an Inlandsnachfragern kompensiert wird. Indem der Unsicherheitsgrad verringert wird, ermutigt es die Unternehmen, höhere Investitionsvolumen im Anlagevermögen zu tätigen und ihre Forschung stärker zu betreiben.[12]

Die große Inlandsnachfrage kann für die einheimischen Unternehmen nur als Vorteil bewertet werden, wenn die Bedürfnisse der Nachfrager im Inland auch auf die Bedürfnisse der Nachfrager im Ausland übertragbar sind. Der stark verbreitete land-wirtschaftliche Sektor in den Vereinigten Staaten führte zu einer hohen Nachfrage nach Mähdreschern. Die von amerikanischen Unternehmen produzierten Mäh-drescher waren für den europäischen Raum aufgrund klimatischer und niederlassungsvorschriftlicher Unterschiede ungeeignet. Das deutsche Unternehmen Claas konnte hingegen Mähdrescher produzieren, die leistungsstark und flexibel anwendbar waren. Dadurch konnte sich das Unternehmen europaweit breit positionieren.[13]

Ein großer Inlandsmarkt sollte daher mit vielen Anbietern und einheimischen Konkurrenten untereinander korrelieren und im Wettbewerb stehen. Dadurch wäre auch gewährleistet, den ausländischen Markt zu berücksichtigen und dort weitere Potentiale auszuschöpfen.[14]

Ein wachsender Inlandsmarkt führt zu hohen Investitionen in verschiedenen Branchen.[15] Bei wachsenden Märkten neigen Unternehmen dazu, neue Technologien aufzukaufen um dadurch in neue Anlagen oder Produkte einzuzahlen. Das Risiko verringert sich für die Unternehmen, da durch das Wachstum mehr Nachfrager zusätzliches Einkommen verdienen, welches sie durch verschiedene Güter konsumieren können.[16]

Der Wettbewerbsvorteil kann auch durch das frühe Eindringen bzw. einer frühen Sättigung erfolgen. Durch das frühe Eintreten in dem inländischen Nachfragemarkt können sich einheimische Unternehmen aufstellen und temporär Marktanteile gewinnen. Eine frühe Sättigung hingegen verlangt Innovationen im Bereich des Preises oder der Produktmerkmale, um die alten Güter zu substituieren. Bei der Sättigung des Inlandsmarktes steigt für Unternehmen der Anreiz, ausländische Märkte zu erschließen um dadurch auch höhere Umsätze zu generieren. Auch bei dem frühen Eintreten bzw. der frühen Sättigung spricht man nur dann von einem Wettbewerbsvorteil, wenn die entstehenden Innovationen, Produkte und Dienstleistungen auch im ausländischen Markt zur Bedürfnisbefriedigung dienen.[17]

Desweitern können eine Vielzahl an Käufern durch ihre Erfahrungen und Meinungen verschiedene Variationen an Marktinformationen bieten, die den einheimischen Unternehmen zur Erstellung innovativer Produkte dienen.[18]

Die Internationalisierung der Inlandsnachfrage stellt die dritte und letzte Eigenschaft der Nachfragebedingung dar.

Inlandsnachfrager, die mobil sind und viel reisen, kaufen aus Motiven wie Produkttreue auch im Ausland ihre einheimischen Waren. So können die inländischen Gesellschaften erste Absatzerfolge und höhere nachfragen im Ausland verbuchen.[19] Auf der anderen Seite können inländische Wünsche und Bedürfnisse auf ausländische kommuniziert werden, wenn diese z.B. im Zuge einer Ausbildung zeitlich begrenzt einwandern. Diese lernen Praktiken kennen, die sie bei der Abreise in ihre Heimat mitnehmen und dort weiter verbreiten. Werkezuge und Maschinen, die sie während ihrer Ausbildung benutzt haben, wollen sie auch in ihrer Heimat gebrauchen.[20]

2.2.3 Verwandte und unterstützende Branchen

Laut Porter kann ein Unternehmen eine nachhaltige Wettbewerbspositionierung erst dann erreichen, wenn eine wirkungsvolle Beziehungen zu seinen Lieferanten besteht.[21] International agierende Zulieferer bieten dem Unternehmen die Möglichkeit, neue Technologien zu erkennen und schnell an Informationen zu gelangen. Dadurch kann sich das Unternehmen im ausländischen Markt schnell und kostengünstig einbringen.[22] Daher gelten Zulieferer nach Porter als unterstützende Branche.

Verwandte Branchen sind nach Porter diejenigen Unternehmen, mit denen gemeinsam koordiniert, geforscht, entwickelt und produziert wird.[23] Die produzierten Güter werden als Komplementärgüter bezeichnet. Typische Komplementärgüter sind Automobile und Kraftstoffe.[24] Wenn die Preise an Kraftstoffen steigen, verringert sich die Nachfrage nach Automobilen, da beide Güter gemeinsam verbraucht werden und somit das Gesamteinkommen eines Haushaltes geringer wird.[25] Wenn der Preis des einen Gutes steigt, verringert sich bei Komplementärgütern die nachgefragte Menge des anderen Gutes.[26]

Durch das Vorhandensein handelnder verwandter Branchen erhalten einheimische

Unternehmen Informationen und Technologietransfer auf den internationalen Märkten. Dabei gelingt aufgrund der kulturellen und räumlichen Nähe der Austauschprozess schneller.

Tab.1 zeigt, wie häufig verwandte Branchen bei länderspezifischen Aktivitäten international wettbewerbsfähig sind:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: International wettbewerbsfähige verwandte Branchen, Quelle: Porter, S. 129

Heimische Unternehmen bilden gelegentlich Allianzen, um Vertriebskanäle und Marketinginstrumente gemeinsam zu nutzen. Dadurch können Kosten eingespart und ein Eintritt in den ausländischen Markt schnell vollzogen werden. Nebenbei profitieren auch die komplementären Güter von den neuen Märkten und der wachsenden Nachfrage.[27]

2.2.4 Unternehmensstrategie, Struktur und Konkurrenz

Das vierte und letzte Hauptelement des Diamanten beschreibt die Unternehmensstrategie, Struktur und die Art der heimischen Konkurrenz.

Unternehmensführung gestaltet sich international unterschiedlich. Je nach Nation herrschen auch unterschiedliche Wertevorstellungen und Meinungen ggü. Autorität oder soziales Handeln, welches sich auf die Unternehmensführung auswirkt.[28] Wo in Italien nur ein Chef flexibel leitet, wird die Führung in Deutschland durch technisch ausgebildete Manager zur Produktivitätsverbesserung übernommen. Diese Variante ist in komplexen Entwicklungsprozessen gefragt, da durch eine effektive Arbeitsteilung und disziplinierten Arbeitsvorgang neben der Produktion auch andere Bereiche wie der Kundendienst verfeinert werden.[29]

Eine nachhaltige Strategie kann nur eingeführt werden, wenn die Unternehmensziele klar und deutlich vordefiniert wurden. Aufgrund International unterschiedlicher Normen kann laut Porter nur ein Wettbewerbsvorteil entstehen, wenn in Qualifikation und in soziale Kompetenz investiert wird.[30] Das wechselseitige Zusammenspiel zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmern aus unter-schiedlichen Kulturkreisen kann dabei nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen.[31]

Eine starke inländische Konkurrenz führt zu einer Etablierung der heimischen Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Der nationale Wettbewerb führt zu einer Qualitätssteigerung der Produkte, die durch Innovationen einhergehen.[32] Durch potentielle Verluste an nationalen Marktanteilen drängen die Konkurrenten auch dazu, in ausländische Märkte einzutreten. Ein Unternehmen kann auch im Ausland hohe Marktanteile und Umsätze erzielen, ohne im einheimischen Markt besondere Erfolge erzielt zu haben.[33]

2.2.5 Die Rolle des Zufalls

Viele Unternehmen und Branchen verdanken ihre Erfolge auch Zufallsereignissen. Der Faktor Zufall wird laut Porter als Geschehnis definiert, welches Staaten und Unternehmen außerhalb ihrer Möglichkeiten beeinflusst. Zufallsereignisse, die eine erhebliche Bedeutung zur Erreichung von Wettbewerbsvorteilen haben, sind entstehende Kriege, zufällige Entdeckungen, revolutionär- technologische Fortschritte usw. Diese Vorfälle können die Marktpositionen etablierter Unternehmen loslösen und anderen Unternehmen die Möglichkeit bereitstellen, den herkömmlichen Konkurrenten mit ihrer Marktmacht zu verdrängen.[34]

Kriege zerstören Nachfragebedingungen und außenwirtschaftliche Verhältnisse. Im ersten Weltkrieg verlor das deutsche Unternehmen Bayer an Auslandsanlagen sowie an Ansehen, wodurch aber angelsächsische und schweizerische Chemieunternehmen an Bedeutungen gewannen.

Zufälle können Märkte sowie Branchen verschieben und verändern. Unternehmen und Gesellschaften, die offen und aktiv auf diese Veränderungen eingehen, können aus ihnen Wettbewerbsvorteile erreichen.[35] Darüber hinaus können durch eine effektive Logistik zufällig entstehende Produkte in die Gesamtnachfrage integriert werden. Das Insulin z.B. wurde zuerst in Kanada isoliert. Da es damals an der Nachfrage, dem unternehmerischen Potential sowie der Infrastruktur fehlte, wuchs das Insulin durch amerikanische und dänische Unternehmen als erfolgreiches Medikament auf. Dabei wurde Forschung betrieben, Zulieferindustrien erschaffen und die Meinung der inländischen Nachfrager reflektiert, ob dieses Medikament denn auch einen Nutzen für sie beinhaltet.[36]

Zufällige Ereignisse können in Nationen, wo der Diamant aktiv betrieben wird, zu ökonomisch relevanten Wettbewerbsvorteilen führen. Die Zufallsereignisse werden vielmehr durch das Diamantenmodell auf seine Wirtschaftlichkeit geprüft.[37]

2.2.6 Die Rolle des Staates

Staatliche Subventionen können das Konsum- sowie Sparverhalten beeinflussen. Der Sparerpauschbetrag ist eine von der deutschen Bundesregierung im Jahre 1975 eingeleitete Steuersubvention, um die Sparfähigkeit der Bürger zu fördern.[38]

Trotz der Unsicherheit, ob die Subvention eine Verhaltensreaktion bei den Individuen beeinflusst, wird diese vom Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut an der Universität zu Köln als geeignetes Instrument zur privaten Altersvorsorge bewertet.[39]

Die Einführung der Tabaksteuer hatte neben der Erzielung von Steuereinnahmen auch den Zweck, Menschen vom Rauchen abzuhalten und somit einen direkten Eingriff in die Konsumnachfrage zu realisieren.

Dieser Nebenzweck wurde durch die Einführung der Tabaksteuer gemäß Abb. 2 erreicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Einfluss der Tabaksteuer auf den Zigarettenkonsum, Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabstelle Krebsprävention, 2009

Staatliche Eingriffe beeinflussen einheimische Unternehmen bei der Erlangung von Wettbewerbsvorteilen nicht direkt.[40] Vielmehr beeinflussen diese Restriktionen und Regulierungen die Bestimmungsfaktoren.[41] Dieses wird in Abb. 3 schematisch dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Das Gesamtsystem, Quelle: Porter, nationale Wettbewerbsvorteile, S. 151

Außerdem kann der Staat als großer Abnehmer dienen und dadurch die Nachfrage nach Produkten erheblich steigern.[42] Jedoch soll sein zentrales Aufgabenspektrum darin liegen, Rahmenbedingungen zu stellen, die die inländischen Unternehmen wettbewerbsfähiger machen.[43]

2.3 Clusterbildungen

Unter Cluster versteht Porter eine Ansammlung wettbewerbsfähiger Unternehmen der gleichen Branche, die in einer Stadt oder Region entstehen.[44]

Im Ergebnis führen nicht die einzelnen Branchen die Nation zum ökonomischen Erfolg, sondern wechselseitig abhängige Beziehungen vertikaler und horizontaler Branchen. Eine vertikale Beziehung existiert zu Käufern und Lieferanten, eine horizontale Beziehung besteht zu Kunden und Vertriebskanälen.[45]

Gründe für die Entstehung von Clustern sind auf die Bestimmungsfaktoren des Diamanten zurückzuführen. Anspruchsvolle Nachfrager konsumieren qualitativ hochwertige Güter, deren komplexe Produktion von neu entstandenen oder bereits vorhandenen Zulieferunternehmen unterstützt wird.[46]

Cluster können auch in den freien Markt eingreifen und Angebot sowie Nachfrage steuern. Durch eine Ballung mehrerer Unternehmen kann es zu einer Innovations- sowie Produktivitätssteigerung kommen. Unternehmen gewinnen durch die dichte räumliche sowie kulturelle Distanz Einblicke an relevanten Informationen, Branchenverbänden sowie an fortschrittlichen Produktionsfaktoren. Unternehmen, die im Zuge der Clusterbildung neu gegründet werden, sind mit neuen, innovativen und originellen Ideen ausgestattet, von denen Unternehmen durch einen schnellen und einfachen Zugang profitieren können. Je größer auch der Cluster wird, desto interessanter wird er für nationale oder internationale Fachkräfte, in diesen Branchen tätig zu werden.[47]

3 Anwendung des Diamanten- Modells auf Chinas Elektromobilität

3.1 Grundlagen der Elektromobilität

Unter Elektromobilität wird ein neues Antriebskonzept verstanden. Dabei wird der Antrieb nicht durch einen Verbrennungsmotor, sondern durch einen Elektromotor betrieben.[48] Der dazu benötigte Strom soll aus erneuerbaren Energien wie der Windkraft oder der Solarzelle gewonnen werden, um die globalen Ressourcen zu schonen.[49] In dieser Untersuchung wird primär die Branche der Elektrofahrzeuge analysiert, da diese den ökonomisch sowie ökologisch bedeutenden Bereich der Elektromobilität umfasst. Die häufigsten Unterscheidungsmerkmale der Elektromobilität bei den Elektrofahrzeugen bilden

- Hybridfahrzeuge, bei der die Batterie beim Fahren durch den Verbrennungsmotor aufgeladen wird.
- Plug- in- Hybridfahrzeuge, bei der die Batterie durch das Stromnetz aufgeladen wird.
- Range Extendet Electric Fahrzeuge, bei der ein Verbrennungsmotor bei Bedarf Strom für den Elektromotor erzeugt.
- Batteriebetriebene Fahrzeuge, bei der die Energie für den Elektromotor ausschließlich aus der Batterie kommt, welches durch das Stromnetz aufgeladen wird.[50]

Durch die scheinbar unendliche Verfügbarkeit von Öl als Energieträger und ihre effektive Nutzung als Antriebskraft konnten sich die fossilen Ressourcen kurz nach der Erfindung von Automobilen durchsetzen. Indem sich fossile Brennstoffe verknappen und die CO2 – Emissionen aufgrund ökologischer Nachhaltigkeit reduziert werden müssen, entstehen neue Rahmenbedingungen, die die Durchsetzung der Elektromobilität als Antriebskraft fördern.[51]

Durch das stetig steigende Bevölkerungswachstum und mit ihrer einhergehenden Urbanisierung stellt die Elektromobilität ein kostengünstiges und ökologisch reines Bindeglied zwischen der wachsenden Anzahl der Menschen einerseits und dem politisch sowie wissenschaftlich geforderten Reduzierung der Treibhausgase andererseits dar.[52] Die Kontinente Europa, Nord- sowie Südamerika beheimaten mehr als 70% ihrer Menschen in Städten. Die Attraktivität der Städte nimmt aufgrund ihrer Kultur- und Arbeitsplatzangebote zu. Die steigende Urbanisierung produziert durch die einheimische ÖPNV und die Automobilnachfrage stetig CO2- Emissionen, welches den Treibhausgas- Effekt und die Klimaerwärmung fördert.[53] Elektrofahrzeuge können dem Berufsverkehr gerecht werden. Elektrobatterien und Hybrid- Antriebe lassen sich auf Bus und Bahn anwenden. Eine effiziente und ökologisch verbesserte Infrastruktur kann mithilfe der Elektromobilität entstehen.[54]

Neue Forschungsanstrengungen im Bereich der Lithium- Ionen- Batterien können elektrischen Fahrzeugen und somit dem ganzen Segment der Elektromobilität nach ihrer Nachfrage hin revolutionieren.[55]

Durch diese Batterien können längere Reichweiten von Fahrzeugen erreicht werden. Eine ausgebaute Infrastruktur wird jedoch benötigt, um die Elektromobilität international marktreif zu entwickeln. Dazu gehören Ladestationen im privaten Eigenheim, an Parkplätzen, Garagen sowie an Parkhäusern. Um diese zu gestalten, bedarf es der engen Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen der Automobilindustrie, Energiewirtschaft sowie den staatlichen Institutionen.[56]

[...]


[1] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 109

[2] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 110

[3] Vgl. Steinmann, Schreyögg, Management, 2005, S. 244-245, 247-250

[4] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 111

[5] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 112

[6] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 113

[7] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 113

[8] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 114

[9] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 115

[10] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 115

[11] Vgl. Marterbauer, Markus, Wohlfahrtsstaat, 1998, S. 6

[12] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 116- 117

[13] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 117

[14] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 118

[15] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 119

[16] Vgl. Welfens, Paul J.J., Wirtschaftspolitik, 2008, S. 221

[17] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 120- 121

[18] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 118

[19] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 121

[20] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 122

[21] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 128

[22] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 127

[23] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 129

[24] Vgl. Welfens, Paul J.J., Wirtschaftspolitik, S. 656

[25] Vgl. Frambach, Hans, Mikroökonomik, 2008, S. 53

[26] Vgl. Pindyck, Robert S./ Rubinfeld, Daniel L., Mikro, 2005, S. 52

[27] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 130

[28] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 133

[29] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 132

[30] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 137

[31] Vgl. Perlitz, Manfred, Internationales, 2004, S. 140

[32] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 141

[33] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 143

[34] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 148

[35] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 149

[36] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 150

[37] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 149- 150

[38] Vgl. Jung, Anna/ Thöne, Michael, Sparerfreibetrag, 2009, S. 364

[39] Vgl. Jung, Anna/ Thöne, Michael, Sparerfreibetrag, 2009, S. 396

[40] Vgl. Porter, Michael E., Advantage, 1990, S. 87

[41] Vgl. Alting, Christopher, S., Cluster, 2006, S. 36

[42] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 153

[43] Vgl. Alting, Christopher, S., Cluster, 2006, S. 37

[44] Vgl. Hirn, Wolfgang, Angriff, 2007, S. 155 u. 156

[45] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 97 u. 172

[46] Vgl. Porter, Wettbewerbsvorteile, 1991, S. 174

[47] Vgl. Alting, Christopher, S., Cluster, 2006, S. 37

[48] Vgl. Yay, Mehmet, Elektromobilität, 2010, S. 11

[49] Vgl. Reichert, Carolin/ Reimann, Katja/ Lohr, Jörg, Smart, 2012, S.459- 461

[50] Vgl. Nationale Plattform Elektromobilität, Fortschrittsbericht, 2012, S. 7

[51] Vgl. Spath, Dieter/ Pischetsrieder, Bernd, Potenzial, 2010, S. 11

[52] Vgl. Reichert, Carolin/ Reimann, Katja/ Lohr, Jörg, Smart, 2012, S.454 u. 455

[53] Vgl. Spath, Dieter/ Pischetsrieder, Bernd, Potenzial, 2010, S. 12

[54] Vgl. Brauner,G., Energiebereitstellung, 2010, S. 371 u. 372

[55] Vgl. Brauner,G., Energiebereitstellung, 2010, S. 371

[56] Vgl. Spath, Dieter/ Pischetsrieder, Bernd, Potenzial, 2010, S. 14

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2013
ISBN (PDF)
9783956845796
ISBN (Paperback)
9783956840791
Dateigröße
899 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,3
Schlagworte
Diamanten-Modell Porter Cluster Unternehmensstrategie Neuwagen

Autor

Okan Özisik wurde 1984 in Schwelm geboren. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal schloss der Autor im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad Bachelor of Science, Business Administration and Economics erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende theoretische Erfahrungen in der Branche der Elektromobilität. Fasziniert von chinesischer Kultur, Disziplin und Sprache, verbrachte der Autor drei Monate in China, um die Besonderheiten des Landes kennenzulernen und das wirtschaftliche Wachstum der Elektromobilität zu analysieren.
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