Erfolgreich als Personal Trainer: Wie sieht ein Check up aus?
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit ermittelt zunächst, wie sich die Qualität des Berufsbildes des Personal Trainer gegenwärtig charakterisieren lässt und konzentriert sich anschließend auf den Check up. Dem Trainierenden soll durch den Personal Trainer zu einem optimalen Resultat bei der individuellen Fitness- und Gesundheitsbetreuung verholfen werden. Damit dies gelingt, muss der Personal Trainer alle diesbezüglichen Faktoren kennen, die diesem Ziel entweder entgegenstehen oder ihm förderlich sein können. Diese Fakten können nur durch den Check up offengelegt werden, der durch die Studie näher untersucht wird.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Die neue Dienstleistungsbranche - Personal Training
1.1 Zum Begriff des Personal Trainings
Der Terminus Personal Training kommt aus dem englischsprachigem Raum und wird auch im deutschsprachigen Raum englisch ausgesprochen. Entstanden ist er wohl in Amerika. Nehmen wir eine Übersetzung vor, wird uns klar, dass es um das Trainieren einer Person geht.
Obwohl Personal Training ein Terminus ist, den es noch gar nicht lange in der eng- lischen bzw. amerikanischen Sprache gibt, finden sich heute schon in mancher jüngeren Literatur Definitionen.
Während Wade (1996) zur Kennzeichnung des Begriffes lediglich von einem spezi- ell auf eine Person maßgeschneidertes Fitnessprogramm spricht, das Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination trainiert, kann man im Brockhaus Sport (Der Brockhaus Sport, 2007, S. 347) lesen:
"...ziel- und erfolgsorientiertes Einzeltraining, abgestuft auf die Bedürfnisse des Trainierenden. Im Vordergrund steht der einzelne, der mit Hilfe eines kompetenten Beraters (Personal Trainer) unter Berücksichtigung seiner Lebenssituation Unterstützung z.B. in den Bereichen Entspan- nung, körperliche Fitness, leistungsorientiertes und sportartspezifisches Training und Ernährung bekommt."
Diese schon viel differenziertere Charakterisierung dessen, was man unter Perso- nal Training versteht, wird vom Kieß (2003, S.8) um einen weiteren Aspekt ergänzt, wenn er schreibt, dass durch ein "individuelles, räumliches und zeitlich flexibles sowie ganzheitliches Gesundheitsmanagment" der Klient seine Ziele effektiv und effizient erreicht.
Nicht unwesentlich ist, was Freese (2006, S. 15) unter dem Begriff des Personal Trainings verstanden wissen will. Er schreibt:
" Die Kernidee des Personal Trainings besteht nicht nur darin, maßgeschneiderte Trainings- und Ernährungspläne zu erstellen, sondern die betreute Umsetzung und Einhaltung der Trai- nings- und Ernährungsempfehlungen, die zum Erreichen der gesetzten Ziele notwendig sind." (Freese, 2006, S.15)
1.2 Zur Geschichte des Personal Trainings
Merkmale wie Freese (2003) sie zur Kennzeichnung des Personal Trainings nennt, konnten dieser neuen Dienstleistungsbranche nicht von Anfang an zugeordnet werden. Das ist der Entwicklungsgeschichte geschuldet.
Mit der Welle des Bodybuildings nahte auch die Geburtsstunde des Personal Trai- nings (Jones, 1996, S. 8).
Als in den 1930er Jahren in den USA das Krafttraining und Gewichtheben als Wett- kampfsport durch die Brüder Weider bekannt wurde, entwickelte sich in der ameri- kanischen Bevölkerung zunehmend die Bewunderung und Anerkennung für körper- liche Fitness. Daraufhin eröffneten Vic Tanny und Jack La Lanne die ersten Fit- nessclubs in Los Angeles. La Lanne gehört zu den ersten, die Mitte des 20. Jahr- hunderts für die neue Bewegung Fitnessprogramme und -geräte entwickelten (Brooks, 2004, S. 4). Durch seine später verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mittels seiner Trainingsshows für das Fernsehen trug er dazu bei, dass das Interesse in der Öffentlichkeit wuchs und die Zahl der Freizeitsportler in den Fitnessstudios stieg (Jones, 1996, S. 9). Zunächst waren meist erfahrene Bodybuilder bzw. Club- mitglieder mit langjähriger Trainingserfahrung als Anleitende tätig. In der Folgezeit erwarben sich wohlhabende Mitglieder von Fitnessstudios durch das Anbieten von Geld von solchem "Profi" eine Trainingsanleitung und -betreuung (Clark, 2008 S. 4). Leider war solche mehr oder weniger nur auf das Sporttreiben zu zweit ausge- richtet.
In Deutschland fand die Entwicklung der Fitnessbranche erst viel später als in den USA statt. Bei Kramer (2007, S. 11) können wir lesen, dass die Dienstleistung Per- sonal Training in Deutschland erst Mitte der 90er Jahre bekannt ist.
Aber bereits 1987 hatte der Kölner Sportstudent Thomas Schlechter den Service des Privattrainings unter dem Namen "Fitness Express" in Köln und Umgebung angeboten (Laidlaw, 1998, S. 21).
Später wurden auch die Medien auf Personal Training aufmerksam. Der Stern pub- lizierte z.B. 1989 erstmals den Artikel "Ein Mann für mich alleine". Darin wurde die private Dienstleistung eines Sportlehrers in einem Hamburger Fitnessclub be- schrieben (Draf, 1996, S. 132). Ebenfalls im Stern wurde 1996 unter dem Titel " Der Bodyguard - Wer es sich leisten kann, holt den Trainer ins Haus" ein Bericht über einen zeitlich und örtlich flexiblen Trainer veröffentlicht, bei dem eine "Turnstunde" um 150 D-Mark kostete. Ein individueller Fitnessplan, eine kinesiologische Behand- lung und eine psychologische Betreuung waren die Bestandteile dieser individuel- len Beratung (Hinkhofer, 1989, S. 130).
Kieß (2003, S. 9) verweist darauf, dass die Anzahl an Veröffentlichungen zum Thema Personal Training von Kunden und Trainern in Fachmagazinen und Zeit- schriften bis Mitte der 90er Jahren deutlich zugenommen hatte. Das wiederum liess die Zahl derjenigen ansteigen, die die Dienste eines Personal Trainers in Anspruch nahmen; aber auch die übrige Fitness- und Wellnessbranche profitierte davon.
1.3 Zur gegenwärtigen Situation der Branche des Personal Trainings in Deutschland
Dass die Fitness- und Wellnessbranche in der heutigen Zeit zu den stabilsten Wirt- schaftszweigen gehört und gehören wird, lässt sich von folgenden Zahlen schluss- folgern:
- 25 Millionen Menschen in Deutschland sind in organisierten Sportverbänden sportlich aktiv
- 4, 66 Millionen trainieren in Fitnessstudios (Vgl. Focus, 2005).
Freese (2006) ist davon überzeugt, dass auch das Personal Training Profiteuer ge- sellschaftlicher Entwicklung ist. Er ist der Auffassung, dass sich das durch das Streben der Gesellschaft nach Individualisierung und einem Schönheitsideal sowie durch den Hang zur Exklusivität begründen lässt.
Beim Weltwirtschaftsgipfeltreffen "World Economic Forum" 2006 in Davos wurden dem Beruf des Personal Trainer für das Jahr 2020 die besten Erfolgsaussichten prognostiziert (Kieß, 2007).
Bei Horn (2009) können wir lesen, dass Schätzungen zufolge in Deutschland ca. 2 000 bis 3 000 Menschen unter der Anleitung eines Personal Trainers um körper- liche Fitness bemüht sind. Von diesen Trainern sind wahrscheinlich 500 bis 600 als freiberufliche Personal Trainer tätig. Weil angenommen wird, dass insgesamt 900 Personal Trainer in Deutschland arbeiten, kann davon gesprochen werden, dass 300 bis 400 nebenberuflich in dieser Dienstleistungsbranche Geld verdienen. An anderer Stelle wird davon gesprochen, dass sich die Zahl der Nebenberufler auf 600 belaufen könnte.
Dass keine exakte Zahlen vorliegen, liegt daran, dass - wie wir schon erwähnten - Festlegungen zu Berufsbezeichnungen und -ausbildungen fehlen (Teichert, 2008, S. 17).
Viele scheinen jedoch Personal Training für eine sehr lukrative und interessante Marktnische zu halten. Kieß (2007, S. 28ff) dämmt diesen Optimismus etwas ein, wenn er darauf verweist, dass diese Dienstleistung mittlerweile die Phase des Ver- drängungswettbewerbs erreicht hat.
Diese Aussage mag wohl für einige Gebiete in Deutschland zutreffend sein, steht aber im Gegensatz zu dem, was eine Befragung von 200 Menschen im Raum Halle (Sachen - Anhalt) ergab. Wir sind uns natürlich bewusst, dass die Befragung von 200 Menschen noch keine repräsentative Aussage darstellt, dennoch soll das Er- gebnis bei der Einschätzung der gegenwärtigen deutschen Personal - Trainer - Si- tuation nicht unerwähnt bleiben. Es wurden den Befragten die folgenden Fragen gestellt:
Frage 1: Ist Ihnen der Begriff Personal Trainer gel ä ufig?
Frage 2: Ist Ihnen ein Personal Trainer pers ö nlich bekannt, an den Sie sich wenden k ö nnten, wenn Sie die Absicht h ä tten, einen Personal Trainer f ü r Ihre sportliche Betreuung in Anspruch zu nehmen?
Frage 3: Kennen Sie eine Person, die mit einem Personal Trainer trainiert?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1. Befragung von 100 sportlich aktiven Personen nach dem Zufallsprinzip zum Bekanntheitsgrad des Berufsbildes des Personal Trainers
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2. Befragung von 100 sportlich inaktiven Personen nach dem Zufallsprinzip zum Bekanntheitsgrad des Berufsbildes des Personal Trainers
Unter den Befragten waren 100 Menschen, die sportlich aktiv sind und 100 Men- schen, die sich sportlich nicht betätigen. Die Beantwortung der Fragen fällt bei bei- den Gruppen fast gleich aus.
Wie diese Befragung schlussfolgern lässt, scheint ein Personal Trainer im Raum Halle/Saale noch ein relativ unerschlossenes Arbeitsfeld vorzufinden. Nicht nur in diesem Falle, sondern generell fällt auf, dass sich das Bild des Personal Trainings in wesentlichen Aspekten sehr uneinheitlich und unausgewogen darstellt. In der Praxis des Personal Trainings scheinen erhebliche Unterschiede in den verschie- densten Aspekten, Faktoren und Problemkreise die Regel zu sein. Das wird auch deutlich, wenn man die Web-Seiten vergleicht, mit denen die Personal Trainer auf sich aufmerksam machen.
Auf den Web-Seiten von 11 verschiedenen Personal Trainern ( ausgewählter Be- reich Halle / Leipzig im Umkreis von 50 km ) finden sich die nachfolgend hier wört- lich wiedergegebenen Qualifikationsbezeichnungen:
Tab. 1. Qualifikationsbezeichnungen der Personal Trainer im Bereich Halle / Leipzig im Umkreis von 50 km
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese nicht enden wollende Liste der Qualifikationsangaben spricht unserer Mei- nung nach in Bezug zur oben angesprochenen Problematik für sich.
Nicht wesentlich anders sieht es bei dem aus, was von den einzelnen Personal Trainern als Dienstleistung angeboten wird. Da wird z. B. vom selben Personal Trainer „ Gewichtsmanagment“ und „ Gewichtreduzierung“ angeboten. Ein anderer bietet „ gesundheitsorientiertes Training“ an, während der nächste von „medizini- sches Fitnesstraining“ spricht. Ein Personal Trainer versucht sich zu charakterisie- ren, in dem er bekannt macht, dass er seit seiner Kindheit Basketball spielt, wäh- rend ein anderer es damit versucht, dass er sich als Firmeninhaber, Besitzer eines
Shops für flexible Fitnessprodukte ausweist. Sicherlich gehört dieses Werben zu den Marketingmaßnahmen. Die genannten Beispiele werfen jedoch ein bezeich- nendes Licht auf die Personal Trainer Szene.
Es verwundert daher nicht, dass aus wissenschaftlicher Sicht eine umfassende Aufarbeitung zum Personal Training noch nicht existiert. Es wurden nur einzelne Problemkreise bearbeitet.
1.4 Forschungsstand wissenschaftlicher Arbeit zur Dienstleistungsbranche Perso- nal Training
Diese existierenden wissenschaftlichen Arbeiten ( Diplomarbeiten in der Sammlung der Hochschulschriften der Deutschen Sporthochschule Köln, der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr - Universität - Bochum und der Hochschule Wismar ) wurden von Horn (2009) in ihren wesentlichen Schwerpunkten in einer Übersicht bekannt gemacht. Das muss daher hier nicht wiederholt werden.
Der von ihm deutlich gemachte Forschungsstand macht ebenso wie seine eigene Diplomarbeit deutlich, dass vieles dieser Branche im Werden begriffen ist. Das mag auch der Grund dafür sein, dass mancher Problemkreis im Abstand weniger Jahre in jüngeren Diplomarbeiten erneut bearbeitet wird.
Didaktisches Material für die Hand des Personal Trainers findet sich als Ergebnis der vorliegenden Arbeiten kaum.
Die Diskrepanz zwischen der Tatsache, dass sich Personal Trainingsangebote oberhalb der exklusiven Fitnessstudios präsentieren (Schönegge, 2005, S. 1) und dem Fakt, dass etwa ein Drittel der Personal Trainer keine oder eine unzureichende Ausbildung haben, veranlasst uns eine Beantwortung folgender Fragen anzustre- ben, um so einen Beitrag zur Bereitstellung didaktischen Materials zu leisten.
1.5 Wissenschaftliche Fragestellungen
Welche Gründe machen den Check up für eine erfolgreiche Betreuung eines Klien- ten durch einen Personal Trainer unverzichtbar?
Wie muss ein Personal Trainer mit einem Check up arbeiten, damit dieser zur Ar- beitsgrundlage für ein erfolgreiches Coaching wird?
1.6 Arbeitsstandpunkte
Die nachfolgend aufgeführten Arbeitsstandpunkte bilden die Grundlage für die vor- liegende Arbeit. Sie geben die Auffassungen des Autors wieder. Die Nummerierung stellt keine Rangordnung dar.
1. Arbeitsstandpunkt: Es ist bewiesen, dass gesundheitlicher Zustand und körperliche bzw. geistige Leistung eines Menschen sich bedingen.
2. Arbeitsstandpunkt: Der Check up ermöglicht den Vergleich von Aus- gangssituationen und Zustand nach Interventionsmaßnahmen.
3. Arbeitsstandpunkt: Ohne Check up wäre ein Personal Trainer nicht in der Lage, dem Klienten eine individuell angepasste, effektive und effiziente Coachingstrategie vorzuschlagen.
4. Arbeitsstandpunkt: Ein Check up muss die Ziele und Motive des Klien- ten erfragen und Prioritäten in der Arbeitsfolge setzen, damit er vom Klienten akzeptiert werden kann.
5. Arbeitsstandpunkt: Der Personal Trainer muss mit sehr viel Sensibilität und psychologisch klug auf den Klienten zugehen, da sonst Schamgefühl des Klienten und ein Verletzten der Intimzone und -sphäre zur Barriere für ein erfolgreiches Coaching werden könnten.
6. Arbeitsstandpunkt: Der Check up wird zur Arbeitsgrundlage für den Per- sonal Trainer, wenn Eingangsuntersuchungen durch Objektivität, Reliabilität, Validität, Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit gekennzeichnet sind.
7. Arbeitsstandpunkt: Der Check up sollte den Personal Trainer dabei un- terstützten, sich auf den Klienten zu konzentrieren und jede Ablenkung durch Unwesentliches vermeiden.
1.7 Anlage der Arbeit
Um ein Verständnis für die Arbeit des Personal Trainers zu wecken, soll ein kurzer Einblick in die Geschichte allgemein und die Entwicklung dieser Dienstleistungs- branche in Deutschland bis zur Gegenwart gegeben werden.
Faktoren, die entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit eines Menschen haben, sollen aufgezeigt werden, damit der Personal Trainer sich ihrer bewusst ist und er sie somit bei seiner Arbeit berücksichtigen kann.
Zunächst wird eine Begriffsklärung des Terminus „Check up“ vorgenommen.
Ebenfalls im ersten Teil der Arbeit wird versucht, mit Hilfe von Trainingswissen- schaften, Sportmedizin, Psychologie, Ernährungswissenschaft, Biomechanik und Sportmotorik zu begründen, weshalb der Check up eine unverzichtbare Ausgangs- grundlage für das erfolgreiche Coaching durch den Personal Trainer ist.
Im Hauptteil der Arbeit werden existierende Vorschläge in der Literatur und Soft- warelösungen zum Check up mit unserer Auffassung vergleichen, dazu Wertungen angestrebt und ein Vorschlag unterbreitet, der im Arbeitsalltag eines Personal Trai- ners umgesetzt werden könnte
2. Check up und das erfolgreiche Coaching
2.1 Zum Begriff Check up
Der Begriff Check up kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt sinnge- mäß soviel wie überprüfen, kontrollieren. Brouwers (2003) setzt den Begriff Check up gleich mit Gesundheits- / Eingangsuntersuchung. In fachspezifischer Literatur findet sich keine Definition.
Bei der Begriffssuche im Internet wird man häufig auf die Seiten der gesetzlichen Krankenversicherung im Zusammenhang mit medizinischer Vorsorgeuntersuchung geführt.
So wie der Arzt eine erfolgreiche Behandlung des Patienten nur nach einem gründ- lichen „Durchchecken“ des Gesundheitszustandes einleiten kann, so ist auch der Personal Trainer nur nach einem gründlichen Check up in der Lage die richtige Coachingstrategie zu entwickeln.
Daher ist nicht verwunderlich, dass die Herangehensweise des Arztes auch bei der Eingangsuntersuchung für den Gesundheits- / Eingangscheck im Personal Training Bedeutung hat.
In fast jedem Beitrag zum Personal Training wird auf die Wichtigkeit und Dringlich- keit der gewissenhaften Voruntersuchung des Coaches hingewiesen, aber wie er sie zu machen hat, wird ihm nicht gesagt. Hier ist er sich relativ selbst überlassen, wenn wir von der Softwarelösung Medo.check sowie einigen Ausführung von Brouwers L. in dem Buch von E. Kieß (2003) „Erfolgskonzept Personal Training“ absehen. Allgemein gültiges Wissen kann uns bei de Lösung dieses Problem hel- fen.
2.2. Ansatz des Check up - Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit
Dass ein kranker Mensch in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist, weiß jeder. Eine maximale Leistungsfähigkeit ist aber heute eine Anforderung an den Men- schen. Also muss es darum gehen, so viele krankmachende Faktoren wie möglich auszuschließen bzw. zu minimieren. Den Zusammenhang von Gesundheit, körper- licher Aktivität und Fitness haben Bouchards & Shephard 1994 veranschaulicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3. Hypothetischer Zusammenhang zwischen Gesundheit, körperlicher Aktivität und körperlicher Fitness (in Anlehnung an Bouchard und Shephard 1994, S. 79)
Unbestritten ist in diesem Zusammenhang, dass dem Sport eine nicht unwesentli- che Funktion zukommt, wenn es um Leistungsfähigkeit geht. Vor Jahrzehnten war das Sporttreiben etwas für Sportler. Heute gewinnt für die ganze Bevölkerung der gesundheitliche Aspekt des Sportes einen zunehmend wachsenden Stellenwert. Die Befragung von Horn (2009) kann als Beweis angesehen werden, dass Füh- rungskräfte aus Politik und Wirtschaft im Alter von 36 bis 55 Jahre stärker als ande- re Altersgruppen erkannt haben, dass sportliche Betätigung Ausgleich für ihre sons- tige Lebensweise sein kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4. Befragung von 244 Personal Trainern zu Angaben der Altersverteilung ihrer Klienten (vgl. Horn, 2009)
2.2.1 Zusammenhang Gesundheit und Bewegung
In der Literatur findet sich eine nicht mehr zu übersehende Zahl an Studien zum Zusammenhang von Mangel an körperlicher Aktivität und der Häufigkeit der koro- narer Ereignisse, speziell des Herzinfarktes und des Herztodes, die hier nur in ihrer globalen Aussage wiedergegeben werden können. Unter den zahlreichen im letzten Jahrzehnt hierzu erschienen Metaanalysen sei diejenige von Powell (1987) er- wähnt, der aus 100 einschlägigen Untersuchungen etwa 50 auswählte, die ausrei- chend statistische Qualitätsmerkmale aufwiesen. In der Summe belegen diese Stu- dien einhellig, dass körperlich aktive Menschen ein 2-3 mal niedrigeres Herzinfarkt- risiko haben. Als Beweis soll die Abbildung von Powell (1987) angeführt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Körperliche Beschwerden nach Alter und Bewegungsniveau ( in Anlehnung an Powell, 1987)
„Das Wort Sport kommt bekanntlich von disportare, zerstreuen, unterhalten, wegtragen. Der Sport sollte so durchgeführt werden, dass er uns zerstreut, von den Alltagsproblemen, mögli- cherweise auch gesundheitlichen Problemen wegträgt“ (Rost, 1998).
Diese Aussage bestätigt sich, wenn man sich die Befragung von Dennis Horn 2009 anschaut: 243 Personal Trainer wurden gebeten, die Hauptbeweggründe ihrer Klienten, die sich für ihre Dienstleistung entschlossen haben, anzugeben [Abb. 6].
Ein Personal Trainer kommt nicht umhin, den Faktoren, die körperliche Fitness be- einflussen, große Aufmerksamkeit zu schenken. Dies sowohl während der Betreu- ung eines Klienten, als auch vor dem Coaching, also beim Check up. Um diese Notwendigkeit zu unterstreichen, soll nachfolgend auf einige Aspekte exemplarisch eingegangen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6. Beweggründe der Klienten Personal Training in Anspruch zu nehmen (Horn, 2009)
Strunz (2009) spricht davon, dass Bewegung 80 % aller Krankheiten überflüssig macht, weil Bewegung Fett verbrennt und weil sie das Immunsystem stärkt. Denn Fett verbrennt im Muskel im Sauerstoffüberschuss; im Sauerstoffmangel kann der Muskel nur Zucker verbrennen, die Fettreserven bleiben. „ Wer seine Muskeln be- wegt, löst kleine Entzündungsreaktionen in den Muskelfasern aus, und die trainie- ren das Immunsystem“ (Strunz 2004, S. 119). Während des Laufens bilden sich Killerzellen aus - die Elitetruppen des Immunsystems. Und sie vernichten nicht nur Krankheitserreger im Blut, sondern sie produzieren auch Endorphine, die den Men- schen fröhlich sein lassen. Psyche und Immunsystem sind folglich miteinander verwoben. Muskeln bauen alle Enzyme, die sie zur Fettverbrennung hatten, ab, wenn sie nur veranlasst waren, lediglich Zucker als Energieträger zu nutzen. Mit dem Respiratorischen Quotient (RQ) kann bestimmt werden, ob die Muskeln eines Menschen den Zucker als Energielieferant nutzen oder ob sie Fett verbrennen und wie viel.
Obwohl sogar auf jeder Zigarettenschachtel steht, wie schädlich Rauchen ist, gibt es leider auch Sportler, die rauchen. Powell (1987) konnte nachweisen, dass das Risiko rauchertypische Krankheiten zu bekommen, sinkt, wenn der Raucher Sport treibt d.h. sich viel bewegt. In gleicher Weise wie die Bewegung ist die Ernährung bedeutsam für die Gesundheit des Menschen.
2.2.2 Zusammenhang Gesundheit und Ernährung
Nicht umsonst hat der Volksmund das Sprichwort geprägt „Man ist, was man isst“. Die Strategie zur Gesundheitsförderung und Leistungssteigerung, die die medizini- sche Wirkung von Nahrung und Nahrungsbestandteilen nutzt, wird seit alters her immer mal mehr oder weniger verfolgt. Hippokrates verkündete schon vor 2500 Jahren „Lass deine Nahrung deine Medizin und Medizin deine Nahrung sein“.
Den wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung hat Heseker 2007 in einer Übersicht veranschaulicht, die sehr aufschlussreich zeigt, wie es um unsere Ernährung bestellt ist [ Abb. 5 ].
Einen Personal Trainer, der selbst sportlich inaktiv ist, d.h. sich zu wenig bewegt, wird man wohl kaum finden. Anders sieht die Problematik womöglich aus, wenn die Rede auf die Ernährungsweise des Personal Trainers kommt. Auch er ist wie alle Menschen seit seiner Geburt in seinen Essgewohnheiten von seinen Eltern ge- prägt. Daher sind diese auch für ihn nur schwer zu verändern. Es kann angenom- men werden, dass nicht jeder Personal Trainer den neusten Stand der Wissen- schaft zur Grundlage seiner Ernährungsgewohnheiten macht. Daher sind zwei Pflichten abzuleiten: zum einen sollte er seine Ernährungsgewohnheiten beständig hinterfragen, zum anderen wird er seine Aufgabe, dem Klienten möglicherweise auch Hinweise zur Ernährung geben zu müssen, nur gerecht werden, wenn er sich fortlaufend auf diesem Gebiet weiterbildet. Dieses Gebiet ist so groß, dass es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, wollte man ausführlich darauf eingehen.
Die Essgewohnheiten des Klienten zu erfassen wird nicht die schwierigste Aufgabe des Personal Trainers innerhalb des Check up sein. Wesentlich schwieriger wird es, wenn es gilt, den Klienten zu einer veränderten Essgewohnheit zu motivieren und diese nachhaltig umzusetzen, vorallem dann, wenn der Personal Trainer es sich nicht zu eigen gemacht hat, seine Essgewohnheit beständig zu hinterfragen und sich fortwährend mit den neusten Forschungen zu diesem Problemkreis zu be- schäftigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.7.: Die evolutionäre Pathogenese der ernährungsbedingten Erkrankungen ( nach Hesecker, 2007)
Nicht selten begegnet man der Auffassung, dass die Ernährung in unserem Lande für die Mehrheit der Menschen gut sei. Als Begründung dafür werden die übervollen Supermärkte, das Obst- und Gemüseangebot, die reichliche Auswahl bei den meis- ten Produkten usw. angeführt. Wenn hier von richtiger Ernährung die Rede ist, ist damit keinesfalls gemeint, dass der Mensch satt ist, satt aufgrund dessen, dass er unterschiedliche Lebensmittel in ausreichenden Mengen zu sich genommen hat.
Es gibt Wissenschaftler, die sprechen von einer Mangelernährung. Ein absurder Gedanke, bezogen auf Länder Westeuropas.
Aber Experten des staatlichen Robert-Koch-Instituts haben 2003 4.030 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren nach ihren Essgewohnheiten befragt. Aus die- sen Daten berechneten die Wissenschaftler die aufgenommenen Nährstoffmengen und kamen so zu der oben erwähnten Tatsache, dass die Deutschen an Mikronähr- stoffen unterversorgt sind. Ein solcher unterschwelliger Mangel begünstigt zusam- men mit anderen Faktoren Leistungsschwäche, Müdigkeit, Anfälligkeit für chroni- sche Erkrankungen (Diabetes, Krebs, Demenz etc.) Konzentrationsstörungen, Ver- dauungsstörungen, Infektanfälligkeit (Fricke, 2008, S. 18 ).
„Eine Vielzahl tödlich verlaufender Krankheiten hat eine gemeinsame Ursache: eine andauern- de Entzündung [...]. Diese Dauerentzündung wird durch unseren industriebedingten Lebensstil ausgelöst, der uns Chemikalien aussetzt und uns synthetische Nahrungszutaten sowie belaste- te und behandelte Lebensmittel zu uns nehmen lässt [...]. Aber Entzündungen und das Risiko dadurch chronisch zu erkranken kann man in den Griff bekommen. Zum einen durch Ändern des Lebensstil und der Nahrungsgewohnheiten [...]. “ (Johnson D. 2008 S. 398 ).
2.2.3 Psychische Verfassung und Gesundheit
Die psychische Verfassung eines Menschen ist ein mitbestimmender Faktor für Gesundheit und Krankheit. Jeder weiß wohl aus eigener Erfahrung, dass Erkältun- gen nicht bloß durch Ansteckungen bedingt sind. Wer „gut drauf“ ist, bleibt auch mitten unter Erkälteten gesund, wer sich psychisch schlecht fühlt, hat sich schon angesteckt, wenn er nur in die Nähe eines Erkälteten kommt.
„ Die Funktion des Psychischen, dass seinem Wesen nach Wiederspieglung der Gegenstände, Beziehung und Vorgänge der objektiven Realität ist, besteht darin, die Wechselwirkung des In- dividuums mit seinen konkreten Lebensbedingungen, also seine Tätigkeit, zu orientieren und zu regulieren.“ ( Rubinstein, A.L. 1962, S.240 )
Eine Studie der amerikanischen Duke University hat ergeben, dass Herzpatienten, die ihre Emotionen auf einem gleichmäßigeren Niveau halten konnten, eine besse- re Blutversorgung des Herzens aufweisen. Bei Patienten mit großen Gefühls- schwankungen ist die Gefahr einer Minderversorgung des Herzens weit größer. Ein Hinweis darauf, dass Zornausbrüche nicht gerade gesundheitsfördernd sind, was auch für die Prävention von Bedeutung ist.
In der allgemeinen WHO-Definition zu „Gesundheit“ wird gesagt, dass die „psychi- sche Gesundheit“:
„ [...] ein Zustand des Wohlbefindens ist, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und im Stande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen [...]. “ (www.who.int/mental_health).
Die psychische Verfassung ist ein zentrales Merkmal der menschlichen Persönlich- keit. Eine gute psychische Gesundheit ist ebenso bedeutsam wie eine gute körper- liche Gesundheit. Somit ist auch die Erfassung der psychischen Verfassung jedes Klienten im Rahmen der Eingangsuntersuchung eine der grundlegenden Aufgaben jedes Personal Trainers.
Die Europäische Kommission hat einen Bericht über die Ergebnisse einer im Okto- ber 2005 eingeleiteten Konsultation zu ihrem Grünbuch über psychische Gesund- heit veröffentlicht. Gleichzeitig präsentierte sie die Resultate einer Eurobarome- ter-Umfrage zum psychischen Wohlbefinden der Europäer. Die Umfrage zeigt, dass 13 % der Befragten in den zwölf davorliegenden Monaten psychologische Hil- fe gesucht haben. 7 % der EU-Bürger wurden aufgrund psychologischer oder emotioneller Probleme mit Medikamenten behandelt, 3 % nahmen eine Psychothe- rapie in Anspruch und 1 % wurde stationär behandelt. Psychisches Unwohl- sein hat gravierende und negative Auswirkungen auf das Berufsleben und die sozialen Beziehungen. Psychische Gesundheit ist somit das Resultat komplexer dynamischer Interaktionen zwischen biologischen, psychologischen, sozio- ökonomischen, sozio-kulturellen und institutionellen Faktoren. (WHO,2005)
Psychische Gesundheit ist somit nicht ein Zustand, der sich als Folge von persönli- cher Disposition und individuellem Verhalten manifestiert, sondern ein vielschichti- ger Prozess, der neben individuellen Aspekten maßgeblich von exogenen Faktoren beeinflusst wird (WHO, Mental Health Report, 2001). Neben dem Gefühl des Wohl- befindens bedeutet psychische Gesundheit auch, an den eigenen Wert und die ei- gene Würde zu glauben und den Wert der anderen zu schätzen
Um diese Vielschichtigkeit auch im Check up erfassen zu können, muss der Perso- nal Trainer mit dem Klienten ein ausführliches, vertrauliches Gespräch führen, um- so gezielt Probleme und Situationen von kritischen Lebensereignissen des Klien- ten in Erfahrung zu bringen. Denn es gehört zu den Aufgaben des Personal Trai- ners psychologisch geschickt und diskret auf solche Probleme eingehen zu kön- nen. Solche kritische Lebensereignisse können z.B. folgende sein: Verlust von en- gen Bezugspersonen, Verlust einer beruflichen Position oder des Arbeitsplatzes, Beziehungsprobleme, Berufswiedereinstieg, (Früh-)Pensionierung. In solchen Pha- sen ist das Gleichgewicht der psychischen Gesundheit verletzlicher (Vulnerabilität), insbesondere in Kombination mit erschwerten Lebensbedingungen wie sie z.B. Stress, Krankheiten, starke Anforderungen in Beruf oder Familie darstellen. Auch soziale Ungleichheiten, die entstehen, wenn jemand gemobbt wird, seines Alters
wegen ausgegrenzt wird oder nicht die Anerkennung genießt, die er sich erhofft, können das psychische Gleichgewicht belasten. Diese Angaben sind für die Arbeit des Personal Trainer notwendig und müssen unbedingt bei der Eingangsuntersu- chung erhoben werden.
2.3. Grundsätze für den Personal Trainer
Noch bevor der Personal Trainer und der Klient sich zu einem ersten Gespräch tref- fen, sollte sich der Personal Trainer einigen selbstaufgestellten Grundsätzen unter- werfen.
Der wichtigste Grundsatz, dem sich der Personal Trainer unterwerfen muss, lautet: Personal Trainer, bau bei dem Klienten Vertrauen auf!
Wie oben dargelegt, ist die psychische Gesundheit unverzichtbar für Erhalt oder Stabilisierung der Leistungsfähigkeit. Ein Mensch, der als Klient zum Personal Trai- ner kommt, möchte von ihm Unterstützung haben, weil seine psychische oder phy- sische Leistungsfähigkeit instabil ist oder diese stabil bleiben soll. Ein Personal Trainer, dem es nicht gelingt, Vertrauen aufzubauen, kann seinem Klienten nicht die Hilfe sein, die der Klient braucht und/oder erwartet, denn nur gemeinsame Arbeit werden zum erhofften Ergebnis führen.
"Ein Personal Trainer fungiert [...] als Berater, Wegbegleiter, Motivator, Leidensgenosse und Psychologe." (Freese, 2003, S. 14-15)
Weil die Atmosphäre, in der der Check up durchzuführen ist, eine entspannte sein muss, sollte ein weiterer Grundsatz lauten: der Klient sollte nach einer freundlichen Begrüßung in ein kurzes Gespräch zu einem banalem Thema, dass sich aus der gegebenen Situation ergibt, verwickelt werden. Dies hilft die eventuelle Hemm- schwelle zu überwinden.
"Personal Training ist eine komplexe Dienstleistung, individuell auf jeden Klienten zugeschnit- ten, exklusiv und extrem persönlich. Für viele Klienten ist der Personal Trainer ein wichtiger Ansprechpartner, dem man sich anvertraut." (Kieß, 2003, S.30)
Der Klient kommt zum ersten Gesprächstermin mit einer Erwartungshaltung, die von Neugier aber auch von einer unterschwelligen Angst, vergleichbar der beim Arztbesuch, geprägt ist. Es darf dem Personal Trainer nicht passieren, dass der Klient das Gefühl bekommt, ausgefragt, „durchleuchtet“ oder wie ein unmündiges Kind behandelt zu werden. Der Klient ist nicht wegen eines Frage – Antwort – Spie- les gekommen. Daher muss der Personal Trainer sich beim Reden zurückhalten. Die Redezeit gehört dem Klienten. Es liegt am Personal Trainer, ob der Klient zum ausführlichen Sprechen veranlasst wird, so dass der Klient erzählt, welche Wün- sche, Vorstellungen oder Probleme ihn veranlasst haben, sich für eine Betreuung
durch einen Coach zu entscheiden. Fragen, die mit „Ja“ oder „Nein“ bzw. mit einem Wort zu beantworten sind, sollten vom Personal Trainer unterbleiben.
Papier und Stift sowie Formulare haben zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs noch nichts auf dem Tisch zu suchen. Für einen späteren Zeitpunkt müssen sie griffbereit sein.
Während der Klient spricht, muss er das Gefühl haben, dass ihm der Personal Trainer sehr aufmerksam zuhört. Die Rede des Klienten zu unterbrechen oder ihm widersprechen, ist das, was der Personal Trainer in dieser Situation nie tun darf.
Neben diesen wichtigen Grundsätzen kann es möglicherweise noch andere geben, wenn der Personal Trainer seine eigene Person kritisch betrachtet. Weiß er z.B. von sich, dass er manchmal etwas schnell aus der Hand legt, sollte er unbedingt den Gesprächsraum vor dem Kommen des Klienten mit einem prüfenden Blick kontrollieren, ob alles ordentlich und sauber aussieht. Ist es die Angewohnheit des Personal Trainers manchmal mit den Beinen zu wippen oder mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln, gilt für diesen Personal Trainer solches unbedingt während des Gesprächs zu unterlassen.
2.4. Die Hauptbestandteile des Check up
Ein Check up, der die Arbeitsgrundlage für den Personal Trainer und seinen Klien- ten sein soll, muss im wesentlichen folgende Bestandteile aufweisen, auf deren Grundlage der Personal Trainer in der Lage ist, mit den erhobenen Werten eine Trainingsstrategie zu entwickeln und seinem Klienten vorzuschlagen. Allerdings heißt das nicht, dass Werte zu jedem dieser Bestandteile erfasst werden müssen. Das Eingangsgespräch wird den Personal Trainer darüber informieren, weshalb der Klient ihn aufgesucht hat. Davon ausgehend entscheidet der Personal Trainer, zu welchen Bestandteilen die Werte zu erfassen, unablässig ist.
1. Eingangsgespräch
- Motive des Klienten
2. Erhebung
- Personalien
- Name
- Anschrift
- Geburtsdatum
- berufliche Tätigkeit
- Geschlecht
- Anamnese
- schwere Erkrankungen
- Operationen
- verbliebende Beeinträchtigungen
- aktuelle Gesundheitsangaben o Medikamenteneinnahme
- Allergien
- Alkoholgenuss
- Nikotingenuss
- Orthopädische Beschwerden
- aktuelle medizinische Behandlung
- positive und negative Stressfaktoren
- Arbeitsbelastung
- Schlafqualität
- Schlafdauer
- Erholung
- Hobbies
- Ernährungsverhalten:
- Anzahl der Mahlzeiten am Tag
- wo Einnahme der Mahlzeiten
- Essensvorlieben
- Süssigkeitsliebhaber
- „Knabberfreund“
- Trinkgewohnheiten
- Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
- durchgeführte Diäten
- Fast Food
- Essensmenge
- Sport- und Trainingserfahrung:
- Einsteiger
- Wiedereinsteiger
- Wettkampferfahrung
- bisheriger Aktivitätslevel
3. Körperanalyse
- einfach zu messende Punkte
- Gewicht
- Größe
- Körperbauindicies
- Umfänge
- detailierte Körperzusammensetzung
- Knochenmasse
- Muskelmasse
- Körperfett
- Körperwasser
- Vitalfunktionen des Körpers
- Zeitpunktmessungen (Puls, Blutdruck, Körpertemperatur)
- kontinuirliche Messungen (EKG, EEG, Herzfrequenzvariabilität)
- abgeleitete Werte (Herzzeitvolumen, peripherer Widerstand)
4. motorische Basisdiagnostik:
- Leistungsdiagnostik
- aerobe Ausdauererfassung
- Laktatmessung
- Kraftfähigkeitserfassung
- relativer Krafttest
- maximaler Krafttest
- isometrischer Krafttest
- einfacher Krafttest
- Beweglichkeitserfassung
- aktive Beweglichkeit
- passive Beweglichkeit
- Verkürzung der Muskultur
- Erschlaffung der Muskulatur
- Koordinationsfähigkeitserfassung
- koordinative Fähigkeiten
- Kopplungsfähigkeit
- Differenzierungsfähigkeit
- Gleichgewichtsfähigkeit
- Orientierungsfähigkeit
- Rhythmisierungsfähigkeit
- Reaktionsfähigkeit
- Umstellungsfähigkeit
- obere/untere Extremitätenkoordination
- Reflexe
- Auge-Hand Koordination
- links/rechts Koordination
5. Sichtbefund:
- Haltungsbefund (lateral, dorsal, frontal)
- Schulterhochstand
- Wirbelsäulenkrümmung
- Beckenschiefstand
- Beinachsenfehlstellung
- Fußfehlstellungen
- Körperbautyp
6. Befundsbesprechung:
- Analyse des Check up durch den Personal Trainer
- Empfehlungen
- angepasste Zielstellungen
- Entwicklung der Coachingstrategie
2.4.1 Benötigtes Equipment für die Durchführung des Check up
Equipment ist das Handwerkzeug für die Durchführung eines Check up.
Eine professionelle Handhabung und ein Equipments, welches auf dem aktuellsten Stand ist, sind eine grundlegende Voraussetzung, um den Klienten umfassend und exakt zu untersuchen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das eingesetzte Equipment folgende Merkmale erfüllt:
- mobiler Einsatz der Gerätschaft
- unkomplizierte Handhabung der Messgeräte
- bequeme und angenehme Messung für den Klienten
- weitestgehend fehlerfreie Messergebnisse
- Ergebnis sofort ablesbar
Brouwers führt in seinen Ausführengen eine Auswahl an absolut notwendigen und
weniger notwendigen Equipment an [Tab. 3]. Dabei betont er, dass
" [..] je nach Ausbildungsgrad und Berufserfahrung wird der Personal Trainer den Check up in- dividuell erweitern oder sogar reduzieren. Dies bezieht sich auch auf die Auswahl des Equip- ments, welches bei dem Check up eingesetzt wird." (Brouwers, 2003, S.208).
Tab. 2. Kategorisierung des Equipments eines Personal Trainers für einen Check up nach Brouwers, 2003
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.5. Realisierung einiger Hauptbestandteile eines Check up
Nach dem Eingangsgespräch zwischen dem Klient und dem Personal Trainer - dem ersten Punkt jedes Check up - findet die Erhebung der Werte zu den Bestand- teilen des Check up statt. Der Personal Trainer muss bis dahin bereits den Typ sei- nes neuen Klienten erfasst haben, um die Variante des Check up zu wählen, wel- che dem Klienten am besten angepasst, individuell auf ihn zugeschnitten ist. Nicht jeder Klient muss zwangsläufig jeden Testteil durchlaufen. Es würde von wenig Pro- fessionalität zeugen, einem Klienten, der sich ein rein passives Entspannungs- programm zum Stressabbau wünscht, einen Ausdauertest zuzumuten.
In regelmäßigen Abständen muss dieser Eingangstest erneut durchgeführt werden, um die Fortschritte zu messen und eventuell neue Ziele und Perspektiven festzule- gen. An dieser Stelle muss die Coachingstrategie neu bewertet und möglicherweise angepasst werden. Allerdings bleibt eine Analyse mancher Tests im gewissen Ma- ße subjektiv. Da die One-to-one Betreuung ein subjektives, emotionales Erleben mit einschließt, kann auch die Bewertung der Leistungsfähigkeit des Klienten bezüglich der Normwerte subjektiv ausfallen. Brouwers L. (2003) spricht davon, dass erst ein zweiter Test (Retest) zur Erfolgskontrolle gültige Werte zum Vergleich liefert.
"Ein Test ist ein unter standardisierten Bedingungen ablaufendes und wissenschaftlichen Krite- rien genügendes Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenz- barer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den re- lativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung." (Prohl & Schneid, 2003)
So flexibel wie die Bestandteile des Check up auszusuchen sind, kann auch bei der Wahl des Durchführungsortes entschieden werden. Eine Felddiagnostik ohne gro-
ßen Geräteaufwand ist ebenso möglich, wie auch ein Check up in einem Leistung- sdiagnostikinstitut. Im Idealfall ergänzen sich beide Teile.
Um eine Auswertung der Erhebungen mit dem Klienten vorzunehmen und die Trai- ningsstrategie gemeinsam auf der Grundlage der Vorschläge des Personal Trainers festzulegen, ist in der Regel ein zweiter Termin erforderlich.
Mit Nachdruck sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass bei jeder Erhebung im Zusammenhang mit einem Test und einer Messung standardisierte Bedingungen notwendig sind. Andernfalls sind Ergebnisse miteinander nicht vergleichbar. Exakte Testanweisungen, eine Testvorbereitung, die Berücksichtigung der Tageszeit und möglichst gleiche Umgebungsbedingungen spielen eine sehr große Rolle. Zu den Testgütekriterien aus wissenschaftlicher Sicht gehören Zuverlässigkeit (Objektivi- tät), Genauigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität). Daneben spielen aber auch Ökonomie, Normierung (Bezugs- Leitwerte), Vergleichbarkeit und Nützlichkeit eine beachtliche Rolle.
2.5.1 Befragung zur Person
Die individuelle One-to-one Betreuung basiert, wie schon dargelegt, auf einem sehr vertraulichen Verhältnis. Daher ist es unerlässlich, dass der Personal Trainer sich nicht nur seiner absoluten Schweigepflicht und der Pflicht zum Datenschutz be- wusst ist, er muss dies auch seinem Klienten von Anfang an zusichern, damit die- ser weiß, dass er sich ungehemmt äußern und verhalten kann.
Die Erhebung von persönlichen Risikofaktoren, Verletzungen und Operatio- nen, die Einnahme von Medikamenten o.ä. soll nur unter den Gesichtspunkten der Trainingsbetreuung erfolgen. Scharler D. (2003) rät darüber hinaus:
" [...] sich neben all den Defiziten wie etwa Übergewicht, orthopädische, gastrointestinale oder Herz-Kreislaufbeschwerden, auch nach den positiven Dingen zu erkundigen [...]" (D. Scharler, 2003, S.201).
Oben wurde bereits darauf verwiesen, dass während des Eingangsgespräches, der Personal Trainer die Rolle des Zuhörers hat, der sich zu diesem Zeitpunkt keine Notizen macht. Ähnlich sensibel muss er sich bei der Arbeit mit dem Erhebungsbo- gen zur Person verhalten. Notizen zu den Personalien, zum Sichtbefund und zur Anamnese, die auf diesem Bogen mit Platz finden, sind wahrscheinlich oftmals erst zu machen, wenn der Klient anderweitig beschäftigt ist oder sich bereits verab- schiedet hat. Es wird gut sein, wenn sich der Personal Trainer diesbezüglich ein Arbeitschema für seinen persönlichen Arbeitsablauf zulegt. Der Erhebungsbogen zu den Personalien, zum Sichtbefund und zur Anamnese kann wie folgt aussehen. [Abb. 8]
Ein weiterer Erhebungsbogen sollte der sein, auf dem der Personal Trainer die Trainingserfahrung des Klienten erfassen kann.
Der Klient bekommt dadurch die Möglichkeit, seine Erfolge bzw. Misserfolge zu schildern. Aus diesen Angaben kann der Personal Trainer besonders gezielt auf die Wünsche eingehen und eventuell seine früher gesammelten Erfahrungen für die Erstellung des Trainingsplanes nutzen. Durch eine genaue Erfragung der Trai- ningserfahrung des Klienten kann der Gefahr entgegengewirkt werden, dass sich angesammeltes Halbwissen manifestiert. Es kann auch vorkommen, dass der Per- sonal Trainer bei der Erfassung der Trainingserfahrung auf Ängste, negative Erfah- rungen und Vorurteile stoßen wird. Hier sind seine Motivationskünste und sein Ein- fühlvermögen gefragt, um den Klienten schon bei der Fragestellung nicht zu demo- tivieren. Dabei sind die Fragestellungen speziell auf jeden einzelnen Klienten so auszurichten, dass er sich nicht überfragt fühlt. In der Medo.check Softwarelösung werden die Trainingserfahrungen nicht erfasst.
Der Erhebungsbogen sollte außer Namen des Klienten und Datum der Erhebung keine vorgegebenen Punkte aufweisen. Der Personal Trainer notiert sich die Punk- te, die ihm beim konkreten Klienten wichtig erscheinen.
2.5.2 Befragung zum Ernährungsverhalten
Es wäre aus psychologischer Sicht unklug, würde der Personal Trainer diesen Er- hebungsbogen selbst ausfüllen. Der Klient müsste sich wohl oder übel bei einer solchen Vorgehensweise „abgefragt“ vorkommen. Zutreffendes anzukreuzen ruft diese Empfindung nicht in gleichem Maße hervor.
Ein Personal Trainer, der persönlich der Ernährung kaum Aufmerksamkeit schenkt, wenn es um Gesundheitsprobleme geht, wird diesen Aspekt auch beim Check up vernachlässigen. Auch die Softwarelösung Medo.check berücksichtigt die Ernäh- rung beim Check up nur minimal.
Bevor der Personal Trainer dem Klienten den Erhebungsbogen zum Ernährungs- verhalten auszufüllen bittet, sagt er ihm mit wenigen Sätzen, welchen Standpunkt er zum Zusammenhang Gesundheit und Ernährung vertritt. Auch zu den einzelnen Erhebungsfaktoren gibt er kurze Erklärungen.
In der Abbildung 9 wird vom Autor ein Vorschlag für die Befragung zum Ernäh- rungsverhalten unterbreitet, der im Arbeitsalltag eines Personal Trainers zum Ein- satz kommen könnte.
Abb. 8: Vorschlag des Autors eines Erhebungsbogens zum Sichtbefund und Personalie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.9: Vom Autor entwickelter Vorschlag für die Befragung zum Ernährungsverhalten
2.5.3 Körperanalyse anhand einfach zu messender Werte
Bei den Werten, die einfach zu messen sind, handelt es sich um Gewicht, Größe und Umfänge.
Die Messung von Umfängen sollte aus der Sicht des Autors an folgenden Stellen erfolgen:
Oberkörper: Brust, Taille, Hüfte, Bauchumfang, Hals;
Extremitäten (links/rechts): Unterarm, Oberarm, Oberschenkel, Wade, Handgelenk;
Die Umfänge zu messen, scheint so simpel, dass jemand auf die Idee kommen könnte, dies hätte in einem Check up nichts zu suchen. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Kenntnis der Umfänge für die Coachingarbeit mit manchem Klienten sehr wichtig sein kann. Sicherlich nicht bei dem, der den Personal Trainer wegen Stressabbau aufgesucht hat, wohl aber bei jenem, der Hilfe bei der Gewichtsredu- zierung sucht. Wer sein Gewicht reduzieren, man könnte auch sagen, seinen Kör- perfettanteil verringern möchte, kann seinen Erfolg nicht in jedem Falle mit der Waage feststellen. Ein gutes Coaching wird nämlich nicht nur Fettabbau sondern auch Muskelaufbau zum Resultat haben. Muskelhypertrophie hat eine Gewichts- steigerung zur Folge. Das Maßband wird demnach dem Klienten sehr viel deutli- cher zeigen, dass sein Training Erfolg hatte. Dies ist auch ein Beispiel dafür, dass nicht jeden Bestandteil des Check up von jedem Klienten zu erheben, sinnvoll ist.
Anhand der leicht messbaren Werte können Wertungen mit Hilfe einfacher Körper- bau-Indices erfolgen. Ob der Einsatz von diesen Wertungen im einzelnen Fall sich als sinnvoll erweist und nützlich ist, muss der Personal Trainer von Fall zu Fall ent- scheiden.
An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass der Personal Trainer bei der Erhe- bung der Umfangsmessung sehr taktvoll und kompetent handeln muss. Das sehr intime Messen beispielsweise von Oberschenkelumfang oder der Taille erfordert hier zügiges und sicheres Handeln, um das Schamgefühl des getesteten Klienten nicht zu strapazieren.
Beispielsweise können einfache Körperbau-Indices zur Wertung der Körpertypen herangezogen werden:
- BMI: Maßzahl für die Bewertung der Körpermasse eines Menschen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb: 10: Gewichtsklassen in Abhängigkeit von Körpermasse und Körpergröße (nach nebenstehenden BMI-Angaben in Anlehnung an Raschka, 2007)
- Der BMI Index ist zu kritisieren. Auf der unspezifischen Ausgangsgröße Mas- se, kann der BMI keine Aussage darüber machen, ob bei der jeweiligen Kör- permasse ein überproportionaler Fett- oder Muskelanteil vorliegt, also der be- troffene Mensch adipös oder muskulös ist. Diese unterscheidug ist hinsich- tlich des Ausgangswertes bedeutungsvoll, so dass der BMI Wert nur be- grenzt aussagefähig ist. Es könnte vorkommen, dass der BMI Wert eine Er- gebnissverzerrung bei steigender Körpergröße zur Folge hat.
Formel zur Berechnung von BMI: 𝑀𝑎𝑠𝑠𝑒 (𝑘𝑔 )
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: 11: Einstufung der Körperhöhe und Gewicht nach der Height-Weight-Ratio Berechnung
2.5.4 Körperanalyse bezüglich detaillierter Körperzusammensetzung
Um eine genau Zusammensetzung der Körperkomponenten bezüglich Fett- , Mus- kel- , Wasser- , und Knochenmasse des Klienten zu ermitteln, ist der Personal Trai- ner auf die Nutzung von Körperanalysemethoden angewiesen.
Folgende Messmethoden können hier angeführt werden:
Unterwasserwiegen ( auch "Goldstandart" genannt); Hydrometrie; Ganzkörperzäh- ler; Neutronenaktivierungsanalyse; DEXA; Nah-Infrarot-Technologie; Messung mit Kalipermeter; BIA-Methode;
Der Autor plädiert dafür, vorwiegend die letzten drei Methoden im Rahmen einer Eingangsuntersuchung zu nutzen, da bei ihnen die Vorteile den anderen gegenüber aufgeführten Methoden überwiegen.
Es liegt im Ermessen jedes Personal Trainers auch andere Methoden zu nutzen, wenn der Vorteil der jeweiligen Methode für den Klienten einen größeren Nutzen hat. Generell sollte aber die Methode während der Erhebungen am gleichen Klien- ten nicht gewechselt werden, um eine Ergebnisverzerrung zu vermeiden. Anderen- falls wären die Messergebnisse zwischen den Methoden nur schwer oder nicht vergleichbar. Die immer geforderten Testkriterien Objektivität, Reliabilität und Validi- tät müssen gewahrt werden.
Damit der Personal Trainer die Vor- und Nachteile der oben genannten Messme- thoden abwägen kann, um so eine für sich und den Klienten optimale Messmetho- de zu wählen, ist hier eine diesbezügliche Übersicht in Anlehnung an Raschka, C. et al. beispielhaft aus der Sicht des Autors angelegt worden.
Tab.3. Vor- und Nachteile der Messmethode "Unterwasserwiegen"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.4. Vor- und Nachteile der Messmethode "Hydrometrie"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.5. Vor- und Nachteile der Messmethode "Ganzkörperzähler"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.6. Vor- und Nachteile der Messmethode "Neutronenaktivierungsanalyse"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.7 . Vor- und Nachteile der Messmethode "DEXA"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.8. Vor- und Nachteile der Messmethode "Nah-Infrarot-Techologie"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.9. Vor- und Nachteile der Messmethode "Kalipermetrie"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab10. Vor- und Nachteile der Messmethode "BIA"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.6 Check up - Varianten
Ein Personal Trainer, der noch wenig Berufserfahrung in dieser exklusiven Dienst- leistungsbranche besitzt, wird versuchen seine Arbeit zu vereinfachen, indem er schon existiernede Softwarelösungen und spezifische Literatur zur eigen nutzt. Für einen Berufseinsteiger macht es durchaus Sinn, die schon vorhandene Check up - Varianten als Anregung zu nutzen. Doch ein Personal Trainer würde nicht das erfül- len, was seine Berufsbezeichnung hergibt, wenn er sich nur an den standardisier- ten Vorgaben der existierenden Lösungen für einen Check up bedienen würde. Da- zu äußert sich Brouwers:
"Natürlich bringt ein umfassender Gesundheits-Check mit entsprechenden Ergebnissen Konf- liktpotenzial, da wir es ja mit Menschen und ihren individuellen Problemen zu tun haben. Doch gerade das Anbieten von Lösungsstrategien ist meines Erachtens eine der herausforderndsten Aufgaben im Berufsbild Personal Training!" (Brouwers, 2003 ,S. 214)
Die unten aufgeführten Beispiele sollen auszugsweise darstellen, wie sich ein Per- sonal Trainer mit seiner gewählten Check up - Variante kritisch auseinandersetzen sollte, um seinen Check up zu optimieren und somit dem Klienten besser betreuen zu können.
2.6.1 Körperanalyse bezüglich der Vitalfunktionen
Als Vitalfunktionen werden in der Medizin die lebenswichtigen Vorgänge bezeich- net (lat. vita=Leben und functio=Verrichtung). Zur Messung der Vitalfunktionen wer- den Vitalparameter herangezogen.
Dabei unterscheidet man zwischen einer Zeitpunktmessung und der kontinuierlichen Messung. Aus dieser Erhebung können Werte bezüglich des Herzzeitvolumens, der Herzfrequenzvariabilität und des peripheren Widerstandes abgeleitet werden.
Zu den Zeitpunktmessungen (diskrete Messung) gehören folgende Vitalparameter:
- die Ruheherzfrequenz, der Belastungspuls und Erholungspuls
- der Ruheblutdruck, der Belastungsblutdruck und der Blutdruck nach Erholung
- die Körpertemperatur
- die Atemfrequenz
Zu den kontinuierlichen Messung gehören folgende Vitalparameter:
- das EKG ( Elektrokardiogramm)
- das EEG (Elektroenzephalografie)
In der schon angesprochenen Softwarelösung Medo.Check werden lediglich die Vi- talparameter hinsichtlich des Blutdruckes und der Herzfrequenz erfasst. Die Herz-
frequenzmessung erfolgt auf der Grundlage einer 15 sec. Messung. Daraus be- rechnet die Software die durchschnittliche Herzfrequenz. Dies ist zu kritisieren, da dieses Messverfahren in der Medizin als zu ungenau eingestuft wird.
"Bei hohem Puls oder bei zu hohem Blutdruck warnt das System automatisch" sagt der Anbieter dieser Software. Nach den diesbezüglichen Ursachen wie z.B. Kaffee- genuss oder Aufgeregtheit wird nicht nachgeforscht.
2.6.2 Motorische Basisdiagnostik bezüglich der Ausdauerleistungsdiagnostik in der Check up Softwarelösung von Medo.check
Wie in jedem Falle, in dem jemand eine existierende Lösung zu einem Problem- kreis nutzen möchte, ist es auch im Falle einer vorhandenen Check up Variante er- forderlich, sich auf Fakten zu besinnen, die die entsprechenden Wissenschaftsbe- reiche liefern. Im Falle der motorischen Basisdiagnostik bezüglich der Ausdauer- leistungsdiagnostik sollte sich der Personal Trainer an dem folgenden Wissen aus Trainingswissenschaft und Sportmedizin orientieren, damit er eine vorhandene Check up Variante beurteilen kann. Zur Beurteilung der nachfolgend aufgeführten Check up Variante von Medo.check sind die hier dargelegten Fakten wichtig.
Die Frage nach dem Sinn der Ausdauerleistungsdiagnostik liegt in den unterschied- lichen Energiegewinnungsmöglichkeiten des menschlichen Organismus. Wird lang- sam gelaufen, wird die benötigte Energie (ATP) aus freien Fettsäuren und Kohlen- hydraten unter Verbrauch von Sauerstoff synthetisiert. Erhöht man das Lauftempo bzw. die Trainingsintensität, so gewinnt der Organismus das ATP vorwiegenden aus Kohlenhydraten, jedoch nicht mehr unter Verbrauch von Sauerstoff, son- dern ohne diesen (anaerob). Dabei fällt im Körper das Laktat an.
In Labortests oder Feldtests kann der Personal Trainer eine Laktatkurve in Verbin- dung mit Lauftempo und Herzfrequenz ermitteln, um somit Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit bzw. richtige Trainierbarkeit ziehen zu können. Durch den regel- mäßigen Laktattest kann durch den Personal Trainer für den Trainierenden ermit- teln, wie und mit welchen Intensitäten zukünftig trainiert werden muss, um die ge- wünschten Ziele zu erreichen.
Im Wesentlichen geht es darum, die aerobe und anaerobe Schwelle sowie den ae- roben - anaeroben Übergang zu determinieren. Der Übergang kennzeichnet den Zeitpunkt der Belastungsintensität, bei dem der Organismus die Energiebereitstel- lung wechselt. Es kann daraufhin das Training der aeroben Kapazität verbessert werden. Dabei soll die Muskulatur höhere Leistungen bei geringeren Laktatwerten, niedrigere Herzfrequenz und geringerer Atemfrequenz erbringen und auf der ande- ren Seite soll die anaerobe Kapazität verbessert werden. Der Organismus soll auch bei erhöhten Belastungen im anaeroben Bereich toleranter sein und auch bei höhe- ren Laktatwerten die Leistung aufrechterhalten.
Die gängigste Form der Ausdauerleistungsdiagnostik ist der Stufentest auf dem Laufergometer, dem Fahrradergometer oder dem Feld. An dieser Stelle muss der Personal Trainer im Einzelnen selbst entscheiden, welche der Diagnostikformen für seinen Klienten die geeignetste ist.
Die Intensität ist zu Beginn des Tests sehr niedrig und wird im Verlauf des Tests gleichmäßig und kontinuierlich gesteigert. Durch die Steigerung der Belastung und der damit verbundenen Steigerung der Beanspruchung können Laktatwerte und Herzfrequenzwerte mit der Leistungsintensität (Lauftempo, Wattzahl) verglichen und anhand standardisierter Tabellen ausgewertet werden. Um noch genauere In- formationen zu erhalten, bietet sich die Möglichkeit der Spirometrie bzw. Spiroer- gometrie an. Dabei wird die Verwertung des Sauerstoffes in die Analyse mit einbe- zogen. Solche Analyse ist aber nur für das Hochleistungstraining von Bedeutung.
Wird von den oben genannten Fakten ausgegangen, ist die von Medo.check entwi- ckelte Leistungsdiagnostik im Ausdauerbereich wie folgt zu kommentieren:
Medo.check Die Auffassung des Autors
PWC Stufentest
- Herzfrequenz ist eine sehr individuelle Größe. Die Leistung bei ei- ner bestimmten Herzfrequenz ist nicht 100% aussagekräftig.
- Ausdauerleistungsfähigkeit kann bei groß- oder kleinwüchsigen Menschen unter - oder überschätzt werden.
- Die Auswahl der Belastungs- einstu- fung in PWC 130, PWC 150 und PWC 170 ist hinsichtlich der Belastungsin- tensität sinnvoll.
Stufentest mit Laktatauswertung
- Laktatmessung erfordert ein invasives Verfahren. Die Rechtslage muss vorher besprochen sein.
- Zur Auswertung ist ein teueres, präzi- ses Equipment notwendig
- Messungen während der Belastungen sind wegen der dafür erforderlichen Gerätschaft schwierig
- Darstellung der aeroben und anero- ber Schwelle wird im Diagramm einge- tragen. Auf welche Berechnungs- grundlage die Auswertung basiert, wird nicht gesagt
Cardio Modul
- Pulsgrenzen für Fettverbrennung und Ausdauerübungen können mit der Karvonenformel berechnet wer- den.
- Der Maximalpuls wird hier zur Be- rechnung nach Faustformel "220 - Le- bensalter" herangezogen, was sehr ungenau ist und das Berechnungser- gebnis nach der Karvonenformel strak verzerrt.
- Die frei konfigurierbaren Trainingsbe- reiche wie GA1, GA2, KB, EB, WSA, ae- robe Schwelle und anerobe Schwelle sind vorteilhaft und können aus der durchgeführten Leistungsdiagnostik übertragen werden.
Harvard Step Test
- Dies ist eine günstige, schnelle Methode, um die Erholungsfähigkeit des Klienten zu bestimmen.
- Es wird lediglich ein Richtwert zur Ka- tegoresierung der Leistungsfähigkeit angegeben. Daher ist er für Leistungs- sportler und jüngere Klienten nicht ge- eignet.
- Herzfrequenz die einzige und unzurei- chende Bestimmungsgröße bei der Leistungsfähigkeitsermittlung.
Cooper Lauftest
- Er ermittelt einen indirekten Auf- schluss über die maximale Sauers- toffaufnahme
- Er kann Klineten ohne jeglicher Sporterfahrung nicht zugemutet werden
- Der Coopertest ist nur bei effizienter Durchführung aussagefähig. Deswegen ist er kaum realisierbar bei Untrainierten und Unerfahrenen.
Lungenspirometrie
- Das Messverfahren bei der Lun- gensspirometrie wird nicht genannt.
- Für Messungen ist ein Atemgas- messgerät notwendig
- Dies ist nur bei Leistungssportlern zur genauen Beurteilung von Aus- dauerleistungsfähigkeit erforderlich
(Abbildungen: http://www.medocheck.com/softwaredetails-2/ )
Für die Bestimmung der individuellen Leistungsfähigkeit des Klienten können auch andere, von Medo.check nicht erwähnte Testmethoden eingesetzt werden.
Wastl (2007) fasst in einer Übersicht Testvarianten zusammengefasst. An dieser könnte sich der Personal Trainer für seine Entscheidungsfindung orientieren.
Auch hier ist zu vermerken, dass Wastl ebenfalls keine erschöpfende Übersicht gibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 12: Messverfahren zur Erfassung der aeroben Ausdauer (Wastl, 2007)
2.7 Trainingsstrategie in Abhängigkeit vom Testergebnis
2.7.1 T rainingsziele auf der Grundlage der erhobenen Testwerte
Während des Eingangsgespräches mit dem Klienten werden seine Wünsche und Ziele in groben Zügen erfasst. Auch im Training gilt der Grundsatz, dass man zu- nächst wissen muss, was man will, um überhaupt erfolgreich sein zu können. Die- se müssen vom Personal Trainer konkretisiert werden, um nicht Gefahr zu laufen, durch unrealistische Vorstellungen eines eventuell übermotivierten Klienten die Übersicht zu verlieren. Die Zielsetzung muss für bestimmte Zeitabschnitte aufges- tellt werden, sie müssen sehr übersichtlich, realistisch und darf nicht zu umfang- reich sein. In der trainingswissenschaftlicher Literatur wird häufig von maximal drei Trainingszielen gesprochen. Ziele geben dem Training und dem Coaching eine Richtung vor und je klarer man diese formuliert, umso entschlossener kann man sie auch verfolgen.
"Ziele und Motive sind also nicht dasselbe. Die Handlungs- oder Ergebnisvorwegnahmen in den Zielen führen beim Trainierenden zu einer bestimmten Erwartungshaltung, die mit starken oder schwachen Gefühlen verbunden sind. Dieser innere Spannungszustand des Sportlers beeinf- lusst sehr stark seine Zielstrebigkeit beim Üben, seinen Trainingseifer und seiner Einstellung bei der Überwindung dabei auftretender Schwierigkeiten. [...] Wer also einem Sportler helfen will, sich immer aufs Neue zu motivieren, erreicht dies vor allem durch klare, abgrenzbare und erreichbare Zielstellungen, durch entsprechende Nah- und Fernziele." (Scheid/Prohl, 2003, S. 26 ff.)
Da diese vom Klienten nachvollzogen und mit der persönlichen Situation abgegli- chen werden sollen, besteht die Aufgabe des Couches weniger in der Formulierung abstrakter Vorgaben, sondern vielmehr in der Bereitschaft, den Klienten bei der Überprüfung und ständigen Neuformulierung von realistischen Trainings-und Coachingzielen beratend zu Seite zu stehen.
In Anlehnung an Scheid & Prohl (2003, S. 26.ff) kann man die Zielsetzung folgen- dermaßen charakterisieren:
1. Die Ziele sind klar und eindeutig zu formulieren.
2. Die Ziele dürfen nicht zu schwierig und nicht zu leicht formuliert sein.
3. Ziele müssen nachvollziehbar sein und deshalb immer begründet werden.
4. Die Zeiträume zum Erreichen des Ziels müssen festgelegt werden, vor allem bei Unerfahrenen kurze Zeiträume ansetzen.
5. Die gesetzten Ziele müssen dem Lebensplan und dem Tagesablauf des Klienten angepasst sein. Die Relevanz einzelner Ziele muss immer wieder neu vom Personal Trainer abgewogen werden.
6. Beim Anstreben der Ziele muss man auf Hindernisse gefasst und auf mögli- che Umwege vorbereitet sein.
Damit wird auch dem Rechnung getragen, wie Brockhaus den Begriff des Ziels formuliert. Dort wird zum Ausdruck gebracht, dass im allgemeinen der Be- griff Ziel (griechisch: τέλος [ telos ], lateinisch finis) verwendet wird, um einen in der Zukunft liegenden, gegenüber dem Gegenwärtigen im allgemeinen veränder- ten, erstrebenswerten und angestrebten Zustand (Zielvorgabe) zu bezeichnen. Ein Ziel ist somit ein definierter und angestrebter Endpunkt eines Prozesses. Mit dem Ziel ist häufig der Erfolg eines Projekts bzw. eines Prozesses markiert ( vgl. Brock- haus, 2007).
Brouwers fügt noch ein weiteres Qualitätsmerkmal hinzu. Er schreibt:
"Ziel einer langfristig ausgelegten Trainingsplanung ist es, eine Verhaltungsänderung zu bewir- ken und den Klienten zu einem bewussten und selbstständig ausgeführten Trainingsprogramm hinzuführen" (Brouwers, 2003, S.208)
Bezogen auf den Check up lässt sich dieser Prozess der Zielsetzung für das Trai- ning in Abbildung 13 gut beispielhaft verdeutlichen.
Im Altgriechischen wird dieses längerfristig ausgerichtete planvolle Anstreben eines Zieles unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen mit dem Wort Strategie [strategòs] bezeichnet (vgl. Brockhaus, 2007).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.13: Trainingszielbestimmung auf der Grundlage der Ergebnisse ausgewählter Diagnostikmethoden
2.7.2 Trainingsstrategie unter Beachtung des Faktors Komplexität der Bestandteile Check up
Auf der Grundlage der erhobenen Werte im Check up erstellt der Personal Trainer einen Vorschlag einer Trainingsstrategie für den jeweiligen Klienten, den er mit ihm abstimmt.
Am folgenden Beispiel wird aufgezeigt, wie der Personal Trainer für zwei Klienten, die in einem Punkt der Eingangsuntersuchung das gleiche Ergebnis erzielten [Abb.16], veranlasst ist, für jeden eine andere Trainingsstrategie vorzuschlagen, weil unterschiedliche andere Erhebungswerte und die Wünsche der beiden Klien- ten dies bedingen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.14: Veranschaulichung des Autors zur Bedeutung der Komplexität der beim Check up erhobenen Werte für die Entwicklung der Coachingstrategie anhand von ausgewählten Beispielen
Klient A
T estergebnis bezüglich Kraftdiagnostik und Beweglichkeit (auszugsweise):
- mangelnde Kraftfähigkeit der unteren Bauchmuskulatur;
- Verkürzung des Rückenstreckers, der geraden Oberschenkelmus- kulatur und der Hüftbeugemuskulatur => ventrale Beckenkippung;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.15: Verkürzung und Abschwächung beckenstabilisierender Muskulatur (aus Vorlesungsmaterial von Prof. Dr. Kuno Hottenrott: ATW 8+9, 2008)
Trainingsstrategie:
Krafttraining der unteren Bauchkompartimente, der Gesäßmuskulatur und der Oberschenkelmuskulatur; Dehnung der Rückenmuskulatur, Hüftbeugemuskulatur und der geraden Oberschenkelmuskulatur;
Das Ziel dieser Strategie ist das Schaffen einer breiten Kraftbasis für spätere Belas- tungssteigerungen und differenzierte Kraftentwicklung. Dies geschieht durch ein umfassendes, alle wesentlichen Muskelgruppen betreffendes, ausgeglichenes Trai- ning der Agonisten und Antagonisten durch komplexes Üben der verschiedenen zusammenhängender Kraftarten. Es geht um eine gleichzeitige Entwicklung von Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer und den Erhalt bzw. die Verbesse- rung der Dehnfähigkeit, insbesondere des Rückenstrecker in diesem Beispiel, so- wie die Verbesserung der Funktionstüchtigkeit von Binde- und Stützgewebe.
Die effiziente Trainingsdauer liegt zwischen ca. 6 und 9 Monaten bei anfangs 2 und später 4 Trainingseinheiten in der Woche. Insgesamt ergibt der Trainingsumfang 75 bis 100 Einheiten.
Um die geschilderte Strategie umzusetzen zu können, kann man beispielsweise die nachfolgend aufgezeigte Methode des Krafttrainings nutzen.
Methode des Krafttrainings: der mittlerer Krafteinsätze mit hohen Wiederholungs- zahlen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.16: Methode der mittlerer Krafteinsätze mit hohen Wiederholungszahlen (aus Vorlesungsmaterial von Hottenrott & Steiner: Vorlesung zu trainingswissenschaftliche Grundlagen des Fitnesssports, 2008)
Klient B:
Die Testergebnisse der Basisdiagnostik zur Kraft und Beweglichkeit sind identisch mit denen des Klienten A, dennoch ist die Trainingsstrategie für Klient A eine ande- re, weil bei der Erstellung jeder Trainingsstrategie weitere Einflussfaktoren, die beim Check up erhoben wurden, einer ganzheitlichen Einflussnahme wegen zu be- rücksichtigen sind [Abb. 16].
Je nach dem, zu welchen Trainingszielen die Klienten im Trainingsverlauf kommen, ist die Trainingsstrategie nochmals zu modifizieren.
So kann es passieren, dass der Klient A zwar hochmotiviert ist, mit seinem Training sofort zu beginnen, sich aber aus der Analyse des Gesundheitsfragebogen Fakto- ren ergeben, die ein Risiko für die Gesundheit des Klienten darstellen.
In diesem Fall ist es sehr wichtig, dass der Personal Trainer die Notwendigkeit der diesbezüglichen medizinischer Untersuchung unterstreicht und den Klienten zu ei- nem guten Kooperationsarzt verweist. Damit dem Klienten kein zu großer zeitlicher Mehraufwand erwächst, sollte der Arztbesuch durch den Personal Trainer profes- sionell vorbereitet werden.
Genauso, wie der Personal Trainer den Klienten bei Einkäufen mit Sicht auf ein verändertes Ernährungsverhalten, bei der Planung eines Entspannungsurlaubes oder eines Wellnesswochendes, bei der Arbeitsplatzoptimierung hinsichtlich der Ergometrie, zur Seite stehen muss, ist es auch Aufgabe des Personal Trainers sei- nen Klienten bei sich eventuell aus dem Arztbesuch ergebenden Weiterbehandlun- gen zu begleiten. Erst danach beginnt das entsprechend der medizinischen Beur- teilung angepasste Coaching.
Auch diese Beispiele zeigen, wie wir dies bei der vorliegender Arbeit wiederholt ge- sehen haben, dass der Check up immer der Ausgangspunkt für ein Training ist, dass von Klient zu Klient abläuft.
[...]
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2010
- ISBN (PDF)
- 9783958206298
- ISBN (Paperback)
- 9783958201293
- Dateigröße
- 3.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Coach Coaching Körperanalyse Gesundheit Leistungsdiagnostik