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Depression: Professionelle Hilfe und Beratung

©2011 Studienarbeit 106 Seiten

Zusammenfassung

Depression kann jeden Menschen treffen - ob jung oder alt, Frau oder Mann, selbst Kinder und Jugendliche können von der Krankheit betroffen sein. Obwohl Depression die häufigste psychische Erkrankung ist, wissen die meisten Menschen nur unzureichend darüber Bescheid.
Im Mittelpunkt der Ausführungen steht der Begleiter, der Angehörige und nicht der depressive Mensch. Viele Angehörige und Freunde wissen nicht, wie sie sich einem Depressiven gegenüber verhalten sollen. Sie fühlen sich unsicher und hilflos, wollen Beistand leisten und dem Kranken nicht noch zusätzlich zur Last fallen. Zudem fürchten sie sich vor den Beleidigungen, dem Schmerz, der Trauer und der Einsamkeit des Depressiven.
Sie wissen nicht, was sie für den Kranken tun können und wie sie die soziale Beziehung zu dem Erkrankten aufrechterhalten. In dem Handbuch finden die Menschen, die als Berater den Angehörigen und den Betroffenen zur Seite stehen, folgende Themen vorgestellt: Ursachen, Diagnose, Erscheinungsformen und Symptome der Depression, Depressionen bei Frauen, Depressionen bei Männern, Depressionen bei Kindern und Jugendlichen, Depressionen bei älteren Menschen, Arztwahl (Welche Fachleute können bei Depressionen weiterhelfen? Und wer sollte einen Psychiater / Nervenarzt bei depressiven Störungen aufsuchen?), Behandlungsformen, Therapieformen, Gesprächsfuührung in der Beratung, Denkfehler bei Depressionen, Selbsthilfe bei Depressionen, Tipps für die Angehörigen, Entspannungstechniken für die Angehörigen und Betroffenen sowie Ressourcen (Arbeit mit Angehörigen und Betroffenen).

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Depression bei Sucht: oft findet man Depressionen bei abhängigen Menschen. Es ist sehr häufig nicht möglich zu ermitteln, ob die Depression oder die Sucht als erstes da war.

Viele Menschen, die unter Depressionen leiden, versuchen die damit verbundenen negative Gefühle wie Angst, Schuld, Traurigkeit, Unruhe mit Tabletten, Alkohol oder anderen süchtig machenden Substanzen zu „ therapieren“. Es kommt auch schon vor, dass dies am Anfang auch funktioniert.

Allerdings tritt bald s.g. Toleranzentwicklung auf, dass heißt es werden immer mehrere mengen dieser Stoffen benötig, u den gewünschten Effekt zu erreichen.

Die Dosis wird stets erhöht und so entwickelt sich eine Abhängigkeit. Auch andere Verläufe sind möglich: aus der Sucht kann sich eine Depression entwickeln.

Wichtig ist, dass um eine depressive Störung zu behandeln, ist es natürlich nötig, das Suchtmittel komplett abzusetzen. (Quelle:D.B.G.D..2009)

Depressionen bei Kinder und Jugendlichen

Das Thema „ Depression bei Kinder und Jugendlichen“ ist oft noch ein Tabuthema, bzw. ist mit Mythen und sehr vielen Fragen verbunden.

Dabei zeigen die Untersuchungen, dass leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören unter denen Kinder und Jugendliche leiden.

Bis jetzt gibt es in der ICD-10 keine Kriterien für Kinder und Jugendlichen, es gelten formal die Erwachsenenkriterien. Dabei kann sich die Depression bei Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedlich manifestieren. Die Symptomatik ist abhängig vom Alter und der Entwicklung.

Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt bei Jugendlichen gegenüber Kindern an:

- Bei Kindern im Vorschulalter liegt die Häufigkeit bei ca. 1 Prozent ,
- im Grundschulalter sind weniger als 2 Prozent der Kinder betroffen.
- Aktuell leiden3-10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren unter einer Depression. (Quelle:D.B.G.D.2009)

Depressive Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen

Häufig zeigen sich die depressiven Symptome im Kindes- und Jugendalter nicht in einer melancholischen Grundstimmung mit Traurigkeit, Interesselosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Grübeln oder Antriebslosigkeit sondern sind hinter körperlichen Symptomen, hinter krankhafter Unruhe, oder Aggressionen verborgen.

Zudem kommt auch, dass viele Symptome der Depression schwer von den Bestandteilen der normaler jugendlicher Entwicklung zu unterschieden sind. So sind Jugendliche oft

- zu Tode betrübt,
- gereizt,
- verschlossen,
- gelangweilt oder grüblerisch,
- oft mit sich und der Welt unzufrieden.

Die Grenzen zwischen normaler Entwicklung und depressiver Symptomatik sind fließend - und darin besteht die Schwierigkeit einer eindeutigen Diagnose. Dies führt häufig dazu, dass Depressionen im Jugendalter oft nicht oder sehr spät erkannt werden.

Dabei ist es sehr wichtig eine Depression bei Kinder und Jugendlichen früh zu erkennen. Wen Depressionen unerkannt belieben ist das Kind in der Entwicklung gestört und kann sein Potenzial nicht voll nutzen. Die Erkrankung als solche zu erkennen ist also ein entscheidender Schritt bei der Bewältigung der Depression. Dabei spielen sehr wichtigen Rolle die Eltern, Angehörige, Freunde und Lehrer.

Aber an welchem Punkt wird aus normalem "auffälliges" Verhalten?

Wenn sich eine überdauernde Stabilität der altersbezogenen Symptomatik über mehrere Wochen und Monate zeigt, ohne dass es zu einer Restabilisierung kommt, handelt es sich nicht mehr um "normale" alterstypische Veränderungen oder eine nachvollziehbare vorübergehende Reaktion auf eine äußere Belastung (z.B. Verlustsituation), sondern möglicherweise um eine Depression.(vgl. Depression im Kinder – und Jugendalter, Ch. Neumann, H. Reicher 2009,D.B.G.D. 2009)

Zusätzlich zu den altersbezogenen Symptomen können Angehörige und Bekannte auf folgende Alarmzeichen achten:

- Rückzug von Hobbies und alterstypischen Aktivitäten
- extremer Leistungsabfall in der Schule
- extreme Veränderungen in Verhalten und Aussehen
- Weglaufen von Zuhause
- Alkohol- und Drogenmissbrauch
- Selbstisolierung von Familie und/oder Gleichaltrigen

Es ist grundsätzlich wichtig, mit Kindern und Jugendlichen, die auffälliges Verhalten zeigen, ein Gespräch zu suchen und bei der Ablehnung eine weitere Gesprächsbereitschaft zeigen, oder andere Personen suchen, die mit dem Kind sprechen könnten.

Depressive Symptomatik bei Kinder und Jugendlichen (nach Fux 2005, D.B.G.D.2009, Petermann 2002):

Depressive Symptome bei Kleinkindern (1-3 Jahre)

- vermehrtes Weinen, wirken traurig
- ausdrucksarmes Gesicht
- erhöhte Reizbarkeit, Irritabilität
- essen schlecht
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlagstörungen oder übergroßes Schlafbedürfnis)
- überanhänglich, können schlecht alleine sein
- Selbststiumulierendes Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumen lutschen, genitale Manipulation
- Teilnahmslosigkeit, Spielunlust

Depressive Kleinkinder zeigen zudem häufig eine Entwicklungsverzögerung. Sie lernen später laufen und sprechen, entwickeln geringere grob- und feinmotorische Geschicklichkeit und auch kognitive Fähigkeiten können sich langsamer entwickeln.

Symptome Vorschulalter

Depressive Symptome bei Kindern im Vorschulalter (3-6 Jahre)

- trauriger Gesichtsausdruck
- verminderte Gestik und Mimik, psychomotorische Hemmung
- leicht irritierbar, stimmungslabil, auffällig ängstlich
- mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen
- Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, introvertriertes Verhalten
- Vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten
- Innere Unruhe und Gereiztheit zeigen sich in unzulänglichem/kontaktarmen, aber auch aggressivem Verhalten
- Ess- und Schlafstörungen
- erste Vorformen typisch "erwachsener" Symptome: Äußerung der Annahme, dass keiner mit ihnen spielen wolle, keiner sie liebe und keiner Zeit für sie habe.

Symptome jüngere Schulkindern

Depressive Symptome bei jüngeren Schulkindern (6- ca. 12 Jahre).

In diesem Alter treten die psychischen Symptome der Depression in den Vordergrund, die Kinder sind niedergeschlagen, resigniert und ängstlich.

Zudem kann es zu

- verbalen Berichten über Traurigkeit
- Denkhemmungen wie Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen
- Schulleistungsstörungen
- Zukunftsangst, Ängstlichkeit
- unangemessenen Schuldgefühlen und unangebrachter Selbstkritik
- psychomotorischer Hemmung
- Appetitlosigkeit
- (Ein-)Schlafstörungen
- suizidalen Gedanken kommen.

Symptome im Pubertäts- und Jugendalter.

Depressive Symptome im Pubertäts- und Jugendalter (13-18 Jahre)

Körperliche Symptome:

- psychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen), Gewichtsverlust
- Ein- und Durchschlafstörungen (häufig auch übermäßiges Schlafbedürfnis)

Im Vordergrund stehen die psychischen Symptome:

- vermindertes Selbstvertrauen (Selbstzweifel)
- Apathie, Lustlosigkeit, Konzentrationsmangel
- Stimmungsanfälligkeit
- rhythmische Schwankungen des Befindens
- Leistungsstörungen
- Gefühl, den sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein, Gefahr der Isolation, des sozialen Rückzugs
- Anstieg der Suizidgedanken und Versuche

Im Jugendalter verändert sich das Verhältnis depressiver junger Männer zu jungen Frauen etwa zu 1:2.

Sollten die Eltern nach einem Gespräch den Eindruck bekommen, dass das Kind unter Depression leidet, sollten sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen, denn die Diagnose kann und muss durch eine Fachperson erfolgen.

Der Arzt muss mögliche körperliche Ursachen für die Symptomatik ausschließen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörung). Es ist wichtig einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzusuchen. Nur die erfahrenen Diagnostiker sind zusätzlich darin geschult,mit der bei Jugendlichen häufig beobachteten Verleugnungstendenz und möglicherweise großen Schamgefühlen hinsichtlich der depressiven Symptomatik umzugehen.

Bedeutung der Früherkennung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: Eine Depression früh zu erkennen ist wichtig, um das akute Leid der Kinder und Jugendlichen zu lindern.Zu dem kommen auch folgenden Faktoren wie

- Depressive Jugendliche erleben sich als unbeliebt und haben wenig Freunde.
- Gleichzeitig können krankheitsbedingte negative Auswirkungen auf die altersgemäße Weiterentwicklung (Zurückfallen in frühere Stufen der Entwicklung oder Fehlentwicklungen) verhindert werden.

Zudem haben depressive Kinder und Jugendliche ein erhöhtes Risiko, auch als Erwachsene an einer Depression zu erkranken und in soziale und berufliche Anpassungsprobleme zu geraten. Ursachen Ähnlich wie bei erwachsenen gibt es bei einer Depression eines Kindes /Jugendlichen psychosoziale und neurobiologische Aspekte, die bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen.

Ursachen können

- frühkindliche Erfahrungen sein, die sich auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken

- biologische /genetische Faktoren

- Störungen des Hirnstoffwechsels oder der Stresshormone

Auch bei Kinder und Jugendlichen gibt es Depressionen, die ohne erkennbare äußere Ursache auftreten, aber auch depressive Episoden mit situativem Auslöser. Dies können

- kritische Lebensereignisse sein, z.B. der Tod eines Elternteils oder Geschwisterkindes,

- Missbrauch und Vernachlässigung durch ein Elternteil

- die Scheidung der Eltern.

- altersspezifische Ereignisse außerhalb der Familie: Verlust von Freunden, Liebes­kummer, Misserfolge und Kränkungen

Die Erlebnisse können für manche Jugendliche zum Auslöser einer depressiven Episode werden.

Aber nicht jedes Kind erkrankt in Verbindung mit diesen Erlebnissen. Es gibt bestimmte Schutzfaktoren, wie

- stabile familiäre Beziehungen,

- ein guter Freundeskreis,

- Persönlichkeitsfaktoren wie Selbstvertrauen, Konfliktfähigkeit und Optimismus. (Quelle:D.B.G.D.2009)

Bei Kinder und Jugendlichen ist es genau wie bei Erwachsenen zu beachten, dass sich hier um eine Erkrankung, nicht um ein persönliches Versagen handelt. Die von Depressionen betroffenen Kinder sind krank und brauchen Hilfe, sie sind nicht aggressiv, faul, oder schlecht erzogen.

Sie wollen auch nicht so sein, wie sie sind. Man soll auch nicht an den eigenen elterlichen Fähigkeiten zweifeln, sondern man muss Hilfe in Anspruch nehmen.

Grundsätzlich ist die erste Anlaufstelle für Eltern ist meist der Kinder- oder Hausarzt, der das Kind und die Familie schon länger kennt und Veränderungen einordnen kann. Der Kinder- oder Hausarzt wird das Kind ggf. zum Spezialisten weiterleiten.

Das könnte Kinderpsychiater und Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut sein, sowie Erziehungs- und Familienberatungsstellen, die für die Behandlung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen besonders qualifiziert sind.

Wichtig ist es, dass Eltern kranken Kinder immer in die Behandlung miteinbezogen werden.

Die Behandlung einer Depression kann folgende Interventionen umfassen:

- Alters- bzw. entwicklungsadäquate Aufklärung des Kindes/Jugendlichen sowie der Eltern über die Depression
- Interventionen in der Familie (ggf. einschließlich Familientherapie) zur Verminderung der Symptomatik, Beziehungsklärung
- Aufklärung und Beratung des/der Klassenleiters/Klassenleiterin bzw. des/der Erziehers/Erzieherin und ggf. Intervention in der Schule.
- Sowohl in ambulanter Behandlung als auch in Kliniken gibt es psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten,
- Auch bei Kindern und Jugendlichen kann abhängig vom Schwergrad der Depression eine Behandlung mit Medikamenten sinnvoll und notwendig sein. Die Behandlung muss unbedingt von einem kinderpsychiatrisch erfahrenen Kinderarzt vorgenommen werden. (nach Fux 2005, D.B.G.D.2009, Petermann 2002, Neumann, Reicher 2009):

Stationäre Behandlung depressiver Kinder und Jugendlicher:

Viele Kinder und Jugendliche können bei Depressionen ambulant behandelt werden.

Bei folgenden Merkmalen sollte allerdings ein stationärer Aufenthalt in Betracht gezogen werden:

- nach einem Selbsttötungsversuch oder bei akuter Suizidgefahr

- bei Bedarf einer kontrollierten medikamentösen Behandlung

- bei selbstschädigenden Tendenzen

- mangelnden Ressourcen in der Familie bzw. in der Schule oder besonders ungünstigen psychosozialen Bedingungen besonders schwer ausgeprägten komorbiden Störungen unzureichendem ambulantem Therapieeffekt

- Suizide bei Kindern und Jugendlichen

Depression und Suizidalität sind Phänomene, die oft zusammen auftreten. Während Suizide im Kindesalter eher selten sind, nimmt ab dem Alter von 15 Jahren die Suizidrate kontinuierlich zu. Die Selbsttötung gehört zu den häufigsten Todesursachen im Jugendalter.

Insgesamt besteht bei Depression ein 7-20fach erhöhtes Risiko eines Suizides und ein 12-15 fach erhöhtes Risiko eines Suizidversuches. (nach Fux 2005, D.B.G.D.e.V. 2009)

Jungen haben im Vergleich zu Mädchen ein dreimal so hohes Suizidrisiko. Ein erhöhtes Risiko besteht auch dann, wenn Suizide oder Suizidversuche in der Familie oder im Freundeskreis bereits vorgekommen sind (Modellcharakter) und bei Jugendlichen, die bereits einen Suizidversuch hinter sich haben.

Suizidandrohungen sollten immer ernst genommen werden.

Bei anhaltender unberechenbarer Stimmung des Kindes, Äußerung eines Planes zur Selbsttötung sollte umgehend eine Praxis oder Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und - Psychotherapie kontaktiert und schnellstmöglich ein Termin wahrgenommen werden. Im Fall von konkreten Suizidandrohungen können Eltern zum Schutze der Kinder den Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt oder die Polizei benachrichtigen.

Für ein vertrauensvolles, ruhiges Gespräch mit einem möglicherweise depressiven Kind sind einige Punkte wichtig:

- Gespräch anbieten
- Von einem ersten Gespräch noch nicht zu viel erwarten und nicht aufgeben, wenn der Jugendliche nicht bereit ist zu reden
- Zurückhaltung des Jugendlichen ist normal
- Geduldig sein und Gespräch mehrmals anbieten
- Nicht sofort nach Lösungen suchen
- Erst einmal zuhören und mehr erfahren
- Fragen, an welchen Dingen noch Freude besteht
- Fragen, ob er oder sie oft einsam oder unglücklich ist
- Fragen, ob er oder sie nur noch schwarz sieht
- Nachfragen, ob er oder sie schon mal daran gedacht hat dem Leben ein Ende zu bereiten
- Hilfsmöglichkeiten aufzeigen
- Beachten, mit welchen Themen sich die Kinder beschäftigen, z.B. im Internet

- Auf Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche aufmerksam machen

Ärzte, die bei Depressionen helfen können:

Psychiater: ist ein Mediziner, der aufgrund seiner Ausbildung in der Lage ist die seelische Störungen auf organische Ursachen zu untersuchen. Außerdem darf ein Psychiater Medikamente verordnen sowie Überweisungen ausstellen und die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen. Einige Psychiater verfügen über eine psychotherapeutische Zusatzqualifikation und somit bieten sie auch Psychotherapie an.

Psychologe: der Psychologe ist KEIN Arzt. Er hat die Psychologie des Menschen studiert, über die Wahrnehmung, Denkweisen u.ä. Ein Psychologe muss zusätzlich nach dem Studium die klinische Psychologie studieren, um Psychotherapie anbieten zu können. Er darf keine Medikamenten verordnen und darf nicht die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen.

Psychotherapeut: das war vor noch wenigen Jahren kein geschützte Titel. Inzwischen darf man sich „Psychotherapeut“ nennen, wenn man eine staatliche Anerkennung als ärztlicher oder psychologischer Psychotherapeut erworben hat. Psychotherapeuten bieten verschiedene therapeutische Maßnahmen an.

Die Entscheidung sich einer Behandlung unterziehen ist sehr stark davon abhängig, was der Kranke über seine Erkrankung weißt.

Deshalb ist die Aufgabe des Arztes die Patienten aufzuklären, was die Krankheit ist, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, was die Vorteile und Risiken gibt es zu der vor­geschlagenen Behandlung. Leider in der Praxis beschränkt sich häufig die Aufgabe des Arztes auf Medikamentenverordnung.

Patienten werden wenig dazu motiviert die Medikamente einzunehmen und die Medikation trotzt anfänglichen Nebenwirkungen aufrecht zu erhalten.

Aufgabe des Psychotherapeuten ist gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden, was die Depression auslöste. Des weiteren erarbeitet der Psychotherapeut mit dem Patienten die Ziele, die in der Therapie erreicht werden sollten.

Behandlungsmöglichkeiten

Wie bei allen anderen psychischen Krankheiten muss vor dem Beginn der Behandlung eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Gründe dafür sind, dass manche De­pressionen ähnliche bzw. gleiche Symptome haben wie andere somatischen Krankheiten und der Arzt ausschließen muss, dass keine körperliche Erkrankung vorliegt.

Des weiteren muss vor einer medikamentösen Behandlung geklärt werden, ob mögliche Unverträglichkeit auftreten könnte.

Die Betroffenen sollen sich vom Arzt genau erklären lassen was die Depression ist und mit welchem möglichen Verlauf zu rechnen ist. Die Angehörigen sollten auch von dem Arzt über die Symptomatik aufgeklärt werden, damit sie wissen wie sich die Depression auf die Beziehung und auf den Alltag auswirken kann. Sehr wichtig ist, dass der Patient in alle Entscheidungen miteinbezogen wird und die Behandlung mitgestalten und planen kann.

Für die Patienten ist von sehr großen Bedeutung, dass sie zusammen mit dem Arzt ein Behandlungsplan erstellen und besprechen.

Dazu gehört unter anderen die Entscheidung, ob die Therapie ambulant oder stationär durchgeführt werden sollte, ob eine Psychotherapie erfolgt, sowie ob und welche Medi­kamenten der Patient einnehmen sollte.

Therapieformen

Das Gespräch:

Die an einer Depression erkrankten Menschen sollten schon beim ersten Kontakt zum Arzt (z.B. beim Hausarzt) die Möglichkeit haben einen kompetenten Zuhörer zu finden mit dem sie über ihren Zustand reden können. Dies ist sehr wichtig, denn ein vertrauensvolles Gespräch ohne das Gefühl zu haben, für verrückt, dumm, wertlos, unfähig oder schuldig gehalten zu werden, bring oftmals sehr große Entlastung für die Betroffenen.

Im Verlauf der Therapie ist es bedeutend, dass die Erkrankten immer wieder die Möglichkeit haben über ihre mit der Erkrankung verbundene Problematik zu sprechen.

Häufig ist es schwierig für die Angehörigen ein ruhiges, vertrauensvollen Gespräch ohne Ratschläge und Interpretationen durchzuführen. Hier können die Depressionsberater eine wichtige Aufgabe erfüllen, in dem sie zu einem selbst mit den Patienten Gespräche führen und zu andern die Angehörigen betreuen und über die Kommunikationsformen mit dem Erkranken informieren.

Die Psychotherapie:

Definition: Psychotherapie ist ein Verfahren, dessen therapeutische Wirkung auf Gesprächen, Handlungen und der Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten beruht (vgl. Psychrembel)

Die Psychotherapie soll den Patienten ermöglichen, Verständnis für die Beschwerden / Krankheit zu bekommen sowie eine Einsicht in seine eigene Geschichte zu gewinnen. Dadurch bekommt der Patient die Möglichkeit alte Konflikte zu bearbeiten und aus deren für die Zukunft zu lernen.

Womit hat ein Patient währen einer Psychotherapie zu rechen?

Der Psychotherapeut:

- beobachtet und analysiert das Verhalten
- stellt Fragen
- versucht die Probleme herauszufinden und benennen
- gibt ggf. Tips und Ratschläge
- sucht die Fähigkeiten und Stärken des Klienten und stärkt sie
- ist geduldig
- ist empathisch und versucht Gefühle nachzuempfinden
- vermeidet negative Kritik
- deck die Ursachen für die Beschwerden auf
- interpretiert das Gesagte und stellet Zusammenhänge fest
- setzt gegebenenfalls Grenzen
- greift eventuell zu anderen averbalen Methoden wie Tanz, Atemarbeit, Malerei, Bewegung, Rollenspiele, Imaginationen, Entspannung

(aus „Psychoterapie“1998, Beobachter Buchverlag, Zürich)

Lichttherapie:

Die Untersuchungen belegen, dass das Licht eine positive Auswirkung auf die Stimmung und den Antrieb eines Menschen hat. Die Methode hilft vor allem Betroffenen, die an einer saisonal abhängigen Depression leiden.

Die Durchführung ist simpel: der Patient sitzt 30 bis 40 Minuten vor einer Lichtquelle und schaut in das extrem helles Licht. Lichtrezeptoren in der Netzhaut und dem Sehnerv bewirken die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin und des Hormons Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert.

Damit die Rezeptoren auch ansprechen, muss sich das Auge genug nah an der Lichtquelle befinden, und diese muss ausreichend hell sein, üblicherweise mind. 2500 Lux, am besten 10 000 Lux. Zum vergleich ein helles Licht im Büro erbringt zwischen 500 bis zum 1000 Lux. Die Behandlung dauert mehrere Tage bis zu einer Woche ( vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.163)

Magnetstimulation:

Zur zeit wird an manchen Kliniken die Wirkung der Magnetstimulation erforscht und erprobt. Bei dieser Therapie wird ein kleiner Bereich der vorderen linken Hirnhälfte einem Magnetfeld ausgesetzt. Die Energie dieses Magnetfelds ist sehr hoch und etwa mit der eines Kernspins vergleichbar. Dies bewirkt, dass der Stoffwechsel im Gehirn angeregt wird.

Die Therapie zeigt in den Studien sehr gute Erfolge, auch bei den Patienten bei deren andere Therapieformen keine Erfolge zeigten.Die Methode gilt als besonders schonend und erfordert keine Narkose. Als Nebenwirkungen können gelegentlich leichte Kopfscherzen auftreten ( vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.165)

Schlafendzugtherapie:

Ein sehr häufiger Symptom der Depression ist die Schlafstörung.

Die Patienten berichten über Einschlafstörungen, Durchschlagstörungen oder das Erwachen am frühen Morgen. Die Schlafstörung verstärkt die depressive Symptomatik, führt zu weiter psychischen Belastung und zur körperlichen Erschöpfung. Dies wiederum drückt die Stimmung, vermindert den Antrieb und nimmt die restliche Energie.

Ursache für die Schlafstörung finden man im gestörten Gleichgewicht der Botenstoffe: manche wie Acetylcholin treten vermehrt auf, andere wie Schuldrüsenhormon, Serotonin, und Noradre­nalin werden zu wenig ausgeschüttet. (vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.163)

Wenn der Arzt einem Patienten die Schlafendzugtherapie bei Schlafstörung empfehlt, klingt das oft für die Patienten seltsam und manche denken sogar, dass sich dabei um ein Miss­verständnis handelt und der Arzt hat sie falsch verstanden. In der Tat ist es so, dass diese Form der Therapie sehr gute Erfolge bringt,leider hält der positive Effekt des Schlafentzugs nicht lange an.

Die Therapie wird wie folgend durchgeführt: der Patient soll die ganze Nacht oder die zweite Nachhälfte sowie den ganzen darauf folgenden Tag wach bleiben.

In den Kliniken wird die Therapie sehr oft in den Gruppen durchgeführt, die Gruppe soll sich durch gemeinsame Aktivitäten wie z.B Spazieren gehen wach halten.

Ganz wichtig ist es, dass die Patienten nicht mal für wenige Minuten einschlafen, dies würde schon die gewünschte Wirkung zunichte machen. Am besten sprechen die Patienten auf die Therapie bei denen sich die Stimmung gegen Abend bessert.Die Therapie ist allerdings keine Langzeittherapie,mit ihre Hilfe lässt sich aber gut die Zeit überbrücken, bis die Medikamenten zu wirken beginnen.

Medikamentöse Behandlung bei Depression: die Symptome behandeln.

Die medikamentöse Behandlung der Depression richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung und liegt in der Hand des Arztes ( Haus-oder Facharzt)

Viele Patienten scheuen von den medikamentösen Behandlung im Glauben, dass die Medikation eine Abhängigkeit erzeugen könnte und, dass sie sogar das Wesen des Patienten verändern kann.

In der Tat ist es so, dass man nur bei leichten und kurzanhaltenden Formen der Depression auf die Medikamente verzichten kann.Meist ist die medikamentöse Behandlung nötig damit die gleichzeitig angebotene Psychotherapie greifen kann. Andererseits fragen sich auch oft die Betroffenen, wie Medikamente ihnen helfen sollen, Konflikte in der Partnerschaft,im Beruf oder im sozialen Umfeld zu lösen.

Dies können Medikamente alleine mit Sicherheit nicht, aber sie können eine Basis für Gespräche erschaffen in den die Patienten die Lösung für Ihre Probleme finden können. Antidepressiva können nicht die Persönlichkeit des Patienten verändern, die Depression kann dies sehr wohl. Im Gegenteil zu Benzodiazepinen ( Beruhigungsmittel) haben die Anti­depressiva auch keinen Suchtpotenzial, dass heißt die Patienten können keine Abhängigkeit entwickeln.

Psychogene (früher „neurotische“) Depression sollte überwiegen durch psycho­therapeutische Maßnahmen behandelt werden. Bei der Form der Erkrankung könnte in Einzelfällen auch die medikamentöse Therapie notwendig sein, in der Dosis reduziert und zeitlich begrenzt. Da die psychotherapeutischen Maßnahmen mehr Zeit in Anspruch nehmen, greift man leider auch bei der Form der Depression immer öfters allein zu der medi­kamentösen Therapie.

Endogene Depression müssen immer sowohl medikamentös wie auch psychotherapeutisch (oft stationär) behandelt werden.In den meisten Fällen machen erst die Medikamente die Heilung einer endogenen Depression möglich. Manche Autoren wie z.B. Andrew Solomon stehen Medikamenten skeptisch gegenüber. Er berichtet von der Gefahr der sozialen Intoleranz den Patienten gegenüber die allein durch die Medikamente behandelt werden. Die Angehörigen und Bekannten halte oft die Erkrankung für solche, für die man nur eine Pille nehmen muss, damit dem Betroffenen besser geht.

Trotzdem müssen gerade Patienten mit schweren Formen der Depression, wiederkehrenden Episoden und mit bipolaren Formen mit langwierige Behandlung rechen um vollen Behandlungserfolg zu verzeichnen zu können.

Unterscheidung der Psychopharmaka

Diese Gruppe der Medikamente wirkt auf das Seelenleben und Gefühle eines Menschen. Die Medikamente werden unterschieden in

- Antidepressiva,
- Neuroleptika ( Antipsychotika)
- sowie Beruhigungsmittel.
- Indirekt zählt man dazu auch Lithiumsalze, Schlaf-und Pflanzenmittel.

Antidepressiva: sind die Medikamente, die in de Stoffwechsel der Nervenbotenstoffe eingreifen. (vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.151)

Sie wirken entweder an der Kommunikationsstelle der Nerven, am synaptischen Spalt, oder in der Nervezelle (MAO) wodurch sie die Konzentration der Botenstoffe erhöhen. Das mindert die Depression, fördert den Antrieb und löst die Angst.

Die Antidepressiva unterschied man in die

- trizyklische Antidepressiva (ältere Form) mit dem Wirkstoffen Imipramin und Clomipramin, Amitriptylin, Dibenzepin, Doxepin, Lofepramin und Nortriptylin .Ihre chemische Struktur besteht aus drei ringförmigen Bausteinen. (vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.152)
- SSRI Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer sind erst Ende 80er -Jahre eingeführt und sind heutzutage meist verwendete Mittel in der Behandlung der Depressionen. Wie der Name schon sagt, verhindern die Medikamente die Wiederaufnahme des Serotonins im synaptischen Spalt. Dies erhöht die Konzentration des Serotonins im Gehirn.(vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.152)
- MAO – Hemmer: die Monoaminooxidase (MAO), ist ein Enzym, das Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin abbaut. Die MAO -Hemmer wirken in dem sie das Enzym blockieren, so dass er die Aufgabe nicht erfüllen kann.

Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel (auch Tranquilizer genannt, lat. Tranguillus = ruhig), die beruhigend, angstlösend und ggf. Schlaffördern wirken.

Die Benzodiazepine sollten nur in akuten Situationen und nur über sehr kurze Zeit angewendet werden, da sie ein hohes Abhängigkeitspotenzial haben, und noch längere Zeit nach der Beendigung der Einnahme sich negativ auf die Konzentration-und Reaktions­fähigkeit auswirken können, was die Unfallgefahr im Straßenverkehr und die Gefahr von Stürzen erhöht.

Die Medikamente sind auch nicht zu eigentlichen Behandlung der Depression indiziert, der Arzt kann sie für kurze zeit bei starker Unruhe, und Angstzuständen verschreiben.

Neueroleptika kann man im wesentlichen in zwei Gruppen unterscheiden:

- hochpotenten Neuroleptika, die vor allem in der Behandlung der Psychosen eingesetzt werden
- niederpotenten Neuroleptika, die bei Unruhe, Erregungs--und Angstzuständen sowie bei Schlafstörungen eingesetzt werden können.

Auch die Neuroleptika machen nicht süchtig. Sie blockieren Rezeptoren ein jenen Nervenzellen, an denen normalerweise der Botenstoff Dopamin andockt. damit reduziert sich dessen Wirkung. (vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.154)

Lithium Salze sind Medikamente, die den Rückfall einer Depression verhindern sollen, sofern sie über Monate bzw. Jahre regelmäßig eingenommen werden. Ähnliches gilt für den Wirkstoff Carbamazepin, ein Medikament, das man bisher hauptsächlich gegen Krampfanfälle eingesetzt hat.

Pflanzenheilmittel (Phytopharmaka) haben kaum Nebenwirkungen und machen nicht süchtig. Man sollte allerdings die grenzen diesen Mittel erkennen und akzeptieren. Wenn Sie für Stimmungsschwankungen und leichte Depressionen ausreichend sind, muss man ab mittelschweren Depressionen besser gleich zu den Antidepressiva greifen.

Psychopharmaka können genauso wie viele andere Medikamente Nebenwirkungen haben .

Bei den Antidepressiva kommen die Nebenwirkungen sogar vor der gewünschten Wirkung auf, so dass viele Patienten die Einnahme eigenhändig unterbrechen. Deshalb ist es extrem wichtig, dass der behandelnden Arzt die Patienten genau über mögliche Nebenwirkungen, deren Ausprägung und Dauer informiert.

Kapitel II Tips für die Angehörige

Das wichtigste für die Heilung ist, dass die Krankheit erkannt wir und Hilfe angenommen wird. Depressiven fehlt das Vertrauen, der Antrieb und das Selbstvertrauen um nach der Hilfe zu Fragen. Sie sind deshalb auf andere Menschen angewiesen wie Familienmitglieder, freunde und Kollegen, die ihnen diesen Schritt erleichtern.

Doch sind oft gerade die Angehörigen und Freunde mit der Erkrankung und damit verbundenen Situation überfordert. Oft wissen sie nicht , wie sie mit dem Depressiven umgehen und lassen sich von manchen Symptomen, wie die gedrückte Stimmung „anstecken“.

„Man sagt, dass die Depression als Erkrankung nicht ansteckend ist, aber die Gefühle der Hoffnungslosikeit, Leere, Ohnmacht, der Mangel an Emotionen lösen beim gegenüber Stimmungen aus“, sagt der Psychiater Daniel Hell.

Die Depressionen wirken sich in allem Bereichen des Lebens aus, verändern die Beziehungen vor allem zu den, die dem Kranken am nächsten stehen .Oft verstehen die Angehörigen nicht was in dem Kranken vorgeht. Wie sollen sie das auch können? Wie soll jemand verstehen wie sich Hunger oder Durst anfühlt, wenn er nie hungrig oder durstig gewesen ist? Wie soll Sehnsucht nach einem leben einem Menschen nahgebracht werden, wenn, der noch nie bei klarem Bewusstsein den Lebensvollzug eingebüßt hat? ( Daniel Hell, Gmür, Kessler ,Wege aus der Depression,2002,S.170)

Die Angehörige und Freunde fühlen sich deshalb selber hilflos, wollen dem Kranken Hilfe leisten und ihm nicht zusätzlich zu Last fallen, und wissen nicht wie sie dies richtig machen sollen.

Zusätzlich fürchten sich häufig die Angehörige vor den Beleidigungen, dem Schmerz, der Trauer und der Einsamkeit des Depressiven.

Wenn die Krankheit über längere zeit Aufrechterhalten bleibt, kann anfängliches Mitgefühl und Mitleid der Angehörigen in Ärger und Wut umschlagen.

Grund dafür ist es, dass sich in solchen Fällen ständig alles um den Kranken dreht, und dadurch die Belastungen für den Partner zunehmen. Der Partner muss die alltägliche Aufgaben alleine erledigen, sich um den Kranken kümmern und für alles alleine Entscheidungen treffen. Oft kommt dazu noch die Angst, dass der Kranke könnte sich was antun.

Der zunehmende Druck verursacht dann die Kritik und die Vorwürfe an den Kranken. Andere Angehörige entwickeln in solchen Situationen Ängste, fühlen sich hoffnungslos, sind einfach müde, leer, ausgebrannt. Fast immer machen sich die Angehörige auch Vorwürfe, fühlen sich schuldig, die Depression nicht verhindern zu können oder suchen sogar die Auslöser und Grunde bei sich selber.

Das gilt auch für die Kinder von depressiven Eltern, die oft in den Familien schlicht und weg vergessen werden. Da die Kinder häufig nicht über die Erkrankung informiert werden, wissen sie nicht was mit dem erkrankten Elternteil los ist, spüren aber instinktiv , dass etwas nicht stimmt.

Die Kinder machen sich dann Sorgen, dass Vater oder Mutter ernsthaft erkrankt sein könnten und womöglich sterben. Es ist deshalb sehr wichtig die Kinder über die Erkrankung zu informieren, zumal die Kinder mit der Wahrheit viel besser als vermutet umgehen können.

In solchen Fällen ist eine professionelle Unterstützung nötig: Die Aufgabe können die Depressionsberater übernehmen.

In der Beratung können die Sorgen angesprochen werden, ggf. auch die Betroffenen miteinbezogen werden. Der Berater kann erklären, dass Depression keine „schlechte Laune“ sondern eine Erkrankung, die Behandlung bedarf ist und, dass es eine realistische Hoffnung auf Heilung gibt.

Der Berater kann die Symptome der Erkrankung beschreiben und den Angehörigen die Schuldgefühle nehmen.

So kann man die Angehörigen als Partner für die Therapie gewinnen, was auch gleichzeitig den Druck, was auf dem Depressiven lastet vermindert.

Die Einstellung “das muss ich und werde ich alleine schaffen“ ist genau so falsch und gefährlich für die Angehörige wie für Depressive.

Es ist wichtig, dass die Angehörige realistisch bleiben und sich nicht einreden, dass die den Depressiven heilen könnten. Was sie wirklich können, ist Unterstützung zu leisten.

Die Angehörige sollen sich möglichst weiter wie gewöhnt verhalten, dass heißt Hobbys nachgehen, Freunde treffen und sich nicht nur auf dem Kranken konzentrieren. Das heißt auch, dass die Angehörige das Recht haben zu den eigenen Gefühlen zu stehen, sie zum Ausdruck zu bringen, z.B. Zugeben dass sie sich Sorgen machen. Wenn sich die Angehörigen weitestgehend normal verhalten, können am besten praktische und moralische Unterstützung anbieten.

Für die Erkrankten ist es wichtig zu wissen, dass sie die Umfeld nicht aufgibt und, das sich bei der Erkrankung um einen vorübergehenden Zustand handelt.(vgl. Gmür, Kessler Wege aus der Depression,2002,S.173)

So können Angehörige helfen:

- sie sollen sich möglichst genau über die Erkrankung, ihr Verlauf und Behandlungs­möglichkeiten informieren
- sie sollen für sich und den Betroffenen möglich schnell professionelle Hilfe einholen
- sie sollen die Depressiven beim Arztbesuch begleiten und darauf achten, dass die Arzttermine angehalten werden
- sie sollen die Depression nicht persönlich nehmen. Der Kranke zieht sich zurück, weil er nicht anderes kann, aber nicht weil er den Angehörigen nicht mehr mag
- sie sollen alle gute Ratschläge, Tips und Appelle vermeiden
- sie sollen von dem Kranken keine wichtige und schwerwiegende Entscheidungen verlangen
- sie sollen sich Zeit für das Zuhören und Da-Sein nehmen. Die Depressiven brauchen das Gefühl, das sie nicht allein sind und ernst genommen werden
- sie sollen ehrlich über eigenen Gefühle und Ängste reden
- sie sollen sich nicht überfordern, sollen für sich sorgen und Hilfe in Anspruch nehmen.
- Sie sollen nichts sagen, was dem Kranken Schuldgefühle auslösen könnte
- sie sollen den Kranken nicht darauf hinweisen, wie gut er im Grunde genommen hat und dass, es sehr viele Menschen gibt, die viel schlimmer dran sind
- sie sollen nicht den Depressiven darauf hinweisen, dass er andere belastet und, dass sich andere Sorgen um machen müssen
- sie sollen nicht den Kranken provozieren
- sie sollen den Kranken nicht mit Witzen Späßen aufzuheitern. Jeder Witz über den der Kranken nicht lachen kann (und das kann er nicht!) würde die Depression verstärke
- sie sollen nicht den Fachmann spielen, die versuche die Ursachen zu finden sollten vermieden werden
- auch die „schlaue Sprüche“ wie “ jeder ist für sich selbst verantwortlich“, “es liegt an Die , ob es Dir bald besser geht“, „ reiß dich zusammen“ sollten unbedingt unterlassen werden.

Mit solchen Sprüchen zeigt man nur, dass man von dem Bild der Erkrankung nichts verstanden hat und verstärkt die Schuldgefühle des Betroffenen.

- sie sollen die Kranken motivieren aber nicht überfordern und im Alltag unterstützen
- sie sollen darauf achten, dass der Kranke seine Medikamente regelmäßig nimmt
- die Kinder über die Erkrankung aufklären
- sich um eigene Gesundheit kümmern
- sie sollen Freiräume für sich schaffen

Kapitel III: Denkfehler bei depressiven Patienten

Bei depressiven Menschen lassen sich recht typische "Denkfehler" identifizieren, d.h. verzerrte oder eingeengte Gedanken oder Überzeugungen. Diese Gedanken verändern sich in aller Regel im Laufe einer medikamentösen wie auch psychotherapeuthischen Behandlung.

Für Angehörige oder Freunde sind diese negativen oder unzutreffenden Sichtweisen häufig ebenso belastend wie für die Patienten selber, die zunächst überhaupt keine Zukunft und Hoffnung sehen oder sich für alle nur erdenklichen Fehler die Schuld geben.

Typische Denkfehler bei der Depression sind z.B.:

- Übertreibung und Katastrophisierung

Depressive Patienten neigen häufig dazu, die Auswirkungen eines kleinen Problems oder einer Schwierigkeit zu verallgemeinern und die schlimmste nur erdenkliche Wendung anzunehmen. Wenn z.B. ein kleineres alltägliches Problem am Morgen aufgetreten ist, denken sie das dies der Beginn einer Kette von Katastrophen sein könnte, die zum Ruin oder anderen Problemen führen muss

- Unterschätzen der eigenen Fähigkeiten

Depressive Patienten meinen häufig, dass andere Menschen Dinge mit Leichtigkeit erledigen könnten - sie selber aber völlig unfähig sein würden. Häufig sind dies Überzeugungen, die gar nicht an der Realität gemessen oder überprüft werden. Die depressiven Patienten vermeiden gerade die Konfrontation mit der Realität oder wählen sich bewusst Aufgaben oder Zielsetzungen, die für ihren gegenwärtigen Belastungszustand ganz sicher eine Überforderung wären - und damit scheinbar ihre Grundüberzeugung bestätigen könnten. Ein anderes Beispiel wäre z.B. dass ein depressiver Mann beim Auffinden einzelner Ungeziefer in seinem Haus gleich befürchtet, dass nun das ganze Haus diesem Befall zum Opfer fallen müsse und man dies unausweichlich so hinnehmen müsse.

- Verallgemeinerungen:Häufig findet man auch sehr allgemeine Aussagen, die sich aber ausschliesslich auf negative Überzeugungen beziehen.

Beispielsweise denkt ein Patient mit Depressionen häufig: "Niemand mag mich" "Ich bin ein totaler Versager" "Ich werde nie im Leben das bekommen, was ich mir wünsche" "Ich werde alle meine Familienmitglieder und Freunde verlieren und völlig allein sein".

- Positive Erfahrungen ignorieren .Viele Depressive scheinen sich nur an negative Erlebnisse und Erfahrungen zu erinnern, dagegen werden alle positiven Erfahrungen des Tages vergessen oder nicht gleichwertig beachtet. Wenn man einen depressiven Patienten auffordert, ein Tagesprotokoll von Ereignissen des Tages anfertigen zu lassen und nach positiven oder negativen Erlebnissen zu bewerten, findet man weit mehr negative Aufzeichnungen. Häufig ist die Wiedereinführung von positiven Aktivitäten der erste Schritt zur Wahrnehmungsumlenkung und aus der Depression.

- Negative Zukunftserwartungen: der Patient nimmt bei langfristigen Planungen an, dass seine derzeitigen Schwierigkeiten und sein Leiden weiter gehen wird. Er erwartet auch in der Zukunft Frustration, Fehlschläge, Benachteiligung. Der kranke kann nicht glauben, dass die Depression nur eine vorübergehende Episode sei, sondern erwartet eine ständige weitere Verschlechterung ohne Hoffnung auf Heilung und Veränderung. (Quelle:web4health,2010)

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783956847592
ISBN (Paperback)
9783956842597
Dateigröße
47.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hamburger Akademie für Marketing und Kommunikation
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Schlagworte
Psychopharmaka Therapie Muskelentspannung Autogenes Training Bilaterale Stimulation

Autor

Ewa Katarzyna Budna, geb. 1969, hat zwei Kinder und ist mit dem Versicherungsfachmann Christian Budna verheiratet. Die Autorin absolvierte erfolgreich ein Studium der Psychotherapie HP an der Hamburger Akademie zur Vorbereitung auf die amtliche Kenntnisüberprüfung und zur Vermittlung umfassender Kenntnisse im Bereich der allgemeinen und speziellen Psychopathologie und der Psychotherapie.
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Titel: Depression: Professionelle Hilfe und Beratung
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