Patientenzufriedenheit: Eine Messung in Einrichtungen des Gesundheitswesens mittels Fragebogen
Zusammenfassung
Das Ziel dieser Studie, welche anhand einer Literaturrecherche und eigener Erfahrungsreflexion erstellt wurde, ist es, die wesentlichen Einflussfaktoren auf die konzeptionelle Erstellung eines Fragebogens darzulegen und somit die Grundlagen für eine erfolgreiche und individuelle Fragebogenerstellung zu schaffen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
3. Befragungsarten
In der empirischen Sozialforschung existieren zwei methodische Möglichkeiten Informationen über eine Zielgruppe zu gewinnen. Es handelt sich hierbei um die Befragung und die Beobachtung (vgl. Atteslander 1993, 126).
Nur bedingt eignet sich die Methode der Beobachtung zur Erhebung von Faktoren in der Zufriedenheitsforschung. Die Methode der Befragung hingegen eignet sich in besonderem Maße zur Ermittlung subjektiver Erlebnisinhalte. Die Befragung ist in der empirischen Sozialforschung die am häufigsten angewandte Methode.
Hierbei lassen sich zwei Arten der Befragung unterscheiden:
- mündliche Befragungen
- schriftliche Befragungen
3.1 Mündliche Befragung
Die Methode der mündlichen Befragung kann z.B. in Form eines persönlichen Interviews oder eines Telefoninterviews durchgeführt werden.
Die mündliche Befragung weist sowohl Vorteile als auch Nachteile auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Weinreich 2002, 3)
Im Kontext mit Patientenzufriedenheitsuntersuchungen wird allerdings aufgrund finanzieller als auch zeitlicher Aspekte überwiegend auf schriftliche Befragungen zurückgegriffen.
3.2 Schriftliche Befragung
Eine schriftliche Befragung kann in vielfacher Form erfolgen. So können z.B. versendete Fragebögen, ausgelegte Fragebögen oder Fragebögen im Internet zur Erhebung von Daten genutzt werden.
Auch die schriftliche Befragung weist neben Vorteilen Nachteile auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Weinreich 2002, 4)
4. Sozialpsychologische Aspekte
4.1 Patientenzufriedenheit
Gesundheit kann zweifelsfrei als eine Grundvoraussetzung für eine Reihe von täglichen Aktivitäten erachtet werden. Dieses gestattet den Rückschluss, dass der entsprechende gesundheitliche Zustand Einfluss auf die Zufriedenheit eines Menschen nimmt. Somit stellt sich Gesundheit als Determinante von Zufriedenheit und subjektivem Wohlbefinden dar.
Es ist von der individuellen Person abhängig, wie sehr sie sich in ihrer Zufriedenheit durch das Auftreten von gesundheitlicher Leiden beeinträchtigt fühlt.
Ebenso werden alle anderen relevanten Faktoren, welche Einfluss auf das Wohlbefinden eines Patienten nehmen, individuell erlebt.
In der Literatur lassen sich mehrere Modelle zur Entstehung von Patientenzufriedenheit unterscheiden. Den signifikantesten Einfluss nimmt hierbei das Evaluationsmodell.
4.1.1 Evaluationsmodell
„ Die Evaluationsforschung befasst sich als Teilbereich der empirischen Forschung mit der Bewertung von Maßnahmen oder Interventionen. Dabei ist die Evaluation in der Regel Auftragsforschung, die für einen Auftraggeber zur Begleitung und Bewertung einer geplanten oder durchgeführten Maßnahme erstellt wird“ (Rode 1999, 38).
Das Evaluationsmodell stellt in der Erforschung der Patientenzufriedenheit das grundlegendste aller verwendeten Modelle dar. Es ermöglicht eine mehrdimensionale Erfassung von Aspekten, welche in der Patientenversorgung im Rahmen des Leistungserstellungsprozesses auftreten.
Unter Verwendung des Evaluationsmodells sollen in Bezug auf die Patientenzufriedenheitsforschung drei Zielsetzungen verfolgt werden:
- es soll die Zufriedenheit der Patienten mit der pflegerisch/ medizinischen Behandlung untersucht werden
- es sollen Ursachen/ Bedingungen von hoher oder niedriger Gesamtzufriedenheit ermittelt werden
- als Endergebnis soll infolge der oben genannten Zielsetzungen die Patientenzufriedenheit gesteigert werden.
(vgl. Blum 1998, 53)
Zur Beurteilung der pflegerisch/ medizinischen Versorgung in Einrichtung des Gesundheitssystems kann der Leistungserstellungsprozess in mehrere Dimensionen untergliedert werden:
1. Betreuungsaspekte
2. Information und Aufklärung
3. Gesamtqualität
4. fachliche Kompetenz des medizinischen Personals
5. Gesamtzufriedenheit
6. Ablauforganisation, administrativer Aufwand
7. Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Verfügbarkeit
8. Finanzierung
9. Ausstattung der Einrichtung
10. Behandlungsergebnis
11. Versorgungskontinuität
12. aktuelle Lebenssituation des Patienten
(vgl. Hall 1988, 935)
Bei der kritischen Observation von auf dem Markt befindlichen Fragebögen zur Ermittlung der Patientenzufriedenheit wird ersichtlich, dass alleine unter quantitativen Gesichtspunkten die wenigsten der Fragebögen die oben genannten Dimensionen ausreichend behandeln.
Von den oben genannten 12 Dimensionen lassen sich also Anforderungen an den Inhalt eines Fragebogens ableiten.
4.2 Soziale Erwünschtheit
„Als soziale Erwünschtheit (social desirability effect) wird das Verhalten von befragten Personen bezeichnet, sich zu bemühen, den vermeintlichen Erwartungen des Untersuchers an sie gerecht zu werden“ (Stroebe 1992, 74).
Verschiedene Aspekte nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Begünstigung sozial erwünschten Verhaltens und der daraus resultierenden Verzerrung der Untersuchungsergebnisse, dieses sind unter anderem:
- die Befürchtung der sozialen Verurteilung, welche gegebenenfalls dazu führen kann, dass sich befragte Personen zu gesellschaftlich anerkannten Meinungen positionieren
- die Angst vor Nachteilen bei der pflegerisch/ ärztlichen Versorgung infolge von Kritikäußerung durch den Patienten
Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, ist es bei der Fragebogenerstellung notwendig folgende Inhalte zu integrieren:
- die Aufforderung die Fragen objektiv/ wahrheitsgemäß zu beantworten
- die Versicherung der Wahrung der Anonymität des Befragten
- durch ausbalancierte Antwortvorgaben die möglichen Antworten alle gleich sozial erwünscht oder unerwünscht gestalten
- die Möglichkeit durch die Integration von Kontrollskalen eine Tendenz zu sozial erwünschtem Verhalten zu erkennen
(vgl. Bartz 1995, 213)
4.3 Akquieszenz
„Dieses auch als Zustimmungs- oder Bejahungstendenz bezeichnete Antwortverhalten ist gekennzeichnet durch die Tendenz, Fragen unabhängig vom Fragengegenstand zuzustimmen“ (Bartz 1995, 213).
Diesem Phänomen kann man zum einen durch ausbalancierte Antwortvorgaben entgegenwirken. Hierbei sind die Fragen so zu wählen, dass die Antwort zu gleichen Teilen eine Bejahung und Verneinung beinhaltet. Zum anderen wird durch eine abwechselnde Auflistung von positiv und negativ formulierten Fragen eine stereotype Beantwortung vermieden.
5. Fragebogenplanung
5.1 Inhaltliche Planung
5.1.1 Operationalisierung
Operationalisieren bedeutet, theoretische Begriffe anwendbar zu machen, indem präzise und überprüfbare Anweisungen für Forschungsziele und –schritte gegeben werden (vgl. Wahrig 1999, 657).
Folglich dienst die Operationalisierung bei der Konstruktion von Fragebögen der klaren Gegenstandsbenennung zur eindeutigen Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes.
Der Vorgang der Operationalisierung beinhaltet folgende Aspekte:
- Exploration des Untersuchungsfeldes
- Konzeptspezifikation
- Auswahl der Indikatoren
- Indexbildung
1. Exploration des Untersuchungsfeldes
Unter der Exploration eines Untersuchungsfeldes versteht man die Erforschung inhaltlicher Aspekte eines bislang nicht dezidiert erfassten Gesamtkomplexes. Im Rahmen einer Informationssammlung werden aus einer Gesamtdatenmenge diejenigen Aspekte herausgehoben, welche in Bezug auf den Untersuchungsgegenstand bedeutsam erscheinen.
2. Konzeptspezifikation
Unter einer Konzeptspezifikation versteht man die Gruppierung der erhobenen, relevanten Einzelaspekte. Die Gruppierung erfolgt hierbei unter inhaltlichen Homogenitätsgesichtspunkten.
3. Auswahl der Indikatoren
Indikatoren sind in diesem Zusammenhang als Anzeiger zu verstehen, durch die Informationen über Merkmale, Verhaltenserwartungen oder tatsächlichen Verhaltens der zu untersuchenden Personen erhoben werden können.
4. Indexbildung
Die Zusammenfassung von mehreren einzelnen Indikatoren zu sinnvollen Gruppen wird als Indexbildung verstanden. Da im Anschluss an die Erhebung der Daten eine indexorientierte Auswertung erfolgen kann, sollten die einzelnen Indizes aus Gründen der Objektivität aus mehreren einzelnen Indikatoren bestehen.
(vgl. Rode 1999, 50)
5.1.2 Skalierung
Messen beinhaltet die Zuordnung von Zahlen zu Objekten. Um die gemessenen Werte zu objektivieren, bedarf es einer Skala.
Unter Skalierung versteht man das Einordnen von Verhaltensweisen oder Leistungen für eine spätere statistische Auswertung (vgl. Wahrig 1999, 866).
Skalen werden aufgrund ihres Messniveaus unterschieden, dabei lassen sich zwei Hauptgruppen mit entsprechenden Untergruppen von Skalenarten voneinander differenzieren:
- nichtmetrische Skalen
- Nominalskalen
- Ordinalskalen
- metrische Skalen
- Intervallskalen
- Verhältnisskalen
1. Nominalskalen
Bei der Nominalskala handelt es sich um eine nichtmetrische Skala, welche Klassen ohne Reihenfolge abbildet. Es werden keine quantitativen Aussagen getätigt, sondern sich gegenseitig ausschließende Kategorien bezeichnet. Somit wird ersichtlich, dass die erhobenen Werte nicht untereinander vergleichbar sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Ordinalskalen
Bei der Ordinalskala handelt es sich um eine nichtmetrische Skala, welche eine Abfolge der Stärke der gemessenen Eigenschaften abbildet. Dieses bedeutet, dass sich Werte zwar in ihrer Intensität unterscheiden und nach der Stärke der Intensität ordnen lassen, eine Interpretation der Abstände allerdings nicht möglich ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Intervallskalen
Bei der Intervallskala handelt es sich um eine metrische Skala, welche die numerischen Werte der einzelnen Abstände in einer Rangfolge abbildet. Da sie allerdings über keinen absoluten Nullpunkt verfügt, ist ein sinnvoller Vergleich der Werte nicht möglich.
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4. Verhältnisskalen
Bei der Verhältnisskala handelt es sich um eine metrische Skala, welche verschiedene Abstandswerte zueinander in Beziehung setzt. Ein sinnvoller Vergleich der erhobenen Werte ist durch das Vorhandensein eines absoluten Nullpunkts möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Prof. Dr. Schmid 2002, 1)
5.1.3 Ratingskalen
Einen besonderen Stellenwert bei der Erfassung von Meinungen in Fragebögen nehmen Ratingskalen ein. Bei der Ratingskala handelt es sich um eine Skala zur Bewertung von Personen oder Sachverhalten (vgl. Wahrig 1999, 793).
Durch sie können Einstellungen/ Einschätzungen der Patienten objektivierbar gemacht werden. Ratingskalen besitzen Intervallskalenniveau, da ein Merkmalskontinuum vorgegeben wird, welches in Beschreibungen, Zahlen oder anderen Attributen dargestellt wird.
Generell lassen sich zwei Arten von Ratingskalen unterscheiden:
- bipolare Ratingskalen
- unipolare Ratingskalen
Bipolare Ratingskalen sind dadurch charakterisiert, dass auf der Skala ein Kontinuum zwischen zwei Extrempunkten dargestellt wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die Gegensätzlichkeit stärker zu betonen, besteht die Möglichkeit die Werte des Kontinuums mit positiven und negativen Ausprägungen darzustellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unipolare Ratingskalen werden im Gegensatz zu bipolaren Skalen dann verwendet, wenn der Gegenstand der Betrachtung keine gegensätzliche Auffassung impliziert.
Aufgrund der plastischeren Darstellung durch das Aufführen von gegensätzlichen Begriffen sind bipolare Skalen geeignete Erhebungsinstrumente in Fragebögen.
In der Praxis haben sich verbale und symbolische Markierungen der Skalen als besonders geeignet erwiesen. Stellen numerische Markierungen eine relativ abstrakte Einteilung des Kontinuums dar, so werden verbale Markierungen (z.B. nie – selten – gelegentlich – oft – immer) und symbolische Markierungen (z.B. durch Smilies) von den befragten Personen als genau und auflockernd empfunden (vgl. Rohrmann 1978, 222).
Der Einsatz von Ratingskalen zur Erhebung der Patientenzufriedenheit wird in den Sozialwissenschaften kontrovers diskutiert. Erheblichen Einfluss nehmen psychologische Beurteilungsfehler, wie z.B. der Milde-Fehler, der Strenge-Fehler, der Halo-Effekt sowie unter anderem auch die zentrische Tendenz.
Hierbei tendieren die Beurteiler dazu, mittlere Beurteilungen zu bevorzugen und extreme Urteile zu vermeiden, woraus sich eine übersteile Verteilungskurve ergibt (vgl. Caritas-Akademie Köln-Hohenlind GmbH 06.02.2002).
Andererseits handelt es sich bei Ratingskalen um ein Erhebungsinstrument, welches von Befragten relativ simpel gehandhabt werden kann.
Gerade deswegen kann auf den Einsatz von Ratingskalen in Fragebögen nicht verzichtet werden, der Einsatz sollte allerdings in einem ausgewogenen Verhältnis stattfinden.
5.1.4 Fragearten und Formulierungen
Bei der Erhebung von Werten bezüglich der zu untersuchenden Problemstellung ist vorab zu klären, mit welchem Instrument Daten sinnvollerweise erhoben werden. Bei einer schriftlichen Befragung geschieht dieses zwangsläufig durch vorformulierte Fragen.
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten Fragen zu formulieren, offen oder geschlossen.
- offene Fragen
Offene Fragen sind dadurch charakterisiert, dass sie keine Antwortvorgaben enthalten. Auf eine offene Frage antwortet der Befragte mit seinen eigenen Gedanken und Worten. Hierbei ist die Möglichkeit das Ergebnis strukturell zu steuern stark eingeschränkt. Offene Fragen werden individuell unterschiedlich beantwortet und sind daher nur mit hohem Aufwand auszuwerten, sowie nur bedingt mit anderen Antworten vergleichbar.
Offene Fragen stellen eine Möglichkeit dar, Informationen zu gewinnen, für die bislang keine vorgegebenen Kategorien bestehen. Zudem empfinden befragte Personen offene Fragen als auflockernd.
Beispiel:
Wie könnte Ihrer Meinung nach das Angebot des Frühstücksbuffets gestaltet werden?
- geschlossene Fragen
Geschlossene Fragen sind dadurch charakterisiert, dass die entsprechenden Antworten leicht zu erfassen und auszuwerten sind. Es besteht die Möglichkeit die Antworten untereinander zu vergleichen, in Beziehung zu setzen und bei entsprechender Skalierung z.B. Mittelwerte zu bilden. Üblicherweise werden bei geschlossenen Fragen Ratingskalen verwendet.
Der Nachteil von geschlossenen Fragen besteht darin, dass es bei Fehlern in der Fragebogenkonstruktion zu sogenannten Artefakten kommen kann.
Bei einem Artefakt handelt es sich um ein Kunsterzeugnis (vgl. Brockhaus 1985, 46). Ein Artefakt entsteht dadurch, dass der Befragte sich zu keiner der vorgegebenen Antwortkategorien zugehörig fühlt und entweder die nächstliegendste Antwortmöglichkeit wählt oder die Frage nicht beantwortet.
Die Gefahr solcher Pseudoergebnisse lässt sich weitestgehend durch den Einsatz eines Pretests minimieren. Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung von Artefakten ist das Zufügen einer Kategorie „Sonstige“.
Beispiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei der Formulierung von Fragen ist neben der Betrachtung sozialpsychologischer Aspekte (z.B. Soziale Erünschtheit, Akquieszenz), darauf zu achten, dass Fragen möglichst einfach formuliert werden. Bei einigen Aspekten ist es zur genaueren Differenzierung von Fragen sinnvoll nach Gründen für eine Antwort zu fragen. Zudem müssen Fragen stets neutral gestellt werden, da hierdurch vermieden wird, dass die Antwort durch eine suggestiv gestellte Frage beeinflusst wird.
5.1.5 Variablengruppen
Bei der Abfolge der Fragen empfiehlt es sich nicht randomisierend vorzugehen, sondern die Fragen nach bestimmten Gesichtspunkten chronologisch anzuordnen.
Hierfür eignet sich eine Anordnung der einzelnen Fragen zu Variablengruppen bzw. Fragenkomplexen.
In Anlehnung an die zur Beurteilung der medizinischen/ pflegerischen Versorgung untergliederten Dimensionen nach Hall, stellen sich idealtypischerweise folgende Variablengruppen dar:
- Fragenkomplex zu demografischen und sonstigen Aspekten z.B. Alter, Geschlecht, Rauchgewohnheiten, Beruf
- Fragenkomplex zum Mitarbeiterkontaktverhalten z.B. Aufnahmesituation, Kommunikation, Wartezeiten
- Fragenkomplex zur technischen Produktqualität Qualität des Essens, Ausstattung der Patientenzimmer
- Fragenkomplex zur Patientenbeschwerdetätigkeit z.B. „Hatten Sie während Ihres Aufenthaltes Anlass zur Beschwerde?“ (vgl. Hall, Seite 935)
5.2 Fragebogendesign
5.2.1 Formalstruktur
„Veranstalter schriftlicher Umfragen, die es bei der formalen Konstruktion des Fragebogens an der notwendigen Sorgfalt fehlen lassen, werden nicht unwesentliche Rückflußeinbußen hinnehmen müssen, weil die Auskunftsperson sehr empfindlich auf unübersichtlich gestaltete und damit schwer zu verstehende Erhebungsbögen reagieren“ (Hafermalz 1976, 130).
Um solche Rücklaufeinbußen zu vermeiden, scheint es folglich von besonderer Wichtigkeit zu sein, ein entsprechendes Layout zu wählen. Maßgeblichen Einfluss auf das Empfinden, ob es sich um ein ansprechendes Layout handelt, nimmt der Aspekt der Übersichtlichkeit.
Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass unter räumlichen Aspekten eine ausreichende Abgrenzung zwischen Frage und Antwort erfolgt. Dies kann unter anderem durch die Anordnung von Antwortkästchen vor den Antwortalternativen geschehen. Zudem können die einzelnen Fragen voneinander durch den Einsatz von Rahmen oder Schattierungen abgegrenzt werden.
Ferner sollte eine zu kleine Schriftgröße vermieden werden. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit sollte daher mindestens die Schriftgröße 12 verwendet werden.
Zur Verdeutlichung oder Abgrenzung von Teilaspekten können Texte zudem fett, kursiv, farblich oder unterstrichen dargestellt werden.
5.2.2 Länge des Fragebogens
Die Rücklaufquote von Fragebögen scheint lediglich durch die Thematik und das Layout beeinflusst zu sein. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Länge eines Fragebogens und der Rücklaufquote lässt sich nicht herstellen.
Hafermalz bestätigte in einem Experiment, in welchem ein fünf-seitiger Fragebogen an eine Gruppe und ein zehn-seitiger Fragebogen an eine andere Gruppe verteilt wurde, dass keine höhere Ausfallquote durch einen längeren Fragebogen hervorgerufen wird (vgl. Hafermalz 1976, 122).
5.2.3 Begleitschreiben
Neben dem Fragebogen selbst, stellt das Begleitschreiben ein zentrales Element der Erhebung dar.
Das Begleitschreiben informiert über den Sinn und Zweck der Befragung, es nimmt direkten Einfluss auf die Motivation zum Ausfüllen des beigefügten Fragebogens.
Folgende Konstruktionselemente sollte ein Begleitschreiben beinhalten:
1. Name und Anschrift des Untersuchungsträgers
2. persönliche Anrede des Befragten
3. Antwortappell
4. Anleitung zum Ausfüllen des Fragebogens
5. Rücklauftermin
6. Bedeutung der wahrheitsgemäßen Beantwortung
7. Hinweis auf voraussichtliche Bearbeitungsdauer
8. Auskunft über Informationsverwertung
9. Zusicherung der Anonymität
10. Hinweis auf beigefügten Freiumschlag
11. Dank für die Mitarbeit (vgl. Hafermalz 1976, 104)
5.3 Pretest
„Ein Pretest ist ein dem Haupttest vorangehender Test, der z.B. zur Absicherung eines Fragebogens dient“ (Wahrig 2001, 755).
Pretests dienen dazu, die Tauglichkeit von Erhebungsinstrumenten und den reibungslosen Untersuchungsablauf zu prüfen. Zu diesem Zweck wird ein entsprechender Fragebogen von einer zu bestimmenden Anzahl von Probanden ausgefüllt und anschließend beurteilt. Die hierbei ermittelten Daten werden nicht in die Ergebnisse der sich anschließenden Hauptuntersuchung einbezogen.
Es ist davon Abstand zu nehmen eine Untersuchung und das entsprechende Erhebungsinstrument ausschließlich durch Nachdenken, logischer Untersuchungen oder Vergleichserfahrungen zu prüfen, vor allem sind auch die finanziellen Risiken einer Untersuchung ohne Pretest erheblich höher als die Kosten eines Pretests selber.
Der Pretest sollte sich im Einzelnen auf folgende Aspekte beziehen:
- Legitimation des Forschungsvorhabens
Wird den befragten das Forschungsziel ausreichend verdeutlicht?
- Erhebungsinstrument
Hierunter fallen unter anderem die Beleuchtung des Zeitaufwandes, der Störfaktoren und des Untersuchungsortes
- Instrument
Werden die Fragen richtig verstanden?
- Kontrollen
Wie können Reliabilität und Validität überprüft werden?
(vgl. Friedrichs 1990, 153)
5.4 Testgütekriterien
Die Qualität eines Fragebogens kann hauptsächlich anhand von Testgütekriterien beurteilt werden.
Zu diesen Testgütekriterien zählen die:
- Objektivität
- Reliabilität
- Validität
5.4.1 Objektivität
Objektivität ist die Denkweise und Haltung, die den Gegenstand sachlich, unbeeinflusst von Voreingenommenheiten, Gefühlen und Interessen auffasst (vgl. Brockhaus 1985, 629).
Bezogen auf Patientenbefragungen bedeutet Objektivität, dass die ermittelten Testergebnisse unabhängig vom Testanwender sind.
Der Vorgang der Untersuchung sollte deshalb so aufgebaut sein, dass die Befragung von anderen Personen nachvollzogen, beurteilt und durch Wiederholung der Untersuchung nachgeprüft werden kann.
Objektivität lässt sich in die folgenden Unterformen einteilen:
- Durchführungsobjektivität
Die Durchführungsobjektivität fordert, dass die Testergebnisse vom Testanwender unabhängig sind.
- Auswertungsobjektivität
Die Auswertungsobjektivität fordert die Unabhängigkeit der Punktvergabe vom Auswertenden.
- Interpretationsobjektivität
Die Interpretationsobjektivität fordert, dass keine individuellen Deutungen durch den Auswertenden in das Testergebnis einfließen.
5.4.2 Reliabilität
Die Reliabilität ist ein Maß für die Zuverlässigkeit eines statistischen Messverfahrens. Sie dient der Beurteilung der Brauchbarkeit des wissenschaftlichen Instruments und soll bei wiederholten Messungen konstante Resultate hervorbringen (vgl. Atteslander 1993, 253).
Um die Zuverlässigkeit eines Fragebogens zu überprüfen, stehen unter anderem folgende Testverfahren zur Verfügung:
- Retest
Hierbei wird eine zweite Erhebung mit demselben Instrument durchgeführt
- Parallel-Test
Hierbei wird eine zweite Erhebung mit einem äquivalenten Instrument durchgeführt
(vgl.Bartz 1995, 182)
Bei dem Testen der Reliabilität ist zu beachten, dass Differenzen in den Messergebnissen nicht zwangsläufig einen Beweis für die fehlende Zuverlässigkeit darstellen. So können sich z.B. Meinungen von befragten Personen zwischen zwei Messungen verändert haben oder durch einzelne Fragen Lernprozesse ausgelöst worden sein.
5.4.3 Validität
Bei der Validität handelt es sich um die Gültigkeit der Mess- und Testergebnisse einer empirisch-sozialwissenschaftlichen Untersuchung. Aussagen über die Validität eines Tests geben Auskunft darüber, bis zu welchem Grad tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll (vgl. Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, „Validität“).
Im Hinblick auf das Untersuchungsdesign bei schriftlichen Befragungen, bei denen die Gültigkeit der Untersuchungsergebnisse bezüglich der Repräsentativität von Interesse ist, sollte man zwischen interner und externer Validität unterscheiden (vgl.Rode 1999, 79).
- „Die interne Validität bezieht sich auf systematische Fehlerfreiheit des Tests“ (Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, „Validität“).
- „Von externer Validität spricht man, wenn die Ergebnisse einer Untersuchung über die Untersuchungssituation und Untersuchungspersonen hinaus generalisierbar sind“ (Rode 1999, 80).
[...]
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (PDF)
- 9783958205789
- ISBN (Paperback)
- 9783958200784
- Dateigröße
- 4.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Caritas-Akademie Köln-Hohenlind GmbH
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 1,6
- Schlagworte
- Evaluationsmodell Soziale Erwünschtheit Aquieszenz Fragebogendesign Pretest