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Südafrika: Makroökonomische Entwicklungsperspektiven eines Schwellenlandes

©2014 Bachelorarbeit 45 Seiten

Zusammenfassung

Schwellenländer bieten durch ihre Dynamik große Chancen und gleichzeitig weit-reichende Risiken, die stark von den individuellen Umwelteinflüssen abhängen. Am Beispiel Südafrikas werden in dieser Arbeit verschiedene Variablen aus politisch-rechtlichen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Bereichen betrachtet, die für die weitere Entwicklung des Landes von Bedeutung sein können. Konkret werden im politisch-rechtlichen Teil Aktionspläne zur Steigerung des Wirtschaftswachstums abgehandelt, die Gesetze Black Economic Empowerment und die Landreform erläutert, sowie die Parteienlandschaft und die Gewerkschaftsmacht dargestellt. In der ökonomischen Analyse werden die wirtschaftlichen Folgen von Streiks und Tarifverhandlungen verdeutlicht, gefolgt von einer Analyse und Prognose des BIP und der Leistungsbilanz. Auch Schlüsselsektoren der Wirtschaft, die Zusammensetzung der Arbeitslosigkeit und Gründe für die hohe Arbeitslosenquote werden in diesem Teil erläutert. In der sozio-kulturellen Analyse werden die Themenschwerpunkte Bildung, AIDS, die herrschende Armut und die Ungleichheit des Landes behandelt. Zum Schluss folgt ein Fazit mit Ausblick.
Der Leser erhält insgesamt eine Markteinschätzung über Südafrika, welche Potenziale gegeben und welche Problematiken vorhanden sind.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


4.1.1 Black Economic Empowerment – Ein Ansatz für mehr Gleichheit

Die Ungleichheit im Land ist zwar offiziell seit Ende der Apartheid durch die rechtliche Gleichstellung aller Südafrikaner beendet, doch in sozialen wie wirtschaftlichen Bereichen weiterhin vorhanden.[1] Seitdem versucht die Regierung früher benachteiligte Bevölkerungsgruppen gezielt zu fördern. Prägend und vor allem kontrovers diskutiert, ist die weit ausgelegte Wirtschaftspolitik basierend auf dem Black Economic Empowerment (BEE).[2] Konkretisiert wurde BEE durch den Broad-Based Black Economic Empowerment Act (B-BBEE) aus dem Jahre 2003.[3] Dieses Gesetz zielt darauf ab „Schwarzen“ Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt einzuräumen, wobei der Begriff alle Nicht-Weißen Bevölkerungsteile, wie Inder, Asiaten, Farbige und Schwarze umfasst.[4] Ermöglichen soll dies eine eingeführte Scorecard, die BEE-Kriterien misst. Punkte erhalten Unternehmen für eine repräsentative Anzahl schwarzer Mitarbeiter, der vermehrten Besetzung von Führungspositionen durch Schwarze und der Schaffung von Beteiligungen am Unternehmen.[5] Weiterhin sieht der B-BBEE Act vor, bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen Unternehmen zu bevorzugen, die von Schwarzen geführt werden.[6] Die Gesetzgebung gilt für alle öffentliche Institutionen und Unternehmen, welche an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen möchten.[7]

Hintergrund des Ansatzes war die Eliminierung der durch die Apartheid entstandenen rassistischen Ausgrenzung schwarzer Bevölkerungsgruppen vom Wirtschaftsleben. Kritiker sehen dabei das Abwandern von Humankapital und Fachkräften, besonders in der weißen Bevölkerung, als größtes Problem. Ausgehend von BEE steht als Einstellungskriterium nicht die Ausbildung oder Qualifikation im Vordergrund.[8] Positionen werden mit Nicht-Weißen besetzt, denen oft nötige Kenntnisse fehlen, nur um höhere Werte in den Scorecards zu erlangen. Diese sind entscheidend für die Vergabe von staatlichen Aufträgen, welche geschätzt 30% der Wirtschaft ausmachen. Als Resultat leidet insbesondere die Produktivität.[9]

4.1.2 Die Landreform – Ein Mittel zur Umverteilung

Ein weiteres Instrument zur Reduzierung der Ungleichheit ist die 1994 eingeleitete Landreform. Diese besteht im Wesentlichen aus der Rückgabe von Ländereien, welche während der Apartheid unrechtmäßig enteignet wurden und der Umverteilung von Landflächen an vormals benachteiligte Südafrikaner. Die Rückgabe erfolgt, wenn der Geschädigte Beweise für die Enteignung vorlegen kann und eine Einigung mit dem verkaufenden Landbesitzer erzielt wird.[10] So werden Zwangsenteignungen vermieden, der Staat kauft das Land zum Marktpreis auf und übergibt es dem ursprünglichen Besitzer. Bei Nichteinigung werden den Benachteiligten alternative Landflächen zugesprochen oder ein finanzieller Ausgleich angeboten. Die Landumverteilung hat das Ziel, 30,0% der Landflächen in Besitz von Weißen an landlose Schwarze umzuverteilen und durch staatlich subventionierte Kredite zu fördern.[11] Dies funktioniert nach dem „willing buyer - willing seller“ Prinzip, bei dem ein Kauf des Landes durch den Staat nur auf freiwilliger Basis und Einigung mit dem Landbesitzer stattfinden kann. Allerdings konnten seit in Kraft treten des Umverteilungsprogramms bis 2011 erst 8,0%, also weniger als ein Drittel der angestrebten Landflächen verteilt werden.[12]

Die Idee, benachteiligte schwarze Bevölkerungsgruppen an der Landwirtschaft zu beteiligen und Arbeitsplätze zu schaffen, bleibt unverwirklicht. Es scheitert bisher an der Umverteilung und der nötigen Ausbildung der neuen schwarzen Landbesitzer, was brach liegende Felder aufgrund falscher Bewirtschaftung und Ertragslosigkeit zur Folge hat.[13]

Wegen des nur langsamen Fortschritts werden besonders aus der radikal linken Opposition der neu gegründeten Partei Economic Freedom Fighters Stimmen laut, ein ähnliches Modell wie in Zimbabwe zu implementieren. Dieses sieht unter anderem die Nationalisierung von Land ohne Entschädigungsleistungen mit anschließender Verteilung an die ärmere schwarze Bevölkerung vor.[14]

4.2 Parteienlandschaft

Die führende Partei seit Ende der Apartheid ist der African National Congress (ANC), welchem Nelson Mandela angehörte und den Präsidenten Jacob Zuma stellt. Der ANC ist eine Allianz bestehend aus der South African Communist Party und dem Congress of South African Trade Unions (COSATU). Der COSATU ist Südafrikas größter Gewerkschaftsverband und damit ein einflussreicher Partner.[15] Mit 66,0% der Sitze wurde die Wahl 2009 mit absoluter Mehrheit gewonnen, gefolgt von der Democratic Alliance (DA), die 16,8% erreichte, und dem Congress of the People mit 7,5%.[16] Die DA als größter Oppositionsgegner ist besonders bei der weißen Mittelschicht beliebt und versucht mit der weißen Parteichefin Helen Zille auch Stimmen in der schwarzen Bevölkerung zu gewinnen.[17]

Im Hinblick auf die Wahl im Mai 2014 wird die dominante Position des ANC mit großer Wahrscheinlichkeit weiter bestehen. Doch Prognosen, wie die des Marktforschungsinstituts Business Monitor Int. (BMI), gehen davon aus, dass der ANC Stimmen verlieren wird. Bedingt sind die Verluste durch das Aufkommen weiterer Oppositionsparteien, die nicht zuletzt durch die anhaltende Arbeitslosigkeit und die Unzufriedenheit mit dem Präsidenten Anklang finden.[18]

4.3 Korruption

Das Problem der Korruption ist überwiegend im öffentlichen Bereich vorhanden und gleichzeitig ein Hemmnis für die faire und vor allem effiziente Dienstleistungserbringung.[19] Die Anfälligkeit im Land bestätigt Transparency Int. mit dem Corruption Perceptions Index[20], in dem Südafrika einen Score von nur 42 erreicht, und damit ein ernstes Korruptionsproblem aufweist.[21] Davon bleibt auch das Staatsoberhaupt nicht verschont. Die Stellung Präsident Zumas wird durch immerwährende Korruptionsvorwürfe geschwächt. Jüngst aufgedeckt durch den Mail & Guardian wurde der Umbau seines Anwesens, welcher hohe Millionenbeträge verschlang, die allerdings nicht für angebliche Sicherheitsmaßnahmen verwendet wurden.[22]

Als Resultat der anhaltenden Korruption sinkt vor allem das Vertrauen in die Regierung. Eine Eindämmung gestaltet sich bisher als schwierig, da sie auf oberster Ebene von Politik und Wirtschaft beginnt und somit einflussreiche Machtpositionen dahinterstehen.[23]

4.4 Gewerkschaften

Durch die hohe Gewerkschaftszugehörigkeit im Land von über 27,8%, und zentralisierten Tarifverhandlungen, wohnt den Gewerkschaften ein hoher Einfluss inne, der sich vor allem in strikten Arbeitsgesetzen und Streiks niederschlägt.[24] Die drei größten Gewerkschaftsverbände werden dabei angeführt von COSATU mit 1,8 Mio. Mitgliedern gefolgt von der Federation of Trade Unions of South Africa mit über 0,5 Mio. Mitgliedern und der National Council of Trade Unions mit geschätzten 0,4 Mio. Mitgliedern.[25] Alle Dachverbände bestehen aus dazugehörigen Einzelgewerkschaften, denen verschiedene wirtschaftliche Sektoren zugeteilt sind. Obwohl alle drei Organisationen um Mitglieder konkurrieren, arbeiten sie in einem übergeordneten Forum, dem National Economic Development and Labor Council zusammen, um mit Arbeitgebern, der Regierung und bürgerlichen Vereinigungen Arbeitsgesetze zu verhandeln.[26]

5 Ökonomische Analyse

5.1 Wirtschaftliche Folgen von Streiks und Tarifverhandlungen

Trotz der hohen Gewerkschaftszugehörigkeit der Arbeiterschaft, die im Bergbau sogar 78,6% beträgt, sind wilde Streiks noch immer vorhanden. Mit Hilfe der drei großen Gewerkschaften konnten sie zwar stark eingedämmt werden, aber ein Vorfall aus dem Sommer 2012 zeigt ihre immer noch währende Präsenz.[27] Es kam zu Auseinandersetzungen in einem wilden Streik zwischen Polizisten und Bergbauarbeitern einer Platinmine, bei dem 34 Demonstranten getötet wurden. Grund der Aufstände waren höhere Lohnforderungen.[28] Die Folgen der Streiks, verknüpft mit einer schwachen Nachfrage der Handelspartner, waren verheerend. Die National Treasury schätzt den entstandenen Verlust in 2012 auf ZAR 15,3 Mrd. nicht zuletzt durch den Rückgang der Produktion um 16,7%.[29] Immer höhere Forderungen und damit verbundene Streikwellen belasten die Wirtschaft.[30] Reallöhne steigen deutlich stärker als die Produktivität im Land, was eine Konsequenz kollektiver Tarifverhandlungen ist.[31] Erschwerend kommt hinzu, dass strikte Arbeitsgesetze den Unternehmen untersagen, flexible Löhne oder Beschäftigungsverhältnisse festzusetzen, und Südafrika damit auf die letzten Plätze des vom World Economic Forum (WEF) veröffentlichten Global Competitiveness Report[32] befördert.[33]

Um die Wirtschaft zu fördern wird diese Flexibilität allerdings benötigt. Das empfiehlt auch die OECD, da es hinsichtlich der Einstellung neuer Mitarbeiter ein wichtiges Kriterium sei, die Beschäftigung zu erhöhen.[34] Im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit sind es gerade unflexible Arbeitsgesetze, zu hohe Löhne und die gewerkschaftliche Organisation im Land, die zu einer anhaltend hohen Quote beitragen.[35] Das Beispiel der Einführung einer „youth wage subsidy“ für Firmen, zwecks Risikominderung ungelernte Jugendliche einzustellen, da ein Tariflohn gezahlt werden muss, zeigt die Notwendigkeit noch einmal mehr. Eine Implementierung fand bisher, aufgrund der Gewerkschaftsmacht und der Angst, ältere Arbeitnehmer könnten ersetzt werden, nicht statt.[36]

5.2 BIP Entwicklung – Eine Prognose

Präsident Zuma betonte in seiner Rede zur Lage der Nation[37] noch einmal mehr, wie wichtig ein Wirtschaftswachstum von über 5,0% sei. Die Umsetzbarkeit wichtiger politischer Bestrebungen wie dem NDP sind davon abhängig.[38] Ein solches Wachstum wurde zwar schon in den Jahren 2005 bis 2007 realisiert, doch stellten sich seitdem moderatere Steigerungen von durchschnittlich lediglich 2,2% ein. Dies entspricht einem BIP von USD 504,7 Mrd. in 2012.[39] Nach einer relativ schwachen Erholung von der Rezession 2008/09, sehen Experten auch bei der zukünftigen Entwicklung keine wesentliche Besserung aufkommen. Die Weltbank prognostiziert für 2014 ein BIP-Wachstum von 2,7%, wobei BMI einen pessimistischeren Wert vorhersagt. Hinsichtlich der weiteren Prognosen ermittelte Information Handling Service Inc. (IHS), ebenfalls ein Marktforschungsinstitut, eine durchschnittliche Wachstumsrate bis 2017 von 4,2%, BMI sogar nur 3,0%, was das angestrebte Ziel der Regierung in weite Ferne rücken lässt.[40]

Gründe für diese Prognosen liegen beispielsweise im Konsum. Konsumausgaben sind mit einem Anteil von über 60,0% am südafrikanischen BIP wichtiger Bestandteil für zukünftiges Wachstum. Doch erfährt gerade dieser Bereich Einschränkungen durch nur moderate Erhöhungen der verfügbaren Einkommen und der hohen Arbeitslosigkeit.[41] Steigende Lebenshaltungskosten, besonders bei Strom, kombiniert mit einer Haushaltsverschuldung von über 75,6% lassen die Konsumneigung der privaten Haushalte schrumpfen, folglich sinken auch die Wachstumsprognosen. Hinzu kommt die schwache Nachfrage nach Exportgütern aus der EU und China.[42]

5.2.1 Handelspartner und die Leistungsbilanz

Der größte Handelspartner Südafrikas ist China, gefolgt von den USA. Die EU wurde ebenfalls zwischen 2003 bis 2008 zu einer wichtigen Exportdestination, doch aufgrund der Finanzkrise und nur langsamer Erholung bewegt sich die Nachfrage seitdem auf gleichbleibendem Niveau. Nachgefragt werden vor allem Rohstoffe wie Mineralien und Edelmetalle, welche über die Hälfte des Exports Südafrikas ausmachen, gefolgt von Fahrzeugen und Maschinen. Auf der Importseite gehören, neben Maschinen und Fahrzeugen, vor allem Rohöl zu den konsumierten Gütern.[43] Diese stammen von den Hauptimportländer China, Deutschland und Saudi Arabien.[44]

Die Leistungsbilanz des Landes weist dabei ein Defizit aus, welches 6,3% des BIP beträgt.[45] Dieser Zustand ist seit 2003 anhaltend und wird laut Prognosen auch in den kommenden Jahren keine Änderung erfahren. Die Weltbank prognostiziert bis 2016 jährliche Defizite von über 6,0%.[46] Gründe dafür liegen unter anderem im schwächeren Wachstum Chinas und der damit verbundenen gesunken Nachfrage nach den für Südafrika wichtigen Mineralienexporten. Hinzu kommen die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt im Bergbau-Segment, welche eine nur eingeschränkte Produktion zulassen und in Kostensteigerungen resultieren.[47]

Hinsichtlich der Importe, die im Wert ca. ein Drittel über den Exporten liegen, sind der schwache ZAR und die hohen Investitionen des Landes Faktoren, die zur negativen Bilanz beitragen.[48] Die Währung verlor im Laufe des Jahres 2013 über 19,0% gegenüber dem Dollar, was zu einer Verteuerung der Importe führt.[49] Paradoxerweise ist die Nachfrage nach Importgütern ungebrochen hoch, welche auf Investitionen in die Infrastruktur zurückzuführen ist. Dazu benötigt das Land vermehrt Kapitalgüter, wie Maschinen, die 40,0% des Imports ausmachen.[50]

Die Prognosen des anhaltenden Leistungsbilanzdefizits deuten auf eine notwendige stärkere wirtschaftliche Umorientierung Südafrikas, die es unabhängiger vom großen Anteil der Mineralienexporte macht, hin. IHS schlägt dazu Investitionen in importsubstituierende Branchen vor, die es ermöglichen, den Bedarf benötigter Kapitalgüter im eigenen Land herzustellen und zu decken und in Konsequenz auch das BIP Wachstum fördern. Ein Beispiel ist das verarbeitende Gewerbe, welches dafür als Schlüsselsektor gilt.[51]

5.2.2 Schlüsselindustrien

Der allgemeine Ressourcenreichtum hat dazu beigetragen das Land auf Kurs zu bringen.[52] Nun ist der Anteil des Bergbau-Sektors am BIP in den vergangenen Jahren gesunken und liegt bei 5,0%.[53] Nichtsdestotrotz bleibt der Wertbeitrag dieses Segments am Export der höchste und ist für andere Wirtschaftszweige der weiterverarbeitenden Industrie essenziell.[54] Den größten Anteil am BIP liefert der Dienstleistungsbereich mit 62,2%, der vor allem vom starken Finanzsektor und Einzelhandel im Land profitiert. Der Hoffnungsträger Südafrikas ist das verarbeitende Gewerbe, welches an Bedeutung zugenommen hat mit anteilig 15,1% am BIP. Hier sieht der Staat vor allem die Chance in der Automobilindustrie die Produktion im eigenen Land zu fördern.[55] Unterstützt wird die Branche deshalb durch das Automotive Production and Development Programme, ein Steuererleichterungspaket.[56] Ziel ist es, sich weiter vom reinen Rohstoffexporteur zu entfernen und in Richtung wertschöpfender Industrie zu bewegen.[57]

Südafrika befindet sich im Wandel, der sich in einer Verlagerung vom primären zum sekundären Sektor zeigt. In Kombination mit einem stark ausgeprägten Dienstleistungssektor kann eine Verringerung des Leistungsbilanzdefizits resultieren und die stärkere Exportorientierung gelingen.[58] Jedoch sind dazu auch Fachkräfte und entsprechend flexible Arbeitsgesetze nötig, ohne die dieser Schritt nicht vollzogen werden kann.

5.3 Arbeitslosigkeit – Zusammensetzung und Ursachen

Above all, employment needs to be boosted in both the short and long term.“[59] So lautet das Statement der OECD bezüglich der herrschenden Situation auf Südafrikas Arbeitsmarkt. Die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung beträgt 34,8 Mio. von denen nur etwas mehr als die Hälfte wirtschaftlich aktiv ist.[60] Die Beschäftigungsrate des Landes zeigt dabei einen geringen Wert von 41,9%, verglichen mit einem OECD Durchschnitt von 65,0%. Weiterhin wird der Arbeitsmarkt charakterisiert durch eine Arbeitslosenquote von 24,7%, die geprägt ist von zwei polarisierenden Faktoren, nämlich Alter und ethnischer Herkunft.[61]

Die Jugendarbeitslosigkeit, welche die Altersgruppe zwischen 15 und 24 erfasst, beträgt beunruhigende 51,4%. Mit zunehmendem Alter nimmt dieser Wert stetig ab. Überproportionale Arbeitslosenraten finden sich auch in der schwarzen Bevölkerung wieder. Im Vergleich zu Weißen ist diese mit 27,9% mehr als viermal so hoch.[62]

Dieses Bild zeigt nur marginale Veränderung, selbst nach zehnjähriger Betrachtung. Seit 2003 konnte weder die Arbeitslosenquote noch die ungleiche Betroffenheit wesentlich verbessert werden.[63] Neben den bereits erwähnten unflexiblen Gesetzesauflagen, die eine Beschäftigung erschweren, liegen die Probleme in dem Überangebot an unzureichend gebildeten Arbeitskräften, die oft nur im informellen Sektor eine Anstellung finden.[64] Die Verlagerung der Wirtschaft zur wertschöpfenden Produktion und Dienstleistungen, die den sekundären und tertiären Sektor stärken, erfordert jedoch vermehrt qualifizierte Arbeitskräfte, welche in diesen Bereichen auch nachgefragt werden.[65]

Zu erwähnen sind ebenfalls die hohen AIDS-Raten des Landes, die eine Anstellung verhindern und dafür sorgen, dass Arbeitslose nicht aktiv nach einem Job suchen können.[66] Als Konsequenz bleibt Perspektivlosigkeit unter der Bevölkerung, wie das Institute of Justice and Reconciliation (IJR) bestätigt. Einer Befragung zufolge gab nahezu die Hälfte der Interviewten an, dass sie glauben, im nächsten Jahr arbeitslos zu werden.[67]

Bildung ist zentraler Ansatzpunkt zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Dies zeigen Statistiken von Statistics South Africa, die belegen, dass nur 6,9% der Arbeiterschaft mit einem tertiären Bildungsabschluss arbeitslos sind. Dem gegenüber stehen 59,4% der Arbeitslosen, die keinen sekundären Abschluss vorweisen können.[68]

[...]


[1] Siehe dazu Kapitel 5.3, Kapitel 6.3 und Kapitel 6.4.

[2] Vgl. Krensel, A. (2009), S. 1.

[3] Vgl. Department of Trade and Industry (o.J.).

[4] Vgl. Republic of South Africa (2014), S. 2.

[5] Vgl. Krensel, A. (2009), S. 6f.

[6] Vgl. Republic of South Africa (2014), S. 2 sowie S. 4.

[7] Vgl. Department of Trade and Industry (2013), S. 6.

[8] Vgl. Business Monitor Int. (2013), S. 11.

[9] Vgl. Institute for Justice and Reconciliation (2012), S. 41; Iob, E. (2013).

[10] Vgl. von Soest, C.; Cholet, J. (2006), S. 3.

[11] Seit Ende der Apartheid verfügten weiße Farmer etwa über 86% des gesamten Farmlandes. Siehe dazu: Bernstein, H. (1994).

[12] Vgl. von Soest, C.; Cholet, J. (2006), S. 4; MarketLine (2013), S. 31.

[13] Vgl. Scheen, T. (2008), S. 2.

[14] Vgl. Zindoga, T. (2014).

[15] Vgl. African National Congress (o.J.); Business Monitor Int. (2013), S. 8.

[16] Vgl. Parliament of the Republic of South Africa (o.J.).

[17] Vgl. MarketLine (2013), S. 48.

[18] Vgl. Business Monitor Int. (2013), S. 10.

[19] Vgl. National Planning Commission (2010), S. 46; OECD (2013), S. 19.

[20] Dieser Index bewertet Länder mit einem Score zwischen 0 (hohe Korruption) bis 100 (keine Korruption). Ein Score unter 50 bedeutet, dass ein ernsthaftes Problem mit Korruption besteht.

[21] Vgl. Transparency International (2013).

[22] Vgl. amaBhungane (2013).

[23] Vgl. National Planning Commission (2010), S. 46; MarketLine (2013), S. 17.

[24] Vgl. OECD (2012), S. 146; Business Monitor Int. (2013), S. 32; Statistic South Africa (2013b), S. 12.

[25] Vgl. COSATU (o.J.); Trade Unions in South Africa (o.J.a); FEDUSA (o.J.).

[26] Vgl. Nedlac (o.J.a); Nedlac (o.J.b).

[27] Vgl. Trade Unions in South Africa (o.J.b).

[28] Vgl. dpa, DAPD, AFP (2012).

[29] Vgl. National Treasury Republic of South Africa (2013), S. 17.

[30] Vgl. Stumpf, H. (2013).

[31] Vgl. Klein, N. (2012), S. 4f.

[32] Dieser Report schätzt die Wettbewerbsfähigkeit von 148 Volkswirtschaften ein auf Basis verschiedener Faktoren, die Einfluss auf den Wohlstand und die Produktivität des Landes haben.

[33] Vgl. World Economic Forum (2013), S. 347.

[34] Vgl. OECD (2013), S. 23f.

[35] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 6.

[36] Vgl. Institute for Justice and Reconciliation (2012), S. 31.

[37] Die vollständige Rede zur Lage der Nation vom 14.02.2013 findet sich unter: http://www.parliament.gov.za/live/content.php?Item_ID=2857.

[38] Vgl. Foreign Affairs (2013), S. 1.

[39] Vgl. OECD (2014a); World Bank (2014a).

[40] Vgl. Business Monitor Int. (2013), S. 14; IHS Global Inc. (2014), S. 13; World Bank (2014b). Für eine vollständige Auflistung der Wachstumsraten & Prognosen siehe Anlage 1.1.

[41] Vgl. South African Reserve Bank (2013), S. 10f.

[42] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 2 sowie S. 5; South African Reserve Bank (2013), S. 13.

[43] Vgl. South African Reserve Bank (2013), S. 40f sowie S. 44.

[44] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 16.

[45] Vgl. South African Reserve Bank (2013), S. 38.

[46] Vgl. World Bank (2014a); OECD (2014b); Business Monitor Int. (2013), S. 19; IHS Global Inc. (2014), S. 13. Für eine vollständige Auflistung der Prognosen siehe Anlage 1.2.

[47] Vgl. OECD (2013), S. 11; South African Reserve Bank (2013), S. 41.

[48] Vgl. World Trade Organization (2013).

[49] Eigene Berechnung auf Basis South African Reserve Bank (2014). Für eine vollständige Übersicht der Entwicklung des Wechselkurses siehe Anlage 1.3

[50] Vgl. South African Reserve Bank (2013), S. 44.

[51] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 3.

[52] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 20.

[53] Eigene Berechnung für das Jahr 2013 auf Basis Statistics South Africa (2014), S. 8. Für eine vollständige Übersicht der Zusammensetzung des BIP siehe Anlage 1.4.

[54] Vgl. National Treasury Republic of South Africa (2013), S. 18.

[55] Eigene Berechnung für das Jahr 2013 auf Basis Statistics South Africa (2014), S. 8.

[56] Vgl. Department of Economic Development (2013), S. 13.

[57] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 20; Foreign Affairs (2013), S. 2.

[58] Vgl. South African Reserve Bank (2013), S. 5f.

[59] OECD (2013), S. 19.

[60] Eigene Berechnung auf Basis Statistics South Africa (2013c), S. 2; Durchschnittswert für 2013.

[61] Vgl. Statistics South Africa (2013b), S. 4; OECD (2013), S. 19f.

[62] Eigene Berechnung auf Basis Statistics South Africa (2013c), S. 5ff; Durchschnittswerte für 2013. Für eine vollständige Betrachtung der Arbeitslosigkeit der verschiedenen Gruppen siehe Anlage 2.1 sowie 2.2.

[63] Vgl. Statistics South Africa (2013b), S. 4f.

[64] Vgl. IHS Global Inc. (2014), S. 18.

[65] Vgl. Statistics South Africa (2013b), S. 9f.

[66] Vgl. OECD (2013), S. 23.

[67] Vgl. Institute for Justice and Reconciliation (2013), S. 26.

[68] Eigene Berechnung auf Basis Statistics South Africa (2013c), S. 45; Durchschnittswerte für 2013. Für eine vollständige Betrachtung siehe Anlage 2.3.

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Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2014
ISBN (PDF)
9783958205178
ISBN (Paperback)
9783958200173
Dateigröße
866 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule RheinMain
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Schlagworte
BIP Entwicklung Schwellenland Analyse Makroökonomie
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing

Autor

Marc Fensterseifer wurde 1987 in Traben-Trarbach geboren. Sein Bachelor-Studium im Bereich Business Administration absolvierte er an der Wiesbaden Business School. Bereits während dem Studium sammelte der Autor unter anderem Erfahrungen als Tutor im Fachbereich VWL & International Economics. Kenntnisse über Marktanalysen erlangte er durch eine Werkstudententätigkeit im strategischen Marketing und der Marktforschung. Fasziniert von dem Land, verbrachte der Autor ein Auslandssemester in Südafrika, was zur Entscheidung beigetragen hat, eine wissenschaftliche Arbeit über dieses Schwellenland zu verfassen.
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