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Green Distribution: Bewertung ausgewählter Konzepte zur Realisierung einer nachhaltigen Distribution

©2013 Bachelorarbeit 57 Seiten

Zusammenfassung

Eine Studie der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) von 2012 prognostiziert eine mittlere globale Erwärmung der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts auf 3° bis 6° Celsius. Um dies zu verhindern, wurde das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf 2°Celsius zu beschränken. Dies erfordert geeignete Maßnahmen zum Emissionsschutz.
Ein Teil der Emissionen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid (CO2) wird von der Logistik, insbesondere dem Transportsektor, verursacht. In Deutschland befindet sich der Transport auf Rang zwei der CO2 Verursacher.
Der Fokus dieser Arbeit ist auf die Distributionslogistik gerichtet. Diese weist einen hohen Anteil an Transportleistungen auf und bietet das größte Potenzial in der Logistikkette für eine Realisierung von Nachhaltigkeitskonzepten.
Es werden Konzepte zur Effizienzsteigerung von Transporten beleuchtet, ebenso wie die Auswirkungen von Logistikimmobilien und deren nachhaltige Anordnung im Distributionsnetzwerk. Zudem werden geeignete Handlungsfelder für Nachhaltigkeitskonzepte in der Distributionslogistik aufgezeigt, um diese hinsichtlich ihres ökonomischen und ökologischen Potenzials sowie der Realisierbarkeit zu beurteilen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


V
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Maßnahmen zur Steigerung der Ökoeffizienz von Distributionszentren ... 20
Tab. 2: Pro und Contra eines dezentralisierten Distributionsnetzes. ... 29

VI
Abkürzungsverzeichnis
CO
2
Kohlenstoffdioxid
PCF
Product Carbon Footprint
LKW Lastkraftwagen


1
1. Einleitung
1.1 Relevanz und Abgrenzung des Themas
Politik und Gesellschaft stehen heutzutage vor gewaltigen Herausforderungen die
negativen Auswirkungen von globalem Wachstum und Industrialisierung in Grenzen
zu halten. Nach einer Studie der Organisation for Economic Co-operation and Deve-
lopment (OECD) von 2012, könnte sich die mittlere globale Erwärmung der Erde bis
zum Ende des Jahrhunderts auf 3° bis 6° Celsius belaufen, wenn heute keine ambiti-
onierten Maßnahmen eingeleitet werden.
1
Um dies zu verhindern wurde in der Ver-
gangenheit das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf 2°Celsius zu beschränken.
Zur Einhaltung dieses Ziels ist es notwendig, dass Politik und Gesellschaft sich ihrer
Verantwortung bewusst werden und gemeinsam Maßnahmen ergreifen. Auf der Sei-
te der Unternehmen ist bereits zu erkennen, dass es heute kaum mehr ein größeres
Unternehmen gibt, das keine Umweltschutzziele in seinen Unternehmensrichtlinien
verankert hat. Nun gilt es, diese Versprechen auch einzulösen und den Weg hin zu
einer nachhaltigen Entwicklung zu finden.
Ein Teil der Emissionen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid (CO
2
) wird
von der Logistik, insbesondere dem Transportsektor verursacht. In Deutschland be-
findet sich der Transport auf Rang zwei der CO
2
-Emissionsverursacher.
2
Dies macht
deutlich, dass in diesem Bereich bereits bestehende Konzepte weiter ausgebaut und
neue Lösungsansätze implementiert werden müssen, um den Anteil der Logistik an
den klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren. Die Verfolgung ökologischer Ziele
unterliegt dabei den Anforderungen des unternehmerischen Handlungskontextes.
Die Herausforderung in der Umsetzung nachhaltiger Konzepte ist es deshalb, ökolo-
gische als auch ökonomische Anforderungen miteinander zu verbinden und daraus
möglichst ein zweifaches Potenzial abzuleiten.
Der Fokus in dieser Arbeit soll speziell auf die Distributionslogistik gerichtet werden.
Sie weist einen hohen Anteil an physischen Transportleistungen auf und bietet da-
durch das größte Potenzial in der Logistikkette,
3
um durch die Realsierung von
Nachhaltigkeitskonzepten zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Besonde-
res Augenmerk wird daher auf Konzepte zur Effizienzsteigerung von Transporten ge-
1
Vgl. OECD (2012), S.5, Stand: 16.12.2012.
2
Vgl. Umweltbundesamt (2012b), o.S., Stand: 28.01.2013.
3
Vgl. World Economic Forum (2009), S.14, Stand: 13.01.2013.
1

2
richtet werden. Zudem sollen auch die Auswirkungen von Logistikimmobilien und de-
ren nachhaltige Anordnung im Distributionsnetzwerk Thema dieser Arbeit sein.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die Zielsetzung der Arbeit besteht darin, zunächst geeignete Handlungsfelder für den
Einsatz von Nachhaltigkeitskonzepten in der Distributionslogistik aufzuzeigen. Darü-
ber hinaus sollen diese Konzepte hinsichtlich ihres ökonomischen und ökologischen
Potenzials sowie der Realisierbarkeit beurteilt werden. Es soll dabei ausdrücklich
nicht nur der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Ein entschei-
dender Erfolgsfaktor für die Umsetzung in der Praxis ist, dass Nachhaltigkeitskonzep-
te auch wirtschaftlich konkurrieren können.
Die Arbeit gliedert sich insgesamt in fünf Kapitel. Im Anschluss an die Einleitung be-
ginnen in Kap. zwei die Ausführungen mit Erläuterungen zu den relevanten Grundla-
gen für die weitere Ausarbeitung. Im Zuge derer wird der Begriff Distribution analy-
siert und seine Bedeutung in der logistischen Kette diskutiert. Daraufhin wird veran-
schaulicht was unter dem Begriff der Nachhaltigkeit zu verstehen ist und welche As-
pekte sie besitzt, sowie eine Verbindung zur Logistik hergestellt und die verantwortli-
chen Treiber für eine nachhaltige Entwicklung in der Logistik erörtert. Im dritten Kap.
werden anschließend die in Transport, Logistikimmobilien und Netzwerk kategorisier-
ten Konzepte hinsichtlich ihrer Wirkungsweise ausführlich behandelt. Im Einzelnen
sind dies die Konzepte CO
2
effizienter Fuhrpark, Eco-Driving, Änderung des Modal
Split ­ Modal Shift, nachhaltige Logistikimmobilien, Struktur der Distributionsnetzwer-
ke, IT-Einsatz zur Optimierung der Touren- und Routenplanung sowie die Transport-
konsolidierung in Konsolidierungszentren. Danach werden in Kap. vier zunächst die
Bewertungskriterien für die Beurteilung der Konzepte vorgestellt und anschließend
die Bewertung anhand dieser Kriterien durchgeführt. In Kap. fünf folgt abschließend
ein Resümee der Erkenntnisse aus der Bearbeitung und ein Ausblick auf mögliche
Entwicklungen in der Zukunft.
2

3
2. Relevante Grundlagen
2.1 Distribution
2.1.1 Definition der Distribution
Aus dem Begriff der Distribution ergibt sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht folgen-
de Definition: ,,Gesamtwirtschaftliche Verteilung der Distributionsobjekte (Waren,
Dienstleistungen, Rechte, Entgelte und Informationen). In der Praxis werden häufiger
die (engeren) Begriffe Absatz, Vertrieb, Verkauf benutzt. Üblicherweise werden als
Distribution alle Prozesse, die zwischen Produzenten und Händlern bis hin zum
Letztabnehmer im Absatzkanal ablaufen, bezeichnet."
4
An den Prozessen, die der Distribution zugeordnet werden, sind mehrere Funktionen
innerhalb eines Unternehmens beteiligt. Auf der akquisitorischen und informellen
Ebene, sind dies die Funktionen Marketing und Vertrieb, auf der physischen Ebene
die Logistik.
Die Logistik hat als Teilgebiet der Distribution die Aufgabe der Sicherstellung der
Verfügbarkeit, sowie der physischen Verteilung der Distributionsobjekte vom Produ-
zent zum Abnehmer. Die Gestaltung des Distributionsprozesses hängt dabei unter
anderem von der Wahl der Distributionskanäle seitens des Marketings ab.
5
2.1.2 Distribution als Teil der logistischen Kette
,,Die von den Konsumenten, Haushalten und Unternehmen benötigten Waren, Güter,
Teile und Einsatzstoffe werden in der Regel nicht an dem Ort und zu dem Zeitpunkt
erzeugt, in dem sie gebraucht werden. Sie entstehen meist auch nicht in der benötig-
ten Menge und Zusammensetzung. Hieraus resultiert die Grundaufgabe der operati-
ven Logistik".
6
Um diese Aufgabe möglichst effektiv und effizient zu bewältigen, exis-
tieren in der Logistik die sogenannten 6 R der Logistik, welche die Oberziele der Lo-
gistik beschreiben.
7
x Das
richtige Produkt
x Zur
richtigen Zeit
x Am
richtigen Ort
4
Krieger/ Klaus (2008), S.125.
5
Vgl. Koether (2012), S.17.
6
Gudehus (2010), S.3.
7
Vgl. Wannenwetsch (2010), S.30.
3

4
x In
der
richtigen Menge
x In
der
richtigen Qualität
x Zu
den
richtigen Kosten
Die Logistik in einem Unternehmen begleitet die komplette Wertschöpfungskette vom
Lieferanten, über die Produktion bis hin zum Kunden und lässt sich in verschiedene
Disziplinen unterteilen. Durch das Aufeinanderfolgen der einzelnen Disziplinen wird
diese Abfolge auch als logistische Kette bezeichnet.
Abb. 1: Distribution als Teil der logistischen Kette.
8
In der logistischen Kette befindet sich an erster Stelle die Beschaffungslogistik. Sie
sorgt für die mengen- und termingerechte Versorgung des Bedarfes in der Produkti-
on. Nachgeschaltet folgt die Produktionslogistik, welche insbesondere für die direkte
Versorgung der Produktion mit Material zuständig ist, aber auch die Materialplanung,
Zeit- und Kapazitätsplanung sowie die Durchsteuerung der Aufträge innerhalb der
Produktion übernimmt.
9
Nach der Fertigstellung des Produkts durch die Produktion, folgt die Distribution.
Aufgabe der Distributionslogistik als Teil der Distribution ist es, die Produkte vom Er-
zeuger zum Abnehmer möglichst kostengünstig und zuverlässig zu transportieren.
Daraus abgeleitet lassen sich folgende speziellen Aufgaben der Distributionslogistik
nennen:
8
Quelle: In Anlehnung an Koether (2012), S.30
9
Vgl. Koether (2012), S.27
4

5
Abb. 2: Aufgaben der Distributionslogistik.
10
Die Gestaltungsspielräume der Distributionslogistik liegen in der Auswahl und Ge-
staltung von Distributionsstandorten, der Konzeption und Gestaltung der Lagerstan-
dorte, sowie der Planung und Ausführung des Transports vom Produzenten zum Ab-
nehmer.
11
2.2 Nachhaltigkeit
2.2.1 Definition der Nachhaltigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit lässt zunächst viele Deutungen zu.
Der Begriff tauchte nicht etwa zuerst im Zuge der Ökologisierung der Gesellschaft im
späten 20. Jahrhundert auf, sondern war schon 1713 Thema, als ein sächsischer
Bergmann den Begriff im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft erwähnte. Es soll-
ten nur so viele Bäume gefällt werden, wie nachgepflanzt werden können um eine
langfristige Wirtschaftsgrundlage zu schaffen.
12
Als Analogie lässt sich die Mechanik des Baumwachstums, oder generalisiert, der
knappen Ressourcen, auf das moderne, weiterentwickelte Verständnis der Nachhal-
tigkeit übertragen. Eine nachhaltige Entwicklung zielt demnach ganz prinzipiell darauf
ab, die aktuellen Bedürfnisse der Akteure zu befriedigen und zugleich negative Effek-
te für die zukünftige Entwicklung zu vermeiden.
13
Dieser Aspekt lässt sich auf alle, die Gesellschaft betreffenden Bereiche, übertragen.
Im ökonomischen Zusammenhang fand der Begriff Nachhaltigkeit das erste Mal in
10
Quelle: In Anlehnung an Schulte (2005), S.263.
11
Vgl. Koether (2010), S.27.
12
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S. 14.
13
Vgl. Grunwald/ Kopfmüller (2006), S.7.
5

6
einem, von der International Union for Conservation of Nature and National Resour-
ces (IUCN) veröffentlichten Bericht Erwähnung:
14
,,For development to be
sustainable
15
, it must take account of social and ecological factors, as well as
economical ones".
16
Folglich ist die Nachhaltigkeit also kein rein ökonomisches Thema, sondern betrifft
ganz allgemein die Gesellschaft unter dem Stichwort der Generationengerechtigkeit
sozial, ökonomisch als auch ökologisch.
17
Der kritische Erfolgsfaktor einer nachhalti-
gen Entwicklung ist demzufolge, inwiefern unsere Gesellschaft fähig ist, kurzfristig
auf mögliche Befriedigung zu verzichten, um langfristig nachfolgenden Generationen
sozial, ökologisch als auch ökonomisch keine, deren Entwicklung negativ beeinflus-
senden, Altlasten zu hinterlassen.
Abb. 3: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit.
18
In der folgenden Betrachtungsweise soll besonders auf die ökologische und ökono-
mische Komponente eingegangen werden, da die soziale Komponente nur geringe
Auswirkungen auf die Gestaltung von Nachhaltigkeitskonzepten in der Logistik hat.
19
2.2.2 Nachhaltigkeit in der Logistik
Viele namhafte Unternehmen nennen heute eine nachhaltige Entwicklung als be-
deutsame Vision im Unternehmensleitbild und bekennen sich infolgedessen zur
Nachhaltigkeit und sozialen Standards.
20
14
Vgl. Nagel (2011), S.45.
15
Sustainability heißt ins Deutsche übersetzt Nachhaltigkeit, häufig wird in der Fachliteratur auch von
sustainable Development gesprochen, was nachhaltige Entwicklung bedeutet. In der weiteren Aus-
arbeitung soll hauptsächlich auf die deutschen Begriffe zurückgegriffen werden.
16
International Union for Conservation of Nature and natural Ressources (1980), o.S., Stand:
20.12.2012.
17
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S.16.
18
Quelle: Eigene Darstellung.
19
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S.29.
Ökonomie
Gesellschaft
Ökologie
6

7
Grundsätzlich stehen Wirtschaftssubjekten drei Grundstrategien zur Verfügung um
Nachhaltigkeit zu erreichen.
21
Suffizienz durch Reduzierung des Ressourcenver-
brauchs und des Outputs,
22
Konsistenz durch verstärkte Nutzung ökoeffektiver An-
sätze sowie Effizienz durch Reduzierung der eingesetzten Ressourcen bei gleich-
bleibendem Outputniveau.
23
Ökologische als auch ökonomische Effizienz als Bestandteil der Nachhaltigkeit, stel-
len Wirtschaftssubjekte vor ein Dilemma. Eine Maßnahme zur Verbesserung der öko-
logischen Komponente hat gleichzeitig auch einen ökonomischen Effekt und muss
sich, zur Realisierung einer ökonomisch nachhaltigen Entwicklung, auch finanziell
rentieren.
24
Speziell die Logistik als Funktion innerhalb eines Unternehmens, kann durch Ihren
physischen Charakter und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen dazu beitra-
gen, diese Vision zu verwirklichen und einen Beitrag zu einer ökologisch und ökono-
misch nachhaltigen Entwicklung leisten. Der Grund dafür ist, dass durch die Vermei-
dung von CO
2
-Emissionen parallel ein Beitrag zur ökologischen, aber über die Ein-
sparung von Brennstoffen auch gleichzeitig ein Beitrag zur ökonomischen Nachhal-
tigkeit geleistet werden kann.
Der Begriff Ökoeffizienz verbindet beide Aspekte der Nachhaltigkeit und ermöglicht
es, sowohl ökonomische als auch ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit zu verei-
nen.
25
Im Folgenden wird dieser Begriff genutzt um darzustellen, dass sowohl ökolo-
gische als auch ökonomische Ziele verfolgt werden.
Grundlegende Handlungsfelder zur Steigerung der Ökoeffizienz auf dem Gebiet der
Logistik, sind vor allem die Verbesserung der Energieeffizienz der Transportmittel
sowie die Optimierung der logistischen Netzwerke zur Reduktion der CO
2
-
Emissionen.
26
Konzepte, die zur Steigerung der Ökoeffizienz beitragen, sollen in Kap.
drei dieser Arbeit erläutert werden.
20
Vgl. Souren (2012), S.134; M. Helmold (2010), S.42.
21
Vgl. Souren (2012), S.136.
22
Vgl. von Hauff/ Kleine (2009), S.86f.
23
Vgl. Souren (2012), S.136.
24
Vgl. Nagel (2011), S.48.
25
Vgl. ebd. S.49.
26
Vgl. Sadowski (2010), S.4f.
7

8
2.3 Treiber
nachhaltiger
Logistik
Seit Anfang der 1970er Jahre hat sich in der Öffentlichkeit als auch in der Politik eine
neue Sensibilität für die Umwelt entwickelt. Diese Entwicklung wurde seitens der Un-
ternehmen nicht ausschließlich aufgrund altruistischer Motive begleitet.
27
Folgend
werden einige Motive genannt, die zu dieser Entwicklung geführt haben.
2.3.1 Fossile
Brennstoffe
Die Logistik, speziell die Distributionslogistik, ist durch ihren hohen Anteil an auf fos-
sile Brennstoffe angewiesenen Verkehrsträger wie Lastkraftwagen (LKW), Flugzeug
und Eisenbahn, von Preissteigerungen fossiler Brennstoffe stark betroffen.
28
In der
folgenden Abb. ist die Preisentwicklung in den letzten 20 Jahren dargestellt. Dem-
nach hat sich der Einfuhrpreis von Rohöl in der Zeitspanne von 1990 bis 2011 etwa
vervierfacht, was sich direkt auf die Transportkosten der Logistik auswirkt. Auch die
Kosten für die Energieträger Kohle und Gas sind in diesem Zeitraum etwa um den
Faktor 2 bis 2,5 gestiegen.
Abb. 4: Entwicklung der Einfuhrpreise fossiler Brennstoffe in Deutschland.
29
Eine Entspannung der Entwicklung hin zu niedrigeren Preisen, kann für die Zukunft
aufgrund steigender Nachfrage und teilweise absehbarer Fördermaxima nicht erwar-
tet werden. Im Gegenteil, eine weitere Steigerung ist wahrscheinlich.
30
27
Vgl. Nagel (2011), S.68.
28
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S.61.
29
Quelle: Umweltbundesamt (2012a), o.S., Stand: 03.01.2013.
30
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S.27.
8

9
Somit wird die Logistik aufgrund der Preisentwicklung dazu gedrängt, auf eine stär-
kere Ressourceneffizienz in ihren Netzwerken und Transportmitteln zu setzen, was
indirekt auch einen positiven Einfluss auf die ökologische Bilanz der Unternehmen
hat, da durch weniger verbrannten Kraftstoff gleichzeitig weniger CO
2
emittiert wird.
31
2.3.2 Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung
Als weiterer Treiber nachhaltiger Logistik spielt die abnehmende Toleranz der Kon-
sumenten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bezüglich Umweltbelastungen
eine bedeutende Rolle.
32
Privater Konsum und Ernährung machen ca. 40% der kli-
marelevanten Emissionen eines jeden Bürgers in Deutschland aus.
33
Die steigende
Sensibilität für die Auswirkungen des Konsums und der damit verbundenen negati-
ven Effekte auf die Umwelt, führten in der Vergangenheit zu einem fortschreitenden
Wachstum nachhaltiger Produktlösungen. Beispielsweise nahm die Anzahl an CO
2
neutralen GoGreen Sendungen von Deutsche Post DHL im Zeitraum von 2008 bis
2009 um fast das Fünffache, von 145 Millionen auf 704 Millionen zu.
34
In Zukunft wird die Transparenz durch Initiativen wie den Product Carbon Footprint
(PCF) weiter gesteigert.
35
Der PCF ermöglicht es, die entstehenden Emissionen ent-
lang der Wertschöpfungskette eines Produkts offenzulegen und auf diese Weise dem
Kunden einsichtlich zu machen.
36
Dies wird es den Kunden erleichtern, zu erkennen,
wie groß die bei der Produktion, Distribution, Lagerung und Wiederverwertung ent-
standenen und in Zukunft entstehenden Emissionen eines Produkts tatsächlich sind.
Durch den Anteil des Transports an der CO
2
-Emission eines Produkts, ist damit auch
die Logistik in die Pflicht genommen, ihre Emissionen weiter zu senken.
2.3.3 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen spielen bei der Entwicklung zu einer
nachhaltigeren Logistik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Unternehmensbera-
tung PRTM fand in einer Studie, an der 300 Unternehmen mit eigener Produktion be-
teiligt waren, heraus, dass 26% der beteiligten Unternehmen rechtliche Rahmenbe-
31
Vgl. Emmet/ Sood (2010), S.125; Umweltbundesamt (2012c), o.S., Stand: 03.01.2013.
32
Vgl. Emmet/ Sood (2010), S.124f.
33
Vgl. Hartmann (2009), S.3, Stand: 17.12.2012.
34
Vgl. Deutsche Post AG (2010), S.8, Stand: 16.01.2013.
35
Vgl. Bretzke/ Barkawi (2010a), S.78.
36
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2012a), o.S., Stand:
28.12.2012.
9

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783956846328
ISBN (Paperback)
9783956841323
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Fossiler Brennstoff Nachhaltigkeit Eco-Driving Transportkonsolidierung Modal Split Modal Shift
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