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Rohstoffe als alternative Anlageklasse

©2009 Bachelorarbeit 63 Seiten

Zusammenfassung

Rohstoffe stehen seit Beginn des aktuellen Jahrzehnts zunehmend im Fokus des Anlegerinteresses. Aufgrund der Tatsache, dass Rohstoffe bis zum Jahr 2008 sehr attraktive Renditen boten, erfreut sich diese Anlageklasse stetig steigender Beliebtheit. Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Weltwirtschaftskrise und einer möglichen drohenden Inflation sind Investoren eher geneigt, sich nach alternativen Anlageformen umzusehen. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über Rohstoffe als Anlageklasse zu geben und dabei herauszustellen, dass diese neben Aktien und Anleihen als eigenständige Anlageklasse in einem Portfolio anzusehen sind.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Rohstoffe als alternative Assetklasse
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Das Finanzmarktsystem ... 7
Abbildung 2 Future-Preis contra Kassapreis... 9
Abbildung 3 Interaktionen von Terminmarktteilnehmern ... 11
Abbildung 4 Reuters CRB Commodity Index (CRB) ... 15
Abbildung 5 S&P Goldman Sachs Commodity Index (S&P GSCI) ... 16
Abbildung 6 Rogers International Commodity Index (RICI) ... 16
Abbildung 7 Rohstoff-Indizes im Vergleich ... 17
Abbildung 8 Risikoprämien im Futures- und Spot-Markt ... 20
Abbildung 9 Backwardation-Markt für Crude Oil Futures, Januar 2004 ... 21
Abbildung 10 Contango-Markt für Crude Oil Futures, Dezember 2005 ... 22
Abbildung 11 Korrelation der Anlageklassen mit der Inflation, 07/1959 ­ 03/2004 ... 31
Abbildung 12 Konjunkturzyklus ... 31
Abbildung 13 Vergleich: Aktien, Anleihen und Rohstoffe ... 33
Abbildung 14 Performance-Vergleich der Anlageklassen, Juli 2009 ... 34
Abbildung 15 Rendite-Risiko verschiedener Anlageklassen ... 36
Abbildung 16 Effizienzkurve ... 37
Abbildung 17 Risiko-Rendite-Diagramm mit Effizienzkurve und CML ... 38
Abbildung 18 Risiko-Rendite-Diagramm des Aktien-Anleihen-Portfolios ... 39
Abbildung 19 Risiko-Rendite-Diagramm des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios ... 40
Abbildung 20 Risiko-Rendite-Diagramm ... 41
Abbildung 21 Consumer-Price-Index-Zusammensetzung, 2003 ...
44
Abbildung 22 Korrelation von Rohstoffen mit der Inflation, 1982 ­ 2003 ...
44
Abbildung 23 Risikoprämie der einzelnen Anlageklassen, 07/1959 ­ 07/2004 ...
.. 47

Rohstoffe als alternative Assetklasse
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Rohstoffklassen ... 2
Tabelle 2 Wichtigste Terminbörsen für den Bereich Commodity Trading ... 6
Tabelle 3 Übersicht über Rohstoff-Indizes ... 14
Tabelle 4 Rendite-Profil diverser Rohstoff-Future-Indizes ... 27
Tabelle 5 Risiko-Profil diverser Rohstoff-Future-Indizes ... 30
Tabelle 6 Korrelationsmatrix, 01/1991 ­ 05/2004 ... 32
Tabelle 7 Rendite-Risiko-Profil der Anlageklassen, 31.08.1999 ­ 31.08.2009 ... 38
Tabelle 8 Minimum-Variance-Portfolio beim Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolio ... 40
Tabelle 9 Rendite-Risiko-Vergleich zw. Anlageklasse und Musterportfolio ... 41
Tabelle 10 Rendite und Risiko für unterschiedliche Indizes, 12/1969 ­ 05/2004
... 46
Tabelle 11 Grunddaten des Aktien-Anleihen-Portfolios...
... 47
Tabelle 12 Korrelationsmatrix des Aktien-Anleihen-Portfolios ...
.. 48
Tabelle 13 Minimum-Variance-Portfolio beim Aktien-Anleihen-Portfolio ...
...48
Tabelle 14 Korrelationsmatrix des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios ...
... 48
Tabelle 15 Grunddaten des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios ...
... 48

Rohstoffe als alternative Assetklasse
Formelverzeichnis
Formel 1 Berechnung von Financial-Futures ... 18
Formel 2 Berechnung von Rohstoff-Futures... 19
Formel 3 Risikoprämie ... 20
Formel 4 Backwardation-Markt ... 21
Formel 5 Contango-Markt ... 21
Formel 6 Totalrendite eines Rohstoff-Portfolios ... 25
Formel 7 Futures Return ... 26
Formel 8 Berechnung des Maximum Drawdowns...
45
Formel 9 Berechnung der erwarteten Rendite (Mean) eines Portfolios ...
45
Formel 10 Berechnung der Volatilität (Standardabweichung) eines Portfolios ...
45
Formel 11 Berechnung des Korrelationskoeffizienten .
... 46
Formel 12 Berechnung des Minimum-Varianz-Portfolios ...
... 46
Formel 13 Berechnung des Sharpe Ratios ...
... 46

1. Einleitung
1. Einleitung
Rohstoffe stehen seit Beginn des aktuellen Jahrzehnts zunehmend im Fokus des An-
legerinteresses. Aufgrund der Tatsache, dass Rohstoffe bis zum Jahr 2008 sehr
attraktive Renditen boten,
1
erfreut sich diese Anlageklasse stetig steigender Beliebtheit.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Weltwirtschaftskrise und einer mög-
lichen drohenden Inflation sind Investoren eher geneigt, sich nach alternativen Anlage-
formen umzusehen.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über Rohstoffe als Anlageklasse zu geben und
dabei herauszustellen, dass diese neben Aktien und Anleihen als eigenständige Anlage-
klasse in einem Portfolio anzusehen sind.
Hierfür werden im zweiten Kapitel zunächst die Rohstoffmärkte in verschiedene Roh-
stoffklassen eingeteilt. Da Rohstoffe
2
vorwiegend auf Terminmärkten gehandelt werden,
wird im Unterabschnitt 2.2.1 auf die Kausalitäten zwischen Termin- und Kassamärkten
sowie deren Preisbildung und die jeweils partizipierenden Marktteilnehmer Bezug ge-
nommen.
Im dritten Kapitel wird auf die Anlageklasse der Rohstoffe eingegangen. Es werden die
verschiedenen Zugangsmöglichkeiten zu einem Rohstoffinvestment aufgezeigt sowie
die Risiko-Rendite-Eigenschaften der Anlageklasse der Rohstoffe dargestellt. Das
Kapitel schließt mit der Betrachtung der Korrelation mit anderen Anlageklassen ab.
Die Optimierung der Asset-Allokation durch Rohstoffe im vierten Kapitel führt in die
theoretischen Grundlagen der Portfoliodiversifikation ein und bildet die Grundlage für
die Analyse eines Musterportfolios mit einer Beimischung von Rohstoffen unter
Rendite-Risiko-Gesichtspunkten.
Abschließend wird im fünften Kapitel im Rahmen der Schlussbetrachtung Rohstoffe als
Anlageklasse kritisch gewürdigt und es wird ein Ausblick auf zukünftige Ent-
wicklungen dieser Anlageklasse gegeben.
1
Vgl. Performance der Rohstoff-Indizes im Jahr 2009 aus Abbildung 7, S. 17.
2
In dieser Arbeit wird für den Begriff ,,Rohstoff" auch der engl. Begriff ,,Commodity" verwendet.
1

2. Rohstoffmärkte
2. Rohstoffmärkte
Zur Klassifikation von Rohstoffen werden häufig ihre natürlichen Eigenschaften, der
Grad der Regenerierbarkeit, die Herkunft und der Verwendungszweck genutzt und zu
Rohstoffklassen zusammengefasst. Diese Rohstoffklassen werden jeweils an inter-
nationalen Rohstoffbörsen, z. B. in Chicago und New York, gehandelt.
Die einzelnen Rohstoffe werden häufig, wie Tabelle 1 zeigt, in übergeordneten Kate-
gorien zu Soft und Hard Commodities zusammengefasst.
3
Zu den Soft Commodities
gehören alle Rohstoffe, die verderblich sind, jedoch stetig nachwachsen und unbegrenzt
verfügbar sind.
4
Im Gegensatz dazu gehören zu den Hard Commodities alle Rohstoffe
wie Erze, verarbeitete Metalle, Rohöl, Kohle und Gas; diese zeichnen sich dadurch aus,
dass sie begrenzt zur Verfügung stehen und nicht nachwachsen.
Tabelle 1 Rohstoffklassen
5
Rohstoffsektoren
Waren
Übergeordnete
Kategorien
Vieh
lebende Schweine, lebende Rinder
Soft Commodities
Agrarprodukte
Kaffee, Kakao, Zucker, Mais, Sojabohnen, Weizen
Edelmetalle
Gold, Platin, Silber
Hard Commodities
Industriegüter
Erz, Kupfer
Energie
Rohöl, Heizöl, Erdgas, Kohle
2.1 Rohstoffklassen und ihre Charakteristika
Nachfolgend wird nicht explizit auf einzelne Rohstoffe in den Rohstoffklassen Soft und
Hard Commodities eingegangen, da jeder einzelne Rohstoffsektor in den Rohstoff-
klassen erheblichen Preisschwankungen unterliegt und die Liquidität je Sektor sehr
unterschiedlich ist. Im Vordergrund steht deshalb die Darstellung der Besonderheiten
der Soft und Hard Commodities in der Gesamtheit.
2.1.2 Soft Commodities
Zu den Soft Commodities gehören alle landwirtschaftlichen Produkte sowie Vieh und
Holz,
6
welche zu einem wirtschaftlichen Nutzen gehalten oder angepflanzt werden.
3
Vgl. Holz (2008), S. 177.
4
Vgl. Füss und Kaiser (2007), S. 497.
5
eigene Darstellung in Anlehnung an Index Einteilung des CRB-Indizes.
2

2. Rohstoffmärkte
Somit setzt sich die Rohstoffklasse Soft Commodities aus den beiden Rohstoffsektoren
Vieh und Agrarprodukte zusammen. Vorwiegend werden Vieh und Agrarprodukte an
den internationalen Terminbörsen in Chicago (CBOT) sowie in New York (NYBOT)
und in Kansas City (KCBT) gehandelt.
7
Aufgrund ihrer Eigenschaft, ein nachwachsender Rohstoff zu sein, unterliegt der Preis
saisonalen Schwankungen. Dies ist beispielsweise bei Agrarrohstoffen darin begründet,
dass erst zum Erntezeitpunkt das endgültige Angebot feststeht. In der Zeitspanne davor,
d. h. von der Aussaat über die Blüte bis hin zur Ernte besteht stets Unsicherheit über das
zukünftige Ertragsvolumen.
8
Neben saisonalen Faktoren gibt es eine Vielzahl weiterer Einflussfaktoren, die sich in
der Preisbildung an den Terminbörsen niederschlagen können. Ein wesentlicher Ein-
flussfaktor für die Preisentwicklung ist eine Angebotslimitierung, welcher unterschied-
liche Ursachen zugrunde liegen. Beispielsweise kann eine Angebotsverknappung durch
Klimaanomalien und die globale Klimaerwärmung entstehen, die in den letzten Jahr-
zehnten jährlich erhebliche Ernteeinbußen bei den verschiedenen Agrarrohstoffen ver-
ursacht haben.
Bedingt durch den stetigen Anstieg der Weltbevölkerung und der Änderung des
Konsumverhaltens der prosperierenden Volkswirtschaften, wie etwa China und Indien,
verändert sich das Angebots- und Nachfragegleichgewicht bei den Soft Commodities.
9
Das Angebot kann sich nicht uneingeschränkt den neuen Nachfrage-Gegebenheiten an-
passen, denn die Anbaufläche ist insgesamt begrenzt.
10
Die Besonderheit beim Handel mit Fleisch ist, dass dieser einem Konjunkturzyklus
11
unterliegt und das Fleisch wie Zucker ein Wohlstandsindikator ist.
12
Generell gilt die
Faustregel, je mehr Zucker und Süßes konsumiert wird, desto höher ist der Wohlstand
einer Volkswirtschaft.
13
Insgesamt können Sonderfaktoren, wie Rinderwahn oder die
6
Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 67.
7
Vgl. Holz (2008), S. 177.
8
Vgl. Holz (2008), S. 179.
9
Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 68.
10
Vgl. Buchholtz (2006), S.18.
11
Vgl. Goldman Sachs (2006), S. 27.
12
Vgl. Buchholtz (2006), S.18; Single und Bachofer (2006), S. 68.
13
Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 68.
3

2. Rohstoffmärkte
Vogelgrippe, das Konsumentenverhalten beeinflussen, indem bspw. vorübergehend die
Rohstoffklasse Rind gemieden und durch Schwein substituiert wird. Im Rohstoffsektor
Rind wird dann ein Preisverfall eintreten und beim Schwein wird die erhöhte Nachfrage
zu einem Preisanstieg führen. Somit heben sich die negativen und positiven Effekte bei
Rind und Schwein gegenseitig auf. Infolgedessen ist für die gesamte Rohstoffklasse
Soft Commodities kein eindeutiger Effekt, weder positiv noch negativ, von Seuchen wie
Rinderwahn sichtbar.
14
Bei einigen Agrarrohstoffen, wie Zucker, Mais und Raps, ist in den letzten Jahren eine
erhöhte Nachfrage zu beobachten. Die Rohstoffklassen Zucker, Mais und Raps
profitieren davon, dass sie aufgrund des technologischen Fortschritts ein Substitut für
Treibstoff,
15
z. B. Bioethanol, darstellen. Bei diesen Rohstoffen wird zusätzlich zur
Nachfrage als Agrarrohstoff in Zukunft vermehrt die Nachfrage als Energierohstoff die
Wachstumsraten beeinflussen.
Single und Bachofer (2006) nennen als einen weiteren Einflussfaktor die Material- und
Transportkosten. Diese müssen bei nachhaltig steigenden Energie- und Basismetall-
preisen von den Produzenten mit einkalkuliert werden und erhöhen damit indirekt den
Soft Commodity-Preis.
2.1.2 Hard Commodities
Rohstoffsektoren, wie Edelmetalle, Industriegüter und Energierohstoffe, werden zur
Rohstoffklasse Hard Commodities zusammengefasst.
16
Hard Commodities sind auf-
grund ihres natürlichen Vorkommens begrenzt verfügbar und nicht regenerativ.
Eine Produktionserweiterung in Form einer Erschließung neuer Vorkommen ist ein
langfristiges Projekt und deshalb kann das Angebot an Hard Commodities auf kurz-
fristige Veränderungen der Nachfrage nur sukzessiv reagieren.
17
Wenige Länder, wie Saudi-Arabien, Iran und Irak, haben einen direkten Zugang bspw.
zu Erdölreserven und können dadurch die Menge sowie den Preis des Rohöls und der
Ölprodukte selbst bzw. durch die OPEC auf dem Weltmarkt stark beeinflussen.
18
Die
14
Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 69.
15
Vgl. Buchholtz (2006), S.17.
16
Siehe hierzu Tabelle 1, S. 2.
17
Vgl. Holz (2008), S. 180.
18
Vgl. Huth und Leschhorn (2006), S. 27.
4

2. Rohstoffmärkte
größten Rohstoffvorkommen von Hard Commodities befinden sich in den
Entwicklungs- und Schwellenländern,
19
die zum Teil durch politische Instabilität und
veraltete Fördertechnologien geprägt sind.
20
Unsicherheit jeder Art wirkt sich schnell
auf die Rohstoff-Preise an den Terminbörsen aus, wenn mit Lieferverzögerungen und
Produktionsmengenkürzungen gerechnet werden muss.
21
Bei politischen Unruhen in
einem Land führt dies meist zu weltweiten Engpässen, die nicht durch Kapazitätsaus-
weitungen in anderen Ländern ausgeglichen werden können.
Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern, wie China und Indien, steigt jedoch der
Wohlstand schlagartig und es werden vermehrt Hard Commodities nachgefragt, z. B.
um Infrastrukturmaßnahmen durchführen zu können. Solange eine erhöhte Nachfrage
aus den Lagerbeständen befriedigt werden kann, werden bis auf zyklische
Schwankungen keine gravierenden Preisanpassungen geschehen. Wenn die Lager-
bestände jedoch die erhöhte Nachfrage nicht decken, entsteht ein Nachfrageüberschuss,
der zwangsläufig zu einer Preissteigerung führt.
Bei einer langfristigen Prognose der Preisentwicklungen an den Terminmärkten für
Hard Commodities fließen viele Faktoren mit ein, welche eine eindeutige Prognose er-
schweren.
Rohstoffe sind Sachwerte und bieten daher eine Absicherung gegen Inflation. Steigt die
Inflationsrate, so wird vermehrt von Nominalwerten in Sachwerte wie Edelmetalle um-
geschichtet. Infolgedessen werden die Rohstoff-Preise weiter beeinflußt.
22
2.2 Rohstoffterminmärkte
Der moderne Warenterminhandel hat seinen Ursprung in den USA, wo Mitte des 19.
Jahrhunderts die Kontrakte für landwirtschaftliche Produkte standardisiert wurden. Seit
diesem Zeitpunkt ist eine Vielzahl spezialisierter Terminbörsen für den Bereich
Commodity Trading entstanden. Zu den wichtigsten zählen:
23
19
Vgl. Cashin, Liang und Mc Dermott (2000), S. 179f.
20
Vgl. Holz (2008), S. 180.
21
Vgl. Cashin, Liang und Mc Dermott (2000), S. 208.
22
Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 69.
23
Vgl. Holz (2008), S. 177.
5

2. Rohstoffmärkte
Tabelle 2 Wichtigste Terminbörsen für den Bereich Commodity Trading
24
Terminbörse
Terminbörse
Commodity
Chicago Board of Trade
CBOT
Getreide, Ölsaaten, Metalle und
Chemikalien
New York Mercantile
Exchange
NYMEX
Metalle und Mineralöle
New York Board of Trade NYBOT landwirtschaftliche
Produkte
Kansas City Board of
Trade
KCBT landwirtschaftliche
Produkte
London Metal Exchange
LME
Metalle
Intercontinental Exchange
in London
ICE Mineralöle
2.2.1 Termin- und Kassamärkte
Die internationalen Rohstoffmärkte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den
Wertpapiermärkten. Wertpapiere sind bezüglich der Anzahl derer, welche im Umlauf
sind, begrenzt und werden ausschließlich zu Anlage- bzw. Investitionszwecken gehalten.
Rohstoffengagements hingegen sind ,,unbegrenzt" verfügbar; erst bei Betrachtung eines
festgelegten Zeitraums sind sie begrenzt und werden nicht nur zu Anlage- bzw. In-
vestitionszwecken gehalten.
25
Der Finanzmarkt kann grundsätzlich in den Kassamarkt ­ auch als Spotmarkt be-
zeichnet ­ und den Terminmarkt unterteilt werden. Auf dem Kassamarkt werden
Direktgeschäfte mit einem/zum Kassakurs gehandelt.
26
Der Kassakurs oder Spot-Preis
bezeichnet den für einen sofortigen Kauf bzw. Verkauf gültigen Preis,
27
d. h. sofortige
Leistung und Gegenleistung. Auf dem Terminmarkt werden hingegen Geschäfte, deren
Erfüllung in der Zukunft liegt, abgeschlossen. Der Terminkurs ist der Preis, der heute
vertraglich fixiert wird und für eine in der Zukunft liegende Ausführung der Transaktion
gilt.
28
Leistung sowie Gegenleistung erfolgen zu einem in der Zukunft liegenden Er-
füllungszeitpunkt.
29
24
Eigene Darstellung in Anlehnung an Holz (2008), S. 177.
25
Vgl. Holz (2008), S. 177.
26
Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 206.
27
Vgl. Ankrim und Hensel (1993), S. 21.
28
Vgl. Amerio (2005), S. 81.
29
Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 207.
6

2. Rohstoffmärkte
Der Terminmarkt kann, wie Abbildung 1 visualisiert, in bedingte und unbedingte
Termingeschäfte untergliedert werden. Besteht bei einem Termingeschäft ein Wahlrecht,
welches einem Vertragspartner die Entscheidung über Erfüllung oder Nichtausübung
des Wahlrechts einräumt, so ist dies ein bedingtes Termingeschäft.
30
Bedingte Termin-
geschäfte finden sich unter anderem im Finanzinstrument der sogenannten Optionen
wieder. Diese können individuell und außerbörslich (over the counter; OTC) oder
standardisiert und homogenisiert über die Börsen gehandelt werden.
Abbildung 1 Das Finanzmarktsystem
31
Bei unbedingten Termingeschäften verpflichten sich beide Vertragspartner zur
garantierten Leistung und Gegenleistung.
32
Zu den unbedingten Termingeschäften, die
individuell und außerbörslich (OTC) abgeschlossen werden, gehören Forwards,
Forwards Rate Agreements und Swaps. Forwards sind die klassischen unbedingten
Termingeschäfte, die individuell und spezifisch zwischen den Vertragskontrahenten
ausgehandelt werden.
33
Ein Forward Rate Agreement, FRA abgekürzt, ist eine Verein-
barung, bei der sich zwei Vertragsparteien vor Veränderungen von Zinssätzen in deren
jeweiliger Währung schützen, indem sie einen Zinssatz vereinbaren, der bei Fälligkeit
30
Vgl. Müller-Möhl (2002), S. 22.
31
Vgl. Müller-Möhl (2002), S. 21.
32
Vgl. Amerio (2005). S. 81.
33
Für eine vertiefte Darstellung der Unterschiede zwischen Forwards und Futures wird auf Müller-Möhl
(2002), S. 29, verwiesen.
Finanzmärkte
Kassamarkt
Terminmärkte
unbedingte Termingeschäfte
bedingte Termingeschäfte
börsengehandelt
over the counter
börsengehandelt
over the counter
§ Futures
§ Forward
§ Forward Rate
Agreement
§ Swaps
§ Optionen
§ Optionen auf
Futures
§ Optionen
§ Swap-
Optionen
§ Caps, Floors
usw.
Financial Underlyings (Aktien, Devisen, Zinsen, Indizes)
Commodity Underlyings (Rohstoff-Indizes, Rohstoffe wie Agrarprodukte, Edelmetalle)
7

2. Rohstoffmärkte
mit dem Marktzins verglichen wird. Die Differenz wird dann in Form eines Baraus-
gleiches vorgenommen. Bei einem Swapgeschäft werden Zahlungsströme ausgetauscht.
Sind die Verträge hingegen standardisiert, so werden diese an den Börsen gehandelt und
als Futures bezeichnet.
34
Je nach Art des Underlyings, Financial oder Commodity, wirken unterschiedliche
Faktoren auf den Preis des Futures. Die Kausalitäten zwischen Kassamärkten und
Terminmärkten sowie einzelnen Einflussfaktoren auf Financial und Commodity Futures
werden im nachfolgenden Abschnitt näher erläutert.
2.2.2 Preisbildung
Rohstoffe werden hauptsächlich mit Hilfe von Terminkontrakten in Form von Futures
an Warenterminbörsen gehandelt. Während die Preise für Finanzanlagen neben Angebot
und Nachfrage auch von den Zinserwartungen und Risikoprämien bestimmt werden,
reagieren Rohstoff-Preise ausschließlich auf Angebot und Nachfrage. Somit wirkt sich
eine Angebots- und Nachfrageverschiebung preistreibend oder preisschwächend aus.
35
Ergänzend zu den vorherigen Kapiteln haben Gorton und Rouwenhorst (2006: S. 48)
einen Future-Kontrakt, als eine Verpflichtung für den Verkäufer, an einem bestimmten
Termin in der Zukunft eine festgelegte Menge des jeweiligen Underlyings zu liefern,
umschrieben. Umgekehrt hat der Käufer zugestimmt, zu dem gleichen bestimmten
Termin in der Zukunft die festgelegte Menge des Underlyings zu kaufen.
Der Future-Preis ist abhängig vom aktuellen Preis (Kassakurs) des Underlyings, dem
risikolosen Zinssatz
36
, der Dividendenrendite und der Zeit bis zur Endfälligkeit des
Future-Kontraktes.
37
Bei Rohstoff-Futures sind zudem Lagerkosten zu berücksichtigen. Mit dem Erwerb von
physischen Rohstoffen entstehen Lagerkosten, die bei dem Future-Preis berücksichtigt
werden müssen. Lagerkosten kann man als negativen Ertrag bezeichnen; sie schmälern
somit die erhaltende Rendite. Mit dem Erwerb von physischen Rohstoffen entstehen
Kosten der Finanzierung bzw. entgangener Zins und Kosten für die Lagerung. In der
34
Vgl. Amerio (2005), S. 81.
35
Vgl. Holz (2008), S. 179.
36
Risikoloser Zinssatz im engl. risk-free rate.
37
Vgl. Anson (2008), S. 42.
8

2. Rohstoffmärkte
Summe werden diese Kosten als Cost-of-Carry bezeichnet.
38
Demnach errechnet sich
der aktuelle Terminkurs aus der Summe von Cost-of-Carry und Kassakurs.
39
Übersteigt
die Preisdifferenz zwischen kurz und lang laufenden Futures die Cost-of-Carry, so ist
Arbitrage möglich. Wie in Abbildung 2 gezeigt wird, ist die Cost-of-Carry genau der
Betrag zwischen Kassapreis und einem richtigen und fair bewerteten Future-Preis.
40
Ist
der Future-Preis falsch bewertet worden, so können dies einige Anleger direkt durch
Arbitrage-Geschäfte ausnutzen.
41
Abbildung 2 Future-Preis contra Kassapreis
42
Ein weiterer Unterschied zwischen Rohstoff-Futures und Financial-Futures ist die so-
genannte Convenience Yield, auch als Verfügbarkeitsrendite bezeichnet. Sie bezieht
sich auf die Werteinheit des Underlyings und den Zeitraum eines Jahres.
43
Die
Convenience Yield ist die Rendite, die ein Käufer von physischen Rohstoffen durch das
Halten erwirtschaftet, da die Ware sofort verfügbar ist und bspw. in einem Her-
stellungsprozess gewinnbringend eingesetzt werden könnte. Die Convenience Yield
spiegelt die Markterwartung der zukünftigen Verfügbarkeit des Rohstoffes wieder.
44
38
Vgl. Anson (2008), S. 42.
39
Vgl. Hull (2006), S. 158.
40
Vgl. Anson (2008), S. 41.
41
Strategie und Motive von Anlegern bei Arbitrage-Geschäften, siehe Kapitel 2.2.3 Marktteilnehmer.
42
Eigene Darstellung, in Anlehnung an Uszcapowski (1999), S.207.
43
Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 208.
44
Vgl. Lewis (2005), S. 20.
Cost-of-Carry
Beginn
Fälligkeit
Laufzeit
Preis
Kassapreis
Future-Preis
9

2. Rohstoffmärkte
Die Beziehung zwischen Spot-Kurs und Future-Kurs wird komplexer, wenn die Cost-
of-Carry oder die Convenience Yield unsichere Größen darstellen. Wie die Abbildung 2
zeigt, nimmt die Unsicherheit über die Zeit weiter ab, bis beide Preise gleich sind.
Die Fungibilität eines Rohstoff-Futures wird einerseits durch seine Standardisierung im
Vertragswerk und andererseits die Standardisierung des Underlyings in Qualität und
Größe geschaffen. Die Bewertung eines Future-Preises hängt somit insgesamt vom
Spot-Preis des Rohstoffes, dem risikolosen Zinssatz, den Lagerkosten, der Verfügbar-
keitsrendite und der Zeit bis zur Endfälligkeit des Future-Kontraktes ab.
Die Preisentwicklung des zugrundeliegenden Rohstoffes hat somit indirekt Auswirkung
auf den Future-Preis.
45
Das Basisrisiko, welches als Preisänderungsrisiko verstanden
werden kann, ist bei Rohstoff-Futures deutlich größer als bei Financial-Futures.
Bei einem Hedging einer physischen Rohstoffposition können Güte, Lieferart sowie der
Lieferzeitpunkt von den standardisierten Normen der Future-Kontrakte abweichen
46
.
Somit besteht auch bei einem Hedge eine Restunsicherheit, da die Rohstoff-Future-
Position keine perfekte Absicherung von Preisrisiken ermöglicht.
47
2.2.3 Marktteilnehmer
Der Rohstoffterminmarkt bietet ähnlich wie der Aktienmarkt verschiedene Investment-
strategien für verschiedene Interessen, Markteinschätzungen und Zielvorstellungen.
Gewissermaßen können die Investmentstrategien beispielsweise zur Absicherung gegen
unerwartete Preisschwankungen, Spekulationsgeschäfte oder Arbitragestrategien dienen.
Müller-Möhl (2002: S. 123) identifiziert drei Typen von Marktteilnehmern: Hedger,
Trader und Arbitrageur. Wie in Abbildung 3 dargestellt wird, können die einzelnen
Marktteilnehmer jeweils miteinander interagieren.
45
Vgl. Gorton und Rouwenhorst (2006), S. 9.
46
Ein regionaler Produzent, zum Beispiel aus der Region Pampas in Argentinien, der lebendes Rind
anbietet, kann sich mit einem Future nicht gegen das Basisrisiko absichern, wenn sich seine Ware
vom Standard des weltweiten Rohstoffmarktes unterscheidet.
47
Spreman und Gantenbein (2005), S. 209.
10

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783958209572
ISBN (Paperback)
9783958204577
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
rohstoffe anlageklasse
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Titel: Rohstoffe als alternative Anlageklasse
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