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Motorische Entwicklung und kognitive Fähigkeiten: Sind sportliche Schüler intelligenter als unsportliche?

©2012 Bachelorarbeit 59 Seiten

Zusammenfassung

Sich bewegen, Laufen, Fahrradfahren oder Gartenarbeit sind Beispiele für Tätigkeiten, die unter den Begriff körperliche Aktivität fallen. Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, die stetige technologische Weiterentwicklung, das steigende Wachstum von Büroarbeitsplätzen und einer Gesellschaft, die enorm auf das Fortbewegungsmittel Auto fixiert ist, verliert die körperliche Aktivität heutzutage im täglichen Leben der Menschen immer mehr an Bedeutung (World Health Organization, 2008). Dies betrifft vor allem auch unsere Kinder, denn wie aktuelle Studien zeigen, sind heutzutage viele Kinder zu wenig körperlich aktiv.
In dieser Arbeit wird der Zusammenhang zwischen motorischen Fertigkeiten und kognitiven Fähigkeiten bei Kindern dargestellt. Einfacher ausgedrückt: Sind sportliche Kinder auch die intelligenteren Kinder? Durch eine Studie an einer Grundschule im Raum Stuttgart wurden durch wissenschaftliche Tests 150 Kinder verglichen, deren spannende Ergebnisse in diesem Buch präsentiert werden. Das Buch gibt einen Einblick in den aktuellen Forschungstand dieses Themas und wird durch die aufwendig ausgearbeitete Studie auf dem neusten Stand erweitert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.3.1 Das Werfen

Das Werfen, oder ähnliche Bewegungsformen wie zum Beispiel Stoßen, Schleudern, Schlagen oder Schießen, zählen zu den ballistischen Fertigkeiten (Schott, 2010). Wobei das Werfen die meist verbreitetste Bewegungsform davon ist (Haywood & Getchell, 2009). Beim Werfen geht es immer darum, dass ein Objekt durch eine Person beschleunigt bzw. in Bewegung gebracht wird und ihm dadurch eine Flugbahn verliehen wird. Es gilt beim Werfen zwei Bewegungsaufgaben zu unterscheiden: Einmal kann es darum gehen, mit dem Objekt möglichst präzise ein Ziel zu treffen (z.B. Torwurf, Zielwurf) andererseits kann die Aufgabe lauten, das Objekt möglichst weit weg zu befördern (z.B. Speerwurf, Weitwurf). Im Alltag, wie auch in der Sportmotorik, findet man diese Unterscheidung in unterschiedliche Bewegungsabsichten (Schott, 2010). Ein Kind kann z.B. das Ziel haben einen Stein möglichst weit auf einen See hinaus zu werfen oder es kann versuchen einen naheliegenden Baumstamm zu treffen. Im Sport gibt es Disziplinen wie den Speerwurf, bei der es nur um das Erreichen einer maximalen Weite geht oder anders wie beim Basketball möglichst präzise in ein Ziel getroffen werden muss (Haywood & Getchell, 2005). Die Fertigkeit Werfen begleitet uns schon früh nach der Geburt. Erste wurfähnliche Bewegungen können im Alter von 6 Monaten auftreten, die ersten ausgereiften Wurfbewegungen zeigen Kinder im Alter von 4 bis 4,9 Jahren. (Hardy, King, Farrell, Macniven & Hawlett, 2009; Schott, 2010).

Wie bereits erwähnt, kann das Werfen unterschiedliche Bewegungsaufgaben haben. Diese unterschiedlichen Zielvorgaben beeinflussen deshalb auch die Wurfbewegung an sich. Im Bereich des Sports sieht man z.B. beim Basketball mehr eine Stoßbewegung, beim Fußball einen beidhändigen Einwurf über dem Kopf, beim Hammerwurf eine Schleuderbewegung oder beim Handball einen einarmigen Schlagwurf. Eine entscheidende Rolle bei der Wahl der Wurftechnik spielt vor allem das Wurfobjekt. Es ist selbstverständlich, dass eine Diskusscheibe, um eine maximale Weite zu erzielen, anders geworfen werden muss als ein Speer (Schott, 2010; Roberton & Konczak, 2001).

Betrachtet man die Fertigkeit Werfen bei Kindern erkennt man sehr unterschiedliche Formen. Der zweihändige Unterarmwurf mit einer Ausholbewegung zwischen den Beinen hindurch ist sehr häufig bei sehr jungen Kindern zu beobachten. Des Weiteren sieht man Formen des Hüftwurfs, des zweihändigen Oberarmwurfs mit einer Ausholbewegung hinter dem Kopf und den einhändigen Oberarmwurf (Schlagwurf) (Haywood & Getchell, 2009). Bei Kindern spielen vor allem die Größe des Wurfobjekts und die Muskelkraft die entscheidenden Rollen bei der Wahl der Wurfbewegung (Barreiros, 2002).

2.3.1.1 Der einhändige Schlagwurf

Der in der Wissenschaft am häufigsten untersuchte Wurf ist der einhändige Schlagwurf (overarm throw), der zudem im Sport und im Alltag ebenfalls der am häufigsten verwendete Wurf ist(Haywood & Getchell, 2009).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Einhändiger Schlagwurf (aus Schott & Munzert, 2010, S.128)

Betrachtet man die Wurfbewegung etwas genauer lässt sie sich in drei Phasen unterteilen. Der Schlagwurf (beschrieben für Rechtshänder) beginnt mit der Vorbereitungsphase, bei der die Bewegung entgegengesetzt der beabsichtigten Wurfrichtung ausgeführt wird. Es wird eine leichte Schrittstellung eingenommen, wobei der linke Fuß etwas vor dem Rechten steht. Das Gewicht wird auf den hinteren Fuß verlagert und der Ball in der rechten Hand schräg nach hinten oben Richtung Wurfarmschulter geführt. Darauf folgt die Ausführungsphase, bei der die Bewegung in Richtung der beabsichtigten Wurfrichtung ausgeführt wird. Um die Bewegungsamplitude, in der der Werfer Kraft auf den Ball überträgt zu vergrößern, werden Schulter, Oberkörper und Hüfte der Wurfarmseite nach hinten- und die Gegenschulter nach vorne genommen (Oberkörperverwringung). Der linke Fuß wird in Laufrichtung nach vorne eingestemmt. Um das Objekt zu beschleunigen wird die Bogenspannung in umgekehrter Reihenfolge (Hüfte – Oberkörper – Schulter – Ellenbogen – Hand) gelöst. Beim Vorwärtsschwung bleibt der rechte Winkel im Oberarm erhalten. Kurz vor dem Loslassen des Balles findet im Ellenbogengelenk eine peitschenartige Streckung statt, welche den Radius des Wurfbogens vergrößert und eine zusätzliche Beschleunigung bewirkt. Während des gesamten geradlinigen Beschleunigungsweges bleibt die Hand hinter dem Ball. Durch Druck mit den Fingern kann am Ende der Wurfbewegung der Ball in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Anschließend kommt die Folgephase, in der alle Bewegungen dem Wurfobjekt folgen (Schott, 2010; Wickstrom, 1983).

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine sequentielle Bewegungsausführung der einzelnen Körperteile stattfindet: Die Wurfbewegung bildet eine kinematische Kette, mit dem Bewegungsziel endpunktorientierte Geschwindigkeitsmaximierung nach dem Prinzip der zeitlichen Koordination von Einzelimpulsen (Hochmuth, 1982). Damit eine sukzessive Beschleunigung zum Wurfobjekt hin erzielt werden kann, muss das proximale Glied, das am weitesten vom Wurfobjekt entfernt ist die Bewegung einleiten. Anschließend folgen die weiteren distalen Glieder und werden in Richtung des gewünschten Ziels beschleunigt (Bächle, 2004). Gelingt eine zeitlich gute Koordination der einzelnen Segmente nach dem Stop-and-Go Prinzip, dann können Geschwindigkeiten über 130 km/h erreicht werden (Baseball: 203 km/h; Fußball 136 km/h; Handball 130 km/h) (Schott, 2010).

Zur qualitativen Bewertung der Wurfbewegung haben Haywood und Getchell (2009) einen Observationsbogen entworfen. Dabei werden entscheidende, zum Erfolg führende motorische Bewegungsmerkmale (Komponenten) des Werfens in unterschiedliche Entwicklungsstufen eingeteilt. Nachfolgende Tabelle 1 repräsentiert einen modifizierten Inhalt des Observationsbogens.

Tabelle 1: Komponenteneinteilung des Schlagwurfs (mod. nach Schott & Munzert, 2010)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Um das Werfen anhand eines quantitativen Wertes zu beurteilen kann z.B. die Wurfgeschwindigkeit mit Hilfe einer Radarpistole gemessen werden. Eine weitere quantitative Beurteilung kann z.B. über eine Auswertung der Zielgenauigkeit gemacht werden.

2.3.1.2 Alters – und Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Werfen

Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in der motorischen Leistungsfähigkeit sowie in der körperlich sportlichen Aktivität werden schon im Kindes- und Jugendalter festgestellt. So ist laut Alexander (1998) die Leistungsfähigkeit bei Jungen um 9% größer als bei Mädchen. Des Weiteren werden unter allen motorischen Fertigkeiten gerade beim Werfen die geschlechtsspezifischen Unterschiede am deutlichsten hervorgehoben. Unterschiede in der Wurfgeschwindigkeit sowie in der Wurfweite liegen nicht nur im Kindesalter vor, sondern vergrößern sich zusätzlich noch während des Alterungsprozesses (Thomas & French, 1985). Somit haben Geschlecht und Alter einen Einfluss auf die motorische Leistungsfähigkeit. Weitere Studien zeigen vor allem bei Fertigkeiten der Objektmanipulation, wie dem Werfen, Fangen und Schießen, dass Jungen im Kindes und Jugendalter gegenüber den Mädchen eine größere Begabung aufzeigen ( Ehl, Roberton & Langendorfer, 2005; Raudsepp & Paasuke, 1995). Betrachtet man nur Fertigkeiten der Fortbewegung zeigen einige Studien keine geschlechtsspezifischen Unterschiede auf (Goodway, Crowe & Robinson, 2010; Raudsepp & Paasuke, 1995; van Beurden et al., 2002). Es hat sich gezeigt, dass sich geschlechtsspezifische Unterschiede allein durch Training oder Instruktionen nur wenig beeinflussen lassen (Dohrman, 1964; Thomas, Michael & Gallagher, 1994).

Bei der Untersuchung von motorischen Fertigkeiten kann zwischen produktorientierten und prozessorientierten Methoden unterschieden werden (Gabbard, 2008). Eine produktorientierte (quantitative) Untersuchung ist immer ergebnisorientiert, dass heißt z.B. wie weit, wie stark oder wie schnell wird ein Objekt beschleunigt. Bei einer prozessorientierten (qualitativen) Untersuchung wird die Ausführung der motorischen Bewegung beurteilt (Burton & Miller, 1998). Somit könnten Jungen bei einer quantitativen Betrachtung der Wurfbewegung, durch ihre körperlich biologischen Voraussetzungen Vorteile haben, da sie gegenüber Mädchen im selben Alter über eine ausgeprägtere Muskulatur verfügen (Thomas & French, 1985). Auch bei einer qualitativen Betrachtung, welche sich auf die Technik der Wurfbewegung konzentriert, sind deutliche Geschlechtsunterschiede zu erkennen. Mädchen bzw. Frauen mangelt es häufig an einer koordinierten Bewegung sowie am Timing im Loslasszeitpunkt, was auf Probleme mit der Ballgröße oder dem Ballgewicht zurückzuführen ist (Burton, Greer & Wiese-Bjornstal, 1993). Einen weiteren Erklärungsansatz liefern Watson (2001) und Young (2003). Sie schlussfolgern, dass der geschlechtsspezifische Unterschied in der Wurfbewegung evolutionäre Gründe haben könnte, da der Mann schon seit Tausenden von Jahren einen Hochgeschwindigkeitswurf zur Jagd oder für Überlebenszwecke entwickelt hat.

2.3.2 Das Fangen

Das Fangen von Objekten steht in unmittelbarer zeitlicher sowie funktionaler Verbindung mit dem Werfen. Das heißt Objekte die durch einen Zielwurf einer Person entgegenfliegen, sei es beim Sport oder im Alltag, initiieren bei der betreffenden Person häufig eine Fangbewegung. Als Beispiel im Sport könnte man an Pässe beim Handball oder Basketball denken, oder an das Fangen des Baseballs. Beispiele im Alltag gibt es eher selten, außer in Zeitdrucksituationen wird öfters ein Objekt geworfen anstatt übergeben. Obwohl also das Fangen von Objekten im Alltag eines Erwachsenen Menschen sehr selten vorkommt bzw. benötigt wird, beschäftigen sich Kinder erstaunlicherweise ziemlich Umfangreich mit dem Üben der Fangbewegung (Schott, 2010; Haywood & Getchell, 2009). Sogar bei Kleinkindern im Alter von 4 Monaten zeigt eine Reihe von Studien, Beobachtungen erster Greif- und Fangversuche (Hofsten, 1979; Van der Meer, Weel & Lee, 1994). Bei 60% der Jungen und Mädchen können erste erfolgreiche, wenn auch noch unreife Fangbewegungen, im Alter von 23 Monaten (Mädchen) bzw. 24 Monaten (Jungen) festgestellt werden (vgl. Malina, 2005). Bei einer Untersuchung von mehreren Kindern, unterschied Wellmann bereits 1937 zwischen drei Entwicklungsstufen in der Fangbewegung. Er beobachtete bei Kindern im Alter von 3 ½ Jahren eine nach vorne gestreckte Arm- und Handhaltung um ein Objekt zu fangen. Im Durchschnitt werden im Alter von 4 Jahren die Arme geöffnet um das Objekt zu umarmen. Bis dorthin handelt es sich um eine ziemlich grobmotorische Fangbewegung (Fischman, Moore & Steel, 1992). Eine Weiterentwicklung der Bewegungsausführung wird im Alter von 5 Jahren erreicht, dabei sind die Ellenbogen gebeugt und die Hände dem Objekt entgegen geöffnet (Fischman, Moore & Steel, 1992). In der Studie von Malina (2005) konnte gezeigt werden, dass die Mädchen die beiden höchsten Entwicklungsstufen der Fangbewegung deutlich früher erreichen als die Jungen. So erreichen Jungen die zweithöchste Entwicklungsstufe erst mit 73 Monaten, wobei Mädchen diese schon 12 Monate früher erreicht haben. Ein ähnlicher Unterschied liegt auch in der höchsten Stufe vor, die von 60% der Mädchen nach 77 Monaten erreicht wird, 60% der Jungen benötigen dafür 13 Monate länger. Bei einer Untersuchung von Jungen und Mädchen der ersten bis dritten Klasse konnte ein gegensätzliches Ergebnis beobachtet werden. Hier erzielten die Jungen durchgehend ein konstant besseres Fangergebnis als die Mädchen (Van Waelvelde, De Weerdt, De Cock & Smits Engelsman, 2003). Somit geht hervor, dass im Allgemeinen bei Kindern mit zunehmendem Alter eine Verbesserung der Fangbewegung festzustellen ist. Es liegen aber keine eindeutigen Erkenntnisse über die geschlechtliche Abhängigkeit der Fangleistung vor (Utley & Astill, 2007; Van Waelvelde, De Weerdt, De Cock & Smits Engelsman, 2003).

2.3.2.1 Die Fangbewegung

Da beim Fangen die Flugbahn eines Objektes antizipiert werden muss, ist die Fertigkeit Fangen eine sehr komplexe und großmotorische Anforderung (Haywood & Getchell, 2009; Montagne, Laurent, Durvey & Bootsma, 1999). Das anfliegende Objekt muss mit den Händen abgebremst, festgehalten und unter Kontrolle gebracht werden. Ähnlich wie beim Werfen gibt es auch beim Fangen unterschiedlichste Techniken, die bei unterschiedlichen Einflussfaktoren angewendet werden können. Gefangen werden kann ein Objekt z.B. mit zwei Händen vor dem Körper, mit zwei Händen über dem Kopf, mit zwei Händen und Mithilfe des Körpers oder als schwierigste Form, Fangen mit nur einer Hand. Ein wesentlicher Unterschied lässt sich in der Fangbewegung von hochzugespielten Objekten sowie flachzugespielten feststellen (Fischman, Moore & Steel, 1992; Schott, 2010; Haywood & Getchell, 2009). Wobei niedrig zugespielte Bälle oft durch eine schaufelartige Arm- und Handbewegung umfasst werden, können auf Brusthöhe zugespielte Bälle wie in Abb. 2 mit einer trichterförmigen Handhaltung gefangen werden. Unabhängig von der Technik wie ein Objekt gefangen wird, gehört zur erfolgreichen Realisierung einer Fangbewegung die Fähigkeit zur Antizipation des anfliegenden Objektes. Damit sich der Fänger richtig positionieren und im richtigen Moment mit seinen Händen den Ball greifen kann, muss er in der Lage sein die Flugbahn des anfliegenden Objektes vorherzusagen (Haywood & Getchell, 2009; Montagne, Laurent, Durvey & Bootsma, 1999). Dies gelingt vor allem über die visuelle Wahrnehmung, da erst durch Blickkontakt auf das anfliegende Objekt die Fangaktion gelingen kann (Whting & Sharp, 1973).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Fangbewegung (aus Schott & Munzert 2010, S.150 )

Betrachtet man die Fangbewegung von hoch zugespielten Bällen etwas genauer, lässt sie sich in die folgenden drei Phasen: Vorbereitungs-, Ausführungs- und Folgephase unterteilen und beschreiben. In der Vorbereitungsphase befindet sich der Körper auf derselben Linie wie der ankommende Ball, dabei sind die Füße in leichter Schrittstellung oder in schulterbreiter paralleler Position. Die Arme werden vor dem Körper gehalten, wobei die Handflächen trichterförmig in Richtung dem sich nähernden Objekt zeigen und das Ellenbogengelenk leicht gebeugt und entspannt ist. Darauf folgt die Ausführungsphase bei der sich die Hände vorwärts in Richtung des zu erwartenden Objekts bewegen. Der Ball wird bei der Annahme mit den Händen elastisch an den Körper herangezogen, als würden die Hände den Ball „ansaugen“. Dadurch werden auch bei schnell anfliegenden Objekten die Kräfte absorbiert. Die Berührung und das Umschließen des Objekts finden mit beiden Händen gleichzeitig statt, wobei sich die Daumen hinter dem Ball befinden um ein Durchrutschen auf die Brust zu verhindern. In der Folgephase wird das Körpergewicht vom vorderen auf den hinteren Fuß verlagert um auch bei starken Pässen einen stabilen Stand zu bewahren (Schott, 2010; Haywood & Getchell, 2009).

Zur qualitativen Bewertung der Fangbewegung haben Haywood und Getchell (2009) ebenfalls einen Observationsbogen entworfen. Dabei werden entscheidende, zum Erfolg führende motorische Bewegungsmerkmale des Fangens in unterschiedliche Entwicklungsstufen eingeteilt. Die nachfolgende Tabelle 2 enthält eine modifizierte Version, welche die drei Komponenten mit den jeweils dazugehörigen Entwicklungsstufen beinhaltet.

Tabelle 2: Komponenteneinteilung des Fangens (mod. nach Schott & Munzert, 2010)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine quantitative Betrachtungsweise der Fangbewegung könnte z.B. nur durch ein Zählen der erfolgreichen Fangversuche gemacht werden. Dabei entsteht keine Aussage über die Qualität der Fangbewegung sondern es wird nur das Ergebnis notiert, ob das Objekt gefangen wurde oder nicht.

3 Methoden

3.1 Stichprobe

Die Datenerhebung der Studie wurde an der Pfaffenwald Schule in Vaihingen durchgeführt. Die Pfaffenwald Schule ist eine Grundschule und besitzt acht Klassen, aufgeteilt in vier Klassenstufen mit jeweils einer a) und b) Klasse. In Absprache und durch eine Einverständniserklärung der Lehrer, Eltern und Schüler wurden die verschiedenen Tests im motorischen- sowie kognitiven Bereich mit insgesamt 146 Schülern durchgeführt. Davon waren 75 Jungen und 71 Mädchen. Die Tabelle 3 zeigt die Verteilung der einzelnen Kinder und deren Geschlechter auf die jeweiligen Klassenstufen.

Tabelle3: Verteilung der Schüler auf die einzelnen Klassenstufen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 Hypothesen

1. Forschungsannahme (Allgemein)

Durch sportliche körperliche Aktivität sollen Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten und der exekutiven Funktionen hervorgerufen werden (Best et al., 2009; Tomporowski et al., 2011). Einen noch größeren Fortschritt liefert insbesondere das Erlernen neuartiger und komplexer Bewegungen, z. B. das Erlernen von neuen Fertigkeiten, wie die Technik beim Schlagwurf. Da diese kognitive, sowie auch motorische Leistung den nötigen Input liefert um neuronale Vernetzungen und kognitive Neustrukturierungen zu stimulieren (Dordel, 2003).

1H0: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

1H1: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

2H0: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der quantitativen Fangleistung und dem Flanker-Task-Test

2H1: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der quantitativen Fangleistung und dem Flanker-Task-Test

2. Forschungsannahme (geschlechtsspezifische Unterschiede)

Es liegen keine eindeutigen Erkenntnisse über die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Fangleistung vor (Van Waelvelde, De Weerdt, De Cock & Smits Engelsman, 2003). Beim Werfen zeigt sich jedoch, dass Jungen im Kindes und Jugendalter gegenüber den Mädchen eine größere Begabung aufzeigen (Ehl, Roberton & Langendorfer, 2005; Raudsepp & Paasuke, 1995).

3H0: Es gibt einen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der Wurfgeschwindigkeit.

3H1: Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der Wurfgeschwindigkeit.

4H0: Es gibt einen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der quantitativen Fangleistung.

4H1: Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der quantitativen Fangleistung.

5H0: Es gibt einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Fangen und dem Flanker-Task-Test

5H1: Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Fangen und dem Flanker-Task-Test

6H0: Es gibt einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Werfen und dem Flanker-Task-Test

6H1: Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Werfen und dem Flanker-Task-Test

7H0: Es gibt einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

7H1: Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

3. Forschungsannahme (altersspezifische Unterschiede)

Im Allgemeinen ist bei Kindern mit zunehmendem Alter eine Verbesserung der Fangbewegung sowie auch der Wurfbewegung und Wurfgeschwindigkeit festzustellen (Malina, 2005; Thomas & French, 1985).

8H0: Es gibt einen altersspezifischen Unterschied bei der Wurfgeschwindigkeit.

8H1: Es gibt keinen altersspezifischen Unterschied bei der Wurfgeschwindigkeit.

9H0: Es gibt einen altersspezifischen Unterschied bei der quantitativen Fangleistung.

9H1: Es gibt keinen altersspezifischen Unterschied bei der quantitativen Fangleistung.

10H0: Es gibt einen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

10H1: Es gibt keinen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Wurfgeschwindigkeit und dem Flanker-Task-Test

11H0: Es gibt einen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Werfen und dem Flanker-Task-Test

11H1: Es gibt keinen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Werfen und dem Flanker-Task-Test

12H0: Es gibt einen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Fangen und dem Flanker-Task-Test

12H1: Es gibt keinen altersspezifischen Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe beim Fangen und dem Flanker-Task-Test

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783956846540
ISBN (Paperback)
9783956841545
Dateigröße
975 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Stuttgart
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Motorik Kognition Sport Kinder Entwicklung

Autor

Sven Langjahr, B.A., wurde 1989 in Stuttgart geboren. Sein Studium der Sportwissenschaften beendete er 2012 an der Universität Stuttgart. Momentan ist er auf dem Weg sein Staatsexamen in Literaturwissenschaften und Sportwissenschaften zu erlangen.
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