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Essstörungen im Leistungssport

©2013 Bachelorarbeit 48 Seiten

Zusammenfassung

Im Laufe der Jahre gewinnt der Leistungssport in unserer aktuellen Leistungsgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Die Athleten sollen immer schneller, weiter, besser und stärker sein. Aber auch Trainer, Medien und Sponsoren erwarten immer bessere Leistungen. Was zählt, sind Siege, Rekorde und Medaillen. Der Druck, die Leistungsfähigkeit immer mehr zu optimieren, führt bei Sportlern oft zu Anstrengungen, ein unrealistisch niedriges Körpergewicht erreichen zu wollen. Was genau veranlasst Sportler zu solch drastischen Maßnahmen und welche Sportarten sind besonders risikobehaftet?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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oder eine bestimmte Gewichtsklasse zu erreichen, immer häufiger zu
Anstrengungen, ein oftmals unrealistisch niedriges Köpergewicht erreichen zu
wollen. Dabei kann eine kontrollierte Gewichtsreduktion in einem gesunden und
unbedenklichen Rahmen durchaus eine Leistungssteigerung bringen, wird
jedoch das individuell optimale Verhältnis zwischen Körper- bzw. Muskelmasse
und Leistungsanforderung gestört, können neben einer Leistungsminderung
auch gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten. Meistens erreichen die
Athleten auf diese Weise keine langfristigen Erfolge und müssen ihre sportliche
Karriere frühzeitig beenden (vgl. Lebenstedt et al., 2004, S.8 f.).
Aber was veranlasst Sportler dann dazu, dieses Risiko einzugehen? Welche
Ursachen und Faktoren spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle? Und gibt
es Sportarten, in denen die Wahrscheinlichkeit, also das Risiko einer
Erkrankung, erhöht ist? Genau mit diesen Fragen möchte ich mich in der
vorliegenden Arbeit auseinandersetzen.
Unter dem Thema Essstörungen im Leistungssport werde ich untersuchen, ob
das Leistungssportmilieu an sich bereits ein Auslöserfaktor für eine Essstörung
sein kann oder ob die Verbindung mit anderen Faktoren und Komponenten das
Auftreten begünstigt. Dazu versuche ich gezielt einige Faktoren aufzugreifen,
die für mich mutmaßlich in engem Zusammenhang mit dieser Erkrankung
stehen könnten.
In einem ersten Schritt werde ich zunächst einige Begriffe zur Eingrenzung des
Themas erläutern. Dabei werde ich neben dem Begriff des Leistungssports und
der Bedeutung von Ernährung im Sport, vor allem den Bereich der
Essstörungen differenziert darstellen.
Danach gehe ich zum Hauptteil meiner Arbeit über, in welchem ich gezielt auf
Faktoren eingehe, die die Entstehung einer Essstörung begünstigen bzw.
beeinflussen können. Dazu werde ich zum Teil Ursachen einer klassischen
Essstörung auf das Leistungssportmilieu übertragen, aber darüber hinaus auch
einige sportspezifische Faktoren anführen. Zuerst möchte ich auf einige
sportliche Kategorien bzw. Disziplinen zu sprechen kommen, um
herauszustellen, inwiefern Körperform und Gewicht hier verstärkt eine Rolle
spielen und in welchem Zusammenhang die Anforderungen dieser einzelnen
Sportarten mit dem Essverhalten der Athleten stehen können. Dazu habe ich

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drei Kategorien gebildet: Ausdauersportarten, ästhetische Sportarten und
Sportarten, in denen Gewichtsklassen eine Rolle spielen.
Des Weiteren möchte ich in diesem Kapitel einige psychosoziale Faktoren
darlegen, zu denen z.B. Merkmale der Persönlichkeit, das familiäre Umfeld und
die Adoleszenz gehören. Kurz werde ich auch auf genetisch-biologische
Ursachen hinweisen, die allerdings wissenschaftlich wenig belegt sind und
daher nur kurz angesprochen werden. Eine weitere Kategorie bilden die
soziokulturellen Faktoren. Hier möchte ich den Einfluss von Gesellschaft und
Medien auf den Sportler näher beleuchten. Also welche Rolle spielen
Öffentlichkeit und Medien im Leben des Sportlers? Werden von der derzeitigen
Gesellschaft Körperbilder vermittelt und zugleich erwartet, die den Athleten
dazu veranlassen, ihr eigenes Körperbild als falsch wahrzunehmen?
Zuletzt habe ich mir zwei Bereiche herausgesucht, die speziell im
Leistungssportbereich von Bedeutung sind und unter dem Aspekt
sportspezifische Faktoren zusammengefasst. Zuerst sollen in dem Kapitel
Anforderungen und Belastungen die verschiedenen Anforderungsprofile und
der damit verbundene Leistungsdruck, dem die Sportler ausgesetzt sind,
herausgestellt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Doppelbelastungen
durch Schule und Sport, enorme Trainingsumfänge sowie der Umgang mit
Sieg, Niederlage und Verletzungen. Anschließend soll auch die Rolle des
Trainers betrachtet werden. Das Zitat zu Beginn meiner Arbeit lässt bereits
darauf schließen, welchen Einfluss die Trainer auf ihre Athleten haben und wie
sich dessen Aussagen und Maßnahmen auf den Sportler auswirken können.
Nachdem ich die genannten Faktoren dargelegt habe, möchte ich einige davon
anhand eines Fallbeispieles noch einmal aufgreifen. Dafür habe ich ein
Interview der Deutschen Eiskunstläuferin Eva-Maria Fitze mit dem
Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL gewählt. In diesem Interview spricht die
junge Sportlerin, die selbst an Bulimie erkrankte, unter anderem über Ursachen,
die zu ihrer Erkrankung geführt haben. Diese möchte ich dann auf die von mir
erarbeiteten Faktoren beziehen.
In einem abschließenden Fazit werde ich dann die Ergebnisse meiner Arbeit
noch einmal zusammenfassen und kurz auf eine mögliche Entwicklung
hinweisen bzw. einen kleinen Ausblick auf präventive Maßnahmen geben.

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2. Leistungssport
Um den Begriff des Leistungssports von dem des Freizeit- bzw. Breitensports
abzugrenzen, muss man die verschiedenen Schwerpunktsetzungen betrachten.
Der Breitensport dient in erster Linie der körperlichen Fitness, der
Freizeitgestaltung und der Pflege sozialer Kontakte. Hier steht vor allem auch
die Freude an der Bewegung im Vordergrund, da die Teilnahme an
regelmäßigem leistungsintensivem Training und an Wettkämpfen nicht
verpflichtend ist (vgl. Röthing, 1992, S.12).
Im Gegensatz dazu liegt der Fokus beim Leistungssport deutlich auf der
Leistung des Sportlers, dem Erfolg bei Wettkämpfen und dem Erzielen von
neuen Rekorden. Das Sportwissenschaftliche Lexikon differenziert darüber
hinaus zwischen den Begriffen Leistungssport, also Sport, der mit dem Ziel der
persönlichen Höchstleistung betrieben wird, und Hochleistungssport bzw.
Spitzensport, der auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene betrieben
wird, mit dem Ziel der absoluten Höchstleistung. (vgl. ebd.,1992, S. )
Aber auch das Training spielt in diesem Zusammenhang eine maßgebliche
Rolle, da das Training im Leistungssportbereich wettkampforientiert und sehr
zeitintensiv ist. Wischmann (1971, S.14) meint dazu: ,,Die körperlichen
Leistungen im Spitzensport werden anhand eines Trainingsplans entwickelt, der
Tag für Tag eingehalten werden muss, damit am Höhepunkt des sportlichen
Lebens, dem Wettkampf, der höchste Leistungsstand erreicht wird." Daraus
lässt sich schließen, dass der Leistungssport einen Großteil der Zeit eines
Sportlers in Anspruch nimmt, teilweise sogar als Beruf ausgeübt wird.
Ist ein Sportler im Leistungsbereich tätig, gibt es einige grundlegende Faktoren,
die unabhängig von der Altersklasse zu beachten sind, um einen optimalen
Leistungsstand erreichen zu können. Dazu zählt zum Beispiel ein regelmäßiges
und leistungsintensives Training in Zusammenarbeit mit einem Trainer,
regelmäßige Trainingskontrollen in Form von Wettkämpfen oder
standardisierten Leistungstests sowie eine trainingsgemäße ausgewogene
Ernährung (vgl. Andrey, 2009, S.19).

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2.1 Ernährung im Leistungssport
,,Wenn man sich richtig ernährt, kann man Gesundheit und Leistungsfähigkeit
steigern, während man durch eine falsche Ernährung das Gegenteil erreicht"
(Konopka, 2001, S.9).
Der Leistungssport stellt einen hohen körperlichen und geistigen Anspruch an
den Organismus des Athleten, weshalb eine an entsprechend hochwertige und
an den Leistungssport angepasste Ernährung erforderlich ist, die sich von der
Ernährung der allgemeinen Bevölkerung unterscheidet. Voraussetzung dafür
ist, dass die Sportler wissen, welche Nahrungsmittel sich positiv auf den
Trainingseffekt auswirken und welche besser gemieden werden sollten (vgl.
ebd. S. 10). Demzufolge sollte die richtige Menge an Kohlenhydraten, Fetten
und Proteinen eingehalten werden.
Eine Tabelle zeigt den Vergleich einer normalen und gesunden Ernährung mit
einer idealen Sporternährung:
Normale Ernährung
Ideale Sporternährung
Kohlenhydrate
52% (+/- 5%)
61-65%
Eiweiß
13% (+/- 1%)
12-15%
Fett
35% (+/- 3%)
25-26%
(vgl. Konopka, 2001, S. 10)
Das Nährstoffverhältnis bzw. der Nährstoffbedarf ist allerdings von Sportart zu
Sportart verschieden und richtet sich nach dem jeweiligen Energieverbrauch
(siehe Anhang, S. ).
Kohlenhydrate benötigen bei ihrer Verbrennung weniger Sauerstoff als Fette
und Proteine. Sie ergeben also mehr Energie pro verbrauchten Liter Sauerstoff,
was bei einer hohen sportlichen Belastung wichtig ist, da dann nur wenig
Sauerstoff verfügbar ist. Ebenso wichtig ist eine eiweißreiche Ernährung. Diese
dient dem Aufbau der Muskulatur, der muskulösen Leistung sowie der
Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit. Generell sollten Leistungssportler
eine fettarme, dafür proteinreiche Ernährung bevorzugen.

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Darüber hinaus sind Vitamine und essentielle Mineralstoffe für den Ablauf der
Stoffwechselvorgänge unverzichtbar und werden bei Leistungssportlern umso
mehr benötigt, da sie durch das vermehrte Schwitzen schneller verloren gehen.
Der Bedarf an Vitaminen ist also neben dem Grundbedarf auch vom
Trainingsumfang des Sportlers abhängig. In der Regel verbrauchen
Leistungssportler viermal mehr Vitamine als Nichtleistungssportler.
Mineralstoffe, werden vom Körper selbst nicht bereitgestellt und müssen daher
über die Nahrung supplementiert werden. Ein Mangel an Vitaminen und
Mineralstoffen kann die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft des
Athleten nachhaltig senken (vgl. ebd., 2001, S.12 f).
Die Ernährung wirkt sich außerdem auch auf die Regenerationsprozesse aus.
Wird auf eine bedarfsgerechte Ernährung geachtet, kann sich der Körper
schneller regenerieren und begünstigt dadurch eine Steigerung der
Leistungsfähigkeit (vgl. ebd., S.11).
Ebenso bedeutsam ist eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr des Körpers.
Aufgrund der Wärmeproduktion bei intensiver sportlicher Betätigung, verdunstet
das Wasser auf der Hautoberfläche schnell. Wassermangel führt zu
verminderter Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, weshalb der
Flüssigkeitshaushalt stetig versorgt werden sollte (vgl. ebd., S.15).
Athleten, die im Bereich des Leistungssports aktiv sind, durchlaufen in der
Regel vier Trainingsphasen und dementsprechend vier Ernährungsphasen.
Eine Trainings- bzw. Aufbauphase, die Vorwettkampfphase, die
Wettkampfphase und eine Nachwettkampfphase. In diesen einzelnen
Abschnitten der Wettkampfvor- und Nachbereitung richten sich die Athleten
nach den speziell für die jeweilige Phase gestalteten Ernährungsplänen. Solche
Pläne werden hinsichtlich der Anforderungen und des Nährstoffbedarfs
innerhalb des Trainingsprogramms entwickelt und dienen der optimalen
Trainingsergänzung (vgl. ebd., S. 22f).

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3. Essstörungen
Allgemein lassen sich Essstörungen als Störungen in der Regulation der
Nahrungsaufnahme definieren, deren Auslöser in der Regel keine körperlichen
Faktoren wie Krankheiten sind.
Demnach handelt es sich um psychosomatische Erkrankungen, bei denen ein
gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körpergewicht besteht, was
sowohl negative medizinische sowie psychische und soziale Konsequenzen
haben kann (vgl. Lebenstedt & Bußmann, 2004, S. 14).
Gerlinghoff & Backmund (2000, S.14) fassen zusammen: ,,Im medizinischen
Sinn sind Essstörungen seelische Krankheiten".
Typisch ist, dass sich Betroffene übermäßig mit Körpergewicht, Ernährung und
der eigenen Figur beschäftigen und dieses Verhalten eine Art Suchtcharakter
aufweist (vgl. Sonnenmoser, 2006, S.314). Das heißt aber nicht, dass jeder, der
seine Nahrungsaufnahme kontrolliert, intensiv Sport treibt oder gelegentlich
Heißhungerattacken verspürt, automatisch an einer Essstörung leiden muss.
(vgl. Gerlinghoff & Backmund, 2000, S.14). ,,[...] Essgestörtes Verhalten ist, für
sich genommen, keine Krankheit."(ebd. S.14). Dennoch hat sich gezeigt, dass
die Übergänge von einem gestörten Essverhalten bis hin zu einer tatsächlich
diagnostizierten Essstörung, mit einem offensichtlichen Krankheitsbild, meist
fließend sind (vgl. ebd. S.12).
Ein gestörtes Essverhalten kann durch unterschiedliche Verhaltensmuster
charakterisiert werden, wie z.B. das Verzichten auf bestimmte Nahrungsmittel,
das bewusste Reduzieren der Nahrungsmenge, aber auch Kontrollverluste
beim Essen, Heißhunger- oder Fressattacken (vgl. Cuntz & Hillert, 2008, S.48).
Daraus lässt sich schließen, dass eine Essstörung ein ernst zu nehmendes
Problem ist, welches die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt.
Gesellschaftliche Isolation, verminderte Leistungsfähigkeit oder körperliche
Beeinträchtigungen sind häufige Begleiter dieser Krankheit.
Es gibt verschiedene Formen und Ausprägungen der Krankheit, im Rahmen
meiner Arbeit erscheint mir allerdings eine Differenzierung zwischen den
sogenannten
klassischen (auch klinischen) Essstörungen und den
sportinduzierten Essstörungen als besonders sinnvoll.

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3.1 Klassische
Essstörungen
3.1.1 Anorexia nervosa
,,Die Bezeichnung Anorexia bedeutet so viel wie Appetitlosigkeit. Der Zusatz
nervosa verweist auf die psychischen Ursachen des Phänomens." (Sorge &
Schwarze, 2006, S.25). Diese wörtliche Übersetzung ist jedoch keine korrekte
Beschreibung der Erkrankung, da den Betroffenen weniger der Appetit oder das
Verlangen nach Nahrung fehlt, sondern viel mehr eine Sucht nach Hunger
entsteht. Die synonym verwendete Bezeichnung Magersucht erscheint daher
passend. ,,Magersüchtige sind süchtig nach Hunger" (Hoffmann, 2009, S.3).
Anorektische Menschen haben als zentrales Motiv den Wunsch nach extremer
Schlankheit und Selbstbestimmtheit (vgl. Gerlinghoff, 2002, S.12). Im Fokus der
Betroffenen steht demzufolge die permanente Beschäftigung mit dem eigenen
Körpergewicht und einer schnellen Gewichtsreduktion.
Sie nehmen nur sehr wenig Nahrung zu sich und achten zudem meist äußerst
genau auf die Zusammensetzung der Nahrungsmittel, welche sie zuvor häufig
in erlaubte und verbotene Lebensmittel einteilen. Somit werden zucker- und
fetthaltige Lebensmittel meist komplett gemieden und mit Fortschreiten der
Krankheit wird auch die Auswahl und Menge der Nahrungsmittel immer stärker
eingeschränkt bzw. reduziert (vgl. Hoffmann, 2009, S.3).
Demzufolge ist die Krankheit durch starken Gewichtsverlust gekennzeichnet,
denn nicht selten liegt das Körpergewicht der Erkrankten sogar mehr als 15%
unterhalb des medizinischen Normbereichs (vgl. Bruch, 2000, S.9).
Zu beobachten ist in vielen Fällen, dass die Betroffenen unter starken
Körperschemastörungen leiden, was bedeutet, dass sie ein völlig verschobenes
Körperbild haben und sich auch bei extremem Untergewicht noch immer als zu
dick empfinden. Obwohl ein massives Untergewicht vorliegt, setzen sich die
Betroffenen im Laufe der Krankheit immer niedrigere Gewichtsgrenzen, wobei
die Waage bzw. das zwanghafte Wiegen mehrmals täglich zur wichtigsten
Kontrollinstanz wird, um zu überprüfen, ob eine weitere Gewichtsabnahme
stattgefunden hat.

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,,Um das Krankheitsbild der Magersucht eindeutig diagnostizieren zu können,
wurden Kriterien entwickelt, die einem internationalen Klassifikationssystem
zuzuordnen sind" (Saß et al., 2003).
Die Anorexie ist nach dem DSM-IV
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durch vier Kriterien gekennzeichnet:
a) Weigerung ein normales Körpergewicht zu halten/ zu erreichen
oder die Feststellung von Untergewicht (Ermittlung über BMI
3
)
b) massive Angst vor Gewichtszunahme
c) Störung der eigenen Körperwahrnemung
d) Eintreten einer Amenorrhoe
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(vgl. Andrey, 2009, S.6).
Darüber hinaus ist für die Diagnose und Behandlung der Krankheit eine
Unterscheidung in zwei Subtypen notwendig. Man unterscheidet den
Restriktiven Typus und den Binge-Eating/ Purging Typus. Ersteres beschreibt
eine Gewichtsreduktion, die ausschließlich durch eine verringerte
Nahrungsaufnahme oder das Meiden von hoch kalorischen Nahrungsmitteln
erfolgt. Beim zweiten Typ hingegen erfolgen regelmäßige Fressanfälle,
selbstinduziertes Erbrechen und/oder der Missbrauch von Abführmitteln (vgl.
Fechner, 2007, S. 2).
3.1.2 Bulimia nervosa
Der Begriff Bulimia kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich
übersetzt Ochsenhunger, was im weitesten Sinne mit dem Begriff Heißhunger
gleichgesetzt werden kann (vgl. Lebenstedt et al., 2004, S. 18), nervosa
verweist wiederum auf die psychische Ursache dieses Verhaltens (s. Kapitel
3.1.1).
Gekennzeichnet ist die Bulimia nervosa, kurz Bulimie, durch immer wieder
auftretende Heißhungerattacken und Essanfällen, welche durch die zuvor
stattfindende starke Einschränkung der Nahrungsaufnahme provoziert bzw.
ausgelöst werden.
2
Diagnostisches und Statisches Manual psychischer Störungen
3
Body Mass Index: entspricht dem Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Meter (vgl.
DHS, 2004)
4
Das Ausbleiben der Regelblutung bei Frauen in mindestens drei aufeinanderfolgenden Monaten (vgl.
Andrey, 2009)

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Bei einem solchem Essanfall werden große Mengen meist hochkalorischer
Nahrungsmittel schnell und suchtartig verzehrt, wobei die Menge der Nahrung
erheblich größer ist als die Menge, die die meisten Menschen durchschnittlich
in gleichem Zeitraum zu sich nehmen würden. Daraus wird ersichtlich, dass die
Betroffenen während dieser Essattacken zumeist die Kontrolle über die
gegessene Menge verlieren und folglich mehrere tausend Kalorien verzehren
(vgl. Jacobi & Thiel, 2004, S.5).
Im Anschluss kommt es dann bei bulimischen Personen in der Regel zu
Reuegefühlen und Angst vor einer möglichen Gewichtszunahme. Da die
Betroffenen eine Gewichtszunahme nicht akzeptieren, leiten sie oft
Gegenmaßnahmen in Form von strengsten Diäten, übermäßiger sportlicher
Betätigung und/oder selbst herbeigeführtem Erbrechen ein. Nicht selten treten
diese Prozesse auch in Kombination mit dem Missbrauch von Abführmitteln und
Entwässerungsmedikamenten auf (vgl. Gerlinghoff, 2002, S. 16). Aus diesem
Verhalten leitet sich auch die Bezeichnung Ess-Brech-Sucht ab.
Im Gegensatz zur Anorexie handelt es sich bei der Bulimie um eine sogenannte
heimliche Erkrankung, da die Betroffenen meist von ihrem äußeren
Erscheinungsbild eher unauffällig sind und auch ein im Normbereich liegendes
Körpergewicht aufweisen. Auch das Essverhalten in der Öffentlichkeit ist bei
dieser Form der Essstörung sehr kontrolliert, was häufig dazu führt, dass selbst
das engere Umfeld nichts von der Erkrankung bemerkt (vgl. Bruch, 2000, S.13).
Bulimia nervosa zeichnet sich nach dem Standard des DSM-IV anhand
folgender Diagnose-Kriterien aus:
a) Wiederholte episodische Fressattacken mit Kontrollverlust
b) Maßnahmen gegen eine Gewichtszunahme
c) Dauer des gestörten Verhaltens (drei Monate, zweimal pro Woche)
d) unverhältnismäßige Selbstbewertung von Figur und Körpergewicht
e) Störung folgt nicht der Anorexia nervosa (vgl. Andrey, 2009,S.13).
Darüber hinaus unterscheidet man auch bei der Bulimia nervosa zwei
verschiedene Subtypen, den Nicht Abführenden Typ (Non-Purging-Typus) und
den Abführenden Typ (Purging-Typus). Ersterer ist gekennzeichnet durch
regelmäßige Ausübung von exzessiver sportlicher Betätigung und Fasten in der

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gegenwärtigen Phase zur Kompensation der Fressanfälle. Bei dem zweiten Typ
wird in der gegenwärtigen Phase regelmäßiges Erbrechen induziert und zudem
häufig ein Medikamentenmissbrauch von Laxantien
5
und Diuretika
6
praktiziert
(vgl. Fechner, 2007, S. 5).
3.1.3 Atypische
Formen
Unter der Kategorie Atypische Formen, auch nicht näher klassifizierte
Essstörungen genannt, sind diejenigen Essstörungen zusammengefasst, die
nicht alle Kriterien der spezifischen Essstörungen erfüllen oder mindestens eins
nicht. Eine atypische Anorexie kann zum Beispiel vorliegen, wenn das Gewicht
nach einer erheblichen Gewichtsabnahme noch im normalen Bereich liegt. Von
einer atypische Bulimie kann man beispielsweise sprechen, wenn die
Essattacken weniger häufig als einmal pro Woche auftreten und seit weniger
als drei Monaten auftreten (vgl. Jacobi & Thiel, 2004, S.8).
Ein weiteres Beispiel der nicht näher bezeichneten Essstörungen ist die
sogenannte Binge-Eating-Störung, auch latente Ess-Brech-Sucht genannt.
Dieses Krankheitsbild erscheint ähnlich dem der Bulimia nervosa, allerdings
werden in diesem Fall nach den episodischen Essanfällen keine regelmäßigen
Kompensationsmaßnahmen eingeleitet, weshalb Binge-Eating-Erkrankte auch
oft an Übergewicht leiden (vgl. ebd., S.8).
Auch Adipositas
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zählt auch zu den atypischen Essstörungen, da Übergewicht
und Adipositas aber im Rahmen des Leistungssports in der Regel keine Rolle
spielen, wird in der vorliegenden Arbeit nicht detaillierter darauf eingegangen.
3.2 Sportinduzierte
Essstörungen
3.2.1 Anorexia
athletica
Anorexia athletica beschreibt die ,,bewusste Verringerung des Körpergewichtes
bis zur Grenze des Untergewichtes, um eine bestimmte sportliche Leistung zu
erreichen" (Clasing et al., 1996, S. 15). Anorexia athletica gilt bis heute als
5
Arzneimittel zur Beschleunigung der Darmentleerung (vgl. Antwerpes, 2008)
6
Arzneimittel zur Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper (vgl. Antwerpes, 2008)
7
Ernährungs- bzw. Stoffwechselkrankheit mit starken Übergewicht; auch als Fettsucht bekannt (vgl.
Antwerpes, 2008)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2013
ISBN (eBook)
9783958208582
ISBN (Paperback)
9783958203587
Dateigröße
850 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
essstörungen leistungssport
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing
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