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Diskriminierung psychisch Kranker durch Exklusion: Mögliche Hilfsinterventionen

©2007 Studienarbeit 23 Seiten

Zusammenfassung

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist jeder Vierte irgendwann in seinem Leben von einer psychischen Krankheit betroffen. Jedes fünfte Kind in Deutschland hat bereits einmal in seinem Leben unter einer Depression gelitten, 15 von 1000 Menschen sind an einer schizophrenen Psychose erkrankt, 18% der Bevölkerung benötigt wegen einer psychischen Beeinträchtigung ärztliche Hilfe und 4% eine psychiatrische Behandlung. Die Reaktion der Umwelt führt oft dazu, dass sich psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen zurückziehen oder sich zurückgestoßen fühlen.
Psychisch Kranke erleben die Welt, ihre Mitmenschen und sich selbst anders als gesunde Menschen. Beispielsweise quälen sich Menschen mit Depressionen häufig mit Schuldgefühlen oder wahnhaften Gedanken. Menschen, die unter einer schizophrenen Psychose leiden sind vielleicht der festen Überzeugung, dass sie verfolgt werden oder Stimmen ihnen Botschaften vermitteln.
Dies bedeutet aber nicht, dass psychisch Kranke in der „normalen“ Welt keinen Platz haben. Im Gegenteil. Vielleicht sind sie weniger belastbar, reagieren in einigen Situationen überraschend oder wirken eigenartig. Die soziale Isolation, in die eine psychische Erkrankung die Betroffenen und oft auch die Angehörigen treibt, verstärkt das Leid erheblich. Akzeptanz der Eigenarten und menschliche Annahme kann die Situation erheblich verändern und verbessern.
Einige mögliche Ansätze zur Hilfe sollen im Folgenden aufgezeigt werden. Sie dienen als Anregung und sind sollen keine Handlungsanweisung darstellen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Einleitende Gedanken

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Edvard Munch „Der Schrei“

Psychische Erkrankungen können jeden treffen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist jeder Vierte irgendwann in seinem Leben von einer psychischen Krankheit betroffen. Jedes fünfte Kind in Deutschland hat bereits einmal in seinem Leben unter einer Depression gelitten, 15 von 1000 Menschen sind an einer schizophrenen Psychose erkrankt, 18% der Bevölkerung benötigt wegen einer psychischen Beeinträchtigung ärztliche Hilfe, 4% eine psychiatrische Behandlung.[1] Die Zahlen, sie sind noch erweiterbar, belegen die oben genannte Behauptung.

Die Reaktion der Umwelt führt oft dazu, dass sich psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen zurückziehen oder sich zurückgestoßen fühlen. Psychisch Kranke erleben die Welt, ihre Mitmenschen und sich selbst anders als gesunde Menschen. Beispielsweise quälen sich Menschen mit Depressionen häufig mit Schuldgefühlen oder wahnhaften Gedanken. Menschen, die unter einer schizophrenen Psychose leiden sind vielleicht der festen Überzeugung, dass sie verfolgt werden oder Stimmen ihnen Botschaften vermitteln.

Dies bedeutet aber nicht, dass psychisch Kranke in der „normalen“ Welt keinen Platz haben. Im Gegenteil. Vielleicht sind sie weniger belastbar, reagieren in einigen Situationen überraschend oder wirken eigenartig. Die soziale Isolation, in die eine psychische Erkrankung die Betroffenen und oft auch die Angehörigen treibt, verstärkt das Leid erheblich. Akzeptanz der Eigenarten und menschliche Annahme kann die Situation erheblich verändern und verbessern.

Bei der Recherche zu dieser Arbeit wurden mir die Komplexität und der Umfang dieses Themas nach und nach bewusst. Bestehende Erkenntnisse und neueste Forschungen unterliegen einer so starken Dynamik, dass ich nur versuchen kann, einen kleinen Teilbereich als Momentaufnahme zu beleuchten. Psychische Erkrankungen führen nur zu schnell zu einer Stigmatisierung und damit einhergehend zur sozialen Isolation.

Ich selbst bin bei einem freien Träger in einer Wohngruppe mit psychisch kranken Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Erzieher tätig. Die dortigen Bewohner leiden an unterschiedlichen psychischen Erkrankungen. Ich möchte versuchen, diese zu charakterisieren und nach gemeinsamen Schnittmengen in diesen unterschiedlichen Krankheitsbildern zu suchen. Es stellt sich die Frage, ob es diese Schnittmengen gibt, ob man sie erkennt und welche Faktoren sie beeinflussen. Trotz aller Individualität sind wir in unserer täglichen Arbeit gefordert, Gemeinsamkeiten diesbezüglich zu suchen, aufzugreifen und gezielt in unserer Arbeit umzusetzen. Dies in der Absicht, den Jugendlichen und Jungen Erwachsenen einen Weg in unserer Gesellschaft zu zeigen und ihnen helfen, mit ihren Problemen akzeptabel, frei von Isolation, leben zu können.

Da die Problematik sehr vielfältig ist und die Kapazität dieser Arbeit vorgegeben wurde, werde ich nur die Krankheiten einbeziehen, unter denen die Jugendlichen meiner Wohngruppe leiden. Weiterhin möchte ich mich bei meiner Suche nach geeigneten Hilfen auf einen Punkt beschränken. Die Ergebnisse könnten in einem späteren Projekt in der Praxis zur Unterstützung herangezogen werden.

Die Grenze zwischen psychischer Störung und psychischer Erkrankung ist fließend. Einerseits ist es Bestandteil der Psychiatrie und damit der Medizin, andererseits beschreibe ich den sozialpädagogischen Ansatz. Bei der Bearbeitung möge man es mir nachsehen, wenn dies nicht immer sauber getrennt ist, da mir die notwendigen Kompetenzen in der Medizin, fehlen.

2. Psychische Krankheit /psychische Störung

Eine Definition für psychische Erkrankungen zu finden ist nicht einfach, da die Grenze nicht trennscharf ist. Sehr treffend ist die Definition von Dörner et al., die psychisch Kranke als Menschen betrachten, die bei der Lösung ihrer Probleme in einer Sackgasse gelandet sind, aus der sie nicht mehr heraus wissen und dadurch in eine Krise geraten. Für den psychisch Kranken ist das Bedürfnis, Nicht-Erklärbares zu erklären zu groß und zu schmerzhaft geworden. Damit sind sein Schutzbedürfnis und seine Verletzbarkeit gestiegen. Das Ergebnis wird Krankheit, Kränkung, Störung, Leiden oder Abweichung genannt.[2] Wenn der Aspekt der Beziehung mitbetrachtet wird, kann nicht mehr von einem einzelnen Krankheitsträger gesprochen werden. Es muss das Umfeld mit einbezogen werden. „Die Suche nach den kranken Anteilen in einem Menschen wird zur Suche nach den derzeitigen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, eine Beziehung zu sich, zu anderen oder zur Umwelt aufzunehmen.“[3]

Der Begriff der psychischen Erkrankung wird vor allem in der Psychiatrie benutzt, in der die Betroffenen auch als Patienten bezeichnet werden. Mit diesen Termini wird ein heilen wollen assoziiert. Durch den Begriff der Krankheit wird sie zu einem objektiven Begriff. Er kann davon abhalten, die Person mit der psychischen Erkrankung so zu akzeptieren. Nüesch plädiert in ihrem Buch für den Gebrauch des Terminus „psychische Behinderung“, vor allem wegen der sozialen Dimension dieses Begriffs. Behinderung wird im Gegensatz zur Krankheit als eine dauerhafte und sichtbare Abweichung gesehen. Wobei der Begriff der Abweichung kritisch zu hinterfragen ist, da er eine Norm voraussetzt. So ist es theoretisch möglich, dass eine Behinderung als Zuschreibungsprozess von außen entsteht, ohne dass ein objektiver Grund vorliegt.

Ein Mensch gilt als behindert, wenn eine Abweichung von der Norm vorliegt und dieses von der sozialen Umwelt als negativ gewertet wird. Auch wenn die Behinderung zeitlich begrenzt ist, bleibt doch das Stigma an dieser Person haften, so dass sie auch nach der Genesung als behindert betrachtet wird.[4]

2.1 Das Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gilberg & Gilberg verwendet, welche hier nur erwähnt werden sollen:

- Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)
- Eingegrenzte Interessen
- Repetitive Routinen
- Rede- und Sprachbesonderheiten
- Nonverbale Kommunikationsprobleme
- Motorische Unbeholfenheit[5]

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die spätestens im Vorschulalter manifest wird und die durch eine qualitative Beeinträchtigung des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, motorische Auffälligkeiten und ausgeprägte Sonderinteressen charakterisiert ist. Ihre soziale Bedeutung zeigt sich darin, dass die betroffenen Kinder isoliert sind, aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten überall anecken und oft auch aus schulischen Förderprogrammen herausfallen. Als Ursache der Störung werden genetische Faktoren angenommen im Verein mit umschriebenen Hirnfunktionsstörungen und neuropsychologischen Ausfällen, die alle auf eine Einschränkung im Bereich des nonverbalen Lernens hinweisen, obwohl sich das allgemeine Intelligenzniveau meist im Normbereich bewegt. Die Behandlung muss stets die individuellen Besonderheiten des Falles berücksichtigen und stützt sich auf verhaltenstherapeutische Ansätze, die Einübung sozialer Fertigkeiten und auf die Beschäftigung unter Einbeziehung der jeweiligen Interessen und Fähigkeiten. Ein medikamentöser Einsatz ist angezeigt, wenn besondere Symptome wie ausgeprägte Hyperaktivität und Unruhe, aggressives Verhalten, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen auftreten.[6]

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit Asperger-Syndrom ist das beeinträchtigte soziale Interaktionsverhalten. Beeinträchtigt sind zwei Bereiche: die Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen und die nonverbale Kommunikation.

Als besonders problematisch erweist sich die soziale Interaktion, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So können selbst Menschen, die sich durch Toleranz gegenüber ihren behinderten Mitmenschen auszeichnen, die Schwierigkeiten von Menschen mit Asperger Syndrom als bewusste Provokation empfinden. Wenn auf eine Frage nur mit Schweigen reagiert wird, neigt man schnell dazu, dies mit Sturheit und Unhöflichkeit gleichzusetzen. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit Asperger-Syndrom häufig nicht, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Dies führt schnell zu einer sozialen Isolation.[7]

2.2 Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung, auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung genannt, ist die im psychologischen und psychiatrischen Umfeld am häufigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung. Die Bereiche der Gefühle, des Denkens und des Handelns sind beeinträchtigt, was sich durch negatives und teilweise paradox wirkendes Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im gestörten Verhältnis zu sich selbst äußert. Sie wird immer von weiteren Belastungen begleitet, darunter Dissoziative Störungen, Endogene Depressionen und verschiedene Formen von Selbstverletzendem Verhalten. Darüber hinaus bestehen hohe Komorbiditäten mit anderen Persönlichkeitsstörungen, dabei am häufigsten die Ängstliche Persönlichkeitsstörung und die Narzisstische Persönlichkeitsstörung. Der Name der Störung „Borderline“ bedeutet auf deutsch „Grenzlinie“, was sich darauf bezieht, dass die Störung früher in den Grenzbereich zwischen den Neurotischen Störungen und den Psychotischen Störungen eingeordnet wurde, da Symptome aus beiden Bereichen beobachtet wurden. Das Krankheitsbild zeichnet sich durch sehr unterschiedliche Erscheinungen aus und ist meist ein Sammelsurium vieler Diagnosen in der Krankheitsgeschichte. Hierzu gehören:

- Angst-(Vernichtungs-, Verlassenheits-, Trennungsangst)
- autoaggressives Verhalten
- Depersonalisations- und Derealisationsgefühle
- Depressionen
- Drogenkonsum
- delinquentes Sozialverhalten
- extreme Idealisierungen oder Entwertungen
- Essstörungen
- Gefühlsstörungen
- Hysterien
- Identitätsdiffusion
- innere Leere
- impulsive Reaktionsweisen
- Impulskontrollverlust
- Kontaktvermeidung - plötzliche Kontaktabbrüche
- polymorphe Sexualität (stark schwankend in der Ausprägung)
- Präventivangriffe
- psychosomatische Symptome
- Realitätsverlust
- Rituale und Zwänge
- Schwarz-Weiß-Denken
- starkes Kontrollbedürfnis über andere Menschen
- Sucht
- Suizidalität
- Zwangssymptome[8]

Im Sozialverhalten ist erkennbar, dass es den Betroffenen im Umgang mit anderen Menschen schwer fällt, Nähe und Distanz zu regeln. Dabei spielen die kontrastierenden Ängste vor Nähe und Ängste vor dem Alleinsein eine entscheidende Rolle. Es kommt vor, dass Betroffene andere kränken, auch unbewusst. Das kann eine Form von Autoaggression darstellen oder durch Angst vor Nähe ausgelöst werden. Durch die extreme Gefühlslage kann es zu impulsiven Verhaltensweisen kommen, speziell bei schmerzhafter Kränkung oder vermeintlicher Kränkung, sowie in sozial kritischen Situationen. Solchen Situationen wird individuell begegnet. Bei Kränkungen sind auch andere Reaktionsweisen möglich, wie Rückzug und/oder Verachtung. Unabhängig von diesen Aspekten kann es vorkommen, dass Betroffene sonderbare bis exzentrische Verhaltensmuster an den Tag legen. In einigen Fällen weisen Betroffene ein Muster an häufig wechselnden Sozialkontakten und/oder Sozialkreisen auf. Auch im sexuellen Bereich kann es zu krankhaft bedingtem abnormen und/oder riskantem Verhalten kommen. Manipulatives Verhalten und Kontrollzwang sind weitere Merkmale, die sich in verschiedenen Bereichen wieder finden. Bei Konversationen untersuchen Betroffene die Äußerungen und Kommunikationssignale (Gestik, Mimik, Sprechweise) sehr intensiv auf bestimmte Merkmale.

2.3 Schizoide Persönlichkeitsstörung

Schizoide Persönlichkeiten sind Menschen, die zumindest einige Wesensmerkmale bzw. Symptome einer schizophrenen Psychose aufweisen. Es handelt sich um Personen, die in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen erheblich eingeschränkt sind. Dies vor allem durch ihre introvertierte, dazu aber distanziert schroffe und ungesellige Wesensart. Dadurch können die sozialen und beruflichen Leistungen leiden, vor allem, wenn ein besonderes Engagement über die sonst üblichen gesellschaftlichen Beziehungen hinaus gefordert ist. Noch schwieriger wird es, wenn solche Menschen die Grundregeln gesellschaftlichen Zusammenhangs nicht befolgen oder gar erkennen können. Andererseits können auch schizoide Persönlichkeiten durchaus beachtliche berufliche Leistungen entwickeln, wenn sie ihre Tätigkeiten allein (vielleicht sogar bewusst isoliert) ausführen. Das beklagen die Betroffenen zwar mitunter, doch bei engerer Einbeziehung ist es ihnen auch nicht recht und sie wünschen sich in ihre alte „Abgeschiedenheit“ zurück.

Symptome können sein:

- emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität
- geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger anderen gegenüber zu zeigen
- anscheinend Gleichgültigkeit gegenüber Lob oder Kritik
- wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit anderen
- übermäßige Vorliebe für einzelgängerische Beschäftigungen und Unternehmungen
- wenn überhaupt, dann bereiten nur wenige Tätigkeiten Freude oder Vergnügen
- keine engen Freunde oder Vertraute bzw. nur vereinzelte Personen und dabei auch ausdrücklicher Wunsch nach solchen
- mangelnde Sensibilität im Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Regeln

Schizoide Persönlichkeiten neigen aber im Rahmen der erwähnten zwischen-menschlichen, gesellschaftlichen und beruflichen Schwierigkeiten auch zu Angststörungen. Und hier insbesondere zu einer so genannten Sozialphobie (Angst vor den anderen schlechthin) bzw. zu anderen Phobien. Zu solchen Angstreaktionen mit nachhaltigen Folgen kann es dann kommen, wenn sich die Betreffenden privat und beruflich gezwungen sehen, intensivere zwischenmenschliche Tätigkeiten aufzunehmen und insbesondere dort Erfolg zu haben. Der aber ist bei einem zwischenmenschlich gehemmten Menschen schwierig. Erfolg hat man in vielen Fällen vor allem dann, wenn man sich auch innerlich mit einbringen kann. Mit anderen Worten: Zu einer schizoiden Persönlichkeitsstruktur als Grundkrankheit kann dann auch eine soziale Phobie kommen.[9]

2.4 Schizophrenie

Um den Begriff der Schizophrenie zu verstehen, muss man zunächst einmal den Begriff „Psychose“ klären. Eine Psychose ist ein Zustand, bei dem der Patient den Bezug zur Realität verliert. Normalerweise nehmen wir Menschen unsere Realität mit Hilfe unserer Sinne wahr und verarbeiten sie anschließend in unserem Denken. Im Rahmen einer Psychose, bzw. eines psychotischen Zustandes kann beides gestört sein.[10]

Die Schizophrenie gehört zur Hauptgruppe der so genannten endogenen Psychosen. Sie ist auch heute noch, trotz der Vielzahl neuer und guter Behandlungsmöglichkeiten, eine schwere psychische Krankheit. Die Entstehung ist multikausal determiniert. Es gibt also nicht eine einzelne Ursache der Schizophrenie. Es gilt als etablierte Meinung, dass die Krankheit Schizophrenie durch ein Zusammenwirken verschiedener, biologischer wie psychosozialer, Faktoren begünstigt, ausgelöst und unterhalten wird. Das Modell, nach welchem sich die moderne Schizophrenieforschung die Entstehung der Krankheit erklärt, nennt sich "Vulnerabilitäts-Stress-Modell". Es versucht die verschiedenen Wirkfaktoren in einer einzigen Entstehungshypothese zu vereinen. Eine weitere, relativ gesicherte und bekannte Hypothese im Zusammenhang mit dieser Erkrankung ist die so genannte Dopamin-Hypothese der Schizophrenie, welche davon ausgeht, dass eine Überaktivität bestimmter Botensysteme in bestimmten Regionen im Gehirn, eben die dopaminergen Strukturen, vor allem im Bereich des limbischen Systems, wesentlich für die Entstehung psychotischer Symptome sind und welche Grundlage der modernen psychopharmakologischen Behandlung der Schizophrenie ist. Eine weitere, gesicherte Erkenntnis ist die, dass Schizophrenien auch genetische Ursachen haben. Es gibt aber auch hier nicht das Gen für die Schizophrenie, sondern man geht von einer polygenen Erbanlage mit unvollständiger Penetranz, die zu etwa 5% an der Manifestation einer späteren Schizophrenie beteiligt ist, aus.[11]

Nach Dörner gibt es nicht die typische Schizophrenie sondern „jeder entwickelt seine eigene Schizophrenie“[12]. Trotzdem gibt es die Diagnose der Schizophrenie mit spezifischen Symptomen und Untergruppen. Sie ist vor allem in dem weiteren Krankheitsverlauf sehr individuell. Nach Bleuler liegt das Besondere darin, dass „das Gesunde dem Schizophrenen erhalten bleibt“[13].

Schizophrenie ist eine ernste, aber gut behandelbare Krankheit. Sie kann akut auftreten oder schleichend verlaufen, und sie kann kurze Zeit andauern, einmalig auftreten oder chronisch verlaufen und zur Invalidität führen.[14] Die Schizophrenie ist bei Frauen und Männern in etwa gleich häufig anzutreffen.

[...]


[1] http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/politik/01040701.html

[2] Vgl.: Dörner, K., Plog, U., Teller, C., Wendt, F.: Irren ist menschlich. 4. Auflage. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002, S. 11-34

[3] Dörner, K., Plog, U., Teller, C., Wendt, F.: Irren ist menschlich. 4. Auflage. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002, S.37

[4] Nüesch, Manuela: Stigmatisierungserleben und Stigma-Management. Biel: Edition SZH/SPC 2002, S.24ff

[5] Nach Gillberg, Ch.: “Diagnosis and Treatment of Autism.” New York, Plenum 1989

[6] Vgl.: Remschmidt, Helmut: „Das Asperger-Syndrom. Eine zu wenig bekannte Störung“, Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 19, 12.Mai 2000

[7] Vgl.: Daniel Tibi: Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? Eine Kurzinformation. Edition Aspergia, Kiel 2005

[8] http://www.borderline-plattform.de/html/uber_bl.html

[9] Faust, Volker:„Schizoide Persönlichkeitsstörung“ in Psychiatrie Heute, http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/faust1_schizoidepersoenlichkeit

[10] http://www.dr-gumpert.de/html/schizophrenie.html

[11] Vgl.:http://www.psychiatriegespraech.de/psychische_krankheiten/schizophrenie/schizophrenie_ueberblick.php

[12] Dörner, K.: Plog, U., Teller, C., Wendt, F.: Irren ist menschlich. 4. Auflage. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002, S.153

[13] Bleuler, E.: Lehrbuch der Psychiatrie. 12. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag, 1972, S.391

[14] Vgl.:Finzen, A.: Der Verwaltungsrat ist schizophren. Bonn: Psychiatrie-Verlag, 1996, S.12

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2007
ISBN (PDF)
9783956848520
ISBN (Paperback)
9783956843525
Dateigröße
4.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Koblenz - Standort RheinAhrCampus Remagen
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Empowerment Persönlichkeitsstörung Asperger-Syndrom Schizophrenie Sozialpädagogik

Autor

Burkhard Schröter, M.A., geb. 1960 in Meyenburg, absolvierte 1984 eine Erzieherausbildung. Danach war er in in verschieden Bereichen der Sozialen Arbeit tätig und arbeitete dabei u.a. mit geistig beeinträchtigten Kindern, mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen, Mutter-Kind-Einrichtung, mit psychisch kranken und seelisch behinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.Anschließend absolvierte der Autor ein Studium der Sozialen Arbeit in Koblenz und erlangte 2010 den Bachelorabschluss sowie 2013 den Masterabschluss. Seit Februar 2013 ist er als Dozent für Sozialpädagogik tätig.
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