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Die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien: Eine ordnungspolitische Analyse

©2013 Bachelorarbeit 51 Seiten

Zusammenfassung

In den vergangenen Jahren gab es augenscheinlich eine starke Häufung von Lebensmittelskandalen.
Die Lebensmittelhersteller, die Verbraucherpolitik mitsamt den damit verknüpften Kontrollinstanzen und die Konsumenten stehen hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in einem Beziehungsgeflecht, das durch gegenseitige Informationsasymmetrien gekennzeichnet ist.
Die Verbraucherpolitik und die Kontrollinstanzen wissen nicht, welche Hersteller gegen Gesetze verstoßen, sodass hauptsächlich die Möglichkeit besteht, mit präventiv ausgerichteten Gesetzen und Vorgaben sowie mit stichprobenhaften Kontrollen die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Die Verbraucher wissen zwar, dass Qualitätsverstöße vorkommen, haben aber ex ante keine Informationen darüber, welche Lebensmittel belastet sind, und können nur darauf vertrauen, dass der Staat – und in untergeordnetem Maße private Institutionen – Qualitätsverstöße rechtzeitig und umfassend aufdecken.
Dabei stellt sich die Frage: Ist es für die Lebensmittelproduzenten tatsächlich so einfach, die Verbraucher zu täuschen und die staatlichen Regulierungen zu hintergehen, und warum werden Vergehen häufig erst dann entdeckt, wenn es schon fast zu spät ist, um Schaden vom Verbraucher abzuwenden? Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird nun die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien untersucht, wobei diesbezüglich vor allem auf die Informationsasymmetrien zwischen Hersteller und Verbraucher eingegangen wird. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Prinzipal-Agenten-Theorie, da dieser Ansatz die Basis für das Verstehen von Informationsasymmetrien liefert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.1.2 First-Best-Lösung

Für eine First-Best-Lösung im Interesse des Prinzipals ist eine Informationssymmetrie notwendig. Hierfür wird vorausgesetzt, dass der Prinzipal ein vollständiges Wissen über die Handlungen des Agenten besitzt und diese kostenlos und vollkommen beobachten kann [vgl. Decker (1994, S.35)].

Dem Prinzipal sind alle Faktoren bei der Definition der Entlohnungsfunktion mit Werten bekannt. Des Weiteren werden die Handlungsalternativen sowie entsprechenden Entloh­nungsfunktionen vom Prinzipal vorgegeben, so dass der Agent im eigenen Interesse ge-zwungenermaßen den Vorgaben des Prinzipals folgt.

Im Unterschied zum Grundmodell geht man bei der First-Best-Lösung nun davon aus, dass die Handlungsalternativen, welche aus den Aktionen bzw. dem Aktivitätsniveau des Agenten bestehen, dem Prinzipal bekannt und nachvollziehbar sind [vgl. Kleine (1996, S.32–33)].

Die Komponente des zufälligen Umweltzustandes ist ebenfalls für beide Seiten bekannt. Der Prinzipal formuliert für jede Handlungsalternative eine entsprechende Entlohnung für den Agenten unter Beachtung seines eigenen maximalen Nutzens sowie der Reservations­kosten des Agenten. Entsprechend seiner Formulierungen bietet er dem Agenten Entlohnungsalternativen je nach Arbeitseinsatz.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Prinzipal definiert auf diese Weise die Handlungsalternativen für den Agenten und dieser hat keinen Handlungsspielraum. Wenn er sich nicht an die Handlungsalternativen hält, so wird er mit entsprechend niedriger Entlohnung bestraft. Zudem sind dem Prinzipal die Aktivitäten des Agenten anhand der Handlungsergebnisse ersichtlich. Hierdurch ist die Vertreterbeziehung im Sinne des Prinzipals und somit eine First-Best-Lösung gesichert. Diese Vertragsgestaltung wird auch als Forcing-Contract bezeichnet. Aufgrund der vordefi­nierten Entlohnungsregelung unter Beachtung der erreichbaren Nutzenwerte für beide Parteien hat der Agent keinen Anreiz, von den vertraglich geregelten Handlungsalternativen abzuweichen [vgl. Kleine (1996, S.69 ff.)].

2.1.3 Second-Best-Lösung

Bei der Vorstellung des Grundmodells wurde bereits erwähnt, dass das Erreichen einer First-Best-Lösung aufgrund der gegebenen Informationsasymmetrien nicht möglich ist. In diesem Abschnitt wird nun die Herleitung der Second-Best-Lösung dargestellt.

Die Second-Best-Lösung ist das Resultat aus bestehenden Informationsasymmetrien. Für den Prinzipal sind nur die erzielten Periodenergebnisse ersichtlich. Angenommen, der Agent ist risikoavers, so wird er nur die Aktionen durchführen, die seinen eigenen Nutzenwert steigern und nicht diejenigen, die die First-Best-Lösungen erzielen. Dieser Agent wird seine Aktivitäten entsprechend seiner Entlohnungsfunktion wählen. Hieraus resultiert ein Wohl­fahrtsverlust für den Prinzipal. Denn bei der Ableitung der Erwartungsfunktionen des Prinzi­pals (Formel 4) und der Erwartungsfunktion des Agenten (Formel 5) entstehen verschiedene Grenznutzen. Die Abweichung von der First-Best-Lösung vergrößert sich auch durch unterschiedliche Grenznutzen der Entlohnungsfunktion. Hier existiert ein Anreizproblem, da der Agent aufgrund der Informationsasymmetrie nicht im Interesse des Prinzipals handelt. Zur Lösung des Anreizproblems gibt es drei grundlegende Ansätze, die wie folgt dargestellt werden [vgl. Decker (1994, S.42 ff.)].

Beim ersten Ansatz zur Bildung einer optimalen Anreizbedingung wird der Output in Abhän­gigkeit des Aktivitätsniveaus sowie dem Umweltzustand gesehen. Dies entspricht dem Grundmodell. Die Erwartungswerte werden anhand der Verteilung von Zufallsvariablen gebildet. Durch eine Variationsrechnung kann man die Anreizbedingungen feststellen. Jedoch ist hierfür eine differenzierbare und optimal gestaltete Entlohnungsfunktion die Voraussetzung [vgl. Harris (20, S.231)].

In dem Lösungsansatz von Holmström (1979, S.74–91) entfällt die Zufallsvariable des Umweltzustands. Das Handlungsergebnis wird nur vom Aktivitätenniveau des Agenten beeinflusst. Die Verteilungsfunktion besteht aus dem Handlungsergebnis und den Aktivitä­ten, also . Wobei die Aktivität eine stochastisch dominante Wahrscheinlichkeitsvertei­lung besitzen muss, bei der gilt [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], und für Handlungsergebnisse die Werte[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gelten müssen. Dadurch wird [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]und dies bedeutet, dass das Handlungsergebnis mit zunehmender Aktivität steigt.

Hieraus resultiert folgende Funktionsdarstellung zur Ermittlung der optimalen Entlohnungs­funktion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

mit den Nebenbedingungen, dass zum einen die Nutzenfunktionen des Agenten additiv sind und dass zum anderen die Entlohnungsfunktion auf ein endliches Intervall eingegrenzt wird.

Der dritte Ansatz setzt eine Informationssymmetrie voraus und das Entlohnungsproblem wird in zwei Schritten gelöst. Zuerst wird für jede Handlungsalternative ein optimaler Vertrag definiert. Im zweiten Schritt entscheidet der Prinzipal über das für ihn mit maximalen Nutzenwerten entsprechende Handlungsverhalten des Agenten [vgl. Grossman (1983, S.7 ff.)].

Bei diesem Ansatz wird dem Agenten bei Abweichung von der First-Best-Lösung eine Strafe oder eine Bonuszahlung auferlegt [vgl. Holmström (1979, S.79)]. Hierfür werden im Voraus Sanktionsmaßnahmen oder Belohnungsregelungen getroffen, die auch dem Agenten bekannt sind.

Anhand dieser Optimierungsansätze wird versucht, die Anreizstruktur für den Agenten bestmöglich zu gestalten. Hierbei entstehen die ersten Anzeichen der Agency-Kosten [vgl. Decker (1994, S.48)].

Die Differenz zwischen der First-Best-Lösung und der Second-Best-Lösung bildet die Agency-Kosten, die der Prinzipal aufwenden müsste, um seine First-Best-Lösung zu errei­chen. Die Agency-Kosten beinhalten die Kosten der Aufgabendelegation bzw. die Vertrags­kosten [vgl. Jensen (1976, S.308)].

2.2 Informationsökonomik

Um die Informationsasymmetrien zwischen Lebensmittelproduzenten und-verbrauchern theoretisch noch detaillierter zu untersuchen, ist es zweckmäßig, den Ansatz der Informationsökonomik heranzuziehen, zumal damit die Prinzipal-Agenten-Beziehungen genauer erklärt werden können.

Die Informationsökonomik beschäftigt sich mit der ökonomischen Theorie der Information [vgl. Schneider (1995, S.44)]. Die Information wird als zweckorientiertes Wissen definiert, welches als notwendiger Faktor in Entscheidungsmodelle integriert wird [vgl. Kiener (1990, S.7)].

Die Aufgabengebiete der Informationsökonomie lassen sich in vier Bereiche gliedern. Sie beschäftigt sich mit der Untersuchung der subjektiven Nachfrage nach Informationen über die abgeleitete Nachfrage nach anderen Produktionsfaktoren mit der vorgelagerten Kosten-Nutzen-Analyse. Des Weiteren werden Zusammenhänge von Informations- und Entschei­dungsstrukturen in Organisationen untersucht. Die Agententheorie bezüglich der Interaktionsverhältnisse bei Informationssystemen, vertraglichen Regelungen sowie der Wohlfahrt der Rollenträger ist ebenfalls Bestandteil der Informationsökonomie. Unter anderem gehört auch die Untersuchung der Auswirkungen von Informationsasymmetrien zwischen den Marktakteuren auf Marktgleichgewichte sowie die Analyse der Wechselbeziehung von Informationsverteilung, Allokation und die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt dazu [vgl. Stöppler (1985, S.22)].

Nach der Aufzählung der verschiedenen Bereiche der Informationsökonomie wird an dieser Stelle der Begriff Informationsgut erklärt. Linde beschreibt den Terminus Informationsgut als "eine inhaltlich definierbare Menge an Daten, die von Wirtschaftssubjekten als nützlich vermutet wird“. Entsprechend dieser Definition lassen sich subjektive Zahlungsbereitschaften für das Informationsgut ableiten [vgl. Linde (2005, S.6–7)]. Beim Angebot von Informationsgütern entstehen zunehmend Netzwerkeffekte, die das bestehende Bild der Informationsökonomie jedoch ändern [vgl. Linde (2005, S.3)].

Informationsgüter sind mehr mit Fixkosten belastet. Wenn die variablen Kosten Null sind, so sind die gesamten Deckungskosten und durchschnittlichen Fixkosten gleich [vgl. Linde (2005, S.24)]. Die Erstellung des Informationsgutes an sich stellt den Hauptkostenaspekt dar. Die Aufwendung für die Vervielfältigung, welche dann die variablen Kosten ausmacht, sinkt mit jeder Einheit und ist dadurch im Gegensatz zu den Fixkosten keine große Belastung für ein Unternehmen.

Wie bereits in den vorangegangenen Teilen dieser Arbeit geschildert, ist die Informationsasymmetrie ein Problem für den Prinzipal, mit dem er sich auseinandersetzten muss. Dieses Problem wird in vier Bereiche aufgeteilt. In der normativen Agency-Theorie geht man im Allgemeinen nur von den Konzepten Moral Hazard und Adverse Selektion aus. Diese können jedoch ein weiteres Mal differenziert werden. Die Vertreter der positiven Agency-Theorie unterscheiden noch die Begriffe Hidden Characterisitics und Hidden Knowledge, welche die Adverse Selektion beschreiben. Das Hidden-Action-Problem gilt als eine weitere Bezeichnung für Moral Hazard genauso wie das Hidden-Intentions-Problem, welches auch als Hold up von Goldberg definiert wurde [vgl. Saam (2002, S.28)].

In der folgenden Abbildung werden noch einmal die Informationsprobleme nach ihrem zeitlichen Fenster vor bzw. nach Vertragsabschluss sowie die Möglichkeiten der Problemlösung veranschaulicht. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird auf die einzelnen Begriffe eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Klassifikation der möglichen Informationsasymmetrien

Quelle: Eigene Darstellung nach Kiener (1990, S. 24).

Das Problem Hidden Intentions beschreibt die Situation der verborgenen Absichten, die der Agent durch die Sicherheit des Vertragsabschlusses im Nachhinein ausführen kann und die vor Vertragsabschluss für den Prinzipal unerkannt bleiben [vgl. Saam (2002, S.29)].

Hold-up beschreibt die Situation der Ausbeutungsgefahr. Mit Hilfe von vertraglichen Abhängigkeiten können die Partner nachträglich ihre vorenthaltenen Absichten ausführen [vgl. Trumpp (1995, S.71)].

Maßnahmen, mit denen opportunistische Verhaltensneigungen von Agenten verhindert werden, sind effektive Anreizsysteme. Beispiele aus der Praxis für Anreizsysteme sind Prämienzahlungen, Dienstreisen, Teambildung oder Kapitalbeteiligungen. Durch den Ausbau von Kontroll- und Informationssystemen kann der Prinzipal Informationsasymmetrien über Handlungen und Informationen abbauen, jedoch ist dies mit hohen Agency-Kosten verbunden und somit nicht einfach auszuführen [vgl. Saam (2002, S.32)].

Ein weiteres Instrument zum Abbau von Informationsasymmetrien sind Autoritätssysteme. Durch vertikale Integration der Transaktionen des Agenten können Informationsdefizite abgebaut, Kostenvorteile erzeugt und Bindungen längerfristig gesichert werden. Hierunter ist der Aufbau einer Hierarchie mit einer dauerhaften Transaktionsbeziehung zwischen Interaktionspartnern zu verstehen [vgl. Trumpp (1995, S.81)].

Zunächst werden Lösungsansätze aus der positiven Agency-Theorie vorgestellt. Die positive Agenturtheorie beschreibt anhand empirischer Befunde Lösungsmöglichkeiten für Prinzipal-Agenten-Probleme, während die normative Theorie, also Prinzipal-Agenten-Theorie, mathematisch abstrahiert nach effizienten Gestaltungsmöglichkeiten sucht [vgl. Saam (2002, S.35)]. Zur Vermeidung bzw. Verminderung von diesen opportunistischen Verhaltensmöglichkeiten der Interaktionspartner sind effiziente Lösungsansätze notwendig.

2.2.1 Moral Hazard

Das Problem der Hidden Characteristics (verborgene Merkmale) beschreibt die Situation, bei der vor Vertragsabschluss nicht alle Eigenschaften oder für die Beziehung relevanten Informationen offen gelegt werden [vgl. Goebel (2002, S.101)].

Das opportunistische Verhalten des Prinzipals wird von den Theoretikern unterschiedlich bezeichnet. Arrow nennt es das Moral-Hazard-Problem, während in neueren Ausarbeitungen der Begriff Hidden Action hierfür verwendet wird [vgl. Petersen (1989, S.31)]. Die Situation beschreibt die Informationsasymmetrie über die Handlungen des Agenten, die vom Prinzipal nicht vollständig beobachtbar sind. Dies ist der Fall, wenn der Prinzipal nach Vertragsabschluss keine vollständige Information über die Handlungen des Agenten besitzt [vgl. Meyer (2004, S.83–84)].

Hier ist es die Aufgabe des Prinzipals, anhand von effizienten Anreizsystemen oder Kontrollsystemen das opportunistische Verhalten seines Agenten so minimal wie möglich zu halten bzw. diesem entgegenzuwirken [vgl. Meyer (2004, S.107)].

2.2.2 Adverse Selektion

Das Phänomen, bei dem die Informationsasymmetrie über die Informationen vor Vertragsabschluss vorliegt, wird als Hidden Information bezeichnet. Akerlof nannte diese Situation Adverse Selektion [vgl. Akerlof (1970, S.488-500)].

Hierbei geht es um das Problem, dass der Prinzipal aufgrund seines fehlenden Wissens die Handlungen vor Vertragsabschluss nicht bewerten kann, auch wenn er sie beobachtet. Der Agent kann dem Prinzipal wohlfahrtsmaximierende Informationen vorenthalten, um seinen eigenen Nutzen daraus zu ziehen [vgl. Decker (1994, S.19)].

Andererseits besteht das Problem - weshalb es auch als Adverse Selektion bezeichnet wird , dass der Agent nicht entsprechend seiner Fähigkeiten entlohnt wird und in diesem Fall nicht mehr bereit ist, auf dem Markt seine Leistungen anzubieten. Adverse Selektion bedeutet negative Auslese [vgl. Trumpp (1995, S.71)].

Zur Lösung von Hidden-Information-Problemen gibt es unter anderem die Ansätze des Signaling und Screening. Beim Signaling baut der Agent die Informationsasymmetrien ab, in-dem er dem Prinzipal die entsprechenden Informationen übermittelt [vgl. Decker (1994, S.20)]. Signaling ist eine Methode zur Verminderung der Informationsasymmetrie, bei der der Akteur mit dem Informationsvorsprung durch Informationstransfer diese an den Partner über-trägt [vgl. Kaas (1990, S.541)].

Dies erfolgt zum Beispiel bei Bewerbungsverfahren, bei denen die Bewerber anhand ihrer Qualifikationsnachweise die Arbeitgeber von sich zu überzeugen versuchen.

Screening wird als die Informationsbeschaffung des im Informationsdefizit befindlichen Akteurs bezeichnet [vgl. Kaas (1991, S.360–365)]. Im Screening-Verfahren bietet der Prin-zipal dem Agenten diverse Möglichkeiten bei der Vertragsgestaltung. Hierbei wählt der Agent entsprechend seiner persönlichen Absichten, welche dann bereits bei bzw. vor Vertragsabschluss ihre Beachtung finden [vgl. Bamberg (1987, S.31)].

Ein Beispiel hierfür ist die Gestaltung von Stellenausschreibungen. Der Arbeitgeber schildert seine genauen Anforderungen und entsprechend dieser können sich die potenziellen Be-werber entscheiden, ob die ausgeschriebene Stelle ihren Qualifikationen entspricht.

2.2.3 Hidden-Information-Modell

Der Prinzipal überlässt die Handlungen in Form einer Vertreterbeziehung dem Agenten. Die hieraus bestehende Informationsasymmetrie wird nochmals in zwei Richtungen unterschieden. Einerseits gibt es den Fall der Hidden Action, bei dem der Prinzipal die Inputfaktoren, wie zum Beispiel den Arbeitseinsatz des Agenten nicht beobachten kann. Andererseits exis-tiert die Situation der Hidden Information, bei der die Informationen über die Faktoren der Vertreterbeziehung unvollständig für den Prinzipal sind [vgl. Kleine (1996, S.31)].

Das Hidden-Information-Modell dient zur Untersuchung der Adverse Selektion. Ziel ist es, geeignete Anreizstrukturen für den Agenten zu definieren, um seinen Informationsvorsprung im Interesse des Prinzipals zu nutzen [vgl. Kiener (1990, S.90)].

Zur Analyse gibt es zwei Situationen des Informationsvorsprungs. Zum einen kann man die Situation analysieren, bei der der Agent mehr Handlungsmöglichkeiten hat, als es dem Prinzipal bekannt ist. Zum anderen kann der Agent einen Informationsvorsprung über die Umweltzustände besitzen bzw. diese aufgrund seiner Fachkenntnisse und Qualifikationen besser einschätzen als der Prinzipal [vgl. Kiener (1990, S.91)].

Zunächst betrachten wir den Fall, bei dem nach Vertragsabschluss die Informationssymmetrie hergestellt wird. Der Prinzipal muss eine optimale Entlohnungsregelung treffen, um die Hidden-Information-Situation durch die Aufdeckung aller Handlungsmöglichkeiten des Agen-ten zu lösen. Hierfür wird wieder in einem zweistufigen System vorgegangen, bei dem der Agent dazu motiviert wird, seine wahren Handlungsmöglichkeiten offen zu legen. Abbildung 2 stellt das zweistufige Entscheidungssystem dar.

Abbildung 2: zweistufiger Entscheidungsprozess zur Ermittlung der optimalen Kooperationsstruktur

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung nach Trumpp (1995, S.184)

Im ersten Schritt geht es um die optimale Gestaltung der Entlohnungsfunktion und der ge-wünschten Aktionen. Im zweiten Schritt erfolgt dann die Optimierung der Kooperationsbeziehung auf Basis der im Schritt 1 ausgehandelten Basispunkte [vgl. Trumpp (1995, S.184)].

Für jeden Agententypen[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] wird eine Entlohnung gesucht, um bestehende An-reize einer Informationsasymmetrie zu minimieren. Der Prinzipal legt für jede Aktionskombination[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] des Agententypen eine optimale Entlohnung fest. Für die Aktionskombination [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]lautet das nichtlineare Programm für die Ermittlung der minimalen Entlohnungskosten wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch die L Teilnahmebedingungen (TB) werden die Reservationsnutzen für die Agententypen beachtet. Mit der Anreizbedingung , die auch „Truth-Telling-Conditions“ genannt wird, wird sichergestellt, dass der Agent sich nicht als ein anderer Agententyp ausgibt [vgl. Kreps (1990, S.648 ff.)].

Mit der Substitution des Entlohnungsnutzens des Agenten kann in eine streng konvexe Zielfunktion und lineare Nebenbedingung transformiert werden. Durch die transformierte Teil-nahmebedingung kann diese Form des Zulässigkeitsbereiches eine optimale Lösung mit ei-ner linearen Zielfunktion erreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit einer optimalen Lösung dieser Gleichung kann eine optimale Entlohnung der Gleichung 9 abgeleitet werden für die Handlungskombinationen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

die als Ergebnis die minimal erwarteten Entlohnungskosten [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]liefern.

Nun folgt im zweiten Schritt die Ermittlung der optimalen Lösung des Hidden-Information-Problems (mit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Aufwand zur Berechnung einer optimalen Lösung ist bei diesem Modell groß und des-halb wird es mit Skepsis betrachtet. Jedoch ist es eine gute Möglichkeit, das grundsätzliche Problem darzustellen [vgl. Kleine (1996, S.112–113)].

2.3 Ansatz der Mechanismus-Design-Theorie

Bisher ist man in der Prinzipal-Agenten-Theorie von gegebenen institutionellen Rahmenbedingungen ausgegangen. Außerdem hat man das Problem der Informationsasymmetrie nur aus dem Blickwinkel des Prinzipals betrachtet und versucht, aus dessen Sicht kompatible Anreizmechanismen zu definieren, um den Agenten im Sinne des Prinzipals zu steuern und dazu zu motivieren, sein Wissen zur Nutzensteigerung des Prinzipals einzusetzen [vgl. Meyer (2004, S.147)]. Die Mechanismus-Design-Theorie betrachtet das Problem der Infor-mationsasymmetrie aus einer ganz anderen Perspektive. Hier geht es darum, die institutionellen Rahmenbedingungen neu zu definieren, um daraus Handlungen, trotz bestehender in-dividueller Anreize, in die Richtung der gewünschten Ergebnisse zu lenken [vgl. Hehenkamp (2007, S.769)].

Für ein derartiges Ergebnis werden die entsprechenden Handlungswege gestaltet, wodurch die Delegationspartner zu den zur Verfügung stehenden Aktivitäten herangeführt werden. Anders ausgedrückt, der Handlungsmechanismus wird designt [vgl. Rieck (2006, S.53)].

Die Mechanismus-Design Theorie beschäftigt sich mit dem Problem des Prinzipals, bei der Formulierung des Vertrages bei bestehenden Informationsasymmetrien in Form von Hidden Information effektive Anreize für eine wahrheitsgemäße Übermittlung der privaten Informationen des Agenten zu schaffen [vgl. Budde (2000, S.17)]. Das einseitige Steuerungsproblem des Prinzipals wird jedoch in dieser Theorie durch eine wechselseitige Kooperationsbeziehung ersetzt. Es wird durch Absprachen der gegenseitigen Erwartungen versucht, einen Ab-stimmungs- und Anpassungsprozess zu ermöglichen. Dafür müssen erst einmal die institutionellen Arrangements neu definiert bzw. strukturiert werden [vgl. Meyer (2004, S.148)]

Die Mechanismus-Design-Theorie ist ein Teilgebiet der Spieltheorie [vgl. Rieck (2006, S.52)]. Ziel der Spieltheorie ist es, zu endogenen Verhandlungslösungen zu kommen, bei denen die Individuen rational ihre Entscheidungen treffen. Um diesen Punkt zu erreichen, ist es unter anderem auch nötig, für endogene Verhandlungslösungen den Entscheidungsrahmen entsprechend zu gestalten. Anhand vorgegebener Handlungszüge und weiteren Regelungen führen die Entscheidungen der rationalen Verhandlungspartner schon in den ersten Spielzügen zu Nash-Gleichgewichten [vgl. Holler (1992, S.141–142)].

Zum Verständnis, was die Mechanismus-Design-Theorie in der Praxis bezweckt, wird sie mit dem Beispiel von einem Stück Kuchen und zwei Kindern beschrieben. Hierbei geht es darum, einen Teilungsmechanismus zu designen, der zu einem fairen Handlungsergebnis zwischen beiden Kindern führt: Das erste Kind darf das Kuchenstück teilen und das zweite Kind darf sich dann als erstes eins der beiden Stücke aussuchen. Mit der Festlegung dieser Handlungsreihenfolge sowie der jeweiligen Aktionen wird eine Fairness in Form der Handlungsregeln vorprogrammiert. Die persönlichen Anreize der Entscheider haben hier keinen Einfluss auf das Ergebnis, da es von der Handlung des anderen abhängt und dieser seine Aktion erst nach der Handlung des ersten ausführt. Das System garantiert somit eine faire Teilung [vgl. Hehenkamp (2007, S.11)].

Das Ziel dieser Theorie ist, durch die einzelnen Nutzenwerte summiert ein Wohlfahrtsoptimum für die Gruppe zu erreichen. Die Situation bei bestehender Informationsasymmetrie, in der die Akteure ihre wahren Typen äußern sollen, wird der bayesianische anreizkompatible Mechanismus genannt. In dieser Situation wird das Wohlfahrtsmaximum erreicht, wenn alle Akteure wahre Aussagen gemacht haben [vgl. Kiener (1990, S.134)].

Dass die Mechanismus-Design-Theorie ihren Ursprung in der Spieltheorie hat, wurde bereits erwähnt. Nach der Mechanismus-Design-Theorie gelang es John C. Harsanyi, ein bayesianisches Modell zu entwickeln, das aus einer Spielsituation mit unvollständiger Information eine Rückführung zu einem Spiel mit vollständigen Informationen ermöglicht. Dabei findet anstelle des eigentlichen Spiels ein Typenspiel statt, bei dem es darum geht, Eigenschaften der Akteure offen zu legen [vgl. Streissler (1982, S.153)]. Spiele mit unvollständigen Informationen sind diejenigen, bei denen nicht alle Regeln des Spiels den Akteuren bekannt sind [vgl. Güth (1999, S.125)].

Das Zeuthen-Harsanyi-Modell ist ein Beispiel, in dem durch Verstärkung des institutionellen Rahmens eine optimale Verhandlungslösung erreicht wird [vgl. Holler (1992, S.142)].

Wir betrachten hier das komprimierte Zeuthen-Harsanyi-Modell mit folgenden Grundannahmen:

Zunächst wird die Beachtung der Zeuthen-Regeln als Prinzip festgesetzt. Diese Prinzipien werden bei der Beschreibung des Modells erwähnt. Das Spiel dauert 2 Perioden lang, in denen die Spieler ihre Entscheidungen jeweils zeitgleich vorzeigen. In der ersten Periode ist eine Handlungsalternative [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]aus den vorhandenen Möglichkeiten frei wählbar. In der zwei-ten Periode darf man jedoch als Aktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]die eigene aus der ersten Periode wiederholen oder die Aktion des Gegenspielers aus der ersten Periode wählen. Somit gilt in der zweiten Periode oder .[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Die Aktionen und sind nicht deckungsgleich, weil das Spiel unter anderem nicht pareto-optimal wäre, wenn die Spieler jeweils die Aktionen des anderen annehmen. Hieraus würde die Auszahlung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

erfolgen und das Spiel würde hier beendet sein, da eine Einigung erzielt wird durch das Ergebnis[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus dem Zeuthen-Prinzip resultierend wird die Annahme vertreten, dass die Risikoaversion der Spieler unterschiedlich ist und nur folgende zwei Situationen hierzu bestehen: Entweder ist [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], bei dem der erste Spieler in der zweiten Periode die Aktion vom zweiten Spieler annimmt. Dies bedeutet, dass dann [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]ist. Oder[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Dies impliziert, dass der zweite Spieler die Aktion des ersten Spielers aus der ersten Periode in der zweiten Periode als eigene Aktion annimmt [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Daraus ergibt sich auch die Situation, dass in der zweiten Periode einer der Spieler sich der Aktion des anderen anschließen wird. Diese Situation wird von der Entscheidung in der ersten Periode ausgelöst. Die Risikoeinstellung der Spieler hängt nämlich von den jeweiligen Entscheidungen der ersten Periode ab. Mit dem Zeuthen-Prinzip werden beide Perioden verbunden, indem die Spieler bereits in der ersten Periode versuchen, eine gute Grundlage für das Ergebnis aus der zweiten Periode herzustellen, in die sie durch keine Einigung in der ersten Periode gelangen. Eine Maximierung des Gewinns kann nur erfolgen, wenn die Spieler bereits in der ersten Periode ihre Handlung in der zweiten Periode beachten [vgl. Holler (1992, S.50–52)].

Mit den für dieses Spiel verwendeten Annahmen lässt sich genau eine Kombination von Aktionen für eine Gleichgewichtslösung darstellen, die auch einer Nash-Lösung nach Harsanyi entspricht [(1977, S.162)].

Dass das einzig erreichbare Nash-Gleichgewicht ist, wird durch folgende zwei Erklärungen klargestellt:

Schlägt der erste Spieler vor,[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] zu spielen, für den[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gilt und als Nash-Lösung steht, so wird er die Auszahlung [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]erhalten, egal wie sich Spieler 2 entscheidet. Wenn die wählbaren Aktionen der ersten Periode identisch sind, wird das Spiel hier beendet und der erste Spieler erhält die Auszahlung [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], sofern er die Aktion gewählt hat. Wenn die wählbaren Aktionen different sind, so müsste sich der zweite Spieler der Aktion des ersten Spielers aus der ersten Periode anschließen. Dies würde das Ergebnis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]implizieren und wieder realisiert werden aufgrund der Grundannahmen und Regelungen. Dieses Spiel ist jedoch kein sequentielles Entscheidungsspiel und die Aktionen in der zweiten Periode können nur von denen aus der ersten Periode abgeleitet werden. Doch der erste Spieler kann schon vorab seine Auszahlungsmöglichkeiten errechnen, wenn er die Aktion , die zum Nash-Gleichgewicht führen würde, wählt. Dies können beide Spieler jeweils für sich abschätzen. Um das Ziel [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]zu erreichen, reicht es, wenn einer der Spieler die Gleichgewichtslösung anstrebt.

Das Entscheidungsproblem liegt darin, dass beide keine Vorhersage über die zu wählende Aktivität des anderen Spielers in der ersten Periode treffen können. Also können sie keine Vorentscheidung über die Risikoaversion des anderen treffen. Sie können auch keine Aussagen über die Wahrscheinlichkeit () der vom anderen Spieler gewählten Aktionen tätigen. Dieses Entscheidungsdilemma kann aber auch nicht mit der Erkenntnis über die Wahrscheinlichkeitsverteilung gelöst werden, da man seine eigene Handlung nicht auf die Wahrscheinlichkeit der Handlung des anderen stützten kann, um ein Nash-Gleichgewicht zu erreichen.

Jedoch kann man die Auszahlungsmöglichkeiten in einer Matrix darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hieraus ist ersichtlich, dass das Spiel nur ein Nash-Gleichgewicht in[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] hat. Dies bedeutet, wenn der erste Spieler die Aktion wählt, so hat der zweite Spieler mehr als eine optimale Antwortmöglichkeit. Da diese Situation auch für den zweiten Spieler äquivalent gegeben ist, kann dieses Konzept des Nash-Gleichgewichts die endgültige Gewährleistung von nicht garantieren.

Ausgehend von unserer Darstellung des Modells wird ersichtlich, dass ein Spieler sich seine Auszahlung garantiert unabhängig davon, wie der zweite Spieler seine Aktivitäten wählt. Also sind keine Kooperationen oder Absprachen noch sonstige vertragliche Vereinbarungen zwischen den Spielern nötig. Die Nash-Lösung wird allein durch die aufgestellten Regeln des Mechanismus erreicht. Die Regeln umfassen die Auswahl bzw. Begrenzung der Handlungsalternativen sowie die Zeuthen-Prinzipien [vgl. Holler (1992, S.52 ff.)].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783956847165
ISBN (Paperback)
9783956842160
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hohenheim
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2,7
Schlagworte
Informationsökonomik Prinzipal-Agenten-Theorie Moral Hazard Mechanismus-Design-Theorie Lebensmittelproduktion staatlicher Eingriff
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