Lade Inhalt...

Der Tourismus in den Alpen: Zukunftsprognosen und mögliche Auswirkungen

©2013 Bachelorarbeit 72 Seiten

Zusammenfassung

Das Werk beschäftigt sich mit den Folgen des Klimawandels und dessen Auswirkungen. Speziell untersucht es die Effekte auf den Tourismus in den Alpen, die den aktuellen Prognosen zufolge große Veränderungen mit sich tragen werden. Der Klimawandel selbst, dem eine globale Erwärmung folgt, wird in vielen Bereichen erkenntlich. Zu den Folgen zählen ein Anstieg des Meeresspiegels, die Eisschmelze, ein Gletschertauen bis hin zu Wetterextremen, die allesamt verheerende Auswirkungen haben können. Als sogenanntes „Frühwarnsystem“ sind die Auswirkungen in den Alpen besonders deutlich.
Viele Skigebiete stehen vor der Herausforderung, Alternativen zum Pistensport zu bieten oder sich ganz neu zu erfinden, denn den Ergebnissen neuster Forschungen zufolge wird ein großer Teil der Alpenregionen keine Schneesicherheit mehr bieten können. Am Beispiel des Wintersportorts Flachau, der aufgrund seiner niedrigeren Höhenlage bereits in den letzten Jahrzehnten Alternativen fand und seinen Gästen ein erweitertes Angebot zur Verfügung stellt, erörtert die Arbeit mögliche Maßnahmen und Anpassungsstrategien.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einführung

2. Klimawandel
2.1 Definitionen
2.1.1 Klima
2.1.2 Klimawandel
2.1.3 Natürliche Klimaschwankungen
2.1.4 Natürlicher Treibhauseffekt
2.1.5 Anthropogener Treibhauseffekt
2.1.6 Treibhausgase
2.1.7 Globale Erwärmung
2.2 Entstehung des Klimawandels
2.2.1 Einfluss des Treibhauseffekts
2.2.2 Hinweise auf den Klimawandel
2.2.3 Gründe für die Erwärmung – Theorie von Experten
2.2.4 Veränderungen im 20. Jahrhundert
2.3 Mögliche Auswirkungen
2.3.1 Erstellung von Prognosen – komplexe Herausforderung
2.3.2 Auswirkungen auf die Wasserressourcen
2.3.2 Wetterextreme
2.3.3 Auswirkungen auf Ökosysteme
2.3.4 Ausbreitung von Krankheiten
2.3.5 Auswirkung auf Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung
2.4 Klimawandel in den Alpen
2.4.1 Die Alpen als Frühwarnsystem
2.4.2 Nachweis des Umweltwandels
2.4.3 Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen

3. Tourismus in Österreich
3.1 Definitionen
3.1.1 Tourismus
3.1.2 Freizeitwirtschaft
3.1.3 Wirtschaftskammern Österreichs
3.1.4 Welttourismusorganisation
3.1.5 Brutto Inlands Produkt
3.2 wirtschaftliche Abhängigkeit
3.3 Tourismusstrategie

4. Der Wintersportort Flachau
4.1 Allgemein
4.2 wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus
4.3 Touristische Struktur
4.3.1 Unterkunft und Gastronomie
4.3.2 Möglichkeiten zum Betreiben von Wintersport
4.3.3 Möglichkeiten zum Betreiben von Sommersport
4.3.4 Saisonunabhängige Angebote
4.3.5 Tourismusentwicklung
4.3.6 Zukunftsprognosen

5. Anpassungsstrategien
5.1 Saisonerhaltungsmaßnahmen im Winter
5.1.1 Schneeabhängige und technische Maßnahmen
5.1.2 Schneeunabhängige Maßnahmen
5.1.3 Weitere nicht technische Maßnahmen
5.2 Saisonerweiterung durch ganzjähriges Angebot
5.2.1 Outdoor- und Funsport im Sommer
5.2.2 Gesundheitstourismus – Wellness, Vitalität und Entspannung
5.2.3 Seentourismus und Alpenfrische
5.2.4 Weitere Branchen

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang
8.1 Interviewleitfäden

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Treibhauseffekt .

Abbildung 2: Temperaturentwicklung

Abbildung 3: Grönland Schmelzbereich

Abbildung 4: Meeresspiegel in der Erdgeschichte

Abbildung 5: Meeresspiegelniveau um das letzte Jahrhundert

Abbildung 6: Meeresströmungen

Abbildung 7: Hurrikanentwicklung

Abbildung 8: Temperaturentwicklung

Abbildung 9: Anzahl der Skigebiete in den Alpen

Abbildung 10: Tourismus

Abbildung 11: Nächtigungen Flachau

Abbildung 12: Ausmaß der technischen Beschneiung in den Alpenländern

Abbildung 13: Bettenanteil im Gesundheitstourismus.

Abbildung 14: Ergebnis Expertenumfrage - Potenzialle der Gesundheitsbranche.

1. Einführung

„Obama will das Weltklima retten!“ so lautet die Schlagzeile der österreichischen „Kronen Zeitung“ am 27. Juni 2013 (vgl. Kronenzeitung, 2013, S. 1). Ein Bericht aus Tausenden, über die klimatischen Veränderungen dieser Zeit. Naturkatastrophen, Landwirtschaft, Finanzen und Tourismus - den Reportagen zu Folge scheint es kaum einen Bereich zu geben, der von den Klimafolgen unberührt bleibt. Doch die Aussagen sind häufig konträr und es scheint schwierig wahre Fakten von übertriebenen Darstellungen zu unterscheiden. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit den Fragen: „Welche Folgen bringt der Klimawandel nun tatsächlich mit sich?“, „Was für eine Rolle spielt er in den Tourismusgebieten der Alpen?“ und „Wird auch in den nächsten Jahrzehnten noch Wintersporttourismus in alpinen Regionen möglich sein oder wie können sich diese Gebiete anderweitig entwickeln?“.

Dazu untersucht der Text die Einflüsse und Folgen des Klimawandels und fokussiert sich anschließend auf die Tourismusgebiete und Sport- und Freizeitwirtschaft in den Alpen. Veränderte Wetterbedingungen und dadurch zunehmend verschobene Saisonzeiten und Schneeunsicherheiten zwingen die Betroffenen zum Handeln. Hierzu stellt sich die Frage „Welche Handlungsoptionen und Anpassungsmöglichkeiten stehen den Entscheidungsträgern zur Verfügung?“. Die Antwort auf diese Frage hängt vor allem von den zukünftigen klimatischen Auswirkungen ab und wird im späteren Verlauf der Arbeit genauer erläutert. Die Einschätzung der Lage und Zukunftsprognosen erweisen sich allerdings aufgrund noch nie da gewesener Verhältnisse als besonders schwierig und in vielen Fällen widersprechen sich die Expertenmeinungen. Wirtschaft und Naturschutz stehen sich in vielen Fragestellungen gegenüber und es gilt, ein Gleichgewicht sowie Wege und Möglichkeiten zu finden, die eine positive Koexistenz von Tourismus und Umwelt ermöglichen.

Das Beispiel des Wintersportorts Flachau soll aufzeigen, welche bereits erfolgten und zukünftigen Anpassungsstrategien und Maßnahmen im Umgang mit dem Klimawandel möglich sind und hinterfragt wie sinnvoll und dauerhaft diese Lösungen anzusehen sind. Die Antwort darauf variiert mit den unterschiedlichen Möglichkeiten. Einige Strategien gelten als Unterstützung für die aktuellen Verhältnisse, andere Maßnahmen erzielen dauerhafte Veränderungen, deren Sinnhaftigkeit genauer erörtert wird. Dabei soll die Arbeit nicht nur auf mögliche Optionen verweisen, sondern auch zum Umdenken auffordern, denn Wirtschaft und Natur, können in Zusammenarbeit bei langfristiger Betrachtungsweise die größten Erfolge erzielen.

2. Klimawandel

Das Phänomen des Klimawandels ist ein allgegenwärtiges Thema, welches unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf sich zieht und den Alltag vieler Menschen bereits ungemein beeinflusst. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Komplexität der Thematik des Klimawandels und beantwortet die Fragen seiner Entstehung, Auswirkungen und Folgen. Zudem analysiert es die Veränderungen in den Alpen als sogenanntes Frühwarnsystem und beschreibt mögliche Entwicklungen, die der Wandel mit sich bringt.

2.1 Definitionen

Vorab sollen folgende Erläuterungen ein Verständnis für die verwendeten Fachbegriffe und deren Zusammenhang mit der Thematik liefern.

2.1.1 Klima

Die Eigenschaften der Erdatmosphäre und die darin stattfindenden Abläufe sind einem ständigen Wandel unterzogen. Je nach Tempo der Veränderung unterscheiden die Wissenschaftler drei Zustände: das Wetter, die Witterung und das Klima. Während die ersten beiden Formen sich auf relativ kurz andauernde Verhältnisse von wenigen Stunden bis hin zu einer Jahreszeit beziehen, wird das Klima durch mehrere über einen längeren Zeitraum entstehende Ereignisse beeinflusst (vgl. Göbel, 2012, S. 8).

Das Wort „Klima“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet „sich neigen“. Zu Zeiten Hippokrates und Aristoteles versteht man unter diesem Ausdruck die Neigung der Erdachse gegen die Sonne und damit die Beeinflussung des durchschnittlichen Wettergeschehens durch den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Die alleinige Berücksichtigung dieses Aspekts würde jedoch eine reine Nord-Süd-Gliederung der Klimazonen bedeuten, diese trifft in der Realität jedoch nicht zu. Zwar sind Grundzüge einer derartigen Verteilung zu erkennen, doch auch die allgemeine atmosphärische Zirkulation, welche sich aus der Summe aller Wetter- und Witterungsabläufe zusammensetzt, spielt eine wesentliche Rolle (vgl. Malberg, 2007, S. 271 f.).

Universitätsprofessor für Meteorologie und Klimatologie H. Malberg definierte unter Einbezug dieses Aspektes das Klima an einem Ort als Funktion von Raum und Zeit, welche „die Gesamtheit der atmosphärischen Zustände und Vorgänge in einem hinreichend langem Zeitraum beschrieben durch den mittleren Zustand (Mittelwerte) sowie durch die auftretenden Schwankungen (Streuung, Häufigkeitsverteilung, Extremwerte, usw.)“ darstellt (2007, S. 271 f.). Das Klima beschreibt somit die regelmäßig und unregelmäßig immer wiederkehrenden Wetter und Witterungsverhältnisse sowie die durchschnittlichen Temperaturen und deren Schwankungen an einem bestimmten Ort.

Die Verteilung von Wasser und Land sowie die Atmosphäre spielen für regionale Klimagebilde eine entscheidende Rolle (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 165).

2.1.2 Klimawandel

Das Thema Klimawandel gibt Experten und Wissenschaftlern viele Rätsel auf, so ist auch die Erläuterung, was nun genau unter Klimawandel zu verstehen ist, eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat nach jeweiligen neuesten Erkenntnissen in den letzten Jahren mehrmals seine Definition zum Klimawandel abgeändert. So weicht die aktuelle Begriffserklärung: „ A change in the state of the climate that can be identified (e.g., by using statistical tests) by changes in the mean and/or the variability of its properties and that persists for an extended period, typically decades or longer. Climate change may be due to natural internal processes or external forcings, or to persistent anthropogenic changes in the composition of the atmosphere or in land use” (IPPC, 2007, S.30) nach eigener Angabe stark von der vorhergehenden Definition ab: ‘ This definition differs from that in the United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), where climate change is defined as:a change of climate which is attributed directly or indirectly to human activity that alters the composition of the global atmosphere and which is in addition to natural climate variability.’ (vgl. IPPC, 2007, S. 30).

Beide Definitionen identifizieren zum einen die Veränderung aufgrund natürlicher Vorgänge, zum anderen die menschlich verursachte Belastung als starke Einflüsse auf den Wandel.

Wie gewichtig der jeweilige Anteil dieser Beeinflussungen ist, ist schwer abzuschätzen (vgl. Weltbild, 1997, S. 155) und die Aussagen über mögliche prozentuelle Angaben variieren stark.

2.1.3 Natürliche Klimaschwankungen

Natürliche Klimaschwankungen sind Änderungen im Wettergeschehen ohne jegliche Beeinflussung des Menschen. Zum einen existieren Abweichungen in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne wie auch zyklisch ablaufende Schwankungen in der Sonne selbst, wodurch die ankommende Strahlung variiert. Zum anderen ändert sich der ins All zurückreflektierte Anteil, Albedo genannt, in Zusammenhang mit der Bewölkung und der Helligkeit der Erdoberfläche, welche hauptsächlich von der Eisbedeckung sowie der Verteilung der Kontinente abhängt. Auch große Naturereignisse wie Vulkanausbrüche tragen zu Klimaveränderungen bei (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 161 ff.; ZAMG, 2013a, online).

2.1.4 Natürlicher Treibhauseffekt

Die Atmosphäre ist eine die Erde umgebende Lufthülle, welche aufgrund der Planetengröße sowie der Distanz zwischen Erde und Sonne und der dadurch auf die Erde treffenden solaren Strahlung besteht. Die Zusammensetzung dieser Hülle ist maßgeblich für das Klima auf der Erde verantwortlich (vgl. Gruber, 2010, S. 38).

Die auf die Erde treffenden Sonnenstrahlen werden einerseits von der Erdoberfläche aufgenommen andererseits wieder ins Weltall zurückreflektiert. Einige der sich in der Atmosphäre befindenden Treibhausgase (s.u.) wie Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid und Methan sind jedoch äußerst undurchlässig für diese zurückgeworfenen Strahlen und absorbieren diese zum Teil. Dadurch kommt es zu einem Wärmestau, welcher eine Erwärmung der Atmosphäre zur Folge hat und aufgrund der wiederum erzeugten Gegenstrahlung auf die Erde zu einer Erwärmung des Klimas führt (vgl. Rahmstorf /Schellnhuber, 2012, Pos. 449 ff.).

Dieser Effekt bewirkt eine Gleichgewichtstemperatur von circa 15 Grad Celsius auf unserem Planeten anstelle der theoretischen Strahlungsgleichgewichtstemperatur von minus 18 Grad Celsius (vgl. Gruber, 2010, S. 38).

2.1.5 Anthropogener Treibhauseffekt

Der anthropogene Treibhauseffekt entsteht durch Aktivitäten des Menschen, der besonders seit der Zeit der Industrialisierung zusätzliche Treibhausgase in die Atmosphäre abgibt. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Absorbierung und Rückstrahlung der von der Erde reflektierten Strahlen, wodurch mehr Wärme entsteht und der natürliche Treibhauseffekt zusätzlich verstärkt wird. Somit erwärmt sich die Erdoberfläche stärker als von der Natur vorgesehen (vgl. BPB, 2013, online).

2.1.6 Treibhausgase

Treibhausgase sind in der Atmosphäre vorkommende Gase, die für die kurzwelligen Strahlen der Sonne durchlässig sind, jedoch die darauffolgenden von der Erde reflektierten langwelligen Strahlen absorbieren. Die Gase geben die aufgenommene Wärme wieder gleichmäßig in alle Richtungen ab, wovon ein Teil wiederum auf die Erdoberfläche trifft und so zu einer zusätzlichen Strahlung führt (siehe „natürlicher Treibhauseffekt“). Die wichtigsten dieser Gase sind Wasserdampf, Kohlendioxid, Ozon, Lachgas und Methan, (vgl. Rahmstorf /Schellnhuber, 2012, Pos. 449 ff.; ZAMG, 2013a, online) wobei Wasserdampf zu circa 60 Prozent und Kohlendioxid ungefähr zu 25 Prozent für den Treibhauseffekt verantwortlich sind (vgl. Oekosystem-Erde, 2013a, online).

2.1.7 Globale Erwärmung

Der Begriff globale Erwärmung bedeutet nicht, wie häufig falsch vermutet, dass die Temperaturen überall auf der Erde ansteigen, sondern definiert eine Erhöhung der globalen Mitteltemperatur auf der Erde. Diese entsteht durch ein Strahlungsungleichgewicht der zur Erde kommenden und von der Erde zurückgeworfenen Sonnenenergie. Lokal kann sich dieser Effekt sehr unterschiedlich auswirken. Viele Experten vermuten, dass der anthropogen verstärkte Treibauseffekt für diese Entwicklungen verantwortlich ist oder diese zumindest verstärkt (vgl. Rahmstorf /Schellnhuber, 2012, Pos. 420 ff.).

2.2 Entstehung des Klimawandels

Wie bereits im vorhergehenden Kapitel kurz angemerkt, treffen Experten bei der Erforschung des Klimawandels immer wieder auf neue Erkenntnisse, die vorhergehende Beurteilungen wiederum in Frage stellen. So erweist sich die Begründung, wodurch der Klimawandel entsteht, als annähernd so schwierig wie die Vorhersage seiner Weiterentwicklung. Die folgenden Ausführungen basieren auf den Erforschungen und Erkenntnissen des aktuellen Wissenstands der Fachleute.

Allgemein betrachtet ist unser Klima die Folge der Energiebilanz zwischen Sonne und Erde. Die von der Sonne absorbierte Strahlung und die von unserem Planeten reflektierte Energie müssen sich im Mittel ausgleichen, ist dies nicht der Fall, ergibt sich eine Änderung des Klimas. Wird beispielsweise mehr Strahlung absorbiert als abgegeben, kommt es zur Erwärmung, bis sich die daraus resultierende, zusätzliche Wärmestrahlung die ankommende Strahlung wieder kompensiert und ein neues Gleichgewicht entsteht. Für die Änderung dieser Energiebilanz identifizieren Rahmstorf und Schellnhuber drei Hauptquellen, die Ursachen für einen Klimawandel darstellen können (vgl. 2012, Pos. 161 f.).

Wie unter „natürliche Klimaschwankungen“ bereits angeführt, variiert die auf der Erde ankommende Sonnenstrahlung aufgrund von Änderungen in der Sonne oder Abwandlungen ihrer Umlaufbahn. Eine weitere mögliche Ursache wäre, dass der ins All zurückgespiegelte Anteil (Albedo) sich ändert. Aktuell beträgt dieser auf der Erde 30 Prozent und hängt vor allem von der Bevölkerung und der Helligkeit der Erdoberfläche ab. Dabei spielen die Verteilung der Kontinente, die Eisbedeckung sowie die Landnutzung eine wesentliche Rolle. Der dritte Verursachungsfaktor ist der Treibhauseffekt. Dieser wird für den aktuellen Klimawandel als Hauptursache identifiziert und daher soll er im Folgenden noch etwas genauer erläutert werden (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos.161 f.).

2.2.1 Einfluss des Treibhauseffekts

Der Treibhauseffekt ergibt sich aufgrund von Treibhausgasen, welche die von der Sonne ankommenden Strahlen passieren lassen, jedoch undurchlässig für die von der Erde reflektierten langwelligen Strahlen sind. Dadurch entsteht ein Wärmestau (siehe oben). Verantwortlich dafür, zeigen sich die Stoffe Kohlendioxid, Methan und Wasserdampf die die absorbierte Wärme wiederum in alle Richtungen und somit auch auf die Erde abstrahlen. Dadurch kommt es zum Strahlungsungleichgewicht. Ein Gleichgewicht führt sich wieder herbei, wenn die Oberfläche aufgrund einer Erwärmung auch wieder mehr abstrahlt. Die folgende Grafik soll zum Verständnis des Effekts beitragen (vgl. Rahmstorf /Schellnhuber, 2012, Pos. 460 ff.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Treibhauseffekt (Quelle: Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 461 f.).

Der Treibhauseffekt ist natürlich bedingt und die Stoffe Kohlendioxid, Methan und Wasserdampf waren schon immer Bestandteile der Atmosphäre. Ohne diesen Effekt wäre die durchschnittliche Temperatur auf der Erde um 33 Grad Celsius kälter, also bei minus 18 Grad Celsius anstelle der plus 15 Grad, die aktuell vorherrschen (Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 460 ff.).

Durch die vom Menschen verursachten zusätzlichen Treibhausgase beziehungsweise deren vermehrte Anzahl wird jedoch eine verstärkte Absorption der von der Erde zurückreflektierten Strahlung erwirkt. Wie stark der Einfluss des Menschen jedoch wirklich für die aktuellen Vorgänge verantwortlich ist, ist schwer einzuschätzen (Forum Umweltbildung, 2005).

Welche Aktivitäten die meisten anthropogenen Treibhausgase verursachen, ist den Wissenschaftlern jedoch sehr wohl bekannt. Den größten Teil bilden mit 50 bis 60 Prozent Kohlendioxid und Kohlenmonoxid, welche vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas in Verkehr und Industrie sowie von Biomasse bei Wald- und Brandrodung und bei der Zementproduktion freigesetzt werden (Forum Umweltbildung, 2005). Um zumindest den menschlich verursachten Anteil etwas einzudämmen und als Versuch den Klimawandel so gering wie möglich zu halten wird schon seit dem letzten Jahrzehnt intensiv Klimapolitik betrieben. Im Jahr 1997 setzten die 38 Industriestaaten der Klimakonvention, in Kyoto Japan, Reduktionsziele für die wichtigsten Treibhausgase fest. Sieben Jahre und drei Monate später, am 16. Februar 2005, trat der weltweit bedeutendste Klimaschutzvertrag in Kraft. Klimaforscher sahen den Beschluss als anfänglichen Schritt in die richtige Richtung. Leider sind viele Nationen nicht im Stande ihren Zielen gerecht zu werden. So hatte sich Österreich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2012 vom Ausgangsjahr 1990 weg, um 13 Prozent zu senken. Im Jahr 2005 wäre bereits eine Reduktion um 30 Prozent nötig gewesen um das ursprüngliche Ziel zu erreichen (vgl. Molnar, 2013, online). In den Jahren 2008 und 2009 hatte Österreich seine Zielvorgaben ebenfalls verfehlt, doch die Emissionsmengen waren zumindest im Sinken, was unter anderem auch auf die Wirtschaftskrise dieser Zeit zurückzuführen ist. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen auch die Treibhausgase wieder und im Jahr 2010 sind die CO2-Emissionen sogar um 4,8 Millionen Tonnen gestiegen. Im Jänner 2012 war bereits klar, dass das Kyoto-Ergebnis für die Zielperiode 2012 um etwa 30 Millionen Tonnen verfehlt werden würde (vgl. Der Standard, 2012, online).

2.2.2 Hinweise auf den Klimawandel

Klimawandel und globale Erwärmung sind zwei Wörter, die bereits seit Jahren immer wieder in den Medien erwähnt werden und immer häufiger lassen sich die Auswirkungen bereits spüren. Aufgrund der vielen Fragen, die dieses Thema aufwirft, ist es jedoch sehr umstritten und die Einschätzung wie viel „Panikmache“ und wie viel Wahrheit in den Berichten steckt, erweist sich oft als schwierig. Auch früher gab es heißere und kältere Saisonen, in manchen Jahren fielen mehr Niederschläge als in anderen und nicht jede Hitzewelle basiert auf einem Klimawandel. Forschungen, die sich über lange Zeitperioden mit dem Thema beschäftigen, zeigen jedoch, dass sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten Veränderungen erkennen lassen.
Bereits 2004 berichtete der Standard, dass die europäischen Sommer 1993 bis 2003 die heißesten der vergangenen Jahre waren. Ebenso lagen die Wintertemperaturen im 20. Jahrhundert durchschnittlich um 0,5 Grad Celsius höher als zwischen 1500 und 1900 (vgl. Forum Umweltbildung, 2005, S.10 ff.).

Auch in den letzten Jahren haben sich viele Extreme ereignet und die Temperaturen erhöht. Die europäische Umweltagentur berichtete „Das letzte Jahrzehnt (2002-2011) war das wärmste in Europa registrierte; die Temperatur in Europa (nur Landgebiete) lag im Durchschnitt um 1,3° C über dem vorindustriellen Niveau. Klimamodelle prognostizieren, dass die Temperaturen in Europa im ausgehenden 21. Jahrhundert um 2,5- 4° C höher liegen wird als am Ende des 20. Jahrhunderts, wenn keine ambitionierte globale Klimaschutzpolitik verfolgt wird“ (vgl. Europäische Umweltagentur, online, 2013). Der Trend setzt sich weiter fort, denn auch der Sommer 2012 in Österreich zählte zu den heißesten Sommern der Messgeschichte und lag um 1,9 Grad Celsius über dem Klimamittel 1971 bis 2000 (vgl. ZAMG, online, 2013b).

Kürzlich sorgte nun die vergangene ozeanische Sommersaison für Aufsehen. Die Klimakommission erklärt den vergangenen australischen Sommer 2012/2013 von Dezember bis Februar als den heißesten Sommer des Kontinents seit Beginn der Messungen. Am siebenten Jänner, der zum heißesten Tag deklariert wurde, betrug die Durchschnittstemperatur 40,3 Grad Celsius. Doch nicht nur Rekordtemperaturen, sondern auch eine große Anzahl an Naturextremereignissen wie Buschbrände, sintflutartige Regenfälle und zerstörerische Überschwemmungen prägten den vergangenen Sommer des Kontinents. Tim Flannery, Leiter der Klimakommission der australischen Regierung, vermutet, dass aufgrund des Klimawandels die folgenden Sommer ähnliche und noch höhere Temperaturen aufweisen werden (vgl. Die Presse, online, 2013).

Die vom IPCC veröffentlichte Grafik über die relativen jährlichen Temperaturunterschiede im Vergleich zur Periode 1961 bis 1990 verdeutlicht, dass diese Hitzeperioden kein Zufall zu sein scheinen und zeigt wie sich das Klima zu höheren Temperaturen hin entwickelt (siehe Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 : Temperaturentwicklung (Quelle: IPCC, 2007, online)

2.2.3 Gründe für die Erwärmung – Theorie von Experten

Bis 1890 fand die Klimaperiode der sogenannten kleine Eiszeit statt, in der die Gletscher der Alpen um das Jahr 1850 ihre größte Ausdehnung erreichten. Daraufhin setzte eine natürlich bedingte Erwärmung ein, die bis 1950 anhielt. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zur „dunklen Periode“, in der enorme Mengen an durch den Menschen entstandene Abgase und Abfallstoffe in die Atmosphäre gelangten. Die Sonnenstrahlen konnten nicht mehr so gut passieren und es kam zu einer Temperaturabkühlung. Als Ende der achtziger Jahre der Natur- und Umweltgedanke ins Bewusstsein der Menschen vordrang, kam es zum Umdenken. Als der Himmel wieder klarer wurde, konnten auch die Sonnenstrahlen wieder vermehrt zur Erde dringen, was die Erwärmung auslöste. Dadurch schließen manche Experten, dass die höheren Temperaturen auf die Einflüsse des Menschen zurückzuführen sind (vgl. Der Standard, 2007, online).

2.2.4 Veränderungen im 20. Jahrhundert

Aktuelle Messungen zeigen, dass sich der Trend klar fortsetzt – erhöhte Temperaturen der Erdoberfläche mit einhergehenden Veränderungen von Ökosystemen sind weltweit zu erkennen. Die existierenden Klimamodelle ermöglichen leider keinen direkten und beweisbaren Zusammenhang zwischen einzelnen Wetterereignissen und der globalen Erwärmung, Forscher erwarten jedoch auch in Zukunft eine Zunahme an wetterbedingten Extremereignissen. Bereits erwiesene Fakten sind der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im letzten Jahrhundert um 0,6 Grad Celsius. In Europa liegt dieser mit etwa 0,8 Grad Celsius noch etwas darüber. In Österreich beträgt der Anstieg bereits 1,8 Grad Celsius. Zudem ist die weltweite Schneebedeckung um circa 10 Prozent zurückgegangen und die Oberflächengewässer wie auch die nördliche Hemisphäre sind zwei Wochen kürzer mit Eis bedeckt (Forum Umweltbildung, 2005).

Es gibt jedoch auch Indizien, die die Theorie einer stattfindenden globalen Erwärmung in Frage stellen. Einige Gebiete scheinen vom angeblichen Klimawandel unberührt. So sind in Teilen der Ozeane der südlichen Hemisphäre und der Antarktis keine Temperaturerhöhungen nachzuweisen. Auch die Eisdecke dieses südlichsten Kontinents hat sich seit Beginn der Messungen 1978 nicht maßgeblich verändert. Im Gegensatz zu den oft vermittelten Aussagen und Behauptungen zunehmender Extremereignisse hat die Häufigkeit und Frequenz von tropischen und außertropischen Stürmen wie Tornados oder Hagelstürmen nicht signifikant zu- oder abgenommen (vgl. IPCC 2004; in Forum Umweltbildung, 2005). Aufgrund dieser widersprüchlichen Tatsachen lassen sich die zukünftigen Veränderungen nur schwer voraussagen. Wie bei der Definition des Wortes jedoch kurz erwähnt, bedeutet globale Erwärmung nicht eine gleichmäßige Erwärmung auf dem ganzen Planeten, lediglich ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur wird vermutet, das bedeutet, dass der Wandel in einigen Regionen auch zu kälteren Temperaturen führen kann. Forscher versuchen mögliche Szenarien zu erklären, um die Menschheit auf das Kommende vorzubereiten.

2.3 Mögliche Auswirkungen

Wie sich der Klimawandel weiterhin entwickeln wird und welche Auswirkungen er mit sich bringt, ist schwer einzuschätzen. Einige Indizien und Vorkommnisse sind jedoch bereits klar erkenntlich und es existieren viele Theorien, wie es nun weitergehen könnte. Wie das vorhergehende Kapitel zeigt, kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Erwärmung der mittleren Temperatur auf der Erde. Diese ist jedoch eine berechnete Größe und wird von Lebewesen nicht direkt erfahren. Der Klimawandel kann regional ganz unterschiedliche Folgen bedeuten. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage nach den Folgen des Klimawandels. Er erklärt welche möglichen Auswirkungen und klimatischen Veränderungen die globale Erwärmung mit sich bringen könnte (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 421 ff.).

2.3.1 Erstellung von Prognosen – komplexe Herausforderung

Wie auch das aktuelle Klima beeinflussen die atmosphärische und ozeanische Zirkulation die regionalen klimatischen Veränderungen maßgeblich. Änderungen dieser Kreisläufe wirken sich unter anderem auf Tiefdruckgebiete und vorherrschende Windrichtungen aus und können so zu völlig veränderten Temperaturen und Niederschlagsmengen führen. Dies führt regional zu stärkeren Schwankungen als sie global erkennbar sind und macht die Berechnung und Einschätzung lokaler Veränderungen wesentlich komplexer als die des globalen Mittels (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 815 ff.).

Ebenso sind Vorhersagen in Bezug auf Niederschläge mit größerer Unsicherheit behaftet als jene über voraussichtliche Temperaturen. Die kurze Zeitdauer des bereits erfolgten Wandels und die schnellen und unterschiedlichen Veränderungen erschweren die Einschätzung der zukünftigen Weiterentwicklung. Die Prognose des wesentlich größeren zukünftigen Zeitraumes daraus zu bestimmen, birgt größere Abweichungen in sich. Während eine Erwärmung um circa drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu erwarten ist, betrug die Temperaturerhöhung im 20. Jahrhundert lediglich 0,6 Grad Celsius. Viele Satellitenaufzeichnungen und weitere Datensätze über Eisbedeckungen und Ökosysteme gehen nur wenige Jahrzehnte zurück und deuten eine Veränderung von nur 0,3 Grad Celsius und weniger an. Verhalten sich die Auswirkungen nach den aktuellen Einschätzungen, stehen wir erst am Beginn des Wandels. Aus einem kleinen Bruchteil die Weiterentwicklung des Ganzen zu verstehen, erweist sich als komplexe Herausforderung (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 822 ff.).

Zudem führen nicht lineare Entwicklungen und Aussagen zu Unklarheiten der tatsächlich eintretenden Begebenheiten. Beispielsweise werden Gletscherflüsse mit zunehmender Eisschmelze mehr Wasser mit sich führen, bis der Rückgang des Gletschers über weniger oder auch keine weiteren Wasserressourcen mehr verfügt und dieses somit wieder abnimmt. Auch das Waldwachstum ist schwer vorherzusagen, da das zunehmende CO2-Vorkommen sich positiv auswirken sollte, während die zunehmenden Temperaturen das Baumwachstum verringern (Rahmstorf, Schellnhuber, 2012, Pos. 822 ff.).

Aufgrund der genannten Tatsachen stellt sich der Beweis einiger bereits erfolgter Ereignisse als relativ schwierig dar und weist zugleich darauf hin, dass bei nachweisbaren Veränderungen mit noch wesentlich verstärkten Auswirkungen zu rechnen ist. Die Anzahl der Veränderungen scheint unendlich, im Folgenden sollen die bedeutendsten Auswirkungen erläutert werden.

2.3.2 Auswirkungen auf die Wasserressourcen

2.3.2.1 Gletscherschwund

Der deutlichste Indikator für die Klimaerwärmung ist der Rückgang der Gebirgsgletscher. Selbst ohne Messungen ist durch historische Fotos eine wesentlich geringere Eisoberfläche zu erkennen. In den Alpen haben die Gletscher seit Beginn der Industriellen Revolution bis ins Jahr 2004 mehr als die Hälfte ihrer Masse verloren und der Rückgang hat sich im letzten Jahrzehnt noch beschleunigt (Paul et al., 2004; in Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 845 ff.). Ähnliche Auswirkungen sind auf den Gletschern weltweit zu beobachten. Da Gletscher besonders empfindlich auf Klimaveränderungen reagieren, werden sie auch als Frühwarnsystem angesehen. Zwar hängt die Eisbedeckung der Gletscher nicht nur von den Temperaturen, sondern auch der Sonneneinstrahlung und den Niederschlagsmengen ab, dennoch kommen in wärmeren Gebieten kleinere Gletscher vor als in kälteren (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 859 ff.). Der US-amerikanische Gletscherexperte Lonnie G. Thompson leitet ein Messprogramm am Kilimandscharo und dokumentiert den Eisrückgang des Gletschers. Sollte sich die Tendenz der letzten Jahrzehnte weiter fortführen, verschwindet die Eiskappe bereits im Jahr 2020 vollkommen (Thompson et al., 2002, S. 589 f., Rahmsforf / Schellnhuber, 2012, Pos. 859 ff.).

Die starken Auswirkungen auf die Gletscher bei relativ geringer Erwärmung deuten auf ein völliges Verschwinden der meisten Gletscher im Falle einer Erwärmung um mehrere Grade hin. Für viele Regionen bedeutet das den Verlust essentieller Wasserspeicher, die unabhängig von Niederschlägen ganzjährig Schmelzwasser, von dem die Landwirtschaft sowie die städtische Wasserversorgung abhängen, abgeben. So ist beispielsweise die peruanische Hauptstadt Lima nach diesem System aufgebaut. Ein Verschwinden der Gletscher führt in vielen Regionen zu erheblichen Problemen der Wasserversorgung (vgl. Corell et al., online, 2004).

2.3.2.2 Eisschmelze

Doch nicht nur das Eis der Gletscher schmilzt langsam dahin. Auch das arktische Meer-Eis, das Eisschild in Grönland und Permafrostböden (gefrorener Untergrund) nehmen merklich ab.
Der arktische Ozean ist am Nordpol mit einer im Mittel zwei Meter dicken Eisschicht bedeckt. Das Arctic Climate Impact Assesement ist eine im November 2004 unter anderem vom Alfred Wegener Institut veröffentlichte Studie, die unter Zusammenarbeit von 300 Wissenschaftlern durchgeführt wurde. Diese erbrachten die folgenden Ergebnisse (vgl. Corell et al., online, 2004):

- Es ist ein spürbarer Rückgang des arktischen Meereises zu verzeichnen, der nur aufgrund menschlicher Mitbeeinflussung möglich scheint.
- Die Ausdehnung der arktischen Eisdecke im Sommer hat in den vergangenen 30 Jahren (Stand 2004) um 20 Prozent abgenommen.
- Die Satellitenreihe von 1978 bis 2010 zeigt im September 2007 die geringste jemals gemessene Eisausdehnung mit 4,7 Millionen Quadratkilometern. Das ist nur noch halb so groß wie in den 1960er Jahren.
Auch weitere Forschungen übermitteln ähnliche Ergebnisse:
- Im Sommer 2009 wurde die drittkleinste flächenmäßige Eisausdehnung gemessen (vgl. ORF-Science, online, 2009)
- Die Dicke des Eises hat sich zwischen dem Sommer 2001 und 2007 halbiert. Dies könnte zukünftig zu einem im Sommer eisfreien Nordpolarmeer führen (vgl. Haas et al., 2008, In: Rahmstorf /Schellnhuber, 2012, Pos. 890 f.)
- In den Jahren 2007, 2011 und 2012 wurde ein Rekordtief des Meereises verzeichnet (vgl. Europäische Umweltagentur, online, 2013).

Sollten die Entwicklungen wahrhaftig zu einem im Sommer freien Nordpol führen, würde die fehlende, stark rückstrahlende Eisfläche durch eine dunkle, vergleichsweise kaum reflektierende Wasseroberfläche ersetzt, wodurch es zu einer drastischen Veränderung der Energiebilanz der Polarregion kommen und die atmosphärische und ozeanische Zirkulation stark beeinflusst werden würde. Dies hat große Konsequenzen für den Lebenszyklus vieler Lebewesen wie Eisbären, Walrosse, Seehundarten und Seevögel aber auch die jahrhundertalte Jagdkultur der Inuit wäre betroffen (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 891 f.).

Auch die in den Gebirgshöhen und Polarebenen gelegenen, dauerhaft gefrorenen Böden, genannt Permafrostböden, bergen durch ihr erwärmungsbedingtes Tauen Gefahren in sich. Abhänge werden instabil und Muren, Erdrutschungen und ganze Bergstürze sind die Folge. So hat im Hitzesommer 2003 ein Abbruch am Matterhorn mit über tausend Kubikmeter Fels zu enormen Schäden geführt. Durch die höheren Temperaturen werden im Gebirge und in den Polarregionen im Eis befestigte Verankerungen locker, wodurch Straßen, Ölpipelines und Häuser bis hin zu ganzen Infrastrukturen zusammenbrechen können. (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 914 f.)

Die Eisschilde in Grönland und der Antarktis sind ebenso als Indikatoren anzusehen. Das Grönlandeis hat 1979 bis 2002 16 Prozent seiner Masse verloren, da zwar weiterhin Niederschläge Schnee nachliefern, der Schmelzbereich des Eises sich aber weiter ausdehnt. Im Jahr bis 2005 waren es ganze 25 Prozent (vgl. Steffen / Huff, online, 2005). Die folgende Grafik zeigt den Schmelzbereich des Eises im Jahr 1992 und 2005.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Grönland Schmelzbereich (Quelle: Steffen / Huff, 2005, online)

Auf diesem Stand beruhende Modellrechnungen ergaben, dass eine lokale Erwärmung um nur 3 Grad Celsius, welche bereits bei einer globalen Erwärmung von weniger als 2 Grad Celsius möglich wäre (vgl. Chylek/ Lohmann, 2004) wahrscheinlich das gesamte Grönlandeis abschmelzen lässt (vgl. Gregory et al., 2004, S. 428, 616). Wie der Spiegel online jedoch am 09.05.2013 berichtet, schmilzt das Grönlandeis nach neuesten Forschungen nicht so schnell wie zuvor befürchtet und der in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigte Eisverlust setzt sich nicht gleichermaßen fort. Als drittgrößter Einflussfaktor auf den Anstieg des Meeresspiegels ändern sich auch hier die Auswirkungen dementsprechend, (vgl. online, 2013) was im folgenden Kapitel genauer erläutert wird.

Die Eismasse der Antarktis liegt im Gegenteil zum Grönlandeis überall deutlich unter dem Gefrierpunkt, wodurch das Eis nicht an Land schmilzt, sondern erst bei Kontakt mit wärmerem Ozeangewässer, nachdem es als Eisschelf aufs Meer hinausgeflossen ist. Aufgrund höherer Niederschlagsmengen wurde von den früheren IPPC-Berichten sogar ein Zuwachs vermutet. Der IPPC Bericht von 2007 zeigte jedoch auch in der Antarktis einen Eisrückgang (IPPC, 2007, online). Grund dafür könnte unter anderem der Abbruch des Larsen-B-Eisschelfs im Jahr 2002 sein, der darauf hinwies, dass derartige Abrisse zwar keinen unmittelbaren Einfluss auf den Meeresspiegel haben, aber das Abflusstempo anderer Eisströme stark beschleunigen können (Rignot et al, 2004). Ein Abbruch eines weiteren großen Eisschelfs kann somit wiederum eine schnellere Eisschmelze bewirken. Für verlässliche Prognosen der Weiterentwicklung von Eisschelfen reicht der derzeitige Wissenstand jedoch nicht aus (vgl. ORF-Science, 2009, online).

2.3.2.3 Meeresspiegel

Eine der drastischsten Folgen der globalen Erwärmung ist der Anstieg des Meeresspiegels. Die Klimageschichte deutet darauf hin, dass wärmere Temperaturen auch einen höheren Meeresspiegel mit sich bringen. Zum Höhepunkt der letzten Eiszeit vor 20 000 Jahren waren die Temperaturen um vier bis sieben Grad Celsius kälter und der Meeresspiegel lag ungefähr 120 Meter niedriger als heute. Gegen Ende der Eiszeit stieg mit den Temperaturen das Niveau des Wassers um bis zu fünf Meter pro Jahrhundert (Alley / Clark et al., 2005, S. 456 ff.). Während der letzten Wärmeperiode vor 120 000 Jahren, dem Eem, betrug die globale Mitteltemperaturen um etwa ein Grad Celsius mehr als heute. Der Meeresspiegel lag aber Schätzungen zufolge zwischen zwei und sechs Meter höher (vgl. Oppenheimer / Alley, 2004, S. 1-10). Dem IPPC Bericht aus 2007 zufolge, wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2095 zwischen 18 und 59 Zentimeter ansteigen (Oekosystem-Erde, 2013b, online) plus dem unbestimmten Anteil der schwer zu kalkulierenden Fließprozesse der Eisschilde (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 995 ff.). Die aktuellen Messungen deuten auf einen tatsächlichen Anstieg, der im oberen Bereich dieses Schätzungsraumes liegt. Neuere Untersuchungen deuten auf eine noch höhere Steigerung von etwa einem Meter hin. Die Grafik zeigt den Vergleich zwischen Temperatur und Meeresspiegel der jüngeren Erdgeschichte und lässt vermuten, dass wir erst am Anfang der klimatischen Entwicklungen stehen (vgl. Oekosystem-Erde, 2013b, online).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Meeresspiegel in der Erdgeschichte (Quelle: Oekosystem-Erde, online, 2013b)

In Abbildung 5 ist die Entwicklung des Meeresspiegels um das letzte Jahrhundert dargestellt. Die Daten dreier unterschiedlicher Studien wurden in der Abbildung übereinandergelegt (Punke, dicke Linie ab 1950, dünne schwarze Linie ab 1990). Es geht klar hervor, dass die Ergebnisse einander stark ähneln und der Anstieg des Meerwasserniveaus zeigt sich klar erkenntlich. Die kleinen roten Linien stellen die Standardabweichung dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Meeresspiegelniveau um das letzte Jahrhundert (Quelle: IPCC, 2007, S. 417)

Die wichtigsten Faktoren, die zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen, sind die thermische Ausdehnung des Wassers aufgrund der Erwärmung, die zusätzlichen Wassermassen des Schmelzwassers der Hochgebirge, das Auftauen der Eiskappe Grönlands (Spiegel Online, online, 2013) und der Eisschilde der Antarktis. Allein das Grönlandeis bindet Eismassen, die im Falle einer kompletten Abschmelzung einen Meeresspiegelanstieg von sieben Meter bedeuten würde, das Abtauen des West-Antarktischen Eisschilds hätte ein erhöhtes Wasserniveau um sechs Meter zu Folge und das als noch relativ stabil geltende Ost-Antarktische Eisschild bindet Mengen, die einen Anstieg von über 50 Metern bedeuten würde. Die Abschätzung dieses Faktors stellt sich als äußerst schwierig dar und erschwert somit die Kalkulation zukünftiger Szenarien (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 970 ff.).

Die thermische Ausdehnung und das Abschmelzen kleinerer Gebirgsgletscher lassen sich etwas einfacher beurteilen, (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 975 ff.) ihr Effekt ist aber mindestens so bedeutsam wie jener der großen Eisschilde. Obwohl Gebirgsgletscher nur ein Prozent der Landeismassen in sich tragen und 99 Prozent den Eisschilden der Antarktis und Grönland zugedacht werden, hat das Abschmelzen der Gletscher von 2003 bis 2009 ein Drittel des Meeresspiegelanstieges verursacht, weil die kleineren Gletscher den höheren Temperaturen stärker ausgesetzt sind (vgl. ORF-Science, 2013a, online).

Lokal hängt der Meeresspiegel zudem noch von geologischen Prozessen, wie dem Heben und Senken von Landmassen und Änderungen der Meeresströmungen ab (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 963 ff.).

Laut Pegelmessungen an den Küsten ist der Meeresspiegel im 20. Jahrhundert um etwa 15 bis 20 Zentimeter angestiegen. Dies lässt auf aktuellere Ursachen schließen, da das Meeresniveau die beiden Jahrtausende zuvor relativ stabil war (Kemp et al., 2011, In: Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 980 ff.).

Der ansteigende Meeresspiegel bedeutet vor allem eine Gefahr für die niedrig liegenden Küstengebiete, welche zu den am dichtesten bewohnten Gebieten der Erde zählen. Für die Bewohner von 22 Küstenstädten, welche zu den 50 größten Städte der Erde zählen, darunter Tokyo, New York, Shanghai, Mumbai und Hongkong hat ein zu hoher Anstieg des Wasserniveaus verheerende Folgen. Auch Bangladesch, ein Land das ohnehin nur über sehr geringer finanzielle Mittel verfügt, besitzt 17 Prozent Landesfläche, die 35 Millionen Menschen beheimatet und nicht höher als einen Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Zukunftsaussichten sind wie in vielen weiteren Ländern unter anderem Vietnam, Indien, China, die Niederlande und auch auf vielen Inseln wie den Malediven erschreckend (vgl. Oekosystem-Erde, 2013, online).

2.3.2.4 Meeresströmungen

Vor allem der im Jahr 2004 veröffentlichte Film „The day after tomorrow“ und die Gespräche um den im selben Jahr publizierten Pentagon Report haben ein Bewusstsein der Menschen für die Auswirkungen von Meeresstromänderungen erzeugt (vgl. Schwartz/ Rendall, 2003). Beide Szenarien bezogen sich auf vergangene, abrupt eingetretene Kaltereignisse vor mehreren tausend Jahren. In beiden Fällen kam es zur Verlangsamung oder gar zum Erliegen der warmen Atlantikströmung was eine starke Abkühlung des Nordatlantikraums in nur wenigen Jahren herbeiführte. Zum aktuellen Standpunkt gibt es aus wissenschaftlicher Sicht keine Indizien einer Meeresstromänderung in näherer Zukunft und dies ist somit als sehr unwahrscheinlich anzusehen. Führt sich die globale Erwärmung jedoch weiterhin so drastisch fort, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit und stellt etwa ab 2050 eine ernstzunehmende Gefahr dar (vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber, 2012, Pos. 1035). Die riesigen Wassermassen, die in der Labradorsee und im europäischen Nordmeer absinken, ziehen zwei bis drei Kilometer unter der Wasseroberfläche zum antarktischen Zirkumpolarstrom und holen durch eine große Umwälzbewegung warmes Wasser aus dem Süden in nördliche Breiten. Abbildung 6 zeigt den Verlauf der dadurch ausgelösten Meeresströmung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Meeresströmungen (Quelle: Rahmstorf, 2002, S. 207 ff.)

Die Strömung wird durch Temperatur- und Salzgehaltdifferenzen angetrieben und wirkt als Wärmeeffekt für das Klima im Norden, wobei die erbrachte Wärmeleistung mehr als zweitausendfach so groß wie die gesamte Kraftwerksleistung Europas ist. Eine Abschwächung dieser Strömung im Zuge der globalen Erwärmung ist aufgrund einer Verringerung der Meerwasserdichte möglich. Diese kann durch zwei Ursachen begründet sein, zum einen durch die thermische Ausdehnung zum anderen durch die verstärkte Vermischung mit Süßwasser durch größere Mengen an Niederschlägen und Schmelzwasser aus Grönland. Dies würde das Absinken des Wassers im nördlichen Atlantik erschweren und könnte die sogenannte Tiefenwasserbildung sogar zum Erliegen bringen (vgl. Curry/ Mauritzen, 2005, 1772 ff.). Die Folgen wären eine stärkere Erwärmung der Südhalbkugel und eine relativ rasche Abkühlung des Nordatlantikraums um mehrere Grad, welcher sich jedoch aufgrund des Klimawandels ebenso erwärmt. Daher ist schwer vorauszusagen, welcher Trend überwiegt und welche Temperaturverhältnisse sich tatsächlich einstellen werden. Auch Auswirkungen auf den Meeresspiegel und die CO2- Aufnahme des Ozeans sind zu vermuten (vgl. Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos 1077).

2.3.2 Wetterextreme

Eine Zunahme von Extremereignissen lässt sich nur schwer beweisen, da derartige Vorkommen nur selten auftreten. Dennoch weisen viele Indizien auf zunehmende Wetterextreme hin. Die europäische Umweltagentur berichtet von häufigeren und länger andauernden Hitzewellen im letzten Jahrzehnt, die auch zukünftig verstärkt erwartet werden. Die Forscher befürchten eine zunehmende Anzahl der damit verbundenen Todesfälle (vgl. Europäische Umweltagentur, online, 2013).

Die Niederschlagsmengen haben sich laut Bericht in südlichen Regionen vermindert, während sie im nördlichen Europa zugenommen haben. Dies ist ein Trend, der auch zukünftig weiter prognostiziert wird. Dies wird vor allem in Nordeuropa zu Flusshochwasser führen. Bedingt ist diese Entwicklung durch einen intensivierten Wasserkreislauf aufgrund der höheren Temperaturen (vgl. Europäische Umweltagentur, online, 2013). Diese Prognose deckt sich mit den Ergebnissen weiterer Forschungen (vgl. Oekosystem Erde, online, 2013) und erklärt ebenso die Ursache vermehrter Flussüberschwemmungen im letzten Jahrzehnt in diesem Gebiet, wie Becker und Grünwald in ihrem Wissenschaftsbericht über das Flutrisiko in Europa erläutern (vgl. 2003).

Das südliche Europa in der Mittelmeerregion und auch das südliche Afrika werden gegensätzlich dazu vermehrt Trockenperioden durchzustehen haben. Bei einer Erwärmung von nur zwei Grad Celsius werden diese Regionen über 20 bis 30 Prozent weniger Wasser verfügen (vgl. Oekosystem-Erde, online, 2013; Europäische Umweltagentur, online, 2013).

Weitere Wetterextremereignisse, die im letzten Jahrzehnt stark zugenommen haben und unbeschreibliche Zerstörung mit sich brachten, sind tropische Wirbelstürme. Messdaten über Hurrikan Katherina und Wilma 2005, Vince, Delta und Co zeigten unglaubliche Ergebnisse. Noch nie entwickelten sich so viele tropische Stürme zur Hurrikanstärke, noch nie gab es gleich drei der stärksten Kategorie in so einem kurzen Zeitraum und erstmalig bewegen sich Wirbelstürme auch auf Europa zu (vgl. Emanuel, 2005, S. 686 ff.). Die Gesamtzahl der Tropenstürme hat zwar weltweit nicht zugenommen, ihre Stärke jedoch merklich (vgl. Elsner et al, 2008, S.92 ff.). Begründung dafür ist ihr Zusammenhang mit der Wassertemperatur (vgl. Emanuel, 2005, S. 686 ff.). Ein Blick auf die Grafik (Abbildung 7) zeigt die Entwicklungen im letzten Jahrhundert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Hurrikanentwicklung (Quelle: Emanuel, 2005, S686 ff.)

Die Grafik zeigt deutlich, dass die hier eingezeichnete Hurrikan-Energie (startet im Jahr 1950 als obere Linie) sich komplementär zur ab 1930 eingezeichneten Temperatur entwickelt.

Da sich Hurrikans nur über Meerwasser von 27 Grad Celsius bilden, vermuten Studien unter den typischen Erwärmungsszenarien eine Verdreifachung der Wirbelstürme der stärksten Kategorien 4 und 5 (vgl. Knutsen /Tuleya, 2004, S. 3477 ff.).

Ein weiteres Wetterphänomen, das starke klimatische Auswirkungen mit sich bringt, ist der westafrikanische Monsun. Dessen Entwicklungen stellen sich jedoch als äußerst unklar dar. Forscher halten vorerst eine Verstärkung der Luftzirkulation für möglich, ab einem gewissen Schwellenwert könnte diese Zirkulation jedoch gänzlich verschwinden (vgl. Oekosystem-Erde, online, 2013).

2.3.3 Auswirkungen auf Ökosysteme

Wie uns die Geschichte lehrt, reagieren Ökosysteme auf Klimawandel besonders empfindlich. Ihre weitere Entwicklung ist aufgrund ihrer Komplexität jedoch schwer vorauszusagen. Klar ist, dass eine Temperaturveränderung um mehrere Grad die Anpassungsfähigkeiten vieler Tiere und Pflanzen übersteigt und das bereits zu beobachtende Massensterben vieler Arten könnte sich noch beschleunigen. Besonders empfindliche Ökosysteme wie etwa Hochlandwälder oder Korallenriffe sind bereits beeinträchtigt. Die arktische und alpine Natur scheint durch die sich abspielenden, verstärkten Auswirkungen des Klimawandels besonders anfällig. So ist beispielsweise der Eisbär mit vielen weiteren Tierarten besonders vom Aussterben bedroht (vgl. Oekosystem-Erde, online, 2013).

Viele Lebewesen und Pflanzen werden neue Regionen besiedeln und das lokale Vorkommen vieler Arten wird sich verschieben. Viele Tiere und Pflanzen wandern in den Norden oder bergaufwärts, um angemessene Lebensbedingungen zu finden. Wie Studien zeigen, haben etwa 1700 Spezies mit einer Geschwindigkeit von sechs Kilometern pro Jahrzehnt begonnen polwärts zu wandern. Die Klimazonen und somit die Lebensräume dieser Tiere und Pflanzen verschieben sich aber mittlerweile siebenmal so schnell und die Geschwindigkeit scheint sich zu steigern. Forscher befürchten, dass bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius 25 Prozent, bei einer Erwärmung von drei Grad Celsius sogar ein Drittel der bekannten Arten aufgrund des Verlusts ihrer Lebensräume aufhören wird zu existieren (vgl. World Wide Fund of Nature - WWF, online, 2013).

2.3.4 Ausbreitung von Krankheiten

Die Veränderung der Lebensräume hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Nicht nur verstärkte Hitzewellen, Trockenperioden und die verlängerte Pollensaison haben negative Auswirkungen auf unser Befinden. Durch die Veränderung der Ökosysteme werden vor allem krankheitsübertragende Mücken in ganz neue Gebiete vorstoßen. Besonders die Verbreitung von Malaria und dem Dengue-Fieber beschäftigen die Wissenschaftler. Auch die Zecke Ixodes Ricinus, die Zeckenborreliose und Meningoenzephalitis überträgt, tritt in den letzten Jahren in Deutschland und Österreich bereits vermehrter als früher auf und wird zukünftig auch weiter nördlich in bisher zeckenfreien Gebieten gedeihen können (vgl. Süss, 2005, S. 1397 ff.; WWF, 2013, online).

2.3.5 Auswirkung auf Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung

Während für die Bewirtschaftung weiter Teile Südeuropas und Südafrikas weniger Wasser zu Verfügung steht, gewinnen andere bisher nicht so fruchtbare Gebiete an Ertrag. Auf warme Klimagebiete spezialisierte Kulturen und Pflanzenarten können künftig auch in nördlicheren Breiten reifen, während häufiger von Hitzewellen und Dürren heimgesuchte Gebiete in Süd- und Mitteleuropa, ganz besonders Afrika und weite Teile Asiens an Ertragreiche verlieren werden. Zudem werden die bereits erkennbaren, verschobenen Vegetationsperioden diesem Trend weiter folgen (vgl. WWF, 2013, online; Parry et al., 2004, S. 53 ff.). Hungersnöte werden zukünftig bisher verschonte Gebiete erreichen, während durch verbesserte Bedingungen anderswo wieder Produktionssteigerungen möglich werden. Da sich aber die exakten Veränderungen und vor allem die Einwirkungen von Extremwetterereignissen und Umweltkatastrophen kaum voraussagen lassen, sind klare Vorhersagen nicht möglich (Rahmstorf / Schellnhuber, 2012, Pos. 1478 ff.).

2.4 Klimawandel in den Alpen

Die Bewohner der besonders stark betroffenen Alpen blicken den Änderungen häufig mit Besorgnis entgegen. Im Folgenden wird die Rolle des Klimawandels für die Tourismusgebiete in den Alpen genauer untersucht.

2.4.1 Die Alpen als Frühwarnsystem

Die Alpenregionen gelten als besonders anfällig für die stattfindenden Klimaveränderungen und die Auswirkungen der letzten Jahre sind in diesen Gebieten besonders deutlich zu erkennen. Wie bereits im Kapitel über den Meeresspiegelanstieg kurz erwähnt, sind die kleineren Gletscher der Erwärmung viel stärker ausgesetzt als die großen Eisschilde (vgl. ORF-Science, 2013a, online), wodurch Veränderungen früher eintreten.

2.4.2 Nachweis des Umweltwandels

Der Umweltwandel zeigt sich in den im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt vielfach exponierteren alpinen Regionen anhand einer Reihe von Phänomenen. Eindeutiger Indikator ist der Temperaturanstieg, der in den letzten Jahrzehnten in den Alpen zwei- bis dreimal so stark ausfiel wie im weltweiten Durchschnitt (vgl. OECD, 2007, S.11, vgl. ZAMG, online, 2013c). Während weltweit die Erwärmung im letzten Jahrhundert lediglich 0,6 bis 0,7 Grad betrug, steigerte sich die Temperatur in den Alpen allein seit 1985 um ein ganzes Grad Celsius (vgl. ORF-Science, 2013b, online), im gesamten Jahrhundert um etwa 2 Grad Celsius. Der Standard berichtet 2007 „ In den vergangenen 1.300 Jahren war es in den Alpen noch nie so warm wie jetzt. Zu diesem Schluss ist eine internationale, von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien geleitete Klima-Studie gekommen, die das Klima in den Bergregionen Mitteleuropas bis ins 8. Jahrhundert rekonstruierte. Die Reaktionen waren unterschiedlich: Während Wissenschaftler von einer "konkreten Aussage" sprechen, schlugen Umweltorganisationen wie etwa der WWF Alarm. Die Tourismusbranche sucht indes nach Auswegen aus der drohenden Krise.“ (Der Standard, 2007, online)

Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, dokumentiert 2007 „Die Jahre 1994, 2000, 2002 und vor allem 2003 waren die wärmsten, die in den Alpen in den letzten 500 Jahren verzeichnet wurden “ (OECD, 2007, S.11). Dem gilt es noch den Sommer 2012 hinzuzufügen, der mit einer positiven Temperaturabweichung von 2 bis 3 Grad Celsius in den Gipfelregionen der Alpen zu den wärmsten seit Messbeginn zählt (vgl. MeteoSchweiz, 2012, online).

Die Grafik zeigt die Abweichungen der Jahrestemperatur weltweit - obere Linie, linke Sakla und im Alpenraum - untere Linie, rechte Skala (vgl. ZAMG, 2013c, online).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Temperaturentwicklung (Quelle: ZAMG, 2013c, online)

Der Nachweis des Umweltwandels lässt sich nicht nur aufgrund der erhöhten Temperaturen nachweisen. Weitere Indizien wie die in Hochgebirgsseen nachgewiesene steigende UVB-Belastung und Schwermetalldepositionen deuten ebenfalls auf den klimatischen Wandel hin (ZAMG, 2013c, online). Dieser hat bedeutende Folgen für den Alpenraum.

2.4.3 Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen

Zur Bestimmung, wie sich der Klimawandel künftig in den Alpen weiterentwickelt, werden vor allem zwei Methoden zur Unterstützung herangezogen. Zum einen verwenden Wissenschaftler globale Zirkulationsmodelle, kurz GCM (General Circulation Model), als Ausgangsbedingungen für regionale Klimamodelle, RCM, welche aufgrund ihrer genaueren Auflösung von ungefähr 20 Kilometern besser geeignet sind als die GCM, die durch ihre grobe Auflösung von 120 Kilometern die Topographie der Alpen kaum berücksichtigen können. Diese Modelle replizieren verschiedene Merkmale des derzeitigen Alpenklimas und simulieren anhand der gewonnenen Daten zukünftige Klimaszenarien. Zwar sind die gewonnen Erkenntnisse nicht mit hundertprozentiger Sicherheit dementsprechend anzunehmen, die Technologie leistet aber eine gute Arbeit eine Vorstellung vom Zukünftigen zu geben (vgl. OECD, 2007, S. 20).

Die CIPRA schätzt die Vorhersagen für die nächsten 40 Jahre als relativ zuverlässig ein und beschreibt die zukünftigen Entwicklungen wie folgt „ Es wird sich fortsetzen was bereits in früherer Vergangenheit beobachtet wurde: eine in den Alpen doppelt so starke Erwärmung wie im globalen Mittel. Die Niederschlagssummen bleiben dazu nahezu konstant, dafür wird sich aber die saisonale Verteilung der Niederschläge verändern. Im Sommer werden die Niederschläge weiter abnehmen. Dagegen steigen die Niederschläge im Spätwinter und im Frühjahr weiter an, wobei es immer häufiger regnen und immer weniger schneien wird. Gleichzeitig steigt die Nullgradgrenze in den Bergen an, so dass die Tage mit Schneebedeckung in den tiefer gelegenen Gebieten stark zurückgeht.“ (vgl. CIPRA, 2006, S. 31 f.).

2.4.3.1 Temperaturanstieg

Ergebnisse von Zirkulationsmodellen zeigen eine Erwärmung in den Alpen sowohl im Winter als auch im Sommer, wobei der Temperaturanstieg im Sommer signifikanter auszufallen scheint. Auch die Grade in Höhenlagen würden deutlicher ansteigen. Diese Erkenntnisse stimmen mit den bisher zu beobachtenden Entwicklungen überein (vgl. OECD, 2007, S. 21 f.). Globale Modelle simulieren einen Temperaturanstieg im Alpenraum bis zum Jahr 2100 um 3,5 Grad Celsius mit einer Schwankungsbreite von + 2 bis + 5,5 Grad Celsius. Die gegenwärtigen gemessenen HISTALP-Temperaturen liegen höher als die vom Modell berechneten Grade. Die regionalen Modelle zeigen lediglich einen Anstieg von 2 Grad Celsius, deuten aber im Jahresmittel auf eine verstärkte Erwärmung in Regionen des südlichen Alpenbogens beispielsweise in Südtirol. Abgesehen davon stellt sich die Temperaturerhöhung relativ homogen dar. Eine saisonale Betrachtung der Entwicklungen zeigt eine geringere Erwärmung als im Jahresmittel für die Wintermonate Dezember, Jänner und Februar, vor allem in den südlichen Alpen in Italien und Südostfrankreich. Dafür tritt in diesen Gebieten wie auch in Teilen Kroatiens, Bosnien und Herzegowina im Sommer (Juni, Juli, August) eine verstärkte Temperaturerhöhung auf (vgl. ZAMG, 2013c, online). Eine Untersuchung der relativen Häufigkeit heißer Tage (mindestens 30 Grad Celsius) und Sommertage (mindestens 25 Grad Celsius) in den Sommermonaten (Juni, Juli, August) in Wien von 1961 bis 1990 und der voraussichtlichen Temperaturen in der Periode 2020 bis 2049 ergab eine Zunahmen der heißen Tage von 10 auf 24 Prozent sowie eine Steigerung der Sommertage von 40 auf 69 Prozent. Zudem erhöhen sich die Temperaturminima mit einem Anstieg um sechs Grad Celsius stärker als die Temperaturmaxima mit einer Erwärmung von vier Grad Celsius (vgl. ZAMG, 2013c, online).

2.4.3.2 Niederschlag

Aufgrund der hohen räumlichen und zeitlichen Variabilität erweisen sich Vorhersagen über Niederschläge schwieriger und sind mit größeren Unsicherheiten behaftet als jene über Temperaturen. Die gemessenen Niederschlagstrends sind in den einzelnen Alpenregionen sehr unterschiedlich. Globale Modelle zeigen eine Zunahme an Niederschlägen im Nord-Westen, der Süd-Osten weist eher eine Abnahme der Niederschläge auf. Regionalen Modellen zufolge ergibt sich nur eine geringe Veränderung im Norden und Osten in Bezug auf die Niederschlagsmenge. Im Süden und Westen deuten die Simulationen auf eine Abnahme von 10 bis 15 Prozent hin. Wie auch bei den Temperaturen sind die saisonalen Unterschiede verstärkt. „ In den Wintermonaten kommt es fast ausschließlich zu einer Zunahme der Regenmenge, vor allem wiederum in Gebieten südlich des Alpenhauptkamms, ganz besonders im äußersten Nordwesten Italiens. Der Sommer ist geprägt von einer markanten Niederschlagsabnahme fast über die gesamte GAR, wobei auch hier der Süden und Westen stärker betroffen ist. Lediglich im Wald- und Mühlviertel wird eine leichte Zunahme der Regenmenge simuliert. “ (ZAMG, 2013d, online).

2.4.3.3 Dauer der Schneebedeckung

Die veränderten Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse wirken sich wesentlich auf die Schneebedeckung aus. In einigen Gebieten wie der Poebene und der Còte d’Azur im Süden Frankreichs vermuten Wissenschaftler zukünftig ein Ausbleiben der Schneebedeckung. In den zentralen Alpen fällt der Rückgang geringer aus, aber auch hier ist eine saisonale Verkürzung vorauszusehen. Je nach Höhenlage wirkt sich diese dementsprechend stärker beziehungsweise schwächer aus (vgl. ZAMG, 2013d, online).

Dieser Aspekt spielt vor allem für die Tourismusregionen in den Alpen eine wesentliche Rolle. Laut OECD gelten „ 609 der 666 alpinen Skigebiete (d.h. 91 %) in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz als von Natur aus schneesicher. Die übrigen 9 % werden bereits unter Grenzbedingungen betrieben “ (OECD, 2007, S.12). Die Klimaerwärmung wirkt sich stark auf diese Gebiete aus. Bei einer Erwärmung von nur einem Grad Celsius reduziert sich die Anzahl der schneesicheren Regionen auf 500, bei einer Temperaturerhöhung um zwei Grad Celsius auf 404 und drei Grad Celsius lassen nur noch 202 schneesichere Skigebiete zurück. Aufgrund der Höhenlage sind Deutschlands Wintersportregionen am stärksten betroffen. Eine Erwärmung von nur einem Grad Celsius bewirkt einen Rückgang der schneesicheren Regionen um 60 Prozent. Ein Temperaturanstieg von vier Grad Celsius würde fast alle Skigebiete Deutschlands schneeunsicher machen. Die Schweiz ist unter den Alpenländern am besten positioniert und eine Erwärmung von einem Grad würde lediglich zehn Prozent der Skiregionen kosten, vier Grad reduzieren die schneesichern Gebiete der Schweiz um 50 Prozent (vgl. OECD, 2007, S. 12). Die Abbildung 9 zeigt die Reduktion der Skigebiete mit zunehmenden Temperaturen in den Alpenländern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Anzahl der Skigebiete in den Alpen (Quelle: Daten aus OECD, 2007, S. 12 f.)

2.4.3.4 Auswirkungen auf den Tourismus

Die stattfindenden Klimaveränderungen haben wesentliche Auswirkungen auf die Wirtschaftslage weltweit. Nicht nur Produktionszyklen und Ernteertrag sind von der globalen Erwärmung stark beeinflusst, auch für den Tourismus spielt der Klimawandel eine zentrale Rolle. Vor allem die Alpenregionen, die, wie bereits erwähnt, die Folgen globaler Erwärmung besonders zu spüren bekommen, sind stark vom Wintertourismus abhängig. Die vorhergesagten verkürzten Saisonzeiten und verringerte Schneesicherheit zwingen die Regionen zu handeln und bereits in den letzten Jahren sind Entwicklungen in vielen Skiregionen merklich. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung (APA) äußerte sich 2007 optimistisch zu dem Thema: "Der österreichische Tourismus hat aus der Vergangenheit gelernt und stellt sich heute mit einem differenzierten Winterangebot dar, das nicht mehr nur an Schnee gebunden ist. Selbstverständlich hoffen wir auf Schnee und darauf, dass sich auch dieser Winter dank sehr guter Buchungslage in der Kernzeit zwischen Weihnachten und den Semesterferien positiv entwickeln wird" (vgl. Der Standard, 2007, online).

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783956849213
ISBN (Paperback)
9783956844218
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Privatuniversität Schloss Seeburg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
Klimawandel Tourismus Wintersport Anpassungsmöglichkeit Zukunftsprognose Alpen Schneesicherheit
Zurück

Titel: Der Tourismus in den Alpen: Zukunftsprognosen und mögliche Auswirkungen
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
72 Seiten
Cookie-Einstellungen