Kritische Lebensereignisse: Belastung oder Herausforderung?
Zusammenfassung
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Inhaltsverzeichnis
4. Forschungsperspektiven
In der Psychologie gibt es verschiedene Forschungsperspektiven, die sich mit kritischen Lebensereignissen beschäftigen. Sie suchen alle nach Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Dazu gehören die klinisch-psychologische Forschungsanalyse, die Stressanalyse und die Entwicklungspsychologie (Filipp, 1995a).
4.1 Klinisch-psychologische Forschung
Ihren Ausgangspunkt hat die Lebensereignisforschung in der klinisch-psychologischen Forschung. Sie versucht Beziehungen zwischen kritischen Lebensereignissen und physischen sowie psychischen Erkrankungen herzustellen.
Es war beobachtet worden, dass vor diversen Erkrankungen kritische Lebensereignisse gehäuft auftraten. Daraus ergab sich die Hypothese, dass kritische Lebensereignisse krankheitsauslösend und bzw. oder krankheitsverursachend sein könnten.
Die klinisch-psychologische Forschung nimmt an, dass die Neu- bzw. Wiederanpassung, die mit kritischen Lebensereignissen einhergehen, unterschiedlich hoch eingeschätzt werden und dass jeder Mensch eine unterschiedliche Kapazität hat, um die Neu- bzw. Wiederanpassung zu verarbeiten. Die Belastungswerte (subjektive Einschätzung von Belastungen eines kritischen Lebensereignisses) bei klinischen Patienten sind ausnahmslos höher als bei „Kontrollgruppen“, wie eine Vielzahl von Studien belegen (Filipp, 1995a).
4.2 Entwicklungspsychologie
Entwicklungspsychologisch wurde die Lebensereignisforschung, indem sie die Bewältigung von kritischen Lebensereignissen sowie die Persönlichkeits- und Selbstkonzeptentwicklung analysierte. Der Einfluss normativer und nicht-normativer kritischer Lebensereignisse auf die Persönlichkeits- und Selbstkonzeptentwicklung wurde prospektiv und retrospektiv untersucht (Krampen, 2002).
Kritische Lebensereignisse werden als Vorraussetzung für entwicklungsmäßigen Wandel dargestellt. Sie haben das Potential, um zum persönlichen Wachstum beizutragen (Filipp, 1995a).
Die Entwicklungspsychologie unterscheidet Lebensereignisse und Entwicklungsaufgaben. Eine Entwicklungsaufgabe ist ein normatives Ereignis. Lebensereignisse sind hingegen nicht normativ.
Entwicklungsaufgaben gliedern den Lebenslauf. Sie geben Entwicklungs- und Sozialisationsziele vor. Viele Entwicklungsaufgaben sind vorgegeben, aber nicht alle. Vorgegebene Aufgaben werden individuell interpretiert und bewertet (Montada, 2002).
Havighurst (1948) stellte drei allgemeine Quellen für Entwicklungsaufgaben während des Lebenslaufes zusammen:
1. biologische Veränderungen innerhalb des Organismus (z.B. Pubertät, Menopause)
2. Aufgaben die durch die Gesellschaft gestellt werden (z.B. im Beruf, Rente)
3. Werte, Aspirationen und Ziele des sich entwickelnden Individuums selbst
Für Havighurst (1948) bedarf es einer erfolgreichen Bewältigung von jeder gestellten Entwicklungsaufgabe, damit sich der Mensch gesund weiterentwickeln kann.
In Lebensretrospektiven werden kritische Lebensereignisse eher als Wendepunkte im Leben angegeben als altersnormierte Entwicklungsaufgaben (Montada, 2002).
4.3 Stressforschung
Eine andere Forschungsperspektive ist die Stressforschung. Hier hatte das Stresskonzept von Selye (1956) einen prägenden Einfluss. Die zentrale Annahme ist, dass Stressoren von außen auf unseren Organismus einwirken. Sie ergeben einen bestimmten Zustand im Organismus („Stress“). Der Stress muss durch eine Wiederanpassungsleistung bewältigt werden.
Selye konzipierte das „Generelle Adaptionssyndrom“, das 3-Phasen beinhaltet:
1. Phase der Alarmreaktion
2. Phase der Anpassung
3. Phase des Erschöpfungszustandes
Nach Selye löst jede als belastend empfundene Situation „Stress“ aus. Nach seiner Meinung haben angenehme und unangenehme Ereignisse die gleiche Stresswirkung. Er unterscheidet Eustress und Distress. Eustress erlebt man bei positiven Ereignissen, Distress bei negativen. Nach Selye sind Stressoren also unspezifisch. Danach würde die Belastung bei dem Tod eines Ehepartners die gleiche Wiederanpassungsleistung des Organismus erfordern, wie die Geburt eines Kindes. Diese Annahme gilt aber durch die heutige Lebensereignisforschung als widerlegt.
Heute wird grob zwischen Stressoren unterschieden, die bei hoch belastenden kritischen Lebensereignissen auftreten und zwischen Alltagsstressoren. Letztere (z.B. Strafzettel, Pubertät) sind nicht so belastend und sind oft für einen Entwicklungsabschnitt charakteristisch. Über die Tatsache, dass Alltagsstressoren nicht so belastend sind, besteht aber keine Einigkeit in allen Studien. Seiffge-Krenke (2001) ist bei seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass Alltagsstressoren häufig schädlicher für die Gesundheit sind als kritische Lebensereignisse. Nach seiner Studie sind Alltagsstressoren auch mehr als Ursache für psychische Symptome verantwortlich.
5. Methoden
Bei der quantitativen Erfassung von kritischen Lebensereignissen (Lebensstress) gibt es zwei Hauptrichtungen:
1. Fragebogen Ansatz
2. persönliches Interview
5.1 Fragebogen Ansatz
Bei diesem Ansatz wird anhand von ausgewerteten Fragebogen eine Skala konstruiert (Keller, 1997). Ein Beispiel ist die Skala mit kritischen Lebensereignissen von Holms und Rahn (1980). Diese Liste ist standardisiert und hat eine feste Anzahl von kritischen Lebensereignissen (43).
394 Probanden sollten jedes Ereignis in Relation zur Heirat (Durchschnittswert 500) einschätzen. Wenn eine Anpassung bei einem kritischen Lebensereignis länger und intensiver eingeschätzt wird als bei einer Heirat, dann muss der Anpassungswert über dem Durchschnittswert 500 gesetzt werden. Wenn die Anpassung nicht so intensiv und kürzer ist als bei der Heirat, dann muss der Wert unter 500 liegen. Je kleiner der Wert ist, desto weniger Anpassungserfordernisse werden dem Lebensereignis zugeschrieben.
Der Durchschnittswert ergibt sich durch die angegebenen Anpassungswerte dividiert durch 10.
Die Rangliste, die aus der Studie hervorging, befindet sich in Anlage 1.
Eiduson und Forsythe (1981) versuchten zu analysieren, welche kritischen Lebensereignisse für Kinder von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr am belastensten sind. Dazu befragte sie Experten, Ärzte, Psychologen, Erzieher und Betreuer.
Er kam zu folgenden Belastungsstufen:
1. Belastungsstufe
Tod eines Elternteils, Kinder erhalten Alkohol oder Drogen, Krankheit mit Krankenhausaufenthalt
2. Belastungsstufe
Krankheit der Mutter (Pflege des Kindes betreffend, sichtbare Deformierung (z.B. durch einen Unfall)), sexueller Missbrauch und schwere Körperstrafen
3. Belastungsstufe
Mutter lehnt Kind ab, ignoriert es oder lebt in einem intensiven Konflikt mit ihm, Alkohol oder Drogenabhängigkeit eines Elternteils, Trennung und Scheidung der Eltern, Elternteil im Gefängnis, Ehekonflikt
4. Belastungsstufe
Eltern- Kind- Trennung mehr als 2 Wochen (Kind bei Verwandten und Freunden), Unfall mit Einlieferung ins Krankenhaus, Adoption, Mutter voll berufstätig, Geschwisterkind wird geboren, überbehütete oder überforderte Erziehung, Mutter neuer Partner. Kind kommt in die Krippe
5.1.1 Kritik am Fragenbogenansatz
Beim Fragebogenansatz wird die situative und subjektive Bedeutung nicht beachtet (Haußer, 1983). Die Ergebnisse zeigen auch zu wenig Korrelation und Reliabilität. Es wurde nicht zwischen dem Auftreten von einzelnen schwerwiegenden und mehreren leichten Lebensereignissen differenziert (Reck, 2001).
Die Einschätzung der Stresswerte wird retrospektiv angegeben. Bei der Bewertung ist es schwer zu unterscheiden, ob die Einschätzung sich auf das Ereignis selbst oder auf seine Konsequenzen und/oder auf seine Vorgeschichte bezieht (Filipp, 1995a). Die rückblickende Einschätzung von kritischen Lebensereignissen ist auch davon abhängig, wie die aktuell Befindlichkeit der Person ist (Filipp, 1995a).
Die Durchschnittswerte, die Holmes und Rahe (1980) durch ihre Studie ermittelt haben, werden als pseudo-objektiv eingestuft, weil ein kritisches Lebensereignis für jeden Menschen eine andere Bedeutung hat und anders gewichtet wird. Es ist also nicht möglich einen Anpassungswert für ein kritisches Lebensereignis zu finden, der für alle Menschen gilt (Keller, 1997).
5.2 Interviewansatz
Mit Interviews haben z.B. Brown und Harris (1978) gearbeitet. Sie entwickelten die „Bedford College Life Events and Difficulties Schedule (LEDS)“. Ihre Probanden waren Frauen. Bei der Untersuchung berücksichtigten sie auch die Lebensumstände.
Die kritischen Lebensereignisse wurden in vier Stufen gewichtet: z.B. der Tod oder eine lebensbedrohende Krankheit bei einem Gatten oder Verwandten, ein schwer behindertes Kind
2. Mehrheit der bedrohlichen Situationen, z.B. Verlust einer Vertrauensperson durch Wegzug, Ehemann krank und muss ins Krankenhaus
3. Immer noch bedrohlich, aber nicht mehr so schwerwiegend
4. Negative Implikationen sind nach 2 Wochen verschwunden oder es sind positive kritische Lebensereignisse.
Der Interviewer schätzt das kritische Lebensereignis und die Lebensbedingungen ein. In „Fallkonferenzen“ präsentiert der Interviewer weiteren Beurteilern die kritischen Lebensereignisse und die sozialen Umstände. Die entgültige Bewertung der kritischen Lebensereignisse erfolgt durch das Team.
5.2.1 Kritik am Interviewansatz
Kritisiert wird an Browns und Harris’ Vorgehensweise, dass die subjektive Einschätzung der eigenen Lebensereignisse nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese Methode erfordert hinzu einen enormen zeitlichen Aufwand (Reck, 2001). Es kann auch möglich sein, dass der Befragte sich verstellt, z.B. um dem Interviewer zu gefallen.
5.3 Münchner Ereignisliste (MEL)
Viele Studien arbeiten auch mit der Münchner Ereignisliste (MEL). Es ist ein zweistufiger Fragebogen- und Interviewansatz. Zuerst erhält der Befragte eine Liste von kritischen Lebensereignissen, die in erster Linie zur Wiedererkennung dient. Die Liste ist offen und kann so noch ergänzt werden. Anschließend wird ein Interview durchgeführt, in dem die kritischen Lebensereignisse zeitlich eingeordnet werden, der Schweregrad der Belastung eingeschätzt und die affektiven Tönungen von den Befragten vorgenommen werden. Im Wesentlichen übernimmt der Interviewer dann die Einschätzung des Befragten, soweit diese nicht durch Verdrängung und Verleugnung zustande gekommen zu sein scheinen (Maier-Diewald et al., 1983).
5.4 Kategoriensystem frei generierter Lebensereignisse
In der Untersuchung von Kuhl, Braukmann und Filipp (1981) sollten die Probanden max. 20 persönlich wichtige Ereignisse aufzählen. Das Ziel des Verfahrens war, „[...] individuelle Formen der Konstruktion und Rekonstruktion der eigenen Entwicklung zu erhellen und im Kontext weitere Persönlichkeitsmerkmale der Probanden Bewältigungsstrategien im Umgang mit bedeutsamen Lebensereignissen erschließen zu können“ (Kuhl et al., 1981, S. 1).
Das Kategoriensystem frei generierter Lebensereignisse ist in Anlage 2 zu finden.
5.5 Vergessenseffekt
Der Vergessenseffekt bei kritischen Lebensereignissen sehr hoch. Doch bei schwerwiegenden kritischen Lebensereignissen tritt er weniger auf. Bei der MEL ist deutlich geworden, dass die Befragten nach acht Jahren von 30% weniger kritischen Lebensereignissen berichteten als vorher. Dabei wurden 39% der weniger belastenden und positiven kritische Lebensereignisse vergessen und 26% der schwerwiegenden kritischen Lebensereignisse. Es hat sich gezeigt, dass der Vergessenseffekt beim Fragebogenansatz hoher ist als beim Interviewansatz (Keller, 1997).
6. Bewältigung
Lazarus (1995) gibt vier Bewältigungsformen an, die alle problemlösende und emotionsregulierende Funktionen haben:
1. Informationssuche
Die Person braucht bestimmte Kenntnisse, um eine Bewältigungsstrategie zu wählen oder um mögliche Schädigung und Bedrohung einzuschätzen.
2. direkte Aktion
Die direkten Aktionen können auf die eigene Person oder auf die Umwelt gerichtet sein. Diese Aktionen können z.B. das Ziel haben, vergangenes Leid oder Unrecht zu bewältigen.
3. Aktionshemmung
Unterdrückung eines Handlungsimpulses, der nur Schaden anrichten würde. Jede Handlung kann potentiell an moralische, soziale und physische Grenzen stoßen. Es ist nur möglich sich für bestimmte Handlungen zu entscheiden, wenn man starke Handlungsimpulse (z.B. Ärger oder Wut) zugunsten anderer Handlungsziele unterdrückt.
4. intrapsychische Prozesse
Dazu zählen alle Prozesse, die der Regulierung von Emotionen dienen.
Eine Bewältigungsstrategie ist die Suche nach dem Sinn eines kritischen Lebensereignisses. Ein Sinn kann nicht darin gefunden werden, dass ein Ereignis nur Zufall oder Pech war. Um einen Sinn zu finden, versuchen sich Menschen nicht auf Verluste zu konzentrieren, sondern suchen nach Gewinnen, die aus den kritischen Lebensereignissen resultieren. Ein Sinn kann auf verschiedene Weise gefunden werden. Man kann die Erkenntnis machen, dass man in der Lage ist, schwierige Probleme zu lösen oder man freut sich über die erfahrene Unterstützung und Solidarität vom sozialen Umfeld. Diese Suche nach dem Sinn kann helfen belastende Gefühle zu bewältigen (Filipp, 1995a).
Die konstruktive Problemlösung scheint die ideale Bewältigungsstrategie zu sein. Es wird jedoch ebenfalls angenommen, dass ein Aufbau eines Repertoires von verschiedenen Bewältigungsstrategien als stressabweisend wirkt (Montada, 2002).
Eine falsche Bewältigungsstrategie kann hingegen zu Fehleinschätzungen führen. Durch leugnen, Alkohol trinken und Tabletten nehmen fühlen sich die Personen besser, aber die Situation ist immer noch die gleiche und sie verschlimmert sich zunehmend (Lazarus, 1995).
6.1 Coping
„Coping” ist ein Sammelbegriff für die Reaktionen, die bei der Konfrontation mit belastenden und bedrohlichen Situationen von einer Person gezeigt werden.
Die verschiedenen „Coping-Ansätze“ haben nach Filipp (1995) zwei Gemeinsamkeiten:
1. Bewältigungsprozesse werden auf allen Ebenen vermutet.
2. Die Auseinandersetzung mit und Bewältigung von kritischen Lebensereignissen ist ein prozessuales Geschehen, das von der zeitlichen Ausdehnung sehr unterschiedlich sein kann.
„Coping“ ist ein dynamischer und komplexer Prozess. Es entwickelt sich mit zunehmendem Alter und wird immer differenzierter.
Es gibt zwei Grundtypen von „Coping“:
1. „Problemfokussiertes Coping“, mit dem Ziel, die Situation zu verbessern.
2. „Emotionsfokussiertes Coping“, um psychische Komponenten zu verändern (Seiffge-Krenke, 2002).
In diesem Zusammenhang ist zu unterscheiden, ob die Bedingungen veränderbar (z.B. Alkoholabhängigkeit) oder unveränderbar sind (z.B. Tod eines nahestehenden Menschen) (Schmalohr, 1989). Bei unveränderbaren Bedingungen nützt ein „problemfokussiertes Coping“ wenig. Die Person kann nur auf ein „emotionsfokussiertes Coping“ zurückgreifen (Seiffge-Krenke, 2002).
7. Ressourcen
Ressourcen können nachteilige Effekte abfangen oder die nachteiligen Effekte in einen Gewinn für die Entwicklung umwandeln. Eine Unterteilung in individuelle Ressourcen (z.B. Persönlichkeitsfaktoren), interpersonelle Ressourcen (z.B. soziale Unterstützung) und strukturelle Ressourcen (z.B. Schichtzugehörigkeit) ist möglich (Seiffge-Krenke, 2002).
7.1 Das soziale Umfeld als Hilfe zur Bewältigung von kritischen Lebensereignissen
Soziale Unterstützung wird als wichtiger Schutzfaktor bei der Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen angesehen. Eine soziale Isolation gilt hingegen als sehr stressreich (Seiffge-Krenke, 2002).
In diesem Zusammenhang sind zwei Begriffe zu unterscheiden: Soziale Unterstützung und soziales Netzwerk. Sommer und Fydrich (1991) definieren die Begriffe wie folgt: Die soziale Unterstützung wird subjektiv wahrgenommen. Es ist entscheidend, wie Individuen die sozialen Interaktionen und Verbindungen wahrnehmen und einschätzen.
Das soziale Netzwerk kann durch Strukturmerkmale, wie Größe, Dichte, Homogenität, Art und Dauer der Beziehung usw. beschrieben werden.
Es gibt zwei Hypothesen darüber, wie die Bewältigung eines kritischen Lebensereignisses mit der sozialen Unterstützung zusammenhängt:
Die Puffereffekthypothese und die Haupteffekthypothese.
Am häufigsten wird die Puffereffekthypothese untersucht. Es wird angenommen, dass die ungünstige Wirkung von kritischen Lebensereignissen auf das psychische Wohlbefinden durch die soziale Unterstützung reduziert wird.
Nach der Haupteffekthypothese wirken die soziale Unterstützung und kritische Lebensereignisse unabhängig voneinander auf die Psyche eines Menschen ein (Reck, 2001).
7.2 „Vulnerabilitätsfaktor“ als Erschwernis der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen
Hinter dem „Vulnerabilitätsfaktor“ steht die Idee, dass der Mensch durch wiederholtes Auftreten von depressiven Episoden verletzlicher für weitere kritische Lebensereignisse ist. Der Mensch wird, in Folge von dauernden Bewältigungen von kritischen Lebensereignissen, immer erschöpfter.
Die entgegengesetzte Hypothese ist, dass Menschen durch die Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen immer mehr Erfahrungen sammeln und sich verschiedene Bewältigungsstrategien aufbauen. Die Bewältigung von kritischen Lebensereignissen fällt ihnen deshalb immer leichter (Reck, 2001).
Diese beiden Hypothesen sind aber sehr davon abhängig, ob die Bewältigung der kritischen Lebensereignisse gut funktioniert. Wenn es einem Menschen nur schwer oder gar nicht gelingt ein kritisches Lebensereignis zu verarbeiten und zu bewältigen, dann ist jedes weitere Ereignis natürlich noch belastender, weil sich die Ressourcen des Menschen verändert haben.
Hat ein Mensch jedoch großen Erfolg bei einer Bewältigung eines kritischen Lebensereignisses, so kommt es zu positiven Zugewinnen. Die Person erweitert z.B. sein Repertoire an Bewältigungsstrategien. Beim nächsten Eintreten eines kritischen Lebensereignisses haben sich dann seine Ressourcen erhöht und die Person bringt mehr Erfahrung mit (Reck, 2001).
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Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (PDF)
- 9783956849954
- ISBN (Paperback)
- 9783956844959
- Dateigröße
- 5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1
- Schlagworte
- Psychologie Scheidung Eltern Stressforschung Depression Schulwechsel
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