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Spanisch in Kalifornien

©2014 Examensarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Mit mehr als 14 Millionen hispanischer Einwohner besitzt Kalifornien die größte hispanische Bevölkerung der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika. Mit einem Bevölkerungsanteil von 39 Prozent stellen die Hispanos dort seit 2014 außerdem die größte ethnische Gruppe noch vor den Weißen. Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, welch bedeutende Rolle der spanischen Sprache in Kalifornien zukommt. Die enge Sprachkontaktsituation mit dem Englischen hat außerdem zu einer Reihe linguistischer Kontaktphänomene geführt, die diese Varietät von anderen Varietäten des Spanischen unterscheidet, und von besonderem linguistischem Interesse sind. Daher soll die Varietät des Spanischen in Kalifornien in der vorliegenden Arbeit Gegenstand der Untersuchung sein. Sowohl historische als auch soziolinguistische Aspekte werden genauer betrachtet, wobei das Hauptaugenmerk auf einer detaillierten Untersuchung der wichtigsten linguistischen Merkmale in den Bereichen Phonologie, Morphosyntax und Lexikon liegen wird. Auch wird eine Auseinandersetzung mit dem in diesem Zusammenhang häufig verwendeten Terminus ‚Spanglish‘ stattfinden, sowie ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft der Varietät des Spanischen in Kalifornien gegeben werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis



1
1.
E
INLEITUNG
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millones de jóvenes a estudiar e inspira a emprendedores a abrir negocios en
ciudades y pueblos a lo largo del país. Busco un segundo mandato como
presidente porque creo que nuestro país es más fuerte cuando todos tienen acceso
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November 2012).
So lauteten die Worte Barack Obamas in einem Wahlwerbespot kurz vor den letzten
Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2012 ­ in spanischer Sprache versteht sich. Dass
die Hispanos in den USA längst fester Bestandteil der Gesellschaft sind und ihre Stimmen
wahlentscheidend sein können, hat sich auch in den höheren Etagen von Politik und
Wirtschaft bereits herumgesprochen. Dies scheint kaum verwunderlich; denn mit einem
Bevölkerungsanteil von 17 Prozent sind die Hispanos nicht nur die größte
Minderheitengruppe in den USA, sondern auch die am schnellsten wachsende. Bis zum Jahr
2050 soll sich ihr Anteil auf 29 Prozent erhöhen, so die Prognosen (vgl. Pew Research Social
& Demographic Trends 2012).
Dem US-Bundesstaat Kalifornien kommt in diesem Zusammenhang eine besondere
Bedeutung zu. Mit mehr als 14 Millionen hispanischer Einwohner besitzt Kalifornien die
größte hispanische Bevölkerung des gesamten Landes. Mit einem Bevölkerungsanteil von 39
Prozent stellen die Hispanos dort seit 2014 außerdem die größte ethnische Gruppe noch vor
den Weißen, die in Kalifornien nun nur noch einen Bevölkerungsanteil von 38,8 Prozent
ausmachen. Einzig New Mexico liegt in prozentualer Hinsicht mit einem hispanischen
Bevölkerungsanteil von 47 Prozent noch vor Kalifornien (vgl. Pew Research Center 2014).
Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, welch bedeutende Rolle der spanischen Sprache in
Kalifornien zukommt. Die enge Sprachkontaktsituation mit dem Englischen hat außerdem zu
einer Reihe linguistischer Kontaktphänomene geführt, die diese Varietät von anderen
Varietäten des Spanischen unterscheidet, und von besonderem linguistischem Interesse sind.
Daher soll die Varietät des Spanischen in Kalifornien in der vorliegenden Arbeit Gegenstand
der Untersuchung sein.
Hierfür sollen im theoretischen Teil zunächst bestimmte Termini erklärt werden, die für das
Thema und Verständnis der Arbeit relevant sind, und daher im späteren Verlauf immer
wiederkehren werden. Hierzu zählen das Phänomen des Sprachkontaktes sowie die Termini
Bilingualismus und Diglossie. In Punkt drei soll dann auf das Spanische in den USA im

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Allgemeinen eingegangen werden. Zunächst wird eine Betrachtung der historischen
Entwicklung stattfinden, und die Frage geklärt werden, wie die spanische Sprache überhaupt
in die USA gelangte. Im weiteren Verlauf soll dann näher auf die spanischsprachige
Bevölkerung in den USA eingegangen werden. Sowohl Bevölkerungszahlen, als auch die
geografische Verteilung der Hispanos in den USA werden eine Rolle spielen. Im Anschluss
soll eine genauere Untersuchung der Sprachpolitik und Sprachplanung erfolgen, die in den
USA im Laufe der Zeit praktiziert wurden.
Punkt vier wird sich schließlich näher mit der spanischen Sprache in Kalifornien befassen. Im
Zentrum soll zunächst die historische Entwicklung der Sprache in dem US-Bundesstaat
stehen. Es soll aufgezeigt werden, wie das Spanische nach Kalifornien gelangte, und wie sich
die Rolle und das Prestige der Sprache seit der Kolonialzeit bis heute gewandelt haben. Des
Weiteren soll eine genauere Betrachtung der kalifornischen Sprach- und Ausländerpolitik
erfolgen, die im 20. Jahrhundert prägend war. Punkt fünf wird sich nun näher mit der
hispanischen Bevölkerung in Kalifornien befassen. Es wird genauer auf deren Bezeichnung
mit dem Begriff `Chicano eingegangen werden, sowie deren Lebens- und Sprachsituation
genauer betrachtet werden.
In Punkt sechs soll nun schließlich eine linguistische Untersuchung der Varietät des
Spanischen in Kalifornien durchgeführt werden. Im Zentrum des Interesses liegen zunächst
die verschiedenen Einflüsse, die die Varietät geprägt haben. Danach sollen die linguistischen
Merkmale in den Bereichen Phonologie, Morphosyntax sowie Lexikon genauer untersucht
werden. Besonders dem Phänomen des Code-Switchings wird in diesem Zusammenhang auch
Beachtung geschenkt werden. Punkt sieben wird der Frage nachgehen, ob es sinnvoll ist, das
Spanische in Kalifornien daher mit dem Terminus `Spanglish zu bezeichnen. Verschiedene
Bewertungen dieser Sprachvarietät werden außerdem aufgezeigt werden, sowie die
Bedeutung des Spanglish als kulturelles und identitätsstiftendes Symbol verdeutlicht werden.
In Punkt acht wird es schließlich um die Zukunft der spanischen Sprache in Kalifornien
gehen. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob zukünftig mit einem Spracherhalt in
Kalifornien gerechnet werden kann, oder ob man von einem Sprachverlust ausgehen muss.
Verschiedene Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, werden aufgezeigt, sowie
Zukunftsprognosen aus wissenschaftlicher Sicht vorgestellt. Zuletzt soll schließlich der Frage
nachgegangen werden, warum eine Förderung des Spracherhalts sinnvoll erscheint. In Punkt
neun sollen die Ergebnisse der Arbeit nochmals kurz zusammengefasst und ein Fazit gezogen
werden.

3
2.
T
HEORETISCHES
:
D
EFINITIONEN UND
B
EGRIFFSKLÄRUNGEN
Wer sich mit dem Spanischen in Kalifornien befasst, wird unweigerlich auf immer
wiederkehrende Termini stoßen, die für ein Verstehen dieser Sprachsituation bedeutend sind.
Zu diesen zählen das Phänomen des Sprachkontaktes sowie die Begrifflichkeiten
Bilingualismus und Diglossie. Im weiteren Verlauf der Arbeit sollen diese Termini daher
genauer erklärt werden.
2.1 Sprachkontakt
,,Decimos que dos o más lenguas están en contacto cuando conviven en el mismo espacio
geográfico y son usadas por los mismos individuos, [...]" (Silva-Corvalán 2001: 269).
Bechert/Wildgen unterscheiden außerdem zwischen einer psycholinguistischen und einer
soziolinguistischen Bestimmung des Begriffs. Erstere bezieht sich vollkommen auf die
Individuen und interessiert sich dafür, was in diesen beim alternativen Gebrauch von
verschiedenen Sprachen vorgeht. Bei einer soziolinguistischen Begriffsbestimmung sprechen
wir dann von Sprachkontakt, wenn die verschiedenen Sprachen abwechselnd von derselben
Gruppe verwendet werden. Bei der psycholinguistischen Begriffsbestimmung sind also die
sprechenden Individuen Ort des Sprachkontaktes, bei der soziolinguistischen
Begriffsbestimmung die Gruppe im Ganzen (vgl. Bechert/Wildgen 1991: 1).
Als mögliche Ursachen von Sprachkontakt nennt Pelzer unter anderem die Massenmedien,
Internationalisierung, Krieg, Besetzung und Annexion, Bildung und Kultur sowie Emigration
und Immigration. Eine wichtige Konsequenz von Sprachkontakt sieht sie in der Tatsache,
dass er in der Regel zu irgendeiner Form von Bilingualismus führt (vgl. Pelzer 2006: 13f).
Dieser Begriff soll daher im Folgenden detaillierter betrachtet werden.
2.2 Bilingualismus
Unter Bilingualismus versteht man ganz allgemein die Zweisprachigkeit, sprich die
Beherrschung zweier Sprachen (vgl. Linguistisches Wörterbuch 1990: Bilingualismus),
welche sich wiederum auf ein Individuum, jedoch auch auf eine gesellschaftliche Gruppe
beziehen kann (vgl. Hullmann 2010: 17). Laut Bechert/Wildgen wird allerdings oft, wenn von
letzterem Fall die Rede ist, ausdrücklich darauf hingewiesen durch Verwenden des Begriffes
gesellschaftliche Zweisprachigkeit. Folglich rückt der Begriff Sprachkontakt also die

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beteiligten Sprachen ins Zentrum des Interesses, während Bilingualismus sich auf die
Eigenschaften der sprechenden Individuen beziehungsweise Gruppen bezieht (vgl.
Bechert/Wildgen 1991: 1f).
Bezüglich einer detaillierteren Bestimmung des Terminus Bilingualismus herrscht in der
Literatur keinerlei Einigkeit. Vorhandene Definitionen reichen von sehr eng gefassten wie bei
Bloomfield, bis zu weiter gefassten wie bei Haugen oder gar Macnamara. Nach Bloomfield
darf sich nur zwei- beziehungsweise mehrsprachig nennen, wer die beteiligten Sprachen von
Kindesbeinen an erworben hat, und gleichermaßen perfekte Kenntnisse sowohl der
gesprochenen als auch der geschriebenen Sprache vorweisen kann (vgl. Lüdi 1996: 234).
Bloomfields Definition von Bilingualismus als ,,native-like control of two languages"
(Bloomfield 1935: 56) ist für unser heutiges Verständnis sicherlich zu eng gefasst.
Die heutige Linguistik tendiert eher zu einer weiter gefassten Definition, wie sie zum Beispiel
bei Haugen zu finden ist. Für ihn beginnt Bilingualismus an dem Punkt, wo ein Sprecher einer
Sprache vollständige und bedeutungsvolle Äußerungen in einer anderen Sprache formulieren
kann (vgl. Haugen 1969: 7). Macnamara geht sogar noch weiter und schlägt vor, bereits
diejenigen Sprecher als bilingual zu bezeichnen, die eine minimale Kompetenz in einer der
vier Sprachkompetenzen, d.h. im Sprechen, im Schreiben, im Hör- oder im Leseverstehen,
besitzen, und zwar in Bezug auf eine andere Sprache als deren Muttersprache (vgl.
Hamers/Blanc 2000: 6).
Wenn also im weiteren Verlauf der Arbeit von Bilingualismus in den USA bezüglich der
hispanischen Bevölkerung die Rede ist, so muss man sich immer vor Augen halten, dass der
Begriff sämtliche Kompetenzstufen von Zweisprachigkeit einschließen kann. Es wird für
diese Arbeit also eine weiter gefasste Definition, wie sie zum Beispiel Haugen vorschlägt und
heute üblich ist, zugrunde gelegt. Denn so vielfältig die Menschen hispanischer Herkunft in
den USA sind, so differenziert sind auch ihre Sprachkenntnisse.
Die Gründe für Zwei- beziehungsweise Mehrsprachigkeit von Individuen sind vielfältiger
Natur. Zu den Gründen, die bereits unter dem Punkt Sprachkontakt genannt wurden, ließen
sich an dieser Stelle folgende hinzufügen: Heirat mit Anderssprachigen, Leben in
Sprachgrenzgebieten oder in sprachlich heterogenen Regionen sowie geographische
Mobilität. Entsprechend vielfältig ist ebenso der Zeitpunkt des Erwerbs der zweiten Sprache.
Man unterscheidet zwischen simultanem Erwerb, wie dies zum Beispiel beim doppelten
Erstspracherwerb der Fall ist, und einem sukzessiven Erwerb. Letzterer kann im Rahmen der

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Alltagskommunikation als ungesteuerter Zweitspracherwerb erfolgen, als auch in gesteuerter
Form im Rahmen von Fremdsprachenunterricht (vgl. Lüdi 1996: 234f).
In Folge von Bilingualismus beziehungsweise Sprachkontakt kann es zu verschiedenen
sprachlichen Phänomenen kommen, wie zum Beispiel dem Codeswitching, Entlehnungen
oder Transferenz- und Interferenzerscheinungen. Auf diese Erscheinungen soll in Punkt 6
näher eingegangen werden. Eine weitere mögliche Konsequenz kann der Sprachwechsel
beziehungsweise Sprachverlust im Gegensatz zum Spracherhalt darstellen. Hierzu wird in
Punkt 8 nochmals detaillierter Stellung genommen (vgl. Bechert/Wildgen 1991: 2ff).
2.3 Diglossie
Der Begriff Diglossie wurde im 19.Jahrhundert geprägt (vgl. Lüdi 1996: 237). Bereits für
Psichari (1928) bezeichnet er eine Sprachsituation, in der zwei linguistische Varietäten so
miteinander in Beziehung stehen, dass die eine Varietät der anderen übergeordnet ist. Als
Beispiel nennt er das Katharevoussa in Griechenland, welches als Schriftsprache dient und
bei formalen und offiziellen Anlässen Verwendung findet, wogegen der Gebrauch des
Demotiki als Volks- und Familiensprache auf die mündliche Kommunikation beschränkt ist
(vgl. Zimmermann 1992: 341).
Ferguson (1959) verstand unter Diglossie die funktionale Verwendung verschiedener
Varietäten ein und derselben Sprache. Diese bezeichnete er als High Variety (= H-Varietät)
und als Low Variety (= L-Varietät), wobei erstere in Institutionen wie Schule und Universität
gelernt wird, geschriebene literarische Kultur vermittelt, und sich an einem höheren sozialen
Prestige erfreut. Die Funktion der H-Varietät beschränkt sich also auf formelle
Kommunikationssituationen und wird in öffentlichen Sphären verwendet. Die L-Varietät wird
im Gegensatz dazu als Muttersprache erworben, ist nicht standardisiert und besitzt in der
Regel eine weniger komplexe Grammatik als die H-Varietät. Sie kommt bei informellen
Situationen zum Gebrauch, und ist folglich den Bereichen Familie und Freunde vorbehalten.
Nach Ferguson findet also eine funktionelle Verteilung der Varietäten auf verschiedene
Domänen statt. Als Beispiele nennt er die Schweiz, wo das Hochdeutsche als H-Varietät, und
das Schweizerdeutsch als L-Varietät dient, oder Haiti mit Französisch als H- und
Haitianischem Kreol als L-Varietät (vgl. Riehl 2009: 15f).
Obwohl für Ferguson die Diglossiesituation durch Stabilität und Dauer ausgezeichnet ist, gibt
er zu bedenken, dass sie durch bestimmte Faktoren zum Kippen gebracht werden kann.

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Hierzu zählt zum Beispiel der Wunsch einer Sprechergemeinde nach einer Nationalsprache,
die voll funktionsfähig ist, oder die soziale Stigmatisierung der L-Varietät, die zu deren
Verschwinden beitragen kann (vgl. ebd.: 16).
Fishman (1967) hat in der Folge Fergusons Diglossie-Konzept aufgegriffen und erweitert.
Während bei Ferguson die H- und die L-Varietät ein und derselben Sprache angehören, so ist
für Fishman eine Situation auch dann diglossisch, wenn es sich um zwei verschiedene
Sprachen handelt. In jedem Fall aber ist Diglossie ein gesellschaftliches Arrangement, das die
Zweisprachigkeit institutionell verankert hat. Auch für Fishman ist die L-Varietät hierbei in
der Regel die Muttersprache, wogegen die H-Varietät außerhalb des Familienkreises und
oftmals in Institutionen erworben oder gelernt wird. Um nicht gegen die Regeln der
kommunikativen Kompetenz zu verstoßen, ist es außerdem wichtig, die richtige Sprache im
passenden Kontext zu verwenden. Es ist also ebenso unangebracht, die L-Varietät in einem
universitären Kontext zu gebrauchen, als auch die H-Varietät zur alltäglichen, familiären
Kommunikation heranzuziehen. Während sich für Fishman der Terminus Bilingualismus vor
allem auf Individuen bezieht, so handelt es sich bei der Diglossie ausschließlich um ein
gesellschaftliches Phänomen (vgl. ebd.: 16f).
Heute wird dem Begriff Diglossie eine weiter umfassende Definition zugrunde gelegt und
schließt auch Situationen ein, in denen die beteiligten Varietäten unterschiedlichen Sprachen
angehören, oder die nicht dem üblichen Schema High vs. Low folgen. Als diglossisch
beschreibt man eine Sprachsituation heute außerdem auch dann, wenn sie nur eine kleine
Minderheit innerhalb eines Landes betrifft oder weniger stabil ist, so wie dies häufig bei
Migrationssituationen der Fall ist (vgl. Lüdi 1996: 237).

7
3.
D
AS
S
PANISCHE IN DEN
USA
3.1 Historisches: Wie das Spanische in die USA kam
3.1.1 Kolonialisierung und politische Entwicklungen bis zum 19. Jahrhundert
Um zu verstehen, warum der spanischen Sprache in den USA heute eine so große Bedeutung
zukommt, ist ein Blick in die Geschichte unumgänglich. Denn die Präsenz des Spanischen im
heutigen Staatsgebiet der USA ist kein neues Phänomen, sondern reicht bis ins 16.
Jahrhundert zurück. Alles begann im Jahre 1513, als das Spanische mit dem Entdecker Juan
Ponce de León nach Florida getragen wurde. Die erste permanente Siedlung entstand jedoch
erst ein halbes Jahrhundert später, als im Jahre 1565 Franziskanermönche San Augustín an
der Ostküste Floridas gründeten (vgl. Herling 2012: 59).
Schrittweise besetzten die spanischen Eroberer immer mehr Gebiete, welche den Namen
Spanish Borderlands tragen würden, darunter Florida, Louisiana und der Südwesten, wo das
Spanische seit Mitte des 17. Jahrhunderts zur Prestigesprache wurde, und diesen Status noch
bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts behalten sollte (vgl. Silva-Corvalán 2001: 298).
Bereits im Jahre 1536 begannen die Spanier ihre Entdeckungsreisen durch Texas und New
Mexico. Die ersten Siedler ließen sich um 1598 in New Mexico nieder, während man in
Texas die erste permanente spanische Siedlung um 1659 errichtete. In Colorado wiederum
entstand die erste Siedlung erst rund 200 Jahre später, gegründet von Bauern aus New Mexico
im Jahre 1851. Auch Arizona wurde von spanischen Entdeckern bereits seit 1530 erkundet.
Nicht vor dem Jahr 1700 sollte hier jedoch die erste Mission, gegründet von jesuitischen
Missionaren, entstehen. Daraufhin folgte die erste permanente Festung um 1752. Kalifornien
war schließlich die letzte Region im amerikanischen Südwesten, die ab dem Jahre 1769 von
Spaniern kolonialisiert wurde. Im späteren Verlauf dieser Arbeit soll im Kapitel 4 näher auf
die Geschichte des Spanischen in Kalifornien eingegangen werden (vgl. ebd.: 298f).
Das 19. Jahrhundert kennzeichnet sich allerdings durch einige politische Veränderungen.
Nach und nach verlor Spanien an politischem Einfluss auf dem nordamerikanischen
Kontinent. So hörte im Jahre 1801 Louisiana auf, unter spanischer Herrschaft zu stehen,
gefolgt von Florida um 1821. Die Gebiete waren fortan Teil der Vereinigten Staaten von
Amerika (vgl. Herling 2012: 59).
Mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien im Jahr 1821, gingen auch die Gebiete unter
abermals spanischer Herrschaft im Südwesten verloren. Diese blieben jedoch nicht lange

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unter mexikanischer Verwaltung, denn bereits fünfzehn Jahre später erklärte sich Texas für
unabhängig von Mexiko. Mit Ende des zweijährigen Mexikanisch-Amerikanischen Krieges
im Jahr 1848, gingen mit Unterzeichnung des Vertrages von Guadalupe Hidalgo alle Gebiete
westlich von Texas an die Siegermacht USA. Texas und Kalifornien wurden 1845
beziehungsweise 1850 Teil der Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Colorado um
1876 (vgl. Silva-Corvalán 2001: 299).
Wie deutlich wurde, reicht die Präsenz des Spanischen auf dem nordamerikanischen
Kontinent zwar bis ins 16.Jahrhundert zurück; die Erklärung jedoch für seine heutige Stellung
in den USA als quantitativ zweitstärkste Sprache nach dem Englischen, ist in den massiven
Einwanderungswellen aus Mittel ­ und Südamerika im Laufe des 20. Jahrhunderts zu suchen,
die eine drastische Erhöhung der hispanischen Bevölkerung zur Folge hatten (vgl. Herling
2012: 59f). Auf diese soll im Folgenden näher eingegangen werden.
3.1.2 Einwanderungswellen im 20. Jahrhundert
Die erste massive Einwanderungswelle wurde 1910 mit der mexikanischen Revolution
ausgelöst, die einen enormen Anstieg an mexikanischen Immigranten mit sich brachte. In
Folge der Revolution kam es in Mexiko zum Bürgerkrieg sowie zur Durchführung einer
Agrarreform. Diese Ereignisse führten nicht nur dazu, dass sich die Lebens- und
Arbeitsbedingungen im Land rapide verschlechterten, sondern forderten zudem auch viele
Todesopfer. Dies löste eine massenhafte Auswanderungswelle im Land aus, da viele
Mexikaner in der Hoffnung auf ein besseres Leben ins Nachbarland USA emigrierten (vgl.
Winkelmann 2007: 6).
Die beiden Weltkriege führten in den Jahren darauf außerdem zu erneuten massiven
Einwanderungswellen von Mexikanern in die USA. Grund dafür war, dass sie nun als billige
Arbeitskräfte sehr gefragt waren. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sogar ein Vertrag
zwischen Mexiko und den USA für Arbeitsmigranten ausgehandelt. Im Laufe des 20. und 21.
Jahrhunderts kamen täglich neue mexikanische Einwanderer legal und illegal ins Land, die
teilweise direkt an den Grenzposten der USA abgefangen und wieder zurückgeschickt
werden. Die enormen ökonomischen Unterschiede zwischen den USA und Mexiko treiben
viele dazu, ihr Glück in den USA zu suchen, und anderen, die bereits zuvor ausgewandert
sind, nachzueifern, immer in der Hoffnung, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen
vorzufinden. Die Mexikaner sind heute die am stärksten vertretene hispanische Gruppe in den

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USA und leben hauptsächlich im Süden und Südwesten der USA, also Bundesstaaten wie
Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas, die zum einen an Mexiko grenzen, zum
anderen aber auch bereits früher zu Mexiko beziehungsweise dem Vizekönigreich Spanien
gehörten (vgl. ebd.).
Nicht nur die Mexikaner trugen jedoch die hispanische Kultur und die spanische Sprache im
Laufe des 20. Jahrhunderts und bis heute in die Vereinigten Staaten. Nachdem Spanien im
Jahr 1898 den Spanisch-Amerikanischen Krieg endgültig verloren hatte, musste es Puerto
Rico an die USA abtreten. Erneut wurde so bis dato spanischsprachiges Gebiet zum Teil der
USA. Im Jahr 1917 erhielten die Puertoricaner die US-Staatsbürgerschaft, und man billigte
ihnen eine eingeschränkte Selbstverwaltung zu. Auch nach Gründung des Puertoricanischen
Commonwealth im Jahr 1952 blieb die Karibikinsel weiterhin in hohem Maße abhängig von
den USA, und Unabhängigkeitsbewegungen wurden nie wirklich durchgesetzt. Schlechte
ökonomische Bedingungen auf Puerto Rico lösten in Folge des Zweiten Weltkrieges ebenfalls
Masseneinwanderungen in die USA aus. Die Überbevölkerung auf der Insel hat außerdem
ihren Beitrag dazu geleistet (vgl. ebd.: 7).
Die Immigration aus Puerto Rico, wo die Hauptsprache heute immer noch Spanisch ist, hält
ebenfalls bis heute an. Rund die Hälfte aller Puertoricaner lebt heute auf dem Festland, wobei
es die meisten nach New York und in den Nordosten des Landes zieht. Aufgrund ihrer US-
Zugehörigkeit brauchen die Puertoricaner aber keine Green Card, um in die USA einwandern
zu dürfen, und besitzen somit einen Sonderstatus unter den Hispanos (vgl. ebd.).
Nach den Mexikanern und den Puertoricanern sind die Kubaner die drittgrößte Gruppe an
Hispanos, die im Laufe des 20. Jahrhunderts massenhaft in die USA auswanderten, und somit
ihre Sprache und Kultur mitbrachten. Auch sie besitzen aufgrund der besonderen politischen
Verhältnisse zwischen den USA und Kuba einen Sonderstatus. Kuba wurde ebenfalls im Jahr
1898 an die USA abgetreten. Vier Jahre später wurde es dann allerdings zur unabhängigen
Republik erklärt, wenn auch die USA das Interventionsrecht in den Jahren von 1901 bis 1934
behielten. Im Jahr 1958 wurde schließlich eine massenhafte Immigrationswelle von Kubanern
in die USA ausgelöst, nachdem Fidel Castro den Präsidenten Batista stürzte und die Macht
übernahm. Große wirtschaftliche Umwälzungen waren die Folge. Während Kuba mit der
Sowjetunion sympathisierte, nahm es im Hintergrund des Kalten Krieges eine immer
feindlichere Haltung gegenüber den USA ein. 10 Prozent der Bevölkerung Kubas sah sich
gezwungen ihr Land zu verlassen, wobei die meisten von ihnen in den USA Exil ersuchten.

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Aufgrund von enormen wirtschaftlichen Problemen im Land kam es im Jahr 1994 erneut zu
einer Massenauswanderung von Kubanern in die USA (vgl. ebd.: 8).
Die meisten Kubaner leben heute in dem nur 90 Meilen der Heimat entfernten Florida.
Miami, was außerdem ein ähnliches Klima aufweist wie Kuba, ist nach Havanna die Stadt mit
den meisten kubanischen Einwohnern. Die Kubaner unterscheiden sich insofern von anderen
hispanischen Gruppen in den USA, als dass sie ihren Aufenthalt dort oftmals nur als temporär
ansahen. Viele wanderten dorthin aus, in der Hoffnung eines Tages nach Kuba zurückkehren
zu können, sobald sich die wirtschaftliche und politische Lage dort stabilisieren würde. Dies
lag auch im Interesse der USA, und so erfuhren viele Kubaner Unterstützung von der US-
Regierung, indem man ihnen beispielsweise Arbeit bei der CIA beschaffte. Außerdem
unterscheiden sich viele der politischen Flüchtlinge aus Kuba von anderen hispanischen
Immigranten durch ihr im Allgemeinen höheres Bildungsniveau. Viele Kubaner kommen aus
der höheren Gesellschaftsschicht, und trugen durch ihre qualifizierte Arbeitskraft zu einer
positiven wirtschaftlichen Entwicklung Miamis bei. Auch bildeten die Kubaner weniger
häufig als andere hispanische Gruppen die ungeliebten Slums, und erfreuen sich daher auch
einer größeren Beliebtheit unter den Amerikanern als andere Hispanos (vgl. ebd.).
So ist also das komplette letzte Jahrhundert bis heute durch andauernde hispanische
Einwanderung in die USA geprägt. Die Menschen zieht es aus sämtlichen spanischsprachigen
Ländern Mittel ­ und Südamerikas sowie aus Spanien selbst in das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten, wobei politische und ökonomische Faktoren einer der bedeutendsten
Beweggründe dafür sind, ihre Heimatländer zu verlassen (vgl. Silva-Corvalán 2001: 301).
3.2 Die hispanische Bevölkerung in den USA
3.2.1 Bevölkerungszahlen
Die Daten der neuesten Volkszählung der USA, die alle zehn Jahre stattfinden, machen den
rasanten Anstieg der ethnischen Vielfalt des Landes unverkennbar. Aus dem US Census von
2010 geht hervor, dass die Gruppe der Hispanos nicht nur zahlenmäßig und prozentual die mit
Abstand größte Gruppe ist, sondern auch diejenige, die am schnellsten wächst. Der US
Census erstellt ein Panorama über die hispanische Bevölkerung in den USA, und gibt
Aufschluss über Bevölkerungswachstum und geografische Verteilung auf nationaler Ebene.
Dazu wurden die Menschen, die in den USA leben, nach ihrer hispanischen Herkunft gefragt,
und sollten die Frage, je nach dem wie sie sich selbst identifizieren, beantworten. Folgende

11
Definition wurde der hispanischen oder latino Herkunft zu Grunde gelegt: ,,`Hispano o latino
se refiere a una persona cubana, mexicana, puertorriqueña, centro o sudamericana, o bien, de
otro origen o cultura española, independientemente de la raza" (US Census/La Población
Hispana 2010: 2).
Wie aus nachfolgender Tabelle hervorgeht, lebten im Jahr 2010 insgesamt 308,7 Millionen
Menschen in den USA, von denen 50,5 Millionen hispanischen Ursprungs waren, was einem
Anteil von 16 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Zehn Jahre zuvor betrug die Anzahl
der Menschen mit hispanischer Herkunft noch 35,3 Millionen beziehungsweise 13 Prozent
der Gesamtbevölkerung. Damit sind die Hispanos die Bevölkerungsgruppe der Vereinigten
Staaten, die von 2000 bis 2010 am schnellsten gewachsen ist. Die hispanische Bevölkerung
wuchs in diesen Jahren um 15,2 Millionen, was mehr als die Hälfte des Wachstums der
Gesamtbevölkerung (27,3 Millionen) ausmachte. Dies entspricht einem Bevölkerungsanstieg
der Hispanos von 43 Prozent ­ also viermal so viel wie der Anstieg der Gesamtbevölkerung,
welcher knapp 10 Prozent betrug (vgl. ebd.: 2f). Neben der anhaltenden Immigration, ist vor
allem die hohe Geburtenrate unter hispanischen Frauen der Hauptgrund für das starke
Bevölkerungswachstum. Während weiße, angloamerikanische Frauen durchschnittlich 1,8
Kinder bekommen, liegt die Zahl unter hispanischen Frauen bei 2,4 Kindern (vgl. Pew
Research/ Fertility rates 2012).

12
Tabelle 1:
Bevölkerung mit hispanischer Herkunft: 2000 und 2010
(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 3).
Wie in der Tabelle außerdem zu erkennen, variierte das Bevölkerungswachstum je nach
Gruppe der Hispanos. Die Bevölkerung mit mexikanischer Herkunft betrug im Jahr 2000
noch 20,6 Millionen, und stieg im Laufe der folgenden zehn Jahre um 11,2 Millionen an,
sodass sie im Jahr 2010 bei 31,8 Millionen lag. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum
der Menschen mit mexikanischer Herkunft um 54 Prozent. Damit repräsentierten die
Mexikaner rund drei viertel des Anstiegs von 15,2 Millionen der gesamten hispanischen
Bevölkerung in den Jahren 2000 bis 2010. Die Bevölkerung, die ihren Ursprung in Puerto
Rico hat, wuchs um 36 Prozent, und stieg von 3,4 Millionen im Jahr 2000 auf 4,6 Millionen
im Jahr 2010. Die Bevölkerung mit kubanischen Wurzeln stieg binnen dieser zehn Jahre von
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10
10

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1,2 Millionen auf 1,8 Millionen, was einem Wachstum von 44 Prozent entspricht. Diejenige
Bevölkerungsgruppe, die eine andere hispanische Herkunft angab, wuchs um 22 Prozent, von
10 Millionen auf 12,3 Millionen (vgl. ebd.: 4).
Wie aus obiger Tabelle des Weiteren hervorgeht, sind unter den 12,3 Millionen Menschen,
die sich im Jahr 2010 als Hispanos anderer hispanischer Herkunft klassifizierten, rund 1,4
Millionen Menschen aus der Dominikanischen Republik, 4 Millionen aus Zentralamerika
(abgesehen von Mexiko), 2,8 Millionen waren südamerikanischer Herkunft, 635.000 kamen
aus Spanien, und 3,5 Millionen gaben allgemeine Begriffe an, wie hispano oder latino. Unter
den Menschen, die ihre Wurzeln in Zentralamerika (außer Mexiko) hatten, bildeten diejenigen
aus El Salvador die größte Gruppe mit 1,6 Millionen, gefolgt von denen aus Guatemala mit 1
Million und denen aus Honduras mit 633.000. Unter den Südamerikanern überwiegten die
Kolumbianer mit 909.000 Menschen, gefolgt von den Ecuadorianern mit 565.000 und den
Peruanern mit 531.000 (vgl. ebd.).
Auch wenn die Menschen aus Mexiko, Puerto Rico und Kuba die größten Gruppen
hispanischer Herkunft in den USA darstellten, so wuchsen sie in prozentualer Hinsicht
dennoch etwas weniger als manch andere Gruppe. Die Bevölkerung aus Spanien hielt den
Rekord mit dem größten prozentualen Bevölkerungsanstieg innerhalb ihrer Gruppe. Sie war
im Jahr 2010 sechsmal so groß wie zehn Jahre zuvor, mit einem Anstieg von 100.000 auf
insgesamt 635.000. Andere hispanische Gruppen, die aus Ländern Zentral- oder Südamerikas
stammten (Uruguay, Honduras, Guatemala, El Salvador, Bolivien, Venezuela, Paraguay,
Peru, Argentinien und Ecuador) zeigten ebenfalls hohe prozentuale Bevölkerungsanstiege um
über das Doppelte ihrer jeweiligen Bevölkerungszahlen (vgl. ebd.).
Die nachfolgende Abbildung gibt des Weiteren anschaulich zu erkennen, dass die Menschen
mit mexikanischer Herkunft im Jahr 2010 mit einem Anteil von 63 Prozent die größte
hispanische Gruppe in den USA bildeten. Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit rund 9 Prozent
die Menschen, die ihre Wurzeln in Puerto Rico hatten. Die kubanische Bevölkerung lag an
dritter Stelle mit einem Anteil von 4 Prozent an der gesamten hispanischen Bevölkerung in
den USA. Diese drei Gruppen repräsentierten im Jahr 2010 zusammen also rund drei Viertel
der gesamten hispanischen Bevölkerung, die in den USA lebte (vgl. ebd.: 4f).

14
Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach Herkunft:
2010
(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 5).
3.2.2 Geografische Verteilung
Im Jahr 2010 lebten 41 Prozent der Menschen mit hispanischer Herkunft im Westen des
Landes, und 36 Prozent lebten im Süden. Damit lebten also mehr als drei Viertel der
gesamten hispanischen Bevölkerung der USA im Westen und im Süden. Im Nordosten der
USA lebten 14 Prozent, und im Mittleren Westen lebten 9 Prozent der hispanischen
Bevölkerung (vgl. US Census/La Población Hispana 2010: 5).
Im Westen der USA stellten die Hispanos 29 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit ist der
Westen die einzige Region, in der die Hispanos das nationale Level von 16 Prozent sogar
noch übertreffen. Im Süden des Landes machten die Hispanos 16 Prozent der
Gesamtbevölkerung aus, im Nordosten 13 Prozent, und im Mittleren Osten repräsentierten sie
7 Prozent der Gesamtbevölkerung (vgl. ebd.).
Zwischen 2000 und 2010 stieg die hispanische Bevölkerung in jeder Region des Landes an.
Am bedeutsamsten war der Anstieg jedoch im Süden und im Mittleren Westen. Im Süden
betrug der Anstieg der hispanischen Bevölkerung 57 Prozent, also viermal so viel wie der
Anstieg der Gesamtbevölkerung in derselben Region. Im Mittleren Westen wuchs die
hispanische Bevölkerung um bedeutsame 49 Prozent, was ein zwölfmal so hohes Wachstum
darstellt wie das der Gesamtbevölkerung im Mittleren Westen. Auch wenn das

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Bevölkerungswachstum der Hispanos im Westen und Nordosten des Landes nicht genauso
rasant vor sich ging, so konnte man mit 34 beziehungsweise 33 Prozent dennoch signifikante
Wachstumsraten verzeichnen, was wiederum mehr als ein doppelt so hohes, beziehungsweise
zehnmal so hohes Wachstum darstellt im Vergleich zum gesamten Bevölkerungswachstum
der Regionen (vgl. ebd.: 5ff).
Folgende Abbildung zeigt außerdem die prozentuale Verteilung der hispanischen
Bevölkerung nach US-Bundesstaaten:
Abbildung 2: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach
Bundesstaaten:
2010
(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 7).
Die Abbildung macht deutlich, dass mit rund 28 Prozent die meisten Hispanos im Bundesstaat
Kalifornien leben. Gefolgt wird Kalifornien von Texas, wo rund 19 Prozent aller Hispanos
leben. Florida steht an dritter Stelle gefolgt von New York. Dort leben jeweils rund 8
beziehungsweise 7 Prozent aller Hispanos (vgl. ebd.: 7).
Nachfolgende Tabelle veranschaulicht außerdem, in welchen US-Bundesstaaten die Hispanos
aus Mexiko, Puerto Rico und Kuba, das heißt den drei zahlenmäßig größten Gruppen, im Jahr
2010 lebten:

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783958208667
ISBN (Paperback)
9783958203662
Dateigröße
3.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Mannheim
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
2
Schlagworte
spanisch kalifornien
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Titel: Spanisch in Kalifornien
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