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Strategiegetriebene Geschäftsarchitekturen

©2010 Bachelorarbeit 59 Seiten

Zusammenfassung

Immer kürzere Innovations-, Produkt- und Technologielebenszyklen stellen eine Herausforderung dar und erfordern das Überdenken und das Anpassen der bestehenden Geschäftsmodelle. Die strategische Unternehmensführung spielt in dieser Zeit des schnellen und stetigen Wandels eine entscheidende Rolle, um auf dem Markt erfolgreich zu sein und es zu bleiben. Die Hauptaufgaben des Managements sind dabei neben der Pflege der Unternehmenskultur vor allem die Entwicklung einer unternehmensweiten Vision, die Planung und Gestaltung darauf aufbauender Strategien sowie Ableitung von Zielen und Maßnahmen. Die Geschäftsarchitektur (engl. Business Architecture) beschreibt die grundlegenden Strukturen und Anforderungen des Geschäfts und bestimmt somit die Anforderungen für die IT-Landschaft. Die meisten existierenden Ansätze zur Gestaltung von Unternehmensarchitekturen befassen sich vorrangig mit der technischen Seite. Das vorliegende Buch beleuchtet explizit die Business-Seite und bietet ein Standardverfahren zur Erstellung einer strategiebasierten Geschäftsarchitektur an, um diese Lücke zwischen Business und IT zu schließen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2. Definition, Einordnung und Nutzen der Business Architecture

2.1. Begriffsklärung und Einordnung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Architekturpyramide werden idealtypisch die unterschiedlichen Architekturen eines Unternehmens abgebildet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Architekturpyramide (frei nach [8 S. 39])

Die Geschäftsarchitektur nimmt einen hohen Stellenwert in der Hierarchie ein (Siehe in Abb. 1), sie wird von der Strategie beeinflusst und steht über allen anderen Architekturen im Unternehmen. Die Pyramide verdeutlicht jedoch noch etwas sehr typisches für viele Unternehmen – die Vision und Strategie stehen zwar sehr weit oben, nehmen jedoch am wenigsten Platz ein und es wird am wenigsten in die Erarbeitung dieser investiert. Dabei ist die richtige Strategie die Grundlage für alle weiteren Überlegungen, im speziellen für den Bebauungsplan, die Geschäftsarchitektur, die technische Architektur und die Infrastruktur.

Eine treffendere Darstellung der Stellung der Geschäftsarchitektur, wie sie sein sollte, stellt der Ordnungsrahmen für Unternehmensarchitekturen dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Ordnungsrahmen für Unternehmensarchitekturen [9 S. 641]

Die Geschäftsarchitektur beschreibt die grundlegenden Strukturen und Anforderungen des Geschäfts und bestimmt somit die Anforderungen für die IT-Landschaft. Die Unternehmensstrategie wird von der Geschäfts- und IT-Architektur gleichermaßen getragen und geteilt. Sie steht im Zentrum aller Überlegungen und ist die Grundlage für die Bebauungsplanung der einzelnen Architekturen und der gesamten Unternehmensarchitektur. [9 S. 641] Der direkte Einfluss der Business Architecture auf die technische Architektur zeigt sich in den Unternehmensfunktionen und Prozessen, die direkt den Ertrag des Unternehmens beeinflussen und unmittelbar mit dem Kunden zusammen hängen. Aus der Prozesslandschaft können wichtige Anforderungen an die Anwendungsarchitektur abgelesen werden, wie z.B. welche Daten wann benötigt werden und wie die Datenflüsse im gesamten Unternehmen aussehen müssen. [10] Jede Veränderung der Geschäftsarchitektur führt zu einer Veränderung der technischen Seite, ob es sich um neue Hardware, Software, Telekommunikationssystem oder nur parametrische Anpassungen handelt. [11 S. 5]

Um ein besseres Verständnis dessen, was die einzelnen Architekturen sind und woraus sie bestehen, zu schaffen, werden nachfolgend diese definiert und erläutert.

Eine Geschäftsarchitektur (in der Literatur auch Facharchitektur genannt, engl. Business Architecture) ist eine Darstellung dessen, was das Unternehmen macht, wie es mit seinem Umfeld interagiert und wie es sich in der Zukunft entwickeln will. [3 S. 7] Sie beinhaltet u.a. Geschäftsprozesse, Aufgaben, Geschäftsobjekte, Organisationsstrukturen, Richtlinien und die Leistung (Produkte/Dienstleistungen) eines Unternehmens und beschreibt die Umsetzung des Geschäftsmodells. [4 S. 2 ff.] Das Geschäftsmodell umfasst die Leistungserstellung, also Produkte oder Dienstleistungen, und beinhaltet die Mission, Vision, Strategie und Ziele des Unternehmens. Die Prinzipien und Handlungsweisen werden durch festgelegte Unternehmensrichtlinien und Regeln festgesetzt und sind eine Ergänzung zu den rechtlichen Rahmenbedienungen. Die Organisationsarchitektur beschreibt Strukturen, Kooperationen und Beziehungen innerhalb des Unternehmens, sowie die Verknüpfungen mit dem Unternehmensumfeld. Den Kern der Geschäftsarchitektur stellt die Prozessarchitektur dar, die die betrieblichen Geschäftsprozesse und deren Beitrag zur Leistungserstellung abbildet. [12 S. 426 ff.] Das Unternehmensprozessmodell kann als Teil der Geschäftsarchitektur gesehen werden. Es bildet die Gesamtheit aller Geschäftsprozesse ab, verdeutlicht die betriebliche Leistungserbringung aus ablauforientierter Sicht, beschreibt die benötigten Ressourcen und stellt die Ausgangsbasis für die Gestaltung, Steuerung und Entwicklung eines auf Prozessen basierten Organisationsrahmens. [5 S. 41] Eine Geschäftsarchitektur kann als eine Blaupause des Unternehmens, die ein gemeinsames und ganzheitliches Verständnis einer Organisation wieder gibt und die dazu verwendet wird strategische Ziele und operative Anforderungen zusammen zu bringen, verstanden werden. [13 S. 6]

In der Anwendungsarchitektur (engl. Application Architecture) werden Applikationen also Anwendungen und ihre Wechselwirkungen sowie deren Beziehungen zu den Geschäftsprozessen beschrieben. Die logischen Strukturen der Daten, deren Nutzung, Verarbeitung, Speicherung und Datenmanagement werden in der Informationsarchitektur abgebildet. Die technische Architektur oder Infrastrukturarchitektur beschreibt die zum Betrieb der Applikationsarchitektur benötigte Soft-, Hardware und Netzwerkinfrastruktur. [12 S. 428] Die Daten-Architektur stellt die Schnittstelle zwischen den fachlichen Inhalten aus der Geschäftsarchitektur und der Informationstechnologie dar. Hier werden die beteiligten Geschäftsobjekte, Informationen und Daten abgebildet. [14 S. 13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Einordnung Geschäftsarchitektur (frei nach Reynolds) [3 S. 134]

Die Enterprise Architecture stellt einen Mechanismus dar, der die Kommunikation über die wichtigsten Elemente und die Funktionsweise des Unternehmens befähigt. [15 S. 14] Hinter der Unternehmensarchitektur steht die Idee, die wichtigsten Artefakte eines Unternehmens und deren Beziehungen in Form von Modellen abzubilden. Die Modelle beschreiben auf einer aggregierten Ebene die gegenseitigen Abhängigkeiten der Gestaltungsgegenstände im Ist-Zustand zum Zwecke der Dokumentation und Analyse oder im Soll-Zustand, um eine zukunftsorientierte Planung zu ermöglichen. [16 S. 292] Sie helfen durch Dekomposition in Einzelteile das gesamte Unternehmen zu verstehen und sind wichtig, um komplizierte Sachverhalte zu visualisieren und diese zu kommunizieren. Durch eine Unternehmensarchitektur werden vor allem zwei Ziele verfolgt: Das eine ist das Business/IT-Alignment, also der Abgleich der Geschäftsstrukturen und -ziele mit den IT-Zielen und das andere und wahrscheinlich sogar wichtigere Ziel ist es nicht nur das Unternehmen heute, sondern das Unternehmen, wie es in der Zukunft aussehen sollte und aufgestellt sein sollte, abzubilden. Für das Business/IT-Alignment ist es wichtig, dass von beiden Seiten eine und dieselbe Vision und die zukunftsgerichtete strategische Ausrichtung des Unternehmens, verfolgt wird. Die technische Seite sollte die Businessseite unterstützen und nicht wie es heute oftmals ist, diese beherrschen und steuern. Es soll eine Sicht auf das Unternehmen geschaffen werden, die von allen geteilt wird. [1 S. 51 ff.] Es ist von entscheidender Bedeutung für Unternehmen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben, die Anforderungen des Business mit der IT zu verknüpfen. [1 S. 29] Um das zu bewerkstelligen, reicht es nicht aus, nur die technische Seite zu planen und eine vollständige und gut funktionierende Architektur für diesen Teil zu bauen, sondern es muss eine Geschäftsarchitektur mit entsprechenden Schnittstellen zur IT, den Anwendungen und Daten etc. erstellt werden. [10] Die Enterprise Architecture kann als Metamodell zur Herstellung eines Business/IT-Alignments, das gewährleistet, dass es zwischen der Business und der IT-Architektur gleiche Modellelemente und Verbindungen gibt, gesehen werden. [13 S. 8] Das Alignment kann u.a. auch über die Kostenstruktur des Unternehmens geschaffen werden, wenn die IT-Kosten den Prozessen und Produkten zugeordnet werden können, und eine Transparenz über die IT-Kosten geschaffen wird. Die ursachengerechte Aufteilung der Kosten trägt nicht nur zur stärkeren Vernetzung der IT mit dem Business, sondern führt auch weg von der Sicht der IT als Kostenfaktor. [17]

Schließlich ist es die Rolle der Enterprise Architecture die Geschäfts- und die technische Architektur durch das Enterprise Architecture Management zusammen zu führen. [7 S. 61]

Das Enterprise Architecture Management (EAM) umfasst die Entwicklung, Auswahl und das Management von Architekturen – hierzu gehört sowohl die Gesamtunternehmensarchitektur, die Geschäftsarchitektur als auch die technische Architektur. [8 S. 42] Eines der Hauptziele des EAMs ist dabei die Herstellung des „Alignments“ zwischen der Business und der IT-Seite, also des optimalen Zusammenspiels zwischen beiden Seiten und das gemeinsame Verfolgen der Unternehmensziele. [18 S. 14] Das fachliche Bebauungsmanagement als Teil des EAMs ist ausgerichtet auf die Geschäftsprozesse, Produkte und die Organisationsstrukturen des Unternehmens mit der Ausrichtung auf Unternehmensziele und wird häufig eng mit dem Prozessmanagement verknüpft.

Das fachliche Bebauungsmanagement oder Geschäftsarchitekturmanagement (engl. Enterprise Business Architecture Management) befasst sich mit der Gestaltung der fachlichen Landschaft des Unternehmens – den Geschäftsprozessen, Funktionen, Produkten, Geschäftseinheiten und Geschäftsobjekten im Ist- und Sollzustand, also mit der Planung, Steuerung und Entwicklung der Businessseite. Entscheidend sind hierbei die Strukturen der fachlichen Bebauung, die Rollen, sowie Prozesse und ihre Integration in die Organisation. Eine Schlüsselrolle im Enterprise Business Architecture Management kommt dem Bebauungsplaner, der für die Dokumentation, Analyse und Gestaltung der Prozesse, fachlichen Funktionen, Produkte, Geschäftseinheiten und -objekte, sowie deren Zusammenspiel verantwortlich ist. Diese Aufgaben können mehreren Personen zugeteilt werden, es sollte jedoch dabei stets darauf geachtet werden den Abstimmungsaufwand so gering wie möglich und den Kreis der Verantwortlichen eng zu halten. [7 S. 91 ff.]

Business Process Management (BPM) ist die Gesamtheit der Aktivitäten, die notwendig sind um eine effektive Gestaltung und Weiterentwicklung der Organisation zu gewährleiten und um fachliche Prozesse zu bearbeiten und zu messen. Es wird ein fachliches und ein technisches BPM unterschieden. Im fachlichen BPM werden Geschäftsprozesse aus betriebswirtschaftlicher Sicht gestaltet, dies beinhaltet Themen, wie Prozessstrategie, -gestaltung, -implementierung und -controlling. Die technische BPM befasst sich hingegen mit der IT Unterstützung der fachlichen Prozesse. [14 S. 15 f.] Vor allem das fachliche BPM spielt in der Gestaltung, Implementierung und Wartung der Geschäftsarchitektur eine wichtige Rolle. Das BPM kann als Teil der Business Architecture gesehen werden.

Eins der wichtigsten Bestandteile der Geschäftsarchitektur stellen demnach die Prozesse dar. Ein Prozess wird dabei definiert als ein durch ein Ereignis ausgelöster Ablauf von Aktivitäten und/oder Zuständen, der Auswirkungen hat und Ergebnisse liefert. [19] Prozesse können in Schlüssel- bzw. Primär- und Support- bzw. Sekundärprozesse eingeteilt werden. Schlüsselprozesse repräsentieren die Kernkompetenz des Unternehmens und sind direkt wertschöpfend, sie richten sich auf den Kunden aus und generieren unmittelbar einen Wert für diesen. Supportprozesse, wie der Name schon sagt, sind unterstützende Prozesse, die unmittelbar oder mittelbar für die betriebliche Wertschöpfung notwendig sind. [5 S. 29 f., 40] Ein Geschäftsprozess ist ein durchgängiger Prozess (Schlüssel- oder Supportprozess), der einen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leistet und sich am Kunden orientiert. [7 S. 73]

Grundsätzlich können Prozesse in drei hierarchisch zusammenhängende Ebenen eingeteilt werden. Die Makroebene hat den höchsten Abstraktionsgrad, somit auch den geringsten Detailierungsgrad. Sie gibt nur einen groben Überblick über die betrieblichen Abläufe des Unternehmens und beinhaltet eine Kategorisierung in Schlüssel- und Supportprozesse. Sie beschreibt faktisch den Gegenstand des Unternehmens. Die Mesoebene gehört zu dem Bereich des strategischen Managements und bildet die Prozesse (Schlüssel- und Supportprozesse) kategorisiert nach Geschäftsobjekten, ab. Die dritte Ebene ist die Mikroebene, die einen operativen Charakter hat, sehr detailliert ist und die tatsächlichen Ablaufstrukturen abbildet. Sie stellt die Konkretisierung der Mesoebene dar. [5 S. 36 ff.] Die Mesoebene der Prozesse ist der Idee der Geschäftsarchitektur am nächsten und stellt den Detaillierungsgrad dar, auf dem diese modelliert werden sollte.

2.2. Frameworks zur Gestaltung von Unternehmensarchitekturen

Ein Framework ist eine Sammlung von Elementen, die zusammengefügt werden um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. [6 S. 38] Es ist ein Konstrukt, das an unterschiedliche Gegebenheiten angepasst werden kann, um bestimmte Anforderungen und Bedürfnisse zu erfüllen und komplexe Sachverhalte darzustellen. [3 S. 125]

Die meisten Ansätze zur Gestaltung von Unternehmensarchitekturen befassen sich hauptsächlich mit der technischen Seite dieser. Es gibt jedoch auch welche, die explizit und ausführlich auf die Business Architecture eingehen. Um den Zusammenhang zwischen der Architektur des gesamten Unternehmens und der Geschäftsarchitektur aufzuzeigen und einen Anstoß zur Gestaltung des Metamodells (hier der Enterprise Architecture), werden nachfolgend die wichtigsten Frameworks kurz beschrieben:

2.2.1 Zachman Framework©

Das Framework wurde bereits in den 1980ern vorgestellt und ist nicht nur das bekannteste, sondern auch der Grundstein für alle weiteren und aktuellen Überlegungen zur ganzheitlichen Betrachtung von Architekturen.[7 S. 61]

Das Unternehmen wird im Zachman-Framework aus sechs Perspektiven betrachtet: Daten, Funktionen, Architektur, Organisation, Zeiten und Motivation. Dies wird auch unter den sechs W-Fragen zusammengefasst: Was? Wie? Wo? Wer? Wann? Warum? Jede dieser Perspektiven ist unterteilt in sechs Ebenen, die einen unterschiedlichen Detaillierungsgrad der Inhalte haben. [14 S. 11 f.] Die Inhalte der Geschäftsarchitektur finden sich vor allem in den ersten beiden Zeilen: der Zielsetzung des Geschäftsbereichs und dem betriebswirtschaftlichem Modell des Geschäfts.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 Struktur und Inhalt des Zachman-Frameworks© [14 S. 12]

Für die Füllung der Matrixfelder gibt es kein standardisiertes Verfahren, dadurch entsteht eine Ansammlung von Informationen und Modellen, die relativ unabhängig voneinander gestaltet werden und nicht miteinander abgestimmt sind. Es ist ein statisches Framework, das vor allem für die Erstellung eines Ist-Zustands der Unternehmensarchitektur verwendet werden kann, um eine Basis für weitere architektonische Überlegungen zu liefern. [14 S. 11 f.]

2.2.2 Extended Enterprise Architecture (E2A) Framework

Das E2A-Framework hat vier Schichten: Business, Informationen, Informationssysteme und technologische Infrastruktur, die ähnlich dem Zachman-Framework in einer Matrix mit sechs dazugehörigen Fragen zusammengefasst werden und worin die wichtigsten Aspekte der Unternehmensarchitektur beleuchtet werden. In der Business-Schicht werden Geschäftsstrukturen, Relationen, Beziehungen, Aktivitäten und Aufgaben definiert. Die zweite Schicht beschreibt die Informationsflüsse und Charakteristika innerhalb des Geschäftsbereiches, sowie eine Beschreibung der Informationsbewegungen und Sicherheitsbedingungen, die von den Informationssystemen und der technischen Architektur gefordert werden. Die Informationssystem-Schicht definiert Strukturen, Funktionen, Eigenschaften und Standards der Informationsstruktur, die sich aus den beiden ersten Schichten ergeben und die technologische Infrastruktur definiert die für die Erfüllung der anderen Sichten benötigte Technologie. [15 S. 29 ff.] Ziel dieses Frameworks ist es eine strategiegetriebene und zukunftsorientierte Unternehmensarchitektur zu schaffen, die u.a. die Komplexität abbaut, die Flexibilität erhöht, kundenorientiert ist, sowie integrierte Prozesse hat, und vor allem die Business und IT Seite zusammenbringt. [15 S. 93 f.]

2.2.3 The Open Group Architecture Framework (TOGAF) & Architecture Development Method (ADM)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5 TOGAF Enterprise Architecture Framework [20 S. 1]

TOGAF stellt einen Standard zur Definition von Prinzipien zur Umsetzung der Vision und Über-setzung dieser in eine strategische Sprache. Das Framework besteht aus drei Teilen – der Architekturentwicklungsmethode (ADM), der Basisarchitektur und den Ressourcen. [15 S. 122 f.] Die TOGAF Architecture Development Methodology (ADM) beschreibt Teile der Geschäftsarchitektur, wie die Organisationsstruktur, Unternehmensziele, Geschäftsfunktionen, Geschäftsprozesse, Rollen und das Geschäftsdatenmodell. [21 S. 6] Die Unternehmensarchitektur nach TOGAF besteht aus vier Architekturen: der Geschäftsarchitektur, der Datenarchitektur, der Anwendungsarchitektur und der Technologiearchitektur. Die Geschäftsarchitektur basiert auf der Vision und beinhaltet die Themen der Produktstrategie, Organisationsstruktur, Funktionenstruktur, der Prozesse, Informationsstruktur und der geografischen Lokation. [3 S. 132] In der Phase B: Business Architec-ture (im Bild gelb eingefärbt) wird genauer auf die Modellierung der Geschäftsarchitektur eingegangen. Es wird eine Vorgehensweise zu deren Erstellung gegeben und UML als Modellierungssprache vorgeschlagen.

Weitere bekannte Frameworks sind: IAF (Integrated Architecture Framework), JTA (Joint Technical Architecture), C4ISR (Command, Control, Communications, Computer, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance), DoDAF© (Department of Defence Architecture Framework), POLDAT (Process, Organization, Location, Data, Applications, Technology). [15] Elemente der Geschäftsarchitektur, wie z.B. Ziele, Organisationsstrukturen und Prozesse, werden desweiteren in Frameworks, wie SAM (Strategic Architectural Model), CAM (Crompton Architectural Model), AM (Avancier Methodology) und JEA (Japanese Government Enterprise Architecture) behandelt. [21 S. 7] Diese Frameworks sprechen jedoch nur marginal die Thematik der Geschäftsarchitektur an und sind für die strategische Anwendung in Unternehmen weniger geeignet.

Die Business Architecture sollte jedoch mehr als nur ein Abbild der derzeitigen Situation oder eine lose Ansammlung von Modellen sein, die irgendwo in der Unternehmensarchitektur versteckt ist und eher wenig Beachtung findet.

2.3. Nutzen aus dem Einsatz der Geschäftsarchitektur

Der Einsatz der Geschäftsarchitektur im strategischen Management bringt vielfältigen Nutzen und viele Vorteile für das Unternehmen. Nachfolgend werden die wichtigsten beschrieben.

Seit Jahrzehnten wird in der Literatur und der Praxis die Notwendigkeit einer Geschäftsstrategie, der Kommunikation dieser und Durchsetzung auf allen Unternehmensebenen und -teilen, propagiert. Dabei wurde übersehen, dass dadurch Redundanzen und Konkurrenzverhalten zwischen den Abteilungen entstehen können und Insellösungen verstärkt auftauchen. [22] Durch die Geschäftsarchitektur werden alle Beteiligten wieder auf die Strategie fokussiert, Redundanzen und Insellösungen werden vermieden und abgebaut. Eine Business Architecture kann auch als Methode der Kommunikation von Zielen und Strategien genutzt werden und als Mechanismus zur Kontrolle des Zusammenspiels der Geschäftstätigkeit mit den gesetzten Zielen. [3 S. 22]

Die Business Architecture leistet vor allem einen Beitrag zur Strategie- und Geschäftsorientierung des Unternehmens, kann bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle hilfreich sein und trägt verstärkt zur Herstellung von Transparenz durch Abbildung komplexer Sachverhalte im Unternehmen bei. Es ist für ein Unternehmen heutzutage kaum möglich, bedingt durch damit verbundenes erhöhtes Risiko und sehr hohe Kosten, die die Gewinne schmälern und zu hohen Verlusten führen können, der Beste in allen Geschäftsbereichen zu sein, daher sollten sich die Unternehmen auf das konzentrieren, worin sie besser als die Konkurrenz sind und wo sie profitabel sind bzw. sein können – nicht nur heute, sondern vor allem in der Zukunft. [15 S. 91] Durch die Konzentration auf Kernkompetenzen und Schlüsselprozesse kann die Reduzierung der nicht-wertschöpfenden Aktivitäten und damit die Möglichkeit der Reduktion von Kosten, sowie der Steigerung der Effizienz der Leistungserbringung bewerkstelligt werden. [5 S. 45] Die Geschäftsarchitektur hilft die Geschäftsbereiche zu identifizieren und Entscheidungen z.B. bezüglich des Outsourcings zu treffen. Effektivität und Effizienz sind zwei Schlagworte, die jede Verbesserung des Ist-Zustands mit sich bringen soll, welche durch die Geschäftsarchitektur gesteigert werden. Darüber hinaus wird eine Anpassungsfähigkeit des Unternehmens auf neue, unvorhergesehene aber auch geplante Veränderungen gefördert. [9 S. 640] Bei den heutzutage so häufigen Unternehmenszusammenschlüssen, Fusionen, Kooperationen und ähnlichen Strukturveränderungen, ist nicht nur das Zusammentreffen der verschiedenen Unternehmenskulturen ein Problem und häufiger Grund für das Scheitern solcher Vorhaben, sondern auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen, das Fehlen gemeinsamer und durchgängiger Prozesse und im allgemeinem die Problematik der Unternehmen im Unternehmen, die weitestgehend unabhängig voneinander agieren und keine gemeinsame Vision und Strategie verfolgen. Auch und gerade dafür ist die Geschäftsarchitektur ein sinnvolles Mittel, um diese Probleme zu reduzieren und eine tatsächliche Verschmelzung der Unternehmensteile zu bewerkstelligen. Doppelte Prozesse, Organisationseinheiten, Rollen, Funktionen und Zuständigkeiten können somit vereinfacht und zu einem einheitlichen System zusammengefasst werden. [23 S. 1 ff.] Durch eine gezielt erstellte Geschäftsarchitektur kann die Flexibilität und Agilität des Unternehmens gestärkt, sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden besser erfüllt werden als auch die Reaktionsfähigkeit auf Umweltveränderungen erhöht und Innovationen vorangetrieben werden. [1 S. 25 f.] Prozesse werden vereinheitlicht und integriert, was deren Überprüfbarkeit und Verbesserung erlaubt und das die Grundlage für Initiativen, wie KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess), Kaizen, Six Sigma, TQM (Total Quality Management), ISO 9000 (International Standards Organization) und andere Qualitäts- und Prozessverbesserungsprogramme ist. Eine effektive Geschäftsarchitektur macht eine vollständige Prozessintegration quer durch das Unternehmen und darüber hinaus möglich. Außerdem können die Prozesse, inklusive der gesamten Unternehmensstrukturen, durch wirtschaftliche Kennzahlen messbar gemacht werden. [1 S. 25 f.]

Eine optimale Geschäftsarchitektur wird immer mehr zum Wettbewerbsfaktor um besser und schneller als die Konkurrenz zu sein, Anpassungsfähigkeit ist dabei ein wichtiger Punkt, der auch einen Beitrag zur Risikoreduktion des Unternehmens leistet. Es wird desweiteren vermieden Un­ternehmensteile und Abteilungen als Inseln zu sehen, diese werden vernetzt und Synergien aus­genutzt, was u. U. auch zu Kostenreduktionen quer durch das gesamte Unternehmen führen kann und die Rentabilität des gesamten Unternehmens erhöht. [1 S. 25 f.] Eine Vereinheitlichung der Methoden und Prozesse und das gemeinsame Verfolgen einer von allen Unternehmensteilen und -einheiten Strategie, bringt enorme Kosteneinsparungen und wirtschaftliche Vorteile für die Zu­kunft des Unternehmens mit sich. Diese sind nicht nur im Bereich der Personalreduktion und effi­zienterer Nutzung von Ressourcen, sondern auch in der Entwicklung neuer Produkte und Dienst­leistungen, Konzentration auf die wirtschaftlichen Teile des Unternehmens, Zukunftsmärkte und Zukunftsstrategien, sowie alle Vorteile der Standardisierung und Simplifikation. [1 S. 30 ff.]

Probleme im Unternehmen, wie zum Beispiel Zielkonflikte, Fehlausrichtungen oder Prozessineffi­zienzen, können schneller identifiziert und behoben werden. [3 S. 12 f.]

Eine vorhandene Dokumentation erleichtert es neue Mitarbeiter einzuarbeiten und ihnen die Unternehmensstrukturen zu erklären. Audits und Überprüfung der Compliance-Thematik sind einfacher durchzuführen. Die Business Architecture unterstützt die rechtlichen Veränderungen durch eine Übersicht der betroffenen Aspekte des Geschäfts. [23 S. 9]

Auch bei der Entwicklung und Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen kann die Ge­schäftsarchitektur vom Nutzen sein. Einerseits durch die Strategieentwicklung und andererseits durch die Vereinfachung der Planung durch die schnelle Übersicht über die unmittelbar oder mittelbar betroffenen Unternehmensteile und die Möglichkeit Abläufe zu optimieren. [23 S. 4 f.]

Bei der Konsolidierung entlang der Supply Chain spielen viele Aspekte eine Rolle, es geht nicht nur, um die Reduzierung der Lieferanten, sondern auch um eine strategisch sinnvolle Ausrichtung, qualitativ und quantitativ, sowie die Identifizierung eventueller Outsourcing Möglichkeiten. Dabei sind Governance-Strukturen und das Bild des Unternehmens mit seinem Umfeld und der Ver-netzungen intern und extern unerlässlich für die Analyse der Optimierungspotenziale. [23 S. 5] All diese Analysen können mit Hilfe der Geschäftsarchitektur bewerkstelligt werden, sowie optimale Strukturen in der Soll-Form modelliert werden, denn durch einen strukturierten Plan können komplexe Zusammenhänge greifbar und verständlich gemacht werden. [24]

Mit Hilfe der Business Architecture können Desinvestitionsvorhaben besser geplant werden. Die notwendigen Desinvestitionen werden durch die strategiegetriebene Gestaltung der Geschäftsarchitektur deutlich und die Auswirkungen dieser auf das gesamte Unternehmen und dessen Strukturen, Abteilungen, Personenkreise, Prozesse usw. innerhalb und außerhalb des Unternehmens sind leichter zu identifizieren. [23 S. 7] Somit können Projekte im Unternehmen besser priorisiert werden, da durch das Modell unmittelbar erkennbar wird, welche Projekte welche Ziele unterstützen. [3 S. 17]

Außerdem wird durch die Erstellung einer Geschäftsarchitektur das Interesse der Business-Seite an einem Gesamtbebauungsplan, der Enterprise Architecture sowie der IT-Architecture gestärkt, da diese dann tatsächlich auch die Wünsche und Anforderungen des Business abbilden. Somit wird die Akzeptanz der anderen Bebauungspläne erhöht. Durch die Geschäftsarchitektur können die technischen Anforderungen definiert und herausgearbeitet werden und Lösungen, die die Strategie unterstützen, gefunden werden.

Eine Unternehmensarchitektur, die sowohl die Anforderungen der Businessseite als auch die Möglichkeiten der IT zusammenführt, erlaubt eingehende Analysen des gesamten Unternehmens und darauf aufbauend eine bessere Chancen und Risiken Abschätzung. Die Business und IT Seite werden zusammengeführt und nicht separat voneinander betrachtet, was den Führungskräften eine bessere Einordnung des eigenen Tuns innerhalb des Unternehmens erlaubt. [15 S. 49]

3. State of the Art im Bereich der Gestaltung von

3.1. Whittle & Myrick

Whittle bezeichnet sehr treffend die Enterprise Business Architecture (EBA) als die zentrale Einheit, die der Unternehmensstrategie direkt unterliegt, über allen Initiativen und Architekturen im Unternehmen steht, diese beeinflusst und somit als Bindeglied fungiert, das das Unternehmen zu einem Ganzen formt. [6 S. 4 f.] Die EBA definiert die Wertkettenströme und ihre Beziehungen zu externen Entitäten, anderen Wertketten und Ereignissen.

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Abb. 6 EBA als Bindeglied zwischen Strategie und Umsetzung [6 S. 5]

Im Zentrum der Geschäftsarchitektur in diesen Überlegungen steht der Kunde und die Optimierung der Wertketten ausgerichtet nach den Kundenwünschen und -bedürfnissen. Eine Wertkette ist dabei definiert als eine durchgehende Sammlung von Aktivitäten, die ein Ergebnis für den Kunden produzieren und das Ziel haben, ihn nicht nur zufrieden zu stellen, sondern zu begeistern. [25] Wertketten werden oft mit durchgängigen Schlüsselprozessen, die auf den Kunden ausgerichtet sind und effektiv und effizient Ergebnisse liefern sollen, gleich gestellt. [26 S. 64] Durch diese Betrachtungsweise wird eine holistische Sicht auf das Unternehmen ermöglicht. [6 S. 8]

Laut Whittle muss die Geschäftsarchitektur vier Dimensionen abdecken: Geschäftsprozesse, funktionsübergreifende Prozesse, externes Unternehmensumfeld (Kunden, Lieferanten, Partner und Regularien) sowie den Faktor Zeit. Die ersten drei sind selbsterklärend und decken sich mit dem allgemeinem Verständnis einer Business Architecture. Die Zeit ist der kritische Faktor der mit Produkten und Entwicklungen zusammen hängt. Durch die Strategie sollen frühzeitig Entwicklungen erkannt und durch Handlungen antizipiert werden. Diese vier Dimensionen werden durch Wertströme bzw. durchgehende Prozesse abgedeckt. [27]

Desweiteren identifiziert er drei Grundsätze für die Erstellung einer Geschäftsarchitektur. Der erste ist die Architektur an sich, die als Struktur oder Blaupause mit internen und externen Beziehungen gesehen wird. Der zweite Grundsatz bezieht sich auf die Kundenorientierung des Bebauungsplans und die dementsprechende Ausrichtung der Prozesse, Produkte und Organisationsstrukturen. Der dritte Grundsatz behandelt die Integrierung von Business Process Management Initativen. [28] Dies beschreibt auch verkürzt das Vorgehen zur Erstellung der Geschäftsarchitektur, bei dem Prozesse und Daten zerlegt, analysiert und dann im besten Fall optimiert wieder zusammen gesetzt werden. Es wird hierbei der Ansatz der Component Architecture, also eines Komponentenmodells verfolgt. Es wird vollkommen losgelöst von der Strategie und Vision des Unternehmens optimiert, die Ergebnisse der Wertschöpfungsketten inklusive der Optimierungsansätze, werden an die Strategie erst durch verschiedene Initiativen gekoppelt. [6 S. 67 ff.] Bei der Anwendung des Wertkettenansatzes werden Schlüsselprozesse und die meisten Aktivitäten mit den Kunden vernetzt, der Anspruch an die Verbindung zur Strategie und Vision wird durch die den Wertketten zugehörigen Kennzahlen, soweit diese aus der Strategie resultieren, erfüllt. [6 S. 88 ff.] Die Kennzahlen können z.B. sein Produktionszeit, Qualitätskennzahlen, Antwort- und Rea-ktionszeiten im Prozess usw. [6 S. 107 f.]

Wie der Titel des Buches von Whittle & Myrick schon sagt, soll die EBA die formale Verbindung zwischen der Strategie und Ergebnissen sein, dabei steht im Fokus die Verbindung zwischen den Geschäftsmodellen und der IT Seite. Das oberste Ziel der EBA ist es IT-Initiativen zu unterstützen, wodurch die Erstellung eines optimalen Business/IT-Alignments verfolgt wird. [6 S. 118]

Um eine einheitliche Modellierungssprache zu verwenden, entwickelten die Autoren des Buches „Enterprise Business Architecture – the Formal Link between Strategy and Results“, die Enterprise Business Architecture – Modeling Language (EBA-ML).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7 EBA-ML Übersicht [6 S. 196]

Das vorgestellte Schema deckt sich teilweise mit den Abbildungsmöglichkeiten, die die BPM Notation liefert. Durch die Verwendung der EBA-ML wird eine weitere Modellierungssprache mit neuen Zeichen im Unternehmen eingeführt, was die Vereinheitlichung von Modellierungssprachen, auch um die Integration zu fördern, behindert und erschwert. Darüber hinaus ist diese nur danach ausgerichtet, die Geschäftsarchitektur so zu beschreiben, wie sie von Whittle und Myrick definiert wird. Die Modellierung der Geschäftsarchitektur wird damit sehr stark an der objektorientierten Softwareentwicklung und weniger an den Prozessen und deren Modellierungssprache und Inhalten ausgerichtet. [6 S. 61 ff.]

Whittle und Myrick stellen ein technisch vollständiges und gut durchdachtes Framework vor, wenn es auch nicht vollständig die in dieser Arbeit gesetzten Anforderungen an eine Geschäftsarchitektur erfüllt.

3.2. Reynolds

Reynolds schlägt ein Framework zur Erstellung einer Geschäftsarchitektur mit fünf Sichten vor. Die wichtigste und zentrale stellen dabei die strategischen Ziele dar. Daneben gibt es die Fassaden-, die Prozess-, Entitäten- und die Kommunikationssicht. Jede Sicht kann als ein individuelles Modell gesehen werden und alle Modelle zusammen sollen ein ganzheitliches Bild des Unternehmens abgeben. [3 S. 19] Die Ziele sind dabei das Bindeglied zwischen allen Sichten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8 Business Architecture nach Reynolds [3 S. 23]

Die Fassaden-Sicht beschreibt, wie das Unternehmen mit seinem Umfeld interagieren will und wie es sich nach außen hin präsentieren will. Das Modell wird mit Hilfe eines UML-Diagramms, bzw. in Form mehrerer Use-Case-Diagramme, abgebildet. Die Kommunikations-Sicht wird mit Hilfe von UML-Kommunikations-Diagrammen dargestellt. Prozesse werden entweder mit Hilfe der UML Aktivitätsdiagramme oder BPMN-Diagramme (Business Process Modeling Notation) modelliert. Entitäten oder Geschäftsobjekte, inklusive der Kardinalitätsregeln, werden mit UML Klassendiagrammen dargestellt. [3 S. 31 ff.] Somit stellt die UML (Unified Modeling Language), die aus dem Bereich der IT-Modellierung kommt die Hauptmodellierungssprache dar. Um aus den einzelnen Sichten ein Gesamtbebauungsplan zu erstellen wird sowohl ein Bottom-up als auch ein Top-down Verfahren angewendet. Beim Ersteren wird das bereits Bekannte aufgezeichnet und danach die fehlenden Teile, aufbauend auf der Strategie, ergänzt, um ein Gesamtbild zu bekommen. Dieses ist vor allem für die Erstellung eines Ist-Zustands sinnvoll. Die Soll-Modellierung ist bei diesem Ansatz problematisch, da sie nicht nur von der Strategie bestimmt wird, sondern vor allem auf bestehenden Strukturen aufbaut. [3 S. 77 ff.] Der Top-down Ansatz ist strukturierter als der Bottom-up. Dabei wird ein ganz neues Modell definiert und gestaltet, in dem die bestehenden Inhalte berücksichtigt werden, jedoch die Modellierung nicht dominieren. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem zukünftigen Zustand, also der Soll-Modellierung. [3 S. 91 ff.]

3.3. Moser

Moser vergleicht in seinem Buch „Business Architecture“ die Geschäftsarchitektur mit einem Bauplan für ein Haus. Damit macht er deutlich, was eine Geschäftsarchitektur eigentlich ist – nämlich ein Bebauungsplan der Geschäftsseite des Unternehmens.

Er schlägt eine Matrixdarstellung mit einer Klassifizierung z.B. in verschiedene Organisationslevel, eine horizontale und vertikale Aufgabenstruktur oder die Zuordnung von Aufgaben zu Organisationseinheiten, vor. [29 S. 12] Ein vertikal integrierter Prozess wird dabei den einzelnen Abteilungen/Organisationseinheiten oder Aufgabenmodulen zugeordnet. Dies kann von einer groben Granularität bis zu einzelnen Prozessschritten auf einzelnen Ebenen geschehen. [29 S. 18 ff.] Die Darstellungsform der Architektur orientiert sich nach den Personen, die sie nutzen. [29 S. 32] Dabei steht an erster Stelle die Entwicklung einer Vision des Unternehmens, auf deren Basis eine neue Business Architecture gestaltet wird. [29 S. 36] Es ist ein sehr allgemeines Schema, das sich sehr stark an dem SAP-System orientiert und darauf aufbaut.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9 Modulare Geschäftsarchitektur am Beispiel des Beschaffungsprozesses [29 S. 21]

Die Business Architecture soll laut Moser so einfach wie möglich gestaltet sein. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, benutzt er nur wenige Deskriptoren, d.h. er versucht schon bei der Modellierung die Reduktion der Komplexität herzustellen. [29 S. 30] Somit werden viele Informationen und Objekte aggregiert, der Nachteil dabei ist, dass wichtige Modellteile verloren gehen und Optimierungsmöglichkeiten übersehen werden können.

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (PDF)
9783958206052
ISBN (Paperback)
9783958201057
Dateigröße
3.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule München
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Enterprise Architecture Unternehmensarchitektur Prozesslandschaft TOGAF Zachman Framework

Autor

Monika Sadowska hat ihren Master in European Business Consulting und Bachelor in Betriebswirtschaftslehre mit Fokus auf Projekt-, Prozess- und Informationsmanagement an der HS München absolviert. Nach ihrem Studium stieg sie als Management Consultant im Bereich Customer Management Consulting ein und berät nun Unternehmen der Automotive- und Manufacturing Branche zu den Themen Strategieentwicklung, Marketing und Vertrieb.
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