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Jane Austens 'Pride and Prejudice - Stolz und Vorurteil'

Vom historischen Hintergrund der Entstehung des Romans bis hin zur Darstellung und Rolle der Liebe im Buch und zu Zeiten des 18.-19. Jahrhunderts

©2010 Bachelorarbeit 42 Seiten

Zusammenfassung

Das im Jahre 1813 erschiene Buch „Pride and Prejudice“ der Autorin Jane Austen handelt von dem zeitlosen Thema, das Menschen seit jeher am meisten beschäftigt: der Liebe. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Rolle der Liebe zu Zeiten Austens und geht insbesondere auf die Fragestellung ein inwiefern Liebe und Heirat zusammengehörten. Dabei wird Bezug auf Austens Werk genommen und die Darstellung von Liebe in ihrem Roman analysiert. Es wird gezeigt auf welche Art und Weisen die Autorin Liebe und Gefühle verdeutlicht und wie die Darstellung sich von anderen Liebesromanen unterscheidet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


,,[n]aturally, a young woman like Elizabeth Bennet with a lovely, inquisitive mind would have
been able to further her education independently through reading."
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Des Weiteren konnten sie
sich durch die Hilfe anderer unterrichten lassen. Die Gesellschaft billigte es jedoch nicht, dass
eine Frau einen akademischen Beruf- wie beispielsweise den eines Arztes oder Anwalts-
ausüben konnte und ihnen wurde dabei, ganz gleich wie intelligent und talentiert sie auch
waren, keinerlei Chance geboten in solch einen Beruf einzusteigen.
Die Heirat hatte zu jener Zeit eine wesentliche Bedeutung, ganz im Gegenteil zu unserer
Gegenwart, denn heutzutage haben Frauen eine Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten,
denen sie nachgehen können: Sie können heiraten, wenn sie es möchten, oder alleinstehend
bleiben, dem Wege der Karriere folgen und/ oder Kinder bekommen. In den Zeiten, in denen
Elisabeth Bennet und ihre Schwestern leben, gibt es diese Optionen für Frauen nicht. In der Tat
gab es für die Damen jener Zeit nur wenige Wege, sich eine sichere Zukunft zu sichern: Wenn
eine Frau unverheiratet blieb, war sie vollkommen abhängig von ihrer Familie und Verwandten
und musste auf Kosten des Vaters, Bruders oder Sonstigen leben und in den meisten Fällen
auch bei diesen wohnen. Wenn sich eine Frau dafür entschied, nicht auf Kosten anderer zu
leben, hatte sie die Chance, die Position einer Gouvernante oder einer Gesellschafterin
einzunehmen und dadurch eigenes Geld zu verdienen.
Jedoch die wichtigste Aufgabe, die eine Dame hatte und weshalb sie auch nicht akademisch
sondern kultiviert ausgebildet wurde, war, dass diese einen Mann hohen Standes und mit
Vermögen heiratete, um sich dadurch nicht nur selbst eine sichere Zukunft zu verschaffen,
sondern ebenfalls um ihren Stand beizubehalten oder zu erheben und die Ehre und das
Ansehen der Familie durch die Heirat zu sichern.
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Neben der Wichtigkeit als Frau einen Mann
gehobenen Standes zu heiraten, spielte bei der Wahl jenes Mannes sein Vermögen eine ebenso
wichtige Rolle. Das begründet sich vor allem darin, dass die Frauen zu jener Zeit die
Verantwortung trugen, die Familie und die Geschwister durch eine Verheiratung mit einem
reichen Mann ebenfalls abzusichern. Wenn der Fall eintrat, dass die Kinder unverheiratet
blieben oder nur mit einem armen Partner verheiratet wurden und der Vater der Familie starb,
konnten die Hinterbliebenen in den meisten Fällen ihren Lebensstandart nicht mehr halten.
Daher spielt das Geld eine signifikante Rolle innerhalb der Auswahl des zukünftigen
Ehemannes. Aufgrund dieser Lebenssituation zu jener Zeit kann man Jane Austens Aussage
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nachvollziehen, da sie mit ihren Worten bekunden will, dass die Frauen im 18. und 19.
Jahrhundert auch Männer von sich überzeugen und heiratswillig machen sollten, sofern sie
Geld und Rang besaßen, auch wenn sie nicht dem äußerlichen Ideal der Frauen entsprachen.
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Das bedeutet, auch wenn eine Frau keine Zuneigung gegenüber einem Mann ausdrücken
wollte, es aufgrund einiger Umstände dennoch tun sollte.
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Schlussfolgernd spielte die Liebe
zu einem Mann in diesem Abschnitt der Geschichte kaum eine Rolle, da das Absichern der
Frau und der Familie oberste Priorität besaß und die Heirat aus Liebe nur denen möglich war,
die entweder tatsächlich einen reichen Mann liebten, den sie heirateten oder bereits einen
hohen Stand besaßen und aufgrund dessen die Wahl hatten.
Um als Frau die Aufgabe nach der Suche eines reichen, angesehenen Mannes folgen zu
können, gab es zu jener Zeit etwas Kulturelles, das von großer Bedeutung war: Die Kultur des
19. Jahrhunderts ,,was an culture of dance [...]", denn "[...] [l]ike any social institution, the
ballroom both affected and reflected elements of the world around it."
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Auf sozialen
Anlässen, wie den Bällen, war es den Damen am besten möglich, heiratswillige Männer aus
gutem Stande kennenzulernen, da auf diesen edlen Tanzveranstaltungen ebenfalls auch der
Adel bei Interesse teilnahm. Auf diese Art und Weise konnten sie innerhalb eines Abends eine
Vielzahl an heiratswilligen Männern treffen und diese für sich gewinnen, sofern es sich
lohnte.
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Jane Austen war eine britische Schriftstellerin, die im Jahre 1775 geboren wurde und im Jahre
1817 verstarb.
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Der zunächst offensichtlichste Grund Austens für die Wahl jener Zeit ihres
Romans ist, dass Austen in der Zeit lebte, in der der Roman handelt. Dies mag an dieser Stelle
zunächst der erste Grund Austens gewesen sein, wieso sie sich diese Zeit für die Handlung
ihrer Romane und im Speziellen des Werkes ,Pride and Prejudice` aussuchte. Ein weiterer
Grund bzw. eine Parallele zum Inhalt des Romans findet sich weiterhin in ihrem Leben. Denn
ein paar Jahre, nachdem sie die Abbey School für angehende Schriftsteller aufgrund
mangelnder Geldmittel ihrer Eltern verlassen musste und sich bei ihnen in verschiedenen
Sprachen und dem Piano unterrichten lies, traf sie, im Alter von Zwanzig Jahren, auf einen
jungen Iren Namens Tom Lefroy, der in Hampshire
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zu Besuch war. Als seine Familie die
gegenseitige Zuneigung Austens und Lefroys bemerkte, schickten sie ihn unverzüglich wieder
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zurück nach Hause, um zu verhindern, dass Tom eine Frau aus ärmeren Verhältnissen, aus
denen Jane kam, heiratete. Im Alter von 28 Jahren lernte sie den reichen Mann Harris Bigg-
Wither kennen, bei dem sie einen Heiratsantrag annahm
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, aber ,,[t]he next morning, however,
Austen changed her mind, giving up the wealth and security inherent in such a match because
she did not love him."
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Es scheint bei näherer Betrachtung ihres Lebens und dem Inhalt des
Romans, dass sie das, was sie in ihrem Leben nicht erreichen konnte, innerhalb der Literatur
und ihrer Fantasie möglich machte.
Das zeigt sich z. B. darin, dass sie selbst, ebenso wie Elizabeth Bennet ein Freigeist war, der
davon überzeugt war, dass die Liebe wichtiger, bei der Wahl des zukünftigen Ehemannes sei,
als das Geld oder der gesellschaftliche Stand. Ihre Haltung gegenüber der Liebe und der
lieblosen Ehe verdeutlichte Jane nicht nur durch ihre verschiedenen überlieferten Zitate
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, in
denen sie selbst andeutete, das Geld nicht zentral sei, sondern die Liebe, sondern erschließt
sich ihre Haltung ebenfalls aus ihren Romanen, in denen die Liebe immer an erster Stelle steht
und triumphiert. Des Weiteren zeigt sich ihre Überzeugtheit von der Liebesehe in ihrem
eigenen Leben, dadurch, dass sie den Mann, der sie heiraten wollte und den sie nicht liebte,
nicht heiratete und stattdessen auf Reichtum und eine sichere Zukunft verzichtete. Des
Weiteren ist auffällig, dass sie all ihren Protagonistinnen ein glückliches Ende inklusive der
Heirat des Mannes den sie lieben, verschafft und ihnen dadurch etwas gibt, was sie selbst nie
hatte, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wollte.
Daraus lässt sich schließen, dass Austen sich für diesen speziellen Inhalt in ,Pride and
Prejudice` entschied, um sich nicht nur mit der Zeit und den Sitten auseinanderzusetzen, die ihr
in ihrem Glück im Wege standen, sondern auch, um einen Teil ihrer Lebensgeschichte zu
erzählen und daraus jedoch ein glückliches Ende entstehen zu lassen. So werden zwar die
beiden Liebenden Mr. Bingley und Jane Bennet in ,Pride and Prejudice` aufgrund ihrer Liebe
und ihres unterschiedlichen Standes voneinander getrennt, so wie es bei Jane
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Austen und
ihren Lefroy war, jedoch finden die beiden wieder zueinander und finden den Weg in eine
glückliche Ehe und Zukunft, die Austen und Lefroy nicht fanden. Jane Austen vertritt
demgemäß ein romantisches Ideal. Motive für ihre Romane fand sie nicht nur in ihrem eigenen
Leben, sondern in ihrem Alltag und ihrer Umgebung und verwendete sie, weil genau das
einem Werk die Realistik verschafft.
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Die Aussage, ,,Jane Austen had apparently not taken
much notice of the great social changes which began during her lifetime"
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stimmt demzufolge
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nicht und kann auch nur von einem Menschen stammen, der Austens Werke nicht gründlich
genug gelesen hat.
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Austen will mit ihren speziellen Handlungen ihrer Romane, die in der
Zeit, in der sie selbst lebte, handeln, Kritik an der Gesellschaft ausüben. Da sie ausschließlich
aus der Sicht von Frauen schrieb, zielte ihre Kritik auf die Sitten, Regeln und auf das Verhalten
der Männer ab. Sie kritisierte in ihren Roman u. A., dass Frauen nach einem gesellschaftlichen
Fehltritt keinerlei Chance bekamen, Buße zu tun und wieder Teil der Gesellschaft zu werden,
wohingegen die Männer die gleichen Fehler unentwegt machen konnten, ohne zur
Rechenschaft gezogen wurden zu sein. Des Weiteren kritisiert sie, dass Frauen zur Heirat
gedrängt wurden, ohne Rücksicht auf die Gefühle, und dadurch ein Leben lang an einen Mann
und dessen Haus gebunden waren.
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Jane Austen hatte vermutlich eine Vielzahl an Beweggründen, sich für die Zeit und die
Handlung ihrer Romane zu entscheiden, vermutlich bleiben dem Leser sowie Menschen, die
Austen nicht nahe standen, einige dieser Gründe vorenthalten. Aber bei näherer Betrachtung
der Werke Austens werden dem Leser ihre vermutlich größten Beweggründe innerhalb ihrer
Bücher ersichtlich: Sie wollte zum einen dem Leser einen Einblick in die Zeit geben, in der sie
lebte und durch die Art und Weise der Darstellung der Geschehnisse und Gespräche, Kritik an
der Zeit sowie an der Gesellschaft ausüben. Des Weiteren wollte sie innerhalb ihrer Romane
aufzeigen, mit welcher Ungerechtigkeit die Frauen zu kämpfen hatten und welcher historische
Wandel sich während ihrer Lebenszeit in England durchzog.
Wie wenig von Dauer das Glück und die Zufriedenheit innerhalb einer Beziehung sein können,
wenn sie aus Liebe und nicht aufgrund von Vorteilen entsteht, verdeutlicht Jane Austen
innerhalb der gewählten Handlung und Ereignisse in ihrem Roman. Innerhalb des Romans gibt
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es jene Personen, die aus gesellschaftlichen Gründen und aufgrund von Vorteilen den Weg der
Ehe einschlagen und zum anderen gibt es jene Menschen, die aus Liebe und nicht des Geldes
wegen die betroffene Person heiraten wollen. Doch welcher dieser beiden Wege- sei es aus
gesellschaftlichen oder aus leidenschaftlichen Gründen heiraten zu wollen- ermöglicht den
Personen das dauerhafte Glück und eine besonnene Zukunft? Zunächst einmal muss darauf
eingegangen werden, welche Rollen die Liebe und die Ehe innerhalb des Romans einnehmen.
Welche Geltung der Liebe und Verheiratung innerhalb des Buches zuteilwird, äußert sich
bereits auf der ersten Seite des Romans, innerhalb der ersten Sätze, in denen es heißt:
,,It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune,
must be in want of a wife. However little known the feelings or views of such a man may be on
his first entering a neighborhood, this truth is so well fixed in the minds of the surrounding
families, that he is considered as the rightful property of some one or other of their
daughters."
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In diesen ersten Zeilen des Romans verweist Austen auf das Thema, das innerhalb der
Handlung des Romans die zentrale Rolle übernimmt: Die Heirat. Des Weiteren leitet Austen
mit diesen Sätzen den ironischen Ton ein, den sie sowohl verbal als auch strukturell
durchgehend in ,Pride and Prejudice` verwendet und zugleich will Jane Austen einen Blick in
ihre Zeit vermitteln, indem sie anspricht, dass es zu ihren Lebzeiten eine anerkannte Wahrheit
war, dass ein Mann, der reich und zugleich auch noch alleinstehend war, eine Frau benötigte-
nicht um seinetwillen, sondern im Sinne der Frauen, die sich durch die Wahl dieses Mannes
nicht nur eine gute Partie, sondern auch eine wohlhabende Zukunft sichern konnten. Wer
dieser Mann ist, welchen Charakter er besitzt, ob er liebenswert oder bösartig, schön oder
abstoßend ist, spielt hierbei jedoch keinerlei Rolle, wie es in ihren Worten ,,[h]owever little
known the feelings or views of such a man may be on his first entering a neighbourhood[...],
that he is considered as the rightful property of some one or other of their daughters [...]"
(S.3)
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deutlich wird. Was alleine zählt und von Interesse für heiratswillige Frauen und deren
Mütter ist, ist das Vermögen des Mannes und sein Beziehungsstand.
Nach den einführenden Worten Austens folgt weiterhin auf der ersten Seite ein Gespräch
zwischen Mr. und Mrs. Bennet, den Eltern der Protagonistin Elizabeth Bennet, die sich über
die baldige Ankunft eines reichen Mannes in deren Nachbarschaft unterhalten. In diesem
Gespräch erzählt Mrs. Bennet, dass ,,Mrs Long says that Netherfield is taken by a young man
of large fortune from the north of England [...]" (S.3) und dass dieser junge Mann
alleinstehend ist und Bingley heißt. Mehr Informationen werden innerhalb dieses Gespräches
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nicht gegeben, es wird nur entschieden bzw. von beiden Elternteilen angestrebt, dass eines
ihrer Töchter die zukünftige Frau Bingleys werden soll. Das verdeutlicht ein weiteres Mal,
dass, bei der Planung einer Verlobung der eigenen Töchter, nicht darüber gesprochen wird, wie
dieser heiratsfähige Mensch ist, sondern vielmehr nur im Mittelpunkt steht, welche materiellen
Dinge ihn besonders und anziehend machen. Die Aufregung, die Mrs. Bennet, aufgrund von
Mr. Bingleys Ankunft in der Nachbarschaft, verspürt, entspricht den Erregungen und
Empfindungen der restlichen Umgebung, da es für jede einzelne Familie eine wesentliche
Möglichkeit ist, die eigene Tochter mit diesem reichen und einflussreichen Mann zu
verheiraten. Diese Aufgeregtheit, die innerhalb des Ortes entsteht, ist beispielhaft für die
provinzielle Gesellschaft, in der Austen lebte, da das Verhalten der Eltern, zu ihren Lebzeiten,
aufgrund von geeigneten Ehemännern dem im Buch entspricht.
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Die Verheiratung eines ihrer
Töchter an einen wohlhabenden Mann nimmt für Mrs. Bennet (eher weniger für Mr. Bennet)
eine wesentliche Aufgabe ein, wenn nicht sogar in Form einer Lebensaufgabe für sie, dass sich
im dritten Kapitel verdeutlicht, in dem sie u. A. zu ihrem Ehemann sagt ,,[i]f I can but see one
of my daughters happily settled at Netherfield, [...] and all the others equally well married, I
shall have nothing to wish for." (S.10)
Ihre Hartnäckigkeit begründet sich vor allem darin, dass, wenn es ihr nicht gelingt, ihre
Töchter bzw. eines ihrer Töchter an lohnenswerte Männer zu verheiraten, ihnen beinah nichts
mehr übrig bleibt, wenn eines Tages Mr. Bennet sterben sollte und somit sie ohne sein
Einkommen und Vermögen leben und unter Umständen aus dem Haus ziehen müssen, da das
Haus, in dem sie leben, ebenfalls nicht ihr Eigentum ist. Solch eine Situation würde die
Familie in eine Notlage bringen, da, wie sich in der Historie des 18. bzw. 19. Jahrhunderts
gezeigt hat, Frauen wenig wenn nicht sogar keine Chancen hatten, beruflich aktiv zu werden,
um damit ihr Leben finanzieren zu können.
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Demzufolge ist es nachvollziehbar, dass Mrs.
Bennet in diesem ersten Gespräch darauf besteht, dass ihr Gatte sich Mr. Bingley vorstellt,
indem sie zu ihm sagt ,,[b]ut consider your daughters. Only think what an establishment it
would be for one of them [...]" (S.4), denn durch das Vorstellen Mr. Bennets lässt dieser die
Möglichkeit entstehen, die Bennet- Mädchen Mr. Bingley vorzustellen, in der Hoffnung, dass
dieser eines der Mädchen ansprechend findet. Bereits in diesem ersten Kapitel wird dem Leser
klar und deutlich von Austen vermittelt, dass die Gefühle und Wünsche der Töchter der
Bennets zumindest nicht oder nur kaum von Mrs. Bennet berücksichtigt werden, denn diese
spricht über ihre Töchter, als seien sie ein Gut, dass sie bestmöglich verkaufen will, um nicht
nur die Zukunft der Töchter, sondern der gesamten Familie zu sichern. Während Mr. Bennet
nur kaum Interesse an der Verheiratung seiner Töchter zeigt, ist Mrs. Bennet voll und ganz von
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einer Heirat ohne Liebe überzeugt, da sie selbst in solch eine lieblose Ehe gedrängt wurde oder
sich dafür entschied
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, denn ,,Mrs. Bennet is concerned with security rather than happiness"
31
.
Dass die Liebe bzw. das Streben nach der Liebe und eine mögliche Heirat zu einem Konflikt
mit den Eltern führen können, zeigt sich innerhalb des Romans im neunzehnten Kapitel, in
dem Mr. Collins, der Erbe des Grund und Boden, auf dem die Bennets leben, Elizabeth einen
Antrag macht, den diese ablehnt. Der Konflikt entsteht dadurch, dass die Bennets Mr. Collins
Elizabeth zugesagt haben, mit dem Hintergedanken, dass durch eine Hochzeit das Haus, in
denen die Bennets leben, für sie auf Dauer gesichert wäre und sie keinerlei Angst davor haben
müssten, aus dem Haus gedrängt zu werden. Elizabeth hingegen hat einige Gründe, die das
Ablehnen des Antrages rechtfertigen. Natürlich ist der Hauptgedanke dieser, dass sie nicht des
Geldes wegen sondern aus Liebe heiraten will und dem Verhalten der damaligen Zeit
demzufolge entgegenwirkt, indem sie ihr eigenes Wohl dem Absichern ihrer Familie vorstellt
und dadurch in den Augen ihrer Mutter egoistisch handelt. Warum sie ihn nicht liebt, lässt sich
daraus schließen, auf welche Art und Weise Mr. Collins von Jane Austen dargestellt wird und
welche Begründung hinter der Auswahl Elizabeths steckt:
,,Mr Collins was not a sensible man, and the deficiency of nature had been but little assisted
by education or society; the greatest part of his life having been spent under the guidance of an
illiterate and miserly father [...].Having now a good house and very sufficient income, he
intended to marry; and in seeking a reconciliation with the Longbourn family he had a wife in
view [...]. This was his plan of amends- of atonement- for inheriting their father's estate [...]."
(S. 61)
Wie in dem Zitat ersichtlich wird, entscheidet sich Mr. Collins eine der Bennet- Mädchen zu
heiraten, nicht, weil er eines der Mädchen liebt, sondern nur, weil sie zum Einen allgemein als
,,handsome and amiable" (S.61) von der Nachbarschaft beschrieben werden und damit einem
Bild annehmbarer Ehefrauen entsprechen, und zum Anderen, um Wiedergutmachung zu
leisten, da er der alleinige Erbe des Bennet- Hauses ist und nicht eines der Bennet- Mädchen.
Für Mr. Collins spielt die Liebe in der Ehe ebenso keinerlei Rolle, wie es bei Mrs. Bennet
ersichtlich wird. Das verdeutlicht sich vor allem dadurch, dass er zwar zunächst Jane Bennet
am ansprechendsten findet, da diese aber bereits einem weitaus mächtigeren Mann ins Auge
gefallen ist, er sich für die Zweitwahl Elizabeth entscheidet.
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Eine Hochzeit ist für Mr. Collins
nichts, was in Verbindung mit Liebe steht. Für ihn ist es lediglich eine Art geschäftliche
Transaction zwischen ihm und der Frau, die er heiraten will. Diese von Mr. Collins nüchterne,
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eindeutig unromantische und geschäftliche Betrachtungsweise des Antrages und der
darauffolgenden Heirat und Ehe wird dem Leser am deutlichsten in der Art und Weise
preisgegeben, in der er Elizabeth einen Heiratsantrag macht.
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Er nennt innerhalb dieses Gespräches Elizabeth die Gründe, die die Wahl auf sie fallen ließen
und erläutert ihr ebenso, aus welchen verschiedenen Gründen nicht nur er, sondern auch sie
von der Ehe profitieren können. In der Art und Weise wie er in diesem Gespräch zu Elizabeth
spricht und wie er sich verhält, ähnelt einem Verkäufer, der einen möglichen Kunden von
einem Produkt überzeugen will. Er sagt in seinem Antrag zu ihr: ,,My reasons for marrying
are, first, that I think it a right thing for every clergyman in easy circumstances (like myself) to
set the example of matrimony in his parish." (S.90) Anhand dieser Aussage Mr. Collins` lässt
sich deutlich erkennen, dass dieser hinter einer Ehe keinerlei Romantik, sondern vielmehr ein
Geschäft sieht, da er diesen Antrag als ersten Punkt damit begründet, dass es als Geistlicher
lohnenswert und anstrebenswert wäre, ein Vorbild aufgrund des Ehestandes zu sein. Des
Weiteren erklärt er: ,,Secondly, that I am convinced it will add very greatly to my happiness;
and thirdly ­ which perhaps I ought to have mentioned earlier, that it is the particular advice
and recommendation of the very noble lady whom I have the honour of calling patroness."
(S.90). Diese weiteren Gründe Mr. Collins` für seinen Antrag verdeutlichen weiterhin, dass er
keinerlei Liebe ihr gegenüber empfindet, sondern den Antrag nur machte, weil die Ehe mit
ihm, bzw. ihm die generelle Verheiratung seinerseits auf seinem Lebenswege weiterhelfen
kann und ebenso, weil es von ihm verlangt oder wozu er gebeten wird ­ so wie seine Gönnerin
Miss de Bourgh, die es ausdrücklich wünscht, dass er sich eine Frau seiner Wahl aussucht und
diese heiratet
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.
Da sich Elizabeths Ansicht einer Ehe voll und ganz von der Mr. Collins unterscheidet und sie,
wie es im Laufe des Romans verständlich wird, keine Gefühle für ihn empfindet, ist es
nachvollziehbar, dass Elizabeth als Frau seinen Antrag ablehnt, obwohl sie als Tochter einer
Familie damit diese in eine schlimme Notlage hätte bringen können, wenn sich Mr. Collins
beispielsweise durch die Absage Elizabeths dazu entschlossen hätte, als Reaktion die Familie
aus seinem Haus werfen zu lassen. Elizabeths romantische Ansicht einer Heirat und Ehe
verdeutlicht sich am intensivsten in ihrem Schock und ihrer Enttäuschung, als sie Charlottes
35
Entscheidung erfährt, dass diese von Mr. Collins einen Antrag erhalten hat und ihn heiraten
wird. Beide Frauen prallen aufgrund unterschiedlicher Weltansichten in diesem Moment
aufeinander: ,,In seeking of a love match, Elizabeth is searching for a relationship opposite to
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that of her parents [...]"
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, da ihre Eltern verheiratet sind, ohne sich zu lieben oder gar zu
mögen, woraus innerhalb der Familie für die Töchter das Bild entsteht, dass beide Elternteile
unglücklich sind. Vermutlich reagierte Elizabeth deshalb so auf ihren eigenen Antrag von Mr.
Collins und ebenso auf die Annahme seines Antrages von Seitens Charlottes, weil sie weder
sich noch Charlotte eine solche unglückliche Zukunft, wie jene die ihre eigenen Eltern führen,
wünscht.
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Genau aufgrund dieser romantischen Ansicht prallen diese beiden Welten
Charlottes und Elizabeths aufeinander. Elizabeth repräsentiert eine ideale Sicht der Welt- da
sie an die Liebe an sich und an die Liebe innerhalb einer Ehe glaubt-, wohingegen Charlotte
die Realität repräsentiert.
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Warum Charlotte den Antrag annimmt, erklärt sie in einem
Gespräch mit Elizabeth, indem sie sagt:
,,But when you have had time to think it all over, I hope you will be satisfied with what I have
done. I am not romantic you know. I never was. I ask only a comfortable home; and
considering Mr Collins's character, connection, and situation in life, I am convinced that my
chance of happiness with him is as fair, as most people can boast on entering the marriage
state." (S.108)
Sie nimmt seinen Antrag an, nicht weil sie ihn liebt oder ihn ansprechend findet, sondern, weil
sie die Heirat als etwas Objektives sieht, das ihr, als wohlerzogene junge Frau mit einem
bedürftigen Vermögen, die Möglichkeit gibt, ein Leben ohne Armut und als Teil der
gehobenen Gesellschaft zu leben.
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Charlotte entspricht demzufolge dem Bild jener Zeit,
indem sie die Ehe als das sah, was es Größtenteils der Gesellschaft und innerhalb des Romans
im Speziellen Mr. Collins, Mrs. Bennet und dem Adel bedeutete. Für sie ist die Ehe etwas, was
nicht in Verbindung mit Liebe steht, sondern vielmehr eine Möglichkeit ist, sich als Frau die
Zukunft zu sichern und ein Teil der gehobenen Gesellschaft zu werden. Viele Frauen jener Zeit
träumten vermutlich von der Liebesehe, so wie Elizabeth, doch die meisten Frauen mussten der
Realität ins Auge blicken und anstatt romantisch, in ihrem Leben vernünftig handeln und das
hieß zu dieser Zeit, so wie Charlotte, einen Antrag anzunehmen, um sich dadurch die Zukunft
zu sichern.
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Während Charlotte einen Mann heiratet, den sie nicht liebt, um Sicherheit bis zu
ihrem Lebensende zu erlangen, existieren im Roman zwei Frauen, die sich in Männer verlieben
und diese zum Schluss des Buches auch tatsächlich aus Liebe und nicht des Geldes wegen
heiraten und somit dem Weltbild Charlottes bzw. dem allgemeinen Weltbild der Zeit
entgegenwirken. Die beiden Frauen müssen jedoch aufgrund des Verlaufes ihrer Liebe und
ihrer Handlungen im Roman differenziert werden.
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Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783958208995
ISBN (Paperback)
9783958203990
Dateigröße
9.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Erfurt
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
2
Schlagworte
jane austens pride prejudice stolz vorurteil hintergrund entstehung romans darstellung rolle liebe buch zeiten jahrhunderts
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Titel: Jane Austens 'Pride and Prejudice - Stolz und Vorurteil'
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