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Bewältigungsstrategien bei psychischen und physischen Belastungen: Eine Analyse des Studiengangs „Pflege Dual“

©2014 Bachelorarbeit 64 Seiten

Zusammenfassung

Der Studiengang Pflege Dual bietet die Möglichkeit, durch die Verzahnung von Ausbildung und Studium zusätzlich zur Ausbildung in der Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflege oder in der Altenpflege einen wissenschaftlichen Abschluss als Bachelor of Science zu erlangen. Durch die Doppelbelastung von Ausbildung und Studium entstehen physische und psychische Belastungen, mit denen sich die Absolventen konfrontiert sehen. Nach einer Einführung mit allgemeinen Informationen zur Entstehung und Durchführung von pflegespezifischen Dualen Studiengängen schließen sich theoretische Grundlagen zu psychischen und physischen Belastungen an. Auf Basis einer Moderationssitzung mit ausgewählten Moderationsmethoden benennt die Autorin die häufigsten psychischen und physischen Belastungen der Studierenden sowie die von ihnen genutzten Bewältigungsstrategien. Anschließend gleicht sie die von ihr gewonnenen Ergebnisse mit den theoretischen Inhalten der Salutogenese ab. Zum Schluss werden die Unterstützungsmaßnahmen aufgelistet, die die Studierenden sowohl von den Pflegeschulen als auch von der Fachhochschule erwarten, sowie Empfehlungen zur Umsetzung von einzelnen Maßnahmen gegeben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Fachhochschule Münster auflisten. Um den Lesefluss nicht zu behindern, verwendet die
Autorin in der gesamten Arbeit nur die männliche Form.

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2. Vorstellung des Studiengangs ,,Pflege Dual"
Im Folgenden wird der Studiengang ,,Pflege Dual" an der Fachhochschule Münster
vorgestellt. Anschließend erfolgt eine Erläuterung zu den Aufgaben, Funktionen und der
Unterstützung der Studierenden durch die Lerncoaches.
2.1 Der Studiengang ,,Pflege Dual"
Durch den gesellschaftlichen Wandel, der eine Umkehrung der Alterspyramide zur Folge hat,
haben sich die Ansprüche an den Pflegebereich geändert. Um im pflegerischen Bereich eine
höhere Qualifikation zu erlangen, musste zunächst die dreijährige Berufsausbildung
durchlaufen und im Anschluss daran ein Bachelorstudium von weiteren drei Jahren absolviert
werden. Daraus ergab sich eine Gesamtausbildungszeit von sechs Jahren, welche
verhältnismäßig lang ist. Um diese Ausbildungszeit zu verkürzen, forderte der Deutsche
Pflegerat e.V. die Entwicklung von dualen Studiengängen (Richter, Rogalski & Oppermann,
2008, S. 660 - 661).
Das Studium wird parallel zur Ausbildung durchlaufen, wodurch die Studierenden neue
Erkenntnisse aus dem Studium in die Praxis transferieren und in der Praxis gewonnene
Erfahrungen im Studium reflektieren können. Durch die Verzahnung von Ausbildung und
Studium verkürzt sich die gesamte Ausbildungszeit um anderthalb Jahre (Richter, Rogalski &
Oppermann, 2008, S. 661 - 662). Im Jahr 2012 berichten Moers, Schöniger und Böggemann
von insgesamt fünf ,,Verschränkungsmodellen" (Moers, Schöniger, Böggemann, 2012, S.
237) in Deutschland, bei denen die Ausbildung zum Gesundheits- und (Kinder-)
Krankenpfleger sowie ein Teil des Bachelorstudiums parallel verlaufen (Moers, Schöniger,
Böggemann, 2012, S. 240). Darüber hinaus existierten zu diesem Zeitpunkt Deutschland weit
17 ,,Ergänzungsmodelle" (Moers, Schöniger, Böggemann, 2012, S. 235 - 236), bei denen ein
pflegespezifisches Studium sowohl ausbildungsbegleitend, als auch nach bereits
abgeschlossener Berufsausbildung begonnen werden kann (Moers, Schöniger, Böggemann,
2012, S. 239 ­ 240). Inzwischen sind diesen pflegespezifischen Dualen Studiengängen sicher
noch einige hinzugekommen wie zum Beispiel der Studiengang ,,Pflege Dual" an der
Fachhochschule in Münster, der im Sommersemester 2012 begonnen hat (Schwermann &
Ostermann, 2013, S. 274).

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Seit dem Sommersemester 2012 wird in Münster an der Fachhochschule der Studiengang
,,Pflege Dual" angeboten. Die Fachhochschule Münster kommt damit den Empfehlungen des
Wissenschaftsrates nach, dass pro Ausbildungsjahrgang etwa 10 bis 20 Prozent der
Auszubildenden gleichzeitig einen Bachelorabschluss erzielen sollen. Ziel ist es, qualifizierte
Fachkräfte auszubilden, die den zunehmenden Aufgaben im pflegerischen und gesund-
heitlichen Bereich trotz der durch den demografischen Wandel bedingten Herausforderungen
gerecht werden, um die Versorgung der Gesellschaft bestmöglich zu gewährleisten.
Pflegekräfte mit Hochschulabschluss sollen ihr pflegerisches Handeln auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen begründen und ihre Arbeit stets reflektieren. Darüber hinaus ist es ihre
Aufgabe, bestehende Versorgungsstrukturen kritisch zu hinterfragen. Im Rahmen des
Studiums werden Kompetenzen erworben, um komplexere pflegerische Tätigkeiten
selbstständig durchzuführen und um sich mit anderen Bezugsgruppen des Gesundheitswesens
über die Pflege und Versorgung der Patienten auszutauschen (Schwermann & Ostermann,
2013, S. 274).
Die Fachhochschule Münster hat zunächst mit fünf Pflegeschulen aus Nordrhein-Westfalen
kooperiert. Diese sind die Evangelische Ausbildungsstätte des Münsterlandes für pflegerische
Berufe e.V., die Katholische Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe in Dortmund, die
Zentrale Krankenpflegeschule am St. Franziskus Hospital in Ahlen, die Schule für Gesund-
heitsberufe am St. Franziskus Hospital in Münster und das Westfälische Ausbildungsinstitut
für Gesundheitsberufe Lünen e.V. (Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule
Münster, 2013). Inzwischen sind drei weitere Kooperationspartner hinzu gekommen, die
Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH in Paderborn,
der Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) LWL-Akademie für Gesundheits- und
Pflegeberufe staatlich anerkannter Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege und das
Berufsförderungswerk Hamm GmbH Fachseminar für Altenpflege (Fachbereich Pflege und
Gesundheit der Fachhochschule Münster, 2013). Nach bestandener Probezeit wird von allen
acht Pflegeschulen insgesamt 50 Auszubildenden pro Jahrgang die Chance eröffnet, neben
der Ausbildung einen ersten Hochschulabschluss zu erwerben (Schwermann & Ostermann,
2013, S. 274).
Um sich für den Studiengang ,,Pflege Dual" bewerben zu können, benötigen die Aus-
zubildenden die Hochschulreife, die Fachhochschulreife oder eine gleichwertige Qualifika-
tion. Außerdem brauchen die Studierenden einen Ausbildungsvertrag bei einem der Ko-
operationspartner über eine dreijährige Ausbildung in der Gesundheits- und (Kinder-)
Krankenpflege oder in der Altenpflege. Darüber hinaus müssen sie von ihrer Pflegeschule

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eine Referenzbescheinigung vorlegen (Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fach-
hochschule Münster, 2013).
Von den einzelnen Modulen des Studiengangs bauen einige auf den Ausbildungsinhalten auf,
und andere qualifizieren für eine spätere Arbeitsstelle. Im Rahmen eines Fernstudiums
werden 120 Credit Points während der Ausbildung erworben, von denen 80 Credit Points
durch pflegerische Leistungen angerechnet und 40 Credit Points durch das erfolgreiche
Abschließen von Prüfungen an der Fachhochschule erreicht werden. Um den Abschluss
,,Bachelor of Science" zu erwerben, müssen die Studierenden nach Abschluss der Ausbildung
weitere drei Semester an der Fachhochschule in Präsenzzeit studieren (Schwermann &
Ostermann, 2013, S. 274 - 275).
In den ersten fünf Semestern haben die Studierenden jeweils vier Studienbriefe mit
Unterstützung ihrer jeweiligen Lerncoaches zu erarbeiten. Dabei sind die ,,Pflege Dual"-
Studierenden nur sechs Tage pro Semester an der Fachhochschule. Darüber hinaus besteht die
Möglichkeit, sich untereinander über die Lernplattform ,,Ilias" auszutauschen sowie sämtliche
Informationen rund um das Studium zu erhalten. Die ,,Kollegiale Beratung" zu Beginn jeder
Präsenzwoche in den ersten vier Semestern ist ein weiteres Unterstützungsangebot der
Fachhochschule. Die Studierenden erhalten dadurch die Chance, sich gegenseitig Tipps in
Bezug auf Probleme durch die Doppelbelastung von Ausbildung und Studium zu geben.
Während des fünften Semesters finden keine Veranstaltungen an der Fachhochschule statt,
damit sich die Studierenden in Ruhe auf ihren Ausbildungsabschluss konzentrieren können.
Ab dem sechsten Semester finden für die Studierenden wöchentliche Lehrveranstaltungen
statt. Zusätzlich wählen die Studierenden ein Projekt und belegen eine Wahlvertiefung. Das
Projekt läuft bis zum Ende des siebten Semesters. Neben dem Projekt haben die Studierenden
im siebten Semester nur noch zwei Wahlvertiefungen. Während des achten Semesters
schreiben die Studierenden ihre Bachelorarbeit und haben nur noch das Modul der
praktischen Pflegeforschung zu besuchen. Der Bachelorabschluss bietet den Studierenden die
Möglichkeit, auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt später eine Anstellung zu finden. Die
Verzahnung von Ausbildung und Hochschulstudium trägt dazu bei, dass die Studierenden
weitere Kompetenzen erlangen (Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule
Münster, 2013).
Spätere Arbeitsmöglichkeiten der ,,Pflege Dual"-Studenten ergeben sich aus den Bereichen
Pflegewissenschaften und Pflegetheorien sowie daraus, pflegerische Tätigkeiten kritisch zu
reflektieren, zu evaluieren und in das pflegerische Arbeiten zu integrieren. Außerdem können
die Studierenden durch Case-Management-Methoden die strukturierte und zielgerichtete

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Versorgung von pflegebedürftigen Menschen und von Menschen mit chronischen Er-
krankungen sicherstellen. Die Studierenden haben die Möglichkeit, im Bereich der Patienten-
edukation zu arbeiten und Qualitätszirkel einzurichten, in denen man die pflegerische Qualität
kritisch hinterfragt. Des Weiteren können die Studierenden im Bereich der Netzwerkarbeit
und des Schnittstellenmanagements tätig werden. Sie haben die Möglichkeit, Vorbereitungen
für eine Überprüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen zu treffen, und können
in Ethikkomitees arbeiten (Schwermann & Ostermann, 2013, S. 274).
2.2 Die Betreuung durch Lerncoaches
Da die ,,Pflege Dual"-Studierenden durch die Doppelbelastung, Ausbildung und Studium
parallel zu durchlaufen, hohen Anforderungen ausgesetzt sind, stellt die Fachhochschule
Münster ihnen sogenannte Lerncoaches an die Seite, die die Studierenden bei der Erarbeitung
der Studienbriefe unterstützen sollen. Diese Lerncoaches sind aus dem Studiengang BA BIG
(= Bachelor Berufspädagogik im Gesundheitswesen), der die Studierenden zu Lehrkräften für
Pflegeschulen ausbildet, und haben bereits mindestens zwei Semester an der Fachhochschule
Münster studiert. Die Fachhochschule bemüht sich darum, für jede der kooperierenden
Ausbildungsstätten einen Lerncoach zu finden, der sich mit den Studierenden einmal pro
Woche oder alle zwei Wochen trifft (Schwermann, 2012, S. 2).
Aufgabe der Lerncoaches ist es, die regelmäßig stattfindenden Treffen zu planen und zu
organisieren. Sie sollen die Studierenden beim Lernen begleiten und mit ihnen über die
Inhalte der Studienbriefe in einen Dialog kommen. Darüber hinaus geben Lerncoaches Tipps
zum effektiveren Lernen und versuchen, über offene Fragen die Kompetenzen der Studieren-
den im Bereich der Recherchearbeit zu erhöhen. Des Weiteren geben die Lerncoaches
aktuelle Informationen von Seiten der Fachhochschule weiter oder stehen für Fragen wie z.B.
den Ablauf von Klausuren oder das Verfassen von Hausarbeiten zur Verfügung. Außerdem ist
es Aufgabe der Lerncoaches, den Studierenden bei Bedarf Tipps zu ihrem Zeitmanagement zu
geben und sie in arbeitsintensiven Zeiten zu motivieren und zu bestärken (Schwermann, 2012,
S. 2 & 4).
Den Lerncoaches wird an der entsprechenden Pflegeschule pro Woche für eineinhalb Stunden
oder alle zwei Wochen für drei Stunden ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem die
Gruppentreffen mit den Studierenden stattfinden können. Die Fachhochschule stellt den
Lerncoaches pro Einrichtung einen Moderationskoffer zur Verfügung. Außerdem besteht die

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Möglichkeit, sich vom Fachbereich Pflege und Gesundheit einen tragbaren Beamer für die
Lerncoachtreffen auszuleihen. Für ihre Arbeit erhalten die Lerncoaches einen Vertrag von der
Fachhochschule Münster über einen Jahresstundenumfang von 120 Stunden, die jeweils mit
8,02 Euro vergütet werden. Der Stundenumfang ergibt sich durch die Lerncoachtreffen, die
Vorbereitungszeit der Treffen, aus den zwei Evaluationstreffen, die pro Semester an der
Fachhochschule stattfinden, der Mitgestaltung des ersten Tages der Studierenden an der
Fachhochschule sowie einem vierstündigem Vorbereitungstreffen, in dessen Rahmen die
Lerncoaches auf ihre Arbeit vorbereitet werden (Schwermann, 2012, S. 3).
Durch die Lerncoaches werden die Studierenden in den ersten vier Semestern bei der
Erarbeitung der jeweiligen Studienbriefe an ihrer entsprechenden Pflegeschulen unterstützt
(Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Münster, 2013). Für Rückfragen und
auftretende Probleme steht den Lerncoaches aktuell Frau Meike Schwermann als
Studiengangleitung zur Verfügung (Schwermann, 2012, S. 4).

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3. Theoretische Grundlagen zu Belastungen und Bewältigungsstrategien
Nachfolgend wird erläutert, was Belastungen generell sind und wie sie sich im Laufe der
letzten Jahre verändert haben. Anschließend werden einige psychische und physische
Belastungen mit ihren Symptomen näher beschrieben. Es schließt sich die Beschreibung von
Bewältigungsstrategien an. Diese werden an Hand des Modells der Salutogenese von Aaron
Antonovsky erläutert.
3.1 Belastungen und deren Wandel in den letzten Jahren
Als Belastungen bezeichnet man Faktoren, die von außen auf den Menschen einwirken. Diese
werden unterteilt in aufgabenbezogene Anforderungen, z.B. einen schlechten Informations-
fluss oder das Arbeiten unter Zeitdruck, in das Arbeitsumfeld, z.B. eine zu warme oder kalte
Arbeitsumgebung, in die Hilfsmittel, z.B. ungeeignetes Werkzeug, in das Arbeitsklima und
die Organisationsstruktur, z.B. Probleme mit Kollegen oder im Schichtdienst zu arbeiten, und
in Faktoren, die durch die Gesellschaft geprägt wurden wie beispielsweise das Ansehen in der
Gesellschaft. Ob sich die Einflussfaktoren auf eine Person als schädlich erweisen, hängt
maßgeblich von dem individuellen Empfinden der Person ab (Poppelreuter & Mierke, 2005,
S. 15 - 17). In der heutigen Zeit herrschen ganz andere Arbeitsbedingungen als früher,
wodurch die Arbeitenden auch anderen Belastungen ausgesetzt sind. Früher waren die
Arbeitenden vorrangig körperlichen Belastungen ausgesetzt, während heutzutage eher
psychische Belastungen im Vordergrund stehen (Poppelreuter & Mierke, 2005, S. 15).
In den letzten zwanzig Jahren haben sich die Gesellschaft und das Leben enorm verändert.
Während damals der Großteil der Bevölkerung in der Industrie tätig war, sind heute die
meisten Menschen in der Dienstleistungsbranche beschäftigt. Durch diesen Wandel haben
sich auch die Belastungen der Arbeitnehmer stark geändert. Während damals Lärm, Staub
und Hitze oder Kälte die größten Belastungen für die arbeitende Bevölkerung darstellten, sind
es heute eher Zeitdruck, die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, und Überforderung. Durch
den schnellen Fortschritt sind die Menschen zudem zu lebenslangem Lernen aufgefordert, um
ihren Arbeitsplatz zu behalten (Kaluza, 2012, S. 52 - 54).
Heutzutage ist in der Gesellschaft viel von Stress die Rede. Als Stress bezeichnet man die
Reaktionen eines Menschen auf Belastungen. Hält dies über einen längeren Zeitraum an, so
führt dies zu gesundheitlichen Schäden. Stress ist eine der größten gesundheitlichen

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Risikofaktoren des modernen Menschen (Kaluza, 2012, S. 4). Alle äußeren Anforderungen
stellen Stressoren dar, die eine Stressreaktion im Menschen auslösen können. Stress entsteht
nur, wenn der betroffenen Person keine passenden Bewältigungsstrategien für die
Anforderung zur Verfügung stehen (Kaluza, 2012, S. 8 - 9). Je mehr solcher Stresssituationen
gleichzeitig auftreten, umso eher potenziert sich der Stress. Er kann aber auch über das
Erlernen von Entspannungstechniken oder durch sportliche Aktivitäten reduziert werden
(Kaluza, 2012, S. 11 - 12).
Stress entsteht immer durch eine äußere Belastung und persönliche Stressverstärker, also die
fehlende Möglichkeit, Stress abzubauen (Kaluza, 2012, S. 14). Im Laufe der Evolution haben
sich die Stresssituationen geändert, die körperlichen Reaktionen darauf aber nicht. Während
der Urmensch früher auf Kampf oder Flucht eingestellt war, sind die Menschen heute zumeist
nicht in der Lage, diese Urtriebe umzusetzen. Kommt es zu Dauerstress, so besteht die Gefahr
einer gesundheitlichen Schädigung (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 18). Symptome wie
eine Weitung der Pupillen, ein Anstieg des Blutdrucks und das Bereitstellen von Energie sind
nur ein Teil der noch aus der Urzeit stammenden Symptome, um für den Angriff oder die
Flucht gerüstet zu sein. Damals waren sie überlebensnotwendig (Litzcke, Schuh & Pletke,
2013, S. 21). Kurzeitig sind diese Symptome gut, um leistungsfähig zu sein, langfristig bergen
sie ein erhöhtes Krankheitsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes (Kaluza,
2012, S. 33 - 36).
Stress entsteht durch ganz unterschiedliche Einflussfaktoren. So können Konflikte mit den
Arbeitskollegen oder auch die Gedanken, die man sich vor einer besonderen Situation macht,
zu Stressreaktionen führen (Kaluza, 2012, S. 49 - 50). Des Weiteren zählt auch die soziale
Isolation zu Stress (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 3) oder das Fehlen von beruflichen
Aufstiegsmöglichkeiten (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 9). Darüber hinaus rufen auch
eine hohe Arbeitsdichte und mangelnde Anerkennung Stresssituationen hervor (Kaluza, 2012,
S. 52 - 54).
3.1.1 Psychische Belastungen
Der Begriff psychisch stammt aus dem Griechischen und bedeutet, dass etwas die Seele
betrifft oder sich seelisch auswirkt (Meyers Lexikonredaktion, 1999b, S. 53). Heutzutage
zählen Reizüberflutung oder auch Enttäuschung zu psychischen Belastungen (Litzcke, Schuh
& Pletke, 2013, S. 18). Auch der Leistungsdruck durch zu viele oder zu hohe Anforderungen

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an einen Menschen und der Zeitdruck, zu viele Aufgaben in einer zu kurzen Zeit erledigen zu
müssen, zählen zu den psychischen Belastungen (Kaluza, 2012, S. 48).
Psychische Belastungen entstehen oft durch Arbeitsplätze mit hoher Verantwortung, aber
gleichzeitig einem sehr kleinen Handlungsspielraum (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 28).
Erste Anzeichen für psychische Belastungen sind ein Grübeln, die Beobachtungsfähigkeit
verringert sich, die Realität wird nicht mehr richtig wahrgenommen, der Betroffene lässt sich
schnell ablenken, und seine Merkfähigkeit nimmt ab. Spätere Symptome sind Panikattacken
und Angstzustände (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 18 - 20).
3.1.2 Physische Belastungen
Der Begriff physisch beschreibt, dass etwas körperlich zum Ausdruck kommt oder dass sich
etwas auf den Körper auswirkt (Meyers Lexikonredaktion, 1999a, S. 176). Stress führt zu
körperlichen Symptomen wie z.B. einem beschleunigten Herzschlag, die Muskeln spannen
sich an, und die Atmung wird schneller. Ziel ist es, in der Stresssituation möglichst schnell zu
handeln. Hält diese Situation über einen längeren Zeitraum an, so hat dieses gesundheitliche
Folgen und führt zu Erschöpfungszuständen. Stress führt auf der physischen Ebene zu
Ungeduld, übermäßigem Rauchen und Kaffee trinken sowie unorganisiertem Arbeiten und
Aggressivität. Des Weiteren kann er zu innerer Unruhe, Wut, Angst, Black out und Konzen-
trationsmangel führen (Kaluza, 2012, S. 11).
Dauerstress hat zur Folge, dass ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Magengeschwüre, Diabetes, Bluthochdruck, Schlafprobleme, Migräne und chronische
Müdigkeit entstehen (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013, S. 23 - 24). Oft führt Stress zu einem
erhöhten Alkohol- und Zigarettenkonsum, der ebenfalls gesundheitsschädlich ist (Kaluza,
2012, S. 37).
3.2 Bewältigungsstrategien am Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky
Im Folgenden wird das Modell der Salutogenese vorgestellt. Dazu wird zunächst auf den
Entstehungshintergrund eingegangen, und es werden die Grundlagen des Modells erläutert.
Anschließend werden das Kohärenzgefühl und die drei zentralen Komponenten des Modells

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dargestellt. Zum Schluss wird noch auf die Widerstandsressourcen und den Umgang mit
Stressoren eingegangen.
3.2.1 Entstehung und Grundlagen der Salutogenese
In den 1970er Jahren entwickelte Aaron Antonovsky das Modell der Salutogenese. Dieses
will Menschen befähigen, sich aktiv an ihrer Gesunderhaltung zu beteiligen (Poser, 2014, S.
A-5 ­ A-6). Antonovsky geht der Frage nach, was Menschen gesund erhält (Maoz, 1998, S.
16). Das Wort ,,Salutogenese" leitet sich von dem lateinischen Wort ,,Salus" ab, das so viel
bedeutet wie: ,,Unverletztheit, Heil, Glück" (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 24)
und von dem griechischen Wort ,,Genese", welches übersetzt ,,Entstehung" heißt (Bengel,
Strittmatter & Willmann, 2001, S. 24).
Bis in die 1970er Jahre gingen die Mediziner von einem dichotomen Gesundheitsverständnis
aus, in dem Menschen entweder gesund oder krank waren. Antonovsky entwickelte in seinem
Modell der Salutogenese ein Gesundheits-Krankheits-Kontinuum, auf dem sich der Mensch
zwischen den beiden Polen stetig hin und her bewegt (Poser, 2014, S. A-7).
Die beiden Pole ,,Gesund" und ,,Krank" werden auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
nie ganz erreicht. Jeder Mensch hat, auch wenn er gesund ist, kranke Anteile in sich und
umgekehrt. Es geht also um die Frage, an welcher Stelle des Kontinuums ein Individuum
steht und wie viel Distanz zwischen ihm und dem Pol ,,Gesund" liegt. Die Position auf dem
Gesundheits-Krankheits-Kontinuum wird maßgeblich von dem Wohlbefinden eines
Menschen beeinflusst. Darüber hinaus wirken sich Stressoren ebenfalls auf die Position des
Individuums aus (Poser, 2014, S. A-10 ­ A-11). Die aktive Anpassung an eine Lebenswelt,
die unterschiedliche Stressoren bereithält, bezeichnet man als Salutogenese (Sack &
Lamprecht, 1998, S. 327).
3.2.2 Das Kohärenzgefühl
Um der Frage nachzugehen, was Menschen gesund hält, müssen persönliche Einflussfaktoren
in Betracht gezogen werden, die das Individuum vor einem Erkranken schützen. Diese
bezeichnet Antonovsky als das Kohärenzgefühl (Poser, 2014, S. A-7). Es entwickelt sich in
den ersten zehn Lebensjahren und lässt sich bis zum 30sten Lebensjahr noch beeinflussen,

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bleibt dann weitestgehend stabil (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 30 - 31). Später
sind nur noch kleinere Änderungen in jeder Richtung möglich (Sack & Lamprecht, 1998, S.
327 - 328). Das Wort ,,Kohärenz" bedeutet ,,Zusammenhang" oder auch ,,Stimmigkeit"
(Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 28).
Antonovsky definierte das Kohärenzgefühl (sense of Coherence) als
,,...eine allgemeine Einstellung, die das Ausmaß eines umfassenden, dauerhaften,
zugleich aber dynamischen Vertrauens beschreibt, daß [sic] die innere und äußere
Umwelt vorhersagbar und überschaubar ist und daß [sic] sich die Dinge so gut
entwickeln werden, wie vernünftigerweise erwartet werden kann." (Antonovsky, 1987,
zit. nach Sack & Lamprecht, 1998, S. 326).
Je nach Ausprägung des Kohärenzgefühls entscheidet sich, an welcher Position des
Gesundheits-Krankheits-Kontinuums sich ein Mensch befindet (Antonovsky, 1997, S. 33). Je
flexibler eine Person auf neue Situationen reagiert, umso stärker ausgeprägt ist ihr
Kohärenzgefühl (Antonovsky, 1997, S. 184). Auch die individuelle Bewertung und
Bewältigung hängt von der Ausprägung des Kohärenzgefühls und den auf das Individuum
einwirkenden Umwelteinflüssen ab (Poser, 2014, S. A-11). Das Kohärenzgefühl wirkt mit bei
den kognitiven Entscheidungen, ob eine Anforderung als Stressor oder Nicht-Stressor
eingestuft wird, und aktiviert anschließend Widerstandsressourcen. Diese bauen
Spannungszustände ab und beeinflussen somit das Gesundheitsverhalten (Bengel, Strittmatter
& Willmann, 2001, S. 37).
Das Kohärenzgefühl ist dynamisch, da es sich immer wieder an neue Situationen und
Bedingungen anpasst (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 29). Individuen mit einem
starken Kohärenzgefühl haben eine feste Identität gebildet (Antonovsky, 1997, S. 42).
Das
Kohärenzgefühl ist von der individuellen Grundeinstellung zum Umgang mit unvorherseh-
baren oder negativen Erlebnissen abhängig. Darüber hinaus wird es dadurch beeinflusst, dass
das Individuum weiß, dass es diese Anforderungen bewältigen kann. Die Einstellung dazu ist
in der Persönlichkeit verankert und über eine längere Zeit stabil (Sack & Lamprecht, 1998, S.
326). Das Kohärenzgefühl macht also eine Aussage darüber, wie gut Umwelteinflüsse für ein
Individuum vorhersehbar und bewältigbar sind. Außerdem sagt das Kohärenzgefühl etwas
darüber aus, wie sinnvoll ein Mensch sein Leben ansieht (Antonovsky, 1997, S. 36).
Je besser der Mensch seine Umwelt versteht und seine Möglichkeiten sieht, aktiv Einfluss auf
sein Leben zu haben, umso höher ist das Kohärenzgefühl. Ein hohes Kohärenzgefühl spricht
für eine große Zahl an Widerstandsressourcen, die ein Mensch in Krisensituationen freisetzen
kann (Poser, 2014, S. A-10).

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Auch das Kohärenzgefühl kann auf einem Kontinuum betrachtet werden. Steht ein Mensch
näher am Pol des starken Kohärenzgefühls, so macht er auch eher kohärenzgefühlstärkende
Erfahrungen (Antonovsky, 1997, S. 44). Das heißt, dass das Kohärenzgefühl steigt, wenn sich
in den persönlich bedeutsamen Bereichen vieles als handhabbar, verstehbar und bedeutsam
erweist (Antonovsky, 1997, S. 39). Es
wird durch bestimmte Lebenserfahrungen gebildet:
· Eine in sich stimmige Welt, die bestimmte Gesetzmäßigkeiten aufzeigt, der Mensch
kann die Welt verstehen. Das heißt, dass das Individuum die Welt als verstehbar erlebt
(Brucks, 1998, S. 28 - 29).
· Ein Ausgleich zwischen Arbeit und Pausen sorgt dafür, dass die Aufgaben des Lebens
zu bewältigen sind. Es entsteht ein Gefühl der ,,Handhabbarkeit" (Brucks, 1998, S. 28 - 29).
· Durch eigenes Engagement hat man die Chance, gesellschaftliche Prozesse mit zu
gestalten, wodurch ein Gefühl der ,,Bedeutsamkeit" entsteht (Brucks, 1998, S. 28 - 29).
3.2.3 Die zentralen Komponenten Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und
Bedeutsamkeit
Das Kohärenzgefühl setzt sich aus den Komponenten ,,Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und
Bedeutsamkeit" zusammen, die sich voneinander abgrenzen lassen, aber sich gegenseitig
beeinflussen (Poser, 2014, S. A-8 ­ A-9).
Die Komponente Verstehbarkeit (Comprehensibility) sagt aus, dass jegliche Einflüsse als
strukturiert und vorhersehbar eingeordnet werden können. Sollten sie unvorhersehbar
eintreten, so kann man einen Zusammenhang sehen und diesen erklären (Antonovsky, 1997,
S. 34). Spätestens im Nachhinein lassen sich unvorhersehbare Lebensereignisse in den
Kontext einordnen (Sack & Lamprecht, 1998, S. 326).
Die zweite Komponente nennt Antonovsky Handhabbarkeit (Manageability). Diese macht
eine Aussage darüber, wie hoch das Wissen des Individuums ist, dass es, egal was passiert,
entsprechende Bewältigungsstrategien zur Verfügung hat, um dieses Ereignis zu durchstehen.
Menschen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl denken, dass die Dinge ihnen schicksals-
mäßig zustoßen, während Personen mit einem hohen Kohärenzgefühl diese Einflüsse als
Herausforderungen betrachten, denen man sich stellen muss (Antonovsky, 1997, S. 35). Das
Individuum mit stark ausgeprägtem Kohärenzgefühl hat Vertrauen in die eigene Person, dass
es der Herausforderung entsprechende Bewältigungsstrategien besitzt und diese passend
einsetzen kann (Sack & Lamprecht, 1998, S. 326). Diese Ressourcen können in der eigenen

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Person liegen, im Freundes- und Bekanntenkreis oder vom Glauben her kommen (Bengel,
Strittmatter & Willmann, 2001, S. 29).
Die dritte und letzte Komponente ist die Bedeutsamkeit oder auch Sinnhaftigkeit (Meaning-
fulness). Sie spiegelt wider, wie hoch das Gefühl der Person ist, dass es emotional Dinge gibt,
die ihr wichtig sind und für die es sich lohnt, zu leben und sich anzustrengen. Die Kom-
ponente der Bedeutsamkeit ist auch für die persönliche Motivation von Bedeutung (Antonov-
sky, 1997, S. 35 - 36). Die Bedeutsamkeit ist die wichtigste Komponente, da ohne sie die
Verstehbarkeit und die Handhabbarkeit nicht entstehen können (Antonovsky, 1997, S. 38).
Darüber hinaus macht die Komponente der Bedeutsamkeit eine Aussage darüber, wie sinnvoll
ein Mensch sein Leben ansieht (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 30). Menschen,
bei denen diese Komponente stark ausgeprägt ist, sind davon überzeugt, dass die
Lebensaufgaben sinnvoll sind und es sich lohnt, dafür persönliches Engagement einzubringen
(Sack & Lamprecht, 1998, S. 326).
3.2.4 Widerstandsressourcen und der Umgang mit Stressoren
Die ganze Welt ist voller Stressoren, die ständig in unser Leben treten. Menschen sind
demzufolge zu immer wiederkehrendem Coping aufgefordert (Antonovsky, 1997, S. 137).
Antonovsky weist darauf hin, dass es im Leben nicht für jedes Problem eine Lösung und dass
es nicht immer eine vollständige Coping-Strategie gibt. Er sagt aber, dass Personen mit einem
stark ausgeprägten Kohärenzgefühl es schaffen, ihr Leben besser zu bewältigen (Antonovsky,
1997, S. 138).
Als Stressoren werden interne und externe Herausforderungen bezeichnet, die an einen
Menschen gestellt werden und die er nur durch Widerstandsressourcen überwinden kann.
Treten Herausforderungen auf, so entstehen in dem Individuum Spannungszustände, die nur
durch Widerstandressourcen abgebaut werden können. Stressoren werden von jedem
Menschen unterschiedlich bewertet, abhängig von seinem jeweiligen Kohärenzgefühl (Poser,
2014, S. A-11 - A-12).
Stressoren werden auch generalisierte Widerstandsdefizite (z.B. ein niedriger sozialer Status
oder das Fehlen von familiärer Unterstützung) genannt, worunter man das Fehlen oder nur ein
geringes Vorhandensein von generalisierten Widerstandsressourcen (z.B. genetische Faktoren
oder die Fähigkeit, mit Niederlagen umzugehen) versteht (Bengel, Strittmatter & Willmann,
2001, S. 34). Poser bezeichnet dies als fehlende Bewältigungsstrategie
(Poser, 2014, S. A-11).

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Generalisierte Widerstandsressourcen sind situationsübergreifend wirksam und helfen der
Person, mit Widerständen zurecht zu kommen. Widerstandsressourcen beeinflussen stetig die
Lebenserfahrungen, wobei positive Erfahrungen zur Erhöhung des Kohärenzgefühls
beitragen. Damit sind sie aktiv an dem Abbau von Spannungszuständen mit beteiligt (Bengel,
Strittmatter & Willmann, 2001, S. 34). Wird eine Lebensanforderung erfolgreich bewältigt, so
entstehen neue Widerstandsressourcen und dieses fördert die Gesundheit. Wird hingegen eine
Anforderung nicht bewältigt, so entsteht Stress; dieser führt zu einer erhöhten Krankheits-
neigung (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 36). Die Widerstandsressourcen sind vom
Individuum abhängige Fähigkeiten, mit potenziell krankmachenden Faktoren umzugehen
(Sack & Lamprecht, 1998, S. 326).
Als Coping-Strategien werden die Bewältigungsstrategien bezeichnet, mit denen ein
Individuum auf einen Stressor reagiert (Poser, 2014, S. A-13). Jeder Stressor erzeugt
Spannungen in der Person, und auch das Fehlen von Widerstandsressourcen kann zu einem
Stressor werden (Antonovsky, 1997, S. 43). Der Abbau von Spannung führt zu einer besseren
Gesundheit. Kann der Spannungszustand jedoch nicht abgebaut werden, so entsteht Stress,
und eventuell erhöht sich die Erkrankungsanfälligkeit (Bengel, Strittmatter & Willmann,
2001, S. 33).
Der Mensch ist von einem ständigen Informationsfluss umgeben, mit dem er sich
auseinandersetzen muss. Bekannte Informationen nimmt er direkt auf, mit unbekannten muss
er sich aktiv auseinandersetzen. Werden diese neuen Informationen als nicht handhabbar
angesehen, kann dies zu Stress führen. Wird dieser als eine Bedrohung erlebt, so spricht man
von Distress. Hält der Distress über eine längere Zeit an, so kann er den Menschen krank
machen. Nicht immer wird Stress als negativ betrachtet. Jeder Mensch hat in sich Ressourcen,
die er dem Stress entgegenstellen kann (Maoz, 1998, S. 18).
Tritt eine neue Anforderung an eine Person heran, so wird diese im Gehirn bewertet.
Antonovsky bezeichnet dieses als primäre Bewertung-I. Das Gehirn entscheidet, ob diese
Anforderung als Stressor oder Nicht-Stressor zu bewerteten ist. Bei ersterem entstehen
Spannungszustände in der betroffenen Person. Je stärker das Kohärenzgefühl einer Person
ausgeprägt ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Herausforderung als
Nicht-Stressor bezeichnet. Die Person hat in der Vergangenheit gelernt, dass sie alle
Anforderungen gut bewältigt hat, und vertraut darauf, auch diese bewältigen zu können
(Antonovsky, 1997, S. 125 - 126).
Wird bei der primären Bewertung-I ein Reiz als Stressor wahrgenommen, so kommt es in
einem weiteren Schritt zu einer primären Bewertung-II. Das Gehirn muss den Stressor jetzt

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783958208919
ISBN (Paperback)
9783958203914
Dateigröße
25.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Münster
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
2
Schlagworte
bewältigungsstrategien belastungen eine analyse studiengangs pflege dual
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Titel: Bewältigungsstrategien bei psychischen und physischen Belastungen: Eine Analyse des Studiengangs „Pflege Dual“
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