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Asset Allocation am Beispiel vermögender Privatkunden

©2005 Diplomarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Die private Finanzberatung soll den Privatkunden bei der Erfüllung finanzieller und wirtschaftlicher Wünsche unterstützen. Grundlagen hierfür sind Liquidität und Vermögensanalysen, Privatbilanzen, private Gewinn und Verlustrechnungen, Projektionsrechnungen, Szenariorechnungen für Risikofälle sowie die Einbeziehung der persönlichen Ziele und Erwartungen. Ohne die Erarbeitung solcher Zahlenwerke kann eine gezielte Steuerung der persönlichen Präferenzen nicht vorgenommen werden. Laut der herrschenden Meinung in der Literatur ist das FP eine zeitliche Abfolge von aufeinander aufbauenden Planungsschritten. Lediglich in der Anzahl und den Bezeichnungen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Es sollen die Ziele und Wünsche des Kunden und nicht der Produktverkauf im Vordergrund stehen. Der Planungsprozess gliedert sich in die Akquisition und Auftragsvergabe, die Datenaufnahme, die Analyse und Planung, die Dokumentation der Ergebnisse und Empfehlungen, das Strategiegespräch und die laufende Betreuung. Ziel ist, den Nutzen für den Kunden sowie den Anbieter zu maximieren also eine win/win-Situation für beide Seiten zu generieren. Das FP ist in Banken in der Geschäftssparte Privatkundengeschäft und dort im Bereich Private Banking angesiedelt. Das Asset Allocation Modell sollte für den Finanzplaner als ein wesentliches Werkzeug verstanden werden, mit dessen Hilfe ein nutzenoptimiertes Portfolio erstellt werden kann.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Einführung in die Thematik
IV
Nr.
Nummer
Mio. Million(en)
o.V. ohne
Verfasser
p.a. per
anno
Prof. Professor
S. Seite
S&P 500
Standard & Poor 500 Index
u.a. und
andere
UHNWI
Ultra High Net Worth Individuls
VDAX Dax-Volatilitäsindex
Vgl. Vergleiche
vs. versus
z.B. zum
Beispiel
WKN Wertpapierkennnummer

1. Einführung in die Thematik
V
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Stufen des Investmentprozesses
6
Abb. 2: Prozess des Investmentmanagements
7
Abb. 3: Handelbarkeit der Assetklassen
16
Abb. 4: Schwankungsbreite von Fondssparplänen
18
Abb. 5: Entwicklung von zwei Anlagestillen aus dem Kurs/Gewinn-Verhältnis
21
Abb. 6 : Anlagestilmatrix
22
Abb. 7: Idealtypischer Konjunktur- bzw. Zinszyklus
29
Abb. 8: Verteilung defensives Portfolio
38
Abb. 9: Verteilung offensives Portfolio
43
Abb. 10: Portfolio-Insurance mit einem Protective Put
49
Abb. 11: Elemente der Performanceanalyse
55

1. Einführung in die Thematik
VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Mögliche Benchmarks
13
Tabelle 2:
Beispiel einer individuellen Benchmark
14
Tabelle 3:
Untergrenze eines 95%-Konfidenzintervalls,
20
Tabelle 4:
Konjunkturindikatoren mit ihren Ausprägung in der jeweiligen
Zyklusphase
29
Tabelle 5:
Renditeprognose durch Szenarien
32
Tabelle 6:
Beispielhafte Portfoliozusammensetzung defensive Strategie
37
Tabelle 7:
Rendite und Risiko defensives Portfolio
41
Tabelle 8:
Beispielhafte Portfoliozusammensetzung offensive Strategie
42
Tabelle 9:
Rendite und Risiko offensives Portfolio
45
Tabelle 10: Rebalancig Ansätze
46
Tabelle 11: Knock-Out-Short-Zertifikat
46
Tabelle 12: Verschiedene Wertentwicklungen des Portfolios
52

1. Einführung in die Thematik
1
1.
Einführung in die Thematik
1.1. Inhalt und Ziel der Arbeit
Asset Allocation hat in den letzten Jahren national und international an Bedeutung
und Professionalität gewonnen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren
weiter fortsetzen, da sich die Vermögensstruktur institutioneller und vor allem auch
privater Investoren ändert. Es gibt in Deutschland immer mehr arme und reiche
Menschen, der Mittelstand nimmt fortschreitend ab, laut einer DIW Studie stieg
zwischen 1985 und 2003 der Bevölkerungsanteil mit höheren und gehobenen
Einkommen von 16 auf 20 Prozent.
1
Den reichsten Zehn Prozent der Bevölkerung
gehören 47 Prozent des Gesamtvermögens, das sind durchschnittlich 624000 Euro.
2
Außerdem wird durch die demographische Entwicklung in den nächsten Jahren ein
Billionen Vermögen vererbt, folglich steigt die Zahl der vermögenden Privatleute und
daher auch der professionelle Beratungsbedarf weiter an. Weitere Gründe liegen in
der Verfügbarkeit anspruchsvoller Investitionstechnologien, der Liberalisierung der
Finanzmärkte und der Verbreitung kapitalmarkttheoretischer Erkenntnisse des
professionellen Portfoliomanagements.
Die Börsenbaisse der Jahre 2000 bis 2003 hat bei vielen Investoren ­ bei privaten
Anlegern als auch bei institutionellen ­ einen enormen Kapitalverlust verursacht.
Doch es war nicht nur die schlechte Entwicklung der Kapitalmärkte die zu dieser
schlechten Performance führte, auch ein falsches oder unzureichendes
Portfoliomanagement hatte darauf einen maßgeblichen Einfluss.
,,Don´t put all eggs in one basket" so lautet schon eine alte Wall Street Weisheit,
dennoch investierten viele einen Grossteil ihres Vermögens in die selben
Assetlklassen und schätzten die eigene Risikotragfähigkeit völlig falsch ein, stellte
Professor und Nobelpreisträger Daniel Kahnemann fest.
3
Vor allem bei vermögenden
Privatanlegern die auf eine professionelle Vermögensverwaltung verzichteten, waren
die Verluste besonders groß. Doch nach einer Studie der Frankfurter Ratingagentur
1
Vgl. o.V.: Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter, www.spiegel.de/wirtschaft.html , 26.01.2005.
2
Vgl. o.V.: Erschreckendes Dokument sozialer Zerrissenheit, www.spiegel.de/ploitik/deutschland.html ,
02.03.2005.
3
Vgl. Palan Dieter: Konzentration auf das Wesentliche, www.manager-magazin.de/geld/geldanalage ,
24.03.2004.

1. Einführung in die Thematik
2
für Vermögensverwalter First Five
4
und des Instituts für Qualitätssicherung und
Prüfung von Finanzdienstlerstern
5
waren die meisten vermögenden Privatkunden
auch mit professioneller Hilfe schlecht bedient, denn nur in seltenen Fällen wurde
das mögliche Anlagespektrum genutzt. Innovative Anlagemöglichkeiten wie
Mezzanin-kapital oder gebrauchte ausländische Versicherungspolicen wurden nur
selten beachtet.
6
Eine Vielzahl theoretischer und empirischer Studien haben die herausragende
Bedeutung der Asset Allocation für den Anlageerfolg aufgezeigt, was im scharfen
Kontrast mit der Tatsache steht dass diese in der Praxis, aus welchen Gründen auch
immer, oft noch immer falsch angewandt oder vernachlässigt wird. So werden bei
alltäglichen Kaufentscheidungen Tage und Wochen zur Informationssammlung
investiert und bei grundlegenden Finanzentscheidungen wird oft ad hoc entschieden.
Inhalt dieser Arbeit ist es aufzuzeigen wie der allokative Anlageprozess strukturiert
sein sollte und welche Anlagestrategien es für den vermögenden Investor gibt.
1.2. Rahmenbedingungen
1.2.1 Abgrenzung und Definition des vermögenden Privatkunden
Weltweit gibt es mehr als zehn Millionen Dollar Millionäre
7
und in Deutschland gibt es
im Moment mehr als 750.000 Privatpersonen die ein Vermögen besitzen welches
größer als eine Million Euro ist
8
. Das diese sogenannten High Net Worth Individuals
(
HNWI) als vermögend eingestuft werden ist eindeutig. Als Ultra High Net Worth
4
Vgl. www.firstfive.de ,abgerufen am 09.03.2005.
5
Vgl. www.iqf.info.index.html abgerufen am 09.03.2005.
6
Vgl. o.V.: Die besten Vermögensmanager für 2005 in Österreich ,der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein und
Luxemburg, www.fuchsbriefe.de, abgerufen am 11.03.04.
7
Vgl. Engelbrecht Torsten: Reiche wollen immer mehr, in: Financial Times Deutschland, 08.09.2002.
8
Vgl. Lutz Reiche: Banken beraten Reiche schlecht, www.mamger-magazin.de/geld/geldanalage , 19.01.2005.

1. Einführung in die Thematik
3
Individuals UHNWI gilt man ab einem Vermögen ab 30 Mio. Euro von denen es im
Moment ungefähr 3700 in Deutschland gibt.
9
Ab wann aber ein Finanzdienstleistungsinstitut einen Privatkunde als vermögendend
einstuft, der nicht über ein solch großes Anlagevolumen verfügt, ist von
Unternehmen zu Unternehmen höchst unterschiedlich. Während die Deutsche Bank
nach deren Aussage schon ab dem ersten Euro eine Asset Allocation betreibt aber
den Kunden ab 12,5 Mio. Euro eine noch speziellere Beratung anbietet,
10
wird diese
bei der HypoVereinsbank ab 75.000 Euro dem Kunden angeboten
11
. Bei den Volks-
und Raffeisenbanken
12
gilt ein Kunde ab einem Anlagebetrag von 250.000 Euro als
vermögend und wird erst dann spezifisch beraten.
Es lassen sich je nach den Erfordernissen der Kunden verschiedene
Finanzplantypen unterscheiden wobei die Grenzen fliesend sind und durch die
Anbieter am Markt verschieden definiert werden. Determiniert werden die
unterschiedlichen Typen durch die Einkommenshöhe, den Komplexitätsgrad des
vorhandenen Vermögens, der absoluten Vermögensgröße und der beruflichen
Stellung
13
.
Auch wenn natürlich für alle Vermögensschichten eine gezielte Finanzplanung
unerlässlich ist, so zielt diese in Deutschland mehr auf das gehobene
Privatkundensegment. Ursache hierfür sind die hohen Kosten, selbst für die
Erstellung einer einfachen Finanzplanung.
14
9
Vgl. Krauss Peter: Neue Kunden mit Financial Planing, Gabler Verlag, Wiesbaden,2003, S. 96.
10
Laut den Angaben des Filialleiters der Deutschen Bank Deggendorf am 07.03.2005.
11
Laut den Angaben des Filialleiters der HypoVereinsbank Deggendorf am 07.03.2005.
12
Laut den Angaben der Wertpapierabteilung der Volksbank Vilshofen vom 09.03.2005.
13
Vgl. Christian Schneider: Portfolio Management im Financial Planing, Bankakademie Verlag, 1.Auflage,
Frankfurt a.M., 2002, S. 24.
14
Vgl. Böckhoff Michael / Dr. Stracke Guido: Der Finanzplaner - Handbuch der privaten Finanzplanung und
individuellen Finanzberatung , Sauer Verlag, Heidelberg, 1999, S. 40.

1. Einführung in die Thematik
4
1.2.2 Asset Allocation als Teil des Financial Planing
Der Begriff Financial Planing kommt aus dem angelsächsischen Sprachraum und ist
in Deutschland immer noch relativ unbekannt. In den USA versteht man darunter,
sowohl die finanzielle Beratung von Privatpersonen als auch die Aufstellung einer
umfassenden unternehmerischen Finanzplanung. Bei der Beratung von
Privatpersonen, wird kein Unterschied zwischen vermögenden und nicht
vermögenden Kunden gemacht. Das FP ist nicht direkt mit dem in Deutschland
verbreiteten Begriff Private Finanzplanung vergleichbar da sich diese nicht auf
Unternehmen und institutionelle Anleger bezieht, vielmehr müsste der Begriff
Personal Financial Planing verwenden werden.
15
In dieser Arbeit steht der gehobene
Privatkunde im Vordergrund, für den das Financial Planing ursprünglich auch
gedacht war. Die gehobene Klientel ist in den letzten Jahren im Hinblick auf die
Beratungsqualität auch immer anspruchsvoller geworden, somit wächst der Bedarf
an Certified Financialplaner (CPF) stetig.
Die private Finanzberatung soll den Privatkunden bei der Erfüllung finanzieller und
wirtschaftlicher Wünsche unterstützen. Grundlagen hierfür sind Liquidität und
Vermögensanalysen, Privatbilanzen, private Gewinn und Verlustrechnungen,
Projektionsrechnungen, Szenariorechnungen für Risikofälle sowie die Einbeziehung
der persönlichen Ziele und Erwartungen. Ohne die Erarbeitung solcher Zahlenwerke
kann eine gezielte Steuerung der persönlichen Präferenzen nicht vorgenommen
werden. Laut der herrschenden Meinung in der Literatur ist das FP eine zeitliche
Abfolge von aufeinander aufbauenden Planungsschritten. Lediglich in der Anzahl und
den Bezeichnungen gibt es unterschiedliche Auffassungen.
16
Es sollen die Ziele und
Wünsche des Kunden und nicht der Produktverkauf im Vordergrund stehen. Der
Planungsprozess gliedert sich in die Akquisition und Auftragsvergabe, die
Datenaufnahme, die Analyse und Planung, die Dokumentation der Ergebnisse und
Empfehlungen, das Strategiegespräch und die laufende Betreuung. Ziel ist den
Nutzen für den Kunden sowie den Anbieter zu maximieren also eine win/win-
15
Vgl. Farkas-Richling Dirk / Staab Wolfgang: Private Finanzplanung, Vermögensanlage und Steuern, Schäffer-
Pöschl Verlag, Stuttgart, 2003, S. 5
16
Vgl. Tilmes Rolf: Financial Planing im Private Banking, Uhlenbruch Verlag, Bad Soden, 2000, S.44.

1. Einführung in die Thematik
5
Situation für beide Seiten zu generieren
17
. Das FP ist in Banken in der
Geschäftssparte Privatkundengeschäft und dort im Bereich Private Banking
angesiedelt.
18
Andere Bezeichnungen in diesem Zusammenhang sind Private
Banking Special, Affluent Banking und Retailbanking.
Das Asset Allocation Modell sollte für den Finanzplaner als ein wesentliches
Werkzeug verstanden werden, mit dessen Hilfe ein nutzenoptimiertes Portfolio
erstellt werden kann.
1.3 Bedeutung der Asset Allocation innerhalb des Portfolio
Managements
Das die Gewichtung und die Auswahl der Assetkategorien den Anlageerfolg
entscheidend beeinflussen, wurde durch zahlreiche Studien bewiesen und ist in der
Finanzwelt unbestritten.
Nach einer Untersuchung von Kaplan und Ibbotson hängt die Rendite bei
Aktienfonds zu 93 % von Entscheidungen ab, die der strategischen Asset Allocation
zugeordnet werden müssen. Die Auswahl der Einzeltitel summierte sich entgegen
der allgemeinen Meinung nur auf 3 % und das Timing auf 5 %. In der Studie wurden
die Renditen amerikanische Aktienfonds innerhalb eines drei Jahres Zeitraums
einbezogen.
19
Natürlich ist der Untersuchungszeitraum zu kurz um den Ergebnissen
eine allgemeine Gültigkeit zuzusprechen, doch der Kern der Untersuchung bleibt
erhalten, nämlich die enorme Wichtigkeit der AA innerhalb des
Portfoliomanagements.
17
HSBC Trinkaus & Burkhardt, Kundenprospekt 2004.
18
Vgl. Gramlich Ludwig / Grill Wolfgang/ Eller Roland: Bank Lexikon, 12.Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden
1999, S. 1258.
19
Vgl. Ibbotson Roger / Kaplan Paul: Does Asset Allocation explain 40, 90 or 100% of Performance explain ?,
Financial Analysis Journal, Jan 2000, S. 32.

1. Einführung in die Thematik
6
Innerhalb des Portfoliomanagements gliedert sich die Asset Allocation in den
Investmentprozess folgendermaßen ein: Als erstes sind die Kundenbedürfnisse und
die Anlageziele zu definieren. Bei einer vermögenden Privatperson kann das z.B.
eine höchst mögliche jährliche Entnahme sein, ohne dass sich das angelegte Kapital
auch unter Berücksichtung der Inflation vermindert. In der nächsten Stufe erfolgt der
eigentliche allokative Investmentprozess innerhalb des Portfoliomanagements mit
der Umsetzung der vorher festgelegten Ziele und Bedürfnisse in reale Portfolios. Hier
wird die taktische sowie die strategische Asset Allocation angewandt. Als letzte Stufe
erfolgt die Performancemessung und die Analyse der einzelnen Komponenten der
Performance.
20
In den Abbildungen 1 und 2 soll diese Vorgehensweise noch einmal veranschaulicht
werden.
Abbildung 1: Stufen des Investmentprozesses
21
20
Vgl. Coche Joachim / Stotz Olaf: Asset Allocation ­ Vermögens- und Finanzanlagen professionell
steuern, Fachverlag Deutscher Wirtschaftsdienst, 2002, S. 16.
21
Quelle: Eigene Darstellung
Kundenziele
und
Bedürfnisse
Strategische
Asset Allocation
Taktische
Asset Allocation
und Umsetzung
Kontrolle
und
Berichterstattung

1. Einführung in die Thematik
7
Prozess des Investmentmanagements:
1. Investorpolitik (Rendite / Risiko / Einschränkungen)
2.
Kapitalmarkterwartungen (Prognosen für Rendite und Volatilität)
3.
Optimierung der Nutzenfunktion (optimale strategische Verteilung)
4.
Kapitalverteilung an Manager (aktive oder passive Strategie)
5.
Managementmethoden (tatsächlich oder synthetisch)
6.
Performancemessung (Analyse und Bewertung)
7.
Feedback (Rebalancing und ggf. Managerwechsel)
Abbildung 2: Prozess des Investmentmanagements
22
22
Quelle: Prof. Bauersachs Jack, Vorlesungsunterlagen für das Fach Investmentmanagement an der
Fachhochschule Deggendorf., 02.06.05.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
8
2. Asset Allocation für vermögende Privatkunden
2.1 Definition und Grundüberlegungen
Asset Allocation bezeichnet im Allgemeinen den Prozess einer strukturierten,
zielgerichteten Aufteilung (Allocation) von Anlagemittel auf Anlagemöglichkeiten
(Assets), wie beispielsweise Aktien, Immobilen, Anleihen, Bonds, Rohstoffe, Venture
Capital usw. in verschiedenen Ländern und Währungen.
23
Der gesamte Prozess der
Asset Allocation ist ein komplexer, dynamischer und umfangreicher Vorgang welcher
sich nicht nur auf die Verhältnisse des Kapitalmarkts bezieht, sondern ebenso die
Risikoneigung, die Ziele und Bedürfnisse des Investors wiederspiegelt.
24
Zu
beachten ist, dass bei der Differenzierung der verschiedenen Assetklassen deutliche
Unterschiede in der Rendite auftreten, da das Risiko der jeweiligen Anlageform
unterschiedlich hoch ist. Das Risiko lässt sich in zwei Faktoren zerlegen. Der erste
drückt sich in der Standardabweichung der Renditen aus, der zweite in den
Zusammenhängen der Renditen untereinander, gemessen an der Korrelation.
25
An dieser Stelle sollte auch der Nobelpreisträger H. M. Makowitz erwähnt werden
der wohl als erster mit seiner Portfolio Selection Theory nicht nur die
Ertragsausichten eines Portfolios, sondern auch die damit verbundenen Risiken
betrachtete, was die Grundlage des allokativen Anlageprozess darstellt. Ebenso
erkannte er, dass mit einem Wertpapierportfolio das Risiko im Vergleich zu einer
Einzelanlage vermindern kann, da sich die verschiedenen Kapitalanlagen nicht gleich
entwickeln und die Einzelrisiken nicht einfach miteinander addiert werden dürfen.
26
In der Portfoliotheorie wird das Risiko einer Kapitalanlage durch die Volatilität
ausgedrückt. Diese stellt sich für den Investor nicht als Kennzahl dar. Der Anleger
empfindet eher das Verfehlen der angestrebten Rendite oder den Verlust des
23
Vgl. Garz Hendrik / Günther Stefan / Moriabadi Cyrus: Portfoliomanagement, Bankakademie Verlag, 3.Auflage,
Frankfurt a.M.,2000, S.138.
24
Vgl. Garz Hendrik, 2000, a.a.O., S. 119.
25
Vgl. Coche Joachim a.a.O., S. 16.
26
Vgl. Garz Hendrik,2002, a.a.O S..17.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
9
eingesetzten Kapitals als Risiko. Ziel ist es ein Portfolio mit optimalem Rendite/Risiko
Verhältnis zu erstellen.
27
2.2 Strategische Asset Allocotion
Die strategische Asset Allocation beinhält im Grunde nur die Zerlegung des
gesamten Portfolios auf breit definierte Assetkategorien.
28
In diesem Bereich des
Investmentprozess soll ein ausgewogenes Portfolio auf Grundlage einer langfristig
ausgerichteten Anlagepolitik die einerseits den Bedürfnissen des Investors und
anderseits den Erfordernissen des Kapitalmarkts entspricht. Als Anlagehorizont sind
mehrere Jahre anzusetzen.
29
2.2.1
Aktives vs. Passives Management
2.2.1.1 Darstellung der beiden Strategien
Grundsätzlich stehen einen Anleger zwei Strategien zur Auswahl, wie er sein
Vermögen verwalten kann. Einerseits eine sog. ,,Buy-and-Hold" Strategie also eine
passive, anderseits eine aktive die auch intertemporale Strategie genannt wird.
Der Unterschied ist, dass in der passiven Strategie keine Veränderungen in der
Portfoliostruktur bis zum vorher festgelegten Ablauf des Anlagezeitraums
vorgenommen werden.
30
,,Beim passiven Portfoliomanagement wird davon
ausgegangen, dass Finanzmarktprognosen nicht möglich sind oder nicht die Güte
besitzen um die mit ihnen verbundenen Kosten zu decken. Daher ist das Ziel, eine
27
Vgl. Steiner Manfred: Entwicklung von Anlagestrategien, In: Cramer Jörg / Rudolph Bernd (Hrsg): Handbuch für
Anlageberatung und Vermögensverwaltung, Fitz Knapp Verlag, Frankfurt a.M., 1995, S.306.
28
Vgl. Bernd Rudolph: Theorie und Empirie der Asset Allocation, In: Handbuch Asset Allocation, Uhlenbruch
Verlag, Bad Soden, 2003, S. 17.
29
Vgl. Garz Hendrik ,2000, a.a.O. S..120.
30
Vgl. Seiler Daniel Noel Patrik: Strategische Asset Allocation ­ Eine Untersuchung aus Sicht eines Schweizers
Investors, Dissertation der Universität St. Gallen, Difo-Druck Gmbh, Bamberg, 2004, S.44 ­45.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
10
möglichst exakte und kostengünstige Replikaktion des gewählten Benchmark-
portfolios zu erreichen".
31
Wobei es natürlich auch Mischformen aus den beiden
Ansätzen gibt.
Das aktive Portfoliomanagement geht von einer Ineffizienz der Kapitalmärkte aus
d.h. ein Investor kann durch Informationsbeschaffung einen Vorteil ggü. den anderen
Anlegern erlangen und dadurch im Vergleich zu einer Benchmark eine
überdurchschnittliche Rendite erwirtschaften.
32
Wobei das Timing der Kauf und
Verkaufszeitpunkte in der aktiven Strategie einen nicht zu unterschätzenden Einfluss
hat
An dieser Stellt sollte auch der Begriff Behavioral Finance genannt werden da dieser
die These ineffizienter Kapitalmärkte stützt. Es ist ein verhaltensorientierter Ansatz,
denn es lässt sich an den Kapitalmärkte immer wieder beobachten dass den
Entscheidungen der Masse gefolgt wird und dadurch ein Trend immer weiter
verstärkt wird. Die Anleger verhalten sich nicht mehr rational, es handelt sich also um
ein massenpsychologisches Phänomen.
33
Eine aktive Investmentstrategie lohnt sich nur falls die angefallen Kosten für
Informationsbeschaffung, Transaktionen, Auswertung usw. durch eine höhere
Rendite überkompensiert werden. Jedes aktivische Portfoliomanagement muss sich
am passiven Ansatz messen lassen. In zahlreichen Studien wurde der Erfolg des
aktivischen Managements untersucht. Das Ergebnis war meist ernüchternd für den
aktiven Ansatz. Es konnte im Durchschnitt keinerlei Outperformance ggü. dem
passiven Ansatz attestiert werden, auffallend ist allerdings die enorme auftretende
Streubreite der Renditen.
34
Neben der Wissenschaft welche die Märkte als
informationseffizient ansieht, sprechen historische Erfahrungen gegen den aktiven
Ansatz da eben nur wenig Fondsmanager auf Dauer besser performen als die
31
Vgl. Podig Thorsten / Brinkmann Ulf / Seiler Katharina: Portfoliomanagement ­ Konzepte und Strategien
(Theorie und praxisorientierte Anwendungen mit Excel ), Bad Soden, 2005, S. 114.
32
Vgl. Bernd Rudolph, a.a.O. ,S 21.
33
Vgl. Krämer Werner: Aktives vs. Passives Portfoliomanagement, in Vöcking Thomas / Kaiser Helmut:
Strategische Anlageberatung, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2002, S. 35-47.
34
Vgl. Garz Hendrik / Günther Stefan / Moriabadi Cyrus: Portfoliomanagement ­ Theorie und Anwendung ,
Bankakademie Verlag, 1.Auflage, Frankfurt a.M., 2002,S. 149.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
11
Benchmark. Viele Investoren, vor allem auch vermögende Privatanleger hätten in der
Vergangenheit mit Indexzertifikaten besser abgeschnitten.
35
So ist es nicht
verwunderlich das der passive Anlagestill, obwohl er von vielen Investoren als eher
langweilig angesehen wird, in der Praxis immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Neben der klassischen Buy-and-Hold Strategie gibt es noch andere wie die
sogenannte Indexierung oder auch Index Tracking genannt. Bei diesem Verfahren
wird ein Marktindex wie z.B. der DAX näherungsweise oder genau nachgebildet.
Dies lässt sich beliebig auf Marktsegmente, Länder, Branchen oder Assetklassen
anwenden. Wird die Indexierung nach der Total Replication Methode vorgenommen
entspricht das Index Portfolio exakt nach der Anzahl und Gewichtung der
Einzelwerte. Nachteil ist die ständige Anpassung an dem orientierten Index da sich
dieser durch Dividendenzahlungen, Aktiensplitts, Kapitalerhöhungen, usw. ständig
verändert was wieder mit Transaktionskosten verbunden ist. Besser ist das
sogenannte Sampling, wobei dieses den Index nur näherungsweise nachbildet.
36
Als Tracking Error bezeichnet man die Standardabweichung der Differenz zwischen
dem Portfolio und dem Index, er gibt somit das Risiko einer Verfehlung der
angestrebten Rendite z.b. die des DAX an.
2.2.1.2 Implikationen
Es lässt sich feststellen, obwohl üblicherweise von den meisten Portfoliomanagern in
den Heimatmärkten eher eine aktive Selektion von Einzeltitel vorgenommen wird und
in ausländischen Märkten eher ein Index nachgebildet wird.
37
würde ein aktives
Management vor allem in Nischenmärkten, wie z.B. Osteuropa, wo es eben
Informationsineffizienzen gibt Sinn machen. In breiten Märkten wie dem DAX ist eher
ein passiver Ansatz zu wählen. Anzumerken ist noch das von den meisten privaten
Investoren nicht erkannt wird das bei einem Investment die Rendite immer im
35
Vgl. Müller Johannes / Lahusen Reinhard: Das Paradoxon des passiven Portfoliomanagements, erschienen in
der Zeitschrift: Die Bank, 1/2003, S.41-42.
36
Vgl. Garz Hendrik, 2000 ,a.a.O. , S.126.
37
Vgl. Garz Hendrik , 2002 , a.a.O., S.149.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
12
Vergleich zu dem eingegangenen Risiko betrachtet werden muss. So ist die Aussage
Aktienfonds X hat in den letzten Jahren die Rendite Y erwirtschaftet nicht
aussagekräftig, da das eingegangene Risiko nicht beachtet wurde. In der Praxis ist
es häufig so dass mit einer passiven Strategie zwar keine höhere Rendite erzielt wird
als mit einer aktiven, doch das eingegangene Risiko geringer ist.
Die Auswahl des Managers stellt für den Investor eine grundlegende und
entscheidende Aufgabenstellung dar."Gelingt es dem Investor, Assetmanager zu
selektieren, die Outperformance generieren können, weil sie die Kriterien guten
Fondsmanagements erfüllen, kann aktives Management für den Fondssponsor ein
optimales Mittel sein, für ihn Wert zugenerieren".
38
Wobei die Wahrscheinlichkeit
einer Outperformance bei denjenigen Managern etwas größer ist die schon im
Vorjahr besser waren als der Index. Das gleiche gilt auch bei einer
Underperformance. Zuruckzuführen ist dies darauf, dass manche Markteilnehmer
scheinbar wirklich in bestimmten Gebieten individuelle Stärken aufweisen können.
39
2.2.2 Bedeutung von Benchmarks
Der Begriff Benchmark bedeutet in diesem Zusammenhang einen
Vergleichsmaßstab für die Performance eines Fonds-, Portfoliomanager oder
Vermögensverwalter. Es ermöglicht eine Beurteilung ob die vorher genannten
Personen besser oder schlechter als der Markt abgeschnitten haben. Es lässt sich
aber auch gegenüber anderen Manager also Mitbewerber ein Leistungsvergleich
anstellen.
40
Sie dient als Kommunikationsgrundlage zwischen Investor und
Manager.
In der Literatur findet man häufig die Kriterien die von dem Nobelpreisträger William
F. Sharpe für eine Benchmark. aufgestellt wurden. Diese sollte nachbildbar bzw. real
38
Vgl. Vöcking Thomas / Kaiser Helmut: Strategische Anlagebratung ­ Assetklassen und Portfoliomanagement,
Gabler Verlag, Wiesbaden, 2002, S. 47.
39
Vgl. Garz Hendrik , 2002, a.a.O., S.149 .
40
Vgl. Krämer Werner / Welp Norbert: Bedeutung der Benchmark für den Anlageerfolg, in Vöcking Thomas /
Kaiser Helmut: Strategische Anlageberatung, Gabler Verlag ,Wiesbaden, 2002, S. 48-57.

2. Asset Allocation für vermögnede Privatkunden
13
erwerbbar sein, breit diversifiziert und dadurch schwer risikoadjustiert zu schlagen
sein, dauerhaft existent sein, der reale Erwerb sollte kostengünstig im Bezug zu den
Transaktionskosten durchführbar sein. Darüber hinaus sollte sie den gleichen
Restriktionen als dem Portfolio unterliegen und sie sollte vor den
Anlageentscheidungen getroffen werden.
41
Standarisierte Benchmarks wie Indizes
die repräsentativ für bestimmte Anlageklassen, Regionen, Anlagestile und
Marktsegmente sind, werden am häufigsten verwendeten.
42
Für die Festlegung
einer Benchmark steht ein Kapitalmarktsegment im Vordergrund und nicht ein
Performanceprofil. Zu beachten ist das für einen realistischen Vergleich ein
Performanceindizes gewählt werden sollte, da diese im Unterschied zu reinen
Kursindizes die Dividenden und anderen Erträge beinhalten. Die folgende Tabelle
soll einen Überblick über mögliche standarisierte Benchmarks in den verschiedenen
Assetkategorien geben.
43
Assetkategorie
Beispiele von standardisierten Benchmarks
Deutsche Anleihen
REX, REX-P, PEX,
Deutsche Aktien
DAX, MDAX, SDAX, TecDAX
Europäische Aktien
Dow Jones Euro STOXX 50
US Aktien
Dow Jones Industial, Nasdaq,S&P 500
Internationale Anleihen J.P. Morgan World Goverment Bond Index
US Anleihen
Lehman Brothers Bond Indizes
Commodities
Goldman & Sachs Commodity Index (GSCI)
Tabelle 1: Mögliche Benckmarks Quelle: Eigene Darstellung
Da aber in der Praxis das Portfolio eines vermögenden Privatkunden über
verschiedene Anlagekategorien aufgrund der Diversifizierung verteilt ist, werden die
Ziele eines solchen Investors nicht wiedergegeben. Es wird deshalb die Benchmark
auf den jeweiligen Kunden, in diesem Fall den gehobenen Privatanleger, individuell
41
Vgl. Bruns Christoph / Meyer-Bullerdiek Frieder: Professionelles Portfolio Management ­ Aufbau, Umsetzung
und Erfolgskontrolle strukturierter Anlagestrategien, Schäffer-Pöschl Verlag, 3. Auflage, Stuttgart, 2003, S.61 ff.
42
Vgl.. Krämer Werner / Welp Norbert a.a.O. S. 51.
43
Vgl. Bruns Christoph / Meyer-Bullerdiek Frieder, a.a.O., S. 41.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783958209640
ISBN (Paperback)
9783958204645
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Deggendorf
Erscheinungsdatum
2015 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
asset allocation beispiel privatkunden
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Titel: Asset Allocation am Beispiel vermögender Privatkunden
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