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Die Rolle des Partners in der Suchtberatung: Zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung

©2008 Bachelorarbeit 44 Seiten

Zusammenfassung

Der Begriff der Co-Abhängigkeit – die Idee, dass nicht nur Suchtkranke selbst, sondern auch Personen in deren Umfeld an der Aufrechterhaltung der Sucht beteiligt sind –wurde das erste Mal in den 70er Jahren von den Betroffenen selbst definiert. Obwohl seitdem verschiedene Definitionen hinzugekommen sind, ist die Problematik in der Suchtberatung noch weitestgehend unbeachtet geblieben.
Diese Arbeit setzt sich mit den verschiedenen Definitionen der Co-Abhängigkeit auseinander und befasst sich mit der Frage, welche Rolle sich daraus für den Partner eines Abhängigen in der Suchthilfe ergibt. Hierzu werden zunächst die Merkmale und die Entstehung von Co-Abhängigkeit sowie die Suchtberatung im Allgemeinen thematisiert. Anschließend soll insbesondere der Rollenkonflikt des Partners zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung beleuchtet werden. Die Studie geht zudem auf existierende Hilfen für Co-Abhängige ein und erläutert, wie der Co-Abhängige über Einzelarbeit die von ihm erwartete Unterstützung leisten kann.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2 Co-Abhängigkeit

Ist jemand suchtkrank, so ist nicht nur diese Person von der Sucht betroffen, sondern auch die im Umfeld lebenden Personen wie zum Beispiel die Familie. Bei auch nur drei Angehörigen pro Abhängigem wären das ca. elf Millionen Deutsche. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 11)

Auf diese Angehörigen beziehen sich die meisten Konzepte der Co-Abhängigkeit.

Da der Begriff der Co-Abhängigkeit vor allem in der alkoholspezifischen Suchthilfe verwendet wird und sich die Phasen der Co-Abhängigkeit mit denen der Alkohol­abhängigkeit ähneln, werden in den folgenden Abschnitten zunächst die Begriffe Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit definiert. Im Anschluss daran wird auf die Merkmale und die Entstehung von Co-Abhängigkeit eingegangen.

2.1 Definition Abhängigkeit

Abhängigkeit wird charakterisiert durch den starken Wunsch „ […] psychotrope Sub­stanzen oder Medikamente, Alkohol oder Tabak zu konsumieren.“ (Haller; Hinter­huber, 1997: 33)

Sie ist eine von drei Verhaltensauffälligkeiten, die Experten im Zusammenhang mit Suchtmitteln definiert haben.

Die erste Verhaltensauffälligkeit ist die akute Intoxikation, das heißt, der aktuelle Zustand nach der direkten Einnahme. Dieser Zustand wird häufig auch als Rausch bezeichnet.

Die zweite Auffälligkeit ist der schädliche Gebrauch oder auch Missbrauch des Suchtmittels, dies bedeutet, das Suchtmittel wird in so hohem Maße konsumiert, dass es zu gesundheitlichen Schäden kommt.

Die dritte Verhaltensauffälligkeit in Zusammenhang mit Suchtmitteln ist das Abhängig­keitssyndrom. Dieses ist definiert durch den Zustand der durch den Entzug von dem Suchtmittel auftritt. (vgl. Haller; Hinterhuber, 1997: 31 ff.)

Dabei kann sich das Verhalten bei vorliegender Abhängigkeit sehr unterschiedlich ausprägen. Dies beinhaltet auch, dass man nicht unbedingt gesund und nicht abhängig ist, wenn man es schafft für eine vorher vereinbarte Zeit abstinent zu bleiben. (vgl. Berke, 1999, 13)

Es wird zwischen körperlicher Abhängigkeit, die sich durch Entzugserscheinungen zeigt, und seelischer Abhängigkeit, die durch Probleme im Alltag (bei der Arbeit, in der Beziehung) gekennzeichnet ist, unterschieden. Die Symptome beider Abhängigkeiten kommen immer dann zum Vorschein, wenn die Konzentration des Suchtmittels im Blut zu niedrig ist. (vgl. Berke, 1999: 14)

Zu den Entzugserscheinungen zählen Auffälligkeiten wie Schwitzen, Zittern, Erbrechen, Schmerzen, mögliche epileptische Anfälle, Schlaflosigkeit, Depressionen, Halluzinationen und das starke Verlangen das Suchtmittel zu konsumieren.

Nach der Definition der WHO gibt es sieben Abhängigkeitstypen, die durch die jeweilige Stoffgruppe, von der jemand abhängig ist, definiert werden.

Alkohol ist dabei das in der Gesellschaft akzeptierteste Suchtmittel. (vgl. Haller; Hinterhuber, 1997: 35; Haring, 1997: 48) Eine Erhebung aus dem Jahre 2006 ergab, dass ca. 1,3 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland alkoholabhängig sind. Ca. zwei Millionen Menschen haben einen schädlichen Konsum und laufen Gefahr abhängig zu werden. (vgl. Mefert-Diete, 2008: 10)

Als alkoholabhängig gilt jemand wenn er, gemäß der Definition der WHO, „[...] infolge exzessiven Trinkens körperliche, geistige, soziale und wirtschaftliche Einschränkungen aufweist [...]“. (Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 35)

Alkoholabhängigkeit verläuft in 3 Phasen, der Anfangsphase, der kritischen Phase und der chronischen Phase.

Die Anfangsphase ist durch alkoholbedingte Blackouts, Filmrisse, Schuldgefühle, ständiges Denken an Alkohol und heimliches Trinken geprägt. (ebd.: 73 f.).

Die Verheimlichung und damit auch die Verleugnung des Trinkens entsteht durch „[...] die plötzliche Etikettierung eines vorher akzeptierten Prozesses als ‚krankhaft’. Der Alkoholiker kann diese Umdeutung nicht mitvollziehen und glaubt an die Generalisierung – man mache auf einen Schlag eben alles an ihm schlecht.“ (Haring, 1997: 48)

Die kritische Phase ist gekennzeichnet durch aggressives Verhalten, Selbstmitleid, erste körperliche Beschwerden und die Verlegung des ersten Konsums am Tag auf den Morgen.

Die chronische Phase beinhaltet massive Beeinträchtigungen im sozialen Leben, bedingt durch den Alkoholkonsum wie zum Beispiel Psychosen, Angstzustände und der Auflösung von ethischen Normen. (vgl. Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 75 ff.)

Nach Anne Wilson Schaef gehören Krankheiten wie Alkoholismus und Co-Abhängigkeit zu einer Grundkrankheit, dem Suchtprozess. Dieser liegt in verschiedenen Ausprägungen vor und ist von der heuten Gesellschaft nicht zu trennen.

Vgl. Abbildung 1 Der Suchtprozess – eine weitverbreitete, systematische Krankheit (Wilson Schaef, 2006: 34)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Der Suchtprozess – eine weitverbreitete, systematische Krankheit

Er besteht aus vier Bereichen mit den jeweiligen verschiedenen Einzelkrankheiten, die wiederum spezifische Symptome aufweisen. Dies bedeutet, dass jede Krankheit als Teil des Suchtprozesses und gleichzeitig als eigenständige Krankheit anzusehen ist. Zu den Symptomen des Suchtprozesses zählen Verhaltensweisen wie Kontrolle, Perfektionismus, Angst, Verleugnung und Depression. (vgl. ebd.: 51 ff.)

Diese finden sich daher auch in den Beschreibungen der Verhaltensweisen von, wie oben bereits erwähnt, Alkoholabhängigen und von Co-Abhängigen wieder.

2.2 Definition Co-Abhängigkeit

Der Begriff der Co-Abhängigkeit wurde von den betroffenen Personen, den Partnern von Abhängigen selbst geprägt und ist bis jetzt vorrangig in der Suchthilfe gebräuchlich. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 13)

Bevor der Begriff Co-Abhängigkeit formuliert wurde, gab es bereits den Begriff Co-Alkoholismus, nach dessen Definition Angehörige nicht nur passiv von der Sucht betroffen, sondern auch aktiv an der Aufrechterhaltung der Sucht beteiligt sind. Folglich sind also immer mehrere Personen an der Sucht beteiligt. (vgl. Aßfalg, 2006: 11)

Des weiteren stellt der Begriff „[…] helfendes Verhalten kritisch in Frage, und er legt nahe, dass beide, also derjenige, dem geholfen wird, und derjenige der hilft, in ähnlicher Weise krank sind.“ (ebd.: 8)

Bis heute gibt es keine einheitliche Definition von Co-Abhängigkeit.

Einige Fachleute gehen zum Beispiel davon aus, dass co-abhängiges Verhalten auch in Beziehungen zu Menschen existieren kann, die nicht Abhängig sind, sondern an einer psychischen Krankheit leiden. Des weiteren kann Co-Abhängigkeit auch Menschen treffen, die in helfenden Berufen tätig sind, wie zum Beispiel Sozialarbeiter oder Psychologen. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 12 f.)

Demnach lassen sich die Definitionen von Co-Abhängigkeit in 2 Kategorien aufteilen, auf die im Folgenden genauer eingegangen wird.

2.2.1 Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung

In der ersten Kategorie wird Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung definiert. Nach dieser Definition ist der Co-Abhängige vom Partner selbst abhängig. (vgl. Klein, 2000: 142)

Zu dieser Kategorie gehört zum Beispiel die Definition von Sondra Smalley. Nach ihr ist Co-Abhängigkeit keine Krankheit sondern eine Persönlichkeitsstörung. Es ist ein Modell an bestimmten Verhaltensweisen, Gefühlen und Einstellungen, die das Leben verkomplizieren. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 26).

Co-dependency is „ […] an exaggerated dependent pattern of learned behaviors, beliefs and feelings that make life painful. It is a dependence on people and things outside the self, along with neglect of the self to the point of having little self identity.” (vgl. Whitfield, 1989: 19)

Auch Pia Mellody beschreibt Co-Abhängigkeit als eine Persönlichkeitsstörung die sich in

zwei Kernbereichen des Lebens wieder spiegelt, zum Einen in der Beziehung zu sich selbst und zum Anderen in der Beziehung zu anderen. Nach ihrer Definition haben Co-Abhängige „[…] Schwierigkeit:

- angemessene Selbstachtung zu erfahren,
- intakte Grenzen zu setzen,
- die eigene Realität zu beherrschen und auszudrücken,
- Erwachsenen-Bedürfnisse und –Wünsche zu erkennen und zu erfüllen und
- Realität maßvoll zu erfahren und auszudrücken.“ (Mellody, 2006: 23 f.)

Diese Schwierigkeiten haben, nach Pia Mellody, ihren Ursprung in der Kindheit, in der die heute co-abhängige Erwachsene misshandelt und vernachlässigt worden sind. (vgl. ebd.: 23 f.)

Wolfgang Heckmann definiert Co-Abhängigkeit als ein Modell von Persönlichkeits­merkmalen, die vor allem bei Angehörigen von Abhängigen zu finden sind. Zu diesen Merkmalen gehört auch, dass Co-Abhängige ihr Selbstwertgefühl mit der Kontrolle über andere Menschen verbinden. (vgl. Heckmann, 1997: 100)

2.2.2 Co-Abhängigkeit als Sucht aufrechterhaltende Verhaltensweise

In der zweiten Kategorie wird Co-Abhängigkeit als ein Verhalten beschrieben, dass dazu beiträgt die Sucht des Partners aufrecht zu erhalten. (vgl. Klein, 2000: 142)

Hierzu gehört zum Beispiel die Definition von Sharon Wegscheider-Cruse. Nach ihr gibt es drei verschiedene Typen von Co-Abhängigen. Entweder ist der Co-Abhängige jemand, der mit einem Alkoholabhängigen zusammenlebt, dessen Eltern oder Großeltern alkohol­abhängig sind oder der in einer emotional zurückhaltenden Familie aufgewachsen ist. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 25)

Nach dieser Definition wären jedoch fast 90% der Bevölkerung co-abhängig.

Nach Charles Whitfield handelt es sich bei Co-Abhängigkeit um einen problematischen Gesundheitszustand sowie um gesellschaftlich nonkonformes Verhalten im Zusammen­hang mit Alkoholismus. Co-dependency is „[…] ill health, maladaptive or problematic behavior that is associated with living with, working with or otherwise being close to a person with alcoholism […].“ (Whitfield, 1989: 20)

Eine auf Sucht im Allgemeinen erweiterte Definition stammt von Robbert Subby. Demzufolge entsteht Co-Abhängigkeit durch die in einer Suchtfamilie vorherrschenden Regeln, nicht durch die Sucht selbst. Robbert Subby hat insgesamt 9 Regeln definiert, die in der Familie herrschen. Sie beinhalten eine mangelnde Kommunikation, vor allem über Probleme und Gefühle und unrealistische Erwartungen wie zum Beispiel Perfektionismus an den anderen. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 26 ff.) Co-dependency is „[…] an emotional, psychological, an behavioral pattern of coping that develops as a result of an individual’s prolonged exposure to, and practice of, a set of oppressive rules – rules which prevent the open expression of feeling, as well as the direct discussion of personal and interpersonal problems.“ (Whitfield, 1989: 20)

Nach Reinhold Ruthe und Peter Glöckl sind Co-Abhängige Partner, die ungewollt zu Gehilfen werden und die Sucht aufrechterhalten.

Sie definieren vier Arten von Co-Abhängigkeit:

1. den väterlichen Co-Abhängigen, der Aufgaben und Pflichten übernimmt,
2. den mütterlichen Co-Abhängigen, der den Abhängigen pflegt,
3. den kumpelhaften Co-Abhängigen, der sich mit dem Abhängigen solidarisiert und
4. den beruflichen Co-Abhängigen, eine Person, die einen Beruf im Sozialbereich hat. (vgl. Ruthe; Glöckl, 1999: 18 f.)

Anne Wilson Schaef definiert Co-Abhängigkeit als eigenständige Krankheit mit einem Beginn, einem Verlauf und einem Ende. Der Anfang dieser Krankheit äußert sich dadurch, dass der Co-Abhängige mit seinem eigenen Leben überfordert ist. Der Verlauf ist durch körperliche und psychische Probleme gekennzeichnet. Das Ende stellte nach Anne Wilson Schaef der Tod da, der auf Grund der körperlichen Probleme dann eintritt, wenn der Co-Abhängige keine professionelle Hilfe erfährt. Die Co-Abhängigkeit geht ebenfalls, wie die Abhängigkeit aus dem Suchtprozess hervor. (Wilson Schaef, 2006: 16;32)

Da sich diese Arbeit mit der Rolle des Partners in der Suchtberatung befasst, wird im weiteren Verlauf nur auf die Definitionen von Co-Abhängigkeit als eine Sucht auf­rechterhaltene Verhaltensweise eingegangen.

2.3 Merkmale von Co-Abhängigkeit

Ein Großteil der Definitionen von Co-Abhängigkeit beziehen sich trotz ihrer Unterschiede eher auf Partnerinnen von Suchtkranken bzw. spezifisch Alkoholabhängigen als umgekehrt. Es gibt zwar auch Männer als Angehörige, jedoch liegt das Zahlenverhältnis von Partnerinnen gegenüber Partnern bei ca. 90% zu 10%. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 11; Kolitzus, 2000: 13)

Die spezifische Geschlechterrollenverteilung ergibt sich dadurch, dass männliche Partner eher dazu neigen sich von ihren abhängigen Partnerinnen zu trennen und scheiden zu lassen als umgekehrt. (vgl. Borgmann, 1994: 35; Aßfalg, 2006: 24)

Dies liegt in dem allgemeinen Rollenbild der Frau begründet, „[…] so hatte die Frau immer die Rolle der Hüterin von Gesundheit, pflegte also die Kranken, und sie sorgte für gesunde Lebensverhältnisse, für Ernährung, Vorratsbildung, und für den emotionalen Bereich, die Familienatmosphäre.“ (Borgmann, 1994: 37) Trotzdem wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit weiterhin die männliche Form „Co-Abhängiger“ oder „Partner“ für beide Geschlechter verwendet.

Die Anpassung des Partners an die Sucht und die damit verbundene Entwicklung der Co-Abhängigkeit verläuft in drei zirkulären Phasen. Hat der Partner die drei Phasen durch­laufen, so entwickeln sich die Verhaltensweisen des Partners nicht weiter, sondern er durchläuft die Phasen erneut.

Die erste Phase ist die Beschützer- oder Verheimlichungsphase. Sie ist gekennzeichnet durch den Versuch des Co-Abhängigen die Sucht des Partners vor der Umwelt geheim zu halten. Hierzu zählen Krankmeldungen bei dem Arbeitgeber, Entschuldigungen bei Freunden und die Übernahme von Aufgaben. Dabei verstoßen Co-Abhängige auch gegen ihre Normen und ethischen Werte.

In dieser Phase vermindert sich auch das Selbstwertgefühl des Co-Abhängigen und er entwickelt Schuldgefühle. Der Co-Abhängige glaubt, dass er an dem Suchtverhalten des Partners eine Mitschuld trägt.

Die zweite Phase ist die Kontrollphase. In dieser stehen der Abhängige und sein Suchtverhalten im Mittelpunkt. Das Selbstwertgefühl des Co-Abhängigen ist stark mit dem Suchtverhalten verbunden. Trinkt der Partner wenig Alkohol, so ist das Selbstwertgefühl positiv, trinkt der Partner viel Alkohol so ist das Selbstwertgefühl negativ.

Daher versucht der Co-Abhängige alles, um das Trinkverhalten des Partners zu kon­trollieren zum Beispiel durch das Verstecken des Alkohols und das Ausleeren der Flaschen. „Weitere Kontrollmechanismen sind:

- Übernahme der Haushaltfinanzen, um den Einkauf von alkoholischen Getränken zu überwachen
- Einkauf von alkoholischen Getränken, um die Menge zu kontrollieren
- Markieren von Flaschen, um die getrunkene Menge zu kontrollieren
- Streichen von sozialen Veranstaltungen, um Verführungssituationen vermeiden zu können“ (Kruse; Körkel; Schmalz, 2000:125)

Dabei erkennt der Co-Abhängige die Absurdität seiner Handlung nicht.

Die dritte Phase ist die Anklagephase. Dadurch, dass die Kontrollversuche und unrealistischen Erwartungen an den Partner enttäuscht werden, beginnt der Co-Abhängige seinem Partner Vorwürfe bezüglich seiner Sucht und der Situation in der Familie zu machen. Der Co-Abhängige fühlt sich nicht mehr schuldig für die Situation, sondern sieht die Schuld bei dem Abhängigen.

In dieser Phase wird von den Betroffenen am häufigsten die professionelle Hilfe aufgesucht. (vgl. Haring, 1997: 49; Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 123 ff.; Aßfalg, 2006: 21; Prem, 2004: 5; Kahlert, 1991: 42 f.)

Weitere Verhaltensweisen, die Co-Abhängigkeit auszeichnen sind zum Einen die Rationalisierung der Situation und zum Anderen der Versuch sich selbst unentbehrlich zu machen. Die Rationalisierung äußert sich dadurch, dass der Co-Abhängige Ausreden für das Verhalten des abhängigen Partners findet und es verharmlost. Dies geht sogar soweit, dass sie die Umwelt dazu bringen ihre eigene Wahrnehmung noch einmal zu überdenken und zu hinterfragen. (Gemeinhardt; Farnbacher, 2004: 76)

Der Versuch sich selbst unentbehrlich zu machen ist dadurch gekennzeichnet, dass Co-Abhängige sich selbst, also eigene Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse, aufgeben und stattdessen die vom Partner übernehmen. Sie leben nur noch für den anderen, versuchen alle Bedürfnisse des Partners zu erfüllen und übernehmen Verantwortung für ihn.

Dies geht so weit, dass der Co-Abhängige nicht mehr weiß, „[…] wo er oder sie aufhört und der andere anfängt, weil er die Gefühle von anderen übernimmt.“ (Prem, 2004: 8) Dadurch entwickelt der Abhängige das Gefühl, dass er den Co-Abhängigen braucht.

Der Co-Abhängige glaubt auch an der Sucht des Partners Schuld zu sein und versucht durch unterwürfiges Verhalten den Konsum des Partners zu beeinflussen.

(vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 13; Aßfalg, 2006: 20; Prem, 2004: 8 f.; Gemeinhardt; Farnbacher, 2004: 76)

Auf Grund der vielen Belastungen, denen der Co-Abhängige ausgesetzt ist, reagiert auch deren Körper oft mit psychosomatischen Beschwerden. Wird die Co-Abhängigkeit nicht behandelt, so bekommen Co-Abhängige körperliche Probleme am Herzen, am Darm und mit dem Kreislauf, die sogar zum Tod führen können. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 14; Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 122)

Anne Wilson Schaef beschreibt die oben aufgeführten Merkmale nicht in Phasen sondern fasst sie in elf Wesensmerkmale zusammen.

Das erste Wesensmerkmal ist die Außenorientierung, die durch Beziehungssucht, Klammerbeziehungen, Täuschungsmanöver, geringe Fähigkeit zur Abgrenzung und einem Mangel an Vertrauen in die eigene Wahrnehmung gekennzeichnet ist.

Diese zeichnen sich dadurch aus, dass der Co-Abhängige das Gefühl hat nur durch die Beziehung zum Anderen etwas wert zu sein. Daher versucht er alle Bedürfnisse des Anderen zu erfüllen und übernimmt diese auch als seine eigenen.

Das zweite Wesensmerkmal ist die übertriebene Fürsorge, die dadurch gekennzeichnet ist, dass der Co-Abhängige versucht sich unentbehrlich zu machen. Als Prototyp eines Co-Abhängigen nennt Anne Wilson Schaef hier den Märtyrer, der öffentlich leidet, so dass andere ihn dafür bewundern können.

Als drittes Wesensmerkmal beschreibt sie die körperliche Erkrankung. Co-Abhängige entwickeln körperliche Symptome oder eigene Süchte wie Drogen-, Mager- oder Esssucht, die sogar zum Tode führen können.

Selbstbezogenheit ist das vierte Wesensmerkmal. Co-Abhängige sind stolz darauf als selbstlos angesehen zu werden und sie übernehmen daher sämtliche Verantwortung für den anderen. Des weiteren glauben sie an allem, was dem anderen passiert, schuld zu sein.

Das fünfte Merkmal ist die Kontrolle, das unter anderem auch, auf Grund des damit verbundenen Stresses, für die körperlichen Erkrankungen verantwortlich ist.

Das sechste Wesensmerkmal, das Gefühl, ist dadurch gekennzeichnet, dass der Co-Ab­hängige keinen Kontakt zu seinen Gefühlen hat bzw., dass er seine Gefühle verzerrt, da er sich nur bestimmte Gefühle erlaubt und den Rest verdrängt.

Aus den oben genannten Merkmalen resultiert das siebte Wesensmerkmal, die Unehr­lichkeit, da Co-Abhängige, um all diese Merkmale erfüllen zu können, sich immer mehr in ein „[…] Netz von Lügen […]“ (Wilson Schaef, 2006: 72) verstricken.

Als achtes Merkmal beschreibt Anne Wilson Schaef die Egozentrik, die sich dadurch äußert, dass der Co-Abhängige das wichtigste und beste im Leben des Partners sein und immer von ihm gebraucht werden möchte.

Dadurch ergibt ich auch das neunte Wesensmerkmal, die Leichtgläubigkeit, da der Co-Abhängige alles glaubt, was ihm gesagt wird, besonders wenn es seiner Vorstellung entspricht.

Je länger die Co-Abhängigkeit fortschreitet, desto selbstzerstörerischer wird das Verhalten und führt zum zehnten Wesensmerkmal, dem Verlust der eigenen Werte, um das bisherige Verhalten aufrecht erhalten zu können.

Das letzte Wesensmerkmal beinhaltet Angst, Unnachgiebigkeit und Rechthaberei. Das Leben des Co-Abhängigen ist durch Angst bestimmt, dadurch wird er unnachgiebig und verharrt in seiner Position und wird auf Grund der immer gleichen Erfahrungen in dieser Position bestätigt. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 55-76)

2.4 Entstehung von Co-Abhängigkeit

Nach Helmut Kolitzus ist Co-Abhängigkeit eine Folge der Gesellschaft. Die Menschen werden zur Unselbstständigkeit erzogen. Die Versorgungssysteme des Staates wie Schule und Gesundheitsamt vermitteln den Menschen das Gefühl, dass sie alle wichtigen Angelegenheiten für sie übernehmen und sie sich selbst um nichts mehr zu kümmern brauchen. So wird den Menschen die Verantwortung für ihr Leben abgenommen. (vgl. Kolitzus, 2000: 63 f.)

Auch andere Experten gehen davon aus, dass Co-Abhängigkeit durch die frühkindliche Entwicklung geprägt ist. Viele Co-Abhängige haben erste Erfahrungen im Umgang mit Sucht in ihrer Kindheit gemacht. Dort haben sie Verhaltensweisen erlernt, die sie in ihrer Beziehung zu dem Abhängigen anwenden können. (vgl. Körtel, 2004: 12; Gemein­hardt; Farnbacher, 2004: 75)

Marciana Crothers und Lyndia W. Warren fanden in ihrer Studie zur elterlichen Vor­geschichte von Co-Abhängigkeit heraus, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen eigener Co-Abhängigkeit und Substanzabhängigkeit der Eltern gibt. Ebenso fanden sie einen signifikanten Zusammenhang zwischen eigener und elterlicher Co-Abhängigkeit. (vgl. Crothers; Warren, 1996: 231 ff.)

Da Co-Abhängigkeit bis heute noch wenig erforscht ist, mangelt es auch an Theorien über die Entstehung von co-abhängigem Verhalten. Wissenschaftler haben dazu 3 Modelle erstellt um co-abhängiges Verhalten zu erläutern.

Nach dem psychodynamischen Ansatz ist der Partner primär persönlichkeitsgestört und bringt diese Störung in der Beziehung zu einem Abhängigen zum Ausdruck. Der Co-Abhängige kommt meist aus einer suchtbelasteten Familie und benötigt den abhängigen Partner, um eigene Bedürfnisse befriedigen zu können.

Die soziologische Stresstheorie besagt, dass das co-abhängige Verhalten erst in der Interaktion mit der Sucht entwickelt wird und nicht in der früheren Biografie der Partnerin begründet liegt.

Der systemtheoretische Ansatz geht davon aus, dass die Familie ein System darstellt und durch ihr Verhalten versucht, das Gleichgewicht in der Familie, welches durch die Sucht gestört wurde, wieder herzustellen. (vgl. Aßfalg, 2006: 13 f.)

Reinhold Ruthe und Peter Glöckl haben sieben Motive beschrieben aus denen heraus Co-Abhängigkeit entsteht und die zum Teil ihren Ursprung in der Kindheit haben.

Das erste Motiv ist das Helfersyndrom. Dieses ist dadurch geprägt, dass der Co-Abhängige sich erst dann geliebt fühlt, wenn er helfen kann und dadurch etwas leistet.

Das zweite Motiv ist das Bedürfnis nach Bestätigung. Dies entwickelt sich, wenn der Co-Abhängige in seiner Kindheit einen Mangel an Bestätigung erfahren hat. Dies versucht er nun in seiner Beziehung wieder auszugleichen.

Das dritte Motiv ist das Streben nach Bewunderung auf Grund von Tugendhaftigkeit. Der Co-Abhängige lässt sich wegen seiner Versuche den Partner zu retten bewundern. Dadurch wird die eigene Tugendhaftigkeit und die Schwäche des anderen vorgeführt.

Das vierte Motiv, das Märtyrer-Syndrom beinhaltet „[…] die masochistische Leidens­sucht, die aus Leiden Kapital schlägt […]“ (Ruthe; Glöckl, 1999: 21)

Das Wiedergutmachungs-Syndrom ist das fünfte Motiv, dass Co-Abhängige antreibt. Ist der Co-Abhängige in seiner Kindheit vernachlässigt worden, versucht er dies nun an dem Partner und den Kindern wieder gut zu machen

Das sechste Motiv, das Beglücker-Syndrom, liegt darin begründet, dass der Co-Abhängige es seit seiner Kindheit gewohnt ist auftretende Probleme anzugehen und zu bewältigen. Sie fühlen sich besonders dann bestätigt, „[…] wenn Schwache und Initiativlose ihre Lebensart bewundern.“ (Ruthe; Glöckl, 1999: 23)

Das letzte Motiv ist die eigene Bedürfnislosigkeit. Der Co-Abhängige lebt nur aus dem Partner heraus und gibt sich selbst dabei auf. Hätte der Partner auf Grund seiner Abhängigkeit keine Schwächen, so hätte der Co-Abhängige keine Aufgaben, die er übernehmen könnte. (vgl. Ruthe; Glöckl, 1999: 20 ff.)

In diesen Motiven hat, nach Ruthe und Glöckl, co-abhängiges Verhalten seinen Ursprung. Daher ähneln diese auch oft den Merkmalen von Co-Abhängigkeit.

Im folgenden Kapitel dieser Arbeit wird auf die Suchberatung und den Einbezug des Partners in diese eingegangen, um herauszufinden, wie die Suchtberatung auf die mögliche Co-Abhängigkeit des Partners eines Abhängigen eingeht.

3. Suchtberatung

Die Suchtberatung bzw. -hilfe hat sich in einem gut 100 Jahre andauernden Prozess entwickelt. Dabei veränderten sich die Ziele und damit verbunden auch die Methoden mehrfach. Heute hängen die Ziele vom spezifischen Bereich (Alkohol, Drogen, Ess-/Magersucht) ab. Hinzu kommen die Anforderungen der Politik, der Kostenträger und den Kommunen an die Suchtberatung. (vgl. Hüllinghorst, 2000: 15)

Da sich das Konzept der Co-Abhängigkeit vor allem auf Alkoholabhängigkeit bezieht und auch aus diesem Bereich kommt, wird in den folgenden Abschnitten vor allem auf die alkoholspezifische Suchtberatung eingegangen.

3.1 Definition der Suchtberatung

Die Suchtberatung ist ein Bereich der sozialpädagogischen Beratung. Diese ist gekenn­zeichnet durch die Transparenz der Beratungssituation und die Lokalisierung. Die Transparenz der Beratungssituation beinhaltet, dass die Klienten an der Festlegung der Zielen und Interventionen beteiligt sein sollen. Die Lokalisierung zeichnet sich dadurch aus, dass die Beratung leicht zugänglich für die Klienten ist, da sie nah an ihrem Wohnort liegt. Sie orientiert sich folglich nah an der Lebenswelt ihrer Klienten. (vgl. Galuske, 2007: 168 ff.)

Die sozialpädagogische Beratung hat als Aufgabe Hilfe zur Selbsthilfe in problematischen Lebenssituationen zu geben. Dabei zielt sie darauf ab, dass der Klient die Schwierigkeiten in seiner momentanen Lebenssituation erkennt und benennt, sich mit dem Berater überlegt welche Maßnahmen unternommen werden können, um die Situation zu ändern und anschließend mit Hilfe des Beraters herausfindet, welche Ressourcen in seinem Umfeld genutzt werden können, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen. (vgl. Thiersch, 1991: 23 ff. )

Die Beratung ist im Gegensatz zu der Psychotherapie keine Heilbehandlung, dies bedeutet, sie soll die Abhängigkeit nicht heilen, sondern der Klient soll Hilfe bekommen, seine Sucht eigenständig zu überwinden. (vgl. Vogt, 2004: 155)

In Deutschland gibt es ca. 1400 Suchtberatungsstellen, die sich vor allem auf die Ballungsräume konzentrieren, jedoch in jedem Landkreis vertreten sind. Sie sind so strukturiert, dass derjenige, der eine Beratung möchte, sich vorher anmeldet und einen Termin geben lässt. Dies kann jedoch mehrere Wochen dauern. Einige Suchtberatungs­stellen haben auch eine Art offene Sprechstunde, einen bestimmten Zeitraum in Woche, in dem man auch ohne Termin die Beratung wahrnehmen kann. (vgl. Vogt, 2004: 342 f.)

In der Suchtberatung tätig sind vor allem Sozialarbeiter mit einer dafür notwendigen therapeutischen Zusatzausbildung. Daher können sie sowohl Suchtberatung wie auch Suchttherapie anbieten. (vgl. Vogt, 2004: 155)

Die Suchtberatung teilt sich in die zwei Bereiche Einzelfall- und Gruppenberatung auf.

Bei der Einzelfallberatung sind zwei bis ca. fünf Personen beteiligt, je nachdem, ob es sich um ein Beratungsgespräch zwischen dem Klienten und dem Berater oder zwischen dem Klienten, seiner Familie und dem Berater handelt.

Die Einzelfallberatung orientierte sich zunächst stark an der Psychoanalyse und erweiterte sich dann um weitere Ansätze wie zum Beispiel dem Klientenzentrierten oder dem Systemtheoretischen.

Auf Grund der anfänglichen Orientierung an der Psychoanalyse nahm der Berater die Rolle des Experten und der Klient die Rolle des Hilfesuchenden ein. Dies änderte sich aber mit dem Ansatz der klientenzentrierten Gesprächsführung von Carl Rogers. (vgl. Vogt, 2004: 163 ff.)

Im Zentrum des klientenzentrierten Ansatzes steht der Klient, nicht seine Sucht. Der Berater stellt dem Klienten in der Einzelberatung einen geschützten Raum zur Verfügung. In diesem kann er sich entfalten, um sein Selbstkonzept zu ändern, in dem er es erkennt und analysiert. (vgl. Galuske, 2007: 13)

Nach der klientenzentrierten Gesprächsführung ist der Klient zwar selbst bestimmt, wird jedoch von der Sucht daran gehindert selbst bestimmt zu leben. Der Berater soll dem Klienten dabei helfen seine eigenen Interessen wieder wahrzunehmen und durchzusetzen. (vgl. Vogt, 2004: 165)

Der systemtheoretische Ansatz, der auch die Familie in die Suchtbehandlung mit einbezieht, sieht die Ursache für die Sucht nicht mehr im Individuum sondern in der Herkunftsfamilie und deren Dynamik. Ein Konzept des systemtheoretischen Ansatzes ist zum Beispiel die Familientherapie. Diese sieht ihre Aufgabe daher auch nicht darin, wie es der Name vielleicht vermuten lässt, die Abhängigkeit oder Co-Abhängigkeit zu heilen, sondern in der Erfüllung eines bestimmten Auftrages, der aus der Interaktion mit dem Klienten entsteht. (vgl. Schwertl, 1992: 61 ff.)

An der Einzelfallhilfe wurde und wird immer wieder kritisiert, dass sie die Sucht und ihre Ursachen zu sehr individualisiert und mögliche gesellschaftliche Ursachen für einige Lebensumstände wie zum Beispiel Armut außer acht lässt.

In den letzten 20 Jahren sind vor allem integrative Konzepte der Suchberatung definiert worden, die verschiedene Konzepte und die damit verbundenen Verhaltensweisen integrieren. Zu diesen integrativen Konzepten gehört zum Beispiel das Konzept des Case-Management. (vgl. Vogt, 2004: 165 f.)

Der integrative Ansatz wurde entwickelt, da Abhängigkeit eine „[…] komplexe, mehr­dimensionale und multifaktorielle Erkrankung ist […]“ (Ebert; Könnecke-Ebert; 2004: 199) und Hilfe nur mit einer „[…] differenzierten, multimodalen und mehr­dimensionalen Beratungs[…]form […]“(Ebert; Könnecke-Ebert; 2004: 199) geleistet werden kann. (vgl. Ebert; Könnecke-Ebert; 2004: 199)

Die Gruppenberatung findet vor allem bei Alkoholabhängigen und deren Angehörigen Anwendung, sowohl als professionelle Gruppenberatung wie auch in Form von Selbst­hilfegruppen.

In Deutschland gibt es ca. 8000 Selbsthilfegruppen für Alkoholabhängige und deren Angehörigen zum Beispiel von den Anonymen Alkoholikern, den Guttemplern, dem blauen Kreuz oder dem Kreuzbund.

Problematisch in der Anwendung ist sie dagegen im Bereich der ambulanten Drogenhilfe, da es dort oft schwierig ist Gruppen zusammenzubringen.

Seit einiger Zeit verwendet die Gruppenberatung auch die Methode der Psychoedukation. Diese arbeitet nach dem Baukastenprinzip und bearbeitet wichtige Themen der Abhängigen so, dass sie in einer Sitzung behandelt werden können. (vgl. Vogt, 2004: 165 ff.)

3.2 Ziele und Aufgaben der Suchtberatung

Zu der Zielgruppe der Suchtberatung gehören Konsumenten, bei denen Probleme mit dem Konsum festgestellt wurden, entweder von ihnen selbst oder von ihrem Umfeld wie zum Beispiel dem Hausarzt oder der Familie. Letztere gehören ebenfalls zu der Zielgruppe.

Dadurch ergeben sich verschiedene Gruppen von Klienten mit verschiedenem Behand­lungsbedarf. Folglich müssen auch die einzelnen Ziele, welche in der Arbeit mit dem Klienten verfolgt werden sollen, auf jeden Klienten einzeln abgestimmt werden.

Es gibt trotzdem übergeordnete Behandlungsziele, die generell gelten, das heißt, sie finden sowohl bei jedem Klienten ihre Anwendung sowie in allen Bereichen der Suchthilfe.

Neben der Abstinenz, also dem völligen Verzicht auf das Suchtmittel, als das große Ziel der alkoholspezialisierten Suchtberatung gibt es seit einiger Zeit auch den kontrollierten Konsum als Ziel. Kontrollierter Konsum bedeutet, dass der Abhängige seinen Konsum eigenständig an vorher festgelegten Regeln und einem festen Plan orientiert.

Die Harm Reduction ist ein weiteres Ziel der Suchtberatung und mit den oben bereits genannten Zielen verbunden. Es beinhaltet „[…] die Reduzierung gesundheitlicher, psychischer und sozialer Begleit- und Folgeerscheinungen des Konsums […]“ (Prinzleve, 2004: 39) von Suchtmittel, indem sie über mögliche Folgeschäden aufklärt wird.

Weitere übergeordnete Ziele sind:

- das Überleben des Klienten während des akuten Konsums zu sichern,
- den Klienten zu motivieren, seine Situation verändern zu wollen, indem er über seine Krankheit und über Möglichkeiten zur Veränderung aufgeklärt wird,
- erreichen von Abstinenzphasen mit dem Ziel der vollständigen Abstinenz und,
- dass sich der Klient auf die Hilfen (ambulant, teil-, stationär) einlässt und sie annimmt. (vgl. Hüllinghorst, 2000: 15 ff.; Prinzleve, 2004: 35 ff.; Olgiati, 1997: 310 ff.)

Aus den übergeordneten Zielen und der Zielgruppe ergeben sich die grundsätzlichen Aufgaben der Suchtberatungen.

Die erste Aufgabe ist die individuelle Hilfeplanung. Da jeder Klient unterschiedlich ist, muss die Hilfe auf jeden individuell abgestimmt werden.

Die zweite Aufgabe beinhaltet, dass soviel Regelbehandlung wie möglich und so wenig Sonderbehandlung wie nötig stattfinden sollte. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Institutionen für medizinische und psychosoziale Hilfe für alle zugänglich sind. Erst wenn diese nicht mehr helfen können, sollen Sondereinrichtungen geschaffen werden.

Die Ressourcenorientierung ist die dritte Aufgabe, nach der die vorhandenen Ressourcen eines Klienten genutzt und aktiviert werden sollen.

Daher soll die Hilfe möglichst nah am Wohnort liegen, damit die vorhandenen Ressourcen auch genutzt werden können. Dies wäre nicht möglich, wenn die Suchtberatung weit vom Wohnort des Klienten entfernt wäre.

Die vierte Aufgabe besagt, dass ambulante Hilfe vor stationärer Hilfe erfolgen soll, da die Stationäre einen massiveren Eingriff bedeuten würde. Sie soll erst erfolgen, wenn die ambulante Hilfe nicht greift.

Auch die fünfte Aufgabe, die frühe Intervention, bezieht sich auf die Ressourcen­orientierung. Je früher die Abhängigkeit erkannt wird und je früher interveniert wird, desto mehr Ressourcen sind noch vorhanden und umso effektiver sind die Maßnahmen.

Die siebte Aufgabe ist die geschlechtsspezifische Hilfe, da die Sucht bei Männern und Frauen unterschiedlich verläuft, muss Frauen und Männern auch unterschiedlich geholfen werden.

Die achte und letzte Aufgabe ist die Schadensminimierung. Dies gilt sowohl für den Klienten, zum Beispiel bei den körperlichen Folgeerscheinungen, wie auch für die Gesellschaft, zum Beispiel bei den zu tragenden Kosten. (vgl. Hüllinghorst, 2000: 15 ff.)

3.3 Methoden der Suchtberatung

In diesem Abschnitt werden zwei Methoden der Suchtberatung exemplarisch vorgestellt. Die erste ist das Motivational Case-Management, ein integrativer Ansatz, der in den letzten Jahren immer mehr Anwendung in der Suchtberatung findet.

Die zweite Methode ist das Community Reinforcement Approach. Diese Methode kommt ursprünglich aus der Psychotherapie, wird jedoch auch in der Beratung angewendet und bezieht teilweise auch die Methode des Motivational Case-Management mit ein. (vgl. Vogt, 2004: 200)

Beide Methoden ziehen auch den Partner in die Hilfe mit ein.

3.3.1 Das Motivational Case-Management

Die Methode des Motivational Case-Management, kurz MOCA gehört zu den integrativen Ansätzen und verbindet die Ansätze des Motivational Interviewing und des Case-Manage­ment miteinander. Sowohl das Case-Management wie auch das Motivational Interviewing sind zielorientierte und ressourcenorientierte Ansätze, obwohl sie einen unterschiedlichen Ursprung haben. (vgl. Vogt, 2004: 200)

Der Ansatz des Case-Management geht davon aus, dass sich der Klient in einer proble­matischen Lebenssituation befindet und diese geändert werden muss. Im Idealfall bedeutet das in der Suchtberatung Abstinenz und Reintegrierung in die Gesellschaft. In der Praxis werden anfangs dagegen kleinere Ziele gesetzt.

Die Besonderheit des Case-Management ist der Einbezug formaler und informeller Hilfequellen, um sie zur Mithilfe zu gewinnen. Zu den formalen Hilfequellen zählen andere Institutionen wie zum Beispiel die Schuldnerberatung, zu den informellen Hilfe­quellen zählt das soziale Umfeld des Abhängigen wie die Familie, die Nachbarn aber auch Selbsthilfegruppen.

Das Case-Management beinhaltet folglich „[…] strukturiertes Vorgehen im Hilfeprozess unter konsequenter Nutzung formaler und informeller Ressourcen.“ (Vogt, 2004: 201)

Dabei müssen die Klienten die Verantwortung für die Änderung ihrer Lebenssituation selbst übernehmen. (vgl Vogt, 2004: 200 ff.)

Der Ansatz des Motivational Interviewing ist an sich auch ein integrativer Ansatz, da er Ansätze aus der Motivations-, der Beratungs- und der Therapieforschung übernimmt.

Er wird angewendet, um eine helfende Beziehung zwischen dem Berater und dem Abhängigen aufzubauen und verlangt daher von dem Berater eine akzeptierende und empathische Grundhaltung. (vgl. Vogt, 2004: 202 f.)

Der Ansatz geht von einem dynamischen Motivationsmodell aus. Danach verläuft Motivation in mehreren Stadien. In diesen Stadien soll der Berater unterstützend eingreifen, damit der Abhängige seine erwünschte Verhaltensänderung auch formulieren und erreichen kann.

Das erste Stadium ist die Absichtslosigkeit, in dem über eine Verhaltensänderung noch nicht nachgedacht wird. Schließlich beginnt der Abhängige zu ahnen, dass sein Verhalten schädlich sein könnte, genießt es aber gleichzeitig. Der Abhängige ahnt, dass seine Sucht negative körperliche Konsequenzen hat, genießt aber den Rauschzustand. Daraus ergeben sich erste Absichtsbildungen. Und es folgen erste Pläne über erwünschte Veränderungen und über den Weg diese zu erreichen. Dies ist das Vorbereitungsstadium.

Im Handlungsstadium werden diese Pläne in konkrete Handlungen umgesetzt. Dies erfolgt meist in vielen kleinen Schritten.

Wurde die erwünschte Veränderung erreicht, folgt das Stadium der Aufrechterhaltung, in dem der Abhängige versucht die Verhaltensänderung aufrecht zu erhalten.

Gelingt dies und die Verhaltensänderung wird beibehalten, so kommt es zum Ausstieg. Es gibt aber auch das Stadium des Rückfalls. Mit einem Rückfall ist der Prozess der Veränderung aber nicht beendet, sondern der Abhängige beginnt wieder am Anfang des Modells doch auf einem anderen Niveau, da er bereits positive wie negative Erfahrungen bezüglich der erwünschten Verhaltensänderung gemacht hat. (vgl. Schmid; Vogt, 2001: 73 ff.; Vogt, 2004: 200 ff.)

Das Motivational Case-Management ist in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit einsetzbar. So findet es neben der Arbeit mit Abhängigen auch bei der Arbeit mit Angehörigen Anwendung.

Wie der Ansatz des Case-Management ist er dadurch gekennzeichnet, dass in die Beratung Dritte miteinbezogen werden, wie die Familie, das soziale Umfeld oder andere Institutionen, um dem Abhängigen zu helfen. Wer genau mit einbezogen wird, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab und muss zu Beginn der Beratung ermittelt werden.

Um die dafür benötigte Vertrauensbasis zu schaffen, werden Handlungsanweisungen aus dem Motivational Interviewing verwendet. „Mit Kombination dieser Ansätze ist sicher­gestellt, dass schnell und umfassend auf konkreten Hilfe- und Unterstützungsbedarf der Klientinnen und Klienten reagiert werden kann.“ (Schmid; Vogt, 2001: 77) (vgl. Schmid; Vogt, 2001: 73 ff.; Vogt, 2004: 200 ff.)

3.3.2 Das Community Reinforcement Approach

Eine weitere in der Suchtberatung angewandte Methode ist das Community Reinforcement Approach, kurz CRA. Es wurde 1973 entwickelt und ist eine Methode zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit und den damit verbundenen Problemen. Sie kommt aus dem Bereich der Psychotherapie und arbeitet mit den Verfahren des Lernen am Modells und Rollen­spielen. Die Methode ist sowohl stationär wie ambulant einsetzbar.

Die Grundannahme der Methode ist, dass es in dem Umfeld des Abhängigen Angehörige gibt, die den Konsum ungewollt begünstigen. Folglich müssen diese, neben den Abhän­gigen selbst in den Behandlungsprozess miteinbezogen werden, um die gewollte Abstinenz aufrechterhalten bzw. erreichen zu können.

Die Behandlung besteht aus neun Komponenten.

Die Verhaltensanalyse erarbeitet Auslöser und Konsequenzen des Alkoholkonsums.

Das Abstinenz-Konto funktioniert nach dem Prinzip, dass sich eine lebenslange Abstinenz besser erreichen lässt, wenn der Klient durch Abstinenz-Perioden an sie herangeführt wird, da sich der Abhängige zu Beginn eher auf vorher zeitlich begrenzte Abstinenzphasen einlässt, als seinen Konsum völlig einzustellen.

Des weiteren wird in der Behandlung das Medikament Disulfiram eingesetzt. Dieses erhöht, auf Grund seiner Nebenwirkungen bei Alkoholkonsum die Wahrscheinlichkeit für Abstinenz. Zusätzlich wird ein Antabus-Coach eingesetzt, ein Angehöriger, der die Medikamentenvergabe regelt und die Abstinenz positiv verstärken soll.

Der Behandlungsplan besteht aus einer Zufriedenheitsskala, in der die Zufriedenheit des Abhängigen mit seiner aktuellen Situation festgehalten wird und den daraus resultierenden Behandlungszielen, um die Situation zu verbessern.

Im Skills-Training werden Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Problemlöse­strategien und Durchsetzungsvermögen trainiert.

Die Arbeitsberatung zielt darauf ab, dass der Abhängige eine angemessene Arbeit findet, da sich dieses positiv auf die Abstinenz auswirkt.

Eine weitere Komponente ist die Paartherapie, in der zum einen partnerschaftliche Konflikte angesprochen werden und zum anderen versucht wird, die Unterstützung des Partners für die Behandlung des Abhängigen zu gewinnen. Das Paar soll hier lernen wieder miteinander zu kommunizieren und noch bestehende Konflikte zu lösen.

Die Rückfallprävention setzt schon früh im Behandlungsprozess ein, kurz nachdem die Verhaltensanalyse abgeschlossen ist. An diesem Punkt weiß der Berater, welches die Risikosituationen und Anreize bezüglich des Konsumverhaltens sind. So kann darauf eingegangen und präventiv gearbeitet werden. Auch die Familie wird über mögliche Warnzeichen eines Rückfalls aufgeklärt.

Eine Weiterentwicklung des CRA ist das Community Reinforcement Approach and Family Training, kurz CRAFT. In dessen Rahmen wird noch mehr auf die Arbeit mit der Familie eingegangen, da der Partner eines Abhängigen dessen Konsumverhalten ändern kann, obwohl der Abhängige selbst nicht in Behandlung ist. (vgl. Meyers; Smith, 2007: 13 ff.)

In diesem Konzept stehen allein der Abhängige und seine Sucht im Mittelpunkt. Auch die Arbeit mit der Familie dient immer dem Ziel, dem Abhängigen zu helfen. Nicht berück­sichtig wird jedoch, dass auch der Partner krank sein kann. Wird die Co-Abhängigkeit nicht bearbeitet, so kann der Partner auch nicht bei der Behandlung des Abhängigen behilflich sein

Ein weiteres Problem bei diesem Konzept ist, dass es davon ausgeht, dass es in der Partnerschaft zu Konflikten kommt, weil der Partner dem Abhängigen Vorwürfe macht oder sich von ihm zurückzieht. Abhängige konsumieren jedoch häufig in Konflikt­situationen, daher muss die Partnerschaft verändert werden, damit dort weniger Konflikt­situationen auftreten.

Dies scheint jedoch problematisch, da dadurch dem Partner indirekt die Schuld an der Sucht des Abhängigen gegeben wird.

3.3 Einbezug des Partners: Hintergründe und Forschung

„ Soziale Netzwerke sind mögliche Belastungsquellen und Problemursachen, aber ebenso auch Bewältigungsressourcen und Hilfequellen oder sie können zu solchen entwickelt werden.“ (Nestmann, 1991: 48)

Daher werden auch die Partner von Klienten in die sozialpädagogische Beratung mit­einbezogen. Da die Suchtberatung ein Teil dieser ist, wirkt es sich auch auf sie aus.

Jedoch stehen in der Suchtberatung der Abhängige und seine Sucht im Vordergrund. Er ist derjenige, der ein Problem hat, dass sich dieses auch auf den Partner und die Familie auswirkt, wird dabei weitestgehend außer Acht gelassen. (vgl. Nowak; Diehl, 1992: 97)

Dies liegt darin begründet, dass die Ansätze zur Behandlung von Abhängigkeit von ehemaligen Abhängigen selbst entwickelt wurden, daher konzentrieren sie sich auch auf den Suchtkranken und nicht auf die Familie. In die Suchtbehandlung mit einbezogen wird die Familie nur, wenn damit dem Abhängigen geholfen werden kann. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 14 f.)

Die Partner dienen oft „[…] als Mittel zum Zweck, die Therapie des Suchtkranken effektiver, konfrontativer und realistischer zu gestalten […]“ (Klein, 2000: 141).

Des weiteren begünstigt der Einbezug des Partners in die Beratung dessen Erfolg, da der Partner vom Abhängigen als verlässlicher Helfer angesehen wird. Daher ist es für die Suchtberatung wichtig den Partner mit einzubeziehen. (vgl. Ochs, 2006: 451 ff.)

Nach einer Studie von Havassy et al. von 1991 werden nur 36% abstinenter Alkohol­abhängiger mit einem guten sozialen Umfeld rückfällig. Dagegen sind es bei Abstinenten mit einem schlechten sozialen Umfeld 69%, die rückfällig werden. Dieses Ergebnis wird auch von der Studie von Noone et al. von 1999 bestätigt. (vgl. Körkel; Schindler, 2003: 22 f.)

Wird aber in der Suchtberatung nicht nur mit dem Abhängigen gearbeitet, sondern auch mit dem Partner, so sinkt auch das Risiko eines Rückfalls.

Dies liegt darin begründet, dass sich durch die Arbeit mit Partner und Abhängigem die Verhaltensweisen in der Partnerschaft ändern und somit nach der erfolgreichen Beratung andere Verhaltensweisen vorherrschen als zu dem Zeitpunkt, an dem die Sucht entwickelt bzw. durch den Partner auch aufrechterhalten wurde. Daher ist es wichtig in der Suchtberatung die Verhaltensweisen aufzudecken, die in der Partnerschaft die Sucht aufrechterhalten oder sogar verstärken.

Problematisch hierbei ist jedoch oft, dass der Partner sich der Suchtberatung entzieht und nicht gewillt ist Mitarbeit zu leisten. Ferner gibt es noch keine einheitliche Theorie zu dem Einbezug der Familie. (vgl. Kuntz, 2000: 249 ff.; Wilson Schaef, 2006: 15)

Deswegen muss dem Partner die Entscheidungsfreiheit überlassen werden, ob er sich an der Behandlung des Partners beteiligen möchte oder nicht. (vgl. Brückner, 2004: 69)

Es kann auch problematisch sein, die Familie nicht mit einzubeziehen, wenn Verhaltens­weisen der Familie als mögliche Ursache der Abhängigkeit zugrunde liegen. Denn wird nur die Sucht als Krankheit behandelt, aber nicht die Ursache, so verschiebt sich zwar der Symptomträger der Sucht, es tritt aber keine wirkliche Besserung ein. (vgl. Nowak; Diehl, 1992: 97 ff.)

Ein weiterer Grund für den Einbezug des Partners in die Behandlung liegt in der Ressourcenorientierung wie sie zum Beispiel in der Methode des Case-Management zur Anwendung kommt. In diesem Fall zählt der Partner zu den Umweltressourcen des Abhän­gigen. Zu den Umweltressourcen gehören Bereiche wie zum Beispiel Arbeit, Ausbildung, Vermögen oder soziales Umfeld. Im Gegensatz dazu stehen die Personenressourcen zu denen die Bereiche Problemlösestrategien und Selbstwertgefühl gehören.

So werden die Partner von Abhängigen als Ressource genutzt, um die Beratung positiv zu unterstützen und um bei der Bewältigung der Abhängigkeit zu helfen.

Einige Studien fanden sogar heraus, dass bei den Abhängigen, die es ohne professionelle Hilfe geschafft haben ihre Sucht zu überwinden, die familiäre Unterstützung die größte Rolle spielte. (vgl. Vogt, 2004: 184 ff.)

Auch die systemischen Ansätze in der Suchtberatung wie zum Beispiel die Familien­therapie ziehen den Partner in die Beratung mit ein, um den Abhängigen zu helfen seine Sucht zu überwinden. Nach diesem Ansatz ist der Abhängige nur Träger eines Symptoms, das aus in der Partnerschaft herrschenden Beziehungsstörungen entsteht. Die Sucht ist also nicht Ursache für die Störungen in der Familie, sondern Beziehungs-störungen in der Familie sind die Ursache für die Sucht. Somit ist die Familie an der Entstehung der Sucht ungewollt beteiligt und muss daher auch bei der Behandlung der Sucht miteinbezogen werden. (vgl. Nowak; Diehl, 1992: 97 ff.)

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2008
ISBN (PDF)
9783958206793
ISBN (Paperback)
9783958201798
Dateigröße
4.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,8
Schlagworte
Persönlichkeitsstörung Motivational Case Management Community Reinforcement Approach Rollenkonflikt Prävention
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Titel: Die Rolle des Partners in der Suchtberatung: Zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung
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