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Technische Lagersysteme und Strategien im Kommissionierbereich zur Verbesserung der Distributionslogistik

©2006 Diplomarbeit 61 Seiten

Zusammenfassung

Die Aufgaben der Distributionslogistik sind Auftragsabwicklung, Lagerung und Transport. Die Annahme des Kundenauftrages, die Aufbereitung der Auftragsdaten, Erfassung des Auftrags, die Dokumentation sowie Steuerung der Kommunikation zwischen Kunde und internen Funktionsbereichen des Unternehmens sind Aufgabe der Auftragsabwicklung. Die Lagerhaltung beinhaltet die Einlagerung, die Bereitstellung, die Kommissionierung, die Auslagerung sowie die Verpackung der Fertigprodukte. Die Funktion des Transports ist der Raumausgleich zwischen den Logistikketten durch die Auswahl geeigneter Transportmittel. Da die Distributionslogistik eine Schnittstelle zum Kunden darstellt, sollte sie in einem Unternehmen besondere Aufmerksamkeit genießen. Schwachstellen werden vom Kunden direkt wahrgenommen werden und Fehler, wie z.B. Fehllieferungen, bleiben dem Kunden nicht verborgen. Dies lässt das Vertrauen in die logistische Leistungsfähigkeit des Lieferanten sinken und kann zum Verlust des Kunden und Umsatzrückgang führen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich eingehend mit den Anforderungen der Distributionslogistik und gibt einen komprimierten Überblick über die Thematik.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung
Bezeichnung
Abb. Abbildung
d.h. das
heißt
ERP
Enterprise Resource Planning
Fifo first-in-first-out
FDA
Food and Drug Administration
i.d.R.
In der Regel
IDOC Intermediate
Document
Inkl. inklusive
KEP
Kurier Express Pakete
Lifo Last-in-first-out
LVS Lagerverwaltungssystem
MTO
Make to Order
z.B. zum
Beispiel
4
Abkürzungsverzeichnis

Distributionslogistik - ein Subsystem der Logistik
1 Distributionslogistik - ein Subsystem der Logistik
Die Herkunft des Begriffs ,,Logistik" geht auf den Gebrauch beim Militär zurück (lo-
ger =versorgen). Das Militär bezeichnet mit Logistik die planmäßige Versorgung
der Truppen mit den unterschiedlichsten Materialien. Bereits im Altertum unter-
schied der byzantinische Kaiser Leon VI (886-912) in der Kriegswissenschaft zwi-
schen Strategie, Taktik und Logistik. In den 50-er Jahren wurde der Begriff der Un-
ternehmenslogistik (,,business logisitics" in den USA) vom militärischen Sprach-
gebrauch abgeleitet. Er bezeichnet die ,,Transport-, Lager-, Umschlagstätigkeiten
von Gütern in und zwischen Unternehmen"
1
. ,,Zur Logistik gehören alle Tätigkeiten,
durch die die raum-zeitliche Gütertransformation und damit die zusammenhängen-
den Transformationen hinsichtlich der Gütermengen und ­sorten, der Güterhand-
habungseigenschaften sowie der logistischen Determiniertheit der Güter geplant,
gesteuert, realisiert oder kontrolliert werden, der einen Empfangszeitpunkt mög-
lichst effizient verbindet."
2
Aus dieser Definition lassen sich die ,,4 R" der Logistik
ableiten: Das richtige Produkt im richtigen Zustand zur richtigen Zeit am richtigen
Ort bei minimalen Kosten bereitzustellen. Die industrielle Logistik kann in die Sub-
systeme Beschaffungslogistik, Produktionslogistik, Distributionslogistik und Infor-
mationslogistik unterteilt werden.
3
Die Beschaffungslogistik ist das Bindeglied zwi-
schen der Distributionslogistik der Lieferanten und der Produktionslogistik des Un-
ternehmens. Aufgabe der Beschaffungslogistik ist das Sicherstellen der Produkti-
onsbereitschaft, indem alle benötigten Güter wie Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe
bedarfsgerecht zur Verfügung stehen.
4
Die Aufgabe der Produktionslogistik liegt in
der Planung, Steuerung und Überwachung des Materialflusses der verschiedenen
Produktionsstufen vom Rohmaterial bis hin zum Fertigprodukt.
5
Der Informations-
logistik kommt aufgrund des Fortschritts in der Informationstechnologie eine immer
größere Bedeutung zu, um die schnittstellenübergreifenden Prozesse wie Trans-
port, Umschlag, Lagerung und Vertrieb effizienter und schneller abzubilden.
6
Ana-
1
Vgl. Isermann, H. (1998), S. 22.
2
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 12.
3
Vgl. Stich, V., Luczak, H. (2004), S. 4.
4
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 12.
5
Vgl. Klaus, P., Krieger, W. (1998), S. 383.
6
Vgl. Stich, V., Luczak, H. (2004), S. 5.
5

Distributionslogistik - ein Subsystem der Logistik
log zur Beschaffungslogistik verbindet die Distributionslogistik innerhalb der logisti-
schen Ketten die Produktionslogistik des Unternehmens mit der Beschaffungslogis-
tik der Kunden.
7
Die Aufgaben der Distributionslogistik sind Auftragsabwicklung,
Lagerung und Transport. Die Annahme des Kundenauftrages, die Aufbereitung der
Auftragsdaten, Erfassung des Auftrags, die Dokumentation sowie Steuerung der
Kommunikation zwischen Kunde und internen Funktionsbereichen des Unterneh-
mens sind Aufgabe der Auftragsabwicklung. Die Lagerhaltung beinhaltet die Einla-
gerung, die Bereitstellung, die Kommissionierung, die Auslagerung sowie die Ver-
packung der Fertigprodukte. Die Funktion des Transports ist der Raumausgleich
zwischen den Logistikketten durch die Auswahl geeigneter Transportmittel.
8
Da die Distributionslogistik eine Schnittstelle zum Kunden darstellt, sollte sie in ei-
nem Unternehmen besondere Aufmerksamkeit genießen. Schwachstellen werden
vom Kunden direkt wahrgenommen werden und Fehler, wie z.B. Fehllieferungen,
bleiben dem Kunden nicht verborgen. Dies lässt das Vertrauen in die logistische
Leistungsfähigkeit des Lieferanten sinken und kann zum Verlust des Kunden und
Umsatzrückgang führen.
9
7
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 211.
8
Vgl. Vastag, A., Schürholz, A. (2002), B-5-5.
9
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 211.
6

Funktion und Arten des Lagerhauses
2 Funktion und Arten des Lagerhauses
Das Lager stellt im logistischen Netzwerk einen Knotenpunkt dar, in dem Güter
vorübergehend gelagert oder veredelt werden oder in einen anderen logistischen
Weg übergeleitet werden.
10
Als Lagern bezeichnet man das Bevorraten der Bestände einer größeren Anzahl
von Artikeln oder eines breiten Sortiments mit lange anhaltendem Bedarf.
11
. Als
Lagerhaltungsmotive können verschiedene Gründe auftreten. Unter der Ausgleich-
funktion sind ist abweichender Materialzufluss und Materialbedarf im Hinblick auf
Menge und Zeit zu verstehen. Durch saisonale Nachfrage oder Produktionsminima
kann ein Lager für den Ausgleich zwischen Nachfrage und Bedarf sorgen.
12
Bei
ungenügender Information über Mengenbedarfe, Liefer- und Bedarfszeitpunkte
übernehmen Lager eine Sicherungsfunktion, um Produktionsausfälle zu verhin-
dern.
13
Auch drohende Preissteigerungen oder extreme Preisschwankungen auf
Beschaffungsmärkten können dazu führen, zu bestimmten Zeitpunkten größere
Mengen einzukaufen als benötigt werden. Dem Lager kommt dann eine Spekulati-
onsfunktion zu.
14
Werden Güter gelagert, um eine Qualitätsänderung z.B. durch
Alterung, Gärung, Reifung oder Trocknung herbeizuführen, hat das Lager eine
Veredelungsfunktion,. z.B. bei Wein oder Käse.
15
Dem Lager kommt eine Assortie-
rungsfunktion zu, wenn sortimentsbezogene Lager gebildet werden, wie z.B. bei
Tiefkühlgut in Tiefkühllagern oder Getreide in Silos.
16
Je nach Funktion des Lagerhauses können andere technische Lagersysteme zum
Einsatz kommen. Es lassen sich drei verschiedene Lagerhausarten nach ihrer
Funktion unterscheiden. In der Praxis treten häufig Mischformen auf.
17
10
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 124.
11
Vgl. Gudehus, T. (2000a), S. 273.
12
Vgl. Stölzle, W., Heusler, K. F., Karrer, M. (2004), S. 18.
13
Vgl. Hompel, M. t., Schmidt, T. (2005), S. 4.
14
Vgl. Koch, R., Krampe, H. (1996), S. 171.
15
Vgl. Schulte, C. (1999), S. 179.
16
Vgl. Fortmann, K. M., Kallweit A. (2000), S. 18.
17
Vgl. Schulte, C. (1997), S. 478.
7

Funktion und Arten des Lagerhauses
2.1 Vorratslager
Diese dienen Produktionsbetrieben zur Sicherung ihrer Produktion. Ihre Aufgabe ist
es, die Zeit zu überbrücken zwischen der Warenverfügbarkeit und dem Bedarf.
18
Durch die Bevorratung von Rohstoffen und Halbfabrikaten können sich Industriebe-
triebe vor Produktionsstillstand schützen, falls es zu Lieferengpässen der Lieferan-
ten kommt. Das Vorratslager kann auch zur Spekulation genutzt werden. Bei be-
vorstehenden Preiserhöhungen seitens der Lieferanten können größere Mengen
beschafft werden. Zudem können bei Sonderangeboten und Mengenrabatten
Preisvorteile ausgenutzt werden.
19
Das Vorratslager kann aber auch zur Lagerung der eigenen Fertigwaren dienen,
um die eigene Distribution sicherzustellen.
20
2.2 Umschlagslager
Die Funktion dieses transportorientierten Lagers ist der kurzfristige Umschlag von
Waren und Sendungen.
21
Kurier-Express-Pakete-Dienstleister (KEP) nutzen diese
Lager zur Konsolidierung der Sendungen auf die Zielrelationen. Eine weitere Um-
schlagsform ist das ,,Cross Docking". Unterschieden wird zwischen dem einstufigen
und zweistufigen Cross Docking. Beim einstufigen Cross Docking werden die Wa-
renlieferungen filialbezogen von verschiedenen Lieferanten kommissioniert und an
das Umschlagslager geliefert. Im Lager werden die Sendungen je Filiale des Han-
dels zusammengestellt und ausgeliefert.
22
Beim zweistufigen Cross Docking wer-
den von den Lieferanten die Waren artikelbezogen angeliefert und erst im Um-
schlagslager je Filiale kommissioniert.
23
2.3 Verteilungslager
Bei Verteilungslagern kann unterschieden werden zwischen Zulieferungslagern und
Auslieferungslagern. Gemein ist den beiden Lagern, dass der Güterfluss in seiner
Zusammensetzung geändert wird. Lager- und Bewegungsprozesse sind von glei-
18
Vgl. Ehrmann, H. (1997), S. 213.
19
Vgl. Arnolds, H., Heege, F., Tussing, W. (1996), S. 365.
20
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 124.
21
Vgl. Pfohl, H. C. (2003) S. 124.
22
Vgl. Seifert D. (2001), S.138.
23
Vgl. Seifert D. (2001), S.138.
8

Funktion und Arten des Lagerhauses
cher Bedeutung. Ein Zulieferungslager ist beschaffungsorientiert und konzentriert
die eintreffenden Warenströme. Ein Auslieferungslager ist absatzorientiert. Produk-
tionsgüter werden in ihnen gesammelt und an die Kunden ausgeliefert.
24
Je nach Funktion des Lagerhauses können andere technische Lagersysteme zum
Einsatz kommen.
25
In Industrieunternehmen sind Vorratslager die Lager mit der größten Bedeutung, da
in ihnen die größten Lagerbestände lagern und somit das meiste Kapital gebunden
ist. Durch Verringerung der Lagerbestände und Optimierung der Bestellmengen
lassen sich Kapitalbindungskosten verringern. Besonders in Distributionslagern
sollte dabei geklärt sein, welcher Lieferservice erbracht werden soll. Diese Informa-
tion muss von Vertrieb und Außendienst mit ihren Kontakten zum Kunden geklärt
sein, um gewünschte Lieferzeiten und Warenverfügbarkeit sicherzustellen.
26
24
Vgl. Pfohl H. C. (2003), S. 125.
25
Vgl. Aggteleky, B. (1990), S. 592.
26
Vgl. Pfohl H. C. (2003), S. 125.
9

Technische Lagersysteme
3 Technische Lagersysteme
Damit ein Lager die genannten Funktionen erfüllen kann, können verschiedene
Lagersysteme eingesetzt werden. Abhängig vom Aggregatzustand des Lagergutes
werden die entsprechenden Lagertechniken eingesetzt. Gase werden in Druckbe-
hältern gelagert, flüssige Lagergüter in Tanks, während Schüttgüter in Silos oder
auf Halden gelagert werden. Werden Gase, Flüssigkeiten oder Schüttgüter in För-
derhilfsmittel wie Flaschen oder Behälter abgefüllt, werden sie zu Stückgütern.
27
Stückgüter sind feste Transportgüter, die einzeln gehandhabt werden können und
die während Transport oder Lagerung ihre Gestalt nicht ändern.
28
In meinen weite-
ren Ausführungen möchte ich mich nur auf Stückgutlager beziehen, da sie (häufig)
die größte Bedeutung für Industriebetriebe haben. Um Stückgüter zu lagern, kön-
nen statische und dynamische Lagersysteme verwendet werden.
3.1 Statische Lager
Bei der statischen Lagerung wird das Lagergut nach der Einlagerung bis zur Aus-
lagerung nicht mehr bewegt. Es wird unterschieden zwischen statischer Lagerung
mit und ohne Gestellen.
29
3.1.1 Statische Lagerung ohne Lagergestell
Die Bodenlagerung ist die einfachste Art der Lagerung, dabei wird das Lagergut
nicht gestapelt.
30
Die Lagerung am Boden kann in zwei Formen erfolgen, entweder
in Bodenblock- oder Bodenzeilenlagerung. Diese Lagerformen werden häufig bei
schweren oder sperrigen Gütern verwendet. Die Einrichtungskosten sind gering.
Sofern die Güter nicht stapelfähig sind, können sich aufgrund der schlechten
Raumnutzung hohe Investitionskosten pro Lagereinheit ergeben. Durch den Ein-
satz von Lagerhilfsmitteln wie Palettengitterboxen können auch nichtstapelfähige
Güter gestapelt werden. Die Höhe der Stapelung ist von der Deckenhöhe des La-
27
Vgl. Koether, R. (1993), S. 63.
28
Vgl. Weber, R. (1998), S.307.
29
Vgl. Stich, V., Luczak, H. (2004), S. 133.
30
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 137.
10

Technische Lagersysteme
gerraums, von der Tragfähigkeit des Bodens, von den eingesetzten Fördermitteln
zur Stapelung und von der Belastbarkeit der unteren Lagereinheiten abhängig.
31
Bei der Bodenblocklagerung werden die Güter auf dem Boden in großflächigen
Blöcken gelagert. Mit Hilfe eines Gabelstaplers kann auf die oberen Ebenen zuge-
griffen werden. Ein wahlfreier Zugriff auf das Lagergut ist nicht möglich. Bei der
Bodenblocklagerung ist die Einhaltung des Fifo-Prinzips, bei dem das Lagergut in
der gleichen Reihenfolge ausgegeben werden soll, wie es in das Lager eingelagert
wurde,
32
nur durch ständiges Umstapeln möglich, daher wird oft nach dem Lifo-
Prinzip ein- bzw. ausgelagert.
33
Beim Lifo-Prinzip wird das Lagergut in der gleichen
Reihenfolge aus dem Lager entnommen, wie es auch eingelagert wurde.
34
Bei ge-
ringer Artikelvielfalt und großen Mengen gleicher Produkte ist ein Bodenbocklager
vorteilhaft. Besonders Artikel der Baustoffindustrie und des Baustoffhandels sowie
der Lebensmittel-, Getränke- und Papierindustrie eignen sich für diese Lagervarian-
te.
35
Abb. 1: Bodenblock und Bodenzeilenlagerung,
Quelle: Heinz, K., Hompel, M.t. (2004a): http://www.lfv.mb.uni-
dortmund.de/mab/p13946/Anhang%20Materialbereitstellung.pdf, Stand: 15.03.2006.
Die Vorteile der Bodenblocklagerung sind die hohe Flexibilität, die niedrigen Inves-
titionskosten, geringe Störanfälligkeit und geringe Lagerkosten. Nachteile ergeben
sich dadurch, dass bei einer größeren Artikelanzahl keine Transparenz mehr be-
steht, die Produktentnahme nur von einigen wenigen Stellen aus erfolgen kann und
31
Vgl. Jünemann, R. (1996), Kap. 16-91.
32
Vgl. Lahde H. (1967), S. 342.
33
Vgl. Arnolds, H., Heege, F., Tussing, W. (1996), S. 366.
34
Vgl. Gudehus, T. (2000b), S. 50.
35
Vgl. Hompel, M. t., Schmidt, T. (2005), S. 105.
11

Technische Lagersysteme
die Bestandsführung und Bestandskontrolle der Waren erschwert werden.
36
Bei
dieser Art der Lagerung sind nur geringe Möglichkeiten der Automatisierung gege-
ben
37
. Die Bodenzeilenlagerung bietet mehr Zugriffsmöglichkeiten durch die zeilen-
förmige Anordnung, hat aber im Gegensatz zur Bodenblocklagerung eine schlech-
tere Flächennutzung, da durch die Regalgassen Lagerfläche verloren geht.
38
.
3.1.2 Statische Lagerung mit Lagergestell
Mit Hilfe von Lagergestellen bzw. Regalen können im Gegensatz zur Verwendung
von Lagerhilfsmitteln wie Paletten, Stapelbehältern oder Stapelhilfen Lagereinhei-
ten vielfach überstapelt werden. Das Gewicht der Lagerartikel wird vom Lagerge-
stell getragen. Da die Raumhöhe im Gegensatz zur Bodenlagerung besser ausge-
nutzt werden kann, kann ein Lager mit Lagergestell eine höhere Lagerkapazität
haben als ein Bodenlager - trotz des Flächenverlustes durch das Lagergestell.
Nachteilig sind die höheren Investitionskosten für das Lagerequipment.
Bei der statischen Lagerung mit Lagergestell kann man zwischen Zeilen- und
Blocklagerung unterscheiden. Einfahrregale und Durchfahrregale sind Beispiele für
Blocklagerung im Lagergestell. Einfahrregale kommen häufig zum Einsatz, wenn
große Mengen von schweren oder druckempfindlichen Artikeln bei geringer Artikel-
vielfalt gelagert werden. In einem Regalblocklager können Warenbewegungen nur
nach Lifo-Prinzip erfolgen. Die Beladung der Regalanlage erfolgt mit Hilfe eines
Gabelstaplers stirnseitig.
39
Abb. 2: Einfahrregal
Quelle: o.V. (o.J.):, Stand: 10.03.2006.
36
Vgl. Heinz, K., Hompel, M.t. (2004b): http://www.lfv.mb.uni-
dortmund.de/mab/p13946/Endbericht%20Materialbereitstellung.pdf, Stand: 15.03.2006. S.25.
37
Vgl. Ehrmann, H. (1997), S. 216.
38
Vgl. Schulte, G. (1996), S. 242.
39
Vgl. Jünemann, R. (1996), Kap. 16-94.
12

Technische Lagersysteme
Die Zeilenlagerung in Palettenregalen oder Fachbodenregalen ist die am meisten
verwendete Art der Lagerung mit Lagergestellen. Diese Regale bieten den Vorteil,
dass durch die Zeilen parallel auf die Lagerplätze zugegriffen werden kann, sodass
das Fifo-Prinzip einfach eingehalten werden kann. Palettenregale bestehen aus
Seitenstützen mit Quer- und Längstraversen, auf denen die palettierten Güter ab-
gestellt werden.
40
Palettenlager werden je nach Raumhöhe mit verschiedenen La-
gerbediengeräten bedient. Bei einer Regalhöhe bis 4,5m werden Gabelhochhub-
wagen, Frontstabler oder Schubmaststabler eingesetzt. Bis zu einer Regalhöhe
von ca. 10,0m kommen hauptsächlich Schubmaststapler zum Einsatz. Ab einer
Regalhöhe von mehr als 10,0m werden schienengeführte Regalbediengeräte zur
Bedienung eingesetzt wie Schmalgangstabler oder automatische Regalbediengerä-
te.
41
Vorteile des Palettenregals sind die hohe Flexibilität bei der Zugriffsleistung
auf die Lagerplätze, der hohe Ordnungseffekt und das hohe Verhältnis zwischen
Raum- und Volumenausnutzung. Zudem kann das Fifo-Prinzip einfach eingehalten
sowie flexibel auf geänderte Anforderungen reagiert werden. Dem gegenüber ste-
hen die hohen Investitionskosten für die Regalanlage. Sind die Bedienungshilfen
des Lagers defekt, kann dies dazu führen, dass ein Zugriff auf die Lagerware nicht
mehr möglich ist.
Fachbodenregale bestehen aus einem vertikalen Ständer, in den die Fachböden
eingehängt oder verschraubt werden. Fachbodenregale können zur Lagerung der
unterschiedlichsten Artikel genutzt werden. Vorwiegend werden Kleinteile und Arti-
kel in ihrer Umverpackung in kleinen bis mittleren Mengen gelagert. Durch unter-
schiedliche Anforderungen an eine Fachbodenregalanlage kann eine Vielzahl an
Zusatzkomponenten zu den Fachböden wie Schubladen, Behälter oder ausziehba-
re Fachböden montiert werden.
42
Ändert sich das Volumen der Lagergüter häufig,
sind Steckregale von Vorteil, da diese durch Umhängen der Fachböden schnell auf
die Abmessungen des neuen Lagerartikels eingestellt werden können. Da diese
Lager sehr oft manuell bedient werden, sollte die Regalhöhe 1,8m nicht überschrei-
ten, da hier die Greifhöhe der Kommissionierer endet. Um die Lagerhallenhöhe
komplett auszunutzen, können weitere Geschosse aufgebaut werden. Bei diesen
so genannten Podestanlagen wird eine weitere Fachbodenregalreihe über die be-
stehende gestellt. Zwischen den Regalen auf ca. 2m Höhe wird dann mit Gitterros-
40
Vgl. Pfohl, H. C. (2003), S. 140.
41
Vgl. Bichler, K., Schröter, N. (2004), S. 154.
42
Vgl Stich, V., Luczak, H. (2004) S. 133.
13

Technische Lagersysteme
ten oder Spanplatten ein Kommissioniergang geschaffen. Mit Hilfe von Treppen
und Lastenaufzügen können die weiteren Geschosse von den Mitarbeitern erreicht
werden. Vorteile des Fachbodenregals sind der hohe Ordnungseffekt und eine ho-
he Zugriffsleistung. Zudem sind diese Lagergestelle flexibel anpassbar an ver-
schiedene Lagerartikel mit unterschiedlichen Volumen. Nachteilig kann sich die
schlechte Greifposition für Kommissionierer auswirken bei Artikeln, die in Fußbo-
denhöhe oder im oberen Lagerbereich lagern. Bei Podestanlagen wirkt die Not-
wendigkeit zum Treppensteigen der Kommissionierer negativ. Hinzu kommen Kli-
matisierungsprobleme, da die Luft in den Geschossanlagen nicht gut zirkulieren
kann.
43
Abb. 3: Palettenregal und Fachbodenregal
Quelle: Heinz, K., Hompel, M.t. (2004a): http://www.lfv.mb.uni-
dortmund.de/mab/p13946/Anhang%20Materialbereitstellung.pdf, Stand: 15.03.2006.
Für Langgüter oder Tafelmaterial eignen sich Wabenregale. Sie können stirnseitig
befüllt werden und eignen sich vor allem bei geringen Mengen pro Artikel und
gleichzeitiger geringer Artikelanzahl.
44
Eine weitere Technik der statischen Zeilenlagerung im Regal sind Kragarmregale.
Sie dienen ähnlich wie Wabenregale zur Aufnahme von Langgütern, wie z.B. Bret-
tern, Stäben, Rohren und Balken.
45
43
Vgl. Bichler, K., Schröter, N. (2004), S. 156.
44
Vgl. Jünemann, R. (1996), Kap. 16-94.
45
Vgl. Bichler, K., Schröter, N. (2004), S. 159.
14

Technische Lagersysteme
Abb. 4: Kragarmregal und Wabenregal
Quelle: o.V. (o.J.): http://www.viastore.de/body_seite11.html, Stand: 17.03.2006.
Kragarmregale werden i.d.R. zeilenweise angeordnet und mit Seitenstaplern oder
Vierwegestaplern bedient.
46
Die Kragarmlänge und Anordnung der Kragarme hän-
gen vom Gewicht und der Länge des Lagerguts ab. Werden Rollen oder andere
runde Güter gelagert, verhindert ein Abrollschutz an der Vorderkante des Kragarms
ein Verrutschen der Güter. Von Vorteil ist, dass die Waren waagerecht lagern und
nicht für die Lagerung senkrecht aufgestellt werden müssen. Dem gegenüber steht
der hohe Platzbedarf, den die Regalbedienräte benötigen, und der Lagervolumen-
verlust, wenn nur geringe Mengen auf den Kragarmen gelagert werden.
47
3.2 Dynamische Lager
Bei der dynamischen Lagerung wird das Lagergut zwischen der Ein- und Auslage-
rung bewegt. Es kann unterschieden werden zwischen feststehenden Lagermitteln
und bewegten Lagermitteln
48
.
3.2.1 Dynamische Lager mit feststehenden Lagermitteln
Dynamische Lager mit feststehenden Lagermitteln gehören zur Gruppe der Block-
regallager. Die Besonderheit bei dieser Form der Blocklagerung ist, dass sich das
Lagergut im feststehenden Regal während der Lagerung bewegt.
49
Ein Durchlauf-
46
Vgl. Jünemann, R. (1996), Kap. 16-93.
47
Vgl. Bichler, K., Schröter, N. (2004) 158.
48
Vgl. Jünemann, R. (1996), Kap. 16-90.
49
Vgl. Stich, V., Luczak, H. (2004) S. 136.
15

Technische Lagersysteme
regal besteht aus mehreren über- und nebeneinander liegenden Kanälen, in denen
je Kanal ein Artikel gelagert wird. Man unterscheidet zwischen Durchlaufregalen mit
Schwerkraftantrieb und durch Stetigförderer angetriebenen Durchlaufregalen.
Schwerkraftbetriebene Regale sind zur Einnahmeseite des Regals ca. 3 bis 8 Grad
geneigt, sodass das Lagergut von der Füllseite auf Grund des Eigengewichtes
über Rollen- oder Röllchenbahnen heruntergleitet.
50
Regale mit Stetigförderer müs-
sen nicht zwangsläufig geneigt sein, da die angetriebenen Rollen den Vorschub
übernehmen. Für beide Durchlauflagertypen gilt, dass das Lagergut in oder auf
geeigneten Lagerhilfsmitteln gelagert werden muss, da sich sonst die Güter in den
Kanälen verkanten können. Vorteil der Durchlaufregallager ist, dass das Fifo-
Prinzip zwangsläufig eingehalten wird. Zudem rutscht die Ware immer wieder in die
Entnahmeposition nach, daher treten keine Nachschubschwierigkeiten bei der
Kommissionierung auf. Durch die räumliche Trennung von Ein- und Auslagerung-
sort können sich der für die Einlagerung zuständige Mitarbeiter und der Kommissi-
onierer nicht behindern. Von Nachteil ist, dass bei der Verwendung von Paletten
die Ladung meist gegen Verrutschen gesichert werden muss. Die Paletten müssen
sich zudem in einem guten Zustand befinden, da ansonsten ein Vorwärtsrollen
nicht möglich ist.
51
Ein Einschubregal ist nahezu baugleich mit einem Durchlaufregal. Dieses Lagerre-
gal wird von der niedrigen Seite her beim Ein- und Auslagern bedient. Beim Einla-
gern wird die bereits eingelagerte Ware über die Rollenbahn nach hinten gedrückt.
Oftmals können nur wenige Paletten pro Kanal gelagert werden, da der vom Stap-
ler aufzubringende Staudruck immer größer werden muss. Zu Problemen kann es
auch kommen, wenn Paletten und Ladung nicht stabil genug sind, um dem Stau-
druck standzuhalten. Ein weiterer Nachteil eines Einschubregals ist, dass das Fifo-
Prinzip nicht eingehalten werden kann und somit nur Lagergut in Betracht kommt,
das nach dem Lifo-Prinzip gelagert werden kann. Von Vorteil ist - gegenüber dem
Durchlaufregal- ,dass nur ein Bediengang an der Lagerstirnseite notwendig ist.
52
50
Vgl. Heinrich, M. (2000) S.317.
51
Vgl. Bichler, K., Schröter, N. (2004), S. 162.
52
Vgl. Stich, V., Luczak, H. (2004), S. 136
16

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783958209008
ISBN (Paperback)
9783958204003
Dateigröße
5.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
2,3
Schlagworte
technische lagersysteme strategien kommissionierbereich verbesserung distributionslogistik
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