Kundenbindung und Kundenbindungsprogramme: Ziele und Methoden
					
	
		©2005
		Studienarbeit
		
			
				56 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Diese Studie behandelt schwerpunktmäßig Aspekte der Kundenbindung im Business-to-Consumer Bereich, welcher die Beziehung von den Unternehmen zu den Endverbrauchern betrachtet. In Folge dessen wird die Loyalität von Nachfragern im Business-to-Business Bereich, z.B. von Unternehmen zu ihren Lieferanten, vernachlässigt. Ziel der Untersuchung ist es, eine Übersicht zur Kundenbindung, zu Instrumenten der Kundenbindung, den wichtigsten im Zusammenhang mit der Kundenbindung relevanten Begriffen und praktikable Methoden zur Kontrolle eines Kundenbindungsmanagements darzulegen. Die Studie bietet damit einen kompakten „Wegweiser“ durch das Phänomen Kundenbindung.
			
		
	Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
4
2. Bedeutung der Kundenbindung 
Im Zuge des Wandels der Markt- und Umweltbedingungen  der Entwicklung des Ver-
käufermarktes zum Käufermarkt  fand ein Umdenken der Unternehmen statt.  Kon-
zentrierten sich in den siebziger und achtziger Jahren Unternehmen auf Produkte, Pro-
zesse und Strukturen, tritt nun die Beziehung des Unternehmens zu seinen Kunden in 
den Vordergrund.
1
Ursächlich hierfür sind gesättigte Märkte und ein daraus resultierender, stärker wer-
dender Verdrängungswettbewerb. Weiterhin kann auch in der wachsenden Substitu-
ierbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, welche in der zunehmenden Bereit-
schaft der Konsumenten zum Wechsel von Anbietern Ausdruck findet, eine Notwen-
digkeit zur Kundenbindung gesehen werden.
2
Neukundengewinnung gelingt meist nur noch durch Kundenabwerbung von der Kon-
kurrenz, was zur Intensivierung der Marketingaktivitäten des eigenen Unternehmens 
und gleichzeitig auch der Mitbewerber führt. Somit ist kein Unternehmen in der Lage 
durch solche Aktivitäten, einen Vorteil zu generieren bzw. eine wesentliche Erhöhung 
seines Marktanteils zu erreichen.
3
 Die bloße Neukundenakquirierung ist demnach nicht 
mehr ausreichend wirtschaftlich effizient. Dies verdeutlicht auch die Tatsache, dass die 
durchschnittlichen Kosten für die Akquisition neuer Kunden etwa fünfmal höher sind als 
die Kosten zur Pflege von bereits gewonnenen Kunden. 
Der Ertragswert eines Kunden ist beim einmaligen Kauf verhältnismäßig gering, daher 
kann erst durch eine dauerhafte Geschäftsbeziehung das gesamte Ertragspotential 
eines Kunden genutzt werden.
4
 Für eine Vielzahl von Branchen gilt, dass loyale Kun-
den mit jedem weiteren Jahr der Geschäftsbeziehung die Erträge des Unternehmens 
durch Folgegeschäfte steigern. Dazu tragen auch so genannte Cross-Buying-Effekte 
bei, indem der Kunde auch andere Angebote aus dem Leistungsspektrum des Anbie-
ters nutzt. So wurde beispielsweise durch eine Studie von Reichheld und Sasser ermit-
telt, dass für einen Autokundendienst der erwartete Gewinn pro Kunde von 45 Dollar 
im ersten Jahr, auf 144 Dollar im vierten Jahr stieg (vgl. Abb.1).
5
 Durch die fortlaufende 
Geschäftsbeziehung konnte demnach eine Verdreifachung des Gewinns pro Kunde 
erzielt werden.
Der prognostizierte Betrag von 532 Dollar  schlüge dem Unternehmen 
1
 Vgl. Peter (1997), S. 1 
2
 Vgl. Meffert (1999), S. 117 f. 
3
 Vgl. Peter (1997), S. 2 
4
 Vgl. Meffert (1999), S. 118 
5
 Vgl. Reichheld / Sasser (1999), S. 139 
5
im Falle eines Kundenverlustes nach dem ersten Jahr als Opportunitätskosten zu Bu-
che, wenn man mit einer fünf Jahre dauernden Geschäftsbeziehung rechnete. 
Abb.1: Entwicklung des voraussichtlichen Gewinns (pro Kunde) eines Autokundendienstes in Abhängigkeit 
von der Dauer einer Geschäftsbeziehung 
Quelle: In Anlehnung an Reichheld / Sasser 1999, S. 139 
Darüber hinaus können Unternehmen mit loyalen Kunden tendenziell höhere Preise 
verlangen. Ihre Kunden besitzen eine erhöhte Preistoleranz, denn viele  entscheiden 
sich eher für die vertraute Leistung, bzw. das bekannte Produkt, als dass sie einen 
Risikokauf bei einem preisgünstigeren Mitbewerber wagen und ihre Erwartungen even-
tuell enttäuscht sehen. Der entscheidende Faktor hierbei ist das Vertrauen, welches 
das Unternehmen sich beim Kunden durch erwiesene Leistungen erworben hat und für 
das ein Preiszuschlag gefordert werden kann. 
Ferner spricht für Kundenbindung, dass mit zunehmender Kauffrequenz, bzw. Dauer 
der Geschäftsbeziehung, die Betriebskosten sinken. So wurde dies im Fall einer klei-
nen Finanzberatungsfirma darauf zurückgeführt, dass die Kunden im Verlauf der Ge-
schäftsbeziehung wussten, welche Leistungen erwartet werden konnten und daher 
weniger Anfragen und Probleme hatten, so dass der Bearbeitungsaufwand durch die 
Mitarbeiter sank. Zusätzlich arbeiteten die Finanzberater effektiver, da sie nun bessere 
Kenntnis über die Situation der Kunden und ihre Anlagepräferenzen hatten. So fielen 
z.B. bei langjährigen Kunden aufwändige Bonitätsprüfungen weg. 
Ein weiterer positiver wirtschaftlicher Effekt von Kundenbindung ist die positive Mund-
zu-Mund-Werbung zufriedener Kunden. Durch Weiterempfehlungen von Altkunden 
werden aus deren Umfeld sozusagen kostenlos neue Kunden akquiriert, die dann ih-
rerseits die Leistungen des Unternehmens in Anspruch nehmen. 
45
99
121
144
168
-100
0
100
200
1
2
3
4
5
Jahr
Ge
wi
n
n
 p
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 K
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n
d
e
(in
 D
o
lla
r)
6
Insgesamt tragen diese positiven Effekte zu einem stetig wachsendem Gewinn des 
Unternehmens während des Verlaufs einer Kundenbeziehung bei (vgl. Abb. 2). Die 
Relationen können von Branche zu Branche variieren.
1
All diese Argumente veranschaulichen die wachsende Bedeutung des Themas Kun-
denbindung  es wird daher im modernen Marketing auch zukünftig nichts von seiner 
Relevanz verlieren. 
0
1
2
3
4
5
6
7
8
0
1
2
3
4
5
6
7
Dauer der Kundenbeziehung (in Jahren)
Gewinnhöhe
Gewinn aus Preiszuschlägen
Gewinn aufgrund von
Weiterempfehlungen
Gewinn aufgrund geringerer
Betriebskosten
Gewinn aus erhöhter Kauffrequenz
und gestiegener Rechnungsbeiträge
Grundgewinn
Abb. 2: Ursachen der steigenden Kundenprofitabilität mit zunehmender Dauer der Geschäftsbeziehung 
Quelle: In Anlehnung an Reichheld / Sasser 1999, S. 141 
1
 Vgl. Reichheld / Sasser (1999), S. 140 f. 
7
3. Begriffsdefinitionen 
3. 1. Kundenbindung 
In der Literatur werden häufig Begriffe wie Relationship Marketing, Geschäftsbezie-
hungsmanagement, Beziehungsmanagement, Marken- und Produkttreue u.a. Syn-
onym mit dem Begriff der Kundenbindung verwendet. Kundenbindung kann grundle-
gend aus der Sicht des Nachfragers, also des Kunden und der Sicht des Unterneh-
mens, also des Anbieters, gesehen werden.
1
In der nachfragerbezogenen Sichtweise ,,...lässt sich Kundenbindung als Einstellung 
eines Abnehmers zu einer Geschäftsbeziehung mit einem bestimmten Anbieter definie-
ren, die sich in der Bereitschaft zu Folgetransaktionen mit diesem Lieferanten nieder-
schlägt." 
2
  Daher neigt der Kunde, aufgrund einer positiv ausgerichteten Beziehung zu 
einem Anbieter, weniger zum Wechsel dieses Lieferanten und ist von sich aus bereit 
Folgekäufe zu realisieren. Das Wort ,,Bereitschaft" signalisiert hierbei, dass es sich um 
eine statische Perspektive handelt   es wird ein Zustand beschrieben. 
Aus der Sichtweise eines Anbieters umfasst Kundenbindung ,,...sämtliche Maßnahmen 
eines Unternehmens, die darauf abzielen, sowohl die bisherigen Verhaltensweisen als 
auch die zukünftigen Verhaltensabsichten eines Kunden gegenüber einem Anbieter 
oder dessen Leistungen positiv zu gestalten, um die Beziehung zu diesem Kunden für 
die Zukunft zu stabilisieren beziehungsweise auszuweiten." 
3
 Es soll demnach durch 
marketingpolitische Aktivitäten eine stabile Bindung des Nachfragers an das Unter-
nehmen oder dessen Produkte geschaffen werden. Der anbieterorientierte Ansatz be-
schreibt somit Kundenbindung als einen managementseitigen Prozess. Dieser Definiti-
onsansatz bezieht tatsächliches sowie zukünftiges Verhalten  des Kunden gleicherma-
ßen mit ein.  
1
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 8 
2
 Peter (1997), S. 8 
3
 Homburg / Bruhn (1999), S. 8 
8
Kundenbindung 
Tatsächliches Verhalten 
Verhaltensabsicht 
Kaufverhalten 
Weiter- 
empfehlung 
Wiederkauf- 
absicht 
Cross-Buying 
Absicht 
Weiter-
empfehlungs-
absicht 
Unter dem tatsächlichen Verhalten werden der Wiederkauf und das Referenzverhalten 
des Kunden verstanden. Das zukünftige Verhalten hingegen umfasst die Wiederkauf-, 
Cross-Buying- und die Referenzabsichten des Nachfragers.
1
 In Abbildung 3 wird die-
ses Konzept der Kundenbindung dargestellt. 
Abb. 3: Konzeptualisierung des Konstruktes Kundenbindung 
Quelle: Homburg / Bruhn 1999, S.9 
3. 2. Kundenbindungsmanagement 
Ausgehend von der anbieterorientierten Sichtweise der Kundenbindung, ergibt sich die 
enger gefasste Definition des Kundenbindungsmanagements. Es umfasst ,,... die sys-
tematische Analyse, Planung, Durchführung sowie Kontrolle sämtlicher auf den aktuel-
len Kundenstamm gerichteten Maßnahmen mit dem Ziel, daß diese Kunden auch in 
Zukunft die Geschäftsbeziehung aufrechterhalten oder intensiver pflegen." 
2
 In dieser 
Definition wird der strategische Ansatz des Kundenbindungsmanagements wiederge-
spiegelt.  
Dabei liegt der Fokus auf den bereits gewonnenen Kunden mit dem Ziel, den Kunden 
dahingehend zu beeinflussen, dass seine Neigung zu einem Anbieter- oder Marken-
wechsel  beispielsweise durch Kundenzufriedenheit oder Wechselbarrieren  vermin-
dert wird. Zusätzlich wird durch den Erhalt der Geschäftsbeziehung die Wiederkaufrate 
des Kunden gesteigert.
3
1
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 8 
2
 Homburg / Bruhn (1999), S. 8 
3
 Vgl. Meffert (1999), S. 119 
9
3. 3. Kundenzufriedenheit 
Als allgemeingültiger Erklärungsansatz des Kundenzufriedenheitskonzeptes kann das 
Confirmation/Disconfirmation-Paradigm (C/D-Paradigma) gelten (Vgl. Abb. 4). 
Abb. 4: Das Konfirmations/Diskonfirmations-Paradigma und mögliche Reaktionen einzelner Kunden auf 
Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit 
Quelle: In Anlehnung an Homburg / Giering / Hentschel 1999, S. 84 f. 
Ausgangspunkt dieses Modells ist der Vergleich der tatsächlich wahrgenommenen 
Leistung bei der Produktnutzung (Ist-Leistung) mit den bestehenden Erwartungen des 
Kunden (Soll-Leistung). Diese Erwartungen fungieren als Vergleichsgröße und sind 
beispielsweise durch Werbeinformationen, Mund-zu-Mund-Kommunikation oder per-
sönliche Erfahrungen des Kunden geprägt. Entspricht die tatsächlich wahrgenommene 
Leistung den Erwartungen des Kunden, so wird dabei von Konfirmation  Bestätigung 
 gesprochen, woraus dann Kundenzufriedenheit entsteht. Übertrifft sogar die Ist-
Leistung die Soll-Leistung, was als positive Diskonfirmation bezeichnet wird, entsteht 
ebenfalls Zufriedenheit. Der Kunde ist positiv überrascht, möglicherweise sogar begeis-
tert. Bleibt hingegen die Ist-Leistung unter den Erwartungen des Kunden  also der 
Soll-Leistung  so spricht man von negativer Diskonfirmation, woraus Unzufriedenheit 
resultiert. 
Erwartungen 
(Soll-Leistung) 
Wahrgenommene
Leistung 
(Ist-Leistung) 
Vergleichs-
prozess 
Negative 
Diskonfirmation 
(Ist < Soll) 
Konfirmation
(Ist = Soll) 
Positive
Diskonfirmation 
(Ist > Soll) 
Unzufriedenheit 
Zufriedenheit 
Mund-zu-Mund
Werbung 
Abwanderung 
Beschwerde
Wiederkauf
10
Demzufolge ist Kundenzufriedenheit nach dem Modell des C/D-Paradigmas ein Urteil, 
das sich immer auf eine bestimmte Erfahrung, den Kauf- bzw. die Anwendung eines 
Produktes oder die einzelne Inanspruchnahme einer Leistung, bezieht.  
Mögliche Folgen von Kundenzufriedenheit sind der Wiederkauf und positive Mund-zu-
Mund Werbung. Bei Unzufriedenheit besteht die Gefahr negativer Mund-zu-Mund 
Kommunikation, der Beschwerde und im schlimmsten Fall der Abwanderung von Kun-
den.
1
1
 Vgl. Homburg / Giering / Hentschel (1999), S. 84 f. 
11
4. Ziele der Kundenbindung 
Durch Kundenbindung werden ökonomische und psychografische Ziele im Zielsystem 
einer Unternehmung verfolgt. 
Den Unternehmenserfolg betreffend kann man allgemein drei Arten ökonomischer Zie-
le unterschieden. Hierzu zählt die Erhöhung der Sicherheit des Unternehmens, so z.B. 
durch vertragliche Vereinbarungen oder  Kaufgewohnheiten von Abnehmern. Damit 
eng verbunden ist auch die Risikominimierung durch  Verringerung der Bonitäts-, 
Transport- und Produktinnovationsrisiken für das Unternehmen. Ebenso kann die Ge-
fahr des Unternehmens durch die Konkurrenz vermindert werden, da Kundenbindung 
als Markteintrittsbarriere fungiert. 
Ein weiteres ökonomisches Ziel ist das Wachstum des Unternehmens. Dies bezieht 
sich sowohl auf die Umsatzsteigerung durch die gesteigerte Kauffrequenz der einzel-
nen Kunden, als auch auf die Erweiterung des Kundenstammes durch erhöhte Refe-
renzbereitschaft der Stammkunden. 
Weiterhin wirkt sich Kundenbindung auch positiv auf die ökonomische Zielgröße Ren-
tabilität aus und dies sowohl auf der Kosten- als auch auf Ertragsseite. Kundenbindung 
zielt somit auf eine Senkung der Kundenbetreuungs- und der Transaktionskosten in 
Gestalt von Verwaltungs-, Vertriebs- und Kontrollaufwand ab. Die Steigerung des Ge-
winns pro Kunde und des Umsatzes, die sich aus den im Punkt zwei bereits dargestell-
ten Gründen ableitet, trägt ebenfalls zur Erhöhung der Rentabilität bei.
1
Zu den psychografischen Zielen der Kundenbindung zählt die Erhöhung des  Bekannt-
heitsgrades des Unternehmens  besonders bei freiwilliger Bindung des Kunden. Fer-
ner wird durch Kundenbindung ein größeres Vertrauen der Abnehmer gegenüber dem 
Unternehmen sowie eine Verbesserung des Unternehmensimages bewirkt.
2
1
 Vgl. Peter (1997), S. 42 ff. 
2
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 17 
12
5. Arten der Kundenbindung 
Eine Möglichkeit Arten der Kundenbindung zu charakterisieren, ist die Einteilung in 
habitueller  gewohnheitsmäßiger - , freiwilliger und unfreiwilliger Bindung. Ferner kön-
nen diese drei übergeordneten Bindungsarten in fünf weitere Aspekte  situative, ver-
tragliche, ökonomische, technisch-funktionale und psychologische Bindung  unter-
gliedert werden.
1
Die verschiedenen Arten der Kundenbindung lassen sich jedoch nur idealtypisch iso-
liert betrachten, da in der Praxis oft eine Kombination aus mehreren vorliegt.
2
5. 1. Situative Bindung 
Eine situative Bindung eines Kunden an einen Anbieter entsteht beispielsweise durch 
den Einfluss externer Faktoren, die dazu führen, dass ein Kunde einen bestimmten 
Anbieter anderen vorzieht. Dies kann etwa bei dem aus Kundensicht günstigen Stand-
ort eines Anbieters oder bei einer speziellen Beschaffenheit des Marktes  wenn zu 
einem Zeitpunkt nur noch ein Anbieter geöffnet hat oder bei monopolistischen Markt-
strukturen  der Fall sein. So könnte es also sein, dass der Kunde hauptsächlich aus 
Bequemlichkeit gerade bei einem speziellen Anbieter kauft  z.B. um Zeit zu sparen. 
5. 2. Vertragliche Bindung 
Die Bindung des Kunden an das Unternehmen erfolgt hierbei durch den Abschluss 
eines Vertrages, wodurch der Kunde für eine bestimmte Zeit keine juristische Möglich-
keit hat, den Anbieter zu wechseln.
3
Die vertragliche Bindung wirkt jedoch nicht einseitig, denn beide Vertragsparteien er-
werben Rechte und Pflichten, die auch juristisch eingefordert werden können. Des 
Weiteren ergänzen vertragliche Vereinbarungen meist eine Bindung auf anderer Ebe-
ne, um Risiken im Verhalten eines Abnehmers zu minimieren und beiden Parteien eine 
gewisse Sicherheit zu gewährleisten. Die Kundenbindung durch Vertrag ist durch die 
zumeist schriftliche Dokumentation von allen Arten der Kundenbindung am einfachsten 
zu erkennen.
4
1
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 10 
2
 Vgl. Peter (1997), S. 26 
3
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 11 
4
 Vgl. Peter (1997), S. 25 
13
Als Beispiel für die vertragliche Bindung kann hier der Bertelsmann Club angeführt 
werden, bei dem durch vertragliche Regelung bereits eine Mindestmitgliedschaft von 
zwei Jahren und regelmäßige Bestellungen der Mitglieder gewährleistet sind.
1
5. 3. Ökonomische Bindung 
Die ökonomische Bindung ist die bekannteste und älteste Form der Kundenbindung. 
Es werden dem Kunden ökonomische Vorteile, beispielsweise in Form von Rabatten, 
angeboten. Dadurch würden dem Kunden bei Beendigung der Geschäftsbeziehung 
Opportunitätskosten entstehen, da für ihn als Stammkunde möglicherweise ein erwei-
terter Rabattrahmen verloren ging. Zeitungsabonnements, Vielfliegerprogramme von 
Fluggesellschaften sowie Rabattmarkensysteme funktionieren nach diesem Prinzip  
sie bieten finanzielle Vergünstigungen für den Abnehmer und binden ihn auf diese 
Weise.  
Daneben kann auch durch den Aufbau ökonomischer Wechselbarrieren, so in Form 
von Beendigungskosten einer Geschäftsbeziehung, eine Bindung erreicht werden. 
Dies ist beispielsweise bei Prepaid-Handys der Fall. Wenn der Kunde auch andere 
Karten als die mit dem Handy erworbene vor Ablauf einer bestimmten Frist nutzen 
möchte, muss er einen einmaligen Betrag  von z.B. 100 Euro  an den Kartenanbieter 
zahlen. 
Speziell die Maßnahmen der Preispolitik, wie im Punkt 6.2. beschrieben, zielen auf 
eine ökonomische Bindung von Kunden ab. 
5. 4. Technisch-Funktionale Bindung 
Die technisch-funktionale Bindung von Kunden wird hauptsächlich bei Systemgütern, 
wie Möbeln, EDV-Anlagen, Software, im Hifi-Bereich oder auch bei Industriegütern, die 
in den Produktionsprozess eingehen, beobachtet. Der Kunde ist in technischer Hinsicht 
vom Anbieter abhängig, da ein Wechsel des  Geschäftspartners mit Kompatibilitäts-
problemen verbunden wäre. Besitzt ein Kunde bereits ein Modul aus einem System, ist 
er vorerst an dieses gebunden, da bei einem Anbieterwechsel die Kosten des Erwerbs 
dieser Einheit unnötig aufgewandt wären. Im Investitionsgüterbereich ist eine techni-
sche Bindung auf der Grundlage von elektronischen Netzwerken, so bei Online-
Verbindungen  oder Just-in-time-Verträgen, häufig anzutreffen. Online-Verbindungen 
zwischen Banken und ihren Kunden sind beispielhaft für eine technische Bindung im 
1
 Vgl. Alber / Weber (1999), S. 483 
14
Dienstleistungssektor, da z.B. ein Kunde ein Kreditinstitut, aufgrund der angebotenen 
Möglichkeit des Online-Banking, präferiert. 
5. 5. Psychisch-Emotionale Bindung 
Die Einbindung des Kunden in die Organisation und in Prozesse des Unternehmens 
zielt auf den Aufbau einer persönlichen Beziehung des Kunden zum Unternehmen ab. 
Dies kann formell, z.B. durch Kundenclubs oder informell durch gemeinsame Unter-
nehmungen, Tennisturniere oder persönliche Kontaktaufnahme durch das Manage-
ment geschehen. Dabei wird gezielt eine psychisch-emotionale Bindung
1
 an das Un-
ternehmen aufgrund von persönlichen Kontakten geschaffen. 
Weiterhin kann eine psychisch-emotionale Bindung durch ein entsprechendes Unter-
nehmensimage oder durch vom Kunden besonders geschätzte Serviceleistungen er-
reicht werden. Dies kann dazu führen, dass der Kunde sich mit dem Unternehmen 
identifiziert und es ihm attraktiver erscheint. So erreichte der Schweizer Uhrenhersteller 
SMH, durch den Aufbau eines außergewöhnlichen Images, die Bindung von Kunden 
auf psychisch-emotionaler Ebene an die Marke Swatch. 
Auch die Gewohnheiten bzw. die Traditionen von Konsumenten, bei Einkäufen immer 
einen speziellen Anbieter zu frequentieren, haben Einfluss auf die psychisch-
emotionale Bindung. Dieses Verhalten wurde u.a. bei zahlreichen Kunden des Fein-
kosthändlers Dallmayr in München, die schon seit Jahrzehnten diesen Anbieter bevor-
zugen, beobachtet.
2
Eine weitere Ursache der psychisch-emotionalen Kundenbindung ist die Zufriedenheit 
des Kunden mit der Leistung. 
Als Hauptziel eines professionellen Kundenbindungsmanagements gilt es, diese Art 
der freiwilligen Kundenbindung, bei der der Kunde die Option des Anbieterwechsels 
aufgrund persönlicher Präferenzen ablehnt, durch gezielte Maßnahmen aufzubauen 
oder zu verstärken.
3
1
 Während Peter neben der psychisch-emotionalen Bindung zusätzlich eine Art der sozialen Bindung un-
terscheidet, fassen Homburg / Bruhn diese beiden Aspekte, aufgrund der großen Überschneidungen, zur 
psychischen Bindung zusammen.
2
 Vgl. Peter (1997), S. 24 ff. 
3
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 11 
15
6. Instrumente der Kundenbindung 
Da im Folgenden die Instrumente isoliert dargestellt werden, soll an dieser Stelle der 
Hinweis erfolgen, dass nur durch die Kombination und das Zusammenspiel mehrerer 
Maßnahmen ein hinreichender Grad von Kundenbindung erreichbar sein wird. In die-
sem Zusammenhang kann auch von einem Kundenbindungsinstrumentemix gespro-
chen werden. 
Die Wirkungsweise der Instrumente der Kundenbindung kann schwerpunktmäßig auf 
den Aufbau eines Dialoges zwischen Kunden und Unternehmen, auf die Kundenzufrie-
denheit oder auf die Etablierung von Wechselbarrieren ausgerichtet sein.
1
Im Folgenden werden die wesentlichsten Maßnahmen zur Bindung von Kunden darge-
stellt  es ist aufgrund der Vielfalt und Mannigfaltigkeit der Kundenbindungsinstrumente 
und der Dynamik in diesem Bereich, im Rahmen dieser Studienarbeit, nicht möglich 
auf alle Instrumente hinreichend einzugehen. 
6. 1. Maßnahmen der Produktpolitik 
6. 1. 1. Services 
Den Services kommt, vor allem im Rahmen der abnehmenden Differenzierbarkeit und 
der damit zunehmenden Austauschbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, eine 
besondere Bedeutung zu. So können Produkte häufig erst mit Hilfe der angebotenen 
Services klar im Markt positioniert werden. Demnach wirken sie immer öfter absatzent-
scheidend und können sogar, bei richtiger Ausgestaltung, einen strategischen Wettbe-
werbsvorteil darstellen. 
Als Services werden Zusatzleistungen aller Art, die gemeinsam mit einer Kernleistung 
vermarktet werden, bezeichnet. Sie umfassen Dienstleistungen, materielle Sachleis-
tungen  z.B. Waren  und Rechte, wobei stets der Charakter eines additiven Elemen-
tes zum Ausdruck kommt. Die Funktion von Services liegt in der Gewinnung und ins-
besondere der Bindung von Kunden.
2
Unter Einbezug der Kundenerwartungen kann generell zwischen penalty-, frill- und 
reward-services unterschieden werden, in die sich die Leistungskategorien und damit 
auch die einzelnen konkreten Services entsprechend eingliedern. 
1
 Vgl. Homburg / Bruhn (1999), S. 21 f. 
2
 Vgl. Meyer / Blümelhuber (1999), S. 196 f. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2005
- ISBN (Paperback)
- 9783958203716
- ISBN (eBook)
- 9783958208711
- Dateigröße
- 4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Berufsakademie Sachsen in Riesa
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Oktober)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- kundenbindung kundenbindungsprogramme ziele methoden
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing
 
					