Innovative Vertriebsmöglichkeiten für journalistischen Online-Content deutscher Tageszeitungen: Die personalisierte E-Paper-Tageszeitung
					
	
		©2014
		Masterarbeit
		
			
				117 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Die grundlegende Wandlungsbereitschaft bestimmt sich aus dem gesellschaftlichen Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft. Diese Veränderungen betreffen auch Medienunternehmen. Wyss beschreibt diese neuartige Situation insofern, als dass Medienunternehmen damit konfrontiert werden, ihre publizistischen Leistungen neu zu überdenken, diese dem veränderten Mediennutzungsverhalten, den soziokulturellen Veränderungen, der wirtschaftlichen Umstrukturierung und neuen technischen Imperativen anzupassen und die Qualität ihrer Angebote entsprechend zu sichern. Diese Anpassungen verlangen von den Medienunternehmen ein viel stärkeres Antizipieren der Leserinteressen, als es bisher der Fall war. Die Menge an verfügbaren Informationen, hinweg über alle Medienformen und Kanäle, hat das bisherige System der Abhängigkeit des Lesers von den Medienproduzenten vollkommen umgekehrt. Die Bedürfnisse des Einzelnen stehen im Fokus, was insbesondere der Mega-Trend der Individualisierung verdeutlicht. Für die Medienunternehmen bedeutet dies eine radikale Veränderung. Die Medienprodukte werden spezialisiert, fragmentiert und personalisiert.
			
		
	Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
5 
1. Einleitung 
1.1 Bedeutung der Wandlungsbereitschaft und Anpassung an die 
Bedürfnisse der Rezipienten
1
Die grundlegende Wandlungsbereitschaft bestimmt sich aus dem 
gesellschaftlichen Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft. 
Diese Veränderungen betreffen auch Medienunternehmen.
2
 Die  Redaktionen 
der regionalen und lokalen Tageszeitungen gelten im übertragenen Sinn als 
Medienunternehmen und werden in der Untersuchung auch so betrachtet. 
Dadurch ist es möglich, theoretische Grundlagen anzuwenden und Aussagen 
zu treffen. Wyss beschreibt diese neuartige Situation insofern, als dass 
,,Medienunternehmen damit konfrontiert werden, ihre publizistischen Leistungen 
neu zu überdenken, diese dem veränderten Mediennutzungsverhalten, den 
soziokulturellen Veränderungen, der wirtschaftlichen Umstrukturierung und 
neuen technischen Imperativen anzupassen und die Qualität ihrer Angebote 
entsprechend zu sichern."
3
Diese Anpassungen verlangen von den 
Medienunternehmen ein viel stärkeres Antizipieren der Leserinteressen als es 
bisher der Fall war. Die Menge an verfügbaren Informationen, hinweg über alle 
Medienformen und Kanäle, hat das bisherige System der Abhängigkeit des 
Lesers von den Medienproduzenten vollkommen umgekehrt. Die Bedürfnisse 
des Einzelnen stehen im Fokus, was insbesondere der ,,Mega-Trend der 
Individualisierung" verdeutlicht.
4
 Für die Medienunternehmen bedeutet dies eine 
radikale Veränderung. Die Medienprodukte werden spezialisiert, fragmentiert 
und personalisiert. Die Medienunternehmen müssen Trends identifizieren, 
erfolgreich umsetzen und Erlöse daraus generieren.
5
1
 Anmerkung des Autors: Selbstverständlich sind bei allen Berufs-, Gruppen- und/ oder 
Personenbezeichnungen beide Geschlechter angesprochen, auch wenn die gebräuchliche Form 
verwendet wird.  
2
 Vgl. Keuper/ Hans (2003): S. 1; Mast (2008): S. 39-40. 
3
 Wyss (2002): S. 149.
4
 Vgl. Gläser (2008): S. 336. 
5
 Vgl. Gläser (2008): S. 336; Huber 2007: S. 142. 
6 
Der deutsche Journalist und Medienwissenschaftler Michael Haller 
prognostiziert drei Szenarien für die Zukunft des Mediums der  Zeitung. Die 
ersten beiden Szenarien gehen von einer weiteren Verschlechterung der 
allgemeinen wirtschaftlichen Lage der Tageszeitungen aus. In der Folge kommt 
es zu einer Verschärfung des Wettbewerbs beziehungsweise zu 
strukturpolitischen Entscheidungen. Das dritte Szenario sieht eine Fokussierung 
auf die Kernkompetenz des Journalismus vor. Diese Betrachtung schließt auch 
eine Modularisierung der Inhalte ein. Als zusätzliches Angebot können die 
Leser sich einzelne Themengebiete oder Ressorts kaufen.
6
 Damit  entspricht 
das dritte Szenario weitestgehend dem bereits vorliegenden Trend der 
Individualisierung. Diese Entwicklung stellt jedoch, im Gegensatz zu anderen 
Medien, für die Zeitungen vermutlich die größte Herausforderung dar. Bei dem 
Hörfunk, bei Magazinen und im Internet sind seit längerem 
Individualisierungstendenzen erkennbar und auch leichter umzusetzen. Die 
Spezialisierung, Fragmentierung und Personalisierung der Zeitungsinhalte 
kommen einem Bruch mit dem bisherigen Zeitungsmodell gleich. 
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der beschriebenen 
Entwicklung. Mit Hilfe von theoretischen Elementen und Erkenntnissen aus 
Leitfadeninterviews mit mehreren Vertretern aus unterschiedlichen Verlagen 
und Redaktionen sollen bestimmte innovative Vertriebsmöglichkeit für 
journalistischen Online-Content untersucht werden. Dabei werden diese 
Möglichkeiten als zusätzliches Angebot betrachtet. Im Kern geht es um eine 
grundsätzliche Machbarkeit in Form von personalisierten Abonnements.  
1.2 Methodik des Vorgehens  
In der wissenschaftlichen Arbeit wird zwischen den Bezeichnungen Leser, 
Rezipient, Nutzer beziehungsweise User sowie Kunde in Abhängigkeit des 
jeweiligen Zusammenhangs differenziert. Im Bereich der gedruckten Zeitung 
wird von Lesern gesprochen, während im digitalen Bereich die Bezeichnungen 
User oder Nutzer verwendet werden. Handelt es sich um theoretische und 
wissenschaftliche Ansätze, wird von Rezipienten gesprochen.  
6
 Vgl. Haller (2005): S. 129-130. 
7 
Die Bezeichnung Kunde wird dort verwendet, wo betriebswirtschaftliche 
Elemente im Fokus stehen. Diese Einteilung beugt, nach Ansicht des Autors, 
Missverständnissen vor. 
Im theoretischen Teil werden zunächst die allgemeine Lage des 
Tageszeitungsmarktes, mögliche Verlagsstrategien und Herausforderungen 
beschrieben. Das Ziel ist, dem Leser einen allgemeinen Überblick und die 
Möglichkeit zu geben, die folgenden Elemente besser einordnen zu können. In 
der Folge wird die Entwicklung der Distribution der Zeitungen analysiert. Dabei 
geht es nicht um einen zeitlichen Abriss. Vielmehr soll dem Leser die 
Bedeutung der Verbreitung des Internets mit seinen Möglichkeiten näher 
gebracht werden. Das Kapitel 2.3 befasst sich mit der Abonnement-Struktur 
deutscher regionaler und lokaler Tageszeitungen. Im Kern dieses Kapitels soll 
eine Entwicklung aufgezeigt und die herausgehobene Bedeutung des 
Abonnements für die entsprechenden Tageszeitungen verdeutlicht werden. Im 
anschließenden Kapitel werden die Zahlungsbereitschaft der Kunden und die 
Problematik von Paid Content thematisiert. Den theoretischen Teil wird eine 
Analyse der Wettbewerbsvorteile der regionalen und lokalen Tageszeitungen in 
der Verbindung mit den Möglichkeiten des Internets abschließen.  
Die Untersuchung der grundsätzlichen Machbarkeit von personalisierten 
Abonnements erfolgt im praktischen Teil. Im Kapitel 4.1 werden drei 
verschiedene Abonnement-Formen dargestellt und mit Hilfe der Aussagen der 
Interviewpartner eingeordnet und bewertet. Dem schließt sich die Betrachtung 
der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen an. Dabei möchte der Autor 
anhand einiger Elemente untersuchen, ob in den Redaktionen bestimmte 
positive Bedingungen bereits vorliegen und dadurch eine erfolgreiche 
Umsetzung der betrachteten Abonnement-Formen begünstigt werden würde. 
Zum Abschluss des praktischen Teils wird eine Chancen- und Risiko-
Betrachtung erstellt. Eigentlich sollte sich das Kapitel 4.3 mit dem 
Kostenrechnungsverfahren des Target Costing befassen. Jedoch hätte eine 
entsprechende Themenbehandlung den Rahmen der Untersuchung 
überstiegen. Grundsätzlich bietet sich das Target-Costing-Verfahren für 
innovative und noch nicht produzierte Produkte aus, weil die Kosten retrograd 
kalkuliert werden. Daher sind vor Produktionsbeginn noch Anpassungen 
möglich. 
8 
Die gesamte wissenschaftliche Untersuchung wird durch das Fazit des Autors 
abgeschlossen.  
2. Die Leser und die regionale und lokale Tageszeitung  
2.1 Die Tageszeitung  
Die Tageszeitungen gehören zur periodischen Presse und werden dem 
Teilmarkt Print  zugeordnet. Innerhalb der periodischen Druckmedien (Zeitung 
und Zeitschrift) wird nach Aktualität, Periodizität, Universalität und Publizität 
unterschieden.
7
Die unterschiedlichen Zeitungsprodukte lassen sich nach verschiedenen 
Kriterien einteilen:
8
a) nach der Erscheinungsweise (Tages-, Sonntags- oder 
Wochenzeitung), 
b) nach der Vertriebsart (Abonnement- oder Kaufzeitung), 
c) nach dem Vertriebsgebiet (lokal, regional oder überregional), 
d) nach der Finanzierung (Verkaufs- oder Werbeerlöse beziehungsweise  
Gratis) und/ oder 
e) nach dem Transport (gedruckt oder digital). 
Grundsätzlich gilt die Zeitung als Basismedium und zeichnet sich durch eine 
aktive Nutzung der Leser aus. Daher sind parallele Tätigkeiten, neben dem 
Lesen der Zeitung nur sehr begrenzt möglich. In diesem Sinne ist sie von 
anderen Medien, beispielsweise Radio oder TV, zu unterscheiden. Diese 
Medien gelten auch als ,,Nebenbei-Medium" und können passiv konsumiert 
werden.
9
7
 Vgl. Beck (2012): S. 100-101; Gerpott (2006): S. 309. 
8
 Vgl. Gläser (2008): S. 120-121. 
9
 Vgl. Gläser (2008): S. 120. 
9 
Für die vorliegende wissenschaftliche Untersuchung soll die Definition des 
Statistischen Bundesamtes von einer Zeitung verwendet werden:  
,,alle periodischen Veröffentlichungen, die in ihrem redaktionellen Teil der 
kontinuierlichen, aktuellen und thematisch nicht auf bestimmte Stoff- oder 
Lebensgebiete begrenzten Nachrichtenübermittlung dienen, also in der Regel 
mindestens die Sparten Politik, Wirtschaft, Zeitgeschehen, Kultur, Unterhaltung 
sowie Sport umfassen und mindestens zweimal wöchentlich erscheinen."
10
Regionale und lokale Tageszeitungen (Lokalzeitungen) fallen auch darunter. 
Diese haben für die Lokalthemen entweder einen separaten Teil (Buch) oder 
richten ihren inhaltlichen Schwerpunkt danach aus. Ihre Verbreitung bestimmt 
sich hauptsächlich im lokalen Raum eines Teils eines Bundeslandes, eines 
Landkreises, einer Kommune oder als sublokaler Raum eines bestimmten 
Stadtteiles. Dabei kann es auch zu Überschneidungen kommen. Hiermit 
unterscheiden sie sich von den bundesweit verfügbaren überregionalen 
Tageszeitungen.
11
Weiterhin wird in dieser wissenschaftlichen Arbeit 
angenommen, dass auch elektronische beziehungsweise digitale Zeitungen 
(Online-Zeitung oder ePaper) unter diese Definition fallen. Von Bedeutung ist, 
dass sie die gleichen Kriterien (Aktualität, Periodizität, Universalität und 
Publizität), wie die gedruckten Zeitungen, erfüllen, aber nicht zwangsläufig in 
Papierform vertrieben werden. 
2.1.1 Der deutsche Tageszeitungsmarkt im Gesamtüberblick 
In Deutschland hat die periodische Presse die öffentliche Aufgabe zur 
demokratischen Meinungs- und Willensbildung beizutragen. Aus diesem Grund 
wird sie besonders durch das Grundgesetz geschützt und unterliegt keiner 
Lizenzpflicht (Artikel 5 Absatz 1 Grundgesetz
12
). Für die Regulierung sind die 
Bundesländer im Rahmen der Landespressegesetze zuständig. Der Bund hat 
die Rahmengesetzgebungskompetenz.
13
10
 Statistisches Bundesamt (1990): S. 654. 
11
 Vgl. Kretzschmar/ Möhring/ Timmermann (2009): S. 30 und 72; Pürer/ Raabe (2007): S. 15-16. 
12
 Vgl. Artikel 5 Absatz 1 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. 
13
 Vgl. Beck (2012): S. 342. 
10 
Die Struktur der deutschen Tagespresse hat ihren Ursprung in der deutschen 
Pressetradition und in den pressepolitischen Entscheidungen der alliierten 
Siegermächte nach 1945. Typisch für den deutschen Pressemarkt ist die hohe 
Anzahl an regionalen und lokalen Abonnement-Zeitungen. Bis 1948 wurden 
178 Zeitungen mit 753 Ausgaben lizenziert. Diese hohe Ausgabenvielfalt kann 
als Ursprung der regionalen Zeitungsstruktur angesehen werden.
14
Bedingt durch die am Anfang dargestellte Veränderung der Gesellschaft und 
deren Mediennutzung passen sich die Verlage daran an und erweitern ihr 
Produktportfolio. Das klassische Printprodukt steht zwar weiterhin bei vielen 
Verlagen im Mittelpunkt, jedoch wird zunehmend der journalistische Content 
auch über weitere Kanäle vertrieben. Einer dieser Kanäle ist die Online-
Verbreitung in Form eines ePapers. Dabei handelt es sich um die 
Digitalisierung der gedruckten Zeitung und deren Bereitstellung auf der in vielen 
Fällen verlagseigenen Webseite.
15
Die aktuelle ePaper-Tageszeitungsauflage beträgt 538.438 Exemplare (Stand I. 
Quartal 2014 IVW), was eine respektable Steigerung von 60,6 Prozent zum I. 
Quartal 2013 ausmacht. Die verkaufte und gedruckte Tageszeitungsauflage 
beträgt im gleichen Zeitraum 19,4 Millionen. Demnach entspricht der Anteil der 
verkauften ePaper-Auflage 2,8 Prozent. Im Bereich der regionalen und lokalen 
Abonnement-Zeitungen betrug die ePaper-Auflage 222.523 Stück (II. Quartal 
2013). Die verkauften und gedruckten lokalen und regionalen Abonnement-
Zeitungen hatten im gleichen Zeitraum (II. Quartal 2013) eine Auflage von 12,9 
Millionen. Der Anteil der ePaper entsprach daher 1,7 Prozent.
16
Die Bestrebungen, den journalistischen Content auch über weitere 
Vertriebswege zu verbreiten, entstehen unter anderem durch den schon länger 
anhaltenden Auflagenrückgang der Tageszeitung (von 1993 bis 2013 Rückgang 
der verkauften Auflage um 8,4 Millionen beziehungsweise -32 Prozent).
17
14
 Vgl. Beck (2012): S. 136; Pürer/ Raabe (2007): S. 111. 
15
 Vgl. Korzer (2013): S. 8-9 
16
 Vgl. IVW (2014): S. 7; Keller/ Eggert (2013): S. 26; Keller/ Eggert (2013): S. 74-75. 
17
 Vgl o.V. (2013): S. 380, gemäß IVW/ Schütz. 
11 
Aktuell haben die Tageszeitungen im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum 
ersten Quartal 2012 5,7 Prozent an Auflage eingebüßt. Im gleichen Zeitraum ist 
die Auflage der Abonnement-Zeitungen um 3,9 Prozent und diejenige der 
Kaufzeitungen um 13,1 Prozent gesunken. Die meisten Tageszeitungen im Jahr 
2013 (II. Quartal 2013) sind lokale und regionale Abonnement-Zeitungen (313). 
Die Auflage der lokalen und regionalen Abonnement-Zeitungen sinkt seit 1995 
kontinuierlich. Begonnen hat die Auflage 1950 mit 10,2 Millionen und hatte ihren 
Höhepunkt 1995 mit 18,1 Millionen. Im zweiten Quartal 2013 hatten die lokalen 
und regionalen Tageszeitungen eine Auflage von 12,94 Millionen. Auf Grund 
dessen trifft der Auflagenrückgang die Abonnement-Zeitungen im Verhältnis 
stärker als die Tageszeitungen im Einzelverkauf (Anzahl: acht, Auflage: 3,36 
Millionen).
18
 Damit einher geht ein Reichweitenrückgang um -4,9 Prozentpunkte 
von 2010 auf aktuell 64,7 Prozent (2013) bei den Tageszeitungen. Bei den 
regionalen Abonnement-Zeitungen sinkt die Reichweite um -5,3 Prozentpunkte 
von 2010 auf aktuell 51,6 Prozent (2013).
19
Der Markt für Zeitungen ist zweigeteilt. Daher spricht man auch von der Zeitung 
als ,,Koppelprodukt" beziehungsweise bezogen auf die wirtschaftliche 
Existenzsicherung von einem ,,Zwei-Säulen-Modell".
20
 Das Produkt Zeitung wird 
auf dem Rezipienten- und dem Werbemarkt abgesetzt. Beide Märkte sind 
miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
21
Auf dem 
Rezipientenmarkt werden Güter in Form von journalistisch aufbereiteten 
Informationen angeboten. Die Abnehmer sind in erster Linie die privaten 
Haushalte. In diesem Teilmarkt sind besonders die demographischen 
Entwicklungen (ältere Bevölkerung) und gesellschaftlichen Veränderungen 
(divergierendes Mediennutzungsverhalten der einzelnen Generationen) 
spürbar. Der Werbemarkt stellt grundsätzlich die wirtschaftliche Basis für die 
Verlage dar, gleichwohl befindet sich dieser im Wandel.
22
18
 Vgl. Röper (2014): S. 258, basierend auf Untersuchungsergebnissen des FORMATT-Institut Dortmund; 
o.V. (2013): S. 378, gemäß BDZV/ Schütz; o.V. (2013): S. 378, gemäß IVW II. Quartal 2013; o.V. (2013): S. 
383, gemäß BDZV; Beck (2012): S. 342; IVW (2014): S. 7; IVW (2012): S. 7. 
19
 Vgl. o.V. (2013): S. 389, gemäß Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) Berichtsbestände 2010-
2013. 
20
 Vgl. Kepplinger (1982): S. 65. 
21
 Vgl. Schütz (2009): S. 537. 
22
 Vgl. Henkel (2000): S. 18. 
12 
Die Nachfrager auf dem Werbemarkt sind hauptsächlich Unternehmen und in 
geringerem Umfang staatliche Einrichtungen. Private Haushalte treten in Form 
von Schaltungen für Kleinanzeigen auf dem Markt als Nachfrager auf.
23
 Im Jahr 
2000 lag der Anteil der Regional- beziehungsweise Rubrikanzeigen im 
Printbereich bei ca. 60 Prozent. Im Jahr 2012 lag der Werbeanteil bei 46,3 
Prozent.  Daher gibt es heute keine ,,goldene Regel" der Verlage 
beziehungsweise 
das ,,traditionelle duale Finanzierungsmodell der 
Tageszeitung"  nicht mehr, wonach die Anzeigen zwei Drittel des Umsatzes 
ausmachen.
24
Das Problem bei dieser Entwicklung ist, dass zwar die Vertriebserlöse einen 
mehrheitlichen Anteil der Erlösstruktur (55,5 Prozent) ausmachen, aber auch 
ein Viertel der Kostenstruktur (25,7 Prozent) verursachen. Daher ist die 
Quersubventionierung der Redaktionen in Form von Anzeigen entsprechend 
interessant für die Verlage. Im Jahr 2012 stellten die Anzeigenkosten 15,1 
Prozent dar und trugen mit 37,4 Prozent zu den Erlösen bei. Zu beachten ist, 
dass die Anzeigen keine redaktionellen Kosten verursachen und ihr Anteil an 
den Herstellkosten eher gering ist.
25
 Gründe für den starken Rückgang der 
Anzeigenerlöse sind die Dotcom-Krise 2002, die Finanzkrise 2009 und die 
Abwanderung der Rubrikenmärkte in das Internet.
26
 Die Kopplung beider 
Märkte wird durch Beck gut beschrieben: ,,Wer eine hohe Auflage hat, erzielt 
einen hohen Verbreitungsgrad und wird damit für Anzeigenkunden attraktiv. Die 
steigenden Werbeeinnahmen ermöglichen der betreffenden Zeitung, sich eine 
größere, bessere Redaktion zuzulegen und damit das Blatt attraktiver machen  
das bringt mehr Leser und damit auch wieder mehr Werbeeinnahmen."
27
 Dieser 
Effekt wird in der Literatur ,,Anzeigen-Auflagen-Spirale" genannt und geht auf 
Kantzenbach/ Greiffenberg (1980) zurück.
28
23
 Vgl. Henkel (2000): S. 18. 
24
 Vgl. Engländer (2001): S. 290; Keller/ Eggert (2013): S. 41-42; Sjurts (2005): S. 33; Röper (2014): S. 254; 
Backhaus (2005): S. 114. 
25
 Vgl. Keller/ Eggert (2013): S. 42; Beck (2012): S. 115. 
26
 Vgl. Thomä (2013): S. 1; Sjurts (2005): S. 32-33. 
27
 Beck (2011): S. 95. 
28
 Vgl. Kantzenbach/ Greiffenberg (1980): S. 198-200. 
13 
Dabei wird davon ausgegangen, dass Qualitätsverbesserungen, beispielsweise 
bei der Tageszeitung, zu einer höheren Auflage führen. Diese Erhöhung trägt 
zur besseren Kostendegression (Fixkostendegressionseffekt) und zur Senkung 
des Tausender-Kontakt-Preis bei. Wird angenommen, dass die Tageszeitung 
ihre Anzeigenpreise beibehält, kommt es zu einem Mengeneffekt. Führt die 
Tageszeitung eine Erhöhung der Anzeigenpreise durch, entsteht ein 
Preiseffekt. Beide Effekte führen letztlich durch die erhöhte Auflage zur Umsatz- 
und Gewinnsteigerung.
29
Nach der Betrachtung der Erlösseite soll nun die Kostenstruktur dargestellt 
werden. Im Rahmen der Zeitungsherstellung wird grundsätzlich zwischen drei 
Kostenarten unterschieden: technische Herstellkosten, Redaktionskosten und 
Vertriebskosten. Die jeweilige Kostenstruktur, bestehend aus den drei 
Kostenarten, kann zwischen den Verlagen beziehungsweise  Redaktionen stark 
variieren. Die Kosten teilen sich in fixe (mengenunabhängig) oder variable 
(mengenabhängig) Kosten auf. Die Redaktionskosten sind unabhängig von der 
Auflage, aber abhängig vom Umfang der redaktionellen Beiträge. Die 
Herstellkosten sind im Rahmen der Druckvorbereitung autonom. Beim späteren 
Druck sind sie gebunden an die Auflage. Mehrheitlich abhängig von der Auflage 
sind die Vertriebskosten, da der Handel und die Zusteller nach der Stückzahl 
abgerechnet werden.
30
Eine Besonderheit der Medienunternehmen ist die Fixkostendegression der 
Produktion. Sie ist unabhängig von der gedruckten und vertriebenen Auflage, 
aber abhängig von der Seitenzahl (umfangsvariable Kosten). Diese ,,First-Copy-
Costs" umfassen alles, was zur Produktion des ersten Exemplars 
beziehungsweise  Prototyps notwendig ist (,,Blaupausen-Industrie"). Sie können 
auf die gesamte Auflage umgelegt werden und der jeweilige Fixkostenanteil 
sinkt mit steigender Auflage. Diese Verteilung der Fixkosten ist auch aus 
anderen Industriebereichen bekannt (,,Economies of Scale").
31
29
 Vgl. Keuper/ Hans (2003): S. 10-11; Wirtz (2011): S.175-17; Kantzenbach/ Greiffenberg (1980): S. 198-
200; Heinrich (2001): S. 240-242. 
30
 Vgl. Beyer/ Carl (2004): S. 65-66; Pürer (2007): S. 288-289; Beck (2012): S. 114. 
31
 Vgl. Heinrich (2001): S. 96; Keuper/ Hans (2003): S. 7; Beck (2012): S. 115. 
14 
Ein Problem, unter anderem auch in der Zeitungsbranche, ist die 
überdurchschnittlich hohe Fixkostenintensität.
32
 Daher sind Verlage bemüht 
eine möglichst hohe Auflage zu erreichen. Die Gesamtkosten erhöhen sich 
zwar mit steigender Auflage, - verantwortlich dafür sind die variablen Kosten, 
weil sie von der Höhe der Auflage abhängen - jedoch verteilen sich die hohen 
Fixkosten auf mehr Exemplare. Deshalb sinken letztlich die gesamten 
durchschnittlichen Kosten. Die Verlage versuchen nun gemäß ökonomisch 
sinnvollem Handeln die Auflage auf ein Maximum auszuweiten. Im Gegensatz 
zu anderen Industriebereichen, in denen die Fixkostendegression ihre Grenze 
durch technische Kapazitäten hat, bestimmt bei Medienunternehmen die 
Nachfrage eben jene Grenze der Fixkostendegression. Die Ausweitung der 
Auflage in Verbindung mit der Nachfrage bestimmt eine Markteintrittsbarriere 
für neue Konkurrenten, weil sie nicht sofort ihre Auflage maximieren können 
beziehungsweise wirtschaftlich nicht in der Lage sind, die vorherrschenden 
niedrigen Durchschnittskosten zu unterbieten.
33
 Im Extremfall führt die Situation 
zur Herausbildung von Monopolen (,,Theorie der natürlichen Monopole").
34
Von 1954 bis 2012 ist die Anzahl der Verlage um 46,6 Prozent gesunken (von 
624 auf 333).
35
 Im Jahr 2014 beträgt der Marktanteil der fünf größten 
Verlagsgruppen im Bereich der Tageszeitungen 42,9 Prozent. Die Axel 
Springer SE (BILD, B.Z., Die Welt und Welt Kompakt) hat in diesem Bereich 
den größten Marktanteil (15,5 Prozent, -1,5 Prozentpunkte zu 2012). Im Bereich 
der Abonnement-Zeitungen beträgt der Marktanteil der fünf größten 
Verlagsgruppen 36,0 Prozent (+1,7 Prozentpunkte zu 2012). Die Verlagsgruppe 
Stuttgarter Zeitung/, Die Rheinpfalz/, Südwest Presse hat mit 11,7 Prozent den 
höchsten Marktanteil in diesem Bereich. Am deutlichsten ist es bei den 
Kaufzeitungen. Dort beträgt der Marktanteil der fünf größten Verlagsgruppen 
97,8 Prozent. (+0,6 Prozentpunkte zu 2012). In diesem Bereich hat ebenfalls 
die Axel Springer SE den höchsten Marktanteil (78,2 Prozent).
 36
   Daher  lässt 
sich feststellen, dass in zwei von drei Bereichen die horizontale Konzentration 
wächst.  
32
 Vgl. Zerdick u.a.  (2001): S. 166. 
33
 Vgl. Beck (2011): S. 25 und 92-94; Heinrich (2001): S. 97-98; Beck (2012): S. 115; Keuper/ Hans (2003): S. 8-9. 
34
 Vgl. Beck (2011): S. 26. 
35
 Vgl. Schütz (2012): S. 571. 
36
 Vgl. Röper (2014): S. 254, 255 und 259, basierend auf Untersuchungsergebnissen des FORMATT-Institut 
Dortmund. 
15 
2.1.2 Mögliche Verlagsstrategien als Reaktion auf die neue Situation  
Wegen der bisher dargestellten Situation auf dem Tageszeitungsmarkt, dem 
veränderten Mediennutzungsverhalten und durch die Substitutionsgefahr des 
Internets besteht die Notwendigkeit nach einer Strategieänderung 
beziehungsweise einer Strategieanpassung.
37
Die Autoren Schönbach und Peiser stellen zwei grundsätzliche 
Strategiemöglichkeiten zur Attraktivitätssteigerung einer Zeitung vor. Zum 
einem halten sie die Strategie der ,,Imitation von Medien, die mehr Erfolg zu 
haben scheinen [...], mit den Mitteln der Zeitung und eine verstärkte Werbung 
genau dafür." (Anpassung) für sinnvoll. Aktuelle Ausprägungen dieser Strategie 
sind Online-Zeitungen oder das ,,unbundling"-Konzept aus den USA. Das 
Konzept sieht vor verschiedene Teile einer Zeitung separat beziehungsweise 
Ausgaben nur an bestimmten Tagen zu abonnieren. Dies führt zu einer 
individuellen Interessenssammlung von Themengebieten.
38
Zum anderen besteht die Möglichkeit die Strategie gemäß dem ,,Riepl´schen 
Gesetz"
39
 zu verfolgen. Dabei fokussieren sich die Medien beziehungsweise die 
Zeitungen auf das, was sie jeweils am besten anbieten können. Speziell im 
Bereich der Tageszeitung soll eine Abkehr von der aktuellen Machart hin zu 
einer Orientierungsfunktion durch Hintergrundinformationen und kontinuierliche 
Berichterstattung erfolgen.
40
37
 Vgl. Sjurts (2005): S. 38; Korzer (2013): S. 28. 
38
 Schönbach/ Peiser (1999): S. 110. 
39
 Anmerkung des Autors: Die These von Riepl (1972) besagt, dass kein bestehendes oder etabliertes 
Medium durch ein neues oder moderneres Medium ersetzt wird.  Es ist ,,genötigt", sich andere Aufgaben 
und Verwertungsmöglichkeiten zu suchen. Vgl. Riepl (1913): S. 5.
40
 Schönbach/ Peiser (1999): S. 110. 
16 
Der erste Strategietyp der Anpassung wird von den Autoren Sjurts und 
Büsching priorisiert.
41
Die Autorin Sjurts stellt klar, dass sich die Tageszeitungsverlage derzeit in einer 
Wettbewerbsentwicklung befinden, in der sie sich zwischen Produktentwicklung 
oder Diversifikation entscheiden sollten. Im Fall der Produktentwicklung sollten 
die Verlage versuchen mittels Produktvariationen neue Absatzmöglichkeiten 
und Kunden zu erreichen. Das bekannteste Beispiel ist die Einführung des 
Tabloid-Formates für jüngere Leser. Die Möglichkeit der Diversifikation (,,Nicht-
publizistische Diversifikation"
42
) beschreibt die Bemühungen der Verlage neue 
Geschäftsmodelle umzusetzen. Dazu gehören Buch- beziehungsweise CD-
Kollektionen oder die Betreibung journalistisch-fremder Geschäftsfelder, zum 
Beispiel Call-Center. Das Ziel ist die Verringerung der Abhängigkeit vom 
Werbemarkt, die Förderung der Leser-Blatt-Bindung und das Erreichen neuer 
Leser.
43
 Büsching legt sich nicht auf einzelne Maßnahmen fest, jedoch ist für 
ihn von Bedeutung neue Geschäftsmodelle aufzuspüren und den Abbau von 
Beharrlichkeiten voranzutreiben.
44
Der zweite Strategie-Typ wird von Breyer-Mayländer priorisiert.
45
 Nach  seiner 
Meinung müssen Zeitungsverlage auf die Umstände mit ihren ,,spezifischen 
Kernkompetenzen" reagieren. Die Zeitungen haben Kompetenzen im Bereich 
Inhalt, Regionalität und Vermarktung. Der Bereich Inhalt bezieht sich auf die 
Aufbereitung redaktioneller Inhalte. Dabei liegt der Schwerpunkt auf 
eigenrecherchiertem und lokalem beziehungsweise regionalem Material. Der 
Bereich der Regionalität bestimmt die regional hohe Bekanntheit. Die lokale 
Verwurzelung soll gewinnbringend genutzt werden. Der letzte Bereich der 
Vermarktung soll sicherstellen, dass bestehende Vermarktungsstrukturen auch 
auf neue Möglichkeiten übertragen werden können.
46
41
 Vgl. Sjurts (2005): S. 43-44; Büsching (2005): S. 54 
42
 Meier (2013): S. 174. 
43
 Vgl. Sjurts (2005): S. 43-44; Beck (2012): S. 118; Bonhorst (2005): S. 123; Kopp (2006): S. 206-207. 
44
 Vgl. Büsching (2005): S. 54. 
45
 Vgl. Breyer-Mayländer (2001): S. 25-26. 
46
 Vgl. Breyer-Mayländer (2001): S. 25-26. 
17 
Die Kernkompetenzen sind für Verlage von erheblicher Bedeutung und können 
den individuellen Wettbewerbserfolg sichern. Jedoch müssen diese mit Core 
Assets, das heißt mit wertvollen, individuellen, materiellen und immateriellen 
Vermögensgegen-ständen, zum Beispiel mit Mitarbeitern, Marken oder 
Reichweiten, verbunden werden.
47
Eine Möglichkeit beide Strategiemöglichkeiten zu verbinden, ist unter 
Umständen das ,,Mass Customization". Piller definiert die Möglichkeit wie folgt: 
,,Mass Customization (kundenindividuelle Massenproduktion) ist die Produktion 
von Gütern und Leistungen für einen (relativ) großen Absatzmarkt, welche die 
unterschiedlichen Bedürfnisse jedes einzelnen Nachfragers dieser Produkte 
treffen, zu Kosten, die ungefähr denen einer massenhaften Fertigung eines 
zugrundeliegenden Standardproduktes entsprechen. Die Informationen, die im 
Zuge des Individualisierungsprozesses erhoben werden, dienen dem Aufbau 
einer dauerhaften, individuellen Beziehung zu jedem Abnehmer."
48
Die Charakteristik des ,,Mass Customization" ist daher die Fertigung von 
Produkten, die exakt den Kundenbedürfnissen hinsichtlich der 
Produkteigenschaften entsprechen. Der Erstellungsprozess verläuft in sechs 
Schritten. Der erste Schritt ist die Erhebung der Kundenwünsche. Dabei ist es 
wichtig, dass dieser Vorgang für den Kunden ohne hohe Komplexität oder 
Mühe abläuft. Der nächste Schritt besteht in der Konstruktion des 
kundenindividuellen Wunsches beziehungsweise Produktes. Ist das Produkt zu 
komplex oder zu unspezifisch, sind bestimmte Teile separat im ,,Mass-
Customization"-Prozess zu erstellen. Anschließend folgt die Beschaffung der 
Materialien, was entweder durch die Redaktion, freie Journalisten oder andere 
Dienstleister erfolgen soll. Die Produktion obliegt dann der Redaktion und ist 
der nächste Schritt in der Prozesskette. Die ,,Nachkaufphase" bildet gegenüber 
dem Kunden den Abschluss. Hierbei soll der Kundendienst zur Verfügung 
stehen und die Redaktion soll im Rahmen eines ,,Learning Relationship" 
Feedback sammeln und für künftige Aktionen verwenden. Der letzte Schritt 
bezieht sich auf innerbetriebliche Aktivitäten und befasst sich mit 
auftragsneutraler Beschaffung und Vorfertigung.
49
47
 Vgl. Wirtz (2011): S. 198; Beck (2012): S. 118. 
48
 Piller (2000): S. 206. 
49
 Vgl. Piller (2000): S. 207-208. 
18 
Dadurch können in Zukunft Anfragen schneller bearbeitet und gegebenenfalls 
bei Großereignissen, beispielsweise bei Wahlen oder Sportereignissen, dem 
Kunden ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Produkt angeboten werden.
50
Piller setzt zwar die Bedeutung der Kostenoption mit dem 
Differenzierungsverfahren gleich, aber er geht davon aus, dass der Preis 
ungefähr dem Preis eines vergleichbaren oder zugrundeliegenden 
Standardgutes entsprechen soll. Er begründet dies durch Effizienzvorteile, weil 
die Produktion auf Bestellung stattfindet und außerdem die Potenziale der 
Informations- und Kommunikationstechnologie eine effiziente und 
kostenorientierte Durchführung ermöglichen.
51
Das Problem der Preisbildung ist, dass der Redaktion durch die Erhebung der 
Kundenwünsche, die individuelle Fertigung und die Bereitstellung eines 
Kundendienstes unter Umständen erhebliche Kosten (Personal-, Schulungs- 
und Infrastrukturkosten) entstehen. Deswegen ist es zunächst fraglich, ob die 
nach Piller genannten Kostenvorteile die finanziellen Nachteile 
beziehungsweise Risiken auffangen. Im Einzelfall muss die Redaktion selbst 
beurteilen, bis zu welchem Grad sie ihre redaktionellen Inhalte individualisieren 
will und kann. Eine gesonderte Online-Redaktion könnte das ,,Mass 
Customization" wahrscheinlich am besten umsetzen, da diese schon in den 
meisten Fällen die Inhalte entsprechend an die Online-Bedürfnisse anpassen 
beziehungsweise erstellen, den Kontakt zu den Lesern über die sozialen 
Netzwerke pflegen und dort auch gezielt einzelne Artikel vermarkten. 
Zusammenfassend könnte das ,,Mass Customization" ein Leitfaden bei der 
Umsetzung sein. Eine vollständige und detailgetreue Übernahme der Vorgaben 
nach Piller sind wahrscheinlich im Bereich der regionalen und lokalen 
Tageszeitungen bisher nicht wirtschaftlich.  
2.1.3 Herausforderungen für die Zeitungsverleger  
In diesem Kapitel sollen die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für 
die Zeitungsverlage dargestellt werden. Diese gelten gleichermaßen für 
regionale und überregionale Tageszeitungen.  
50
 Vgl. Piller (2000): S. 208. 
51
 Vgl. Piller (2000): S. 208-209. 
19 
Die Herausforderungen, die sich auf den Werbe- und den Rezipientenmarkt 
beziehen, sollen an dieser Stelle nicht erneut aufgegriffen werden. Vielmehr 
geht nun um das veränderte Mediennutzungsverhalten der Leser (Selektierung 
und die Zielgruppe der jungen Leser) sowie um Produktanpassungen 
beziehungsweise Produktänderungen auf Seiten der Zeitungsverlage 
(Individualisierung, Digitalisierung der Medienprodukte und stärkere 
Ausrichtung nach dem Leser). Zunächst sollen die Herausforderungen bezogen 
auf die Mediennutzung durch die Leser betrachtet werden.  
Die Rezipienten stehen heute einem Überangebot an Informationen gegenüber. 
Das Angebot an Nachrichten übersteigt die Nachfrage beziehungsweise die 
Aufnahmefähigkeit der Rezipienten (Informationsasymmetrie). Die Rezipienten 
haben die Strategien ,,selektive Nutzung", ,,Ausklammerung" und 
,,Verweigerung" zur Auswahl.
52
Diese Einteilung von Ratzke hat nach Ansicht des Autors zwei Besonderheiten. 
Zum einen geht er von einer Selektion durch den Nutzer aus. Dabei sieht er 
nicht die Menge an Informationen als Ursprung, sondern die Veränderungen in 
der Medienlandschaft. Den Nutzern stehen mehr Medien zur Verfügung, jedoch 
wird der Medienkonsum durch ein bestimmtes Zeitkontingent begrenzt.
53
Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse von 2013 beträgt der 
Anteil der selektiven Printaffinen 49 Prozent bei den 14- bis 29-Jährigen. Bei 
den 30- bis 44-Jährigen beträgt der Anteil 45 Prozent. Damit ist es auch kein 
spezielles Verhalten einer bestimmten Altersgruppe. Lediglich 20 Prozent sind 
bei den 14- bis 29-Jährigen umfassend printaffin. Bei den 30- bis 44-Jährigen 
steigt der Anteil auf 33 Prozent.
54
Zum zweiten rückt der ,,Uses-and-Gratifications Approach" (auch Nutzen- oder 
Belohnungsansatz
55
) in den Mittelpunkt und unterstellt unter anderem dem 
Publikum eine aktive Mediennutzung.  
52
 Vgl. Ratzke (1982): S. 424-425. 
53
 Vgl. Püschel (2001): S. 47.  
54
 Vgl. AWA 2013 (2013): S. 12. 
55
 Vgl. Soziologisches Institut der Universität Zürich (1997). 
20 
Der Ansatz geht davon aus, dass: ,,der Mensch die Massenmedien als 
,Gratifikationsinstanzen`, das heißt als Quellen zur Befriedigung von bestimmten 
Interessen, Wünschen, letztlich: von Bedürfnissen benützt."
56
Es lassen sich folgende Kernmerkmale bestimmen:
57
1. Das Publikum übernimmt die Rolle als aktives Element. 
2. Die Rezipienten handeln zielgerichtet. 
3. Die Inhalte der Massenmedien werden zur Bedürfnisbefriedigung 
konsumiert. 
4. Die unterschiedlichen Inhalte und deren vermuteter Nutzen stehen in 
Konkurrenz zueinander und werden durch die Rezipienten bewertet und 
gegeneinander abgewogen. 
Nach Ansicht des Autors wird hierbei ein grundsätzliches Problem erkennbar. 
Das Medium Tageszeitung beansprucht für sich die Einordnung als General-
Interest-Medium und hat zum Ziel ein breites Themenfeld abzudecken.
58
 Mit 
dieser breiten Abhandlung von Themen beabsichtigt sie eine breite Leserschaft 
für sich zu gewinnen. Hierbei werden nun die gegensätzlichen Positionen 
deutlich. Der Verlag beziehungsweise die Redaktionen stellen eine 
größtmögliche Anzahl an Artikeln, die aus ihrer Sicht für den Leser relevant 
sind, zur Verfügung. Die Leser sind jedoch von der Anzahl der Angebote 
überfordert und selektieren unter anderem aus.  
Die Autoren Schwarzer und Spitzer kommen zu dem gleichen Ergebnis: ,,(...) 
früher, als die Redakteure durch ihre Auswahl bestimmten, welche 
Informationen den Lesern zugänglich gemacht wurde, kann der Leser heute 
durch einfaches Hin- und Herklicken selber entscheiden, wo er sich welche 
Inhalte beschafft (...) Heute dominiert der Leser und kontrolliert seinen Zugang 
zur Information. Der Markt für Informationen und Nachrichten hat sich endgültig 
vom Verkäufer- zum Käufermarkt gewandelt."
59
56
 Burkart (2002): S. 221. 
57
 Vgl. Burkart (2002): S. 223; Renckstorf (1977): S. 15. 
58
 Vgl. Beck (2012): S. 106. 
59
 Schwarzer/ Spitzer (2013): S. 55. 
21 
Der Medienökonom Meyer-Lucht kommt abschließend zu einer interessanten 
Einschätzung. Nach seiner Meinung ist die mitunter wichtigste Eigenschaft der 
digitalen Kommunikation die Adressierbarkeit einzelner Inhalte durch 
Verlinkung, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken. Dadurch befinden sich im 
Internet nicht Publikationen untereinander in Konkurrenz, sondern vielmehr die 
einzelnen Artikel. Das Internet ermöglicht eine lose Verbindung von Inhalten, 
welche sich über die verschiedenen bisherigen Publikationsgrenzen 
hinwegsetzen.
60
Fortsetzend soll nun speziell auf die Mediennutzung der Zielgruppe der 
jüngeren Mediennutzer (14-bis 29-Jährige) im Rahmen der ARD/ ZDF-
Langzeitstudie Massenkommunikation
61
 von 2010 eingegangen werden. In 
Bezug auf die Tagesreichweite hat die Tageszeitung bei den 14- bis 29-
Jährigen einen Anteil von 26,1 Prozent. Nur Bücher, Zeitschriften und Videos 
beziehungsweise DVDs haben in der Altersgruppe eine noch geringere tägliche 
Reichweite. Die höchsten Tagesreichweiten in der Altersgruppe haben das TV 
mit 77,2 Prozent und das Internet mit 73,5 Prozent. Die Tagesreichweite der 
Tageszeitung in der Gesamtgruppe (BRD Gesamt) beträgt 44,3 Prozent.
62
Weiterhin ist interessant, dass, wenn eine Grenzsituation simuliert wird, nur ein 
Viertel der 14- bis 29-Jährigen die Tageszeitung vermissen würde. Gerade ein 
Prozent würde sich die Tageszeitung wählen, falls jene sich für ein Medium 
entscheiden müssten. Die Anteile aller Teilnehmer sind etwas höher. In der 
simulierten Grenzsituation würden 42 Prozent die Tageszeitung vermissen und 
elf Prozent sich für sie entscheiden (BRD Gesamt). Weiterhin kann mittels der 
Angaben für die Nutzungsdauer und das Zeitbudget eine entsprechende 
Rangordnung erkennbar sein. Die Tageszeitung hat im Jahr 2010 bei der 
Gruppe der 14- bis 29-Jährigen eine Nutzungsdauer von zehn Minuten pro Tag. 
Im Jahr 2000 lag diese noch bei 16 Minuten pro Tag.
63
60
 Vgl. Meyer-Lucht (2010a): S. 25. 
61
 Anmerkung des Autors: Die Studie Massenkommunikation ist weltweit einzigartig und wird 
regelmäßig durchgeführt, um die Mediennutzungsgewohnheiten im Intermediavergleich aufzufassen. 
1964 wurde sie erstmals durchgeführt und seit 1970 aller fünf Jahre wiederholt. Im 
Betrachtungsschwerpunkt ist die Nutzung der tagesaktuellen Medien TV, Radio, Tageszeitung und 
Internet. Standardmäßig werden alle Personen ab 14 Jahren erfasst. Quelle: Engel/ Ridder (2010): S. 1-2. 
62
 Vgl. Engel/ Ridder (2010):  S. 5-6. 
63
 Vgl. Eimeren/ Ridder (2011): S. 5, 8-9. 
22 
Eine ähnliche sinkende Tendenz hat die Nutzungsdauer in der gesamten 
Teilnehmergruppe (BRD Gesamt). Die Nutzungsdauer lag im Jahr 2010 bei 23 
Minuten pro Tag, allerdings betrug im Jahr 1970 diese noch 35 Minuten pro 
Tag.
64
Abschließend lassen die Informationen über das Zeitbudget eine interessante 
Interpretation der Angaben zu. Die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen hatte 
2005 ihren Höhepunkt bei der täglichen Mediennutzung mit neun Minuten und 
55 Sekunden. Aktuell beträgt das Zeitbudget neun Minuten und 23 Sekunden 
(2010). In der gesamten Gruppe ist ebenfalls 2005 ein Höhepunkt mit genau 
zehn Minuten zu erkennen. Im Jahr 2010 ergibt sich ein tägliches Zeitbudget 
von neun Minuten und 43 Sekunden. Daher lässt sich feststellen, dass sich 
zwar das Zeitbudget vermutlich in dem genannten Bereich einpendeln wird 
(Tendenz zur Sättigung), jedoch die zeitliche Nutzungsdauer für die 
Tageszeitung sinkt. Es kommt damit zu einer intermediären Verschiebung, 
wobei vermutlich die Tageszeitung weitere zeitliche Einbußen hinnehmen 
muss, weil das Internet und das Fernsehen schon aktuell vermehrter genutzt 
werden.
65
 Die intensive Nutzung anderer Medien ist begründet durch deren 
bessere und aktuellere Berichterstattung sowie die Möglichkeit zur 
,,individuellen und interaktiven Rezipientenansprache". Dadurch sinkt die 
Präferenz der Leser gegenüber der Zeitung.
66
 Dass diese Entwicklung auch 
generationsbedingt ist beziehungsweise Auswirkungen auf die folgenden 
Generationen hat, zeigen entsprechende Kohortenanalysen.
67
Jedoch soll 
hierauf nicht weiter eingegangen werden. 
Im nun folgenden Abschnitt sollen die Herausforderungen der Anbieter 
(Tageszeitungsverlage) dargestellt werden. Nach Ansicht des Autors gibt es 
zwei wesentliche Herausforderungen. Zum einen werden unter dem Dach der 
Digitalisierung die Individualisierung beziehungsweise Differenzierung der 
Medienprodukte gefördert. Zum anderem besteht die Notwendigkeit einer 
stärkeren Ausrichtung nach den Lesern und deren Interessen. 
64
 Vgl. Eimeren/ Ridder (2011): S. 5, 8-9. 
65
 Vgl. Engel/ Ridder (2010): S.  9-10; Schröder/ Schwanebeck (2005): S. 21; Büsching (2005): S. 39. 
66
 Vgl. Büsching (2005): S. 41. 
67
 Vgl. Institut für Demoskopie  (2004): S. 22, nach Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalysen AWA 
1980-2003; Schulz/ Bruttel/ Becker (2010): S. 147-148, nach BA Presse 1980, BDZV-Jahrbuch 1990 MA 
(Medienanalyse) Tageszeitungen 2000 und 2009. 
23 
Seit dem 21. Jahrhundert entstehen mit hoher Dynamik neue Medienmärkte, 
die die bislang gekannten Strukturen, Prozesse und Regeln verändern. 
Begleitet wird der Prozess durch ständig neue und moderne Entwicklungen im 
Bereich der Informationstechnologie (IT). Die neuen Medienmärkte sind 
gekennzeichnet von Individualisierung, Interaktion und multimedialen 
Fähigkeiten. Dadurch stehen die ,,traditionellen" Medien unter starkem 
Wettbewerbsdruck.
68
Der wirtschaftliche Erfolg wird an dem Geschäftsmodell und der Annahme und 
Nutzung im täglichen Gebrauch (Domestizierung) gemessen. Für die 
Medienunternehmen bedeutet die Digitalisierung eine mehrfache Verwendung 
und Verwertung der redaktionellen Inhalte, Differenzierungsmöglichkeiten der 
Angebote sowie eine selektive Nutzung der Inhalte durch die Rezipienten. Zu 
beachten ist, dass die selektive Nutzung das vorherrschende Modell der 
Mischfinanzierung bei den publizistischen Medien negativ beeinflusst, weil die 
Mediennutzer gezielt Werbung vermeiden können. Entsprechende digitale 
Maßnahmen setzen Investitionen voraus und führen teilweise zur 
Umstrukturierung des Medienunternehmens. Weiterhin steigt der 
Konkurrenzdruck, da die Inhalte plattformneutral vertrieben werden und es zur 
Konvergenz von vorher unterschiedlichen Mediensektoren kommt. In diesem 
Zusammenhang treten dann auch die finanziellen Herausforderungen der 
Digitalisierung hervor.
69
Wie bereits angedeutet, ist die Annahme und Nutzung durch die Rezipienten im 
täglichen Gebrauch ein Erfolgskriterium. Verschiedene Autoren messen der 
Interaktivität und Individualisierung der Medieninhalte beziehungsweise 
Medienprodukte dabei eine entscheidende Rolle bei der zukünftigen 
Entwicklung der Verlage zu.
70
68
 Vgl. Treichel unter anderem (2005): S. 397-398. 
69
 Vgl. Beck (2012): S. 303-306. 
70
 Vgl. Friedrichsen (2010): S. 15-16; Treichel u.a. (2005): S. 413. 
24 
Ein Problem bei der Individualisierung ergibt sich aus der vorher beschriebenen 
Selbstbestimmung der Zeitungen (General-Interest-Medium). Grundsätzlich 
bietet die Digitalisierung Möglichkeiten für eine stärkere Fokussierung auf 
Individualinteressen beziehungsweise spezielle Zielgruppensegmentierungen, 
insbesondere auf die jüngere Zielgruppe. In dieser Form könnten Inhalte der 
Redaktion und die Anzeigen der Werbekunden gezielter angeboten werden. 
Diese Fokussierung würde auch der aktuell verstärkten Kosten-Nutzen-
Bewertung entsprechen, da Ressourcen effizient und effektiv eingesetzt 
würden. Zu beachten ist jedoch, dass die bisherigen individualisierten Konzepte 
unterschiedlich erfolgreich waren und die in der Medienbranche besonders 
ausgeprägte Fixkostendegression (First-Copy-Costs) eine Individualisierung 
beziehungsweise Differenzierung zusätzlich erschwert.
71
Eine stärke Individualisierung und Differenzierung bedarf zudem einer stärkeren 
Fokussierung auf die Leserinteressen. Wie bereits angedeutet, ergibt sich diese 
Notwendigkeit durch den Wandel der Medienbranche von einem klaren 
Anbietermarkt zu einem Konkurrenz- und Wettbewerbsmarkt. Alle 
Entscheidungen des Verlages beziehungsweise der Redaktion werden daher 
durch die Ergebnisse der Publikumsforschung beeinflusst.
72
Die verstärkte 
Ausrichtung auf die Leserinteressen wird unter anderem als strategische 
Maßnahme zur Kundenbeziehungspflege eingesetzt. Die Kundenbeziehung 
nimmt eine bedeutende Position ein, da die Bindungs- und 
Zahlungsbereitschaft der Leser tendenziell durch die Verfügbarkeit von 
kostenlosen und anscheinend gleichwertigen Informationsinhalten abnimmt. 
Diese Entwicklung führt zu einer stärkeren Zielgruppensegmentierung, da mehr 
Informationen über die Leser zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass 
Produkte auf Grund der Informationen über die Leser beziehungsweise 
Lesergruppen spezifischer und individueller werden.
73
71
 Vgl. Noelle/ Schulz (2004): S. 154; Wilkinson (2004): S. 234; Breyer-Mayländer (2005): S. 142-143; Beck 
(2012): S. 106. 
72
 Vgl. Wyss (2002a): S. 167-168. 
73
 Vgl. Huber (2007): S. 144-146. 
25 
Für Mast stellen ebenfalls die Fokussierung der Leser und die in der Folge 
auftretenden Individualisierungstendenzen die größten Herausforderungen 
dar.
74
 Nach ihrer Einschätzung wird es zu wesentlichen Strukturveränderungen 
kommen, die auch den Berufsstand des Journalismus betreffen. Die immer 
kleineren und homogeneren Zielgruppen machen zwar ein gezieltes Aufgreifen 
von Publikumsinteressen möglich, jedoch gerät der Journalismus in einen 
starken Feedbackprozess. Das Publikum wird verstärkt kontrollieren und 
kritisieren. Dadurch werden die redaktionellen Beiträge zur direkten 
Dienstleistung für ein bestimmtes Publikum.
75
 Trotzdem  werden die Pflege  der 
Zielgruppe und das Anbieten entsprechender redaktioneller Inhalte über alle 
Kanäle hinweg zusätzlich Umsatzpotenziale generieren.
76
2.2 Distributionswege früher und heute  
Der materielle Pressevertrieb erfolgt derzeit über drei verschiedene 
Hauptstufen. Es wird zwischen Abonnement, Einzelverkauf und dem Leserzirkel 
als Sonderform unterschieden.
77
Zunächst soll die Vertriebsform des 
Abonnements kurz dargestellt werden. Im nächsten Kapitel wird dann auf diese 
Vertriebsform genauer eingegangen.  
Das Abonnement ist typisch für die deutschen regionalen und lokalen 
Tageszeitungen und bestimmt deren hauptsächliche Vertriebsmöglichkeit. 
Zudem ist es grundsätzlich eine Verkaufsform, die stabile Einnahmen 
garantiert. Der Leser geht eine vertragliche Bindung ein und verpflichtet sich in 
einer festgelegten Regelmäßigkeit die Tageszeitung abzunehmen und ein 
entsprechendes Entgelt dafür zu bezahlen. Die Zustellung erfolgt entweder per 
Hauszustellung durch Zeitungsausträger oder durch die Pressepost. Die 
Pressepost ist ein Geschäftsfeld der Deutschen Post. Hierbei bietet sie 
vergünstigte Dienstleistungen (Zustellung) für Zeitungen und Zeitschriften an.
78
74
 Vgl. Mast (2011): S. 5. 
75
 Vgl. Mast (2011): S. 5-7. 
76
 Vgl. Walther (2009): S. 106. 
77
 Vgl. Wirtz (2011): S. 180; Pürer/ Raabe (2007): S. 291. 
78
 Vgl. Beck (2011): S. 89-90; Pürer/ Raabe (2007): S. 290; Beck (2012): S. 119; Schütz (2009): S. 546. 
26 
Das Abonnement gehört zu dem direkten Distributionsweg und unterscheidet 
sich gegenüber der Herstellung für einen anonymen Markt im Fall des 
Einzelverkaufs dadurch, dass der Abnehmer (Abonnent) namentlich bekannt 
ist.
79
 Der Einzelverkauf von Tageszeitungen (Straßenverkaufszeitungen) ist 
eine weitere Vertriebsform und wird maßgeblich durch die Handlungen der 
Pressegrossisten beeinflusst. Die Verlage übergeben im Rahmen einer 
indirekten Distribution den Vertrieb an einen Grossisten. Dieser hat in seinem 
jeweiligen Gebiet das Alleinauslieferungsrecht. Die Einzelhändler können die 
entsprechenden Titel nur über den Grossisten beziehen.
80
Als Ausgleich des Ungleichgewichtes zwischen Einzelhandel und 
Pressegrossist haben die Einzelhändler das Recht nicht-verkaufte Exemplare 
zurückzugeben (Remittenten). Die Rückgabe erfolgt entweder in Form von 
Verrechnungsnachweisen, einer Rücksendung der Kopf- beziehungsweise 
Fußleiste oder durch Rückgabe des kompletten Exemplars. Damit bleibt das 
Absatzrisiko beim Verlag. Jedoch ist zu beachten, dass der Verlag an der 
Rückgabe ein Interesse hat, da ansonsten Rückschlüsse über die nicht-
verkauften Exemplare gezogen werden könnten. Anzeigenkunden wären in der 
Lage nachzuvollziehen, wie viele Exemplare wirklich verkauft und potenzielle 
Werbekunden erreicht wurden. In der Folge hätten sie in Verhandlungen mit 
dem Verlag über Anzeigenpreise eine bessere Position. Eine weitere 
Besonderheit bei den Pressegrossisten ist, dass sie keine Produkte aus 
politischen oder sonstigen Gründen vom Vertrieb ausschließen dürfen. Diese 
Gefahr für die Pressefreiheit könnte bestehen, da fast alle Pressegrossisten 
eine monopolartige Stellung besitzen. Neben dem Vertrieb durch den 
Einzelhandel gibt es noch die Bahnhofsbuchhandlungen. Diese haben das 
Privileg Presseerzeugnisse auf dem Bahnhofsgelände zu verkaufen. Daher 
nehmen sie eine Sonderstellung ein. Zudem werden sie direkt von den 
Verlagen beliefert.
81
79
 Vgl. Wirtz (2011): S. 223; Lehr (1999): S. 38. 
80
 Vgl. Beck (2011): S. 88. 
81
 Vgl. Lehr (1999): S. 36; Wirtz (2011): S. 224-225; Beck (2012): S. 120-121; Beck (2011): S. 88-89. 
27 
Im Zusammenhang mit den Pressegrossisten sind zwei Besonderheiten zu 
erkennen.  
Zum einem versuchen die Verlage die hohen Kosten durch die 
Handelsspannen der Grossisten (circa 17 Prozent für regionale 
Tageszeitungen) zu umgehen, indem sie sich bemühen eine direkte Distribution 
mit dem Einzelhandel aufzubauen.
82
Zum zweiten sinkt die Anzahl der Grossisten kontinuierlich. Zum Jahreswechsel 
2003/ 2004 gab es 78 Grossisten in Deutschland. Diese bedienten 95 Gebiete 
beziehungsweise 115.945 Verkaufsstellen. Dabei wurden 3,5 Milliarden 
Exemplare verkauft und die mengenmäßige Remission betrug 35,1 Prozent. 
Zum Jahreswechsel 2008/ 2009 gab es 73 Grossisten. Die Anzahl der 
bedienten Gebiete ist um acht auf 87 gesunken beziehungsweise  120.531 
Verkaufsstellen wurden bedient. In dem Zeitraum wurden nur noch 2,9 
Milliarden Exemplare verkauft und die mengenmäßige Remission wuchs auf 
37,7 Prozent. Dieser Negativtrend setzte sich 2013 fort. Die Anzahl der 
Grossisten betrug 61 und diese bedienten 77 Gebiete beziehungsweise 
115.929 Verkaufsstellen. Die verkauften Exemplare beliefen sich auf 2,1 
Milliarden und die mengenmäßige Remission stieg weiter auf 41,1 Prozent.
83
82
 Vgl. Beck (2012): S. 120; Heinrich (2001): S.  227. 
83
 Vgl. Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (2003): S. 1; 
Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (2008): S. 1; 
Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (2013): S. 1. 
28 
2003 
2008 
2013 
Anzahl 
Grossisten 
78 73 
61 
Gebiete 
95 87 
77 
Verkaufte Ex. 
3,5 Mrd. 
2,9 Mrd. 
2,1 Mrd. 
Belieferte 
Verkaufsstellen 
115.945 
120.531 
115.929 
Remission 
(mengenmäßig) 
35,1% 
37,7% 
41,1% 
Tab. 1: Entwicklung der Grossisten in Deutschland 2003-2013 (Quelle: Eigene Darstellung nach 
Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V.  (2003): S. 1; 
Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (2008): S. 1; 
Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (2013): S. 1.) 
Die eingangs dargestellten Situationen im Tageszeitungsmarkt (Auflagen- und 
Reichweitenrückgang) lassen die Vermutung zu, dass sich die Auswirkungen 
auch auf angrenzende beziehungsweise angeschlossene Teilmärkte ausbreiten 
und es damit zu einem branchenweiten Problem wird. Dass die Anzahl der 
verkauften Exemplare sinkt, ist in Verbindung mit dem Auflagenrückgang der 
gedruckten Zeitung nachvollziehbar. Allerdings steigt im gleichen Zeitraum die 
mengenmäßige Remission entsprechend. Dies bedeutet, dass trotz 
Reduzierung der Auflage fortlaufend weniger Tageszeitungen im Einzelhandel 
nachgefragt werden. Nach bisheriger Bewertung spricht nichts gegen eine 
Umkehrung oder Verlangsamung des Prozesses. Daher ist in der Zukunft mit 
steigender mengenmäßiger Remission zu rechnen. Dies führt wiederum zu 
steigenden Kosten für Produktion, Transport, Lagerung und Vernichtung der 
Remittenten und belastet die Verlage zusätzlich.  
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (Paperback)
- 9783958203389
- ISBN (eBook)
- 9783958208384
- Dateigröße
- 971 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Oktober)
- Note
- 1
- Schlagworte
- innovative vertriebsmöglichkeiten online-content tageszeitungen e-paper-tageszeitung
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing
 
					