Analyse der Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Acts auf deutsche Unternehmen
©2013
Bachelorarbeit
69 Seiten
Zusammenfassung
Diese Studie beschreibt und bewertet die Folgen, welche durch den Sarbanes-Oxley Act entstehen. Durch diesen werden Unternehmen, welche an der amerikanischen Börse gelistet sind, vor immense Herausforderungen gestellt. Das Ziel dieses Gesetzes besteht darin, das Vertrauen der Investoren und Anleger in veröffentlichte Finanzzahlen wieder herzustellen sowie die Corporate Governance der Unternehmen zu verbessern. Jedoch hat der Sarbanes-Oxley Act nicht nur Auswirkungen auf amerikanische Unternehmen, sondern auch auf deutsche, welche an den amerikanischen Börsen gelistet sind. Die Einführung der neuen Regelungen ist im Zusammenhang mit immensen Kosten verbunden, welche die Firmen tragen müssen. Besonders die Einführung und Dokumentation eines internen Kontrollsystems als Kostentreiber steht hier im Blickpunkt.
Ziel dieser Studie ist es, die Folgen des Sarbanes-Oxley Acts auf insbesondere deutsche Unternehmen aufzuzeigen und diese mit bestehenden Regelungen zu vergleichen. Des Weiteren sollen mögliche Nutzenpotentiale anhand verschiedener Studien analysiert werden und entstehenden Kosten gegenübergestellt werden. Es soll ermittelt werden, ob der Sarbanes-Oxley Act dazu beiträgt, das verloren gegangene Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen.
Ziel dieser Studie ist es, die Folgen des Sarbanes-Oxley Acts auf insbesondere deutsche Unternehmen aufzuzeigen und diese mit bestehenden Regelungen zu vergleichen. Des Weiteren sollen mögliche Nutzenpotentiale anhand verschiedener Studien analysiert werden und entstehenden Kosten gegenübergestellt werden. Es soll ermittelt werden, ob der Sarbanes-Oxley Act dazu beiträgt, das verloren gegangene Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
4.11 Abschnitt 10: Corporate Tax Returns ...25
4.12 Abschnitt 11: Corporate Fraud Accountability...25
5
Auswirkungen auf deutsche Unternehmen
... 26
5.1
Einleitung ...26
5.2
Auswirkungen der Section 302...26
5.3
Auswirkugen der Section 404 ...30
5.4
Audit Committee ...33
5.5
Sonstige Auswirkungen ...36
6
Kosten-Nutzenanalyse des Sarbanes Oxley Acts
... 38
6.1
Empirische Untersuchung ...38
6.2
SEC Final Rule Management's Reports on Internal Control Over Financial
Reporting and Certification of Disclosure in Exchange Act Periodic Reports ...38
6.3
FEI Survey on Sarbanes Oxley Section 404 Implementation March 2006 ...39
6.4
Deutsches Aktieninstitut: Auswirkungen des Sarbanes Oxley Acts auf
deutsche Unternehmen: Kosten, Nutzen, Folgen für Börsennotierungen ...40
6.5
Detecon: Der Sarbanes Oxley Act als Instrument der Corporate
Gouvernance...45
6.6
Sarbanes Oxley Section 404 Work Looking at the Benefits...51
6.7
Zusammenfassung...52
7
Zusammenfassung und Fazit
... 54
Literaturverzeichnis
... 56
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aktienverlauf von Enron ... 8
Abbildung 2: Überblick der Abschnitte ... 13
Abbildung 3: Position der Unternehmensvertreter ... 41
Abbildung 4: Unternehmensbereiche der Vertreter ... 41
Abbildung 5: Durch Section 404 verursachte Manntage. ... 42
Abbildung 6: Enstehende Kosten der IT-Systeme ... 43
Abbildung 7: Höhe der zusätzlichen Prüfungsgebühren ... 44
Abbildung 8: Zusammengefasste Mehrkosten ... 45
Abbildung 9: Sitz und Branche der befragten Unternehmen ... 46
Abbildung 10: Einschätzung der Kosten ... 47
Abbildung 11: Budgetanpassung ... 47
Abbildung 12: Kostentreiber in der Übersicht. ... 49
Abbildung 13: Kosten des Regelbetriebs ... 50
Abkürzungsverzeichnis
AKEIU
Arbeitskreis Externe und Intern Überwachung
AktG Aktiengesetz
BB
Betriebsberater
CEO
Chief Executive Officer
CFO
Chief Financial Officer
EUR Euro
FE
Financial Excellence
gem. gemäß
HGB Handelsgesetzbuch
IKS Internes
Kontrollsystem
IT
Informationstechnologie
LLP
Limited Liability Partnership
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
PCAOB
Public Company Accounting Oversight Board
SEC
Securities and Exchange Commission
Sec. Section
SOA Sarbanes-Oxley
Act
US/USA
Vereinigte Staaten von Amerika
USD US-Dollar
Vgl. Vergleiche
WPO Wirtschaftsprüferordnung
z.B. Zum
Beispiel
Abstract
Diese Bachelorarbeit ,,Analyse der Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Acts auf
deutsche Unternehmen" beschreibt und bewertet die Folgen, welche durch den
Sarbanes-Oxley Act entstehen. Durch diesen werden Unternehmen, welche an
der amerikanischen Börse gelistet sind, vor immense Herausforderungen
gestellt. Das Ziel dieses Gesetzes besteht darin, das Vertrauen der Investoren
und Anleger in veröffentlichte Finanzzahlen wieder herzustellen sowie die
Corporate Governance der Unternehmen zu verbessern. Jedoch hat der
Sarbanes-Oxley Act nicht nur Auswirkungen auf amerikanische Unternehmen,
sondern auch auf deutsche, welche an den amerikanischen Börsen gelistet
sind. Die Einführung der neuen Regelungen ist im Zusammenhang mit
immensen Kosten verbunden, welche die Firmen tragen müssen. Besonders
die Einführung und Dokumentation eines internen Kontrollsystems als
Kostentreiber steht hier im Blickpunkt.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Folgen des Sarbanes-Oxley Acts auf insbesondere
deutsche Unternehmen aufzuzeigen und diese mit bestehenden Regelungen
zu vergleichen. Des Weiteren sollen mögliche Nutzenpotentiale anhand
verschiedener Studien analysiert werden und entstehenden Kosten
gegenübergestellt werden. Es soll ermittelt werden, ob der Sarbanes-Oxley Act
dazu beiträgt, das verloren gegangene Vertrauen in die Finanzmärkte
wiederherzustellen.
This bachelor's thesis ,,Analysis of the effects of the Sarbanes Oxley Act on
German companies" describes and analyses the effects on companies, which
arise through the Sarbanes Oxley Act. Through the Sarbanes Oxley Act,
companies which are listed on the American stock market are presented with
immense challenges. The aim of this law was to restore the trust of the
investors in published financial figures as well as to improve the Corporate
Governance of the companies. However, the Sarbanes Oxley Act does not only
have effects on American companies, but also on German ones, which are
listed on the American stock market. The introduction of the new regulation is
1
connected with immense costs, which have to be borne by the companies.
Especially the introduction and documentation of an internal control system is
here considered as a cost driver. The aim of the present thesis is to
demonstrate the effects of the Sarbanes Oxley Act especially on German
companies and to compare these with existing regulations. Furthermore,
possible potential benefits shall be analyzed on the basis of different studies
and compared with incurring costs. It shall be analyzed if the Sarbanes Oxley
Act contributes to the restoring of the lost trust in the financial markets.
2
1
Einleitung
1.1 Problemeinführung
Der Sarbanes-Oxley Act ist die gesetzgeberische Reaktion auf die
Finanzskandale großer amerikanischer Konzerne wie dem Stromerzeuger
Enron oder dem Mobilfunkanbieter Worldcom. Dem damit in Zusammenhang
stehenden Vertrauensverlust versuchte der amerikanische Gesetzgeber mit der
Verabschiedung des Sarbanes-Oxley Act (SOA) entgegenzuwirken, der mit der
Unterzeichnung von Präsident George W. Bush am 30. Juli 2002 rechtskräftig
wurde. Benannt wurde das Gesetz nach den beiden Autoren Senator Paul S.
Sarbanes und dem Kongressabgeordneten Michael G. Oxley
1
.
Dem
Gesetzestext geht folgender Einführungssatz voraus: ,,An Act to protect
investors by improving the accuracy and reliability of corporate disclosures
made pursuant to the securities laws, and for other purposes."
2
Damit und umfangreichen Ausführungsbestimmungen der zuständigen
Institutionen wurden tiefgreifende Veränderungen im Bereich der Corporate
Governance und der Abschlussprüfung sowie der Regulierung des
Wirtschaftsprüferberufsstands vorgenommen, die Unternehmen mit neuen
Anforderungen konfrontieren.
Ziel dieser Arbeit ist es, die einzelnen Abschnitte des Sarbanes-Oxley Act zu
beleuchten und die wesentlichen Regelungen genauer zu erläutern. Des
Weiteren werden seine Auswirkungen auf deutsche Unternehmen explizit
dargestellt. Die Arbeit rundet eine Kosten-Nutzenanalyse ab, welche aufzeigt,
wie mögliche Nutzenpotentiale den zu erwartenden Kosten gegenüber stehen.
1
Vgl. Menzies,Christof (2004), S. 13.
2
Vgl. Sarbanes Oxley (2002), Introduction.
3
1.2 Aufbau
der
Arbeit
Nach einer Einleitung folgen die Erläuterungen des geschichtlichen
Hintergrunds des Sarbanes-Oxley Acts. Zudem werden die genauen Ursachen
für dessen Einführung beschrieben.
In Kapitel 3 werden die Ziele und der Geltungsbereich dargestellt, um
darzulegen, was mit dem SOA erreicht werden sollte und welche Unternehmen
betroffen sind.
Danach wird der genaue Inhalt des Sarbanes-Oxley Acts mit seinen einzelnen
Abschnitten vorgestellt. Es erfolgt eine detaillierte Zusammenstellung der elf
Abschnitte.
Kapitel 5 geht auf die gesetzlichen Auswirkungen und neuen Anforderungen
des SOA auf deutsche Unternehmen ein. Des Weiteren wird ein Vergleich
gezogen zwischen den bestehenden deutschen Anforderungen an
Unternehmen und deren Management gegenüber den Neuregelungen
Als nächstes erfolgt eine Kosten-Nutzenanalyse, die aufzeigen soll, ob
eventuelle Nutzenpotentiale des SOA die entstehenden Kosten rechtfertigen.
Hier werden verschiedene deutsche sowie internationale Studien analysiert, um
eine Aussage über mögliche Nutzen und die Höhe der Kosten treffen zu
können.
Das Fazit bildet den Schluss dieser Arbeit. Damit wird ein zusammenfassendes
Resümee der Auswirkungen des SOA auf deutsche Unternehmen gezogen.
4
1.3 Begriffserklärungen
CEO: Der Chief Executive Officer entspricht in Deutschland der Bezeichnung
des Vorstandsvorsitzenden oder Geschäftsführers sowie des Generaldirektors.
3
CFO: Der Chief Financial Officer ist Teil des Vorstands und kann mit dem
deutschen Finanzvorstand oder kaufmännischen Geschäftsführer verglichen
werden.
4
SEC: Die Securities and Exchange Commission ist eine amerikanische
Bundesbörde zur Durchsetzung und Kontrolle amerikanischer
Wertpapiergesetze. Wenn nötig, erzwingt die SEC die Sicherstellung des
Wertpapierrechts durch eine Vielzahl von Mitteln, einschließlich Geldstrafen,
dem Ersuchen um Strafverfolgung, Widerruf oder die Aussetzung von Lizenzen
und Einreichung von Unterlassungsklagen.
5
Corporate Governance: Corporate Governence beschreibt den rechtlichen und
reellen Rahmen, in welchem die Führung und Kontrolle des Unternehmens
eingebunden ist. Regelungen, die im Rahmen einer Corporate Governance
Vereinbarung getroffen werden, haben zum Ziel, etwaigem Fehlverhalten der
einzelnen Akteure entgegenzuwirken und dieses zu verhindern. In diesem
Zusammenhang ist auch oft von verantwortungsbewusster
Unternehmensführung und -kontrolle die Rede.
6
3
Vgl. Businessdictionary (2013), CEO.
4
Vgl. Businessdictionary (2013), CFO.
5
Vgl. Legaldictionary (2013), SEC.
6
Vgl. Wirtschaftslexikon (2013), Corporate Governance.
5
2
Hintergrund
2.1 Bilanzskandale
Der SOA of 2002 ist ein nach dem demokratischen Senator Paul S. Sarbanes
und dem republikanischen Abgeordneten Michael Oxley benanntes Gesetz,
welches am 25. Juli 2002 vom amerikanischen Kongress verabschiedet wurde.
Ausschlaggebend für die Implementierung waren dabei maßgeblich die
Bilanzskandale bei Enron und Worldcom.
7
2.2 Der Fall Enron
Im Jahre 1985 kam es zu einer Fusion der beiden amerikanische Unternehmen
Houston Natural Gas und Internorth, einem in Nebraska angesiedelten
Erdgasunternehmen. Durch diese Fusion entstand der Konzern Enron.
8
Jedoch hatte dieses neugeformte Unternehmen von Beginn an erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten. Als im Jahre 1985 auch noch die Ölpreise deutlich
nachgaben, stand das Unternehmen kurz vor der Insolvenz.
In den folgenden Jahren übernahmen Kenneth Lay, ein amerikanischer
Unternehmer, sowie Jeffrey Skilling, ein ehemaliger Unternehmensberater, die
Führung. Mit diesem Wechsel änderte Enron seine strategische Richtung.
9
Im
Jahre 1989 steigt Enron im großen Stil in den Energiehandel ein.
10
Zudem
handelte das Unternehmen mit hochkomplexen Finanzprodukten, welche um
die Energieversorgung herum gestrickt wurden. Am Ende wurden mehrere
tausend Geschäfte pro Tag erledigt. Im Jahre 2000 erzielte Enron ungefähr
80 % seiner Gewinne mit dem Vertrieb dieser Finanzprodukte.
11
Zu Hochzeiten war Enron mehr als 50 Milliarden US-Dollar Wert und eines der
sieben umsatzstärksten Unternehmen der USA. Über mehrere Quartale in
Folge konnte Enron seine vermeintlichen Gewinne steigern. Das Unternehmen
7
Vgl. Menzies,Christof (2004), S.13.
8
Vgl. Von Frentz,Clemens (2003).
9
Vgl. Fischermann,Thomas (2006).
10
Vgl. Von Frentz,Clemens (2003).
11
Vgl. Fischermann,Thomas (2006).
6
mit seinen Managern war der Star an der Börse. Die US-amerikanische Zeitung
Forbes wählte Enron mehrmals zum ,,innovativsten Unternehmen".
12
Das Hauptgeschäft von Enron lag in erster Linie in dem Verkauf von
Terminkontrakten zur Absicherung von Gas- und Strompreisen. Jedoch wurde
das Angebot weiter ausgedehnt, z.B. durch die Bereitstellung von
Breitbandkapazitäten zur Datenübertragung.
13
Der damalige CEO Skilling
verfolgte währenddessen eine besondere Strategie bei der Auslagerung von
Vermögenswerten. Assets, welche nicht für den Geschäftsbetrieb relevant
waren, wurden in andere Gesellschaften ausgelagert. Dies sollte eine
Gewinnverringerung und Belastung der Rendite vermeiden.
Der Onlinehandel mit der Energie florierte, aber es gab auch Schattenseiten.
Der Verkauf von Breitbandkapazitäten war wenig rentabel. Dies ging jedoch in
der allgemeinen Euphorie über den Erfolg von Enron unter.
14
Der Schock kam am 16. Oktober 2001. In einer Pressemeldung gab Enron
bekannt, dass das Unternehmen im dritten Quartal einen Verlust erzielt habe.
Der veröffentlichte Verlust betrug mehr als 600 Millionen US-Dollar. Es fand
daraufhin eine Herabsetzung des Eigenkapitals um über 1,2 Milliarden US-
Dollar statt. Der Aktienwert des Unternehmens gab sofort extrem nach. Enron
musste rückwirkend 586 Millionen US-Dollar im Betriebsergebnis der letzten
vier Jahre korrigieren. Diese Korrekturen führten letztendlich dazu, dass das
Unternehmen im Dezember 2001 den Gläubigerschutz beantragen musste.
Im Nachhinein zeigt sich, dass die genaue Geschäftsbasis von Enron in der
Öffentlichkeit unklar war. Es gab unter anderem unrentable Bereiche, wie
bereits oben erwähnt. Die extrem komplizierte Finanzstruktur des Konzerns
leistete sein Übriges. Der damalige Finanzvorstand Fastow verfolgte eine
Strategie, welche die Einrichtung von Offshorepartnerschaften vorsah. Dadurch
konnte Enron mehr als eine Milliarde US-Dollar an Verbindlichkeiten
verschleiern, welche gegenüber diesen Gesellschaften bestanden.
12
Vgl. Hillenbrand, Thomas (2004).
13
Vgl. Menzies, Christof (2004), S. 8.
14
Vgl. Hillenbrand, Thomas (2004).
7
Der Jahresabschlussprüfer bzw. Konzernabschlussprüfer war zum damaligen
Zeitpunkt Arthur Andersen LLP, welche zu den fünf größten
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt gehörte, den sogenannten ,,Big
Five". Enron wurde mehr als 16 Jahre von Arthur Andersen geprüft und war
einer der größten Kunden.
15
Die nachfolgende Abbildung zeigt die dramatische Aktienentwicklung von
Enron. Die Aktie stürzte von teilweise mehr als 100 Dollar auf den damaligen
Schlusskurs von 0,67 Dollar.
16
Abbildung 1: Aktienverlauf von Enron
17
Im Nachhinein muss auch die politische Verbindung von Enron kritisch gesehen
werden. Mehrere Millionen Dollar wurden an Republikaner und Demokraten
gespendet, da die damalige Regierung die Liberalisierung des Strommarktes
stark vorantrieb.
18
15
Vgl. Menzies, Christof (2004) S. 8.
16
Vgl. Von Frentz,Clemens (2003).
17
Vgl. Von Frentz,Clemens (2003).
18
Vgl. Von Frentz,Clemens (2003).
8
2.3 Der Fall Worldcom
Einen zweiten gravierenden Finanzskandal verursachte das amerikanische
Telekommunikationsunternehmen Worldcom. Diese Insolvenz war eine der
größten Firmenpleiten in der US-Geschichte. Worldcom stieg in den 1990er-
Jahren durch eine Vielzahl an Akquisitionen zu einem der größten Anbieter für
Ferngespräche in den USA auf. Außerdem war das Unternehmen ein führender
Betreiber von Internetstrukturen. In seiner Hochphase wies das Unternehmen
einen Umsatz von 39,2 Milliarden US-Dollar aus.
19
Am 25. Juni 2002 gab Worldcom bekannt, dass zwei Jahre lang Ausgaben von
fast vier Milliarden Dollar als Anlagevermögen verbucht wurden. Auf diesem
Weg wurden Gewinne vergrößert.
20
Worldcom stellte am 21. Juli 2002 den Insolvenzantrag und sorgte daraufhin für
weitere Aufregung. Es wurde durch die Untersuchungen aufgedeckt, dass
Rückstellungen in Milliardenhöhe als Gewinn ausgewiesen wurden. Es musste
insgesamt eine schwindelerregende Summe von mehr als 50 Milliarden Dollar
abgeschrieben werden.
Wieder war Arthur Andersen LLP der Abschlussprüfer und geriet erneut in die
Kritik, da sie diese massiven Bilanzfälschungen nicht aufgedeckt haben bzw.
diese nicht entdeckt wurden.
Sowohl der Skandal um Enron als auch die Bilanzfälschung von Worldcom
erschütterte das Vertrauen der Anleger in veröffentlichte Finanzzahlen. Da auch
nicht mehr von Ausnahmen auszugehen war, musste der Gesetzgeber
handeln, um neue Skandale zu verhindern.
21
19
Vgl. Menzies, Christof (2004), S. 9.
20
Vgl. Kay, Joseph (2002).
21
Vgl. Menzies, Christof (2004), S. 10.
9
2.4 Arthur
Andersen
Arthur Andersen LLP war sowohl der Abschlussprüfer von Enron als auch von
Worldcom und somit in zwei der größten Bilanzskandale der amerikanischen
Geschichte verstrickt.
Einer der größten Kunden war Enron. Dies könnte der Grund dafür sein, dass
Andersen im Zusammenhang mit dem Skandal seine Mitarbeiter anwies,
zahlreiche Akten und Dokumente zu vernichten, darunter eine Vielzahl an
elektronischen Daten und E-Mails. Es wird vermutet, dass damit die
Aufdeckung der dubiosen Geschäfte verhindert werden sollte.
22
Somit machte sich Andersen der Justizbehinderung schuldig, da nicht
anzunehmen war, dass die Gesellschaft die Dokumente im Rahmen der
üblichen Dokumentenvernichtungspraxis vernichten lies. Daraufhin klagte das
Washingtoner Justizministerium Andersen Worldwide wegen Behinderung der
Justiz am 15. März 2002 an. Am 17. Juni 2002 wurde das Unternehmen für
schuldig gesprochen. Das Urteil wurde im Juni 2005 für nichtig erklärt.
Dies spielte jedoch keine Rolle mehr, da das Unternehmen trotz seiner über 90-
jährigen Firmengeschichte abgewickelt wurde. Dies geschah innerhalb von nur
drei Monaten.
23
.
22
Vgl. Hillenbrand, Thomas (2004).
23
Vgl. Sturmann, Deborah (2005).
10
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2013
- ISBN (PDF)
- 9783956848988
- ISBN (Paperback)
- 9783956843983
- Dateigröße
- 1.3 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Heidelberg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1,5
- Schlagworte
- Enron Worldcom Bilanzskandal SOA Corporate Responsibility
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing