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Mitarbeiterzufriedenheit von Zeitarbeitnehmern steigern: Eine explorative Arbeit

©2013 Bachelorarbeit 55 Seiten

Zusammenfassung

Der Gewinn von guten Fachkräften aus dem Gesundheitswesen ist ein aktuelles Problem. Um als Personaldienstleister diesen Wettbewerb für sich zu entscheiden, ist - wie in diesem Buch aufgezeigt wird - ein Umdenken der Geschäftsführer gefragt.
Krankenhäuser leihen sich mit steigender Tendenz Pflegekräfte aus. In Zeiten des Fachkräftemangels und in der Auseinandersetzung um die guten Mitarbeiter kümmern sich nur wenige Zeitarbeitsfirmen um die Mitarbeiterzufriedenheit. Was wünschen sich Zeitarbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber, der Leasingfirma, um zufrieden zu sein und den Arbeitsplatz nicht zu wechseln? Was muss ein Personaldienstleiter bieten, was ein Krankenhaus als Arbeitgeber nicht bieten kann? Diese und weitere spannende Fragen widmet sich dieses Buch und gibt Antworten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Gründe für Arbeitgeberwechsel in ein Krankenhaus
21
Abb. 2: Möglichkeit zu Fort- und Weiterbildungen in Zeitarbeitsfirma
22
Abb. 3: Negative Eigenschaften der Zeitarbeit
24
Abb. 4: Korrelation von Gehaltszufriedenheit und
Zufriedenheit in der Zeitarbeit
25
Abb. 5: Bewertung von oft unerwarteten, neuen Situationen
26
Abb. 6: Motive für Zeitarbeit von unter 30-Jährigen
27
Abb. 7: Motive für Zeitarbeit von über 30-Jährigen
27
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Begriffsbestimmung
(in Anlehnung an Gutman & Kilian, 2011, S. 16)
6
Tab. 2: Kategorisierung der Forschungsfragen
19
Tab. 3: Verbesserung der Kommunikation zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer
23
Tab. 4: Faktoren der Zufriedenheit in Korrelation
25
Tab. 5: Checkliste zur optimalen Disposition und 4R-Regel
33
Tab. 6: Zufriedenheit ­ Interpretation der Korrelation
34
IV

1 Einleitung
Zeitarbeitnehmer werden von ihrem Arbeitgeber gegen ein Entgelt zur Arbeits-
1
leistung einem Kundenunternehmen überlassen. Diese Dreiecksbeziehung
macht den Unterschied zu Normalarbeitsverhältnissen (Arbeitnehmer-
überlassungsgesetz ­ AÜG, § 12). Im Gesundheitswesen wird die Zeitarbeit
genutzt, um unter anderem kurzfristige Personalausfälle auszugleichen und
Überstunden des Stammpersonals abzubauen (Emnid-Studie, 2008, S. 6f ).
2
Im Juni 2012 waren 24.342 sozialversicherungspflichtige Zeitarbeiter im
Gesundheitswesen tätig .
3
In der oben genannten Dreiecksbeziehung spielt die Mitarbeiterzufriedenheit eine
zentrale Rolle, da sie sowohl im Krankenhaus als auch im Zeitarbeits-
unternehmen den Unternehmenserfolg beeinflusst (Seip, 2004, S. 31)
.
Laut der
BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT ist die Fluktuation in Unternehmen mit
unzufriedenen Mitarbeitern in der Zeitarbeit im Vergleich zu anderen Branchen
höher . Dies geht mit folgenden Nachteilen einher: Kosten für Entlassungen und
4
Einstellungen, geringere Produktivität und Einarbeitungsaufwand neuer
Mitarbeiter (Bröckermann & Pepels, 2004, S.40). Ziel ist es, die hohe Fluktuation
von Zeitarbeitnehmern durch die Steigerung der Zufriedenheit zu reduzieren.
Die hohe Anzahl an Zeitarbeitnehmern im Gesundheitswesen, die Bedeutung der
Zeitarbeit für Krankenhäuser sowie die Relevanz der Mitarbeiterzufriedenheit
machen deutlich, wie wichtig es ist, sich mit der Zufriedenheit von Zeitarbeitern
zu beschäftigen.
Darüber hinaus erfordert die Alterung der Gesellschaft und das voraussichtlich
geringe Nachrücken junger Arbeitnehmer, dass sich die Unternehmen in Zukunft
mehr auf ältere Mitarbeiter einstellen, zum Beispiel in Form eines altersgerechten
Arbeitszeitmodells .
5
1
Auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form wird verzichtet um die Lesbarkeit
1
zu vereinfachen. Die Verwendung der männlichen Form soll explizit als
geschlechtsunabhängig verstanden werden.
http://ig-zeitarbeit.de/datei/1791; abgerufen am 26. März 2013 um 18.10 Uhr
2
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-
3
Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-
Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2012.pdf; abgerufen am 2. Juni 2013 um 13.23 Uhr
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-
4
Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-
Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2012.pdf; abgerufen am 2. Juni 2013 um 13.23 Uhr
http://www.igmetall.de/cps/rde/xchg/internet/style.xsl/altersgerechtes-arbeiten-
5
ergebnisse-betriebsraetebefragung-10475.htm; abgerufen am 10. Juni 2013 um 19.35
Uhr

Die vorliegende Arbeit untersucht die Zufriedenheit von Gesundheits- und
Krankenpflegern sowie Pflegehelfern mit der Zeitarbeitsfirma. Im Detail
beschäftigt sie sich mit dem Nutzen der Zeitarbeit für Krankenhäuser und
Zeitarbeitnehmer, der Optimierung der Zusammenarbeit von Zeitarbeitnehmern
und Zeitarbeitsfirma und den Zusammenhängen von Lebensalter,
Arbeitsbelastung und Zufriedenheit.
1.1 Untersuchungsdesign
Die vorliegende Arbeit basiert auf publizierten Studien und Forschungsberichten
zum Thema Zeitarbeit und auf Ergebnissen der hierfür angefertigten Online-
Umfrage. Zu Beginn soll die Abgrenzung der Begriffe stattfinden und rechtliche
Bestimmungen erläutert werden. Neben der Definition des Zeitarbeitsbegriffs wird
das Verhältnis der Arbeitnehmerüberlassung zwischen dem Zeitarbeitnehmer, der
Zeitarbeitsfirma und dem Kundenunternehmen beschrieben. Die unter anderem
daraus abgeleiteten Rechte und Pflichten der Beteiligten des Arbeitnehmer-
überlassungvertrages und Zeitarbeitnehmer werden im Anschluss beschrieben,
darüber hinaus der Nutzen der Flexibilisierung des Personals für Krankenhäuser
und der Nutzen der Zeitarbeit für Zeitarbeitnehmer. Die theoretische Hinführung
endet mit dem Teil Entwicklung der Zeitarbeit in Deutschland
­
gestern, heute
und morgen und führt in die geschichtliche Entwicklung der Zeitarbeit in
Deutschland ein. Der Teil heute zeigt aktuelle Zahlen aus der Statistik, zum
Beispiel wie viele Menschen in der Zeitarbeit tätig sind, erläutert den Tarifvertrag
und den Mindestlohn. Der Teil morgen legt Prognosen aus der Literatur und aus
Umfragen dar. Eine Zusammenfassung schließt dieses Kapitel ab.
Im dritten Kapitel werden nach einer kurzen Einführung in den aktuellen
Forschungsstand Hypothesen und Forschungsfragen aufgeführt. Zu diesen
Hypothesen wurde ein Fragebogen entwickelt. Der Material- und Methodenteil
der Umfrage (Kapitel 4) zeigt die Vorgehensweise in der Erstellung der Umfrage
und stellt den Fragebogen vor, bezogen auf Inhalt und Art der Fragestellungen.
Der Hauptteil dieser Arbeit, der Ergebnisteil (Kapitel 5), gibt Auskunft über die
Zufriedenheit der Zeitarbeitnehmer mit ihrem Zeitarbeitsunternehmen und nennt
Wünsche in Bezug auf die Zusammenarbeit, prüft die Hypothesen mit Hilfe der
Umfrage, falsifiziert oder verifiziert sie und geht auf die Forschungsfragen ein.
2

Die aus der Umfrage gewonnenen und ausgewerteten Erfahrungen und
Erkenntnisse sollen die Schwierigkeiten und Probleme der Kommunikation und
Zusammenarbeit aufzeigen. Empfundene Vor- und Nachteile der Zeitarbeit
werden im Fragebogen durch die Zeitarbeitnehmer nach Relevanz sortiert.
Abschließend folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse. In Kapitel 6, dem
Diskussionsteil, soll deutlich werden, wie ein Zeitarbeitsunternehmen den Kampf
um die besten Zeitarbeitnehmer gewinnen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter
gesteigert werden kann. Dabei werden die aus der Literatur bekannten Fakten
mit den gewonnenen Ergebnissen verglichen und mögliches Folgeverhalten der
Zeitarbeitsfirmen erläutert, um die Zufriedenheit der Zeitarbeiter zu verbessern
und langfristig das Personal zu binden. Der Diskussionsteil endet mit einem
Abschnitt, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst. Diese Arbeit wird in Kapitel
7 mit der Gesamtzusammenfassung enden.
1.2 Hypothesen und Forschungsfragen
Die Forschungsfragen und Hypothesen gelten als Leitfaden. Sie sollen mit Hilfe
der Ergebnisse der vollstandardisierten Umfrage bearbeitet werden. Es sind
gerichtet formulierte Hypothesen und strukturierte Fragen von explorativer Natur,
da für eine Theoriebildung kein theoretisches oder empirisches Wissen vorliegt.
Im Folgenden werden die für den Fragebogen zugrunde liegenden Hypothesen
vorgestellt.
Aus der allgemeinen Frage, warum sich ein Mensch für die Zeitarbeit entscheidet
und die hohe Zahl derer, die aus der Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung in der
Zeitarbeit fanden , ergaben sich folgende Hypothesen (im Folgenden werden die
6
Hypothesen mit ,,H" und die Forschungsfragen mit ,,F" gekennzeichnet):
· H1: Zeitarbeitnehmer nutzen die Zeitarbeit als Möglichkeit, in einem
Krankenhaus übernommen zu werden.
· H2: Krankenhäuser nutzen die Zeitarbeit zur Rekrutierung neuen
Personals.
3
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-
6
Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-
Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2012.pdf; abgerufen am 2. Juni 2013 um 13.23 Uhr

Die Arbeitnehmerfreundlichen Grundsätze des Equal Treatment und Equal Pay
(Gleichstellungsgrundsatz zwischen Zeitarbeitnehmern und Stammbelegschaft in
einem Unternehmen), die seit 2004 gelten, umgehen die Zeitarbeitsfirmen mit
einem Tarifvertrag, der anderes vorsieht (Friedrich, 2010, S. 9).
Doch Zeitarbeitnehmer haben bei ihrer Zeitarbeitgeberwahl durchaus
Vorstellungen und Wünsche, bezogen auf Arbeitsbedingungen und Entlohnung.
Im Juni 2005 gab es 453.000 Zeitarbeiter in Deutschland. Jedoch wurden in dem
gesamten Jahr 724.000 Arbeitsverträge geschlossen und beendet (Möller &
Sonntag, 2006, S. 2). Diese Zahlen verdeutlichen die Dynamik in der Branche.
Die folgenden Hypothesen und Forschungsfragen befassen sich mit den
Wünschen von Zeitarbeitern zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit der
Zeitarbeitsfirma, den negativ empfundenen Eigenschaften der Zeitarbeit und den
Gründen der Fluktuation.
· H3: Zeitarbeiter würden den Arbeitgeber wechseln, wenn woanders mehr
auf Wünsche eingegangen würde.
· F1: Was wünschen sich Zeitarbeitnehmer von ihrem Zeitarbeits-
unternehmen, damit sich die Arbeitszufriedenheit steigert?
· F2: Was empfinden Zeitarbeiter in der Zusammenarbeit mit dem
Zeitarbeitsunternehmen als negativ?
Die Arbeitszufriedenheit in der Zeitarbeit wird in der Literatur als hoch bis sehr
hoch beschrieben, dies wird aber nicht mit dem Stundenlohn in Verbindung
gebracht. Die Mehrheit der Zeitarbeitnehmer wesentlich weniger verdient als die
Stammbelegschaft .
7
· H4: Die Gehaltszufriedenheit geht mit der Zufriedenheit der Zeitarbeiter mit
ihrer Zeitarbeitsfirma und ihrer Tätigkeit einher.
Der demographische Wandel der Gesellschaft in Deutschland fordert die
Arbeitgeber, mehr auf die Zufriedenheit und Pflege älterer Mitarbeiter
einzugehen.
4
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-
7
Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-
Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2012.pdf; S. 22; abgerufen am 13. Juni 2013 um
19.20 Uhr

Der Anteil der Zeitarbeiter, die im Jahr 2011 älter als 50 Jahre waren, lag
bundesweit bei knapp 18 Prozent . Unternehmen profitieren von den
8
Erfahrungen älterer Arbeitnehmer. Je älter und unqualifizierter Menschen sind,
desto geringer ist allerdings die Chance auf einen Arbeitsvertrag.
Für die Integration in den Arbeitsmarkt bietet die Zeitarbeit eine Chance für
Menschen unterschiedlichster Qualifikation, mit wenig oder viel Berufserfahrung .
9
Bezogen auf die Arbeitszufriedenheit wurden folgende Hypothesen formuliert:
· H5: Je älter Zeitarbeiter sind, desto negativer werden oft unerwartete, neue
Situationen empfunden.
· H6: Die Motive für die Zeitarbeit älterer Zeitarbeitnehmer unterscheiden sich
von den Motiven junger Zeitarbeiter.
Zusammenfassung
Während H1 und H2 den Nutzen der Zeitarbeit für Krankenhäuser und
Zeitarbeitnehmer untersucht, beschäftigt sich H3, F1 und F2 mit der Optimierung
der Zusammenarbeit von Zeitarbeitnehmern und Zeitarbeitsfirmen. H4 bis H6
untersucht Zusammenhänge zwischen dem Lebensalter, der Arbeitsbelastung
und Zufriedenheit.
2 Theoretische Hinführung
In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Zeitarbeit behandelt.
Zunächst findet eine Abgrenzung zu anderen Begriffen statt. Im Weiteren wird auf
die Definition, das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, die Rechte, Pflichten und
den Nutzen aus dieser Dreiecksbeziehung eingegangen.
5
http://www.randstad.de/polopoly_fs/1.78843!/download/downloadFile/pressepublikation-
8
politikbrief-2012-02.pdf; S. 4; abgerufen am 04. Mai 2013 um 11.50 Uhr
http://www.arbeitsagentur.de/nn_425220/Navigation/zentral/Veroeffentlichungen/
9
Themenhefte-durchstarten/Zeitarbeit/Zeitarbeit-aNv.html; abgerufen am 24. April 2013 um
20.24 Uhr

2.1 Definition und begriffliche Abgrenzung
Für das Arbeitsmodell Zeitarbeit gibt es unterschiedliche Begriffe, die häufig zu
lesen und zu hören sind.
Arbeitnehmerüberlassung ist ein Begriff, der meistens nur im juristischen Bereich
und sehr selten im Sprachgebrauch Verwendung findet.
Viele Quellen, wie Gewerkschaften, schrieben von Leiharbeit, wobei laut § 598
BGB die Leihe eine unentgeltliche Überlassung einer Sache ist (Buntenbach,
2012, S. 3).
Im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz wird vom Ver- und Entleiher geschrieben,
jedoch nicht von Leiharbeit. In den wenigsten Fällen meint der Benutzer des
Wortes Leiharbeit die unentgeltliche Überlassung eines Arbeitnehmers an einen
Dritten.
Auf der Suche nach der Definition von Leasing spricht die Literatur von
,,Anlagenmiete. Besondere Vertragsform der Vermietung und Verpachtung von
Investitions- und Konsumgütern" . Dieser Begriff findet in dieser Arbeit keine
10
Anwendung, da der Arbeitnehmer durch diese Wortwahl versachlicht wird.
Daraus ergeben sich die in dieser Arbeit verwendeten Begriffe Zeitarbeitnehmer
(externer Mitarbeiter und Zeitarbeiter) und Zeitarbeitsfirma (Vermittler,
Personaldienstleister).
Tab. 1: Begriffsbestimmung (in Anlehnung an Gutman & Kilian, 2011, S. 16)
den
Arbeitnehmer
die
Zeitarbeitsfirma
die
Beschäftigungsfirma
Der
Arbeitnehmer
ist für
- Angestellter
- Zeitarbeitnehmer
- Externer
Mitarbeiter
- Mitarbeiter im
Kundeneinsatz
- Leiharbeiter
- Zeitarbeitnehmer
- Überbetrieblicher
Mitarbeiter
- Fremdpersonal
Die
Zeitarbeitsfirma
ist für
- Vertragsarbeitgeber
- Vermittler
- Leasingfirma
- Arbeitgeber
- Verleiher
- Personal-
dienstleister
- Auftragnehmer
- Leasingfirma
Die
Beschäftigungs-
firma ist für
- Einsatzbetrieb
- Kundenunternehmen
- Einsatzort
- Entleiher
- Kunden-
unternehmen
- Auftraggeber
6
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/6859/leasing-v10.html; abgerufen am 13. April
10
2013 um 17.50 Uhr

2.2 Das Zeitarbeitsverhältnis im Gesundheitswesen ­
Die Dreiecksbeziehung
Das Zeitarbeitsverhältnis besteht aus einer Dreierkonstellation. Die beteiligten
Parteien sind die Zeitarbeitsfirmen, die Zeitarbeiter und die Kundenunternehmen.
Laut WUTZLER ist die Zeitarbeit durch einen Arbeitgeber (Zeitarbeitsfirma), der
mit einem Arbeitnehmer (Zeitarbeitnehmer) einen Arbeitsvertrag abgeschlossen
hat und ihn an einen anderen Unternehmer (Kundenunternehmen) zur
Arbeitsleistung überlässt, definiert. Dieser hat dem Arbeitnehmer gegenüber ein
Direktionsrecht in Bezug auf Art, Ort und Zeit der auszuführenden Arbeiten.
Durch diesen Überlassungsauftrag entsteht ein Beschäftigungsverhältnis
zwischen dem Zeitarbeitnehmer und dem Einsatzort (Wutzler, 2005, S. 3).
Eine ähnliche Definition findet sich in § 1 des Gesetzes zur Regelung der
Arbeitnehmerüberlassung: ,,Arbeitgeber, die als Verleiher Dritten Arbeitnehmer im
Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zur Arbeitsleistung überlassen [...]."
Es gibt die unechte Arbeitnehmerüberlassung und die echte Arbeitnehmer-
überlassung. Bei der echten Arbeitnehmerüberlassung nutzt der Arbeitgeber
seine Mitarbeiter hauptsächlich selbst und nur in Ausnahmen entbehrt er seine
Arbeitnehmer .
11
In dieser Arbeit geht es um die so genannte unechte Arbeitnehmerüberlassung.
Das wichtigste Merkmal ist hier die ausschließliche Absicht eines Arbeitgebers
seine Mitarbeiter an Dritte zu verteilen. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz
findet erst bei dieser Methode Anwendung (ebd.).
Der Gesetzgeber hat die Arbeitnehmerüberlassung in die Obhut der
Bundesagentur für Arbeit gegeben. Die Bundesagentur sichert den sozialen
Schutz des Zeitarbeitnehmers und überwacht die korrekte Durchführung der
Arbeitnehmerüberlassung (Gutmann & Kilian, 2011, S. 42). Die nach § 1, Abs. 1
AÜG erlaubnispflichtige Überlassung der Zeitarbeitnehmer setzt einen
Arbeitsvertrag, gemäß den Vorschriften der §§ 611 bis 630 Bürgerliches
Gesetzbuch (BGB), zwischen der Zeitarbeitsfirma und dem Zeitarbeitnehmer
voraus (Schliemann, 2002, S. 98) sowie ein Arbeitnehmerüberlassungsvertrag
zwischen der Zeitarbeitsfirma und dem Einsatzort. Der Einsatzort erhält damit die
Erlaubnis, den Zeitarbeitnehmer in seinem Betrieb zu beschäftigen (Hildmann,
2009, S. 35). Das Gesetz sieht vor, dass dieser Vertrag schriftlich und jede
Überlassung für sich festzuhalten ist. Ungenügend wäre der Austausch der
Vertragsurkunden Mithilfe von Telefax.
7
http://www.brennecke.pro/115638/Arbeitnehmerueberlassung; abgerufen am 15. März
11
um 12.24 Uhr

Im Inhalt des Vertrags sind die Hauptleistungspflichen der Partner zu erläutern,
also die Verleihung von Personal durch die Zeitarbeitsfirma und die daraus
folgende Zahlung durch das Einsatzunternehmen. Zudem sind in dem
Arbeitnehmerüberlassungsvertrag verschiedene Hinweise aufzunehmen: dass
die Zeitarbeitsfirma im Besitz einer Erlaubnis zur gewerbsmäßigen
Arbeitnehmerüberlassung ist, welche berufliche Qualifikation der
Zeitarbeitnehmer mitbringt, besondere Merkmale für die vorgesehene Tätigkeit,
die Höhe des Arbeitsentgeltes und wesentliche Arbeitsbedingungen im Betrieb für
einen vergleichbaren Stammmitarbeiter des Einsatzortes (AÜG, § 12). Diese
dreiseitige Rechtsbeziehung macht den Unterschied zu Normalarbeits-
verhältnissen mit zwei Partnern. Die gesetzliche Grundlage bietet das
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz.
2.3 Nutzen, Rechte und Pflichten der Dreiecksbeziehung
Rechte und Pflichten des Zeitarbeitnehmers
Der Zeitarbeitnehmer hat gegenüber seinem Arbeitgeber dieselben Rechte und
Pflichten, wie andere Arbeitnehmer auch.
Er ist seinem Arbeitgeber (Personaldienstleistungsunternehmen) zur Arbeits-
leistung verpflichtet. Die Arbeitsanweisungen erhält er vom Kundenunternehmen
(Pollert & Spieler, 1979, S. 172f).
Der Zeitarbeitnehmer hat gegenüber dem Einsatzort eine Treuepflicht. Damit hat
er dessen Interessen während seines Einsatzes im selben Umfang wie die
Stammbelegschaft zu vertreten und verschwiegen zu sein. Der Arbeitnehmer
steht für Nichterfüllung der Arbeitsleistung gegenüber dem Arbeitsort ein .
12
Rechte und Pflichten des Krankenhauses
Bestellt ein Krankenhaus Fremdpersonal, so ist es zur Zahlung in vertraglich
vereinbarter Höhe verpflichtet. Seit 1. Dezember 2011 sind Unternehmen, die
Zeitarbeitnehmer beschäftigen, verpflichtet, diese über offene Arbeitsplätze zu
informieren. Ein Zeitarbeitnehmer hat einen Anspruch auf die Arbeitsbedingungen
in einem Unternehmen, wie sie auch für vergleichbare Mitarbeiter vor Ort gelten
(Prinzip des ,,Equal Pay"), solange ein Tarifvertrag nicht vorliegt und anderes
bestimmt .
13
8
http://www.attendorn.de/wirtschaft/service/wirtschaftstipps/index82.html; abgerufen am
12
24. März 2013 um 12.35
http://www.business-wissen.de/personalmanagement/leiharbeit-vertraege-mit-
13
zeitarbeitsfirmen/; abgerufen am 24. März 2013 um 14.55 Uhr

Rechte und Pflichten des Zeitarbeitgebers
Unter Equal Pay versteht man die Forderung, Einkommensunterschiede
zwischen Zeitarbeitnehmern und Stammmitarbeitern auszugleichen ­ ,,gleiche
Arbeit, gleicher Lohn" ist die Forderung der Arbeitnehmervertreter . Das schwer
14
zu übertragende Equal Treatment schließen die meisten Zeitarbeitsfirmen durch
die Anwendung eines Tarifvertrags aus, indem sie dort andere Entgelt- und
Arbeitsbedingungen beschreiben. Sie müssten ihre Zeitarbeitnehmer nach den
gleichen Bedingungen beschäftigen wie vergleichbare Mitarbeiter im
Kundenbetrieb (Wutzler, 2005, S. 3).
Nach § 7 Abs. 1 AÜG hat die Zeitarbeitsfirma der Erlaubnisbehörde
unaufgefordert die Verlegung, die Schließung und die Errichtung von Betrieben,
die sich auf die Arbeitnehmerüberlassung beziehen, anzuzeigen. Sie ist
verpflichtet, halbjährliche Meldungen über die Dauer der Arbeitsverhältnisse, die
Zahl der überlassenen Leiharbeitnehmer, die Zahl der Überlassungsfälle und
Entleiher zu erstatten (§ 8 Abs. 1 AÜG).
Ist der Arbeitnehmerüberlassungsvertrag zwischen der Zeitarbeitsfirma und dem
Einsatzort geschlossen, so bestehen die Hauptleistungspflichen aus der Auswahl
und Überlassung geeigneter Mitarbeiter und der Suche nach Anschlussaufträgen.
Werden ungeeignete Mitarbeiter gestellt, so haftet die Zeitarbeitsfirma wegen
mangelnder Erfüllung des Vertrags.
Der Arbeitsvertrag zwischen dem Zeitarbeitnehmer und der Zeitarbeitsfirma
unterscheidet sich zu Normalarbeitsverträgen nur in dem Punkt der wechselnden
Einsatzorte. Mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung mit der Stammbelegschaft
wurden Arbeitgeber auch von politischer Seite aufmerksam gemacht.
Der Zeitarbeitgeber hat dieselben Rechte und Pflichten gegenüber seinem
Arbeitnehmer wie andere Arbeitgeber auch. Dazu gehören:
· Lohnzahlung, Lohnfortzahlung zwischen den Kundeneinsätzen und bei
Krankheit
· Zahlung von Zuschlägen bei Wochenend-, Nacht- und Feiertagsarbeiten
· Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen, Steuern und Urlaubsgeld
· Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsmaßnahmen (diese erfolgen in den
meisten Fällen durch mündliche und schriftliche Aufklärung)
9
http://www.equalpay-info.de; abgerufen am 19. Mai 2013 um 20.40 Uhr
14

· Arbeitnehmerschutzbestimmungen wie Kündigungsschutz, Mutterschutz
und die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes
· Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
· Zwischen- und Arbeitszeugnis
(BBZ-Magazin, 2007, S. 11)
Nutzen der Zeitarbeit für Krankenhäuser
In diesem Absatz wird die Frage beantwortet, welchen Nutzen ein Krankenhaus
aus dem Einsatz von Zeitarbeitskräften zieht.
Für ein Krankenhaus bringt die Buchung von Fremdpersonal viele Vorteile.
Die in der EMNID-Studie am häufigsten genannten Beweggründe für den Einsatz
von Zeitarbeitskräften ist der kurzfristige Ausgleich von Personalausfällen und
Auftragsschwankungen. Ein atmender Personalbestand, der bei Saisonspitzen
seinen Höhepunkt erreicht, verhindert in arbeitsarmen Zeiten Minusstunden auf
dem Arbeitszeitkonto der fest angestellten Mitarbeiter (Emnid-Studie, 2008, S.
6f ). Somit nimmt die Zeitarbeit eine just-in-time-Funktion ein (Rudolph &
15
Schröder, 1997, S. 123).
Neue Kollegen auf Zeit können ein Innovationspotenzial mit sich bringen, indem
sie neue Ideen einbringen, Doppelarbeiten erkennen, da sie die Strukturen in
dem Krankenhaus zum ersten Mal erleben und Vergleiche zu anderen Kliniken
aufstellen können.
Ein weiterer Grund, Fremdpersonal zu rekrutieren, ist die Kostenersparnis. Die
Rekrutierung von neuen Mitarbeitern entfällt. Die Kosten für das Schalten von
Inseraten, die Auswahlgespräche neuer Bewerber sowie das gegenseitige
Kennenlernen beim Probearbeiten fallen weg . Somit sinkt laut WEBER das
16
,,kalkulatorische Risiko im Hinblick auf Erkrankungen, Urlauben oder Abfindungen
bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses [...]" (Weber, 2005, S. 31). WATZKA
hat zu dieser Kostenersparnis ein Break-Even -Schema zum Thema Zeitarbeit
17
vs. Festanstellung erstellt, das zeigt, dass die Personalkosten von
Fremdpersonal erst ab einem bestimmten Zeitpunkt die Personalkosten bei
Festanstellung überschreiten.
10
http://ig-zeitarbeit.de/datei/1791; abgerufen am 26. März 2013 um 18.10 Uhr
15
http://www.erfahrung-deutschland.de/website/_html/presse/marktinfos/pdf_4.pdf,
16
abgerufen am 17. Mai um 21.30 Uhr
,,Punkt, an dem eine Ausbringungsgröße eine Einsatzgröße erstmalig im Zeitablauf
17
überschreitet". Zitiert aus http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/break-even-
point.html; abgerufen am 17. Juni 2013 um 20.40 Uhr

Somit ist der kurzweilige Einsatz von Personal günstiger, wenn ein Unternehmen
Zeitarbeit in Anspruch nimmt (Watzka, 2000, S. 324).
Von 283 befragten Unternehmen aus Deutschland, die Zeitarbeit nutzen, gaben
11 Prozent an, Personalkosten durch den Einsatz von Zeitarbeitskräften
einzusparen (Emnid-Studie, 2008, S. 6).
Da es in der Regel im Gesundheitswesen nur wenige aufeinander folgende Tage
sind, die ein Zeitarbeitnehmer auf einer Station arbeitet, muss der Mitarbeiter
nicht entlassen werden. Der Personalbestand kann durch die Beendigung des
Einsatzes schnell angepasst werden (Miegel et al., 2007, S. 13). Allerdings
besteht ein permanenter Einarbeitungsaufwand der Zeitarbeitnehmer für die
Stammbelegschaft (Wutzler, 2006, S. 41).
Die Möglichkeit der betrieblichen Mitbestimmung der Zeitarbeiter gibt es erst ab
einer Einsatzdauer von drei Monaten .
18
Das AÜG sieht diejenigen Vereinbarungen im Arbeitnehmerüberlassungsvertrag
oder im Arbeitsvertrag als unwirksam an, die dem Zeitarbeitnehmer die
Einstellung im Kundenbetrieb untersagen. Damit wird auch die Berufsfreiheit des
Arbeitnehmers geschützt . Das bedeutet, es ist dem Krankenhaus möglich,
19
Zeitarbeitnehmer abzuwerben ­ das Unternehmen kennt den Arbeitnehmer und
auch ein Probearbeiten ist nicht mehr nötig. Ausserdem können Zeitarbeitsfirmen
eine Übernahmeprovision vorsehen. Die Höhe ist aber nur in angemessenem
Umfang möglich .
20
Krankenhäuser nutzen Zeitarbeiter, um die Überstunden des Pflegepersonals
abzubauen und die Arbeitsbelastung und das Überstundenkonto eigener
Mitarbeiter zu reduzieren. Der erhöhte Arbeitsaufwand ist für viele Pflegekräfte
auch nur durch Überstunden zu bewältigen. So wurden laut WEIDNER et al. im
Jahr 2006 rund 850.000 Überstunden von Pflegekräften in deutschen
Krankenhäusern geleistet (Isfort & Weidner 2007, S. 2).
11
http://www.dgb.de/themen/++co++17b2f1c6-470a-11df-621d-00188b4dc422;
18
abgerufen am 20. April 2013 um 9.40 Uhr
http://www.zeitarbeit-und-recht.de/tce/frame/main/440.htm; abgerufen am 20. April
19
2013 um 14.20 Uhr
Urteil des Bundesgerichtshofes vom 11. März 2010 - III ZR 240/09 - LG Siegen
20

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783956849794
ISBN (Paperback)
9783956844799
Dateigröße
842 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Evangelische Hochschule Berlin
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Mitarbeiterzufriedenheit Gesundheitswesen Personal Leasing Fachkräftemangel

Autor

Simon Tröder, B.A., wurde 1986 in Berlin geboren. Sein Studium an der Evangelischen Hochschule Berlin schloss der Autor 2013 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits vor dem Studium sammelte er umfassende Erfahrungen als Personaldisponent in einem Personaldienstleistungsunternehmen und als Gesundheits- und Krankenpfleger auf Berliner Intensivstationen. Diese Tätigkeiten ermöglichten ihm einen tiefen Einblick in die Abläufe der Personalpolitik in Krankenhäusern. Immer mehr Krankenhäuser leihen Pflegekräfte. In Zeiten des Fachkräftemangels und im Kampf um die guten Mitarbeiter kümmern sich nur wenige Zeitarbeitsfirmen um die Mitarbeiterzufriedenheit. Was wünschen sich Zeitarbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber, der Leasingfirma, um zufrieden zu sein und den Arbeitsplatz nicht wechseln zu wollen? Dieser spannenden Thematik widmet er dieses Buch.
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